Sahras Gedankenwelt

Sahras Gedankenwelt

Marie Likisch


EUR 13,90
EUR 8,99

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 76
ISBN: 978-3-95840-200-3
Erscheinungsdatum: 31.10.2016
Sahra erzählt in Tagebuchform aus ihrem Leben: vom Alltag mit der Familie, aber auch über ihre Gedanken zu Kirche, Religion und sozialen Fragen. Die Geschichte einer ganz normalen Frau mit allen Höhen und Tiefen - und einem erfüllenden Glauben an Jesus.
Über mich

Hallo, ich bin die Marie und schrieb das Buch „Jetzerla“ und „Plätschern und Walzer“. Das erste Buch schrieb ich über mich; das zweite Buch entstammt meiner Fantasie. „Plätschern und Walzer“ ist noch nicht veröffentlicht. Ich unterschrieb heute Nachmittag den Vertrag mit dem Novum-Verlag. Und schickte heute, den 16. 03. 2016, die Vertragsunterlagen per Mail ab. „Plätschern und Walzer“ ist ein Tagebuch von Sahra. Und nun folgt die Fortsetzung von Sahras Tagebuch. Dieses Buch „Sahras Gedankenwelt“ entsteht ebenfalls aus meiner Fantasie und es dreht sich viel um die Gedanken von Sahra und ihrer Lebenswelt. Und weil ich eine Fortsetzung von „Plätschern und Walzer“ will, schreibe ich nun „Sahras Gedankenwelt“.
Mein Name „Marie Likisch“ ist ein Pseudonym. Meine Kinder fühlen sich wohler, wenn ich nicht unter meinem richtigen Vornamen und Nachnamen veröffentliche. Meine richtigen Vornamen sind: Andrea Rosemarie. Von dem zweiten Vornamen nahm ich das hintere Wort als Name. Es war die Inspiration für den Namen. An den zweiten Vornamen habe ich mich mittlerweile gewöhnt. Meine Taufpatin heißt Rosemarie. Darum bekam ich den Namen. Ich mag Rosen und so eine Blume im Namen zu haben, finde ich mittlerweile nicht mehr kitschig, sondern cool. Alles Betrachtungssache. Und meine Rosen im Garten schaue ich gerne an. Es sind tolle Blumen. Und einen kleinen grünen Daumen für die Gartenarbeit habe ich auch. Und Marie klingt zwar altbacken, aber mittlerweile schon wieder modern. Und es ist die Ableitung des biblischen Namens Maria; das finde ich schön. Und der Name Andrea war vor 42 Jahren, so alt bin ich, ziemlich „in“. Meine Mama wählte allerdings dann oft die Abkürzung „Dre’i“. Leider sagte und sagt das sonst niemand zu mir. Zusammengefasst: Es nennt mich jeder und jede Andrea. Und für meine sechs Kinder bin ich die „Mama“. Das habe ich so eingeführt. Den von mir getrennt lebenden Vater der Kinder bezeichnen die Kinder „Papa“.
Ich sitze auf meinem Wohnzimmersofa. Den Laptop auf meinen ausgestreckten Beinen. Neben mir liegt ein Synonymwörterbuch. Dabei bin ich zu bequem, nach Synonymen zu suchen. Das Suchen würde nämlich meinen Schreibfluss und meinen Gedankenfluss unterbrechen. Und das möchte ich nicht. Und spontan fallen mir meist keine oder nicht passende Synonyme ein. So nehme ich immer die Hauptaussageverben wie z. B. sagen, antworten, fragen, erklären und noch ein paar andere. Das Wort gehen bleibt auch fast immer gleich. Könnte auch durch bewegen ersetzt werden oder durch tanzen. Tanzen im Sinne von auf der Bühne stehen und von Gott beobachtet zu werden. Zurück zu meiner Ausdrucksweise: Sinn verfälschend ist das nicht. Nur ein wenig langweilig im schriftlichen Ausdruck. Langweilig und eintönig in der Sprache. Mir gefällt schon die Vielfalt der deutschen Sprache und ich schätze sie auch. Poesie ist etwas Wunderbares. Aber es kommt nicht wirklich auf Sprachvielfalt an, meine ich zumindest. In meinen Romanen halte ich Sprachvielfalt nicht für absolut nötig. Mit der vereinfachten Ausdrucksform stelle ich auch das Wesentliche besser heraus. Es liegen außerdem zwei Karteikarten meiner zweitältesten Tochter, die den christlichen Glauben für eine Probe in dem Fach Religion in bunter Schrift zusammenfasste, vor mir. Sie fragte mich: „Möchtest du die Karteikarten haben für dein nächstes Buch?“ Und ich antwortete: „Ja.“ Außerdem liegt eine Bibel vor mir. Der Einband ist weiß; die Blätter auch und es ist auf jeder Seite ein weißer, breiter Rand. Es ist eine Bibel, die ich selber gestalten kann. Sie ist aus dem SCM-Verlag und nennt sich „Neues Leben. Bible-Art-Journaling. Neues Testament und Psalmen“. Meine jüngste Tochter schrieb in kleiner Schrift mit dem Füller auf die Vorderseite: die Bibel. Darunter: Neues Testament und Psalm. Ich finde das Buch so schön; einerseits erkenne ich die Bibel als das Wort Gottes an, andererseits kann ich am Rand meine eigenen Notizen zu den Sätzen schreiben und dazumalen. Und die Bibel schaut aus wie eine Tabula rasa. Frei von Deutungen und Auslegungen. Natürlich weiß ich, dass das nicht so ist und viele Menschen an diesem Werk mitarbeiteten und mitarbeiten, und das schon seit etwa 2000 Jahren. Und dass Machthaber viele Textstellen, die ihnen nicht passten, einfach verschwinden ließen, um ihre Macht zu behalten. Dass Männer, die in der alten Zeit fast ausschließlich das Sagen hatten, die femininen Anteile der Botschaft wenig beachteten. Das hätte nicht in ihr Weltbild gepasst. Doch haben viele Wahrheiten von Jesus überlebt. Das Alte Testament, das nicht vor mir liegt, ist noch älter. Und vieles wurde vielleicht nicht korrekt wiedergegeben oder hinzugefügt, vor allem was Jesus Leben anbelangt. Aber die Stelle Mk 3,34 finde ich ganz arg toll. Und ich bin so froh und glücklich, dass ich sie gefunden habe. Ich bin froh, dass dieser Satz im Markusevangelium steht. Und ich finde, diesem Satz sollte mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Ich halte ihn auch für einen Schlüsselsatz im Evangelium. Einen besonders wichtigen Satz. Einer der Wichtigsten überhaupt.
Was liegt noch vor mir: eine Schuhschachtel mit Zeitungsartikeln, die mich berührten, und Zettel, auf die ich meine Gedanken schrieb. Und das „Engel-Magazin“ in der Ausgabe vom März/April 2016. Dazu gehört das Magazin „Erdenherz. Was die Welt besser macht. Mach mit!“. Ich entdeckte die Zeitschrift zufällig in einem Supermarkt. Auf dem Rückblatt des Magazins Erdenherz steht der Satz: „Alle Menschen haben gemeinsam, dass sie sich unterscheiden.“ Das Wort „unterscheiden“ ist in bunt geschrieben. Außerdem liegt noch die CD „Zirbeldrüsenaktivierung“ von Michael Reimann vor mir. Der Untertitel lautet „Reiner Klang“. Ich hörte mir die meditative Musik mit Vogelgezwitscher heute früh an. Normalerweise höre ich jedoch Tag für Tag christliche Popmusik mit Texten, die von Gottes Liebe erzählen. Und was liegt noch vor mir? Das war es dann an Gedankenstützen. Und ich habe vor, dass sich Sahra viele Gedanken um die oben erwähnte Bibelstelle macht. Es sind schon viele Gedanken dazu in mir. Und ich hoffe, dass mir beim Schreiben noch mehr dazu einfallen. Dass das Schreiben ein kreativer Prozess ist und mich hoffentlich meine Zirbeldrüse, zumindest minimal, unterstützt. Da bin ich mir aber nicht so sicher. Wird sich am Ende des Buches herausstellen, ob ich andere Inspirationen hatte oder nicht. Ich bin selber ganz gespannt.


Sahras Gedankenwelt

Mittwoch, der 16. 03 .2013

Heute früh war ein Morgen wie jeder Morgen. Und meine zwei Wecker läuten um 7.00 Uhr. Ich stelle sie in der Schulzeit immer auf diese Uhrzeit ein. Ich bin Sahra und über 40 Jahre alt, Michaela ist 16 und die Zwillinge Tobi und Nina 8 Jahre alt. Mein Expartner ist Stefan. Daneben gibt es viele Personen, die in meinem näheren und weiteren Umfeld leben und die ich in meinem anderen Tagebuch schon genau beschrieb. Wir wohnen in Nürnberg. Heute hörte ich mal wieder die Wecker nicht, die zuverlässig klingeln. Meistens klingeln sie zumindest zuverlässig, außer einmal, weil die Kleinen die Batterie scherzhafterweise raustaten. Michaela rettete die Situation mit ihrem eigenen Wecker. Und ich habe zwei Wecker, damit auch einer mal ausfallen darf. Eine ganze Viertelstunde klingelten die zwei Geräte vor sich hin. Und ich döste weiter. Schlaftrunken nahm ich zwar das Tönen wahr, drehte mich um und blieb einfach liegen. Schließlich kam meine 16-jährige Tochter Michaela ins Zimmer und raunzte mich an: „Guten Morgen, Mama. Mach bitte den Wecker aus und steh auf! Wir sind es schon.“ Es klang total genervt. Ich habe sogar Verständnis dafür. Ich verstehe, dass sie meine Trägheit gerade nervt. Ich schlafe halt so gerne, komme dann aber doch rasch in die Gänge. Ich stehe schnell auf und schalte den Alarm aus. (Nun schreibe ich zur Vereinfachung wieder in der Gegenwart. Auch wenn es die Vergangenheit ist. Die Vergangenheit könnte jedoch auch wieder die Gegenwart oder die Zukunft sein. Ich sehe das mit den Zeiten nicht so eng. Ich betrachte die Zeit eher wie einen Luftballon, der alles Potenzial in sich hat: leer, aufgeblasen und wieder leer. Ähnlich wie unser Universum. Zumindest kann ich für die nächsten Tage die Zeit für mein Tagebuch vermischen.) Ich tapse aus dem Schlafzimmer. Meine 8-jährige Nina sitzt vor dem Wäschekorb im Gang und heult: „Ich finde keine Hose. Ich habe nur 10 Stück. Und keine liegt im Schrank und im Korb.“ Michaela tröstet sie: „Du hast ganz viele Hosen. Wenn du die Sporthosen noch dazuzählst, sind es bestimmt 20 Stück. Ich habe nur 6 Jeans und dann noch kurze und lange Sporthosen. Das reicht völlig.“ Ich sage: „Ich finde auch, Nina, dass du ausreichend versorgt bist mit den Klamotten. Zum Verwalten sind das genug und du kannst eh nur eine anziehen.“ Michaela meint: „Ich hatte in dem Alter nicht so viele Klamotten. Es ist der Wahnsinn, was die zum Anziehen hat. Völlig überzogen.“ Ich antworte: „Ich schau mal im Wäschetrockner nach, da sind bestimmt noch welche drinnen.“ Ich werde schnell fündig und gebe ihr eine Thermojeans: „Passt das jetzt?“ Sie nickt zufrieden und zieht die Hose an. Nun suche ich nach Tobi. Er ist im Bad. Ich bin erstaunt: Er hat eine Wasserleitung aus den Klorollen gebaut, die am Fenster standen. Ich ließ die Klorollen stehen, um zu schauen, ob sie jemand aufräumt oder ob sie in der Schule gebraucht werden oder wir einfach mal damit basteln. Nun hat er eine Wasserleitung gebaut. Sie führt vom Waschbeckenwasserhahn bis zu der Wanne am Boden. Und die Papierrollen sind schon ganz nass. Und auf dem Boden ist eine Wasserlache. Irgendwie hat das mit dem Abdichten des Rohres und der Wasserundurchlässigkeit des Materials nicht ganz hingehauen. Ich schnaufe durch und murmle: „Guten Morgen, Tobi.“ Er grüßt zurück. Dann sage ich: „Auch eine gute Idee, eine Wasserleitung zu bauen. Allerdings sollst du jetzt frühstücken und dir trockene Strümpfe anziehen. Nach dem Frühstück bitte noch Zähne putzen. Dazu baust du die Wasserleitung am besten gleich ab.“ Tobi antwortet: „Ich will nicht, dass sie abgebaut wird. Ich will später noch damit spielen. Ich putze die Zähne mit dem Wasserhahn der Badewanne.“ Ich sage: „O. k. Das machen wir so.“ In der Küche haben die Kleinen wieder mal keinen Hunger. Es ist so schwierig, sie in der Früh zum Essen zu bewegen. Sie essen dann ein Marmeladentoastbrot. Leider nur eines. Das macht ja eigentlich nicht richtig satt. Heute müssen sie neben der Büchertasche noch einen Rucksack mitnehmen, denn es ist ein Schulausflug zur Feuerwehr geplant. In den Rucksack soll die Vesper und was zum Trinken rein. Das Problem ist nur, dass es eigentlich sinnlos ist. Sie essen auch an normalen Tagen selten ihr Pausenbrot. Die Pause wird ausschließlich zum Spielen genutzt. Und ich ermahne immer wieder und richte mich mit der Pausenmahlzeit auch nach ihrem Geschmack. Zwecklos. Die Folge ist, dass die Kinder immer ausgehungert heimkommen. Ich wundere mich manchmal, wie sie das energiemäßig in der Schule schaffen. Und manchmal denke ich, dass eine schlechte Note auch von der Energieunterversorgung herrührt. Aber meistens passt notenmäßig alles. Und mehr will ich in Bezug auf die Noten auch nicht. Ich selber hasste die Benotungen in der Schule. Halte sie jetzt auch nicht für sinnvoll. Und würde mir wünschen, dass Eltern selber bestimmen dürfen, in welche Schule ihr Kind mal wechselt oder nicht. Außerdem wäre mir ein integratives Schulsystem lieber. Ohne Druck und mit mehr Spaß und wirklichem Verstehen von Zusammenhängen. In dem Zusammenarbeit großgeschrieben wird. Michaela kümmert sich wie immer selber um ihr Schulbrot und ihr Frühstück. Ich habe ja am Abend schon eingedeckt und Geschirr steht ja schon auf unserem Küchentisch. Ich halte die Kinder an, Winterschuhe anzuziehen. Gestern hat es geschneit und es liegt noch Schnee auf der Wiese im Hinterhof. Auf dem Asphalt liegt keiner mehr. Es ist jedoch kalt. Die Kinder marschieren los und ich wünsche allen: „Viel Spaß!“ Ich verdiene meinen Lebensunterhalt mit Schreiben. Und darum nutze ich den Vormittag. Es ist meist ein kleiner Verlag, dem ich meine Schriften anbiete. Allerdings will dieser sonst nette Verlag den Roman „Walzer“ nicht drucken. Ich schickte ihn per Mail an den Novum Verlag. Dieser Verlag schrieb mir, dass er prüfen werde, ob er mein Skript drucken will. Ich musste dazu auch einen Fragebogen ausfüllen. Es wurde gefragt, ob ich damit Persönlichkeitsrechte verletzen kann. Ich schrieb zurück: „Ich denke nicht. Ich hoffe auch, dass sich niemand angegriffen fühlt. Ich möchte Lebensbedingungen verbessern. Die Verhältnisse, unter denen wir leben, bewusst machen. Bewusst machen, dass wir mit unserem Verhalten Materie steuern können und unser Leben verbessern können.“ Heute Nachmittag finde ich in der Post die Mitteilung, dass der Verlag „Walzer“ gegen Gebühren drucken wird. Da es mir ein wichtiges Anliegen ist, das Buch zu drucken, unterschreibe ich und schicke den Vertrag eingescannt zurück. Der Verlag räumt meinem Manuskript eine Chance auf dem Buchmarkt ein. Finde ich super. Vielen Dank dafür! Ich erhalte wenige Minuten später eine automatische Mitteilung der Lektoratsassistentin, dass sie vom 16. 03. 2016 bis 21. 03. 2016 auf der Buchmesse auf dem Stand des Novum Verlages ist und erst danach antworten kann. In dringenden Fällen kann ich mich an eine andere Mitarbeiterin, unter einer angegebenen Mailadresse, wenden. Ich bin kein Fall und eilig habe ich es auch nicht. Ich muss mir jetzt überlegen, welche Sparanlage ich jetzt angreife, um die Kosten zu berappen. Das wird mich die nächsten Tage beschäftigen. Glücklicherweise habe ich von Papa mal ein Geldgeschenk bekommen, welches ich hernehmen kann. Eigentlich wollte ich das Geld für die Kinder sparen. Ich bin manchmal ein bisschen crazy. Ab einer verkauften Stückzahl von 750 Stück werde ich die Veröffentlichungskosten zurückbezahlt bekommen. Das sind gute Aussichten. Allerdings zweifle ich schon daran, ob ich die Kosten wieder reinholen kann. Wäre toll. Dann hätten sich viele Leserinnen und Leser für meine Gedanken interessiert und vielleicht selber davon profitiert. Wenn ich zu viel verdienen sollte, dann würde ich das Geld abgeben. So ist auch meine Lebenseinstellung. Das Geld soll zu allen Menschen gleich fließen, sodass jeder materiell gleichen Anteil am Leben hat. Das ist andauernd mein Credo. Der Gedanke der materiellen Gleichheit zieht sich durch alle meine Texte und leitet sich von der Bibel ab. Ich gehe mit dem Hund Asta eine Runde und tippe den Vormittag über. Zum Mittagessen biete ich den Kindern Kartoffeln und vegetarische Würstchen und Krautsalat an. Sie mosern wie fast immer an meinem Essen herum. Vor allem Michaela wirft mir wieder vor: „Du machst dir das Kochen zu einfach. Du willst kaum Aufwand dafür haben. Es ist total einfallslos. Und die Sojawürstchen sind ja auch gar nicht so gesund.“ Ich kontere: „Das mit den Sojawürstchen kann ich nicht beurteilen. Wenn für das Soja Wälder gerodet wurden und die einheimische Bevölkerung dafür hungert, dann ist es wirklich keine gute Idee gewesen, die Würstchen zu kaufen. Das kann ich mal wieder nicht nachvollziehen. Ich wollte halt mal Abwechslung in meinen Speiseplan bringen. Aber ich steige jetzt wieder auf heimische Produkte um. Lebensmittel, die hier wachsen. Gemüse, das hier verwurzelt ist, und Produkte von Tieren, die hier leben.“ Nach dem Hausaufgabenmachen bringe ich die Kleinen zum Kommunionunterricht in der Gemeinde. Dann geht Tobi zu Frederick und ich bringe Nina zum Klavier- und Turnunterricht. Die Nina hat jetzt mittwochs ein Power-Programm. Das entzerrt sich aber nach dem Empfang der Hl. Kommunion wieder. Denn da fällt der Gemeindeunterricht weg. Papa ruft kurz an. Er erzählt, dass er letztes Jahr zu Pfingsten in Italien auf Urlaub war und jetzt die Nachwehen zu spüren bekommen hat. Er ist auf einer Landstraße mit seinem Wanderkumpel Ferdinand 17 km/h zu schnell gefahren und muss nun 140,30 Euro Strafe zahlen. Und das innerhalb von 5 Tagen. Frauke half ihm beim Ausfüllen der komplizierten Formblätter. Frauke ist seine Nichte und für mich eine Art Schwester. Er musste Führerscheinangaben und Fahrzeugscheinangaben machen. Er meint, dass er eh nicht mehr nach Italien will. Das Ausfüllen ist ihm zu kompliziert und mit über 70 Jahren fühlt er sich jetzt zu alt für solche Unternehmungen und die damit verbundenen Strapazen. Finde ich sehr vernünftig. Es gibt hier auch andere schöne Urlaubsziele. Und Hedwig fühlt sich manchmal so krank, dass sie gar keine Lust auf solche Abenteuer hat. Papa erzählt, dass er heute den ganzen Tag die Obstbäume geschnitten hat. Mich schaudert es. Er ist ja jetzt wirklich alt, möchte sich aber noch körperlich betätigen. Ich kann es ihm ja schlecht verbieten, denke aber mit Schaudern an meinen Exschwiegervater zurück, der sich vor ein paar Jahren beim Äpfelpflücken den Oberschenkelhals brach. Er stieg leichtsinnigerweise mit den Pantoffeln auf die Leiter des Baumes und plumpste herunter. Er hatte mehrere Operationen und bekam eine dreiwöchige Kur. Im Nachhinein denke ich mir, dass er vielleicht eine Auszeit in seinem Leben brauchte. Seine Seele hatte da auch Verschnaufpause und es war auch eine Abwechslung für ihn. Und wäre er nicht so gestresst, gedankenlos und unkonzentriert gewesen, wäre das auch nicht passiert. Nur Stress führte zu einer Unaufmerksamkeit. Ihm hat die Kur dann auch ganz gut gefallen, auch wenn er sehr viel leiden musste und sich wirklich ins richtige Gehen zurückkämpfen musste. Es dauerte noch Monate, bis er wieder einigermaßen gehen konnte, und das waren ungeheure Plagen für ihn. Ein richtiges Anstrengen und Abmühen. Totale Anstrengung. Da hat er mir wirklich richtig leidgetan. Da musste er aber durch. Blieb ihm nichts anderes übrig. Was hätte er sonst machen sollen? Und das Kämpfen hat sich für ihn gelohnt. Nur nicht aufgeben, immer weitermachen und dranbleiben.
Papa gab dann einige Äste dem Hasen „Fratzi“. Der hat sich richtig gefreut und gleich das Knabbern angefangen. Das ist für ihn ja auch eine Leckerei und ein Festessen. Und das kurz vor Ostern. Aber das mit Ostern checkt er wahrscheinlich nicht. Auch nicht, dass er der Star an Ostern ist und das Symbol für Fruchtbarkeit und Sonstiges in der christlichen Kultur. Gestern dekorierte ich meine Wohnung österlich. Am Wohnzimmerfenster stellte ich die Ostereier, Hasen und Küken auf. Neben den Topfpflanzen. Der Weihnachtsstern von Weihnachten im knallroten Topf steht auch noch da. Er wächst so schön. Er wird auch Ostern überstehen. Praktisch stehen also Weihnachten und Ostern nebeneinander. Na ja, wo keine Geburt ist, gibt es auch keinen Tod und keine Auferstehung. Es macht zumindest symbolisch Sinn. Auch wenn Michaela ein wenig skeptisch schaute und meinte: „Jetzt vermischst du schon die Feste. Es sind zwei, zwei!!!! Feste und du hast die zu einem kombiniert. Deine Logik muss ich mal wieder nicht verstehen. Aber wahrscheinlich hat es dir bloß leidgetan, den Weihnachtsstern zu entsorgen. Es wäre auch wirklich schade. Aber sonst werden die doch immer so schnell kaputt. Der ist ziemlich robust.“ Ich meinte: „Ja, der scheint langlebig zu sein. Und ich werde ihn gut pflegen.“ Auch in der Küche steht ein Topf mit rosa Tulpen auf dem Tisch. Darin sitzt ein Osterhäschen. Abends ist Michaela die Chefin über die Fernbedienung. Sie möchte den „Bachelor“ schauen. Ich schaue mit, damit ich meine Kommentare abgeben kann. Ich weiß nicht, in welcher Reihenfolge ich Ohrfeigen verteilen würde, wenn ich denn welche verteilen dürfte. Darf ich nicht. Zuerst würde der Bachelor welche bekommen, weil er mit den Gefühlen der Mädchen spielt. Dann die Mädels, weil die ja von dem falschen Spiel des Mannes wissen und trotzdem mitmachen. Und dann hat das arme Mädchen, ohne Rose, wirklich geweint. Finde ich ganz arg schlimm so einen Liebeskummer. Die tut mir jetzt richtig leid. Hinausgeschmissen zu werden ist ganz arg hart. Und sie hatte so viele Gefühle für den Mann entwickelt. Das tut weh. Eine Ohrfeige braucht die gar nicht mehr. Sie ist vom Leben gestraft worden. Was noch schlimmer ist. Hätten das Filmteam und die Programmmacher eine Watsche verdient? Oder dann doch ich, als Zuschauerin? Ich denke, ich als Einzige. Wo keine Nachfrage, da auch kein Programm. Ich finde es immer als gut, wenn Gefühle und Verhalten übereinstimmen. Wenn etwas stimmig ist. Und das ist in dieser Sendung nicht. Wenn die Sexgeschichten nicht wären, würde ich das besser finden. Dann hätte die Sendung einen ehrlichen Unterhaltungswert. Und keine Gefühle würden verletzt werden. Und ich würde mich als Zuschauerin auch wohler fühlen. Da ist mir das Format von den Topmodels schon sympathischer. Allerdings finde ich das Kümmern um Klamotten und Aussehen übertrieben. Und teilweise gibt es da auch Demütigungen. Zumindest werden da Gefühle nicht ganz so arg verletzt. Und die Mädels fliegen wegen Albernheiten und Banalitäten aus der Sendung. Diese Show kann nicht so ernst genommen werden. Ich brauche diese gestylte Welt nicht. Auch nicht Modeschauen und Magazine. Aber bitte: Geld fließt da, wo wir es hineingeben. Es ist ein Ausdruck von Wertschätzung und Liebe. Oder auch Hass. Das Modelgeschäft, es ist ein riesiger Markt. Und macht anscheinend auch Spaß. Und wenn es den Mädchen gefällt, dann können sie es ja machen. Und ich hoffe, dass sie davon keinen Schaden nehmen. Und dass die Zuschauerinnen nicht meinen auch so eine Figur haben zu müssen. Jede ist von Gott mit einem anderen Aussehen ausgestattet worden. Und alles ist o. k. Sonst wäre die Welt ja langweilig. Sie soll jedoch bunt und vielfältig sein.

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