Dive Deeper

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Tauch durch deine Angst

Christian Redl


EUR 26,90
EUR 21,99

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 120
ISBN: 978-3-99130-310-7
Erscheinungsdatum: 19.04.2023
Was ist Angst? Christian Redl, 11-facher Weltrekordhalter im Freitauchen, findet auf diese Frage überraschende Antworten. Wie man mit Angst umzugehen lernen kann, um sie schlussendlich produktiv zu nutzen, erklärt der Ausnahmesportler in seinem neuesten Buch.
Vorwort – Markus Rogan

Ich dachte, ich kenne mich mit Angst aus.
Meine Mutter ist Psychiaterin, mein Stiefvater ist Psychologe, ich selbst bin Psychotherapeut.
Angst und wie man sie erkennt, wie man klinische Symptome wie Panikwahn oder Paranoia-Anfälle kategorisiert und diagnostiziert, sind Alltagsthemen bei uns in der Familie.

Da hab ich mir gedacht: Was will dieser Christian Redl mir erzählen? Er kommt auf seinem schnellen Motorrad daher und meint, er kann spontan die Zeit, die ich die Luft anhalten kann, verdoppeln. „So a Blödsinn!“, hab ich mir gedacht.

Seit drei Jahren arbeiten wir jetzt zusammen, und ich wünschte immer noch, ich hätte den Mut gehabt, mit ihm während meiner aktiven Karriere als Schwimmer zusammenzuarbeiten. Christian hat eine direkte, persönliche, motivierende und auch liebevoll einfühlsame Art. Er passt die Forderungen, die er an mich vor einem Tauchgang stellt, perfekt an meine Fähigkeiten an. So hat er meine Leistungen auf ein Vielfaches erhöht, ohne irgendeine körperliche Steigerung … nur durch das Aktivieren von spielerischer Motivation, einer intimen Auseinandersetzung mit uralten Ängsten und des (Selbst-)Vertrauens, das auf der anderen Seite der (Selbst-)Zweifel wohnt.

Ich wünsche jedem, der dieses Buch liest, den Mut, die Ideen, die Christian in diesen Zeilen präsentiert, auszuprobieren: Es ist einfach wunderschön, sein eigenes Potenzial zu erkennen und sich zu trauen, es zu leben!



Einleitung

Ich bin kein Psychologe, kein Psychiater und schon gar kein Wunderwuzzi. In diesem Buch gebe ich meine persönlichen Erfahrungen als 11-facher Weltrekordhalter im Apnoetauchen und die Erfahrungen, die ich mit über 10.000 Tauchschülern zum Thema Angst gemacht habe, weiter. Man kann also sagen, ich bin kein theoretischer Typ, sondern viel mehr ein Praktiker. Meine Weltrekorde habe ich im Freitauchen unter Eis oder in Höhlen gemacht. Wie Sie sich vorstellen können, kommt man dabei mit dem Thema Angst sehr bald in Berührung. Generell ist Apnoetauchen ein Sport, der die Psyche sehr beansprucht. Er hat mir über meine eigenen Ängste die Augen geöffnet und mir dabei geholfen, auch im täglichen Leben besser damit umzugehen zu lernen. Dieses Buch soll Ihnen helfen, Ihre eigenen Ängste zu besiegen, Ihre Fesseln zu sprengen und Grenzen zu überwinden. Sie benötigen dafür nur Ihren freien Willen und die richtige Motivation für Veränderung. Stellen Sie sich folgende Fragen:
Warum will ich eine Veränderung?
Wie sehr möchte ich sie?
Ihre Motivation ist entscheidend für Ihren Erfolg. Wenn für Sie als Leserin oder Leser auch nur ein einziges Kapitel dieses Buches hilfreich ist und Sie weiterbringt, ist mein Ziel erreicht.
Im Leben geht es immer um Wachstum, sei es im beruflichen oder privaten Umfeld. Doch oft hindert uns unsere Angst daran, dieses Wachsen zuzulassen. In all meinen Erfahrungen habe ich aber eines gelernt: Angst ist ein Faktor, der in verschiedenster Form und Intensität bei jedem Menschen auftritt. Es gibt keinen einzigen Menschen auf der Welt, der niemals Angst verspürt. Die Frage ist aber nicht, wie werde ich meine Angst los, sondern vielmehr: Wie gehe ich mit ihr um und wie kann ich sie zu meinem Vorteil nutzen, wie kann ich damit wachsen?
Meine Erfahrungen mit der Angst habe ich in den letzten 30 Jahren gesammelt. Als Jugendlicher war ich durch meine angeborene Fußfehlstellung sehr eingeschränkt und die Angst vor der Zukunft war mein ständiger Begleiter. Ich musste andauernd zu Untersuchungen. Ich war 16 Jahre alt, als eine Ärztin mir erklärte, ich hätte wahrscheinlich eine Erbkrankheit, ich sollte keine Kinder bekommen, im Alter von 30 Jahren würde ich im Rollstuhl sitzen und ein paar Jahre später würde ich auch geistig beeinträchtigt sein. Ihre Prognose hat sich glücklicherweise nicht bewahrheitet, aber damals war diese Diagnose der reinste Horror für mich. Auch als Extremsportler bei meinen Rekorden musste ich regelmäßig an meine Grenzen gehen und meine Angst überwinden. Ebenso in meiner Tätigkeit als selbstständiger Freitauch- und Mentaltrainer ist die Angst zu versagen, ein Blackout zu haben oder nicht genug Aufträge an Land zu ziehen allgegenwärtig.

Mein Wissen gebe ich auch gerne in Vorträgen oder Seminaren weiter. Und nun auch in einem Buch.
Freitauchen, auch Apnoetauchen genannt, ist ein ganz besonders lehrreicher Sport. Es ist nicht nur ein Sport, in dem man körperlich fit sein muss, sondern es ist vielmehr eine der Sportarten, wo man auch mental Irrsinniges leisten muss. Mentale Stärke ist aber in allen Lebensbereichen von Vorteil.

Nach meinem ersten Weltrekordversuch merkte ich eher durch Zufall, dass meine Stärke im mentalen Bereich liegt. Durch meine Füße habe ich einen Nachteil im Leben, vor allem beim körperlichen Training, aber dafür kann ich meinen Kopf anscheinend sehr gut trainieren.
Ich bin davon überzeugt, dass jeder Mensch mit denselben mentalen Voraussetzungen auf die Welt kommt. Nämlich ohne Angst, außer vielleicht der Ur-Angst des Überlebens. Ich bin überzeugt, dass Angst nicht von Generation zu Generation vererbt wird. Angst entsteht entweder durch selbst Erlebtes oder durch Erzählungen und Erfahrungen anderer. Das Gute daran: Eine antrainierte Angst, woher sie auch immer kommen mag, kann man auch wieder wegtrainieren.

In der Psychologie beschreibt man mentale Stärke als das Ergebnis von persönlichen Überzeugungen, Einstellungen und Denkprozessen. Wer mental stark ist, setzt sich herausfordernde Ziele. Mentale Stärke hilft Ihnen, mit schwierigen Situationen umzugehen. Der Knaller: Mentale Stärke ist erlernbar.
Mit diesem Buch möchte ich Ihnen aufzeigen, dass jeder Mensch es schaffen kann, seine Ängste zu bezwingen.
Ich verknüpfe meine Erfahrungen als Mentaltrainer mit jenen, die ich in meiner Zeit als Extremsportler gesammelt habe.

Mein 1. Weltrekordversuch im Jahr 2003 stellt den roten Faden dar, der Sie durch dieses Buch leiten soll, vorbei an meinen Anfängen als junger Mann, meinen Ängsten und Nöten, die mich oft behindert haben, aber auch sehr lehrreich für mich waren. Es geht um den Umgang mit Angst und mögliche Lösungsansätze, die mir in diesen Situationen geholfen haben, meine Ängste zu überwinden. Und vor allem geht es um das erhabene Gefühl, das sich einstellt, wenn man sich seinen Ängsten stellt und sein Ziel erreicht, in dem Wissen, es für sich selbst und durch eigenen Mut geschafft zu haben. Die mentale Stärke, die wir daraus ziehen können, ist unser Begleiter für den Rest des Lebens.



Kapitel 1 – Motivation: Von Plänen und Vorbereitungen

Es ist der 14. Februar 2003. Ein wunderschöner, sonniger Tag am Weißensee in Kärnten. Den blauen Himmel ziert nicht eine Wolke. Auf dem zugefrorenen See tummeln sich unzählige Eisläufer und genießen die Sonnenstrahlen an diesem großartigen Tag.

Ich sitze an einem 2 × 2 Meter großen Eisloch am See, in meinem dünnen Neoprenanzug, und habe Angst!

„Warum bin ich eigentlich hier? Was habe ich mir hier Unmögliches vorgenommen?“, schießt es mir durch den Kopf.

Die Zeit läuft. Ich habe noch 2 Minuten, um meinen Tauchgang zu beginnen. Mein Ziel: Meinen 1. Weltrekord aufstellen! Und zwar: Eine Strecke von 90 Metern unter einer 25 cm dicken Eisdecke bei 2 Grad Wassertemperatur tauchen – und das mit nur einem Atemzug! Ohne die Chance, vorzeitig aufzutauchen. Ich muss verrückt gewesen sein, mir so einen Schwachsinn auszudenken …

Stimmt, wie kam ich eigentlich auf diese Idee?
Als kleiner Bub bekam ich von meinem Onkel das wohl wichtigste Geschenk meines Lebens: meine erste Schnorchel-Ausrüstung! Das heißt: Tauchermaske, Schnorchel und dazugehörige Flossen. Ich war schon immer eine Wasserratte, wobei wie ein Fisch im Wasser wohl besser passen würde. Denn es zog mich immer vorwiegend unters Wasser. Schon beim Schwimmunterricht verzweifelten meine Lehrer mit mir. Ich bin immer unter Wasser geschwommen anstatt an der Wasseroberfläche, wie alle anderen Kinder. Denn ich war damals schon ein Fan von Hans Hass und seinen Abenteuern mit Haien und anderen faszinierenden Tieren in den unendlichen, unerforschten Weltmeeren. Die schwarz-weißen Filme mit ihm im Fernsehen waren ein Fixpunkt in meinem Leben. Daher ist es nicht weiter verwunderlich, dass ich schon mit 10 Jahren mit dem Gerätetauchen begann. Beim Gerätetauchen kann der Taucher mithilfe eines Pressluftgerätes für mehrere Stunden die traumhafte Unterwasserwelt beobachten. Mein größter Traum damals war es, Bohrinseltaucher zu werden.

Diesen Traum hegte ich, bis ich mit 16 oder 17 Jahren einen Film sah, der mein ganzes Leben verändern sollte: „Im Rausch der Tiefe“ vom weltberühmten französischen Regisseur Luc Besson und mit dem Schauspieler Jean Reno in der Hauptrolle. Ein Wahnsinnsfilm damals, der mein gesamtes Leben auf den Kopf stellen sollte. Wer den Film nicht kennt: Er handelt von zwei charismatischen Freitauchern, die sich gegenseitig die Weltrekorde abzujagen versuchen.
Für mich war sofort klar: Ich will so sein wie Enzo (Jean Reno) im Film. Damit begann für mich eine lehrreiche Zeit des Ausprobierens und des Trainings. Die Anfänge waren in jeder Hinsicht schwierig.

Damals, als Jugendlicher, hatte ich noch keine Ahnung vom Freitauchen. Beim Freitauchen (oder Apnoetauchen) wird – im Gegensatz zum Gerätetauchen – auf jegliches technische Hilfsmittel verzichtet. Das nötige Equipment besteht aus Maske, Schnorchel, Flossen und Bleigurt. Mehr bedarf es nicht, weder braucht man eine Pressluftflasche noch eine Jacke mit unzähligen Schläuchen. Man benötigt außerdem nur einen einzigen Atemzug, um abzutauchen. Es gab damals keine Bücher zu diesem Thema, keine Internetseiten, die man schnell googeln konnte. Ich ging in jede Tauchschule in Wien und suchte das passende Equipment, also lange Flossen und eine kleine Maske, wie im Film. Ich wurde nicht fündig. Ich musste extra nach Italien reisen zum Einkaufen. Ich ging allein im Neufelder See nahe Wien auf die Jagd nach Tiefe.

Anfänglich versuchte ich mir alles selbst beizubringen. Ich machte so ziemlich alles falsch, was man nur falsch machen konnte. Ich fand ein paar Gleichgesinnte, im Tauchsport auch „Buddys“ genannt. Denn beim Tauchen, egal ob Freitauchen oder Gerätetauchen, ist der wichtigste Grundsatz, niemals, wirklich niemals, allein zu tauchen. Freitauchen ist eine der sichersten Sportarten. Man kann sich nicht den Fuß brechen wie beim Skifahren oder eine Sehne zerren wie beim Fußball. Das Einzige, was passieren kann, ist, dass einem die Luft ausgeht. Und in diesem Fall ist es wichtig, dass man einen Buddy an seiner Seite hat, der einen im Notfall vor dem Ertrinken beschützt. Meine Tauchbuddys und ich probierten vieles aus, wir hyperventilierten, um länger die Luft anhalten zu können – damals wurde das auch von Ärzten noch gutgeheißen. Wir wurden dadurch auch schon mal ohnmächtig. Mittlerweile hat man herausgefunden, dass Hyperventilieren einem nicht wirklich mehr Zeit verschafft, sondern eigentlich sehr gefährlich ist, da dadurch der natürliche Reiz zum Einatmen verzögert wird und man unerwartet bewusstlos werden kann. So eine Bewusstlosigkeit kündigt sich leider nicht an. Die Gefahr beim Freitauchen besteht darin, dass der Kopf dann unter Wasser ist und es nicht lange dauert, bis das Gehirn autonom einen Atemzug einleitet. Das führt dann unweigerlich zum Einatmen von Wasser in die Lunge. Ohne Buddy würde man jetzt ertrinken. Manchmal waren unsere Versuche also nicht ganz ungefährlich, aber woher sollten wir es auch besser wissen? Irgendwann merkten wir: Ohne Kurse geht es nicht.

So fuhr ich 1996 nach Nizza. Ich besuchte die 1. Weltmeisterschaft im Apnoetauchen. Dort traf ich auch das erste Mal mein Idol, meinen Hero, Umberto Pelizzari. Er war damals schon einer der erfolgreichsten Freitaucher der Welt. Nach diesem erfahrungsreichen Treffen nahm ich an verschiedenen internationalen und nationalen Wettkämpfen teil. Allerdings mit mäßigem Erfolg. Ich bin nicht der geborene Wettkämpfer und ich wusste, ich bewege mich in einem Randsport, der nicht sonderlich populär ist.
5 Sterne
Gutes Buch - 06.07.2023
Martin

Inhaltlich sehr gut . Bringt einem zum nachdenken :)

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