Mein Kopf lässt mich nicht in Ruh

Mein Kopf lässt mich nicht in Ruh

Gedichte, Texte, Kurzgeschichten

H.J. Noyman


EUR 18,90
EUR 15,99

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 92
ISBN: 978-3-99131-948-1
Erscheinungsdatum: 12.06.2023
E-Autos, politische Märchen, Besuche bei Carol und Monsieur O., Gesellschaftsfrust und Reiselust – ganz verschiedene Dinge schwirren in H.J. Noymans Kopf herum. Aber was hat Willi mit Schweinen zu tun und wieso ist die Welt so kompliziert?
Kopfgesteuert


Meistens gehe ich spät ins Bett und, da ich notorisch neugierig bin, schau ich mir kurz vorher noch Nachrichten im Fernsehen an, was ich oft genug bereue, denn es ist fast jeden Abend dieselbe „Katastrophen-Leier“.

Verzweifelt versuche ich all diese Information zu begreifen, zu ordnen, warum das so ist, wie es ist oder, ob was für mein Leben wichtig sein könnte.
Diese Fragen stehen im Raum, vieles bleibt offen, es gibt keine vernünftigen Antworten oder es werden brauchbare nicht umgesetzt.

Mein „Kopf“ schlägt Alarm, schlägt mir Alternativen und Lösungen vor, treibt mich auf Internetseiten, versucht, Ängste zu zerstreuen, ärgert sich über die Dummheit der Verantwortlichen, schickt Impulse in mein Sprachzentrum, um mich zum Diskutieren und Streiten anzuregen.
Zu allem Überfluss speichert „er“ das meiste.

Auch was in privaten Gesprächen an Info hin- und hergeschoben wird, übers Leben im Allgemeinen und Besonderen, über zwischenmenschliche Katastrophen und vergangene Ereignisse, landet mehr oder weniger komplett in meinem „Kopf“.

Computertechnisch gesehen ist mein „Kopf“ ein riesiger, wenn auch manchmal flüchtiger, Datenspeicher, meine persönliche „Cloud“.

Auch mein Herz – mein „Gefühlshirn“ – speichert und verarbeitet emotionale Botschaften, die jedoch irgendwann wieder im „Kopf“ landen und dort bewertet und sondiert werden.
Leider kann es aber auch vorkommen, dass diverse Erlebnisse mich tagtäglich, nachtnächtlich in meinen Träumen heimsuchen.
Mein „Kopf“ lässt mich eben auch zu dieser Zeit nicht in Ruhe und spuckt Teile seines Speichers aus.

Wie geht es deinem/Ihrem Kopf?



Gedichte


All inclusive

Mit Zug zum Flug, mit Bus Transfer,
Koffer-Service und noch mehr
kommt man schnell zum Urlaubsort.
Hauptsache von zuhause fort.

Junge, Alte, Dünne, Fette,
Mürrische und auch ganz Nette,
lüsternd zu den Buffets geh’n,
um sich mal alles anzuseh’n.

Schüsseln, große, kleine Teller
füllt man an, doch wer ist schneller?
Alles man zum Sitzplatz bringt
und dort die Beute schnell verschlingt.

Nach dem Essen in die Halle
drängen sich die Satten alle,
suchen hektisch ihr Gepäck,
denn jeder muss mit seinem weg.

Koffer raus und in den Bus.
Platzverteilung bringt Verdruss.
Jeder will woanders sitzen,
bringt den „Guide“ sehr bald zum Schwitzen.

Am Ende ist der Bus komplett.
Landschaft zieht vorbei – ganz nett.
„Guide“ erzählt Geschichten flott,
verspricht als bald Toilettenstop.

Gedränge aus dem Bus hinaus.
Füße dick, oh welch ein Graus.
Ein paar Schritte bis zum Klo.
Macht dann die Gäste wieder froh.

Zurück im Bus das gleiche Lied,
Sprechanlage macht nur „piep“,
Temp’ratur ist auch ein Thema,
jeder will ein and’res Klima.

„Seeing sights“ und „Shopping Tour“,
Stress-Programm rund um die Uhr,
Flotter „Guide“ hält uns auf Trab,
am Abend sind dann alle schlapp.

All inclusive oder nicht,
jeder hat ’ne and’re Sicht.


Ein Tag wie jeder andere

Morgens aufsteh’, so a Plog.
Mit Stress beginnt a jeda Tog.
Des Gsicht, des host no volla Boat.
Des Frühstücksei is wieda hoat.
Und dann im Radio no a Quiz –
do wird’s da schlecht, des is ganz gwiss.

Die Kinda liegn no im Nest.
Sie schlafa diaf, sie schlafa fest.
Jedn Tog des gleiche Gfrett,
du bringst das raus net aus’m Bett.
Am Frühstückstisch do streit’ns dann –
wie schön fängt doch der Tog scho an!

Morgenstund, Morgenstund,
host an schlechtn Gschmack im Mund.
Morgenstund, Morgenstund,
du bist sehr ungesund.

Oziagn, waschn, hetzn renna,
irgendwos net find’n kenna.
Do a Sock’n, dort a Hos’n
und jetzt rinnt an Buam no d’ Nos’n.
Vo da Stirn, do rinnt da Schweiß –
a jeda Morgen hot sein Preis!

Nach dem morgendlich’n Graus,
kimmt ma endlich aus’m Haus.
Oabat is des hoibe Leem,
ka des no wos Scheenas gem?
Vo da Oabat dann geschafft,
ma abends in den Kasten gafft.

Wenn dann plötzlich Werbung kimmt,
ma den Weg zum Kühlschrank nimmt.
A guade Brotzeit des is gnua
und no a Hoibe Bier dazua,
baut ma auf schnell vorm TV –
Stress kriagt ma dann vo seina Frau.

Abendstund, Abendstund,
do werd i wieder kugelrund.
Abendstund, Abendstund,
auch du bist ungesund!

Frau und Kinda san im Bett,
Krimi schaun is no ganz nett.
Vergisst ma alle seine Sorgen,
schloft vorm TV bis in den Morgen
und dann fangt da selbe Schmarrn
tagtäglich ganz vo vorn wieda an.


Der Konsumensch

Es konsumiert der Mensch,
so lang’ er lebt,
da er nach Glück und Freude strebt.
Hat er ’mal Frust,
dann bringt die Lust
ein neues Ding,
ein Hut, ein Ring –
ein neuer Posten tut es auch.
Oder: schön essen – für den Bauch.
Konsum, des Menschen trügerisches Ziel.
Erst will er viel,
dann will er mehr
und später reut es ihn gar sehr,
denn die ersehnte Freude
stellt leider sich nicht ein.
Mit Hut und Ring und neuem Posten
bleibt trotzdem er – allein.


Ausgeträumt

Ein Idealist, der eine Mensch wohl ist,
der vieles tut, was er nicht müsst’.
Der andere Mensch mit kurzer Sicht,
versteht die Handlungsweise nicht;
durch Tadel und mit Paragraphen,
bremst er des Idealisten Schaffen.
Dem hängt das bald zum Hals heraus,
er passt sich an, der Traum ist aus;
Es lebe hoch die graue Maus!


Konsum-Affen

„Der Zweck heiligt die Mittel“,
sagten die Konsum-Affen,
machten sich die Erde untertan,
zerstörten bald, was sie geschaffen
und bauten auf, was sie zerstört.
Wie es sich für Konsum-Affen gehört.


Sicherheit

Du baust dir auf dein Leben.
Suchst Sicherheit, brauchst Geld.
Doch es bleibt bei diesem Streben,
denn nichts ist sicher auf der Welt.

Sei heute fröhlich,
nicht erst morgen,
vergiss die Mär von Sicherheit.
Danach zu streben bringt nur Sorgen.
Bedenk – du bist hier nur auf Zeit.
5 Sterne
Mein Kopf lässt mich nicht in Ruh - 20.11.2023
Elisabeth Singer

Ich habe das Buch in die Hand genommen und konnte gar nicht mehr aufhören zu lesen, obwohl es sich nicht um einen zusammenhängenden Text handelt.Die angesprochenen Themen, mal sehr nachdenklich, man heiter, mal kritisch sind sehr gut gewählt. Eine äußerst gelungene Mischung! Die Wortwahl sehr passend.Sicher werde ich das Buch noch einige Male in die Hand nehmen – vielleicht auch den einen oder anderen Text bei passender Gelegenheit vorlesen.

5 Sterne
Mein Kopf lässt mich nicht in Ruh - 04.07.2023
Mr Piccadiddy

Eine gelungene Mischung aus Gedichten, Musiktexten, Texten zu aktuellen Themen und Kurzgeschichten, die das Leben schrieb, mit links zu den vertonten Musiktexten auf youtube. Mal was Anderes.

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