Die magische Welt Rialar - Reise nach Süden

Die magische Welt Rialar - Reise nach Süden

Edgar Deschle


EUR 19,90

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 218
ISBN: 978-3-99146-727-4
Erscheinungsdatum: 26.03.2024
Kehren Sie gemeinsam mit Reavaer zurück in die magische Welt Rialar, wo er als Wächter umherzieht, um das Leben der Stadtbewohner zu verbessern. Auf seiner Reise stehen ihm nicht nur Maginar im Weg, sondern auch ein magischer Wald, der ihn in die Irre führt.
Die Rückkehr

Zwei Gestalten betreten wie aus dem Nichts einen düsteren Raum. Eine der beiden Personen geht zielsicher zu dem im Raum stehenden Kleiderschrank und wirft sich einen Mantel über. Danach geht die Person zum Fenster. Mit einem festen Druck auf die Fensterläden springen diese auf. Die Morgensonne flutet das Zimmer und scheint Kit, die vor dem Fenster steht, direkt ins Gesicht. Die weibliche Exi dreht sich zurück zu Reavaer, ihre braune Mähne glitzert in der Sonne. „Nun bist du zurück auf Rialar. Wie fühlst du dich?“, fragt Kit Reavaer, der gerade selbst zum Schrank unterwegs ist, um sich etwas anzuziehen. Im ersten Moment antwortet Reavaer nicht, sondern sieht sich die Kleidungsstücke im Schrank an. „Ich hatte schon vergessen, wie die Luft hier in der Nase knistert“, merkt er schließlich an, ohne auf die Frage von Kit einzugehen. Reavaer sucht sich zum Anziehen eine landestypische Tunika mit leichter Stoffhose aus. Beides befestigt er mit einem Gürtel um die Hüfte. Darüber zieht er noch einen schweren Mantel an. „Ich habe den Moment so lange herbeigesehnt, bis ich hierher zurückkomme, dass er sich jetzt unwirklich anfühlt.“ Verträumt wendet Reavaer seinen Blick an Kit vorbei aus dem Fenster. Er sieht sich kurz die mittelalterliche Szenerie auf der Straße an. Schließlich geht er zur Tür, doch anstatt diese zu öffnen, streicht er mit der Hand über den hölzernen Rahmen. „Du und deine Rührseligkeit. Komm, gehen wir endlich raus, damit du dich wieder einleben kannst.“ Mit diesen Worten ergreift Kit die Initiative und geht ebenfalls zur Tür, greift nach dem Knauf und öffnet diese. Beim Hinausgehen greift sie nach Reavaers Arm und zieht ihn mit hinaus. Zusammen gehen sie durch das spärlich eingerichtete Haus, bis sie bei der Eingangstür sind.
Mit einem Ruck ist die Eingangstür offen und Kit zieht ihren zögerlichen Kollegen weiter auf die Straße nach draußen. Sofort kommen Reavaer die Erinnerungen zurück ins Gedächtnis. Sowohl die Architektur, die zum größten Teil aus geschmolzenem Stein besteht, die Geräusche, als auch der Geruch des Windes bringen ihm die Gewissheit, dass er wieder zurück ist.
„Es hat sich nichts verändert … soweit ich das von hier aus erkennen kann. Aber es hat sich etwas verändert, oder? Immerhin war ich einige Jahre weg“, vermutet Reavaer erwartungsvoll. „Die Welt ist im Grunde dieselbe. Die einzigen Veränderungen sind sozialer Natur“, wird Reavaer von Kit informiert „Dann bin ich gespannt, was die Zeit in meiner Abwesenheit hervorgebracht hat“, murmelt Reavaer vor sich hin, während er zum Himmel schaut. Dann wendet er sich zurück zu Kit. „Dann will ich dich nicht weiter von deinen Pflichten abhalten“, meint er kurz angebunden zu Kit. „Bist du sicher? Willst du keinen weiteren Zwischenstand?“, entgegnet Kit. Reavaer legt den Kopf schief. „Wo bleibt denn da der Spaß, wenn ich von dir alles erfahre?“, meint er in süffisantem Ton. „Soll ich dir wenigstens sagen, wo sich deine Bekannten befinden?“, hakt Kit noch mal nach. „Nein, gar nichts. Ich möchte diese Seite wie zum ersten Mal neu entdecken“, bestätigt Reavaer vehement. „Und noch etwas: Schick keine Exi mehr auf diese Seite. Ich bin nun offiziell der Beschützer dieser Seite und möchte hier von nun an keine ungebetenen Gäste haben“, fordert er nachdrücklich. „Dir ist aber klar, dass ich immer noch deine Vorgesetzte bin“, möchte Kit klarmachen, wer das Sagen hat. „Bei Notfällen kann man immer darüber reden. Mir geht es nur darum, dass niemand hier ein und aus geht, ohne dass ich es weiß“, möchte Reavaer seinerseits klarstellen, woraufhin Kit schwer schnaubt. „Gut, niemand betritt diese Seite ohne dein Wissen“, willigt sie ein. Daraufhin wendet sich Reavaer wieder der Straße zu. Er beobachtet die Maginar auf der Straße. Dann setzt er sich in Bewegung und folgt den Leuten, die geschäftig aussehen. In dieser Richtung vermutet er den Marktplatz. Die ersten Schritte auf dem golden glitzernden Glanzstein macht er vorsichtig. Es könnte sein, dass er von dem Glanzstein als Fremdling wahrgenommen wird, da er so lange weg war. Als der Glanzstein sich nicht unter seinen Füßen verfärbt, entspannt er sich und geht die Straße entlang. Nach einer Weile merkt er, dass Kit ihm folgt. „Was machst du noch hier? Ich dachte, du bist vielbeschäftigt?“, wundert er sich über die Freizeit seiner Vorgesetzten. „Nun, ich dachte, wenn ich noch eine Weile bleibe, passiert noch was Aufregendes. Dann hätte ich einen Grund, dir etwas über die Schulter zu schauen“, gesteht Kit ihre Sensationsgier. „Ich habe nicht vor, hier großes Aufsehen zu erregen, geschweige denn etwas radikal zu ändern. Es wird so schnell nicht aufregend werden“, muss er sie enttäuschen. „Das werden wir noch sehen. Es wäre das erste Mal, dass in deiner Nähe nichts passiert“, gibt sie verschmitzt zurück. Abgesehen von dem geschäftigen Treiben auf dem Marktplatz ist die Stimmung in der Stadt ruhig und gelassen. Das sonnige Wetter hat viele Bewohner aus dem Haus gelockt. Auf den Straßen und dem Marktplatz sind überwiegend Maganar unterwegs, die das Wetter genießen. Da Reavaer kein Geld für den Markt hat, geht er am Rand des Marktplatzes entlang.
„Was wird das? Wo willst du hin?“, möchte Kit wissen, während sie Reavaer hinterherläuft. „Ich beschaffe mir meine Informationen. Ich frage die Bewohner“, gibt Reavaer zurück, während er sich zu Kit umdreht und rückwärts geht. „Nun mach mal halblang. Mir ist klar, dass du für Infos mit Leuten reden wirst. Ich will wissen, wohin du gehst?“ Reavaer möchte gerade antworten, springt stattdessen einen Schritt zur Seite und dreht sich in einer fließenden Bewegung um die eigene Achse. Im nächsten Moment läuft ein junger Mago’o über die Stelle, an der Reavaer zuvor gestanden hat. Bevor Reavaer reagieren kann, ist er dem Kleinen mit dem Rücken zugewandt. Der Kleine kann gerade noch vor Kit anhalten und schaut zu ihr hinauf.
„Roano, warte doch auf mich!“, hört man eine Maga rufen. Der Mago’o kichert jedoch nur und läuft weiter. Als die Maga bei Reavaer und Kit ankommt, ist sie ganz außer Atem. „Verzeiht sein Ungestüm. Er hat zu viel Energie.“ Sie sieht sich bereits nach dem Kleinen um. „Nichts passiert“, antwortet Reavaer nur kurz angebunden, denn die besorgte Mutter läuft weiter ihrem Nachwuchs hinterher. Kit und Reavaer schauen einander an und zucken mit den Schultern. Reavaer dreht sich dann wieder um, damit er in die Richtung sieht, in die er geht. Nach wenigen Schritten entdeckt er das Haus am Marktplatz, das er gesucht hat. „Schau, wir sind da.“ Kit schaut zu dem Haus, das Reavaer meint und sieht das Amtshaus des Bürgermeisters. „Hm, na gut, und was willst du da?“ Kit hat einen abwertenden Ton, als sie nachfragt. „Ich möchte der Stadt meine Dienste für Informationen anbieten. Das ist die einzige Währung, die ich im Moment habe. Du bist doch nicht sauer, weil ich deine Infos nicht brauche?“, fragt er letztendlich vorsichtshalber. „Hmpf“, schnaubt Kit, und schaut weg. Reavaer geht daraufhin wortlos zur Tür des Amtshauses.



Problematischer Führungsstil

Er klopft einmal an die Tür und lässt sich dann selbst hinein. Im Inneren sitzt eine junge Maga hinter einem Schreibtisch. „W-was kann ich für Sie tun?“ Die Maga schaut nervös zwischen den beiden hin und her. „Grüße, mein Name ist Reavaer. Ich würde dem Bürgermeister …“ Während er das sagt, sieht er sich in dem Raum die Einrichtung an. „… oder der Bürgermeisterin gerne meine Dienste anbieten. Meine Spezialität ist es, bei Problemen aller Art zu helfen.“ Reavaer verbeugt sich leicht, als er sein Angebot vorträgt. „Oh, Ihr helft bei Problemen?“ Die Maga, die so aussieht, als wäre sie erst vor Kurzem erwachsen geworden, schaut Reavaer verträumt an. Reavaer wiederum steht mit seinem ausdruckslosen Gesicht vor ihr und legt den Kopf schief. Kit kann sich während der kurz anhaltenden Stille das Grinsen nicht verkneifen. „Oh verzeiht, mein Name ist Alnea“, stellt sich die junge Maga vor, nachdem sie von ihrem Tagtraum erwacht ist. „Dann will ich euch bei der Bürgermeisterin ankündigen.“ Sie steht auf und macht sich auf den Weg in das Büro der Bürgermeisterin. Sie klopft und geht hinein. Reavaer und Kit warten an der Tür und nachdem Alnea wieder heraus kommt, lässt sie die beiden hinein. Sie selbst bleibt draußen und geht zurück zu ihrem Schreibtisch. Im Büro stehen Kit und Reavaer vor einer streng dreinblickenden Maga in feinsten Gewändern. „Hallo, ich bin Keran. Die Bürgermeisterin dieser Stadt. Ich hörte, Ihr wollt uns eure Hilfe anbieten?“, stellt sich die Bürgermeisterin vor und sieht Kit dabei die ganze Zeit an. „Mein Name ist Reavaer. Ich würde gerne meine Hilfe für besondere Probleme anbieten. Wenn es etwas in der Stadt gibt, das aufgeklärt oder aus der Welt geschafft werden soll, bin ich die richtige Person dafür“, bietet Reavaer gleich der Bürgermeisterin an. Diese macht einen genervten Eindruck und wendet sich Reavaer zu. „Die Stadt hat keine Probleme, die Hilfe von irgendwelchen Magonar erfordern. Wenn Ihr euch nützlich machen wollt, helft den anderen Magonar dabei, Steine zu tragen. Die legen sie dann nebeneinander, oder stapeln diese, mir einerlei. Nun lasst uns allein, wir Maganar haben Wichtiges zu besprechen.“ Reavaer sagt kein Wort. Er sieht zu Kit, sie schaut zu Reavaer und wendet sich dann wieder Keran zu. Reavaer verlässt daraufhin das Büro. Er geht zurück zu Alneas Arbeitsplatz. Sie sitzt an ihrem Tisch und sieht Reavaer an. „War sie wieder abweisend?“, vermutet die junge Assistentin. „Das kann man so sagen, ist sie immer so zu Magonar?“, fragt Reavaer, woraufhin Alnea schwer seufzt. „Sie weigert sich, Magonar andere Aufgaben zu geben als schwere körperliche und gefährliche Arbeit. Sie sagt, das ist das Einzige, wozu sie gut sind.“ Alnea pausiert kurz und schaut in den Gang, um sicherzugehen, dass die Bürgermeisterin nicht mithört. „Sie hatte schon früher kein Interesse an Magonar, aber seit sie Bürgermeisterin ist, wurde es richtig schlimm“, erzählt sie weiter. Reavaer nickt daraufhin, vor sich hin grübelnd. „Mein Angebot für das Helfen bei Problemen steht noch. Wenn die Bürgermeisterin meine Dienste nicht benötigt, dann vielleicht Ihr?“ Alnea schaut verdattert zu Reavaer, als dieser nun ihr das Angebot unterbreitet. „Aber ich kann doch nicht … Ich kann nicht hinter dem Rücken der Bürgermeisterin …“, versucht sie sich stammelnd herauszuwinden. „Eure Stadt hat Probleme, die eure Bürgermeisterin nicht sehen will. Wenn nicht bald etwas unternommen wird, könnte euch Schlimmeres blühen. Jemand MUSS etwas unternehmen!“ Den letzten Satz spricht Reavaer energischer aus. „Ihr müsstet auch nicht mehr tun als mir einige Fragen zu beantworten. Eure Antworten werden die Bezahlung für meine Dienste sein.“ Alneas verwunderter Gesichtsausdruck weicht einem verdächtigenden Blick. „Ihr wollt für Eure Dienste nur Antworten von mir? Was sollen das dann für Fragen sein, wenn Ihr auf Geld verzichtet? Ich hoffe doch nicht, dass sich bestätigt, was die Bürgermeisterin über Euresgleichen denkt?“ Die junge Maga lehnt sich jetzt in ihrem Stuhl zurück und verschränkt trotzig die Arme. Reavaer geht daraufhin direkt an die Tischkante, kniet sich nieder und schaut ihr auf derselben Höhe in die Augen. „Das müsst Ihr selbst herausfinden. Empört könnt Ihr sein, WENN sich der Verdacht bestätigt“, kontert Reavaer auf ihre Verdächtigung. Es herrscht Stille. Er sieht ihr die ganze Zeit in die Augen, ohne zu blinzeln. Langsam weicht die verteidigend verschränkte Haltung der Unsicherheit. Die Arme gleiten wie zähe Flüssigkeit allmählich herunter. Sie dreht den Blick verunsichert weg.
Die Stille wird von dem Öffnen der Tür des Bürgermeisterbüros unterbrochen. Reavaer steht von seiner hockenden Position vor dem Tisch auf, als Kit zurück zum Eingangsbereich kommt. Alnea und Reavaer schauen erwartungsvoll zu Kit. „Was ist?“, fragt Kit nichtsahnend. „Hast du etwas erreicht bei der Bürgermeisterin?“, möchte Reavaer wissen, in der Annahme, Kit hätte der Bürgermeisterin gut zugeredet. „Oh, nein, ich habe ihr meine Meinung gesagt. Das hat sie nicht so gut aufgenommen. Sie könnte demnächst etwas ungehalten sein, um es vorsichtig auszudrücken. Alnea, du solltest dir den restlichen Tag frei nehmen“, berichtet Kit. Alnea seufzt enttäuscht, während Reavaer nachdenklich dreinblickt. „Das macht nichts. Ich denke, ich habe eine Aufgabe für mich gefunden. Gehen wir etwas spazieren. Du wolltest mir doch noch meine Fragen beantworten, oder?“, wendet sich Reavaer an Alnea und hält die Eingangstür auf, damit alle hinauskönnen. Kit geht direkt hinaus, nach kurzem Zögern und einem weiteren tiefen Seufzer steht Alnea auf und verlässt das Gebäude ebenfalls. „Zu meiner ersten Frage: Wo würdet ihr gerne langgehen?“, beginnt Reavaer, nachdem alle draußen sind. Alnea verdreht die Augen und zeigt auf eine Seitenstraße, abseits des Marktplatzes. Reavaer dreht sich dann in die Richtung und geht los. Die anderen beiden folgen. Doch nach nur wenigen Schritten verlangsamt er seine Geschwindigkeit und wendet sich an Alnea. „Wie heißt diese Stadt?“, fragt er als Nächstes. Alnea gibt genervte Geräusche von sich, ohne zu merken, dass sie nun vorausgeht und die Gruppe führt. „Die Stadt heißt Ardin. Wie habt Ihr sie überhaupt gefunden, wenn Ihr nicht mal ihren Namen kennt?“, fragt sie wiederum ungehalten. „Indem ich nicht nach Namen, sondern nach Notwendigkeiten suche. Und es ist momentan notwendig für mich, hier zu sein“, gibt Reavaer kryptisch zurück. „Äh, Ihr meint wegen der Bürgermeisterin?“, vermutet die junge Maga. „Vielleicht wegen der Bürgermeisterin, vielleicht wegen etwas Wichtigerem. Das weiß man nie bis die Dinge wieder in Ordnung sind.“ Reavaer sieht sich aufmerksam um, während die Gruppe durch die Straßen geht. „Gibt es noch etwas Besonderes über diese Stadt zu wissen?“, fragt Reavaer weiter. „Das ist eigentlich keine richtige Stadt. Der Ort ist im Grunde nicht groß genug und hat nicht genug Einwohner, um als Stadt zu gelten. Nur die Bürgermeisterin bezeichnet Ardin als Stadt. Es gefällt ihr wohl besser als das Oberhaupt eines Dorfes zu sein“, erzählt Alnea ausgelassen. „Hmm!“, kommt es von einer neugierig zuhörenden Kit. Reavaer und Alnea drehen sich zu Kit und schauen sie erwartungsvoll an. „Eines ist klar. Bürgermeisterin Keran hat nur einen Kopf auf ihren Schultern, damit sie ihre Nase hochhalten kann. Warum werft ihr sie nicht aus dem Bürgermeisterhaus und setzt jemanden hin, der sich um die Belange des Dorfes kümmert?“, schlägt Kit ungefiltert vor. „Aber … Ein Bürgermeister dient, bis er … ähm, sie nicht mehr dazu fähig ist.“ Alnea scheint überfordert zu sein mit solch neuartigen Ideen. „Sie hat grundsätzlich recht. Es gilt zwar noch das Vorgehen zu ermitteln, mit dem ein neuer Bürgermeister das Amt antreten kann, aber für die Details bin ich zuständig.“ Alnea ist noch immer überfordert von der Idee und schweigt. „Fällt Euch eine Person im Dorf ein, die allgemein beliebt ist?“, wendet sich Reavaer an die junge Maga. Diese muss nicht lange überlegen. „Ja, ihr Name ist Sari …“ Alnea möchte Luft holen, um weiterzusprechen. Stattdessen ergreift Reavaer das Wort. „Sie arbeitet im Heiler- und Pflegehaus und war Eure frühere Vorgesetzte. Bevor Ihr zum Dienst im Amtshaus des Bürgermeisters berufen wurdet?“ Reavaer macht eine Pause. „Verzeiht, dass ich Euch ins Wort gefallen bin, aber habe ich recht?“, entschuldigt sich Reavaer dafür, dass er Alnea unterbrochen hat. Sie wiederum sieht ihn schockiert an. „Das stimmt, woher wisst Ihr das alles?“, will die junge Maga sofort wissen. Reavaer zeigt daraufhin mit dem Finger hinter sie. Alnea dreht sich um und sieht das Heiler- und Pflegehaus. „Das war nur geraten, weil Ihr uns instinktiv zu den Heilern geführt habt. Jeder kennt und mag diese, da die Bewohner früher oder später ihre Dienste in Anspruch nehmen“, argumentiert Reavaer. Kit steht neben den beiden und grinst vor sich hin. Alnea atmet auf. „Das alles habt Ihr herausgefunden anhand dessen, dass ich euch hergebracht habe?“, fragt sie immer noch verwundert, aber entspannt. „Deshalb habe ich Euch führen lassen. Wenn ich etwas über eine Person herausfinden will, beobachte ich ihr natürliches Verhalten“, gibt Reavaer seine Methode preis. „Dann wollen wir sie fragen“, sagt Reavaer nur noch kurz bevor er zur Türe des Heiler- und Pflegehauses geht, diese öffnet und für Alnea und Kit offenhält. Alnea schaut kurz zu Kit und betritt dann das Pflegehaus, gefolgt von Kit und Reavaer.
Im Inneren werden die drei Zeugen davon, wie völlig überforderte Heilerinnen viel zu viele verletzte Magonar behandeln müssen. Die Patienten liegen teilweise auf Laken, die auf dem Boden ausgebreitet sind, da alle Betten belegt sind. Die Heilerinnen schauen kurz, wer hereingekommen ist. Als sie keine verletzen Personen an der Tür sehen, machen sie sich weiter daran, die Patienten zu versorgen. „Ist sie hier?“, fragt Reavaer Alnea, als sie noch hinter der Tür stehen. Sie schüttelt den Kopf. „Wahrscheinlich ist sie hinten bei den Schwerverletzten“, vermutet die junge Maga und geht zu einer Tür weiter hinten. Dabei achten die drei darauf, die Heilerinnen nicht zu behindern. Alnea klopft an und öffnet dann die Tür. Im nächsten Raum liegen Magonar, die es schwerer erwischt hat als die im Vorraum. Sie haben offene Wunden und starke Quetschungen. Manche stehen an der Schwelle zum Unleben. Um diese kümmern sich ältere und erfahrenere Heilerinnen. „Grüße, Sari, hier ist jemand, der dich sprechen will“, spricht Alnea eine der Heilerinnen im Hinterzimmer an. Diese sieht von ihren Patienten auf. „Alnea, sei gegrüßt. Leider habe ich keine Zeit. Meine Aufmerksamkeit wird hier dringend gebraucht“, gibt die Heilerin zurück. „Es ist wichtig und muss nicht lange dauern. Alnea kann hier für Euch übernehmen. Dann hat sie auch einen Grund, warum sie nicht im Amtshaus des Bürgermeisters sein kann“, richtet Reavaer das Wort an Sari. Er wird von beiden angeschaut und schließlich nickt Alnea. Daraufhin steht Sari auf und lässt Alnea den Patienten weiter behandeln. „Dann lasst uns reden, aber nicht hier.“ Sari führt die beiden zu einer Hintertür und sie verlassen das Heiler- und Pflegehaus. Nun stehen sie auf dem Hinterhof, wo einige eingewickelte Unlebende sind, die noch darauf warten, zur Unlebenwacht gebracht zu werden. „So wie es da drinnen zugeht, steht es nicht gut um das Dorf“, stellt Reavaer fest. „Das ist leider unser Alltag. Die Bürgermeisterin möchte unbedingt das Dorf vergrößern. Es sollen mehr Häuser gebaut werden. Jedoch sollen nur Magonar diese bauen. Sie sagt, diese schmutzigen Arbeiten seien etwas für schmutzige Magonar. Wir Maganar sollen uns um die Organisation und den Wohlstand kümmern. Ihr sind die persönlichen Schwächen und Stärken der Bewohner gleich. Deshalb kommt es, dass sich viele Magonar verletzen, die ein ungünstiges Element beherrschen oder gar keine Ahnung von Hausbau haben“, erklärt Sari ausschweifend. Es ist offensichtlich, dass sie frustriert ist und sich die Situation von der Seele reden will. „Das alleine wäre schon schlimm. Doch die Maganar haben es auch nicht besser. Sie müssen ebenfalls Berufe ausüben, die nicht zu ihnen passen. Wenn auch noch die Magonar fehlen, müssen sie auch die Magi’inar alleine erziehen“, fügt Reavaer noch hinzu. „Das stimmt, die Bewohner bleiben zwar tapfer, aber es ist keine Besserung in Sicht.“ Sari klingt hoffnungslos. „Ich könnte Euch etwas anbieten, das die Situation verbessert.“ Sari schaut angesichts Reavaers Angebot verwundert auf. „Wie soll diese Verbesserung aussehen?“, möchte die erfahrene Heilerin wissen. „Dieser Ort braucht einen neuen Bürgermeister.“ Sari muss lachen über Reavaers Strategie. „Hahaha! Ihr wollt Keran das Bürgermeisteramt wegnehmen und sie durch einen Mago ersetzen? Das wird sie niemals akzeptieren!“ Ihre Laune bessert sich, doch nur aus Unglauben. „Dann keinen Mago, sondern eine Maga, die viel beliebter ist als Keran und sich um die Belange aller Bewohner kümmert. Sowohl Alnea als auch ich sind der Meinung, dass Ihr die beste Person dafür seid.“ Als Reaktion auf diese Aussage von Reavaer schaut Sari nun ungläubig drein. „Ich? Bürgermeisterin? Dafür habe ich doch gar keine Zeit! Ich werde bei den Heilern gebraucht!“, argumentiert sie. „Das ist richtig, aber nicht mehr so dringend, wenn sich weniger Magonar verletzen. Alnea könnte bei den Heilern aushelfen. Mit der Zeit wird die Arbeit für das Heiler- und Pflegehaus wieder wie vor der Zeit von Bürgermeisterin Keran“, gibt Reavaer zurück. Sari sieht jedoch nicht überzeugt aus. „Warum ausgerechnet ich?

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