Tashi – Malachit und Moldavit

Tashi – Malachit und Moldavit

Arobed Assiah


EUR 15,90
EUR 9,99

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 152
ISBN: 978-3-99107-172-3
Erscheinungsdatum: 28.01.2021
Eingetaucht in neue Sphären erlebt Tashi nun die Umpolung in ein neues Dasein.Kann er das überstehen? Und wird er seiner neuen Rolle und Verantwortung gerecht? Seine Freunde und Wächter sind ihm dabei eine große Hilfe.
Keuchend rennt Tashi durch das Dimensionen-Tor, das die Menschenwelt, also die sichtbare, mit den unsichtbaren Welten und Herrscherreichen verbindet. Dieses Dimensionen-Tor ist aus Plasmaflüssigkeit gefertigt und nur für Eingeweihte frei zugänglich und passierbar.
Der riesige herrschaftliche Weltenbaum, Tashis Freund, Mentor und Gefährte, beginnt sofort mit seiner üppigen Blätterpracht zu rascheln. Seine liebste Freundin Klara, das wunderschönste Huhn, das man sich nur vorstellen kann, rennt aufgeregt auf Tashi zu. So aufgebracht wie heute kennt sie ihren Lieblingsmenschen gar nicht!
Die Amsel, die schon länger im großen Weltenbaum wohnt und sich gemütlich im Geäst eingenistet hat, hört auf zu singen, sie rennt nervös von einem Ast zum anderen, um Tashi besser sehen zu können. Seine Unruhe und das Keuchen hat sie ja schon von weitem gehört!
„Aber Tashi, du meine Güte, was ist denn geschehen?“
Klara flattert um den schwer atmenden Tashi. Sein Gesicht ist ganz rot angelaufen.
Er beugt sich nach vorne, stützt die Hände auf die Knie, um besser durchatmen zu können. Er winkt ab, er kann noch gar nicht reden.
Tashis Sternenmutter, Besucherin aus den unsichtbaren Königreichen, kommt langsam auf ihn zu. Sie hat bei der versteinerten Ahnenbank auf seine Ankunft gewartet. Nun steht sie neben Tashi, schaut fragend in den hohen, sich regenden Baum, der wie eine große Kraftsäule aufrecht steht und sie anlächelt.
Vielleicht weiß der Baum, was mit Tashi los ist?
Der Baum strahlt großen Frieden und Gelassenheit aus, so leicht lässt er sich nicht aus der Ruhe bringen! Die Sternenmutter erwidert das Lächeln des Weltenbaumes, zuckt mit den Schultern, atmet tief ein, schaut zurück zu Tashi. Mit ihren schlanken Händen streicht sie sanft über den gebeugten Rücken des schwer atmenden Jungen.
Der von Kraft strotzende Baum beginnt unaufgefordert mit seinen Ästen Tashis Energiefeld zu reinigen. Tashi lässt das gerne geschehen. Es hilft ihm, den Atem zu regulieren und sich schneller zu erholen. Der große Weltenbaum nimmt ihn ganz in seinem Schoß auf und erinnert Tashi an seine eigene Verbindung zum Himmel wie zur Erde. Krone, also Kopf im Himmel und Füße in die Erde verwurzeln. Eben wie ein Baum das tut …
Diese Erinnerung zaubert ein Lächeln auf sein erhitztes Gesicht, er nimmt das Geschenk seines Freundes sofort an und beruhigt sich etwas. Der Baum grinst und spielt mit Tashis durcheinandergeratenen Haaren. Die Blätter singen eine Melodie, um ihn schnellstmöglich zurück in sein harmonisches Bewusstsein einzuschwingen. Die Beziehung zu seiner eigenen Natur, die mit dem Hüter aller Zeiten übereinstimmt, dem Baum des Lebens, wird so wiederhergestellt.

Die Sternenmutter fragt vorerst noch nichts, sie führt ihn sanft zu seinem absoluten Lieblingsort, nämlich zur wunderschönen Ahnenbank. Dort setzt sie sich hin und zieht ihn an ihre Seite. Liebevoll streicht sie Tashi über die verschwitzten Haare. Klara setzt sich zu seinen Füßen, ihre langen traumhaften weißen, leicht silbrig glänzenden Federn hinter sich herziehend und sie fragt ihn ein zweites Mal:
„Nun, erzähl uns, was dich bedrückt. Da scheint sich ja viel Zoff-Energie angesammelt zu haben! Wir sind doch alle hier, um dir zu helfen!“
Klara schwadert mit ihren herrlich weißen Flügeln, um ihm zuzufächeln.
„Klaaara! Du bist so ungeduldig!“
Er winkt ihr zu und berührt ihren Flügel, um zu zeigen, dass er es nicht böse meint. Schließlich kennt er ihr überschwängliches Gemüt und ihre große Neugierde an allem, was ihn betrifft. Klara fühlt mit ihm und manchmal sogar auch für ihn.
Tashi lehnt sich an die Sternenmutter, die geduldig wartet, bis er sich gefangen hat und den Atem wiederfindet.
„Sternenmutter, Klara, ach meine Freunde! Ich halte das momentan fast nicht mehr aus in der Menschenwelt. Es ist einfach alles Scheiße. Die Schule macht überhaupt keinen Spaß mehr, das dauernde Piesacken ist ziemlich aus dem Ruder gelaufen. Auch zuhause – die reinste Kakophonie, rechts, links und überall, wohin man sich wendet.“
Er stößt ein Grummeln aus, atmet laut und heftig und erzählt frustriert weiter.
„Bloß, weil ich nicht in das Gesellschaftsmuster passe und mich nicht unterkriegen lasse, wird man trotzdem immer wieder angegriffen. Ich glaube, ich bin einfach zu filigran für dieses raue, unterbelichtete Bewusstsein dieser Welt.“
Tashi seufzt, niemand unterbricht ihn. Seine Freunde spüren, dass er noch nicht fertig erzählt hat, er muss sich richtig ausleeren können.
Der weise Baum lässt ein paar Blätter zu ihm hinfallen, um ein Zeichen seiner Freundschaft zu statuieren. Tashi bedankt sich, hebt die Blätter auf und spielt gedankenverloren mit ihnen herum. Etwas ruhiger murmelt er weiter:
„Ich habe mich stark zurückgezogen, mich ein wenig in mich selbst verkrochen, um mich zu schützen. Es scheint sich etwas verändert zu haben, denn selbst meine Freunde sind nicht mehr so gut drauf, auch sie werden nicht mehr richtig ernst genommen. Und meine Menscheneltern streiten sich in letzter Zeit öfters. Die häusliche Atmosphäre ist auch im Eimer, das Spannungsfeld ist schwer zu ertragen. Es kriselt heftig! Ich schaffe es nicht mehr, die Energien aufrechtzuerhalten. Ich kann ihnen auch nicht helfen, sie hören gar nicht mehr richtig hin. Sie sind gefangen in ihrer Erwachsenenwelt. Ich habe versucht mit meiner Erdenmutter über meinen Freund, den Baum, zu reden. Ich dachte, das würde ihr guttun und sie etwas aufheitern. Sie hat mich lange mit glanzlosen Augen angeschaut. Als ich von Klara erzählen wollte, hat sie gelacht und sich über lebhafte Phantasie geäußert. Einfach voll Sch…Sch…Scheiße!“
Nach ein paar Atemzügen:
„Warum habe ich mir diese Eltern ausgesucht? Oder sie mich? Ich bin müde, ich bin traurig, das Spielen, das Fröhlichsein fehlen mir so. Ich musste heute einfach hierher kommen, um euch zu sehen.“
Geistesabwesend spielt er mit dem Blatt des Baumes und scharrt mit den Füßen im Gras herum. Dann murmelt er weiter.
„Ich weiß, Sternenmutter, du hast mir erklärt, dass ich nicht für meine Eltern verantwortlich bin. Aber so ist es ja auch nicht schön, mit der Familie zusammen zu sein oder überhaupt Zeit zuhause zu verbringen. Es fühlt sich gar nicht mehr richtig wie ein willkommenes Zuhause an! Ach Mist, überall Missklang, ich hab’s gründlich über. Kann ich nicht bei euch bleiben, in unserem gemeinsamen Reich, Sternenmutter?“
Er seufzt schwer und unterdrückt das Weinen, das nach Erlösung sucht. Leise flüstert ihm die Sternenmutter aufmunternde Worte zu, während sie ihm weiterhin beruhigend über den Rücken streicht.
„Es ist gut so, wie es ist. Du wirst dich bei uns wieder auftanken und mit frischem Mut, vielen neuen Erkenntnissen und Freude zurückkehren!“
Sie küsst ihn auf den Scheitel und beginnt eine leise Melodie zu summen. Auch die Amsel beginnt ihr heilendes Lied zu singen und der Baum weht ein paar kleine dünne vorwitzige Äste zu ihm hin, um die Sorgen und die Traurigkeit wegzuwehen.
Das Summen seiner Sternenmutter beruhigt ihn ungemein, er entspannt sich und döst leise vor sich hin.
„Durch die Unwissenheit bleiben die Menschen in ihrer Trägheit stecken. Hab Geduld mit deinen Menschen Tashi. Die Verfeinerung und Erkenntnis brauchen nicht nur Zeit, sie brauchen auch Mut, um sich verändern zu wollen!“
Tashi berührt die Hand seiner Mutter, um sich für ihre schönen Worte zu bedanken.
Was für ein Unterschied von seiner Menschenwelt des Nicht-verstanden-Werdens zu seinem Kraftort und seiner Sternenfamilie, wo man einfach sein darf, wer man ist! Wo man im Sosein, im Einzigartigsein akzeptiert wird.
Er fühlt sich sofort besser. Ihre Worte scheinen heilende Kraft auszustrahlen. Sie weiß immer alles so einfach auf den Punkt zu bringen. Ihre Worte sind liebe- und auch verständnisvoll. Er lächelt dankbar, schließt die Augen ganz und verfällt in ein kleines Nickerchen.

Derweil sein großartiges Team, bestehend aus eben seiner Sternenmutter, seinen Wächtern Nga und Waka, Klara und dem Baum selbst, hat geholfen, aus Lianen eine Schwinge aufzuhängen.
Nach getaner Arbeit beglückwünschen sie sich gegenseitig. Klara geht zurück zur Ahnenbank und rüttelt Tashi sanft aus seinem Erholungsschläfchen. Sie schubst ihn dabei mehrmals zärtlich mit ihrem Schnabel. Er guckt sie halbverschlafen und noch etwas belämmert an.
„Guck, was wir für dich gemacht haben. Geh schaukeln im Baum! Das schwingt alles wieder in Harmonie und dann bist du bereit für dein nächstes Abenteuer mit uns.“
Er setzt sich auf, Klara zeigt mit ihren Flügeln auf die Konstruktion und er bewundert die Schaukel, die ziemlich abenteuerlich im tiefen Geäst des herrlichen Baumes hängt.
Nach angemessener Begutachtung steht er auf und die Sternenmutter führt ihn zum Baum, der ihm hilft, sich auf die hoch gelegene Schaukel zu setzen.
„Oh toll, das habt ihr aber schnell hingekriegt. Oder habe ich echt so lange geschlafen? Ja, das wird mir guttun. Genau das hat mir gefehlt, Leichtigkeit und mit Gleichgesinnten zusammen zu sein. Ach ist das herrlich wieder mit euch zu sein! Vielen Dank auch!“
Wobei er Kusshände verteilt und sich über die Schaukel freut, vor allem, weil sie tief im Baum, seinem Freund, hängt. Er seufzt aus den Tiefen seines Wesens und nimmt die Melodie des Liedes, das die Sternenmutter bei seiner Ankunft gesungen hat, wieder auf. Er summt sie leise und fröhlich vor sich hin, während er hoch oben im Baum hin und her schaukelt.
Der Wind saust durch die Blätter und spielt wunderbare Musik. Der Wind bringt auch neue Nachrichten, die erst entschlüsselt werden müssen.
Klara stolziert friedlich auf dem großen Ast, an dem die Lianen angemacht sind. Jedes Mal, wenn Tashi nach vorne schaukelt, quietscht es leise von der Liane, die am Baum hin und her schürft.
Das Rauschen des Windes verschluckt Tashis Summen. Aber das macht nichts. Er ist froh, dass alle Spinnweben aus seinem Energiefeld geblasen werden. Fröhlich ruft er dem Baum und dem Wind zu:
„Jaaa, bitte mein Baumfreund, reinige die Traurigkeit und den Frust aus meiner Aura. Energien, die ich unnötig aufgelesen habe und nicht wirklich zu mir gehören, dürfen gründlich geräumt werden. Danke mein Freund!“
Und dabei schaukelt er immer höher. Der Wind zerzaust Tashis Haare. Er liebt das wilde Spiel mit dem Wind. Und der Wind liebt Tashi!
Er lacht jetzt ganz übermütig und ruft immer wieder Klara zu, der es ebenfalls die wunderschönen weißen, silbrig glänzenden Federn durcheinanderwirbelt. Durch den Wind verliert sie manchmal das Gleichgewicht und muss sich wie auf einem Schwebebalken neu auffangen. Durch das Lichtspiel der sich bewegenden Blätter schimmern und leuchten ihre Federn, wenn ein Sonnenstrahl durch die großen Äste des Baumes bricht. Tashi lacht, weil er es so lustig findet, sie zu beobachten, wenn sie ihr Gleichgewicht sucht.
Seine Wächter stehen ganz nahe bei ihm, wie immer, Nga zur linken Seite, Waka rechts, um ihn in jeder Situation zu beschützen.
Er streckt seine Beine weit nach vorne beim Vorwärtsschaukeln und zieht sie eng an, wenn er zurückschaukelt. Ein herrliches Gefühl, diese Freiheit zu fühlen. Er singt jetzt etwas lauter, er winkt seiner Sternenmutter zu, die wieder gemütlich auf der versteinerten, strahlenden Holzbank sitzt und ihn beobachtet. Sie winkt ihm zurück. Dabei ist sie mächtig stolz auf ihn, hat er doch seine erste Initiation Reise mit Rosaline erfolgreich bestanden. Sie freut sich auf seine nächste Aufgabe, von der er selber noch nichts weiß. Es soll eine Überraschung werden für Tashi.
Sein Freund, der Baum, beginnt jetzt selber zu schaukeln, um seine kräftigenden Energien zu verstärken und Tashi mehr Schaukelschwung zu geben. Das passt Klara aber nicht mehr. Das ist zu viel für sie. Sie fliegt Richtung Boden und sortiert ihre Flügel. Die Sternenmutter steht auf, um sie zu holen. Sie hebt Klara auf ihre Arme und zusammen schlendern beide zurück zur Holzbank. Klara pickt sanft an den Wangen der Sternenmutter, um ihr Danke zu sagen. Beide lächeln in gegenseitigem Verstehen. Gesprochen wird nicht viel.
Die Schwingungen des Baumes werden stärker, der Wind aber wird schwächer. Tashi kraust die Stirn. Etwas ist im Anzug, er kann es fühlen. Genau in diesem Moment erscheint die Amsel, die sich während seines Schaukelns zurückgezogen hat aus der Krone des Baumes und beginnt fröhlich ihr Lied zu singen. Wie immer singt sie die Anderswelt in Szene. Sie setzt sich genau dahin, wo Klara vorher war. Jetzt weiß er mit Sicherheit, dass etwas auf ihn wartet. Die Amsel kündigt es an. Er hört auf ihren Song und verlangsamt das Schaukeln.
„Überraschung! Besuch kündigt sich an! Tashi, komm doch zu uns.“
Tashi schaut nach unten zur Holzbank, wo die beiden, Klara und seine Sternenmutter, sitzen und ihn gerufen haben.
„Ja, ich komme gleich, nur noch ein paar Schwünge, haaach, ist das befreiend!“ Er ruft seine Freude weit in den großen Baum hinein, so wohl fühlt er sich wieder. Eigentlich wäre er gerne noch etwas geblieben. Nach ein paar weiteren Schwüngen hört er ganz auf zu schaukeln und bittet den Baum, ihm auf die Erde zu helfen.
Er setzt sich zu den beiden auf die Ahnenbank, die ihm irgendwie sehr belebt und lebendig vorkommt. Die Ahnenbank, einer seiner Lieblings Orte überhaupt, scheint ihm zuzuzwinkern. Er betrachtet die leise kommunizierende Bank und versucht, seine inneren Ohren zu öffnen, um sich ganz auf sie einzustimmen.
Die Sternenmutter glättet seine vom Wind zerzausten Haare. Er kuschelt sich in ihre Arme und genießt die Aufmerksamkeit, die er von ihr bekommt. Er kraust die Nase und nimmt würzigen Duft von Harz wahr. Er schaut sich um, schnüffelt an der Bank, um herauszufinden, woher der herrliche Duft kommt. Tatsächlich strömt er aus der großen Ahnenbank.
„Ich habe den Harz-Duft für dich aufgewirbelt, um dich zu Erden und dir die Erinnerung an deine Herkunft ins Bewusstsein zu rufen! Die Herkunft deiner lichten Welten, dein Stammbaum sozusagen. Atme das Aroma unserer Kraft tief in dich ein, um dich zu stärken!“
Der Baum lächelt Tashi an, der ihn erstaunt anschaut. Dann schließt er wieder die Augen, um den Duft der Bank, wie vom Baum empfohlen, tief einzuatmen. In dieser Ruhe verbleibt er, bis er sich ganz mit seiner Anderswelt verbunden fühlt. Dann öffnet er die Augen und träumt in der Geborgenheit seiner Sternenfamilie vor sich hin. Er ist immer wieder entzückt über die herrliche, frische friedvolle Landschaft, die sich in seinem Traumland ausdehnt. Die angrenzenden kleinen Hügel, die von ihren Bäumen überwacht werden, oder der Teich, in dem es sich so herrlich die Füße baden lässt.
Egal wie oft er hierher reist, um sich zu erholen und sich Wissen anzueignen, er bekommt nicht genug von dieser Üppigkeit und Farbenpracht seines Kraftortes.
Er blinzelt und setzt sich gerade hin. Aus der Ferne sieht er jemanden auf sie zukommen.
Was jetzt wohl wieder geschehen wird?


Ramos

Ein junger Mann wird klarer ersichtlich, der mit langgezogenen Schritten auf die Bank zuschreitet. Die Sternenmutter löst sich aus der gemütlichen Umarmung mit Tashi und steht auf, um den Neuankömmling zu empfangen. Herzlich umarmt der die Sternenmutter. Tashi ist überrascht. Kennen die beiden sich?
Nun steht auch er auf. Klara hinterher. Mit gerunzelter Stirn geht er dem Besucher entgegen. Der Besucher kommt ihm sehr bekannt vor, ein Déjà-vu sozusagen. Klara stellt sich vor Tashi hin und präsentiert ihre langen geschmeidigen glänzenden Federn vor dem Besucher. Auch Nga und Waka stehen neben ihm, einer auf jeweils einer Seite.
Der junge Mann löst sich aus der Umarmung der Sternenmutter.
Er lacht jetzt herzlich.
„Tashi, du solltest dein Gesicht sehen. Es ist zu köstlich. Du erkennst mich wohl nicht?“
Der junge Mann riecht gut, Tashis Nase ist höchst empfindlich in dieser Hinsicht. Man kann jemanden riechen oder eben nicht.
Der junge Mann berührt Tashi beim dritten Auge. Er lässt es geschehen, schließt kurz seine Augen, um sich zu fokussieren, und plötzlich fällt der Groschen.
„Oh nein, das glaub ich nicht! Wo kommst denn du her? Ramosh!
Du warst ja nicht mal anwesend bei meiner Abreise ins Schattenland! Und jetzt bist du da. Du besuchst mich in meinem Erdenkleid? Wirklich?“
Tashi kann es kaum fassen. Sein Bruder Ramosh besucht ihn aus dem Sternensystem der Plejaden. Was für ein magischer Moment.
„Ja Kleiner, schon sehr lange haben wir uns nicht mehr gesehen!“
Dabei wuschelt er seinem Bruder durch den wilden Haarschopf.
Ramosh betrachtet Tashi, bevor er weitererzählt.
„Es tut mir leid, dass ich nicht dabei sein konnte beim Abschied für deine Reise ins Schattenland. Wir hatten sehr viel zu tun. Unser Vater fliegt immer noch mit der ganzen Flotte im Raum Alcyone. Das könnte ein längerer Auftrag werden. Du kennst es ja, er war auch vorher nie viel anwesend. Ich konnte es einfach nicht früher einrichten, dich zu besuchen. Dafür ist unsere Mutter hier. Beinahe ein Familientreffen nicht?“
Tashi antwortet nicht gleich. Eine ganze Weile betrachten sich die beiden Brüder, die sich lange nicht mehr gesehen haben. Tashi lebt ja schon seit einigen linearen Erdenjahren bei seinen Menscheneltern, während sich Ramosh immer noch in derselben Zeitlinie befindet wie vor Tashis Abreise ins Schattenland.
Zeit im Raume Alcyone wird anders bewertet als Zeit auf Erden.

Ramosh legt einen Arm um die Sternenmutter und reicht seinem Bruder die Hand. Zusammen spazieren sie zur versteinerten Holzbank. Klara folgt ihnen und setzt sich auf dessen breite Armlehne. Heimlich bewundert Tashi seinen schönen, großen starken Bruder, auf den er immer so stolz war, er schien kaum gealtert zu sein. Irgendwie erinnert ihn Ramosh an seinen Wächter, Waka, der friedvolle Krieger an seiner Seite. Der vernimmt die Gedanken seines Schützlings und ist geehrt über diesen Vergleich.
Waka stubst Tashi leicht an. Tashi schaut seinen Wächter an und dann kapiert er. Natürlich, Waka kann seine Gedanken lesen! Unbemerkt schubst er Waka leicht zurück.
Ramosh unterbricht die Gedanken seines kleineren Bruders.
„Aber schau mal, als Entschädigung für die lange Wartezeit bringe ich dir heute ein verspätetes, eigenwilliges Geschenk.“

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