Novedades aus Peru

Novedades aus Peru

Mirjam Rischatsch


EUR 24,90
EUR 19,99

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 318
ISBN: 978-3-99131-095-2
Erscheinungsdatum: 10.03.2022
26 Briefe erzählen vom Ankommen und Eingewöhnen in einem fremden Land, vom Erlernen einer neuen Sprache, vom Unterricht an der Schweizerschule, aber auch von den Lernfortschritten der eigenen Kinder, vom Finden neuer Freunde, von Reisen und Abenteuern.
Novedades aus Peru 1
22. Februar 2013

Liebe Familie, liebe Freunde

So, endlich melden wir uns!
Vorerst mal allen ganz, ganz herzlichen Dank für alle guten Wünsche, für euer Daumendrücken und für die guten Gedanken, die uns auf unserm Start hier in Peru begleitet haben. Sie haben genützt!
Wir sind gut gestartet und die Reise ist reibungslos geglückt.
Unser großes Abenteuer begann vor erst einer Woche, und es scheint mir, als sei schon eine Ewigkeit vergangen, seit wir die Schweiz verlassen haben.
Morgens um 02.30 holte uns unser Bustaxi in Andeer ab. Wir verabschiedeten uns schweren Herzens von meinen Eltern, stiegen mit unsern 9 riesigen Koffern, unsern 5 Handgepäcken und unserm Prinzenkater ein. Auf der Autobahn zwischen Rapperswil und Uster lag eine beträchtliche Menge Neuschnee, und wir waren froh, dass unser Chauffeur den Start so früh angesetzt hatte.
Die Kinder waren müde und sehr brav, nur Mogli miaute ununterbrochen. Schien ganz so, als hätte die Beruhigungstablette von 02.15 Uhr das Gegenteil bewirkt.
In Zürich waren wir dann zum ersten Mal mit dem enormen Gepäckberg auf uns alleine gestellt. Dumeni und Sina halfen gut mit, und endlich waren alle Aufpreise bezahlt, die Boardingkarten in der Hand und wir mit dem non‑stop-miauenden Mogli und meinem Bruder und seiner Frau beim Frühstück. Aber bald schon hieß es, die Passkontrollen überstehen, sich von Shampoos und sonstigen Köstlichkeiten, die nicht in die Kabine durften, verabschieden. In einem Flughafenklo verpassten wir Mogli nochmals eine Beruhigungstablette.
Er aber miaute weiter.
Bis Madrid hatten wir einen eigentlich ruhigen Flug (abgesehen von einem miauenden Kater) und wir wagten schon gar nicht mehr, unsern Mitreisenden in die Augen zu gucken.
Die Landung in Madrid war problemlos und da Mogli immer noch miaute, bekam er (diesmal im Wickelraum) die nächste Tablette. Wir versuchten ebenfalls, ihn zu motivieren, das ausgeklügelt improvisierte Katzenklo zu benützen. Erfolglos.
Nach kurzer Zeit fiel Mogli in einen komaartigen Tiefschlaf und uns packte die Angst, ihm eine Überdosis verpasst zu haben. Er miaute nicht mehr.
Endlich in Lima waren wir beinahe die letzten, die dann alles Gepäck hatten. Sowohl in Madrid wie auch in Lima durften Familien mit Kindern die lange Warteschlange überholen und direkt durch den Zoll gehen. Nur Mogli musste wieder zurück, zum Flughafentierarzt. Dieser aber hatte schon Feierabend und war nirgends mehr zu sehen.
Ich wartete mit dem stinkenden Kater (wie Philipp vorausgesagt hatte, sch … er halt dann doch noch in die schwarze Reisetasche) beim SENASA-Schalter. Einfuhr lebender Tiere. Der Tierarzt hatte keine Lust mehr, zu kommen. Die Frau hinter dem Untersuchungstisch wollte auch nach Hause. Sie sah sich die beeindruckende Anzahl Stempel in Moglis Pass an, kopierte alles und nickte. Das würde dann etwas kosten, meinte sie. Ich zahlte gerne, ging zu einem weiteren Schalter, um Geld zu wechseln, bekam den Einreisestempel und huschte durch den Zoll.
Draussen wurden wir von Urs, dem Direktor der Schule, Otto, Filomeno und Antonio mit dem Schulbus erwartet.
Die Fahrt nach Hause dauerte eine weitere Stunde. Der Verkehr in Lima ist enorm. Unsere Kinder staunten über die überfüllten Busse, die Hupkonzerte und die von rechts und links überholenden Fahrzeuge.
In unserm neuen Zuhause hatten Claudia und Otto, unsere Vorgänger, die Betten schon angezogen, den Kühlschrank gefüllt und das Nötigste war vorhanden, um gut zu starten. Die Kinder wollten sofort ins Bett. Wir ließen den stinkenden Mogli frei und versuchten, ihn etwas abzuwaschen, was nicht ganz so einfach war.
Bereits am nächsten Tag wurden wir von Tito und Filomeno begleitet, um einen Kochherd und ein paar Pfannen für unsere Küche zu kaufen. Dann gingen wir zum ersten Mal in den Schweizer Club, zu welchem wir vom Schulgelände aus Zugang haben. Das Schwimmbad ist toll. Sehr zur Freude unserer Kinder hat es sogar zwei Sprungbretter! Jetzt üben sie täglich Saltos.
Auch das Fussballfeld vor dem Haus ist genial. Duno ist schon am Mittag von Kopf bis Fuß schwarz vor Staub, die andern beiden haben beeindruckend schwarze Füße. Die Sonne brennt heiß vom Himmel.
Dumeni, Sina und Duno teilten sich zu Hause die Zimmer auf und wir erstellten eine Liste, was wir noch alles so brauchen. Es ist unglaublich, aber am Morgen erwachen wir mit Vogelgesang und dem Gurren von Tauben. Unser Garten ist schön geschützt und grün.
Am Montag hatten die Kinder zum ersten Mal Spanischunterricht bei Antonie, unsere Empleada Santos begann zu arbeiten und Beat und ich besuchten die ersten Sitzungen an der Schule.
Mit Santos haben wir großes Glück. Sie kocht sehr gut und ist tüchtig. Sie freut sich, dass die peruanische Küche unseren Kindern schmeckt und ist ganz entzückt, wenn sie den Teller nochmals hinhalten, um nachzuschöpfen. Nur wird sie uns im Sommer bereits wieder verlassen, da sie in den Norden ziehen will, um zu heiraten.
Die Spanischstunden klappen gut. Ende Woche haben die Kinder reklamiert, sie müssten zu viel schreiben und hätten zu wenig Pause. Andere Kinder haben sie noch keine kennengelernt. Aber am nächsten Freitag beginnt die Schule.
So haben wir schon fast einen Rhythmus gefunden. Beat und ich am Morgen Sitzungen und Absprachen in der Schule, die Kinder mit Antonie Spanisch und Schwimmen, Mogli erste erfolglose Vogelfangversuche. Am Nachmittag gehen wir gemeinsam einkaufen. Nun waren wir auch schon auf dem richtigen Markt, wo Früchte und Gemüse wunderschön aufgetürmt sind und Hühnchen ihre Beine in die Luft strecken.

Ja, das wars fürs Erste … Bis bald! Abrazo fuerte
Mirjam, Beat, Dumeni, Sina und Duno




Novedades aus Peru 2
3. März 2013

Liebe Familie, liebe Freunde

Hier sind wir wieder. Schon ist eine weitere Woche vergangen. Unterdessen haben wir mit einigen von euch geskypt … eine wunderbare Sache! Danke auch für alle Rückmeldungen, wir freuen uns riesig über jeden Gruß! Die Kinder sind am Mittag jeweils voller Vorfreude, wer sich wohl melden wird.

Den vergangenen Sonntag haben wir am Meer verbracht. Herbert holte uns am Morgen um 9 Uhr vor der Schule ab, um etwas Vorsprung vor dem allergrößten Verkehr Richtung Süden und Meer zu haben. Während den Stoßzeiten werden alle vier Spuren der Panamericana am Morgen nur nach Süden geführt, am Abend alle vier Spuren nur nach Norden. Wir hatten unsern neuen Sonnenschirm und unser Badezeug dabei. Wenn man aus der Stadt fährt, kommt man an all den Armenvierteln vorbei und uns wurde so richtig bewusst, in welch riesiger Stadt wir jetzt zu Hause sind. Je weiter von unserem Viertel Miraflores entfernt, desto grauer und schmutziger präsentiert sich die Umgebung. Dennoch ist in den 15 Jahren, seit wir aus Peru zurück sind, eine Menge gegangen. Die mottenden, stinkenden Abfallberge haben wir noch nicht gesehen und der Abfall am Straßenrand ist etwas weniger geworden.
Wir parkierten eine Stunde südlich in San Bartolo und machten dann einen Spaziergang über drei weitere Strände.

Wir sahen Seesterne, Vögel mit ganz roten Schnäbeln (Austernfischer), Seeigel, Krebse.
Hier ist das Surfen mit „Tablas“ (Brettern) sehr populär. Im Meer draußen hat es stets große Wellen. Am dritten Strand holten Fischer ihren Fang aus den Netzen, und wir schauten zu. Unsere Augen wurden groß, als uns drei kleine Haifische präsentiert wurden. Einer lebte noch ein bisschen, deshalb warf ihn der Fischer neben den badenden Peruanern wieder ins Meer. Der Hai entschied sich aber doch, zu sterben, und mochte nicht mehr schwimmen. Deshalb warf ihn jemand aus dem Wasser wieder zurück ins Fischerboot. Wir standen da und staunten.

Wie wir dann unsern neuen Sonnenschirm ausprobieren wollten, passte die Stange nicht zum Schirm. Sina und Dumeni quetschten sich also direkt unter das Segel und fanden es gar nicht so schlecht.

Dann genossen wir die Wellen und das kalte Wasser. Um vor dem großen Verkehr wieder zu Hause zu sein, fuhren wir schon um zwei Uhr wieder nach Hause.

Am Mittwoch mussten wir Schuluniformen und alle Bücher kaufen, die Bücher müssen alle mit „Vinifan“, einer Plastikfolie, eingefasst werden. Ihr glaubt gar nicht, welche Berge von Büchern unsere Kinder im nächsten Jahr durcharbeiten und bewältigen werden müssen. Ich bekomme Ohrensausen, wenn ich nur daran denke. Noch ist es nicht überstanden. Ich kaufte also 6 Rollen Vinifan und machte mich an die Arbeit. Nach einer Stunde musste ich verzweifelt um Verstärkung schreien, Beat, die Kinder und Santos, unsere Empleada, mussten mithelfen. Auch zu sechst waren wir nochmals eineinhalb Stunden dran, bis alles eingefasst und beschriftet war.

Zusammen mit Santos präsentieren sich die Kinder
stolz in ihrer neuen Schuluniform

Am Freitag war für uns alle der große Tag gekommen: Schulanfang. Die Psychologin der Schule hatte für alle neu eintretenden Kinder ein Begleitkind aus seiner Schuklasse organisiert, welches am Schuleingang wartete und die Neuen den Tag über begleiten würde. Da standen unsere drei dann mit ihren schweren Schulsäcken. Die Kinder kamen, der erste Kontakt war geschafft und ich ging in meine Klasse, welche von 27 Elternpaaren und 27 Kindern belagert wurde. Sara, meine peruanische Lehrerkollegin, hatte sich im Zimmer eingeschlossen, damit sie nicht schon vor dem Einläuten übermannt würde. Ich kam kaum durch all die Eltern durch, welche mich nicht beachteten und schloß die Türe ebenfalls hinter mir zu. Hilfe! Dann läutete es und wir mussten die Türe öffnen. Sara – in dem Gebiet schon ein alter Hase – stemmte sich gegen die Eingangstüre und schaffte es, nur mal die Kinder durchzulassen. Diese suchten sich ihren Platz, alle mit einem riesigen Rollkoffer und einer Lunchtasche bepackt. Das gab einen Stau wie auf der Panamericana Sur sonntags Richtung Süden.
Dann kamen die Eltern. Ich kam mir vor wie auf einer internationalen Fotosession. Da blitzten die Lichter, wildes Wirrwarr von Stimmen und Schreien. Zum Glück stand Sara an meiner Seite und wir verteidigten unsern Platz hinter dem Lehrerpult.
Irgendwie schaffte sie es dann doch, die Eltern zu beruhigen und sie dazu zu motivieren, sich hinten im Zimmer aufzustellen, damit wir ihnen angemessene Begrüßungsworte zukommen lassen konnten. Nach zehn Minuten war dann der Spuk vorbei und sie rauschten davon, wie sie gekommen waren. Alle an ihre Arbeit oder ins Fitnessstudio. Zwei drei Elternpaare grüßten doch noch persönlich, was mich etwas tröstlich stimmte.
Die Kinder packten ihre schweren Taschen aus, legten alle Bücher auf den Tisch und die ersten fragten nach zehn Minuten, wann dann wohl die Pause sei. Die nächsten hatten Hunger oder mussten aufs Klo, wir aber marschierten in Einerkolonne auf den Schulhof, wo das Schuljahr offiziell eröffnet wurde. Die Sonne brannte heiß auf den Asphalt, die Direktoren begrüßten Schüler, Schülerinnen und die Lehrpersonen, die peruanische Hymne und der Schweizerpsalm wurden gesungen, Vorfreude und Spannung lag in der Luft und Schweißtropfen klebten an der Stirn.

Zurück im Schulzimmer versuchten wir dann, den Morgen doch noch irgendwie hinzukriegen, was uns doch auch irgendwie gelang, aber da wartet noch harte Arbeit auf uns.

Am ersten Tag war die Schule für alle schon am Mittag fertig. Dumeni, Sina und Duno waren zufrieden und fanden, sie hätten einen guten Start gehabt. Duno ist bei Beat in der Klasse.
Am Nachmittag kam dann ein Anruf, dass unsere Fracht ankommen würde. Was für ein Jubel! Ein riesiger Lastwagen parkierte vor dem Haus, fünf Männer brachten alle Kisten und unsere Kinder rannten voraus, wo welche Kiste hingestellt werden müsste. Dann wurden die Rollerblades angeschnallt und auf dem superglatten Beton in der Basketballhalle neben unserm Haus eingefahren, dann kuschelten sich alle in ihre eigenen Bettdecken und fühlten sich schon ein wenig mehr zu Hause hier.

Gestern, Samstag, waren wir bei Ruth und Aldo in Chaclacayo eingeladen. Ruth ist auch Lehrerin an unserer Schule und wir kennen sie noch von früher. Chaclacayo liegt etwas oberhalb von Lima, Richtung Carretera Central, der Hauptstraße in die Anden. Ruths Großeltern waren Schweizer, und ihr Großvater hat damals nicht nur eine kastrierte Katze mit nach Peru genommen, sondern einen wahrhaft potenten Zuchtstier mit Marke Brown Suisse, welcher in diesem Land Spuren hinterlassen hat. Das große Grundstück, das heute Ruths Schwestern und ihr gehört, stammt noch aus dieser Zeit. Heute stehen darauf verschiedene Ferienhäuser und es hat ein kleines Schwimmbad, die Familie ist groß und insgesamt sind es 18 Cousins.
Piero war noch ein Baby, als wir damals von Peru gingen und heute 17 Jahre alt, Dante 16 und Romina 7.
Duno fragte nach 10 Minuten, wann wir wohl wieder nach Hause gehen würden.
Piero und Dante, weitere Cousins und die Kinder des Aufsehers begannen bald damit, Fußball zu spielen, unsere beiden Jungs machten mit und der Tag war gerettet.
Romina hatte eine Freundin aus ihrer Klasse dabei, Sina spielte bald auch mit, mit Händen und Füßen, etwas Spanisch und mit viel Wasser ging das ganz gut.
Wir stellten uns in die Küche, die Männer bedienten den Grill und es war eine Freude.
In Chaclacayo kann man sogar Fahrrad fahren. Irgendwo lagen noch einige fahrbare Fahrräder und gegen Abend machten wir einen Dorfrundgang und die Kinder teilten sich die Räder. Aldo kaufte Marshmallows, die wurden über der letzten Glut gebraten und als wir zurück in Lima waren, war es bereits zehn Uhr nachts.

Heute werden Beat und ich für die Schule arbeiten müssen, um einem weiteren Chaos am Montag etwas Gegensteuer zu geben. Der Morgen gehört mir, der Nachmittag ihm, Dumeni, Sina und Duno haben erste Aufgaben und … jeder etwa zehn Hefte für eine weitere Vinifan-Runde.

Ja, dies fürs Zweite … Bis bald! Abrazo fuerte

Mirjam, Beat, Dumeni, Sina und Duno

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