Singen ist für jeden gesund

Singen ist für jeden gesund

Linda Kazani


EUR 13,90

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 46
ISBN: 978-3-99048-997-0
Erscheinungsdatum: 27.07.2017
Singen ist gesund für Körper und Geist! Mit Hilfe von leicht nachvollzierbaren Übungen erleben Sie, wie Sie Ihre Stimme entfalten, kräftigen, fokussieren und entspannen können und auf ganzer Ebene vom Singen profitieren.
Vorwort

Dieses Buch entsteht aus einer zunehmenden spannungsgeladenen Mischung von beruflichem Erkenntnisgewinn und Sänger-Enthusiasmus. Da ist die Lust, über den eigenen Schatten zu springen, um auf literarische Art über die Kunst des Singens zu reflektieren.
Meine Perspektive ist die der Sängerin, die auf der Bühne singt und lebt. Aus dieser Perspektive beobachte ich das Singen als Kunst und Handwerk des Künstlers und nicht als „Vorlesung“.
Dennoch möchte ich mein Wissen vermitteln, indem ich auch schriftlich analysiere, und zwar nicht als theoretisches Werk, sondern als Reflexion und Arbeit an meiner Unterrichtsmethodik.
Natürlich steht das Klangphänomen mit den Gesetzen der Physik in Verbindung. Deshalb betrachte ich diese Form von Wissenschaft in Bezug auf Kunst und Musik als Werkzeug zur Erkenntnis der idealen Gesangstechnik.
Auf Grundlage meiner eigenen Unterrichtsnotizen habe ich das Fachwissen der Sängerin und Gesangspädagogin untersucht und analysiert und in diesem Handbuch der Gesangstechnik mit Übungsbeispielen erklärt.
Durch Übungen kann man Verlorenes wiederfinden. Durch bewusstes Trainieren Fähigkeiten erwerben und zurückgewinnen, um den Klang der Stimme auch beim Sprechen zu optimieren.
Das Singen ist leicht und gesund für Körper und Geist. Da wir beim Singen die Gewohnheit haben, uns selbst zu beobachten (Stimme, Atmung, Tempo, Rhythmus, Gedanken), entwickeln wir auch die Fähigkeit, unser eigenes Verhalten selbst zu analysieren und auch Verhaltensmuster zu korrigieren wie Selbstkritik, aus der Gegenwart fliehen, Multitasking etc.
Dabei lernen wir zum Beispiel, dass Selbstkritik hilfreich ist, allerdings nur bis zu dem Punkt, wo sie uns nicht als destruktives Denkmuster schadet. Man kann nicht mit ständiger Selbstkritik singen. Das würde die Sänger vom Singen ablenken. Beim Singen denken die Sänger immer im Voraus, während sie bei der Selbstkritik ständig in den „Rückspiegel“ schauen.
Das Singen ist ein Zustand des Seins. Man kann nur in der Gegenwart singen und im Jetzt atmen und leben.
Beim Singen wird uns bewusst, dass unser Gehirn so program-miert ist, dass wir nur eine Sache im Augenblick denken können. Das Umschalten auf Multitasking ist eine riskante Sache. Es aktiviert das Unterbewusstsein und führt zu inneren Zweifeln, welche die „Gartenarbeit“ des Bewusstseins sabotieren können. Beim Singen übt unser Gehirn, Prioritäten zu setzen, um bewusst konzentriert zu bleiben.
Wenn wir uns vorstellen, unser Bewusstsein ist unser innerer Garten, wie würden wir diesen Garten pflegen? Würden wir ihn gießen? Austrocknen lassen? Würden wir neue Blumen und Pflanzen säen und uns liebevoll um sie kümmern?
Diese Vorstellung meines Bewusstseins gefällt mir sehr, es hilft mir, klar zu denken, was ich mit meinem Garten des Bewusstseins machen will. Daher singe, denke, lese, schreibe, lerne und lebe ich BEWUSST.
Vielleicht ist das Singen eine Metapher für eine gesunde und glückliche Lebenseinstellung. Lassen Sie es uns zusammen herausfinden …



Die Macht der Stimme

Der wertvolle Inhalt einer Rede, einer Rezitation, eines Vortrages geht oft zu einem großen Teil verloren, nur weil der Klang unzulänglich ist.
Die Ursache dieser Unzulänglichkeit ist eine ungeschulte, nicht tragfähige Stimme.
Eine ungeschulte Stimme fällt jedem auf, auch dem Redner selbst, weil seine Stimme leicht ermüdet, heiser und am Ende auch klanglos wird.
Durch Übungen kann man Verlorenes wiederfinden. Durch bewusstes Trainieren Fähigkeiten erwerben und zurückgewinnen, um den Klang der Stimme auch beim Sprechen zu optimieren.
Der Klang der Stimme ist machtvoll.
Diese Macht kommt aus dem Wissen heraus, dass wir die Herrscher unserer Gedanken, Gefühle und Taten sind.
Das Singen ist ein Zustand des Seins. Deshalb begleiten die Menschen ihre Emotionen und die Lebensanlässe mittels Gesang.
Die Stimme ist Energie. Ein trauriges Lied macht uns melan-cholisch und unbewusst traurig, genauso wie ein lustiges Lied uns ein Gefühl der Freude vermittelt.
Wenn wir uns auf unsere inneren Gefühle konzentrieren, wissen wir, dass uns jedes Gefühl eine Botschaft vermittelt.
Da die Stimme aus unserem Inneren kommt, überträgt sie auch die Gefühle. Wenn wir die Stimme steuern können, dann können wir auch genauso unsere Gefühle mittels der Stimme beeinflussen.
Dabei lernen wir auch, unsere Gefühle zu beherrschen und nicht von den Gefühlen beherrscht zu werden.
Die Stimme beeinflusst nicht nur unsere Gefühle, sondern auch unser Verhaltens- und Denkmuster.
Dass die Stimme unser Verhalten beeinflusst, bringt mich auf die Idee, diese Macht der Stimme in entgegengesetzter Richtung zu benützen und zugunsten des Bewusstseins zu trainieren. Damit meine ich, wenn wir die Muster erkennen, können wir dies zur Veränderung und zur Problemlösung nutzen.
Laut Studien funktioniert unser Gehirn mithilfe von Mustern. Diese Muster spiegeln sich in allen Lebensthemen eines Menschen wider.
Zum Beispiel widerspiegelt jemand seine Beziehung zum inneren Kind in der Beziehung zu den eigenen Kindern. Mit den gleichen Mustern betrachtet er auch seine beruflichen Leistungen usw.
Der Ursprung vieler Lebensthemen und Probleme ist ein Denkmuster.
Dieses Denkmuster kann man trainieren, indem man es in einem bestimmten Bereich oder bei einer Tätigkeit bewusst wahrnimmt und transformiert.
Heutzutage gibt es immer mehr Menschen, die an sich selbst arbeiten, um Denk- und Verhaltensmuster zu ändern. So erzielen sie erstaunliche Ergebnisse, die lebensverändernd wirken.

Wie kann mir das Singen helfen, um Verhaltens- und Denkmuster zu verändern?
Das Denkmuster beim Singen ist identisch mit dem Denkmuster in Lebensthemen.
Wenn ich singe, ist mir bewusst, dass ich genauso lebe.
Ich singe ohne Anstrengung und genauso lebe ich auch im „Flow“.

Wenn meine Stimme beim Singen ungezwungen klingt, dann führe ich auch genau so ein Leben, ohne Zwang und ohne große Erwartungen.
Wenn meine Stimme kristallklar klingt, dann habe ich auch mein Gehirn genau so trainiert, um klar zu denken.

Meine Stimme habe ich so trainiert, dass sie nur in eine Richtung fokussiert klingt, ohne sich verschiedenen Höhen und Tiefen anzupassen. Die Töne sollen in einer Ebene geführt werden (mehr dazu in dem Kapitel „Der Registerübergang“).
Diese Übungen wirken direkt auf mein Bewusstsein. So betrachte ich Menschen und Situationen fokussiert und unkompliziert. Das hat mein Leben um ein Vielfaches vereinfacht.

Durch mein Repertoire habe ich mich viel mit der Geschwindigkeit und Genauigkeit der Stimme beschäftigt. Dadurch wurde meine Stimme schnell reagierend und im Gleichgewicht balanciert.
Die Geschwindigkeit der schnellen Passagen gelingt mir am besten, wenn ich ruhig im Fluss des Ein- und Ausatmens singe. Wie man so schön sagt: In der Ruhe liegt die Kraft. Mit der gleichen Ruhe gehe ich auch mit den Lebensthemen um.
Das Gleichgewicht in den Lebensthemen finde ich auf die gleiche Art wie beim Singen: in der Bewegung. Nur in der Bewegung kann Gleichgewicht entstehen.



Die Übungen

Für mich als Gesangspädagogin ist es sehr wichtig, die Stimme des Sängers gesund auszubilden, sodass die Sänger in jeder Lebensphase beim Ein- oder Ausstieg in den bzw. vom Sängerberuf die technischen Fähigkeiten (wieder) beherrschen.
Es ist eine große Verantwortung, die Stimme eines Menschen auszubilden. Die Stimme ist sein Kapital und ein einzigartiges Instrument.
Die individuelle Arbeit mit den Sängern ermöglicht diesen nicht nur die Entwicklung der eigenen Stimme, sondern auch eine künstlerische Entwicklung und eine Persönlichkeitsentwicklung.
Von Bedeutung hierfür sind die bewusste Wahrnehmung eigener Talente, innere Disziplin, Sprachkenntnisse und Offenheit für Lob und Kritik vonseiten anderer Sänger, Künstler und Kulturen.
Im Unterricht lasse ich die Sänger mindestens eine ganze Phrase singen, dann erkläre ich die technischen Problemen, die zu beseitigen sind. Oft sind metaphorische Erklärungen aus unserem schnelllebigen Leben sehr hilfreich, um klarzumachen, wie das zu erreichen ist. Die Menschen heutzutage sind meistens ergebnisorientiert und wollen schnell am Ziel sein. Deshalb müssen die Übungen klar, deutlich und gezielt sein, um technische Schwierigkeiten zu überwinden.
Während der Arbeit mit Arien/Liedern empfehle ich zwischendurch die entsprechenden Übungen, die zur Problemlösung helfen.
Meiner Meinung nach wird richtiges Singen von den folgenden Faktoren bestimmt:
gute Kenntnisse über die anatomischen und physiologischen Funktionen des Stimmapparats
aus der Gesangsliteratur das richtige Repertoire für die Sänger und deren Entwicklungsphase aussuchen
die Stimme aus der Mittellage behutsam aufbauen, ohne die Stimme anzustrengen
das „Fach“ nicht zu früh festlegen
nach dem Unterricht soll der Sänger von dem Lernstoff überzeugt sein und seine Stimme soll unermüdlich klingen.

Die Übungen sind nicht nur zum Aufwärmen wichtig, sondern dienen vor allem als Bausteine der Gesangstechnik und zum organisierten Singen. Unorganisiertes Singen kann sich auch ungesund auf die Stimmbänder auswirken. Deshalb ist es sehr wichtig, immer bewusst zu singen und vorher klar zu wissen: Wie wird das gesungen? Die täglichen Übungen sind so wichtig für die Stimme wie die körperliche Hygiene für den Körper. Eine trainierte Stimme kann das Programm und die Herausforderungen viel besser bewältigen als eine untrainierte Stimme. Die täglichen Übungen sollen möglichst viele Bereiche der Gesangstechnik trainieren.
Zum Beispiel: Legato, Stakkato, Piano-Forte, Tonleiter mit Rotationen, Anschwellen und Abschwellen von langen Tönen, Artikulationsübungen etc.
Ich werde Ihnen die Übungen thematisch weiter erklären.
Sie steuern Ihre Stimme, indem Sie sie von innen wahrnehmen. Das bedeutet, sich nicht nach dem Gehör, sondern nach dem Empfinden des Klanges zu orientieren. Sie hören sich selbst nicht, wie die anderen Sie hören. Anderseits singen Sie für die anderen und nicht für sich selbst. Wie können Sie das, was die anderen hören, wahrnehmen? Nur wenn Sie die Fähigkeit entwickeln, sich nach innen zu wenden.
Die Stimme ist Ihr Instrument und Sie spalten sich nicht, wenn Sie die Stimme manchmal wie die Instrumentalisten betrachten. Die Stimmübungen sind genauso effizient für die Stimme wie die Instrumentalübungen für Instrumentalisten.
Die Spannung der Stimme hält man am besten, wenn man die Luft, die durch die Stimmlippen strömt, mit dem Geigenbogen vergleicht. Genau wie beim Geigenspielen, von oben nach unten, ohne zusätzliche Bewegungen, führt man auch die musikalische Phrase beim Singen. Das Vorstellungsbild ist sehr nützlich, nicht nur für das Legato und die Spannung, sondern auch für die Intervallsprünge. Um von einem Ton auf den anderen zu wechseln, müssen Sie nicht viel umstellen. Das macht „nur“ die Luftmenge, die Sie steuern. Ihr Singinstrument ist klein und fein. Eigentlich verträgt die Stimme keine großen Bewegungen, um Töne zu wechseln. Sie können den Klang im „Flow“ klingen lassen und den Tonwechsel der Luftspannung überlassen.

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