Die globalen Themen unserer Zeit

Die globalen Themen unserer Zeit


EUR 27,90

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 638
ISBN: 978-3-99038-846-4
Erscheinungsdatum: 18.12.2015
Es existieren reale Probleme, die die Entwicklung der Menschheit in falsche Bahnen lenken. Die Welt von heute benötigt neue Ideen, originelle Denkansätze, nützliche Konzepte sowie andere Formen der politischen und wirtschaftlichen Kommunikationen und Handelsbeziehungen.
Vorwort

Ich bin Deutscher mit äthiopischem Ursprung, lebe und arbeite in Deutschland. Von Beruf bin ich Naturwissenschaftler.
In den letzten 20–25 Jahren beschäftige ich mich mit globalen Themen. Ich kann ohne Zweifel sagen, dass ich global denke und dabei ein „globalisierter Deutsch-Afrikaner“ geworden bin. Zu meinem „globalisierten Charakter“ haben folgende Aspekte eine entscheidende Rolle gespielt. Ich habe Kontakt mit ehemaligen Studienkommilitonen in Singapur, Malaysia, Russland, Großbritannien, China, Luxemburg. Ich erhielt von einem chinesischen Freund und seiner Frau ein Sprachbuch geschenkt, um die chinesische Sprache zu lernen. Als Doktorand habe ich zusammen mit Mittel- und Südamerikanern, Asiaten, Arabern, Ost-, West-, Nord- und Südeuropäern und Afrikanern im Studentenwohnheim gelebt. Während meiner Studienzeit hatte ich viele Kontakte und Beziehungen mit zahlreichen Menschen aus der ganzen Welt. Mit den meisten meinen Kommilitonen habe ich über die Weltlage diskutiert und an diversen umwelt-, energie-, wirtschafts-, gesundheits- und entwicklungspolitischen Veranstaltungen aktiv teilgenommen. Ich habe Grundkenntnisse in Französisch und Hebräisch. Ich spreche, lese und schreibe in Deutsch, Englisch und Amharisch und träume in allen drei Sprachen.
Ich bin in Deutschland zu meinem politischen Bewusstsein gelangt. Je länger ich mich in Mitteleuropa aufhalte, desto klarer wurden mir die krassen Unterschiede zwischen meinem Heimatland Äthiopien und den reichen Nationen in Westen. So fing ich an, mir über die Weltlage Gedanken zu machen. Gleichzeitig habe ich mich mit den sozioökonomischen, gesellschaftspolitischen, wirtschaftlichen und ökologischen Situationen in den ELn befasst. Im Zeitalter der Globalisierung stets über die wirtschaftliche Lage, den technologischen Fortschritt sowie über die allgemeine gesellschaftliche Entwicklung in den ELn* nachzudenken, darüber zu lesen, zu kommentieren, zu dozieren, mit Menschen, die sich mit dem Thema sehr gut auskennen, zu diskutieren, auseinanderzusetzen, das war für mich immer von grundlegendem Interesse und ist stets das durchschimmernde Thema geblieben. Als Naturwissenschaftler halte ich oft Vorträge über die Notwendigkeit eines Zusammenwachsens der Ökologie, der Ökonomie sowie der Naturwissenschaften in unserer Welt. Auch über ihre Bedeutung und ihre Vorteile. Allerdings ist für das Zusammenwachsen ein neues Lebensmodell notwendig.
Was die Entwicklungsländer anbetrifft, bin ich fest davon überzeugt, dass die Zeit gekommen ist, sich über die endgültige Abschaffung der Entwicklungshilfe Gedanken zu machen. Daher ist es die Aufgabe, alle Gesellschaften im Norden wie auch im Süden, darüber miteinander zu reden, die besten Lösungswege vorzuschlagen und sie in die Praxis umzusetzen. Dies ist auch eine Botschaft an diejenigen internationalen Institutionen und Organisationen, die diese Entwicklung fördern, steuern und moderieren.
In den letzten 10–15 Jahren, nachdem ich mehrere Artikel verfasst habe, kam ich auf die Idee, ein Buch zu schreiben, da mein Gewissen mir sagte, dass der Zeitpunkt gekommen ist, einiges über meine Gedanken der Öffentlichkeit mitzuteilen und diese in Buchform zu präsentieren.
Ich habe dieses Buch neben meiner hauptberuflichen Tätigkeit geschrieben. Meine Idee von Anfang an war es, der Öffentlichkeit ein Buch zu präsentieren, nicht nur für die Fachwelt, sondern für alle interessierten Menschen.
In der Hoffnung, dass die politisch und wirtschaftlich Verantwortlichen unseres Staats und ihre politischen Institutionen, ihr Denken und Handeln den veränderten Realitäten in unserer Welt anpassen und sie in Einklang bringen können. Ich habe praktische Schritte erörtert. Diese verlangen Mut, um neue Ideen zu denken und nach ihnen zu handeln, die Bereitschaft zu echten Reformen und die Abschaffung der alten Entwicklungsmodelle.
Gewiss, es benötigt auch die Reorganisation des politischen Denkens und Handelns, weltweit. Aufgaben, die sehr dringend sind, und solche, die uns lang- und kurzfristig erwarten werden, werden in diesem Buch beim Namen genannt. Es werden alle relevanten sozioökonomischen, gesellschaftspolitischen, wirtschaftlichen, machtpolitischen und technologischen Themen und ihre Einflüsse in ihrer Gesamtheit dargestellt.
Ich habe mich mit allen in diesem Buch erwähnten globalen Themen und den zugehörigen Problemen auseinandergesetzt und die erforderlichen Lösungsansätze vorgeschlagen.
Allerdings sollen die Lösungsansätze keineswegs als Patentrezepte verstanden werden. Ich versuche keineswegs widersprechende Thesen (Antithesen) und ihre Positionen miteinander zu versöhnen, sodass sie im Gleichklang sind. Ich setze mich mit ihnen auseinander und gebe so meinen Lesern die Gelegenheit, über sie nachzudenken und sich eine eigene Meinung zu bilden. Ich bin naturwissenschaftlich geprägt und denke über alle in diesem Buch erwähnten Themen nach. Dies gibt mir die Möglichkeit, unsere Welt von verschiedenen Perspektiven her zu betrachten und zu analysieren.
Der Wohlstand auf unserem Planeten ist nur für ein Fünftel der Menschheit gültig. Um diesen Wohlstand aufrecht zu erhalten, benötigen die reichen Industrienationen fast 90 Prozent der Weltressourcen, und zwar auf Kosten der Mehrheit der Armen in der Welt. Alleine durch ihren Rohstoffbesitz können die EL ihre wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung kaum verbessern. Außerdem werden ihre Rohstoffe und alle Arten von Bodenschätzen und Wirtschaftspotenziale ausgebeutet. Die Länder werden dafür nicht einmal belohnt. Tausende hoch qualifizierte, als Fach- und Führungskräfte einsetzbare Menschen aus diesen Ländern verlassen oft ihre Heimat, zwar wegen mangelnder politischer und wirtschaftlicher Stabilität, vor allem wegen Kriege. Es müsste schon längst darüber ein Konsens entstehen und als wichtiger Bestandteil der Globalisierung in die Arbeits- und Entwicklungsprogramme der jeweiligen nationalen Regierungen integriert werden. Die Menschheit ist heute weniger optimistisch, was die gesamte Weltlage betrifft, als noch vor zehn Jahren. Und dies betrifft nicht nur die sogenannten Spezialisten oder Weltwirtschaftsexperten und die gigantischen internationalen Organisationen, sondern der Gedanke erfasst auch eine von Jahr zu Jahr kritischer werdende Öffentlichkeit. Dadurch ist z. B. der Weg zu einer Neubewertung der Entwicklungshilfe weltweit möglich geworden. Da die bisherige Form der Entwicklungshilfe nur kurzfristige Vorteile hat, aber langfristig eine deutliche Gefahr für die Weltentwicklung bedeutet.
Ich hoffe, dieses Buch wird zu einem Umdenken beitragen – zumal die Menschen in den ILn die Folgen und die Auswirkungen der Regierungspolitik ihrer Länder bezüglich der EL deutlicher erkannt haben und kritischer geworden sind. Dieses Buch deckt ein breites Spektrum von Ideen ab.
Ich befasse mich mit allen in diesem Buch angesprochenen Themen seit über 20 Jahren. Über einige habe ich geforscht bzw. forsche immer noch und habe diesbezüglich zahlreiche Artikel verfasst. Ich hoffe, das Buch wird viele Menschen in allen Ländern davon überzeugen, dass eine andere Entwicklungs-, Wirtschafts-, Umwelt-, Energie- und Rüstung- und schließlich andere Globalisierungspolitik unbedingt notwendig ist. Wir sollten in der Lage sein, die Ökonomie, die Entwicklungspolitik, das Weltwirtschaftswachstum und den technologischen Fortschritt weltweit so zu steuern, dass alle Menschen auf unserem Planeten ohne Hunger, Krankheit, und Krieg leben können und niemand mehr unterhalb der Grenze des Existenzminimums leben muss. Nur so haben fast alle Menschen, sowohl in den ILn als auch in den ELn, gegenwärtig und auch in der Zukunft ein besseres Leben auf diesem Planeten.

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Danksagung

Dankbar bin ich für die vielfältigen und anregenden Diskussionen über die Entwicklungsländer und ihre politischen, wirtschaftlichen und ökonomischen Situationen. Auch über die Auswirkung der Globalisierung in diesen wirtschaftlich noch in der Entwicklungsphase befindlichen Ländern. Mein Dank geht an zahlreiche Personen, vor allem an meine Frau Ilonka Monika Mueller-Getahun.
An diesem Buchprojekt war meine Frau von Anfang an mitbeteiligt. Sie hat für den Deutschen Entwicklungsdienst (DED) als Entwicklungshelferin in Äthiopien gelebt und gearbeitet. Sie lebte tatsächlich mit den Menschen zusammen und sprach mit ihnen über ihre Probleme, Krankheiten und Nöte. Sie hat vieles gesehen und Erfahrungen gesammelt. Sie reiste durch das Land und lernte Äthiopien sehr gut kennen. Sie hat sich stets mit den Problemen in Äthiopien auseinandergesetzt. Sie glaubte und glaubt immer noch daran, dass ein anderes Leben in den Ländern der Dritten Welt möglich sei. Sie hat mein Manuskript gelesen und korrigiert. Dafür bin ich ihr sehr dankbar.

EL = Entwicklungsländer
IL = Industrieländer

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Einleitung

Dieses Buch befasst sich mit wichtigen globalen Themen der Gegenwart und ihrer Problematik. Das Inhaltsverzeichnis beschreibt die erfassten Themenbereiche. Dabei sind die geschilderten Probleme sorgfältig analysiert und ihre möglichen Lösungsansätze werden beschrieben.
Es ist die Absicht dieses Buchs, die politischen, die wirtschaftlichen, die technologischen Probleme und deren weltweite Konsequenzen, insbesondere in den Entwicklung- und Schwellenländern, zu untersuchen und sie so darzustellen, wie sie sind. Die Entwicklungspolitik und die Entwicklungshilfe sowie das Konzept des Wirtschaftsliberalismus und die Ausbeutung der Rohstoffe sind nichts anderes als neue und alte Herrschaftsinstrumente der Wohlhabenden über die Armen. Im Zentrum dieses dynamischen Prozesses stehen Entwicklungsbeschleunigung und Armutsabschaffungen (zu denen der UNO-Millenniumsziele gehören) auf der einen Seite und die bilaterale, multilaterale, trilaterale Entwicklungszusammenarbeit auf der anderen Seite, immer im Widerspruch. Die globale Abhängigkeit der armen Nationen durch die Unterstützung der reichen ist in diesem System einbetoniert und befestigt. Diese Abhängigkeit wird durch die falsche Nahrungsmittelhilfe, den Wissens- und Technologietransfer und materiellen Spenden in zunehmendem Maße unterstützt. Die Pläne für den technologischen Fortschritt und für das Wirtschaftswachstum in den Entwicklungsländern sind nicht maßgeschneidert. Global betrachtet, ist durch den Einsatz von moderner Technologie wie etwa Satelliten, Computer, Videogerät, Digitalfernsehen (Interaktive Fernsehsysteme) fast alles möglich geworden.
Nie zuvor konnten so viele Menschen so weit herumreisen und mit anderen Menschen kommunizieren und von anderen Kulturen lernen wie heute. Es gibt viele gut ausgebildete Menschen. Also das Humankapital ist reichlich vorhanden. Die medizinische Forschung und Entwicklung ist heute sehr fortgeschritten. Man kann heutzutage durch Szenarien und Prognosen vieles erkennen, sei es Umweltkatastrophen, Energieknappheit, Krankheiten (Epidemien), Klimaveränderung usw. Noch nie zuvor gab es in der Geschichte der Menschheit so viele Prognosen über die zukünftige Entwicklung unserer Gesellschaften. Und noch nie gingen die Meinungen über die Globalisierung und deren Auswirkungen so weit auseinander wie heute. Trotzdem herrscht großer Optimismus, dass die Menschheit durch die Erweiterung ihres Wissens und ihrer technischen Fähigkeiten in der Lage sein wird, nicht nur den materiellen Wohlstand und den Fortschritt fortzusetzen, sondern auch die negativen Auswirkungen der technischen Entwicklung und des Fortschritts zu bewältigen. In den vergangenen Jahrhunderten hat der Mensch auf medizinischem und auf technisch-wissenschaftlichem Gebiet viel geforscht und vieles erfunden. In der Tat, diese Erfindungen waren für die Menschheit sehr nützlich. Es ist der Menschheit auch gelungen durch ihre Forschung und Entwicklung, Regionen und bestimmte Gebiete unter ihre Kontrolle zu bringen. Sei es der Polarkreis, das Weltall, die Ozeane und die Wüstenregionen und viele andere. Trotzdem herrscht in der Welt Hunger, Krankheit, Unterentwicklung, Umweltprobleme und Unzufriedenheit. Heute wissen wir, dass die rasante Entwicklung der Wirtschaft auch negative Auswirkung hat. Dies deutet darauf hin, dass Fortschritt mit spezifischen Problemen verbunden ist. Die Dinge, die die Menschheit noch nicht unter ihrer Kontrolle hat, sind enorm. Zu ihnen gehören die Kontrolle über Ressourcen-Allokation, den Energieverbrauch, der Schutz der Sphäre (Umwelt, Öko, der Biosphäre, u. a.)
In der Gegenwart können wir beobachten, dass trotz Hochtechnologie und Wissen viele Ereignisse weltweit sich weitgehend der Kontrolle der Menschheit entziehen. Es handelt sich dabei um natürliche und von Menschen verursachte, also künstliche Prozesse. Erdbeben, Tsunami, Vulkanausbrüche und Taifune gehören zu den natürlichen Ursachen und die Nuklearkatastrophen der letzten 30–40 Jahre, wie Fukushima, Tschernobyl, Harrsisburg usw. gehören zu den künstlichen. Das Bevölkerungswachstum ist unkontrollierbar geworden. Die Sozialpolitik ist nicht wirksam. Durch die Industrialisierung sind die Einkommensverhältnisse nicht besser geworden. Die Lebenserwartung ist zwar fast in allen Ländern der Erde gestiegen, aber regional und kontinental gesehen zeigen sich krasse Unterschiede. Viele Menschen sind sowohl in den Industrie- als auch in den Entwicklungsländern gegenüber der Weltwirtschaftsentwicklung sehr skeptisch, da der technisch-wirtschaftliche Fortschritt die primäre Armut zumindest für ein Drittel der Erdbewohner beseitigt hat, aber dafür die restlichen zwei Drittel unverändert arm bleiben lässt. Der Norden hat so viel zu essen, so viele Schul- und Hochschulabsolventen und verfügt über so viele materielle Güter. Der Süden leidet an Hunger und hat keine anständigen Behausungen und keine medizinische Versorgung. Während ein Drittel der Bevölkerung auf der Erde überernährt ist und über Überproduktion verfügt, können die primären Grundbedürfnisse von zwei Drittel der Bevölkerung trotz des technischen und wirtschaftlichen Fortschrittes nicht befriedigt werden. Fauna und Flora sind die charakteristischen Merkmale für die unterschiedlichen Land-, Meeres- und Süßwasserökosysteme der Erde. Umweltschutzfachleuten zufolge sind diese Ökosysteme seit mehreren Jahren um 20–30 Prozent zurückgegangen. Die Überwachung dieser Weltlage unter Berücksichtigung des natürlichen und dynamischen Gleichgewichts der Erde und des Bevölkerungswachstums und des Ressourcenverbrauchs kommt vielen Menschen nicht in den Sinn, unabhängig davon, auf welchem Kontinent sie leben. Um den Bedarf an Rohstoffen, Energie, Wasser und Nahrungsmittel beliebig steigern zu können, wären einige konsumorientierte Gesellschaften sogar sehr froh, wenn ein der Erde ähnlicher Planet gefunden werden würde. Es ist auch durchaus denkbar, dass ein endloser Expansionsprozess des Wirtschaftswachstums sowie schrankenlose technisch-wissenschaftliche Erfolge irgendwann einmal aufhören werden, und zwar dann, wenn die Menschheit ihren Planeten und dessen Ressourcen weiter so maßlos ausbeutet wie bisher. Das Bevölkerungswachstum, die Nahrungsmittelknappheit, die Energie- und Umweltprobleme, die weltweite atomare und konventionelle Aufrüstung, die zivile und die militärische Nutzung des Weltraums, Armut und Reichtum sowie der falsche Ansatz der Globalisierung sind zweifellos wichtig Themen, für die dringend Lösungswege gefunden werden müssen.

***

Afrika

Gründe der Unterentwicklung

An der mangelhaften Wirtschaftsentwicklung, dem Hunger, der Armut und den anhaltenden Gesellschafts-und Sozialproblemen des Kontinents tragen Bürgerkriege, politische Unstabilität, schlechte Regierungsführung und Korruption die Hauptschuld.
In den letzten 50–60 Jahren waren einige afrikanische Länder Schauplatz bewaffneter Konflikte.
Kriege & Auseinandersetzungen wegen Rohstoffen spalteten einige Landsteile. Die politischen Auseinandersetzungen und Konflikte blieben bis jetzt bestehen.
Die Entsendung von afrikanischen Truppen in Krisen- und Konfliktregionen, z. B. in Liberia und in Sierra Leone, zeigt, dass afrikanische Staaten angefangen haben, im Kriegsfall in Eigenverantwortung zu handeln. Der Kontinent hatte korrupte und skrupellose Diktatoren in Uganda, im Kongo, in Kenia, in Nigeria und in Äthiopien. In Tansania gab es einen afrikanischen Sozialismus „Ujaama“. In einigen afrikanischen Staaten gibt es ein Mehrparteiensystem. Und man wirbt für die Demokratie und möchte auch für den weltweiten Wettbewerb qualifiziert erscheinen. In einige Länder existiert formell Demokratie, aber es herrscht ein Einparteiensystem, also ohne demokratische Ordnung.
Die Regierungen garantieren den Bürgerinnen und den Bürgern eine gewisse Handels- und Meinungsfreiheit, in der Hoffnung einigermaßen politische und wirtschaftliche Stabilität zu erreichen, was wiederum Investoren ins Land zieht.
Überall in Afrika, wo man hinschaut, haben die Länder eine fehlgeleitete makroökonomische Politik.
Die Länder erhalten Finanzhilfe von der Weltbank und dem IWF. Die Kredite sind mit Auflagen verbunden. Die Auflagen, die ihnen bei ihrer Strukturanpassung helfen sollen, sind jedoch schädigend. Hinzu kommt, dass die Projekte, die mit den Krediten gefördert wurden, von Anfang an schlecht konzipiert waren. Die Kreditnehmerländer müssen ihre Wirtschaft strukturell an den Marktfundamentalismus des IWFs und deren Vorgaben anpassen. Die Liberalisierung öffnete zwar die afrikanischen Märkte für ausländische Güter, aber nicht afrikanische Güter für die ausländischen Märkte. Die Öffnung der Kapitalmärkte brachte kein Kapital nach Afrika, sondern Investoren, die wiederum die Bodenschätze und andere Reichtümer Afrikas gezielt gesucht haben. Die Auflagen des IWF zwangen die Regierungen oft zu einer eisernen Sparpolitik. Die Länder mussten mit ihren Mitteln auszukommen.
Die Weltbank und die IWF schreiben den afrikanischen Gesellschaften vor, wie sie sich bei ihrer Entwicklung verhalten sollen.


Die Wirtschaft Afrikas während der Kolonialepoche

Entgegen allen Behauptungen waren die Länder Afrikas während der Kolonialepoche nie reich.
Ein quantifizierbares Wirtschaftswachstum wie heute gab es damals in Afrika nicht, weil großartige wirtschaftliche Entwicklungen zur Verbesserung des BIPs nicht zu den Kolonialentwicklungsprogrammen gehörten. Entwicklungsstrategien zur Steigerung der afrikanischen Wirtschaft waren nicht bekannt, wenn überhaupt, dann nur zugunsten des Kolonialismus. Auch unmittelbar nach dem Ende des Kolonialismus waren weder die frankofonen noch die anglofonen Länder Afrikas mit Reichtum beschenkt und haben in relativ großem Wohlstand gelebt. Während der Kolonialepoche basierte die Wirtschaft Afrikas nur auf Export. Exportiert wurden mineralische Rohstoffe, Agrarerzeugnisse sowie andere Naturrohstoffe. Es gab Monokulturanbau wie Baumwolle, Kaffeeplantagen, Kakao. In den Regionen, wo sich die Bergwerke und die Plantagen befanden, wurden einige Verkehrsinfrastrukturen angefertigt und die Straßen gut ausgebaut. Dies erleichterte es, die Kolonialexportwaren an die Küstengebiete abzutransportieren.

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