Sein oder Schein und warum ich aus der Kirche ausgetreten bin

Sein oder Schein und warum ich aus der Kirche ausgetreten bin

Kritische Gedanken über Religion, Politik und Gesellschaft in einer globalen Welt

Helmut Behensky


EUR 21,90
EUR 13,99

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 222
ISBN: 978-3-903067-31-8
Erscheinungsdatum: 11.08.2015
Religion ist nie Religion allein, sondern immer auch politisch. Die Priester sitzen in einem geschützten Nest, drohen von dort und sind nicht den Lebensstürmen und Verantwortungen ausgesetzt. Trennung von Staat und Religion sollte oberstes Gebot sein - ein Buch für alle Freidenker, aber nicht nur.
Vorwort

Wenn jemand aus der Kirche austritt, ist er meist nach einem langen Umdenkprozess zu einem klaren Ergebnis gekommen: Kirche ist für mein Leben nicht wichtig. Bei genauerem Hinsehen und längerer Abstinenz von der kircheninternen Propaganda, bei intensiver kritischer Auseinandersetzung mit den Fakten der Religionen, kommt man zu dem Schluss, zu dem ich gekommen bin: Religion ist nicht nur wenig hilfreich, sondern gefährlich. Vor allem für Kinder, die unbedingt davon fernzuhalten sind. Auf jedem Religionsschulbuch sollte stehen – ähnlich wie bei Zigarettenpackungen: „Religion kann Ihnen und Ihrer Umgebung Schaden zufügen!“ Besonders bei Religion ist ein wacher, kritischer Geist unabdingbar, genau das, was Kinder aus genetischen Gründen nicht haben. Sie glauben alles, was man ihnen in einem bestimmten Alter sagt. Genau deswegen ist es unfair und unmoralisch, Kindern Dinge als Wahrheit zu verkaufen, die sicher nicht der Wahrheit entsprechen, sondern Glaubenssätze sind. Alle 10.000 Götter, die die Menschheit bisher erfunden hat, können nicht wahr sein.
In Mitteleuropa herrscht allgemein die Ansicht vor, dass Religion unabdingbar ist für das Zusammenleben der Menschen. Religiöse Predigten und Propagandaschriften suggerieren, dass ethisches Verhalten nur mit der Religion vorstellbar ist. Dostojewski ging sogar so weit, zu behaupten, dass „ohne Gott alles erlaubt ist“. In Wahrheit ist es so, dass die Moral durch Mechanismen bestimmt wird, die Jahrtausende alt sind und sogar teilweise genetisch festgelegt sind. Der Rest wird durch die Umstände bestimmt und sicher nicht dadurch, dass man sich durch einen großen Geist beobachtet fühlt. Und wenn es so wäre, wie armselig wäre dann eine solche Moral, die nicht aus uns selbst erwächst und aus unserer Einsicht, dass Gutes tun Sinn macht, sondern auf der Angst vor Strafe beruht.
Die Frage drängt sich auf, ob das religiöse Bekenntnis und die vordergründige Hinwendung zum Guten nicht als systematische Heuchelei zur Grundhaltung im Leben dienen. Das nährt den Verdacht, dass es noch eine ganze Reihe von anderen Grundhaltungen, Traditionen und Mentalitäten gibt, die nicht auf der moralischen Höhe der Zeit sind und die der Entwicklung der Gemeinschaft nachhaltig schädigen. Der Verdacht wird bestärkt durch die Tatsache, dass die Geisteshaltungen, die der Bibel und dem Koran zugrunde liegen, heute mit einem Fundament aus Lehm verglichen werden kann, wo wir mit Beton bauen. Der Konnex wird aber nicht mehr hergestellt, denn die christlichen Werte werden als solche nicht mehr erkannt, zu sehr sind sie von den Werten der Aufklärung übertüncht worden. Die Brüchigkeit des Fundaments bleibt.
Wenn man die christlichen Fundamente freilegt, stößt man auf ein Weltbild, das sich für die Zwecke eines Bürgers eines modernen Staates überhaupt nicht eignet und dementsprechend kontraproduktiv wirkt: Das Denken ist geprägt von der Ausrichtung auf den Höchsten und magnetisiert daher die Struktur der Gesellschaft in vertikaler Richtung. Religion ist vom Ansatz her, seit dem Verbot, vom Baum der Erkenntnis zu essen, bildungsfeindlich. Klares eigenes Denken auf Basis von faktischen Tatsachen schränkt die Manipulierbarkeit der „Herde“ für den „Hirten“ ein. Alle monotheistischen Religionen, aber vielleicht fast alle Religionen der Welt, haben ein Problem mit der Gleichberechtigung der Frau und funktionieren meist auf Kosten der Frauen. Biologisch wirkt sich das vorteilhaft auf die Verbreitung der Religionen aus, denn sie erledigen das in höherem Maß als die Ungläubigen „mit den Lenden“, wie sich ein Moslem ausgedrückt hat, der die Überlegenheit seiner Religion darlegen wollte. Mohammed machte seinen männlichen Anhängern seinen Glauben mit dem nicht ganz zeitgemäßen Hinweis schmackhaft, dass die Frauen doch „ihre Äcker sind“, auf die sie jederzeit säen gehen könnten.
Dazu kommt eine geradezu rabiate Ausrichtung auf den eigenen „Stamm“, resultierend in Stammesdenken. Im Vordergrund steht nicht die Frage „Ist er schuldig?“, sondern „Gehört er zu uns oder nicht?“ Dem Fremden, dem Ungläubigen, dem Andersgläubigen wird in weiten Bereichen dieser Schriften nicht einmal der Status eines Tieres gewährt. Im Koran ist dies in besonders krassem Ausmaß der Fall, denn über 50 Prozent der Schrift handelt vom „Kafir“ („Ungläubigen“) und wie man ihm zu begegnen hat. Jede Erwähnung der „Kafir“ ist negativ. Der Koran definiert „Kafir“ folgendermaßen: „Der Ungläubige kann umgebracht, gehasst, bestraft, vergewaltigt, verspottet, versklavt, enthauptet, gefoltert, beleidigt, verdammt, getäuscht, bestohlen, entführt und erniedrigt werden. Gegen die ‚Kafir‘ können und dürfen auch Verschwörungen geplant werden.“ Es gibt kein Wort auf Deutsch, das die ganze Negativität des Wortes „Kafir“ adäquat ausdrücken würde.
Dass dies keine brauchbare Basis für ein Zusammenleben ist, liegt auf der Hand. Aber auch wenn Kinder aus dem Kulturkreis hier in Mitteleuropa ganz anders aufwachsen und mit den Mitteln der Integration an aufgeklärte Denkweisen herangeführt werden, so hat doch die Religion schon eine andere Basis, eine konkurrierende Basis gelegt, die in jeder Religionsstunde aufgefrischt wird wie eine Schluckimpfung. Wir predigen Diversität, vor allem im Namen der Zuwanderer, die Religion predigt Uniformität und Wahrheitsbesitz. Wir predigen Demokratie, die Moslems bringen ihren Kindern bei, dass die Scharia mit der Demokratie nicht vereinbar ist. Wir machen klar, dass hier Frauen gleichberechtigt sind, in islamischen Schulen werden Mädchen schon im Schulalter diskriminiert. Wir wollen seit 70 Jahren Judenhass überwinden, ein islamischer Religionslehrer musste 2009 von der Schule verwiesen werden, weil er predigte, nicht bei Juden einzukaufen.
Christliche Denkstrukturen wurden wohl durch die Aufklärung geläutert, die Kernidee ist aber im Grunde dieselbe. Nicht umsonst können Rechtsparteien auf der noch immer soliden biblischen Fremdenfeindlichkeit aufbauen, indem sie bewusst auf „Nächsten“-Liebe setzen, also auf einen reziproken Fremdenhass, wohl wissend, dass dieses Fundament sehr tief verankert ist, wenn auch aufklärerisch übertüncht und schwer wahrnehmbar.
Wir wissen heute, dass eine moderne Welt ohne Integration und Diversität nicht mehr denkbar ist, wie dies erst unlängst die Chefin der österreichischen Boston Consulting Group, Frau Antonella Mei-Pochtler, gesagt hat. Sie sprach auch von Werten wie Flexibilität, Vernetztheit, Anpassungsfähigkeit und Bildung, ohne die sich eine moderne Gesellschaft nicht entwickeln kann. Kein einziger dieser Werte wird durch religiöse Bildung gefördert, im Gegenteil.
Am schlimmsten aber werden Vernunftdenken und dynamisches Denken durch Religion beeinträchtigt, zwei unabdingbare Voraussetzungen für modernes Leben. Die Vernunft, die Luther „die Hure des Satans“ nannte, war immer der große Gegenspieler der Religion, denn sie braucht ja den Menschen wehrlos. Vernunft ist aber die Waffe Nummer eins des „Homo sapiens“, was ihm ja auch seinen Namen gab. Die gilt es auszuschalten und in der Tat wird bei religiösen Ansagen sofort ein intellektueller Bypass gelegt, der auch jede noch so bizarre Irrationalität ungefiltert durchlässt.
Statisches Denken ist Gift in unserer sich schnell verändernden Welt. Schuld an statischem Denken in der Kirche ist in großem Ausmaß der Kirchenlehrer Augustinus, der Promotor des statischen Denkens. Augustinus spricht über drei Zeiten: Gegenwart des Vergangenen, Gegenwart des Gegenwärtigen und Gegenwart des Zukünftigen. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft als solche existieren nach Augustinus nicht:
„Wie kann man sagen, dass [die vergangenen und zukünftigen Zeiten] sind, da doch die vergangenen Zeiten schon nicht mehr und die zukünftigen Zeiten noch nicht sind? Die gegenwärtige Zeit aber, wenn sie immer gegenwärtig wäre und nicht in die Vergangenheit überginge, wäre nicht mehr Zeit, sondern Ewigkeit.“
Im Christentum gilt: Wer da etwas am Buch der Bücher weglässt, verändert oder dazu erfindet, macht sich strafbar, dennoch ist es natürlich oft geschehen! Prominentestes Beispiel sind die nach dem Krieg aus der Bibel verschwundenen Ziegelöfen, in denen die Ammoniter verbrannt wurden. Auch die Theologen unserer Tage verstoßen laufend gegen diese Regel. Sie legen die Texte der Bibel, die auf viele Menschen anstößig wirken, „weichgespült“ aus, und zwar so soft, dass der ursprüngliche, oft grausame Sinn abgebogen ist. Sogar die „Hölle“ ist heute out, in meiner Kindheit war diese der Kern des Glaubens.
Leben ist aber Anpassung, nicht Stillstand, das gilt nicht nur für das Biologische, sondern auch für und gerade für das Soziale. Wo nicht angepasst wird, wo flexibles Denken und Handeln unterbunden wird, kommt es zu Stagnation und zu wirtschaftlichem Niedergang. J. Diamond beschreibt in seiner Evolutionsanalyse der Menschheit „Arm und Reich“ einige Beispiele von Anpassung unter ungünstigsten Verhältnissen, aber auch den Untergang von Kulturen, die zu Anpassung unfähig gewesen sind. Die tausendjährige Stagnation Europas, die in einem beispiellosen Niedergang von Wirtschaft und Menschlichkeit endete, gibt ein beredtes Beispiel für die Wirkung von statischem Denken.
Wenn man in das statische Gedankengebäude der katholischen Religion die seit Darwin übliche dynamische Denkweise einführt, bricht das gesamte Gedankengebäude sofort in sich zusammen. So muss sich auch ein naiv Gläubiger irgendwann einmal fragen, warum der allgütige und gerechte Gott 99 Prozent der Menschheit, nämlich die vor unserer Zeitrechnung geborene, völlig links liegen ließ, und warum Gott plötzlich auf den Gedanken verfallen war, einer Jungfrau einen Samen zu spenden, aus dem ein Erlösungsgenie für die Menschheit erwachsen sollte, um zu beweisen, wie sehr er die Menschheit liebte.
Wie wir heute wissen, ist der Prozess der Menschwerdung ein äußerst fließender und komplexer. Es gab offenbar eine Reihe anderer Menschentypen. Nun erhebt sich die knifflige Frage, ob Christus rückwirkend auch für diese Menschen gestorben ist. Ist er auch für die ausgestorbenen Neandertaler, die Denisova-Menschen in Sibirien mit den großen Zähnen oder vielleicht sogar für die Hobbits („Homo floresiensis“), die 40 cm großen Zwergmenschen aus Indonesien gestorben, die es noch vor rund 15.000 Jahren gab? Dazu kommt, dass Intelligenz und Ich-Bewusstsein sich nicht einmal nur auf Menschen erstrecken könnten, denn auch bei Delfinen, Papageien und Rabenvögel zeigen sich klare Anzeichen von logischem, also abstraktem Denken, was wir vordem als typisch menschliche Eigenart angesehen haben. Wo ist also die Grenze? Wer qualifiziert sich gerade noch für die Erlösung und wer verfällt den ewigen Qualen und warum? Vielleicht, weil er das Pech hatte, vor Christus auf die Welt zu kommen?
In Österreich ist statisches Denken noch immer verbreitet. Die schwache Manövrierbarkeit in Richtung Zukunft kostet den Staat meiner Einschätzung nach mehr als Frührentner und Schattenwirtschaft zusammen. Die Bildungsfeindlichkeit erreicht katastrophale Ausmaße. Anstatt junge Menschen für die Natur und die Naturwissenschaft beziehungsweise technische Berufe zu begeistern, gibt es in der Oberstufe zwei Religionsstunden, aber nur eine Stunde Chemie und Physik. Es konnte dafür keine „Kultur“ entwickelt werden. Ein Symptom dafür ist das beschämende Faktum, dass es im ORF eine Religionsabteilung gibt, die Wissenschaftsabteilung wurde der Religionsabteilung (sic!) beigeordnet und steht nun unter der Ägide eines „Theologischen Assistenten der Erzdiözese Wien“. Kein Wunder, dass Österreich in puncto Interesse an Naturwissenschaften in Europa an vorletzter Stelle liegt.
Aber auch der Kirche selber schadet das. Aufgrund der in sich selbst verharrenden Kirchen mit ihrem statischen Weltbild mit Werten aus früheren Jahrhunderten (senkrecht strukturierte Gesellschaft, Fremdbestimmung, Bildungs- und Frauenfeindlichkeit, Homophobie etc.) kann man innerhalb der Kirche keinen Millimeter weiterkommen, das beweisen die mit ihren Miniforderungen abgeblitzten österreichischen Möchtegern-Kirchenreformer. Vor allem macht die mangelnde Wirklichkeitsverbundenheit Probleme. Die Unvereinbarkeit von Glaubensinhalten und die von der Wissenschaft erkannten faktischen Gegebenheiten passen immer weniger zusammen. Mit den Erkenntnissen der modernen Wissenschaft wird ein wesentlicher Teil der Bibel, die Schöpfungsgeschichte, als Mythos klassifiziert, der mit den gefundenen Tatsachen einfach nicht in Einklang zu bringen ist.
Ein statisches Weltbild plant keine Reform ein. Denn es gibt keine Entwicklung, keine Leben, es ist „todlangweilig“. Der Islam hat sich seit 1400 Jahren erfolgreich jeder Reform widersetzt. Reformer gab es auch im Islam genug: Aber sie wurden meist recht schnell liquidiert, wie der berühmte ägyptische Gelehrte ali Abd al-Raziq. Welche Reformen plant der Vatikan? Die sogenannte „arme Kirche“! Ein Treppenwitz, aber wir können uns gerne nach fünf Jahren die „Fortschritte“ auf diesem Gebiet ansehen. Die Folge von statischem Denken sind Stagnation und Spannungen, auf die erst reagiert wird, wenn es schon zu spät ist und denen nicht entgegengearbeitet wird, um ihre Wirkungen gar nicht erst aufkommen zu lassen. Umgekehrt werden Maßnahmen in unrealistischer Weise für alle Zeiten und Zonen ergriffen und Gebäude „für die Ewigkeit“ gebaut.
In einer Welt wie vor 2000 Jahren war es normal, mit einem statischen Weltbild zu arbeiten, heute, in einer Zeit größter Veränderungen, ist es unverzeihlich und führt zu „Zeitungleichheiten“.
Die wichtigste Konsequenz dynamischen Denkens ist das Annehmen der Tatsache unserer Endlichkeit. Zwar ist ein Rest Fatalismus unabdingbar, aber soweit es uns möglich ist, wollen wir die Selbstbestimmtheit unseres Lebens über die Zeit erhalten, auch im Alter.

Gerhard Engelmayer, österreichischer Humanist und Autor

***

Vorbemerkung

Liebe Leserin, lieber Leser.

In diesem Buch finden Sie fünfundzwanzig voneinander unabhängige Erzählungen und Geschichten, die aber alle doch auch etwas Wichtiges gemeinsam haben.

Sie beruhen auf wahren Begebenheiten und sie berichten von bedeutungsvollen religiösen, gesellschaftlichen und politischen Werten und Haltungen, die für jeden Einzelnen von uns, die ganze zivilisierte Gesellschaft und unsere Kultur von besonderer Lebenswichtigkeit sind.

Wenn sich eine bestimmte Aussage in mehr als einer Geschichte wiederfindet, so nur dann, weil diese Aussage zu mehreren Bereichen in Beziehung steht.

Keiner Erzählung liegt ein Hassempfinden oder gar Rassismus zugrunde, sondern im Gegenteil, alle fünfundzwanzig Erzählungen sind getragen von der Sorge, dass sich kein Hassempfinden entwickeln soll, und will gedanklich anregen, wie unsere Zukunft in finanzieller und religiöser Hinsicht aussehen soll, und in welcher Kultur wir, unsere Kinder und Kindeskinder in Zukunft leben wollen und sollen.

Den Erzählungen liegt auch kein Einzelanlass zugrunde, sondern in mir haben sich, im Zusammenhang mit Werten und Haltungen, eine Vielzahl von Erlebnissen, Beobachtungen und Erkenntnissen kumuliert, die es mich drängt, sie als Bürger und Humanist schriftlich festzuhalten.

Wir haben uns unsere Demokratie mit ihren Freiheits- und Menschenrechten über viele Jahre schwer und leidvoll erkämpfen müssen und wir sollten daher besonders wegen der Kämpfe und Menschenbewegungen um uns herum wachsam bleiben und dabei auch den globalen kalten Krieg nicht außer Acht lassen.

Das Bedürfnis, politisch religiös Verfolgte aufzunehmen und ihnen zu helfen, kommt für die zivilisierten Europäer aus tief empfundener Menschlichkeit.

Dass die Europäer damit aber auch immer mehr mit einer totalitären politischen Religion, dem Islam, konfrontiert werden, dürfen wir nicht außer Acht lassen oder verharmlosen.

Religion allein für sich existiert nicht, sondern ist immer auch Politik.
Also politische Religion und religiöse Politik. Und wenn eine politische Religion wie der Islam nach seinem gültigen Lehrbuch auch noch als Kampfreligion die totalitäre Weltmacht zum Ziel hat, dann steht sie direkt konträr gegen Demokratie.

Auch wenn „moderate und friedliebende Vertreter“ selbst nicht orthodox sind, sich selbst im guten Glauben etwas einreden wollen oder in argloser Weise den anderen Menschen etwas anderes erzählen wollen, nämlich wie gut Islam und Demokratie vereinbar sind, dann ist das wissenschaftlich nachgewiesen falsch.

Nur wenn diese totalitären kämpferischen Zielsetzungen sich durch Kommunikation zu einer aufgeklärteren humanitären und säkularen Zielsetzung wandeln, kann aus einer Kampfreligion annähernd eine Friedensreligion werden, die dann auch demokratietauglich werden kann und ein friedliches Nebeneinander aller anerkannten religiösen und nichtreligiösen Gemeinschaften ermöglicht.

Europa ist durch siebzig Jahre Frieden müde geworden, will den Frieden nicht gefährden, ist nicht wachsam genug und trifft in diesen Problemen und Konflikten keine zeitgerechten und klaren Entscheidungen.

Wir haben in Österreich, ja in ganz Europa mit unserer Staatsreligion noch genug offene Probleme und wir wollen durch eine totalitäre Kampfreligion keine weiteren schädlichen Einflüsse auf unsere säkulare, humanistische Aufklärung und auf unsere Wissenschaften.

Die wenigsten Politiker haben bisher erkannt, dass wir in der Gegenwart vor einem neuerlichen „Ungeheuer“ stehen (siehe Thomas Hobbes und seine 1651 publizierte Schrift „Leviathan oder Stoff, Form und Gewalt eines kirchlichen und staatlichen Gemeinwesens“).

Sind wir noch kaum aus der katholischen Finsternis entkommen, so zeigt sich schon die islamische Finsternis.

Ein Erkennen dieser Finsternis ist für alle Verantwortungsträger von wesentlicher Bedeutung, wenn wir unseren Frieden, unsere Freiheit und Kultur bewahren wollen, und es darf nicht zum politischen Stimmenfang missbraucht werden.

Diese fünfundzwanzig Geschichten behandeln spannende Ereignisse direkt aus dem Leben gegriffen. Sie sind keine Unterhaltungsliteratur und kein Kriminalroman, denn das Leben schreibt die spannendsten Geschichten, wenn wir sie erkennen.

Dieses Buch will aber auch keine Ängste schüren, sondern will im Gegenteil nur helfen, dass wir als Verantwortungsträger und besonders als Politiker in diesen bewegten Zeiten zu einer soliden humanistischen Meinung in Selbstsicherheit finden.

Nach Analysen klare Entscheidungen zu treffen und auf keine Blendungen von Verführern hereinzufallen ist für das Erkennen und das Unterscheiden von „Sein oder Schein“ von besonderer Wichtigkeit. In diesem Sinne:

„Es werde Licht.“

***

1 Zeitungleich und der etwas andere Blickwinkel auf Werte

Als ich kürzlich zum ersten Mal in der Presse das Wort „zeitungleich“ gelesen habe, ließ es mich nicht mehr los. Denn dieses Wort präzisiert Denkweisen und Erkenntnisse, die mir im Grund schon lange vertraut waren. Arm der Mensch, den dieser Begriff nicht tief bewegen kann. Denn dieser Begriff zeigt uns die steten Veränderungen bzw. Entwicklungen auf, die wir auf unserem Lebensweg erkennen sollten.

Wir sind heute das, was wir nicht nur aus unseren Anlagen, sondern im Wesentlichen auch durch unsere Umwelt und aus den erfreulichen sowie leidvollen Erfahrungen der Vergangenheit geworden sind, um mit gewonnenen Erkenntnissen und den zu erwartenden Veränderungen gestärkt in die Zukunft zu gehen.
Ohne Erinnerung gibt es keine Zivilisation. Erinnern ist aber nicht etwas Statisches, sondern etwas Dynamisches, Variables, ja sogar durch „das Sein gegenüber dem Nichtsein oder Schein gegenüber dem Nichtschein“ etwas Manipulierbares. Je nach Standpunkt, Umwelteinfluss und Blickwinkel kann man zeitungleich auch etwas anderes in der Erinnerung sehen.

Zwei sehr bekannte Menschen, nehmen Stellung im ORF Interview.

Der Erste: „… Es mehrt sich täglich die Zahl der netten und liebenswürdigen Menschen, die ich kennenlerne.“

Der Zweite: „… Es mehrt sich täglich die Zahl der Arschlöcher, die sich mir zu erkennen geben.“

Es hat sowohl der Erste als auch der Zweite die Wahrheit gesagt, wichtig ist nur, das Eine sowie das Andere auch jeweils zu erkennen und „Sein vom Schein“, also das „Eine vom Anderen“ zu unterscheiden.
Zeitungleichheit begleitet uns in der einen oder der anderen Form, ob wir wollen oder nicht, unser ganzes Leben lang. So wie es im Kosmos keinen Punkt gibt, der objektiv in einem geschlossenen Raum still steht, so steht auch der Mensch nicht still. Alles bewegt sich in Beziehung zueinander. Alles ist im Fließen und entwickelt sich.

Die römisch-katholische Behauptung, alles dreht sich um die Erde und damit um den Vatikan, war Schein und nicht Sein, war Glaube und nicht Wissen. Es gibt keinen Punkt im Universum, um den sich alles dreht. Und wie viele wurden für diese und andere Erkenntnisse und Lehren von der Kirche gedemütigt oder mussten mit dem Leben bezahlen.

„Nichts ist so beständig wie der Wandel“
(Heraklit)

Das Bild, das wir sehen, ist immer nur ein Ausschnitt, nur ein Abbild der Vergangenheit. Einerlei ob nah oder fern, wir sehen nie die echte Gegenwart.
Wenn wir z. B. unsere Sonne rund 150 Millionen Kilometer entfernt sehen, so sehen wir immer dieselbe Sonne in unserem Sonnensystem, aber nie die gleiche, wie sie jetzt ist, sondern die Sonne, wie sie vor rund acht Minuten war.
Durch die Dauer der Lichtgeschwindigkeit (300.000 Kilometer pro Sekunde) existiert eine objektive Gleichzeitigkeit nicht. Das, was wir Wirklichkeit nennen, ist stets durch die Zeitverzerrung bedroht.

Für uns Menschen kommt zu dieser Zeitverzerrung auch noch das für uns im Alltagsleben noch viel bedeutungsvollere reelle und imaginäre zeitungleiche Ereignis mit seinem Betrachter für das jeweils betrachtete Menschenalter bzw. für die jeweils betrachtete Kultur- und Aufklärungsstufe in der Geschichte.

Reelle, gediegene, zuverlässige, ehrliche Zeitungleichheit: z. B. ein reelles Ereignis, betrachtet von einem humanistisch aufgeklärten Betrachter im Hier und Jetzt, im Vergleich dieses reellen Ereignisses, betrachtet von einem humanistisch aufgeklärten Betrachter von damals vor x Jahren in der Vergangenheit. Der vermutete Meinungsunterschied beruht mit großer Wahrscheinlichkeit auf der zeitungleichen humanistisch-säkularen Aufklärungsstufe.
Sein, haben, werden. Ich bin, ich habe, ich werde … reell.

Imaginäre, unwirkliche, scheinbare bzw. komplexe, verflochtene, vielfältige Zeitungleichheit: z. B. ein imaginäres, bzw. komplexes Ereignis, betrachtet von einem humanistisch aufgeklärten Betrachter, im Vergleich dieses gleichen bzw. zeitgleichen Ereignisses mit einem humanistisch unaufgeklärten Betrachter.
Also eine unter Umständen gefährliche zeitgleiche Zeitungleichheit durch verschiedene Weltanschauungen religiöser, kultureller bzw. politischer Art.
Scheinen, blenden, täuschen. Es scheint, es blendet, es täuscht … imaginär.
All das sollten wir präventiv beachten, wenn viele Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen bei uns in Europa zusammentreffen.

Dies ist hier bewusst so sachlich analytisch formuliert, weil es allgemeine Gültigkeit hat und nicht nur für einen speziellen Fall zutrifft und die Art einer Zeitungleichheit für die richtige Reaktion erkannt werden muss. Aus Zeitungleichheiten resultierende Meinungsverschiedenheiten führen oft zu Streitigkeiten, und wenn da nicht präventiv und begleitend durch Mediation und humanistisch aufgeklärte Schulung, also Integration, begleitet wird, sind kriegerische Handlungen, wie wir immer wieder sehen können, nicht auszuschließen.
Und wir müssen alles tun, dass die Minderheit der radikalen europäischen Islamisten die Mehrheit der friedlichen und „moderaten“ Muslime nicht ins schlechte Licht stellen können. Das heißt für uns alle, Verallgemeinerungen vermeiden.
Wir können nicht erwarten, dass aus einem Kriegsgebiet geflüchtete und traumatisierte Kinder die gleichen Schulleistungen und Verhaltensweisen erbringen wie gleich alte Kinder aus Mitteleuropa. Selbst von geflüchteten und traumatisierten Erwachsenen können wir nicht die gleiche Einstellung wie von Europäern erwarten. Betreuung und Hilfe ist hier angesagt, aber keine Scharia in Europa. Wichtig, denn die Muslime werden immer mehr, Christen immer weniger.

Wenn z. B. Menschen aus zwei oder mehreren verschiedenartigen Religions- und Kulturbereichen im Hier und Jetzt zusammentreffen und auch noch zusammen leben sollen, dann müssen solche zeitungleichen Meinungsverschiedenheiten vorhergesehen werden.

Wenn sich auch noch die sehr unterschiedlichen Ansichten extrem kumulieren, statt sich symbiotisch zu verhalten, dann kann es sehr schnell zu gefährlichen Situationen kommen, besonders dann, wenn der eine feinfühlig und der andere weniger feinfühlig veranlagt ist und eine absolut orthodoxe Religionskultur vorherrscht. Das können wir täglich in der Welt beobachten, wenn Islamisten, die einen Gottesstaat wollen, nicht nur gegen Ungläubige, sondern auch gegen „moderate Moslems“ Krieg führen.

Ungläubig sind all die Andersgläubigen, auch die Atheisten und Agnostiker, die entweder konvertieren oder getötet werden müssen.

Ob Hisbollah, Boko Haram, al-Qaida, Hamas, IS, usw. – sie sind finstere Ungeheuer und alle Ausfluss aus demselben Lehrbuch, welches Töten und brutales Verstümmeln von Menschen vorschreibt. Und aus so einem Buch wird, wie gemeldet, Kindern in österreichischen Schulen vorgelesen.

Wir müssen die einzelnen islamistischen Terrorgruppen hier nicht näher beschreiben, denn alle einigt mit mehr oder weniger Brutalität das Credo: „Unser Kalifat kennt keine Grenzen, sondern nur Fronten.“

„Symbiotisch“ hat aber im Gegenteil zu Fronten etwas mit humanistischer Qualität und Quantität zu tun. Also hat etwas mit qualitativ und quantitativ, fachlich und humanistisch aufklärender Begleitung aller durch Diskussionen, Schulungen, gesellschaftlichen Austausch also mit Integration zu tun. Und Integrationsarbeit ist nur selten kurzfristig erfolgreich, sondern muss fast immer langfristig erfolgen, hat aber auch Grenzen, speziell bei andauender Verachtung der Nicht-Muslime durch den Islam.

Dabei werden moslemische Einwanderer, aufgrund ihrer Religion mit Demokratie und Freiheit vielleicht mehr Probleme haben als andere. Denn der Islam stellt eine totalitäre Weltanschauung dar, die alle Bereiche des menschlichen Lebens umfasst. Und diese Feststellung hat nichts mit Rechtspopulismus zu tun, sondern ist Fakt und Tatsache und nicht „Schein“. Die Masche: „Islamkritik ist rechts, Islambefürwortung ist links“ zählt zur miesen Propaganda.

Wenn sich aber herausstellt, dass diese Integrationsbemühung bekämpft wird, dann muss eine klare Entscheidung getroffen werden, um den Frieden zu sichern. Denn was will Europa in Zukunft für eine Zivilisation und Kultur?

Die politische Vorstellung mancher Linken, durch Migrantenströme automatisch einer multikulturellen Gesellschaft näherzukommen, ist falsch und eine Scheinvorstellung. Auch die Christen, die sich von einem orthodoxen Islam-Zentrum Vorteile für sich und für eine symbiotische Gesellschaft erwarten, erkennen die Tatsachen nicht und erliegen einer gefährlichen Wunschvorstellung.

Denn das einzige Ziel der orthodoxen Islamisten ist allein der islamistische Gottesstaat, in dem für eine westliche Kultur kein Platz und kein Raum ist. Diese Gewalt der Gotteskrieger ist eine große Gefahr für ein freies Europa und das Christentum wird gerade mit dieser Gewalt dort ausgemerzt, wo es entstanden ist.

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