Satt ist out! Essen ja, aber ...
Eckhard Behrendt
EUR 14,90
EUR 8,99
Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 156
ISBN: 978-3-95840-645-2
Erscheinungsdatum: 29.05.2018
Ein „Kochbuch“ ohne Rezepte, dafür aber mit einem kritischen Blick auf die Essgewohnheiten unserer Zeit. In einen gesellschaftlichen und teilweise in religiösen Kontext gesetzt, wird so manche Ernährungsphilosophie hinterfragt, und verdrängte Aspekte werden aufgezeigt.
PROLOG
Ist Ernährung Religion, Kultur, Kunst – oder nötig, um zu überleben?
Es gibt Ratschläge für die Zubereitung der Nahrung. Man nennt sie „Rezepte“, aufgeschrieben oder mündlich-praktisch weitergetragen von Uroma zu Oma, von Mutter (manchmal auch Vater) zu Tochter (manchmal auch Sohn). Daneben gibt es auch religiöse und andere Regeln oder Vorschriften. Es wurde von Generation zu Generation und vor Jahrhunderten festgelegt, dass das, was gekocht werden kann, manchmal nicht gekocht werden darf und schon gar nicht immer gegessen werden darf!
Lassen Sie uns einen Streifzug durch die Religionen, die Nahrungsmittel, durch die Ansichten einiger, sich sehr voneinander unterscheidenden Nahrungskonsumenten machen und zu einer Erkenntnis gelangen, dass heutzutage in unserer Gesellschaft gilt:
„Satt ist out“.
Schon bei diesem simplen Satz kommen religiöse Gedanken. Aus der „Berliner Zeitung“ vom 13.1.2017: „Belgien gilt als Heimstatt des guten Essens. Die nördlichen Nachbarn in den Niederlanden haben wenig zu bieten, für die freudlosen Protestanten gilt am Tisch: Satt werden reicht! Im katholisch-sinnenfreudigen Belgien ist das anders, jede Kneipe kürt ihr Bier des Monats, das Bistro arbeitet mit dem Metzger nebenan, das Land zwischen Ardennen und Nordsee bietet eine bunte Mischung aus Fleisch und Fisch“.
Neben „Satt werden reicht“ sagt ein Sprichwort aber auch: „Man wird von allem satt, aber eins schmeckt besser als das andere.“ Und hier liegt die Begründung für die Freude, das Vergnügen am Essen, am „Satt ist out“.
Ich denke, nur satte Menschen können es sich leisten, auserwählten neuen Propheten oder Gesundheitsaposteln oder -gurus zu folgen, die Ernährungsmythen verbreiten. Sie fühlen sich in dieser auserwählten Gemeinschaft wohl. Hier können sie sich austauschen und gemeinsam Andersgläubige missionieren bzw. beschimpfen – na, zumindest belächeln, ignorieren bzw. verurteilen.
Übertrieben? Ich stelle fest, dass in einigen Medien geklagt wird, dass man das Seelenleben einer Mohrrübe oder eines Radieschens nicht beachte, dass man diese oder jene Pflanze durch das Essen vernichten würde. Das Essen toter Tiere oder die Nutzung von Tierabfällen als Felle (meist in Form von Pelzmänteln oder Schuhen) wird beklagt … Auch das Essen eines Hühnereis bringt den Gedanken nahe, ein niedliches Küken verhindert zu haben …
Eine simple Art, sich abgehoben auszudrücken: „Café latte, aber typisch L. A. muss er sein, mit Sojamilch. Alles andere ist No-Go!“, sagt eine Promi-Gattin und Fernsehmoderatorin, natürlich in der „Bunte“. Ich habe die Nummer 9/2016 einmal durchgeblättert. Ich zitiere sie hier nicht, um Werbung dafür, sondern eher dagegen zu machen … Und sie geht nicht einfach etwas essen, nein! Wenn schon, denn schon „auf einen Salat ins ‚Urth Café‘, weil die so viel leckerer sind als in Deutschland …“
Wenn in Europa die Devise verbreitet wird, dass „Satt out“ sei, dann müsste es doch ungeahnte Reserven geben, das Welternährungsproblem lösen zu können. Die Satten in Europa sollten alles unternehmen, um die hungrige Weltbevölkerung auf ihrem Weg zum Sattwerden zu unterstützen. Die Organisation „Brot für die Welt“ titelte auf einem Poster dieser Tage:
„Satt ist gut, Saatgut ist besser!“
Oder auf andere Art formuliert: Gebt dem Hungrigen nicht einen Fisch, sondern eine Angel. Nachhaltigkeit, Sustainability ist angesagt.
Nicht nur „Brot für die Welt“, auch die „Welthungerhilfe“ rüttelt unsere satte Welt auf. Mich persönlich weckte eine Anzeige auf: „Was essen Menschen, wenn sie nichts zu essen haben?“ – Wenn es ums nackte Überleben geht, essen Menschen in ihrer Verzweiflung alles. Sogar buchstäblich Dreck.“
Eine Frau und Mutter aus Haiti erzählte, dass sie lehmige Erde mit etwas Öl mischt, daraus Fladen formt und an der Sonne trocknet. Seit Tagen gibt sie diese Lehmkekse ihren Kindern. Sie klagen, dass sie davon Bauchschmerzen bekommen und jeden Tag schwächer werden. Aber was soll die Mutter tun? Ich persönlich werde wütend auf die haitianische Regierung und die diese Situation mit verantwortende Weltwirtschaftsordnung …
Zurück zu unserer Überflussgesellschaft. Mit anderen Worten: Wir leben in einer paradiesischen Nahrungsmittellandschaft, die mich an das Schlaraffenland erinnert. Wir können schließlich unsere kulinarischen Gelüste rund um die Uhr befriedigen, auch wenn es nicht nur reicht, den Mund aufzusperren, so wie im eben beschriebenen Land.
In Spanien sagt man: „der Reiche isst, wenn er mag, und der Arme, wenn er kann.“
Auch für uns, die reichen und satten Bürger wurde Erde, sprich mineralisches Gestein als Nahrungsquelle entdeckt. „Zeolith“ wird als Meister der Entgiftung vom „Zentrum der Gesundheit“, betrieben von der Neosmart Consulting AG in Luzern, bezeichnet. Sie begründen: „Die fein vermahlene Mineralerde verfügt gleich über mehrere Mechanismen, mit denen sie den menschlichen Körper von Giften befreien kann. Ähnlich wie ein Schwamm bindet der Zeolith Giftstoffe an sich: Säuren, Schwermetalle, Darmgase, Bakteriengifte, Schimmelpilzgifte und viele mehr. Diese können jetzt völlig unproblematisch mit dem Stuhl ausgeschieden werden und belasten ab sofort den Körper nicht mehr. Zeolith ist eine der einfachsten und preiswertesten Entgiftungsmethoden, die es gibt und die fast jeder problemlos zu Hause durchführen kann.“ /46/
Zwischen den Essgewohnheiten meiner Großeltern und denen meiner Enkel gibt es immense Unterschiede: von den Statussymbolen der Ernährung der Mittelschicht in Form von Sonntagsbraten bis hin zum verschwenderischen, unserem Ego angeblich guttuenden Essen.
Ich stelle fest, dass es seit geraumer Zeit in unseren Breitengraden nicht primär darum geht, satt zu werden, sondern sich an Regeln, an Kulte, an religiöse oder sonstige Trend-Vorschriften zu halten. Man muss natürlich einschränken, dass in unserer Gesellschaft, in unserem Teil der Erde, die Nahrung nur nebenbei das Ziel hat, satt zu machen. Natürlich weiß jeder, dass Essen satt macht. Doch Essen schafft auch Identität.
Essen oder nicht essen (können oder wollen oder dürfen) ist eine lebenswichtige, ja lebensentscheidende Frage. Aber heutzutage geht es hierzulande, wenn ich die Presse verfolge, nicht darum „zu überleben, sondern zu leben“, möglichst voller Spaß, und der gesellschaftlichen Schicht entsprechend, der ich mich zugehörig fühle oder in die ich hineingeboren wurde, in der ich also meine Identität entwickeln kann.
Schon der Philosoph Feuerbach sagte: „Der Mensch ist, was er isst.“
Wenn Sie dieses Büchlein zu Ende gelesen haben, werden Sie Feuerbach vielleicht dem Zeitgeist anpassen: „Der Mensch ist, was er nicht isst!“
Unterstützung bekomme ich vom damaligen Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt. Er sagte in einem Interview des „Tagesspiegel“ am 15.01.2017: „Wie man isst und was man isst, das hat in unserem Land fast schon religiöse Züge.“
Mir kommt es bei vielen Ernährungsgurus und ihren Anhängern so vor, als ob sie zwanghaft suchen, was man nicht essen sollte – natürlich, um die Gesundheit voranzutreiben bzw. Krankheiten zu vermeiden oder sogar zu heilen. Ich aber gehe von der Überlegung aus, nicht Gründe zu suchen, warum man etwas nicht essen sollte, sondern freue mich über einen Grund, etwas essen zu dürfen, was mir bisher verborgen war, aktuell Süßkartoffeln, Topinamburen oder Pastinaken.
Ja, wer bin ich denn, wenn ich etwas esse oder nicht esse? Gehen wir den Essgewohnheiten doch einmal auf den Grund, um zu erfahren, wer wir, du und ich, sind? Hat der Mensch schon immer die Wahl, zu essen, was ihm beliebt? Nein, er musste und konnte nur wählen aus der Vielfalt dessen, was die Natur ihm bot und was Körper und Geist am Leben hielt. Ich schrieb in der Vergangenheitsform, da die Molekularküche damals noch nicht erfunden war. Es gab noch keine Fruchtester, nur konventionell gewachsene Früchte mit dem ursprünglichen Geschmack standen zur Wahl.
Die Steinzeit-Ernährungsphilosophen, auch Paleosophen genannt, erinnern uns daran, dass das erste Essens-„designing“ eintrat, als die Steinzeitmenschen ein Stück Fleisch eines Tieres aßen, das vom Blitz getroffen und verendet war. Dieses Fleisch schmeckte mehr oder weniger angebrannt, anders als das bisher genossene. So begann der Mensch, sich durch verschiedene Zubereitungsarten das Essen individuell zu gestalten. Und da das Auge ja mit-isst, gibt es heute Geschäftsfelder für Essens-Designer.
Der Engels’sche Gedanke vom Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen bekommt hier eine neue ernährungsphilosophische, also gastrosophische Sicht. Denn „Fleisch anders zu essen, als dies die Tiere tun, sei ein Versuch, eine Welt der Kultur von einer Welt der Natur unterscheidbar zu machen“ /1/. Der Anthropologe Richard Wrangham sagte, dass erst die Technik des Kochens uns zum Menschen gemacht hat. Ohne das Brutzeln und Dünsten würden wir nicht aufrecht gehen und säßen noch in den Bäumen. Das unterstreicht und spezifiziert die Aussage von Friedrich Engels. Wir sind aber inzwischen so weit degeneriert, dass manchen Zeitgenossen das Schieben einer Pizza in den Ofen oder das Anschalten der Küchenmaschine bereits als Kochen erscheint.
Diese Weisheit wird aber sofort ad absurdum geführt, wenn man der Anzeige der Firma „PURINA – Ihr Haustier, unsere Leidenschaft“ folgt. Es wird den Katzen angeboten, sie mit köstlicher Vielfalt für ihre Existenz zu belohnen. Um bei jeder Mahlzeit eine andere Geschmacksrichtung zu genießen, sollten sie die 50?g-Menüs von „GOURMET Mon Petit“ verlangen. /1b/
Der Zusammenhang zwischen Kochen und Denken wird in einem Kochbuch Ende des 19. Jahrhunderts (Königs Kochbuch für die bürgerliche Küche, Berlin, Globus-Verlag) sehr deutlich formuliert:
„Das Kochen ist eine Kunst und wer sie lernen will, muss vor allen Dingen denken; auch bei der einfachsten Tätigkeit soll der Mensch seine Gedanken beisammenhalten, dazu hat er seinen Verstand, wer aber kochen, d.?h. Speisen zur Ernährung und Erhaltung von Menschen vernünftig zubereiten soll, muss seine Geisteskraft doppelt anstrengen, denn aus dem Kochherd zieht die Menschheit ihre Kraft.“
Also Jungen und Mädchen, die ihr einen interessanten Beruf sucht – hier könnt ihr euch zukunftsweisenden Anforderungen stellen. Ihr seid aufgefordert, die deutschen Nationalgerichte zu erhalten, zu ergänzen oder weiterzuentwickeln.
Die deutsche Art zu essen erläutert etwas pikiert der französische Schriftsteller Stendhal in seinem Tagebuch während einer Reise nach Braunschweig:
„18. April 1808: Bei der Ankunft im Gasthof wird einem Milchkaffee mit Butterbrot angeboten, zwei sehr dünne Scheiben Schwarzbrot mit Butter dazwischen. Die braven Deutschen essen vier bis fünf Butterbrote, trinken zwei große Glas Bier und zuletzt einen Schnaps. Diese Lebensweise kann den heftigsten Menschen phlegmatisch machen. Mir raubt sie alles Denken. (…) findet man um ein Uhr ein Mittagessen, das heißt eine Wein- oder Biersuppe, gekochtes Fleisch, eine riesige Schüssel Sauerkraut (auch ein verdummendes Gericht), dann einen Braten mit Krautsalat, glaube ich, der abscheulich riecht. Zu diesem Mahl, das man wütend verzehrt, gibt es gepanschten Wein, der nach Zucker schmeckt, Burgunder heißt (…) Bankier Rothschild wunderte sich über die Begei-sterung, mit der die Leute ein abscheuliches Gemisch von Stachelbeersaft und Moselwein hinuntergossen, das als Champagne rosé kredenzt wurde.“
Nicht nur Essen ist gesund, auch Lachen soll es sein. Und die Verbindung zwischen Essen und Lachen? Sind Witze nicht am besten dafür geeignet? Ich habe es ausprobiert und möchte sie dem Leser nicht vorenthalten. Sie finden sie im Buch zwischendurch als kleine Aufheiterung, eingefügt auch manchmal nachdenkenswerte Zitate und Gedanken, wie auch hier:
Er: „Schatz, wo steht mein Essen?“
Sie „Im Kochbuch – Seite 12!“
„Gegen Ihr Übergewicht hilft leichte Gymnastik“, mahnt der Doktor.
„Sie meinen Liegestütze und so?“ „Nein, es genügt ein leichtes Kopfschütteln, wenn man Ihnen etwas zu essen anbietet.“
Neben Gesundheit soll auch Schönheit ein Ergebnis des Essens sein. Damit ist sicher nicht nur eine schlanke Körperform gemeint, denn sich schön zu essen wird als Ziel des Verzehrs von Omega-3-Fettsäuren oder von „gesunden Fetten“ angepriesen. Für Frauen (sicher auch für Männer) ab 50 Jahren wird von Vichy empfohlen, sich diese Fettsäuren in der veredelten Form von „Neovidal Magistral“ ins Gesicht zu schmieren oder sich durch Essen von Seefisch zu verschönern. Damit würde man neue Freiheiten gewinnen und sich neue Ansprüche erfüllen.
Interessant, dass ausgerechnet eine Fluggesellschaft aus einem streng muslimischen Land, die „Qatar Airways“ mit einem Angebot lockt, die Geschmäcker der Welt an Bord kennenzulernen. Sie hat erkannt, dass „Essen ein Zusammenspiel aus Lebensqualität, Genuss und Freude am Teilen bedeutet. Starten Sie Ihre kulinarische Reise bereits an Bord von „Qatar Airways“ und genießen Sie auserwählte Köstlichkeiten aus der ganzen Welt.“ Ich sollte mal nachfragen, ob Schwein auch zu den auserwählten Köstlichkeiten gehört?
Dass Essen und Ernährung zum kulturellen Erbe der Nationen gehört, ist offensichtlich, da sich auch die Europäische Union mit ihrem Projekt „Europeana – Food and Drink“ diesem Thema widmet. Europeana ermöglicht den Zugang zu verschiedenen digitalisierten Inhalten, die von den angeschlossenen europäischen Institutionen zur Verfügung gestellt werden. Das erschlossene Material unterliegt keinem Copyright, sodass es für wissenschaftliche oder Bildungszwecke frei genutzt werden kann. Ausgehend von der vielseitigen und reichhaltigen europäischen Ess- und Trinkkultur und deren diversen Kulturgütern bemüht sich „Europeana – Food and Drink“, sowohl die breite Öffentlichkeit, die Kreativwirtschaft, kulturelle Einrichtungen als auch die Lebensmittel- und Getränkeindustrie an der Erfassung, Teilhabe und Verwertung von themenverwandten digitalen Inhalten aktiv zu beteiligen.
Führende Inhaltsanbieter (Museen, Bibliotheken, Galerien, Archive etc.), Technologieentwickler und Kreativwirtschaftspartner arbeiten gemeinsam an der Entwicklung einer Reihe von Anwendungen und Produkten zur kommerziellen Verwendung der mit dem Thema „Essen und Trinken“ verbundenen digitalen Inhalte. Vielleicht wird auch mein Büchlein eines Tages als E-Book Eingang in die digitale Bibliothek des Projektes „Europeana Food and Drink“ finden. /1a/.
Epilog
Es gibt drei Arten von Ernährungsphilosophien:
religiös begründet
Lifestyle-begründet
ärztlich begründet
Religiös zu essen braucht eigentlich keine Begründung, denn hier ist Wissen nicht gefragt, sondern Glaube an das, was Bücher oder religiöse Institutionen und deren Vertreter schreiben oder sagen bzw. was die jeweiligen Heiligen Schriften dazu verkündet haben – vor vielen Jahrhunderten …
Lifestyle-Essen ist eine Alternative zum satt machen, denn Essen ist Philosophie, ist Gruppenmerkmal, ist Wohlstandsprivileg. Ernährungsmoden sollten aber nach meiner Meinung heute nicht in erster Linie Nahrungsverzicht, sondern Nahrungsverzehr sein.
Eine ärztliche Begründung muss akzeptiert werden, weil hier eine wissenschaftliche Begründung vorliegt, die das Leben schwer oder manchmal unerträglich und sogar unmöglich macht – ja, bedauerlicherweise manchmal zum Ende des Ernährungszyklus führen kann.
Wir haben uns nun bekannt gemacht mit den verschiedenen Ansichten, Geboten und Verboten zu Lebensmitteln, mit den verschiedenen Konsumenten und den hinter ihren Essgewohnheiten steckenden Philosophien oder religiösen Dogmen, aber auch medizinisch begründeten Ge- und Verboten, bestimmte Nahrungsmittel zu bevorzugen oder zu vermeiden.
Bitte verzeihen Sie mir, wenn ich das Buch als vergnügliche geistige oder geistliche Nahrung anbiete. Es erhebt nicht den Anspruch, notwendige, unabdingliche Nahrung zu sein, die Sie mit fundiertem medizinischem Ernährungswissen „satt machen“ will.
Es gibt sicher niemanden auf der Welt, der generell sagen kann, was das Beste für die Gesundheit des einzelnen Menschen ist. Gesellschaftliche Normen haben sich herausgebildet, auch persönliche Vorlieben, mögen sie noch so gesundheitsschädlich sein … Sie werden bleiben.
Eine Wahrheit bleibt: „“Lieber gesund und viel Geld als arm und krank“ … So ernst wie diese Weisheit ist, so ernsthaft satirisch möchte ich meine im Buch geschriebenen Gedanken aufgefasst wissen. Jeder möge sich etwas heraussuchen und dann nach der Devise des „Alten Fritz“ handeln: „Jeder möge nach seiner Fasson selig werden!“
Und das möge die Voraussetzung dafür sein, dass man den Blick nicht vor den Sorgen zu vieler Menschen verschließt, die oft nicht wissen, woher ihr tägliches Brot zu bekommen sei.
Ein Vergleich geht mir nicht aus dem Kopf, und ich möchte ihn hier zitieren, weil er bei dem Thema „satt – hungrig“ einen Impuls zum Nachdenken geben möge:
„Wie viel kostet es durchschnittlich, sich in Deutschland Fett absaugen zu lassen? – 3.190 Euro. Das entspricht dem aktuellen Marktpreis von zehn Tonnen Reis“ (DIE ZEIT, Nr. 11/2016)
Wie geht es Ihnen nach der Lektüre? Ich hoffe, gut – und denken Sie daran, möge es Ihnen bewusst werden, dass es Ihnen vielleicht sehr gut, oftmals zu gut geht – relativ gesehen.
Ja, satt ist out! Aber dies wünschen wir allen Menschen auf der Welt: Freude am Essen, Freude am Leben und Überleben zu haben. Möge bald „Hunger ist out“ zur Regel werden.
Nachtrag aus aktuellem Anlass:
Neu für mich: Es gibt auch Flexaner oder Flexitarier. Bis heute kannte ich sie nicht, auch den Begriff nicht, sonst hätte ich ihnen auch ein Kapitel gewidmet … Ich glaube, ich bin ein Flexitarier, der von allen Theorien so viel ernst nimmt und isst, was schmeckt und wieviel man vertragen kann …
Homepage: www.id2market.eu
Ist Ernährung Religion, Kultur, Kunst – oder nötig, um zu überleben?
Es gibt Ratschläge für die Zubereitung der Nahrung. Man nennt sie „Rezepte“, aufgeschrieben oder mündlich-praktisch weitergetragen von Uroma zu Oma, von Mutter (manchmal auch Vater) zu Tochter (manchmal auch Sohn). Daneben gibt es auch religiöse und andere Regeln oder Vorschriften. Es wurde von Generation zu Generation und vor Jahrhunderten festgelegt, dass das, was gekocht werden kann, manchmal nicht gekocht werden darf und schon gar nicht immer gegessen werden darf!
Lassen Sie uns einen Streifzug durch die Religionen, die Nahrungsmittel, durch die Ansichten einiger, sich sehr voneinander unterscheidenden Nahrungskonsumenten machen und zu einer Erkenntnis gelangen, dass heutzutage in unserer Gesellschaft gilt:
„Satt ist out“.
Schon bei diesem simplen Satz kommen religiöse Gedanken. Aus der „Berliner Zeitung“ vom 13.1.2017: „Belgien gilt als Heimstatt des guten Essens. Die nördlichen Nachbarn in den Niederlanden haben wenig zu bieten, für die freudlosen Protestanten gilt am Tisch: Satt werden reicht! Im katholisch-sinnenfreudigen Belgien ist das anders, jede Kneipe kürt ihr Bier des Monats, das Bistro arbeitet mit dem Metzger nebenan, das Land zwischen Ardennen und Nordsee bietet eine bunte Mischung aus Fleisch und Fisch“.
Neben „Satt werden reicht“ sagt ein Sprichwort aber auch: „Man wird von allem satt, aber eins schmeckt besser als das andere.“ Und hier liegt die Begründung für die Freude, das Vergnügen am Essen, am „Satt ist out“.
Ich denke, nur satte Menschen können es sich leisten, auserwählten neuen Propheten oder Gesundheitsaposteln oder -gurus zu folgen, die Ernährungsmythen verbreiten. Sie fühlen sich in dieser auserwählten Gemeinschaft wohl. Hier können sie sich austauschen und gemeinsam Andersgläubige missionieren bzw. beschimpfen – na, zumindest belächeln, ignorieren bzw. verurteilen.
Übertrieben? Ich stelle fest, dass in einigen Medien geklagt wird, dass man das Seelenleben einer Mohrrübe oder eines Radieschens nicht beachte, dass man diese oder jene Pflanze durch das Essen vernichten würde. Das Essen toter Tiere oder die Nutzung von Tierabfällen als Felle (meist in Form von Pelzmänteln oder Schuhen) wird beklagt … Auch das Essen eines Hühnereis bringt den Gedanken nahe, ein niedliches Küken verhindert zu haben …
Eine simple Art, sich abgehoben auszudrücken: „Café latte, aber typisch L. A. muss er sein, mit Sojamilch. Alles andere ist No-Go!“, sagt eine Promi-Gattin und Fernsehmoderatorin, natürlich in der „Bunte“. Ich habe die Nummer 9/2016 einmal durchgeblättert. Ich zitiere sie hier nicht, um Werbung dafür, sondern eher dagegen zu machen … Und sie geht nicht einfach etwas essen, nein! Wenn schon, denn schon „auf einen Salat ins ‚Urth Café‘, weil die so viel leckerer sind als in Deutschland …“
Wenn in Europa die Devise verbreitet wird, dass „Satt out“ sei, dann müsste es doch ungeahnte Reserven geben, das Welternährungsproblem lösen zu können. Die Satten in Europa sollten alles unternehmen, um die hungrige Weltbevölkerung auf ihrem Weg zum Sattwerden zu unterstützen. Die Organisation „Brot für die Welt“ titelte auf einem Poster dieser Tage:
„Satt ist gut, Saatgut ist besser!“
Oder auf andere Art formuliert: Gebt dem Hungrigen nicht einen Fisch, sondern eine Angel. Nachhaltigkeit, Sustainability ist angesagt.
Nicht nur „Brot für die Welt“, auch die „Welthungerhilfe“ rüttelt unsere satte Welt auf. Mich persönlich weckte eine Anzeige auf: „Was essen Menschen, wenn sie nichts zu essen haben?“ – Wenn es ums nackte Überleben geht, essen Menschen in ihrer Verzweiflung alles. Sogar buchstäblich Dreck.“
Eine Frau und Mutter aus Haiti erzählte, dass sie lehmige Erde mit etwas Öl mischt, daraus Fladen formt und an der Sonne trocknet. Seit Tagen gibt sie diese Lehmkekse ihren Kindern. Sie klagen, dass sie davon Bauchschmerzen bekommen und jeden Tag schwächer werden. Aber was soll die Mutter tun? Ich persönlich werde wütend auf die haitianische Regierung und die diese Situation mit verantwortende Weltwirtschaftsordnung …
Zurück zu unserer Überflussgesellschaft. Mit anderen Worten: Wir leben in einer paradiesischen Nahrungsmittellandschaft, die mich an das Schlaraffenland erinnert. Wir können schließlich unsere kulinarischen Gelüste rund um die Uhr befriedigen, auch wenn es nicht nur reicht, den Mund aufzusperren, so wie im eben beschriebenen Land.
In Spanien sagt man: „der Reiche isst, wenn er mag, und der Arme, wenn er kann.“
Auch für uns, die reichen und satten Bürger wurde Erde, sprich mineralisches Gestein als Nahrungsquelle entdeckt. „Zeolith“ wird als Meister der Entgiftung vom „Zentrum der Gesundheit“, betrieben von der Neosmart Consulting AG in Luzern, bezeichnet. Sie begründen: „Die fein vermahlene Mineralerde verfügt gleich über mehrere Mechanismen, mit denen sie den menschlichen Körper von Giften befreien kann. Ähnlich wie ein Schwamm bindet der Zeolith Giftstoffe an sich: Säuren, Schwermetalle, Darmgase, Bakteriengifte, Schimmelpilzgifte und viele mehr. Diese können jetzt völlig unproblematisch mit dem Stuhl ausgeschieden werden und belasten ab sofort den Körper nicht mehr. Zeolith ist eine der einfachsten und preiswertesten Entgiftungsmethoden, die es gibt und die fast jeder problemlos zu Hause durchführen kann.“ /46/
Zwischen den Essgewohnheiten meiner Großeltern und denen meiner Enkel gibt es immense Unterschiede: von den Statussymbolen der Ernährung der Mittelschicht in Form von Sonntagsbraten bis hin zum verschwenderischen, unserem Ego angeblich guttuenden Essen.
Ich stelle fest, dass es seit geraumer Zeit in unseren Breitengraden nicht primär darum geht, satt zu werden, sondern sich an Regeln, an Kulte, an religiöse oder sonstige Trend-Vorschriften zu halten. Man muss natürlich einschränken, dass in unserer Gesellschaft, in unserem Teil der Erde, die Nahrung nur nebenbei das Ziel hat, satt zu machen. Natürlich weiß jeder, dass Essen satt macht. Doch Essen schafft auch Identität.
Essen oder nicht essen (können oder wollen oder dürfen) ist eine lebenswichtige, ja lebensentscheidende Frage. Aber heutzutage geht es hierzulande, wenn ich die Presse verfolge, nicht darum „zu überleben, sondern zu leben“, möglichst voller Spaß, und der gesellschaftlichen Schicht entsprechend, der ich mich zugehörig fühle oder in die ich hineingeboren wurde, in der ich also meine Identität entwickeln kann.
Schon der Philosoph Feuerbach sagte: „Der Mensch ist, was er isst.“
Wenn Sie dieses Büchlein zu Ende gelesen haben, werden Sie Feuerbach vielleicht dem Zeitgeist anpassen: „Der Mensch ist, was er nicht isst!“
Unterstützung bekomme ich vom damaligen Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt. Er sagte in einem Interview des „Tagesspiegel“ am 15.01.2017: „Wie man isst und was man isst, das hat in unserem Land fast schon religiöse Züge.“
Mir kommt es bei vielen Ernährungsgurus und ihren Anhängern so vor, als ob sie zwanghaft suchen, was man nicht essen sollte – natürlich, um die Gesundheit voranzutreiben bzw. Krankheiten zu vermeiden oder sogar zu heilen. Ich aber gehe von der Überlegung aus, nicht Gründe zu suchen, warum man etwas nicht essen sollte, sondern freue mich über einen Grund, etwas essen zu dürfen, was mir bisher verborgen war, aktuell Süßkartoffeln, Topinamburen oder Pastinaken.
Ja, wer bin ich denn, wenn ich etwas esse oder nicht esse? Gehen wir den Essgewohnheiten doch einmal auf den Grund, um zu erfahren, wer wir, du und ich, sind? Hat der Mensch schon immer die Wahl, zu essen, was ihm beliebt? Nein, er musste und konnte nur wählen aus der Vielfalt dessen, was die Natur ihm bot und was Körper und Geist am Leben hielt. Ich schrieb in der Vergangenheitsform, da die Molekularküche damals noch nicht erfunden war. Es gab noch keine Fruchtester, nur konventionell gewachsene Früchte mit dem ursprünglichen Geschmack standen zur Wahl.
Die Steinzeit-Ernährungsphilosophen, auch Paleosophen genannt, erinnern uns daran, dass das erste Essens-„designing“ eintrat, als die Steinzeitmenschen ein Stück Fleisch eines Tieres aßen, das vom Blitz getroffen und verendet war. Dieses Fleisch schmeckte mehr oder weniger angebrannt, anders als das bisher genossene. So begann der Mensch, sich durch verschiedene Zubereitungsarten das Essen individuell zu gestalten. Und da das Auge ja mit-isst, gibt es heute Geschäftsfelder für Essens-Designer.
Der Engels’sche Gedanke vom Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen bekommt hier eine neue ernährungsphilosophische, also gastrosophische Sicht. Denn „Fleisch anders zu essen, als dies die Tiere tun, sei ein Versuch, eine Welt der Kultur von einer Welt der Natur unterscheidbar zu machen“ /1/. Der Anthropologe Richard Wrangham sagte, dass erst die Technik des Kochens uns zum Menschen gemacht hat. Ohne das Brutzeln und Dünsten würden wir nicht aufrecht gehen und säßen noch in den Bäumen. Das unterstreicht und spezifiziert die Aussage von Friedrich Engels. Wir sind aber inzwischen so weit degeneriert, dass manchen Zeitgenossen das Schieben einer Pizza in den Ofen oder das Anschalten der Küchenmaschine bereits als Kochen erscheint.
Diese Weisheit wird aber sofort ad absurdum geführt, wenn man der Anzeige der Firma „PURINA – Ihr Haustier, unsere Leidenschaft“ folgt. Es wird den Katzen angeboten, sie mit köstlicher Vielfalt für ihre Existenz zu belohnen. Um bei jeder Mahlzeit eine andere Geschmacksrichtung zu genießen, sollten sie die 50?g-Menüs von „GOURMET Mon Petit“ verlangen. /1b/
Der Zusammenhang zwischen Kochen und Denken wird in einem Kochbuch Ende des 19. Jahrhunderts (Königs Kochbuch für die bürgerliche Küche, Berlin, Globus-Verlag) sehr deutlich formuliert:
„Das Kochen ist eine Kunst und wer sie lernen will, muss vor allen Dingen denken; auch bei der einfachsten Tätigkeit soll der Mensch seine Gedanken beisammenhalten, dazu hat er seinen Verstand, wer aber kochen, d.?h. Speisen zur Ernährung und Erhaltung von Menschen vernünftig zubereiten soll, muss seine Geisteskraft doppelt anstrengen, denn aus dem Kochherd zieht die Menschheit ihre Kraft.“
Also Jungen und Mädchen, die ihr einen interessanten Beruf sucht – hier könnt ihr euch zukunftsweisenden Anforderungen stellen. Ihr seid aufgefordert, die deutschen Nationalgerichte zu erhalten, zu ergänzen oder weiterzuentwickeln.
Die deutsche Art zu essen erläutert etwas pikiert der französische Schriftsteller Stendhal in seinem Tagebuch während einer Reise nach Braunschweig:
„18. April 1808: Bei der Ankunft im Gasthof wird einem Milchkaffee mit Butterbrot angeboten, zwei sehr dünne Scheiben Schwarzbrot mit Butter dazwischen. Die braven Deutschen essen vier bis fünf Butterbrote, trinken zwei große Glas Bier und zuletzt einen Schnaps. Diese Lebensweise kann den heftigsten Menschen phlegmatisch machen. Mir raubt sie alles Denken. (…) findet man um ein Uhr ein Mittagessen, das heißt eine Wein- oder Biersuppe, gekochtes Fleisch, eine riesige Schüssel Sauerkraut (auch ein verdummendes Gericht), dann einen Braten mit Krautsalat, glaube ich, der abscheulich riecht. Zu diesem Mahl, das man wütend verzehrt, gibt es gepanschten Wein, der nach Zucker schmeckt, Burgunder heißt (…) Bankier Rothschild wunderte sich über die Begei-sterung, mit der die Leute ein abscheuliches Gemisch von Stachelbeersaft und Moselwein hinuntergossen, das als Champagne rosé kredenzt wurde.“
Nicht nur Essen ist gesund, auch Lachen soll es sein. Und die Verbindung zwischen Essen und Lachen? Sind Witze nicht am besten dafür geeignet? Ich habe es ausprobiert und möchte sie dem Leser nicht vorenthalten. Sie finden sie im Buch zwischendurch als kleine Aufheiterung, eingefügt auch manchmal nachdenkenswerte Zitate und Gedanken, wie auch hier:
Er: „Schatz, wo steht mein Essen?“
Sie „Im Kochbuch – Seite 12!“
„Gegen Ihr Übergewicht hilft leichte Gymnastik“, mahnt der Doktor.
„Sie meinen Liegestütze und so?“ „Nein, es genügt ein leichtes Kopfschütteln, wenn man Ihnen etwas zu essen anbietet.“
Neben Gesundheit soll auch Schönheit ein Ergebnis des Essens sein. Damit ist sicher nicht nur eine schlanke Körperform gemeint, denn sich schön zu essen wird als Ziel des Verzehrs von Omega-3-Fettsäuren oder von „gesunden Fetten“ angepriesen. Für Frauen (sicher auch für Männer) ab 50 Jahren wird von Vichy empfohlen, sich diese Fettsäuren in der veredelten Form von „Neovidal Magistral“ ins Gesicht zu schmieren oder sich durch Essen von Seefisch zu verschönern. Damit würde man neue Freiheiten gewinnen und sich neue Ansprüche erfüllen.
Interessant, dass ausgerechnet eine Fluggesellschaft aus einem streng muslimischen Land, die „Qatar Airways“ mit einem Angebot lockt, die Geschmäcker der Welt an Bord kennenzulernen. Sie hat erkannt, dass „Essen ein Zusammenspiel aus Lebensqualität, Genuss und Freude am Teilen bedeutet. Starten Sie Ihre kulinarische Reise bereits an Bord von „Qatar Airways“ und genießen Sie auserwählte Köstlichkeiten aus der ganzen Welt.“ Ich sollte mal nachfragen, ob Schwein auch zu den auserwählten Köstlichkeiten gehört?
Dass Essen und Ernährung zum kulturellen Erbe der Nationen gehört, ist offensichtlich, da sich auch die Europäische Union mit ihrem Projekt „Europeana – Food and Drink“ diesem Thema widmet. Europeana ermöglicht den Zugang zu verschiedenen digitalisierten Inhalten, die von den angeschlossenen europäischen Institutionen zur Verfügung gestellt werden. Das erschlossene Material unterliegt keinem Copyright, sodass es für wissenschaftliche oder Bildungszwecke frei genutzt werden kann. Ausgehend von der vielseitigen und reichhaltigen europäischen Ess- und Trinkkultur und deren diversen Kulturgütern bemüht sich „Europeana – Food and Drink“, sowohl die breite Öffentlichkeit, die Kreativwirtschaft, kulturelle Einrichtungen als auch die Lebensmittel- und Getränkeindustrie an der Erfassung, Teilhabe und Verwertung von themenverwandten digitalen Inhalten aktiv zu beteiligen.
Führende Inhaltsanbieter (Museen, Bibliotheken, Galerien, Archive etc.), Technologieentwickler und Kreativwirtschaftspartner arbeiten gemeinsam an der Entwicklung einer Reihe von Anwendungen und Produkten zur kommerziellen Verwendung der mit dem Thema „Essen und Trinken“ verbundenen digitalen Inhalte. Vielleicht wird auch mein Büchlein eines Tages als E-Book Eingang in die digitale Bibliothek des Projektes „Europeana Food and Drink“ finden. /1a/.
Epilog
Es gibt drei Arten von Ernährungsphilosophien:
religiös begründet
Lifestyle-begründet
ärztlich begründet
Religiös zu essen braucht eigentlich keine Begründung, denn hier ist Wissen nicht gefragt, sondern Glaube an das, was Bücher oder religiöse Institutionen und deren Vertreter schreiben oder sagen bzw. was die jeweiligen Heiligen Schriften dazu verkündet haben – vor vielen Jahrhunderten …
Lifestyle-Essen ist eine Alternative zum satt machen, denn Essen ist Philosophie, ist Gruppenmerkmal, ist Wohlstandsprivileg. Ernährungsmoden sollten aber nach meiner Meinung heute nicht in erster Linie Nahrungsverzicht, sondern Nahrungsverzehr sein.
Eine ärztliche Begründung muss akzeptiert werden, weil hier eine wissenschaftliche Begründung vorliegt, die das Leben schwer oder manchmal unerträglich und sogar unmöglich macht – ja, bedauerlicherweise manchmal zum Ende des Ernährungszyklus führen kann.
Wir haben uns nun bekannt gemacht mit den verschiedenen Ansichten, Geboten und Verboten zu Lebensmitteln, mit den verschiedenen Konsumenten und den hinter ihren Essgewohnheiten steckenden Philosophien oder religiösen Dogmen, aber auch medizinisch begründeten Ge- und Verboten, bestimmte Nahrungsmittel zu bevorzugen oder zu vermeiden.
Bitte verzeihen Sie mir, wenn ich das Buch als vergnügliche geistige oder geistliche Nahrung anbiete. Es erhebt nicht den Anspruch, notwendige, unabdingliche Nahrung zu sein, die Sie mit fundiertem medizinischem Ernährungswissen „satt machen“ will.
Es gibt sicher niemanden auf der Welt, der generell sagen kann, was das Beste für die Gesundheit des einzelnen Menschen ist. Gesellschaftliche Normen haben sich herausgebildet, auch persönliche Vorlieben, mögen sie noch so gesundheitsschädlich sein … Sie werden bleiben.
Eine Wahrheit bleibt: „“Lieber gesund und viel Geld als arm und krank“ … So ernst wie diese Weisheit ist, so ernsthaft satirisch möchte ich meine im Buch geschriebenen Gedanken aufgefasst wissen. Jeder möge sich etwas heraussuchen und dann nach der Devise des „Alten Fritz“ handeln: „Jeder möge nach seiner Fasson selig werden!“
Und das möge die Voraussetzung dafür sein, dass man den Blick nicht vor den Sorgen zu vieler Menschen verschließt, die oft nicht wissen, woher ihr tägliches Brot zu bekommen sei.
Ein Vergleich geht mir nicht aus dem Kopf, und ich möchte ihn hier zitieren, weil er bei dem Thema „satt – hungrig“ einen Impuls zum Nachdenken geben möge:
„Wie viel kostet es durchschnittlich, sich in Deutschland Fett absaugen zu lassen? – 3.190 Euro. Das entspricht dem aktuellen Marktpreis von zehn Tonnen Reis“ (DIE ZEIT, Nr. 11/2016)
Wie geht es Ihnen nach der Lektüre? Ich hoffe, gut – und denken Sie daran, möge es Ihnen bewusst werden, dass es Ihnen vielleicht sehr gut, oftmals zu gut geht – relativ gesehen.
Ja, satt ist out! Aber dies wünschen wir allen Menschen auf der Welt: Freude am Essen, Freude am Leben und Überleben zu haben. Möge bald „Hunger ist out“ zur Regel werden.
Nachtrag aus aktuellem Anlass:
Neu für mich: Es gibt auch Flexaner oder Flexitarier. Bis heute kannte ich sie nicht, auch den Begriff nicht, sonst hätte ich ihnen auch ein Kapitel gewidmet … Ich glaube, ich bin ein Flexitarier, der von allen Theorien so viel ernst nimmt und isst, was schmeckt und wieviel man vertragen kann …
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