Meine Gartengedanken

Meine Gartengedanken

... was ich immer schon erzählen wollte...

Ulrike Federer


EUR 33,90
EUR 27,99

Format: 17 x 19 cm
Seitenanzahl: 318
ISBN: 978-3-99130-158-5
Erscheinungsdatum: 16.11.2022
Was kann ein Garten, außer Arbeit zu machen? Er kann ein Leben verändern – man muss sich nur darauf einlassen! Interessante und humorvolle Einblicke und eine Erinnerung daran, wie genial die Natur ist ...
Vorwort

Die Idee zu diesem Buch kam mir schon vor langer Zeit und die Gründe dafür sind vielfältig. Die Beschäftigung mit Pflanzen ist nicht nur eine Leidenschaft – sie ist eine Lebenseinstellung. Dabei spannt sich der Bogen vom Blumentopf bis zur Kulturlandschaft.

Jeder „Pflanzenmensch“ hat seine Vorlieben und Möglichkeiten, sich auf seinem speziellen Gebiet zu entfalten. Was ist ein Pflanzenmensch? Zugegeben, diesen Begriff habe ich für mich geprägt, meine damit aber genau die Menschen, die sich in diesem Moment angesprochen fühlen und sich selbst wiedererkennen. Diesen brauche ich ja nichts zu erklären. Für all jene, die damit nichts anfangen können:
Wir sehen die Welt mit anderen Augen, haben ganz intuitiv Prioritäten und Angewohnheiten, die meistens mit der Natur in Verbindung stehen. Ich selbst gehöre zu der Sorte, die ihre Begeisterung für die Natur erst im jungen Erwachsenenalter entdeckte, anderen wurde sie vielleicht schon in die Wiege gelegt.

Genau hier möchte ich mit meinen Überlegungen anknüpfen und in möglichst vielen Menschen die Neugier auf die Natur wecken. Dieses mein vorrangigstes Anliegen ist der Hauptgrund dafür, dass ich einige meiner „Gartengedanken“ gerne teile. Dabei gibt es ausdrücklich keinen Anspruch auf wissenschaftliche Korrektheit, weder in Bezug auf die Pflanzennamen, die ich oft durch die Ausdrücke des Volksmundes ersetze, noch auf Behandlung und Pflege.

Ich beschreibe lediglich meine eigenen Erfahrungen. Meine Gedanken dazu sollen Unterhaltung und Inspiration sein. Sie sollen vermitteln, dass Misserfolge die besten Lehrer sein können und dass Erfolge fast immer mit Geduld einhergehen.

Und das Wichtigste: Niemand ist damit allein! Und noch ein bisschen wichtiger: Es lohnt sich immer!



GartenGESCHICHTEN



Meine Anfänge

Aufgewachsen als Stadtkind hätte ich es niemals für möglich gehalten, irgendwann ausgerechnet meine Gedanken über Garten und Natur niederzuschreiben. Ein gutes Beispiel dafür, wie einem das Leben immer wieder neue Fülle und damit auch neue Herausforderungen bietet, finde ich.

Mein Interesse an Pflanzen erwachte zwar bereits im frühen Kindesalter, allerdings war ich mir dessen damals natürlich noch nicht bewusst. Es entwickelte sich relativ unbemerkt in meinem Unbewusstsein, ausgelöst durch Mama, die eine geniale „Balkon-Gärtnerin“ war. Bei uns zu Hause stapelten sich die Fachbücher, und ob es sich hierbei um Literatur über Bäume, Sträucher, Stauden, Gräser oder Kräuter handelte, spielte dabei keine Rolle. Es wurde von Mama alles konsumiert, was sie an Büchern in die Hände bekommen konnte; vieles davon hat sie auch in die Tat umgesetzt. Ich kann mich gut daran erinnern, wie unser Balkon stets von allen Nachbarn gelobt wurde, als einzige grün-bunte Oase zwischen Dutzenden leerer Balkone in einem schmucklosen Wohnhaus. Das war Mamas Leidenschaft, die uns Kinder nachhaltig geprägt hat. Bis mir dies allerdings bewusst wurde, sollten noch viele Jahre vergehen.

Als Kleinkind beschränkte ich mich darauf, Feldblumen zu pflücken, wie wahrscheinlich alle anderen Kinder auch. Dies war der Grund, warum in unserer Küche stets eine Vielzahl von gefüllten Vasen und Schnapsgläsern herumstand, je nach Größe der erbeuteten Blumen, die darin zur Zierde werden sollten. Auch Exemplaren, die aufgrund der unsanften Behandlung durch Kinderhände in bereits etwas ramponiertem Zustand in die Vasen gelangten, wurde Mamas liebevolle Pflege zuteil, handelte es sich doch meistens um Geschenke unsererseits, die von Herzen kamen! Ebenso war das Vierklee-Suchen in den nahegelegenen Feldern lustig und stellte sich sogar als lukrativ heraus – man musste nur raffiniert vorgehen und die richtige Person auswählen, die man damit beglückte. Wenn alles planmäßig verlief, konnte man pro Kleeblatt mindestens 10 Groschen einnehmen! Wer sagt da, Glück sei nicht mit Geld zu bezahlen …

Schön waren auch immer unsere Ausflüge und Spaziergänge im Frühjahr. Mama fand für uns Kinder stets Plätze und Wege, wo wir die ersten Frühlingsboten wie Leberblümchen und Himmelschlüssel entdecken konnten. Und was war es für eine Aufregung, wenn wir schließlich sogar auf Veilchen stießen! Ganz versteckt im Gras waren sie, und wer sie zuerst erspähte, fühlte sich als richtiger Sieger. Dabei galt es aber, sofort herauszufinden, ob es sich um echte Veilchen handelte, die einen himmlischen Duft verströmten, oder um die sogenannten „Hundsveilchen“ ohne Duft. Um den Unterschied festzustellen, gingen wir Kinder doch glatt mit der Nase ganz nah zum Boden, denn ein Veilchen einfach so zu pflücken, das konnten wir schon damals nicht übers Herz bringen.

Später dann war es unter uns Freundinnen sehr populär, Margeriten oder Gänseblümchen die zarten Blütenblätter auszurupfen, um auf magische Art sichtbar zu machen, ob uns der jeweilige männliche „Schwarm“ liebte oder nicht. Dabei gingen wir ziemlich brutal vor, war die Angelegenheit doch schließlich wirklich wichtig. Wer dachte da schon großartig über die arme Blume nach, die dran glauben musste?

Diese kindlichen Abenteuer ließ ich natürlich mit fortschreitendem Alter hinter mir. Statt Pflanzen und Natur interessierten mich zunehmend andere Dinge und ich war mir eigentlich nicht aktiv bewusst, in welch schöner Umgebung ich leben durfte. Geerdet bin ich aber schon immer gewesen … was für ein Segen!

„Aller Anfang ist schwer aber die Mühe meist wert!“



Jungfrau-Geborene

Ein eigener Garten – welche Euphorie!

Na ja, er gehörte mir leider nicht, aber ich durfte mich im Garten eines gemieteten Hauses erstmals austoben, ausprobieren und meine ganz persönlichen Erfahrungen sammeln. Mit 26 Jahren wurde ich also zur Garten-Abenteurerin.
Erst einmal war ich natürlich vollkommen überfordert.
Was mache ich daraus? Welche Pflanze soll wohin? Welche Farben möchte ich? Was passt zusammen? Welche Anforderungen haben die verschiedenen Gewächse? Und schließlich – warum bloß gibt es so unglaublich viele Pflanzen, so eine Fülle, so eine Auswahl, wie treffe ich meine Entscheidungen? Ich sah relativ schnell ein, dass ich mich ordentlich einlesen musste, wenn mein Projekt auch nur annähernd gelingen sollte. Praktischerweise konnte ich ja zusätzlich Mama jederzeit als Ratgeberin heranziehen. Damals ging es mir besonders darum, dass es allem, was für meinen Garten für gutes Geld erworben und dort eingepflanzt wurde, bestens gehen sollte. Verlustängste, könnte man sagen. Ich kann ja schließlich rechnen …

Bald stellte sich aber noch ein Gefühl ein, und zwar ein sehr schönes: Ein Bewusstsein für die Natur und damit für Erde, Düfte, Feuchtigkeit oder Trockenheit. Mit jeder Pflanze, die ich setzte, verstärkte sich dieses Gefühl. Alle Sinne begannen sich jetzt erst bei mir zu schärfen. Ich hatte Verantwortung übernommen und wurde mir gleichzeitig bewusst, dass es einer großen Ehre gleichkommt, mit Pflanzen
zu arbeiten. Es war mir plötzlich nicht mehr egal, ob es regnete oder nicht; ich begann, jede Witterung mit meinem Garten in Verbindung zu bringen und verband mich dadurch mit der Natur – einfach schön! Die Jungfrau, mein Sternzeichen, hatte sich für mich als echtes Erd-Zeichen bestätigt …

„Die Bäume wachsen nicht in den Himmel“



Das Wagnis Gemüse

Man wird ja schnell übermütig. Das war auch bei mir nicht anders, und so beschloss ich bereits ziemlich am Beginn meiner Garten-Karriere, mein eigenes Gemüse zu ziehen. Ich wollte etwas Neues wagen, ja, ich war richtig neugierig darauf. Einer Blume beim Wachsen zuzusehen und sie zu betreuen macht Freude, aber eine Pflanze am Ende sogar noch ernten und verspeisen zu können, ist noch einmal etwas anderes! Außerdem kam der Ehrgeiz hinzu: So schwierig konnte das doch nicht sein, wenn es andere auch schafften! Zugegebenermaßen reizte mich auch die Vorstellung, etwas zu pflanzen, was in meinem engeren Familienkreis noch niemand versucht hatte – Gemüse eben.

Kaum war der Gedanke geboren, ging es gleich zur Sache. Relativ unüberlegt besorgte ich mir Pflanzen, im wahrsten Sinne des Wortes „quer durch das Gemüsebeet“. Es eröffnete sich mir eine richtige Wunderwelt und ich schwelgte zwischen den verschiedensten Möglichkeiten, mein erstes eigenes Gemüse auf den Weg zu bringen. Staunend betrachtete ich Saatbänder für Karotten und Radieschen – was es nicht alles gibt! Wie gut, dass sich jemand überlegt hat, was die Hobbygärtner-Euphorie im Zaum halten kann! Ich hatte dieselben Gedanken wie jeder Anfänger und wollte jeden Zentimeter Erde nutzen. Zum Beispiel bekamen die Buschbohnen nur sehr widerstrebend den Abstand von 30 cm zwischen den winzigen Samen. Welche Platzverschwendung! Jedoch als völlig Unerfahrene war ich wenigstens so klug, mich immer an Beschreibungen zu halten, und nicht zuletzt auch an das Vorbild der Samenstreifen.

Die Buschbohnen haben mir übrigens in den folgenden Jahren als unkomplizierte Gewächse immer viel Freude sowie eine gute Ernte beschert. Einmal allerdings erlebte ich eine Überraschung: Die vermeintlichen Buschbohnen entpuppten sich als endlos lange Stangenbohnen! Nach verzweifeltem Suchen nach Kletterhilfen entspannte ich mich aber und dachte mir: Auch gut!

Ich erinnere mich noch lebhaft an einen Gärtner, der mir den Tipp mit dem Knoblauch gab: „Setze doch Knoblauch nicht ins Gemüsebeet sondern besser unter deine Rosen, sie werden keine Läuse mehr haben.“ Gesagt – getan. Diese Idee begeisterte mich sofort, weil mir einfache Lösungen grundsätzlich immer willkommen sind. Alles hatte ich zuvor schon probiert, um die Rosen ohne Gift lausfrei zu bekommen. Aschenlauge war mein erster Versuch, der mich aber nicht glücklich machte. Meine Rosen sahen aus wie übriggebliebene Gewächse aus einem Katastrophenfilm; grau und gespenstisch ragten sie aus dem grünen Gras hervor. Das entsprach ganz und gar nicht meinem ästhetischen Empfinden. Nach einer Runde mit dem Gartenschlauch waren sie wieder sauber und ganz sie selbst! Nicht eine einzige Laus war ihnen abhandengekommen …
Wagemutig und kämpferisch eingestellt versuchte ich mein Glück fortan mit bloßen Händen. Auch keine schöne Sache, wie ich bald feststellen musste. Nach ungefähr 100 zerdrückten Läusen hatte ich grüne unansehnliche Finger und den Eindruck, die Schädlinge hätten sich sogar noch vermehrt anstatt verringert …
So kam der Knoblauch unter die Rosen.
Ich liebe ihn also sehr – nicht nur des Geschmackes wegen!

„Der liebe Gott hat einen großen Gemüsegarten“

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