Herzschlag des Universums – Take Away für die Seele

Herzschlag des Universums – Take Away für die Seele

Manuela Schoneveld


EUR 15,90
EUR 12,99

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 108
ISBN: 978-3-99131-334-2
Erscheinungsdatum: 19.05.2022
Je offener wir sind und je mehr wir uns erlauben, verschiedene Perspektiven einzunehmen, umso mehr erkennen wir, dass es keine eine Wahrheit gibt. Sondern viele. Doch letztlich nur EINE. Und jede Betrachtung hat ihre EIGENE. Lass dich mitnehmen auf diese Reise.
Take Away für die Seele
Nimm, was du brauchst Manuela Schoneveld

Es gibt so viele Sichtweisen, Bilder und Möglichkeiten, ein Leben, Menschen, Situationen zu betrachten. Du musst nur den Platz wechseln. Und jeder Blickwinkel offenbart etwas Neues, Anderes, was vorher nicht sichtbar war. Und je offener wir sind und je mehr wir uns erlauben, verschiedene Perspektiven einzunehmen, desto vielfältiger, farbenfroher, lebendiger, reicher und wunderbarer erscheint das Leben selbst. Und umso mehr kommen wir aus der Beurteilung raus. Denn du erkennst, dass es keine eine Wahrheit gibt. Sondern viele, doch letztlich nur eine. Und jede Betrachtung hat ihre eigene. Am Ende des Tages sind es nur verschiedene Möglichkeiten, Varianten und gelebte Potentiale der Schöpferkraft, die wir sehen, leben, nutzen, lieben. Das Leben, unser Sein. Und so nehme ich dich mit auf meine Reise der Betrachtungen. Eine Reise bis in feinstoffliche Bewusstseins- und Transformationsprozesse von uns Menschen. Meine Reise zu mir selbst. Denn alles, wonach ich je suchte, war ich selbst und der Herzschlag des Universums.


Wiedergeburt

Unser Schiff fährt Richtung Hafen ein. Viele Menschen befinden sich mit mir auf ihm. Alle darauf wartend, endlich sicheren Boden unter den Füssen zu haben. Denn die See war stürmisch, wild und rau. Sie hatte an unseren Kräften gezehrt und bei allen Spuren der Erschöpfung hinterlassen. Froh, endlich angekommen zu sein. Doch bevor das Schiff anlegt und wir aussteigen können, fängt es an zu sinken. Es geht alles ganz schnell und doch auch nicht. Jedenfalls nicht in meiner Wahrnehmung. Denn ich bin mittendrin und schaue dem Geschehen gleichzeitig von außen zu. Ich sehe die Gesichter der Panik und Angst in den Leuten, die mit dem Schiff gereist waren. Sie erinnerten mich an die dunklen, stürmischen Tage auf der Weite des Meeres. Es hat von der Energie her die gleichen trostlosen, eher düsteren Farben. Das Schiff hebt vorne etwas hoch, um zugleich im Sinkflug seine Tauchfahrt in die Tiefe des Meeres zu beginnen. Ich bin in meinem Körper und auch nicht. Bewusst entscheide ich, nicht dagegen anzugehen, nicht um mein Leben zu kämpfen, sondern es einfach geschehen zu lassen. Und so tauche ich ab, in die Tiefe des Meeres. Lasse mich fallen und runterziehen. Vom Sog des sinkenden Schiffes und der Tiefe des Meeres. Ich sehe mich und meinen Körper und bin dennoch in meinem Körper. Nehme wahr, wie der Sauerstoff knapp wird, mich der Atem verlässt. Fühle mich eins mit dem Wasser, welches mich umgibt. So treibe ich nach unten, in eine Art Schwerelosigkeit. Ich lasse alles los und sein. Ergebe und übergebe mich diesem. Und je tiefer ich nach unten gleite, desto stiller wird es. Und desto größer erscheint mir die Tiefe des Meeres, als Ausdruck des Universums. Mein Körper hat keine Luft mehr. Der letzte Atemzug, in der Tiefe des Meeres. Und ganz natürlich atme ich das Wasser durch meine Nase ein. Wie Fruchtwasser, welches das Ungeborene umgibt. Fast am Meeresboden angekommen, erfasst sie mich. Eine große, aus dem Meeresboden steigende Kraft.
Wie eine Riesenwelle, die sich aus dem Meeresboden erhebt, im Meer unter Wasser. Sie erfasst mich und trägt mich nach oben, Richtung Licht, welches sich an der Wasseroberfläche spiegelt und seine Strahlen ins Wasser gleiten lässt. Ich werde gehoben, aus dem Wasser heraus. Und ich schaue ins Licht. Neu geboren.


Der Fluss des Lebens

Langsam und bedacht folge ich dem Weg zum Bootssteg. Jeder Schritt ist bewusst gesetzt und geführt. Gleichzeitig getragen von einer viel größeren Kraft. Der Kraft des Seins. Tiefe Demut und Dankbarkeit erfüllt mich. Durchströmt mein ganzes Sein. Begleitet von einem Hauch Wehmut und der Erinnerung des Schmerzes. So fühlt sich Frieden an. Bereit, meine letzte Reise, auf diesem Abschnitt des Flusses des Lebens anzutreten. Eine Fahrt des Friedens. Es ist ein heiliger Akt. Ein letzter Akt der Rückschau, durch die Vergangenheit. Um sie dann endgültig loszulassen, hinter mir zu lassen. Doch dieses Mal mit den Augen des Friedens und der Liebe.


Friedensfahrt auf dem Fluss des Lebens

Es war ein langer, beschwerlicher, einsamer und schmerzvoller Prozess und Weg der Heilung. Es fällt meinem Körper schwer, frei durchzuatmen. Er ist bedeckt von all den vielen Narben, die keine Körperstelle verschonten und die sich wie eine dicke Schutzhülle um mich herum – Schicht für Schicht – gebildet hatte. Und je mehr die Zeit verstrich, umso robuster und härter wurde die Kruste und Schicht. Wurde eine Art Schutz und Mantel. Wetterfest, den Naturgewalten trotzend, steif und unansehnlich. Ein unsichtbarer Mantel, in dem sich die Last der Vergangenheit eingebrannt hatte. Narben der Erinnerungen, als Spuren an die schmerzhaften, durchlaufenen Prozesse, die das Leben für mich hatte. Narben, die Zeugen meiner unzähligen seelischen und körperlichen Verletzungen und Wunden wurden. Eher unansehnlich und abstoßend. Kein Kleidungsstück, welches du auf der Stelle haben und kaufen möchtest. Ich hatte versucht, ihn loszuwerden. Keine Chance. Und so wurde er zu einer zweiten Haut und Schutzhülle. Ein Ausdruck, Spiegel- und Sinnbild der Verunstaltung und Hässlichkeit, die Wunden und Verletzungen mit sich bringen können. Sein hässliches, unattraktives Äußeres hatte seine ursprüngliche Reinheit, Schönheit, Vielfalt, Leichtigkeit und Freude vergraben. In Dunkelheit gehüllt. Komplett verdeckt, abgeschottet, zugeschüttet und versperrt. Es nach außen unansehnlich wirken lassen. So, dass niemand wirklich diesen innewohnenden Schatz & Wert sehen kann. Oder will? Und je mehr Verletzungen und Wunden dazukamen, desto abstoßender wurde er nach außen. Den Kern umschließend. Wie ein Kokon, welcher in sich das Wunder des Lebens birgt. In dem erstaunliche Prozesse stattfinden und die Kraft der Alchemie ihre wahre Magie vollzieht.
Dieses Wissen habe ich gehütet, bewahrt und gut beschützt. Nach außen nicht sichtbar. Höchstens erahnend, denn man nahm gerne von mir. Bis der Mantel immer größer, schwerer, dunkler, fester und steifer wurde, sodass meine Erinnerung an dieses Wissen verblasste. Nur der Hauch von Ahnung blieb da. Zart, wie eine leichte Brise, die deine Wangen küsst. Es ist Zeit, den alten, abgenutzten Mantel der Narben und ihre damit verbundenen Erinnerungen abzuwerfen. Er ist abgetragen, hat in seiner Funktion ausgedient. Ich habe ihn all die Jahre mit mir getragen und gepflegt.
Es war das Einzige, was ich hatte, woran ich festhalten konnte und was ich lange besaß. Er diente mir als Schutz, der sich mit der Zeit in eine Last umwandelte. Unhandlich, unpraktisch, mehr hinderlich als nützlich. Bewegungseinschränkend, schwer und beengend. So, dass ich nicht mehr vorwärtskam und stecken blieb. Unter der Last begraben wurde.
Es war nicht ein bestimmter Tag, als ich das letzte Mal unter dieser Last zusammenbrach und einfach nicht mehr aufstehen konnte. Bewegungslos wurde. Ein Total-Zusammenbruch auf emotionaler, seelischer, geistiger und körperlicher Ebene. Es war eine Reihe an Ereignissen, die sich über Tage, Wochen, Monate und Jahre vollzog. Bis ich diese Bürde nicht mehr tragen konnte und wollte. Es sollte einfach nichts mehr gehen. Absoluter Stillstand. Meine Ressourcen waren ausgeschöpft und komplett verausgabt. Und so verschwand ich in der Verpuppung des Mantels und ihrem unscheinbaren Sein. In äußerer Stagnation gefangen gehalten. Das Ende einer Ära. Doch die eigentliche Arbeit, der eigentliche Prozess sollte damit erneut beginnen. Im Innern.
An der Anlegestelle zu meinem Boot, welches mich auf dem Fluss des Lebens weiterführen wird, befindet sich der Reigen jener, die mich auf den vergangenen Abschnitten meines Lebens begleitet haben. Sie bilden einen lichtvollen Bogen, den ich durchschreite, um meinen Fuß auf das Boot zu setzen. Es ist ein heiliger Moment. Ein universeller und ehrfürchtiger Akt, dessen Präsenz die Atmosphäre erfüllt. Die Präsenz bedingungsloser, allumfassender Liebe, die alles trägt. Es ist die Präsenz der kosmischen Ordnung, die Zeuge dieses Augenblickes ist. Mich überwältigt und still zugleich sein lässt. Ich fühle mich über alle Maßen gesegnet und reich beschenkt. Tränen der Rührung, tiefen Freude und des Glücks fließen, wie ein kleiner Bach über meine Wangen, wo sie sich ihren Lauf suchen. Die Berührungen mit dem Frieden und der Liebe, die allem Sein zu Grunde liegt. Wie ich diesen Schauer kraftvoller, wärmender Liebe und Heilung, die meinen Körper durchströmt, genieße. Er diente mir als Balsam für meine Seele. Eine Erinnerung, wer und was ich wirklich bin und war. Woher ich komme. Es war diese Führung und Kraft, die mich mein Herz hat finden lassen, welches ich so fest verschlossen, versteckt und vergraben hatte. Geschützt habe. In der Unendlichkeit des Seins. Verloren und vergessen glaubte, auf dem Weg, der sich Leben nennt. Alles für eine gefühlte Ewigkeit. Versteckt unter der dicken Hülle des Mantels der Narben und Wunden. Alle Anwesenden waren an diesem Heilungsprozess beteiligt, welcher mir half, mich auszusöhnen, zu heilen, meinen Frieden zu finden und ihn zu schließen. Frieden mit mir, dem Leben, der Kraft des Lebens, mit den Menschen, Situationen und Gegebenheiten. Mit allem, was war und ist. Hinter den lichtvollen Präsenzen, die einen Bogen auf dem Bootssteg bildeten, sehe ich vertraute Gesichter. Menschen, Freunde, Bekannte, die zu mir schauen. Einige lächeln, nicken mir wohlwollend zu. Jene, die mir ihre Freundlichkeit, Dankbarkeit und Wertschätzung schenkten. Mir ihre Unterstützung zukommen ließen und die Hand reichten, wenn ich sie am nötigsten hatte. Mir Mut zusprachen und Zuversicht schenkten, ihren Segen gaben. Auf meiner Reise im Fluss des Lebens. Doch auch alle anderen waren anwesend. Ich hatte vergessen, dass es so viele waren. Denn es war ein langer Weg, den ich bis hierher zurückgelegt hatte. Und die Last des Mantels der Narben und Verletzungen, der mit der Zeit immer dunkler und schwerer wurde und zu meiner Schutzhülle mutierte, hatte meine ganze Energie und Aufmerksamkeit gekostet.
So, dass ich sie vergaß, oder nicht mehr richtig erkennen, erinnern konnte. Dennoch war ich dankbar für jeden Einzelnen von ihnen. Und so tauchen sie alle nacheinander auf. Kommen hinter anderen zum Vorschein, damit ich sie sehe und erkenne, wofür sie in meinem Leben standen. Dankbarkeit und Mitgefühl erfüllt mein Herz. Für mich, aber auch für jeden einzelnen von ihnen. Sie schauen auf jeden Schritt, den ich setze, in Richtung auf das Boot. Keiner von ihnen kommt mit oder begleitet mich auf diesen Abschnitt meiner Reise, der mich in neue, unbekannte Wasser leiten wird. Und so steige ich in das heilige Boot und nehme Platz. Meine Kinder an meiner Seite. Von Wächtern des Schutzes begleitet. So legt das Boot ab. Göttlich geführt. Und ich fühle mich eins mit der universellen Kraft, dem Leben, welches die Führung übernommen hat. Es immer tat. Ich schaue mich um, in die Weiten der Ferne. So fühlt sich Frieden an.


Wenn der Schleier der Illusionen sich lüftet

Ich atme tief ein und durch. Beseelt, mit meinen Kindern an der Seite. Zeit, den Mantel abzustreifen, den ich zurücklassen werde. Hier auf diesem Abschnitt der Vergangenheit, den ich ein letztes Mal bereise. Und so schweift mein Blick über all die Narben der einstigen Wunden und Verletzungen auf diesem Mantel und den damit verbundenen Erfahrungen und Erinnerungen. An die vielen ausgestandenen Kämpfe, Anfeindungen, Aggressionen, Konflikte, Feindseligkeiten. Auf den Hass und Zorn, der mir begegnet war und all die damit verbundenen Schwierigkeiten. Erinnerungen an die Schwere, die sie mit sich brachten, die unfassbare Trauer, Einsamkeit und Leere. Die mich so erfasst und eingenommen hatte. Sprachlos, fassungslos, ohnmächtig sein ließ. Für sehr, sehr lange Zeit. Erfahrungen, die mein Leben bestimmt und vorgegeben hatte.
Welches mit meiner Geburt in ein Ungleichgewicht startete. Wie ein Rutsch direkt ins blutüberströmte Messer. Weit entfernt von dem, was sich Gleichgewicht nennt. Wo Geben und Nehmen von vornherein verdreht schienen, aber auch feststanden. Von mir wurde erwartet, verlangt und genommen. Und ich hatte nicht das Recht, etwas einzufordern, geschweige denn, Bedürfnisse oder Gefühle zu haben. Und weil ich es nicht anders kannte, es zu meiner Normalität gehörte, tat ich dies. Ich war für die Gebende und bringende Seite zuständig. Und weil ich grundsätzlich freundlich und empathisch veranlagt war und irgendwie damit klarkommen musste, nahm ich es so hin und an. Wurde konditioniert, dass dies der Normalzustand ist. Meine Rolle war festgelegt. So bildeten sich in frühen Jahren die Überzeugungen und Identifikationen: dass es normal ist, zu geben, was andere verlangen, erwarten, ohne dem etwas entgegenzusetzen. Wenn ich nur genug gebe, leiste, mache und tue, dann bekomme ich vielleicht etwas zurück. Und, wenn ich nichts zurückbekomme, dann habe ich nicht genug gegeben, nicht genug geleistet. Doch diese Glaubenssätze sollten meine größten Irrtümer und Blockaden werden. Denn daraus entwickelten sich ganz schnell viele weitere. Was ich auch tat, leistete oder gab, es reichte nicht aus, war nie genug. Ich war nicht genug. Außer Ignoranz, Hass, Kälte, Rücksichtslosigkeit und Gewalt kam nichts zurück. Und so manifestierten sich diese Überzeugungen und diese Glaubenssätze zu einer unfassbaren Größe, die ihresgleichen sucht. Wenn ich um etwas fragte oder eigene Bedürfnisse zum Ausdruck brachte, war es immer zu viel. Ich war zu viel. Eine Belastung. Und so war ich sehr früh in meinem Leben hin und hergerissen zwischen: Nicht genug sein und genügen und viel zu viel, belastend und unerwünscht. Ich musste dafür kämpfen lernen, um überhaupt existieren zu können. Um wahrgenommen und respektiert zu werden. Ich kannte nur das Geben und Genommen. Was ich zu geben hatte, wurde genommen, um mich mit nichts zurückzulassen. Ich schien ein unsichtbares Schild, Label zu tragen. Wo drauf stand: Komm nur, mit mir kannst du alles machen. So wurde ich konditioniert, programmiert. Ignoriert, höchstens Mal toleriert, nicht anerkannt, war unerwünscht, nicht gesehen, nicht gehört, nicht wahrgenommen. Aufrichtigkeit, Respekt, Wertschätzung, Liebe, Zuwendung und Akzeptanz waren Fremdwörter in der Welt, wo ich landete. Erfahrungen, die den Weg blockierten und versperrten, mein wahres Selbst auszudrücken, ich selbst zu sein, zu leben. Und so hat mich die Last des Mantels angefangen zu erdrücken und runterzuziehen. Wollte mich einfach nicht mehr loslassen. Er hat mich an die Grenzen der Verzweiflung und Ohnmacht geführt, wo es keinen Platz und Raum für anderes gab. Er ist Zeuge all des Schmerzes und der tiefen Trauer, die ich durchlaufen habe. Er hat mich auf die Knie gezwungen, mich zur totalen Aufgabe und zum Loslassen geführt, die dem Sterben gleichkommt. Leider mehr als einmal. Stürze in bittere Verzweiflung, wo Hoffnung nur ein Wort ohne Bedeutung ist. All die Zweifel, Wut, der Gram und Zorn, die ich so lange mit mir geführt, übernommen und getragen hatte. Die neben der Trauer eine Leere mit sich brachte. Ignoranz kann so weh tun. Genauso wie die Frage: Du hältst dich wohl für was Besseres? Ich habe die Welt nicht verstanden. Jedenfalls nicht die, in der ich jeweils gelandet bin. Jeder Versuch, dagegen anzugehen, scheiterte und war ein weiterer Schritt in den Sog der Verzweiflung. Wie ein Geschwindigkeitszug ohne Bremsen, der geradezu in Richtung Abgrund rast.
Ich hebe meinen Blick vom Mantel und lasse ihn in die Landschaft schweifen. Es ist so ruhig, friedlich und still. Ich genieße die Friedensfahrt auf diesem Abschnitt des Flusses des Lebens. Sie ist eingebettet in Harmonie. Sie ist mein Abschied von der Last der Vergangenheit, die nie mehr so sein wird, wie ich sie einst sah oder erfahren hatte. Denn der Schleier der Illusionen hatte sich gelüftet. Und ich konnte hervortreten. Und so folgt ein letzter Akt des Rückblickes, ein letztes Mal Revue passieren lassen, ein letztes Durchlaufen der Emotionen, dieser ausgetragenen Kämpfe und Konflikte. Doch dieses Mal, ohne damit identifiziert zu sein, mit den Augen des Friedens, den ich gefunden und dem ich mich versprochen habe. Ein letztes Durchlaufen des Portals der Spiegel. Hier erscheinen sie, in unzähligen Formen und Varianten. Spiegelbilder deines Selbst. Jeder Spiegel ein Anteil, ein Aspekt von dir. Auch das, was du am liebsten nicht sehen möchtest, gemieden hast oder meiden möchtest. Doch hier kommst du nur durch, wenn du reinen Herzens bist und ehrlich zu dir selbst sein kannst. Jeder Spiegel zeigt eine andere Seite, einen anderen Aspekt von dir. Und du hast in jeden einzelnen, verdammten Spiegel zu schauen. Von Angesicht zu Angesicht. Ohne Make‑up, natürlich und ungeschminkt. Da führt kein Weg dran vorbei. Gleich, wie du dich auch weigern magst. Sie spiegeln dir Bilder deiner Gedanken, Handlungen, Taten, Kämpfe, Konflikte, Verhalten, Intentionen, Emotionen, Entscheidungen wider. Welche es anzuerkennen gilt. Hier hast du die Begegnung mit der Bescheidenheit. Die einzige Chance, in Frieden zu kommen, Frieden zu schließen, Heilung zu erfahren. Wo geheilter Schmerz sich in Weisheit wandelt.
Im Wasser, um das Boot, kreisen Krokodile und Alligatoren, die als Symbol für die regressiven, niederen, anstrengenden, begrenzenden Aspekte und Anteile des menschlichen Seins verstanden werden dürfen. Große, kleine, in allen Größen und Erscheinungsformen. Der Fluss ist voll davon. Sie sind beeindruckend, faszinierend und tragen ihre eigene Schönheit mit sich. Ihre krustige, robuste Haut hat Ähnlichkeit mit meinem Mantel. Nur dass dieser verbrauchter, schmutziger und abgenutzter aussieht. Das Wasser in diesem Abschnitt ist ruhig, klar und friedlich. Sodass wir sie deutlich in ihren gesamten Erscheinungen sehen. Manche schwimmen über- und aufeinander. So viele haben sich versammelt. Einige starren uns mit großen, wachen Augen an. Sie machen mir keine Angst mehr. Die hatte sich inzwischen in Respekt verwandelt. Sie können mir nichts mehr anhaben. Doch das genieße ich mit Vorsicht. Sie präsentieren sich friedlich. Doch der Schein kann trügen, was ich nicht mehr unterschätzen werde. Das habe ich gelernt. Ich habe ihre Existenz akzeptiert und die Bewertungen, Beurteilungen rausgenommen. Sein gelassen. Es ist, was es ist.


Konditioniert zu überleben
(im Reich der Gefühle, des Verstandes und des Körpers)

Nur allzu gut kenne ich ihre Eigenschaften und Fähigkeiten. Weiß, wozu sie in der Lage sind, was sie mit uns machen können, zu was sie uns Menschen führen und verleiten. Wie sie uns in Versuchung und in die Irre führen und täuschen, um im nächsten Augenblick loszupreschen, in Angriff überzugehen. Ich habe lange und zahllose Kämpfe im Fluss des Lebens mit ihnen ausgetragen und ausgestanden. Viele davon verloren. Genauer genommen, alle. Manche davon haben mich stark gemacht, andere waren sehr zerstörerisch, vernichtend und wiederum andere haben mich fast mein Leben gekostet. Mich auf Messers Schneide befördert. So wurde der Tod mein bester Freund und Begleiter. Er erinnerte mich bei jeder Begegnung daran, dass ich nicht mein Körper bin. Sondern viel mehr. Und so blieb die Ahnung meines Wissens erhalten. Bei fast allen Auseinandersetzungen wurde ich noch mehr verletzt und tiefer verwundet. Sie haben die Tür zu noch mehr Verunsicherung, massiven Ängsten und Phobien, Verzweiflung und Mutlosigkeit geöffnet. Ins dunkle Reich der Angst geführt, die mich das Fürchten lehren sollte. Da folgt ein Alptraum dem nächsten. So habe ich die Bekanntschaft mit den unbewussten, niederen Anteilen meiner Seele gemacht. Die mich in dunkelste Ecken und an Orte führte, wo es mir graute und gefror.

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