Gottes legendäre Welt

Gottes legendäre Welt

Entdecke die Welt, in der Gott wohnt

Daniel Forrer


EUR 14,90

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 84
ISBN: 978-3-99146-463-1
Erscheinungsdatum: 08.04.2024
Willst du Gott (besser) kennenlernen? Diese Gelegenheit hast du mit diesem Buch. Es nimmt dich mit auf eine Reise quer durch Israel und zeigt dir dabei Schritt für Schritt, wie du die einzigartige Welt, in der Gott wohnt, entdecken und auskundschaften kannst.
Nachtzug nach Berlin

Es ist Mittwoch kurz vor zehn. Wir sitzen im Nachtzug und lehnen unsere Sitze zurück. Nach einem vollen Arbeitstag freuen wir uns, einfach nur noch aus dem Fenster zu schauen, bis uns die Augen zufallen. Draußen flitzt ein Bahnhof vorbei, eingehüllt in das blaue Licht seiner Anzeigetafeln. Auch er ist eine weitere Erinnerung, dass wir uns unserem Ziel mit großer Geschwindigkeit nähern. Morgen um sechs werden wir in Berlin einfahren, uns einen Kaffee gönnen und dann schnurstracks Richtung Botschaft losziehen. Viel ist nicht mehr zu tun: Laut Anweisung sollten wir nur noch unsere Ausweise zeigen und ein letztes Dokument unterschreiben.

Ich kann das Geräusch des Stempels bereits hören. Nach eineinhalb Jahren Vorbereitungszeit und einer Menge von Dokumenten, E-Mails und Telefonaten sind wir überzeugt, dass nichts mehr fehlt und wir die australische Botschaft morgen endlich als stolze Besitzer eines Dauervisums verlassen werden. Und damit dann bereits zum gemütlichen Teil des Tages übergehen könnten: Für den Rest des Tages wäre dann nur noch Sightseeing angesagt: mit dem Hop-on Hop-off Bus etwas Sonne tanken, gut essen und abends rechtzeitig zurück zum Bahnhof fahren.

Der Zug ist voll. Meine Frau will gerade das Essen auspacken, da breitet sich ein penetranter Geruch aus. Anscheinend zieht sich hinter uns gerade jemand die Schuhe aus. Wir rümpfen die Nase, stellen die kleinen Luftdüsen auf „max“ und packen das Essen wieder ein. Damit warten wir lieber, bis die Luft wieder rein ist. Unsere Gedanken wandern zurück. Erst vor Kurzem feierten wir zusammen mit Familie und Freunden auf der Insel Mainau unsere Hochzeit. Die Blumenpracht ist dort im Frühling einfach genial und die Orchideenschau im Palmenhaus perfekt für Hochzeitsfotos. Anschließend genossen wir das Nachtessen auf dem Schiff und legten irgendwann so gegen Mitternacht wieder am Steg an. Dieser war mit Kerzenlichtern beleuchtet und führte uns zum Seeufer, von wo aus wir zum Abschluss der Feier Heißluftballone steigen ließen, die fast mystisch über dem See emporschwebten.
Als meine Frau und ich schlussendlich als frischgebackenes Ehepaar Hand in Hand zum Parkplatz zurückschlendern, bin ich so dankbar. Der Himmel über uns ist mit Sternen übersäht und irgendwie wird mir klar, dass wir gerade wichtige Weichen für die Zukunft gestellt haben.
Die Zeit damals war sehr streng. In einer normalen Woche war praktisch jeder Abend ausgebucht. Wenn ich zurückdenke, frage ich mich manchmal, wie es möglich war, so viele Tätigkeiten in die 24 Stunden eines Tages zu packen. Und das Woche für Woche. Für Freizeit blieb auf jeden Fall nicht viel übrig. Nanu, dafür konnten wir innerhalb einer Woche gleich noch ein zweites Mal heiraten (beide Male denselben Partner :-) – diesmal auf der anderen Seite der Erdkugel in Australien. Das kann auch nicht jeder von sich behaupten.
Ich kann mich noch gut an unsere Ankunft in Australien erinnern. Sobald sich die Glastüren des Flughafens öffneten, wurden wir von einem warmen Wind begrüßt. Das Klima in Perth ist so anders als in der Schweiz und wir wären am liebsten gleich Richtung Strand losmarschiert. Aber Moment, der nächste Termin war bereits geplant und sollte in knapp zwei Stunden starten: Auf einem kleinen Hügel neben der sechseckigen Kirche war bereits alles vorbereitet. Und so feierten wir drei Tage später unsere zweite Hochzeit – diesmal im Kreis von nahen Freunden, die bereits seit Längerem in Australien wohnten.
Die Hochzeit fand unter einem großen Baum statt: Wir saßen und standen auf dem Rasen, während im Hintergrund der Wind durch die Blätter strich. Nach dem anschließenden Essen hatten wir gerade noch Zeit, zum Strand hinunter zu düsen und den Moment einzufangen, in dem die Sonne langsam ins Meer eintauchte.
In den Flitterwochen entschieden wir uns dann, für zwei Jahre nach Australien auszuwandern. Wieder zurück in der Schweiz richteten wir unser neues Zuhause ein – zum ersten Mal zu zweit – und begannen den Visaprozess. An die Wohnung kann ich mich nicht mehr genau erinnern, an den Balkon aber schon. Direkt davor stand nämlich ein Magnolienbaum, der immer pünktlich zu unserem Hochzeitstag in voller Pracht blühte.
Der Visaprozess verlangte einiges an Zeit und Einsatz. Da wir ein „Skilled Visa“ beantragen wollten, mussten wir zuerst unsere Ausbildung in Australien beglaubigen lassen, gefolgt von der gesundheitlichen Untersuchung, einem Englischtest und vielen Dokumenten, die wir ausfüllen und ins Englische übersetzen mussten.



Dampfschiff nach Australien

Und jetzt sitzen wir im Zug und spüren, wie die Reiselust in uns hochsteigt. So ähnlich müssen sich die waghalsigen Europäer gefühlt haben, als sie sich im 19. und 20. Jahrhundert in unbekannte Abenteuer stürzten. Ausgerüstet mit einem Ticket folgten sie ihrer unverwüstlichen Überzeugung, dass sie in einem anderen Land ein besseres Leben finden und eines Tages vielleicht sogar als reiche Menschen zurückkehren könnten.
Wahrscheinlich hielt die Euphorie auch dem Moment stand, in dem sie auf dem Bug eines riesigen Dampfers ihren Freunden und Verwandten ein letztes „Lebe wohl!“ zuriefen. In Zukunft würden sie die wichtigsten Nachrichten wohl nur noch per Telegramm erfahren – wie zum Beispiel die Geburt eines Kindes oder der Tod ihrer Eltern. Egal welchen Gedanken sie noch nachhingen, die Abfahrt kam unweigerlich näher. Sobald die Schiffssirenen erklangen, wusste jeder, dass es ab jetzt kaum mehr ein Zurück gab: Der Dampfer würde sich bald von der Hafenmauer lösen und die Freunde am Schiffsanleger würden noch ein letztes Mal winken, um dann langsam in der Ferne zu verschwinden. Die Entscheidung war gefallen.
Ganz so dramatisch fühlt sich der Eintritt in eine neue Welt für die Wenigsten von uns an. Kaum einer wagt heutzutage einen Neustart, von dem es kein Zurück mehr gibt. Trotzdem erleben die meisten von uns Momente im Leben, in denen sie eine Entscheidung treffen müssen, weil ein größerer Kurswechsel angesagt ist.
Ich möchte dich ermutigen, in den nächsten Tagen eine solche Entscheidung zu treffen und dich auf deine eigene, persönliche Reise zu machen. Viele haben diese Reise bereits unternommen und viel mehr gefunden, als sie erwartet haben. Einige haben ihre Erfahrungen aufgeschrieben und uns wertvolle Tipps hinterlassen. In diesem Buch fasse ich einige dieser Tipps zusammen und hoffe, dass sie dich auf dem spannenden Weg begleiten können, den du vor dir hast – in Gottes Welt hinein.



Intel

Willst du eine neue Welt kennenlernen, wird dir meist schnell klar, dass du dir eine größere Aufgabe angelacht hast. Meist ist es nämlich so, dass eine neue Welt nicht nur anders aufgebaut ist, sondern auch nach anderen Regeln funktioniert, als du dir gewöhnt bist. Damit du verstehst, was ich meine, hier ein Beispiel aus meinem beruflichen Umfeld. Es zeigt dir, wie unterschiedlich verschiedene Welten funktionieren können.



Gewitter in Vietnam

Dazu müssen wir gute 50 Jahre in die Vergangenheit zurückreisen, ins Jahr 1968. In Vietnam herrscht Krieg. 500 000 US-Soldaten sind im Einsatz und die Luftoffensive „Rolling Thunder“ (Donnergrollen) wird noch einmal ausgeweitet. Die Amerikaner nutzen ihre technologische Überlegenheit und fliegen 304 000 Luftangriffe. Sie werfen weit mehr Bomben ab als im 2. Weltkrieg. Dennoch gelingt es ihnen nicht, die militärische Oberhand zu gewinnen. In einem Land, in dem weite Teile dünn besiedelt und dicht bewaldet sind, kann die Luftwaffe keine Schlagkraft entwickeln.
Damit fehlt den Bodentruppen die wichtige Unterstützung, die sie aus der Luft erwarten. Auf sich alleine gestellt, müssen sie eine Welt betreten, in der die knallharten Regeln des Dschungels herrschen: extreme Klimabedingungen, Krankheiten, wilde Tiere und eine ganz heimtückische Überraschung. Gut versteckt im dichten Unterholz wartet ein riesiges Tunnelsystem auf die Soldaten. Entschlossene Guerillakämpfer huschen darin flink von einer Stellung zur nächsten und greifen überraschend an, nur um Sekunden später wieder wie im Nichts zu verschwinden. Die USA hat schon mehrere Kriege gekämpft und sich meist irgendwie durchgesetzt. Dieser Krieg aber funktioniert nach anderen Regeln. Wer sie nicht kennt, stößt auf so viel Widerstand, dass ihm über kurz oder lang der Atem ausgeht.
Als wäre das nicht genug, braut sich auch in der Heimat ein Gewitter zusammen. Bilder und Berichte direkt von der Front flattern in die Briefkästen der amerikanischen Bevölkerung – größtenteils unzensiert. Sie treffen dort einen empfindlichen Nerv, indem sie die Aufmerksamkeit regelrecht auf die Leiden der Zivilbevölkerung fokussieren. Ein Krieg, der seit Beginn nie wirklich populär war, verliert rasch an Zustimmung und lässt sich je länger, je schwieriger rechtfertigen.
Bis heute wird diskutiert, ob der Vietnamkrieg in Asien oder in Amerika verloren ging. Sicher ist auf jeden Fall, dass im Frühling 1972 die letzten amerikanischen Soldaten aus Vietnam abzogen. Nur drei Jahre später und elf Jahre nach Kriegsbeginn wurden die letzten Botschaftsangehörigen in einem Hubschrauber aus dem Land geflogen.



Moderne Technologie

Und damit sind wir bereits am Ende unserer kleinen Geschichtslektion – fast auf jeden Fall. Vielleicht ist dir gar nicht bewusst, dass Europa und viele weitere Länder bis heute von einer Entwicklung „profitieren“, die gegen Ende des Vietnamkriegs ins Rollen kam.
Schauen wir uns das Kriegsgeschehen noch einmal an, diesmal aus technischer Sicht. Was direkt auffällt, ist die Tatsache, dass die Kämpfer am Boden nur zum Teil das Kriegsgeschehen beeinflussen können. Hinter den Kulissen wehren sich zwei technologisch versierte Großmächte mit aller Kraft gegen die bedrohliche Aussicht, dass die USA in Vietnam Fuß fassen könnte. China und Russland sehen sich beide als Verbündete von Nordvietnam und setzen ihr Knowhow bestmöglich ein, um den Krieg zu ihren Gunsten zu kippen.
Ihre Bemühungen fruchten anscheinend. Meldungen häufen sich, dass Nordvietnam ziemlich genau weiß, wo amerikanische Flugzeuge als nächstes ihre Bomben abwerfen werden. Das wiederum löst in der amerikanischen Führungsetage großes Unbehagen aus. Ist es gegnerischen Spionen gelungen, sich in das amerikanische System einzuschleusen und unbemerkt geheime Informationen abzuzügeln? Die Lösung dieses Rätsels ist in Wirklichkeit einfacher. Der Gegner hat den amerikanischen Flugfunk geknackt und kann jetzt wunderbar mithören. Eine Funktechnologie, die 70 Jahre lang sicher und zuverlässig funktioniert hat, ist plötzlich nicht mehr geheim und damit auf einen Schlag wertlos geworden.
Um die technologische Überlegenheit wieder herzustellen, wird mit Hochdruck an einer neuen Funktechnologie gearbeitet. Lustig finde ich, wie kreativ sie benamst wird: Sie kriegt den Namen „Have Quick“ (abgekürzt HQ), was so viel heißt wie „etwas schnell bereitstellen“.
Have Quick wird in Rekordzeit entwickelt und ist als Kommunikation so sicher, dass sie bis heute zum NATO-Standard gehört – natürlich unter einem neuen Namen und technisch viel ausgeklügelter als damals. Sie kommuniziert nicht mehr fix auf einem Kanal, sondern springt blitzschnell zwischen allen möglichen Funkkanälen hin und her und übermittelt auf jedem Kanal nur einen ganz kleinen Teil der Nachricht.
Ist ein Flugzeug mit diesem Funk ausgestattet, kann es durch feindliches Gebiet fliegen, ohne dass der Gegner etwas vom Funkverkehr mitkriegt – natürlich nur, solange die Funkparameter geheim bleiben. Diese sind komplex: Will jemand im Verbund mitkommunizieren, muss er den Code kennen (der sich ständig ändert), zeitlich genau synchronisiert sein und das korrekte Netz auswählen (zur Auswahl stehen mehrere Tausend Netze). Alles in allem muss jemand also doch viele Voraussetzungen erfüllen, wenn er unbemerkt mithören will.

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