Der – „merkwürdige“ – Bewerbungsratgeber

Der – „merkwürdige“ – Bewerbungsratgeber

Den gesamten Bewerbungsprozess erfolgreich gestalten

Dietmar Schöckel


EUR 12,90
EUR 7,99

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 112
ISBN: 978-3-99107-400-7
Erscheinungsdatum: 03.03.2021

Leseprobe:

Gliederung

Einleitung mit Hintergründen und Zielen des Buches
Grundsätzliche Aussagen und „Merkwürdige Regeln“ zum Bewerbungsprozess
Bewerbungsprozess im Überblick
Vorbereitung und Selbstfindung
Bewerbungsunterlagen
Suchkanäle und aktives Bewerben
Interview bzw. Bewerbergespräch
Entscheidung und die ersten sechs Monate
Exkurs 1 – Aussagen zum Gehaltswunsch
Exkurs 2 – Aussagen in Arbeitszeugnissen
Zusammenfassung und weiterführende Unterstützung
Ein Dankeschön an die UnterstützerInnen
Über den Autor und ein „Zückerli“



1 Einleitung mit Hintergründen und Zielen des Buches – Jobsuche ist angesagt, und was nun?

Nahezu jeder Mensch wird in seinem Leben vor die Situation gestellt sein, sich um einen Job zu bewerben, ob jung oder alt, gleich welcher Herkunft und mit welchen Wurzeln, ob mit akademischer Ausbildung oder ohne Schulabschluss, freiwillig oder gezwungen, männlich, weiblich, divers etc.
Die Bewerbungssituation kann vorhersehbar und geplant, aber auch völlig aus heiterem Himmel auf jeden von uns zukommen. So bewerben sich (junge) Menschen um einen Ausbildungsplatz, Ausbildungsabsolventen um einen Praktikumsplatz bzw. Jobeinstieg oder HochschulabsolventInnen um den Trainee- oder Direkteinstieg nach Studienende. Das sind die EinsteigerInnen. Aber auch für einen Umsteiger, sei es aus Wunsch nach neuen Herausforderungen, wegen eines Ortswechsels oder anderen freiwilligen Gründen, führt kein Weg an einer Bewerbung vorbei. Und am deutlichsten gefordert ist wohl der Veränderer aus Zwang, weil die Firma betriebsbedingt kündigt oder Krankheit einen Berufswechsel erfordert.
Kein Arbeitsplatz ist mehr für das gesamte Berufsleben garantiert und sicher. Dazu ist unsere heutige Zeit mit den veränderten Rahmenbedingungen – Stichworte wie Technischer Fortschritt, Digitalisierung, Globalisierung, Konkurrenz- und Anpassungsdruck, Renditestreben etc. sind Ihnen bekannt – zu fließend, flüchtig (volatil) und unsicher.

Jobsuche ist dann angesagt, und was nun? Es entstehen sehr schnell viele Fragen.
Wie gehe ich vor? Was muss ich beachten? Welche Fehler darf ich nicht machen?
und, und, und.

Es ist nachvollziehbar, dass Bewerbende dann unsicher sind, da es sich ja nicht um eine alltägliche Situation handelt – vielleicht ist es die erste Bewerbung als EinsteigerIn, oder die letzten Bewerbungsaktivitäten liegen Jahre bis Jahrzehnte zurück. So greift man gerne auf Unterstützung durch „Experten“ zurück.

Es gibt natürlich unzählige Ratgeber, schlaue Bücher, Karriereseiten und Blogs im Internet. Zeitungen/Zeitschriften widmen sich dem Thema und professionelle Trainingsmaßnahmen und Schulungen werden durchgeführt. Zu guter Letzt möchte ich auch die Bewerbungsberater und Placement-Coaches nicht unerwähnt lassen. Es ist ein riesiger Markt, und es wird viel Geld mit dem Thema „Fit für die Bewerbung“ gemacht. Doch wie findet der Einzelne in diesem unübersichtlichen Feld das „Richtige“ für sich? Man stellt sich verschiedenste Fragen u. a.

Wo finde ich kurz und prägnant die wichtigsten Hinweise?
Wie sortiere ich die vielen, zum Teil widersprüchlichen Tipps und Ratschläge?
Kann ich alles glauben, was dort geschrieben bzw. ausgesagt wird?
Wie viel Geld soll und kann ich überhaupt für professionelle Hilfe ausgeben etc.?

Eine Menge Fragen, Unsicherheiten und Stolpersteine türmen sich auf, in einer Lebenssituation, die neu und ungewohnt, aber entscheidend für den eigenen erfolgreichen und zufriedenstellenden Lebensweg ist.

Hier setzt nun mein „merkwürdiger Ratgeber“ an. Ich möchte mit dieser Schrift einen kompakten, dennoch umfassenden und auf den Punkt gebrachten Überblick über das Wissenswerte zu den Rahmenbedingungen und Aktivitäten im gesamten Bewerbungsprozess geben – zu einem erschwinglichen Preis und gespickt mit mehreren realen Praxisbeispielen. Mit der Konzentration auf das Wesentliche kann nicht auf jeden Einzelfall mit der jeweiligen speziellen Ausprägung (für Einsteiger/Umsteiger/Zwangsveränderer) eingegangen werden. Da hilft dann tatsächlich wohl nur das Spezialbuch, -training oder Einzelcoaching.

Aber wenn Sie diese Seiten gelesen haben, werden Sie sich bestimmt besser informiert, sicherer und vielleicht auch motivierter fühlen, „Ihre Bewerbung“ aktiv und frohgemut in Angriff zu nehmen!

All die Informationen, Aussagen und Ratschläge, die Sie in diesem Buch finden, basieren auf meinem eigenen Erfahrungshorizont, dabei jedoch aus zwei ganz unterschiedlichen Blickrichtungen.

Zum einen die Erfahrung und Rolle als Personalmanager in verschiedenen Unternehmen über einen Zeitraum von knapp 30 Jahren. Tausendfach fand das Sichten, Entscheiden Einladung ja/nein, Durchführen von Bewerbungsgesprächen und Entscheiden Zu- oder Absage für den Job statt und hat mein Handeln und Denken geprägt.

Zum Zweiten beeinflusst auch die nunmehr zehnjährige Erfahrung als Bewerbungsberater und Coach in einer Placement-Firma, in ehrenamtlichen Beratungsaktivitäten und in vielen Bewerbertrainings meine Aussagen. Hierdurch fließt indirekt die Sicht der Bewerbenden aus Rückmeldungen und Erlebnissen mit ein.

Darüber hinaus sind natürlich ebenso Aussagen bzw. das Wissen von PersonalkollegInnen und Führungskräften, aus einschlägigen Büchern, Karriereseiten, Blogs etc. verarbeitet.
Letztendlich ist es aber immer, und das betone ich hier schon ausdrücklich, meine Meinung, mein sehr persönlich gefärbter Ratschlag, den ich gebe. Sie müssen am Ende entscheiden, was Sie übernehmen und was nicht. Es ist und bleibt Ihre individuelle Bewerbung, mit der Sie sich wohlfühlen müssen!



2 Grundsätzliche Aussagen und „Merkwürdige Regeln“ zum Bewerbungsprozess

Bevor wir nun ins Detail gehen, werden ein paar aus meiner Sicht für den gesamten Bewerbungsprozess allgemeingültige Grundsätze und Regeln formuliert.

Sie sind in meiner Definition „merkwürdig“, weil Sie, liebe LeserInnen, sich diese wirklich merken und „hinter die Ohren“ schreiben sollten, wie man so schön sagt. Zum anderen sind sie „merkwürdig“, da sie bei einigen Personalern, ExpertInnen, aber vielleicht auch bei den Bewerbern selbst auf Befremden bis Unverständnis stoßen. Sei’s drum, ich entschuldige mich und bitte im Voraus um Verzeihung. Dennoch, es wird bewusst überspitzt, um die Botschaften rüberzubringen und mein Denken und meine Ratschläge zu erklären und nachvollziehbar zu machen.


1 Es gibt kein Richtig oder Falsch im Bewerbungsprozess.

Eins und eins ist zwei, da gibt es in der Mathematik nichts zu rütteln. Alles andere ist falsch! So ist es aber nicht im Bewerbungsprozess. Hier gibt es kein Richtig oder Falsch, keine (mathematische) Eindeutigkeit. Natürlich gibt es Konventionen, Regeln, so wie es 90 % machen, was BewerbungsberaterInnen und einschlägige Sachbücher sagen. Das „Aber“ bleibt dennoch! KEIN Richtig oder Falsch und es ist nichts unumstößlich. Es bleibt immer die eigene Entscheidung, wie ich mich als BewerberIn entscheide und es ausgestalte.


2 „Du musst/du darfst nicht“ gilt nicht.

Aus Regel eins ergibt sich logischerweise die zweite Regel. Wenn Aussagen von Beratern bzw. in Büchern etc. lauten „Du musst/du darfst nicht“ sind diese schlichtweg übertrieben oder gar falsch. Es kann im individuellen Fall gute Gründe geben, es genau andersherum zu machen! Ich kenne aus meiner Praxis viele Fälle, bei denen die Bewerber trotz Verstoßes gegen die „Musst/Darfst-nicht-Regel“ den Job erhalten haben.


Ein Beispiel
So hat eine junge Dame ein zweiseitiges Anschreiben gehabt und in einem Stil formuliert, der vielen BewerbungsberaterInnen „die Haare zu Berge hätte stehen lassen“ … Die junge Dame wurde dennoch eingeladen und hat den Ausbildungsplatz erhalten!



3 Sie als BewerberIn sollten „Sie selbst“ sein – authentisch – und Ihren eigenen Weg finden.

Sie als BewerberIn müssen daher, nach Sammeln von Informationen, Ratschlägen, dem Führen von Gesprächen, einer Trainingsteilnahme etc. für sich entscheiden, wie Sie vorgehen, wie Sie Ihre Unterlagen gestalten und wie Sie das Bewerbergespräch führen. Es ist Ihre Bewerbung und Ihr eigener Weg.



4 In den Bewerbungsunterlagen und im Interview darf – rechtlich gesehen – nicht gelogen werden; Schönen und Weglassen ist jedoch erlaubt.

Nicht jeder Lebenslauf ist gradlinig und es gibt Situationen, persönliche Lebensumstände etc., die man in den Unterlagen bzw. im Interview am liebsten verschweigen würde. Dann tun Sie es, Verschweigen ist erlaubt und keine Lüge!
Auch Schönen, d. h. Dinge positiver, vorteilhafter darzustellen und ggf. eine kurze Begründung für negative Punkte zu geben, ist okay.

Aber bitte dabei doch relativ nahe bei der Wahrheit bleiben. Und auf keinen Fall „Geschichten erfinden“ und lügen! Das kann, insbesondere dann im Interview, schiefgehen. Wird das von den Personalern bzw. Führungskräften erkannt, war’s das. Sie sind raus, Chance vertan.

Ein positives Beispiel
Eine Bewerberin, Frau K., hat nach Abschluss ihres Abiturs auf dem zweiten Bildungsweg zwischen Abschluss und Wiedereinstieg in ihren Beruf als Krankenschwester ein knappes Jahr pausiert. Nach ein paar weiteren Jahren Berufstätigkeit und einer Qualifizierungsmaßnahme bewirbt sie sich nun bei einer
Krankenkasse.
Im Lebenslauf lässt sie diesen Zeitraum ohne Tätigkeit einfach weg; erwähnt zeitmäßig nur das Ende der Schulzeit und dann den Wiedereinstieg als Krankenschwester.
Im Interview geht sie aber direkt auf diesen Zeitraum ein und begründet etwas geschönt. „Habe ich mein Abi abgeschlossen, überlegt, ob und was ich studieren könnte, mit Unis Kontakt gehabt, und dazu war ich in einer Beziehung und finanziell abgesichert. Da sind schnell 10 Monate ins Land gegangen. Dann habe ich mich aber entschlossen, zunächst wieder als Krankenschwester zu arbeiten.“
Die Aussage zur Beziehung stimmte, geschönt war ihre Aussage zum Studium; nur mit einer Uni war sie in Kontakt.
Diese Darstellung klang plausibel, es gab keine Nachfragen im Interview. Sie ist eingestellt worden und der Personaler lobte sie nach ihrem Start.
„Frau K., Sie haben im Interview eine sehr gute Selbstpräsentation geliefert.“

Ein negatives Beispiel
Eine Managerin, um die Mitte 40, war bereits rund ein Jahr auf Jobsuche. Im Interview wurde sie gefragt, warum diese lange Zeitspanne und was sie in der Zeit getan habe. Ihre Aussage war ein in der heutigen Zeit beliebter Lückenfüller, ähnlich wie „Weltreise gemacht“. „Ich habe über Monate meine Eltern gepflegt.“ Da der Interviewer sich gerade selbst aufgrund der Erkrankung seiner Mutter intensiv mit dem Thema Pflege beschäftigte, ging er näher darauf ein und stellte zwei, drei ergänzende (Fach-)Fragen. Die Managerin musste passen und war entlarvt.

Wenn Sie Geschichten erfinden, begeben Sie sich auf dünnes Eis. Man weiß nie, was für einen Hintergrund der Interviewer hat und ob nicht doch ergänzende, tiefergehende Fragen kommen. Schönen ja, dabei nahe bei der Wahrheit bleiben und nicht vollständig erfinden und lügen.



5 Der Raum-/Zeitfaktor oder auch das Glück spielt eine wichtige Rolle.

Bei aller guten Vorbereitung und Befolgung der schlauen Tipps gibt es keine Garantie auf einen Job. Denn – ich nenne es mal kurz so – „Glück“ spielt eben auch eine nicht unerhebliche
Rolle.

Ein Beispiel hierzu
Der Bewerber A ruft die Personalerin um 10:00 Uhr im Büro an und möchte sich als Kaufmännischer Mitarbeiter bewerben. Die Personalerin sagt ihm direkt ab, da es keine freien Stellen gibt.
Um 10:15 Uhr meldet sich Abteilungsleiter Müller, informiert die Personalerin, dass Frau Schmidt gerade gekündigt habe und er nun Ersatz suche.
Um 10:30 Uhr ruft Bewerber B an und fragt nach Bewerbungsmöglichkeiten. „Super, bewerben Sie sich, es ist eine Stelle als Kaufmännischer Mitarbeiter zu besetzen!“
Das Resultat ist, Bewerber A ist raus, er hatte einen schlechten Raum-/Zeitfaktor.
Bewerber B ist im Prozess, er hatte Glück.



6 Personaler/Führungskräfte sind „faul“ und haben keine Zeit.

Diese Aussage klingt sicher hart, ist schwarz-weiß ausgedrückt und stark überzeichnet. Aber, fehlende Zeit ist in vielen Fällen die Realität! Sowohl PersonalerInnen als auch die jeweiligen Führungskräfte sind am Auswahlprozess beteiligt. Beide, insbesondere die Führungskräfte, haben in der Regel auch noch andere, vermeintlich wichtigere Dinge zu tun, als Personal auszuwählen. Es ist gerade für Führungskräfte manchmal eine lästige Unumgänglichkeit. Deshalb muss alles schnell gehen, auf den Punkt gebracht werden, darf keine Zeit kosten.

Dieser Grundsatz ist die „Mutter aller Regeln“ für mich.

Sehr viele meiner Ratschläge und Tipps basieren – auch wenn es auf den ersten Blick nicht offensichtlich ist – in letzter Konsequenz auf dieser Regel.
Daher ist dann mein Rat, machen Sie es besser so und so und nicht anders!
Weil, Personaler/Führungskräfte sind „faul“ und haben keine Zeit.



7 Personalerinnen/Führungskräfte nehmen sich für das Sichten der Bewerbungsunterlage und das Führen des Interviews recht wenig Zeit.

Aus der vorgenannten Regel resultiert, dass Personaler/Führungskräfte sich für das Sichten der Bewerbungsunterlagen und die Entscheidung Einladung ja/nein nur rund fünf (!) Minuten nehmen. In dieser Zeit schauen sie sich die gesamten Unterlagen an oder besser gesagt, überfliegen sie das Anschreiben, den Lebenslauf und die Zeugnisse!

Sie als BewerberIn müssen es also in dieser kurzen Zeit schaffen, durch entsprechende Gestaltung, Hervorhebung, einen klaren, logischen Aufbau etc. die wichtigen Fakten rüberzubringen und zu überzeugen, sodass Sie eingeladen werden.
Wenn die Entscheidenden nicht ganz überzeugt sind, noch schwanken, dann ist die Entscheidung häufig keine Einladung. Warum? Richtig! Personaler sind „faul“ und haben keine Zeit. Soll ich tatsächlich eine Stunde für ein Interview opfern?

Analoges gilt für das Interview, das je nach Job(-Level) plus/minus eine Stunde dauert. Klare, präzise, auf den Punkt gebrachte Aussagen zu den relevanten Fakten machen! Darauf, wie Sie das in den Unterlagen und im Interview ausgestalten können, wird später noch detailliert eingegangen.



8 Entscheidungen der Personaler/Führungskräfte laufen „Facebook-mäßig“ ab.

Beim Sichten der Bewerbungsunterlagen in den wenigen Minuten nimmt der Entscheider viele Informationen auf, die äußere Optik, den sprachlichen Ausdruck, Rechtschreibfehler im Anschreiben, das Bild, persönliche Daten, fachliche Qualifikation, Zeugnisaussagen, die Seitenanzahl etc.
Bei der Spiegelung an den gestellten Anforderungen der Stelle läuft es im Kopf der Entscheiderin, ich nenne es „Facebook-mäßig“ ab.
Gefällt mir, gefällt mir nicht! Daumen hoch, Daumen runter!
Rechtschreibfehler – Daumen runter. Bild – Daumen hoch. Kaufmännische Lehre – passt, Daumen hoch. Und so weiter …
Nach Durchsicht der Unterlagen steht es dann, ohne Strichliste, eher gefühlt aus dem Bauch, 39 Daumen hoch zu 11 Daumen runter für oder gegen Einladen zum Beispiel.

Gliederung

Einleitung mit Hintergründen und Zielen des Buches
Grundsätzliche Aussagen und „Merkwürdige Regeln“ zum Bewerbungsprozess
Bewerbungsprozess im Überblick
Vorbereitung und Selbstfindung
Bewerbungsunterlagen
Suchkanäle und aktives Bewerben
Interview bzw. Bewerbergespräch
Entscheidung und die ersten sechs Monate
Exkurs 1 – Aussagen zum Gehaltswunsch
Exkurs 2 – Aussagen in Arbeitszeugnissen
Zusammenfassung und weiterführende Unterstützung
Ein Dankeschön an die UnterstützerInnen
Über den Autor und ein „Zückerli“



1 Einleitung mit Hintergründen und Zielen des Buches – Jobsuche ist angesagt, und was nun?

Nahezu jeder Mensch wird in seinem Leben vor die Situation gestellt sein, sich um einen Job zu bewerben, ob jung oder alt, gleich welcher Herkunft und mit welchen Wurzeln, ob mit akademischer Ausbildung oder ohne Schulabschluss, freiwillig oder gezwungen, männlich, weiblich, divers etc.
Die Bewerbungssituation kann vorhersehbar und geplant, aber auch völlig aus heiterem Himmel auf jeden von uns zukommen. So bewerben sich (junge) Menschen um einen Ausbildungsplatz, Ausbildungsabsolventen um einen Praktikumsplatz bzw. Jobeinstieg oder HochschulabsolventInnen um den Trainee- oder Direkteinstieg nach Studienende. Das sind die EinsteigerInnen. Aber auch für einen Umsteiger, sei es aus Wunsch nach neuen Herausforderungen, wegen eines Ortswechsels oder anderen freiwilligen Gründen, führt kein Weg an einer Bewerbung vorbei. Und am deutlichsten gefordert ist wohl der Veränderer aus Zwang, weil die Firma betriebsbedingt kündigt oder Krankheit einen Berufswechsel erfordert.
Kein Arbeitsplatz ist mehr für das gesamte Berufsleben garantiert und sicher. Dazu ist unsere heutige Zeit mit den veränderten Rahmenbedingungen – Stichworte wie Technischer Fortschritt, Digitalisierung, Globalisierung, Konkurrenz- und Anpassungsdruck, Renditestreben etc. sind Ihnen bekannt – zu fließend, flüchtig (volatil) und unsicher.

Jobsuche ist dann angesagt, und was nun? Es entstehen sehr schnell viele Fragen.
Wie gehe ich vor? Was muss ich beachten? Welche Fehler darf ich nicht machen?
und, und, und.

Es ist nachvollziehbar, dass Bewerbende dann unsicher sind, da es sich ja nicht um eine alltägliche Situation handelt – vielleicht ist es die erste Bewerbung als EinsteigerIn, oder die letzten Bewerbungsaktivitäten liegen Jahre bis Jahrzehnte zurück. So greift man gerne auf Unterstützung durch „Experten“ zurück.

Es gibt natürlich unzählige Ratgeber, schlaue Bücher, Karriereseiten und Blogs im Internet. Zeitungen/Zeitschriften widmen sich dem Thema und professionelle Trainingsmaßnahmen und Schulungen werden durchgeführt. Zu guter Letzt möchte ich auch die Bewerbungsberater und Placement-Coaches nicht unerwähnt lassen. Es ist ein riesiger Markt, und es wird viel Geld mit dem Thema „Fit für die Bewerbung“ gemacht. Doch wie findet der Einzelne in diesem unübersichtlichen Feld das „Richtige“ für sich? Man stellt sich verschiedenste Fragen u. a.

Wo finde ich kurz und prägnant die wichtigsten Hinweise?
Wie sortiere ich die vielen, zum Teil widersprüchlichen Tipps und Ratschläge?
Kann ich alles glauben, was dort geschrieben bzw. ausgesagt wird?
Wie viel Geld soll und kann ich überhaupt für professionelle Hilfe ausgeben etc.?

Eine Menge Fragen, Unsicherheiten und Stolpersteine türmen sich auf, in einer Lebenssituation, die neu und ungewohnt, aber entscheidend für den eigenen erfolgreichen und zufriedenstellenden Lebensweg ist.

Hier setzt nun mein „merkwürdiger Ratgeber“ an. Ich möchte mit dieser Schrift einen kompakten, dennoch umfassenden und auf den Punkt gebrachten Überblick über das Wissenswerte zu den Rahmenbedingungen und Aktivitäten im gesamten Bewerbungsprozess geben – zu einem erschwinglichen Preis und gespickt mit mehreren realen Praxisbeispielen. Mit der Konzentration auf das Wesentliche kann nicht auf jeden Einzelfall mit der jeweiligen speziellen Ausprägung (für Einsteiger/Umsteiger/Zwangsveränderer) eingegangen werden. Da hilft dann tatsächlich wohl nur das Spezialbuch, -training oder Einzelcoaching.

Aber wenn Sie diese Seiten gelesen haben, werden Sie sich bestimmt besser informiert, sicherer und vielleicht auch motivierter fühlen, „Ihre Bewerbung“ aktiv und frohgemut in Angriff zu nehmen!

All die Informationen, Aussagen und Ratschläge, die Sie in diesem Buch finden, basieren auf meinem eigenen Erfahrungshorizont, dabei jedoch aus zwei ganz unterschiedlichen Blickrichtungen.

Zum einen die Erfahrung und Rolle als Personalmanager in verschiedenen Unternehmen über einen Zeitraum von knapp 30 Jahren. Tausendfach fand das Sichten, Entscheiden Einladung ja/nein, Durchführen von Bewerbungsgesprächen und Entscheiden Zu- oder Absage für den Job statt und hat mein Handeln und Denken geprägt.

Zum Zweiten beeinflusst auch die nunmehr zehnjährige Erfahrung als Bewerbungsberater und Coach in einer Placement-Firma, in ehrenamtlichen Beratungsaktivitäten und in vielen Bewerbertrainings meine Aussagen. Hierdurch fließt indirekt die Sicht der Bewerbenden aus Rückmeldungen und Erlebnissen mit ein.

Darüber hinaus sind natürlich ebenso Aussagen bzw. das Wissen von PersonalkollegInnen und Führungskräften, aus einschlägigen Büchern, Karriereseiten, Blogs etc. verarbeitet.
Letztendlich ist es aber immer, und das betone ich hier schon ausdrücklich, meine Meinung, mein sehr persönlich gefärbter Ratschlag, den ich gebe. Sie müssen am Ende entscheiden, was Sie übernehmen und was nicht. Es ist und bleibt Ihre individuelle Bewerbung, mit der Sie sich wohlfühlen müssen!



2 Grundsätzliche Aussagen und „Merkwürdige Regeln“ zum Bewerbungsprozess

Bevor wir nun ins Detail gehen, werden ein paar aus meiner Sicht für den gesamten Bewerbungsprozess allgemeingültige Grundsätze und Regeln formuliert.

Sie sind in meiner Definition „merkwürdig“, weil Sie, liebe LeserInnen, sich diese wirklich merken und „hinter die Ohren“ schreiben sollten, wie man so schön sagt. Zum anderen sind sie „merkwürdig“, da sie bei einigen Personalern, ExpertInnen, aber vielleicht auch bei den Bewerbern selbst auf Befremden bis Unverständnis stoßen. Sei’s drum, ich entschuldige mich und bitte im Voraus um Verzeihung. Dennoch, es wird bewusst überspitzt, um die Botschaften rüberzubringen und mein Denken und meine Ratschläge zu erklären und nachvollziehbar zu machen.


1 Es gibt kein Richtig oder Falsch im Bewerbungsprozess.

Eins und eins ist zwei, da gibt es in der Mathematik nichts zu rütteln. Alles andere ist falsch! So ist es aber nicht im Bewerbungsprozess. Hier gibt es kein Richtig oder Falsch, keine (mathematische) Eindeutigkeit. Natürlich gibt es Konventionen, Regeln, so wie es 90 % machen, was BewerbungsberaterInnen und einschlägige Sachbücher sagen. Das „Aber“ bleibt dennoch! KEIN Richtig oder Falsch und es ist nichts unumstößlich. Es bleibt immer die eigene Entscheidung, wie ich mich als BewerberIn entscheide und es ausgestalte.


2 „Du musst/du darfst nicht“ gilt nicht.

Aus Regel eins ergibt sich logischerweise die zweite Regel. Wenn Aussagen von Beratern bzw. in Büchern etc. lauten „Du musst/du darfst nicht“ sind diese schlichtweg übertrieben oder gar falsch. Es kann im individuellen Fall gute Gründe geben, es genau andersherum zu machen! Ich kenne aus meiner Praxis viele Fälle, bei denen die Bewerber trotz Verstoßes gegen die „Musst/Darfst-nicht-Regel“ den Job erhalten haben.


Ein Beispiel
So hat eine junge Dame ein zweiseitiges Anschreiben gehabt und in einem Stil formuliert, der vielen BewerbungsberaterInnen „die Haare zu Berge hätte stehen lassen“ … Die junge Dame wurde dennoch eingeladen und hat den Ausbildungsplatz erhalten!



3 Sie als BewerberIn sollten „Sie selbst“ sein – authentisch – und Ihren eigenen Weg finden.

Sie als BewerberIn müssen daher, nach Sammeln von Informationen, Ratschlägen, dem Führen von Gesprächen, einer Trainingsteilnahme etc. für sich entscheiden, wie Sie vorgehen, wie Sie Ihre Unterlagen gestalten und wie Sie das Bewerbergespräch führen. Es ist Ihre Bewerbung und Ihr eigener Weg.



4 In den Bewerbungsunterlagen und im Interview darf – rechtlich gesehen – nicht gelogen werden; Schönen und Weglassen ist jedoch erlaubt.

Nicht jeder Lebenslauf ist gradlinig und es gibt Situationen, persönliche Lebensumstände etc., die man in den Unterlagen bzw. im Interview am liebsten verschweigen würde. Dann tun Sie es, Verschweigen ist erlaubt und keine Lüge!
Auch Schönen, d. h. Dinge positiver, vorteilhafter darzustellen und ggf. eine kurze Begründung für negative Punkte zu geben, ist okay.

Aber bitte dabei doch relativ nahe bei der Wahrheit bleiben. Und auf keinen Fall „Geschichten erfinden“ und lügen! Das kann, insbesondere dann im Interview, schiefgehen. Wird das von den Personalern bzw. Führungskräften erkannt, war’s das. Sie sind raus, Chance vertan.

Ein positives Beispiel
Eine Bewerberin, Frau K., hat nach Abschluss ihres Abiturs auf dem zweiten Bildungsweg zwischen Abschluss und Wiedereinstieg in ihren Beruf als Krankenschwester ein knappes Jahr pausiert. Nach ein paar weiteren Jahren Berufstätigkeit und einer Qualifizierungsmaßnahme bewirbt sie sich nun bei einer
Krankenkasse.
Im Lebenslauf lässt sie diesen Zeitraum ohne Tätigkeit einfach weg; erwähnt zeitmäßig nur das Ende der Schulzeit und dann den Wiedereinstieg als Krankenschwester.
Im Interview geht sie aber direkt auf diesen Zeitraum ein und begründet etwas geschönt. „Habe ich mein Abi abgeschlossen, überlegt, ob und was ich studieren könnte, mit Unis Kontakt gehabt, und dazu war ich in einer Beziehung und finanziell abgesichert. Da sind schnell 10 Monate ins Land gegangen. Dann habe ich mich aber entschlossen, zunächst wieder als Krankenschwester zu arbeiten.“
Die Aussage zur Beziehung stimmte, geschönt war ihre Aussage zum Studium; nur mit einer Uni war sie in Kontakt.
Diese Darstellung klang plausibel, es gab keine Nachfragen im Interview. Sie ist eingestellt worden und der Personaler lobte sie nach ihrem Start.
„Frau K., Sie haben im Interview eine sehr gute Selbstpräsentation geliefert.“

Ein negatives Beispiel
Eine Managerin, um die Mitte 40, war bereits rund ein Jahr auf Jobsuche. Im Interview wurde sie gefragt, warum diese lange Zeitspanne und was sie in der Zeit getan habe. Ihre Aussage war ein in der heutigen Zeit beliebter Lückenfüller, ähnlich wie „Weltreise gemacht“. „Ich habe über Monate meine Eltern gepflegt.“ Da der Interviewer sich gerade selbst aufgrund der Erkrankung seiner Mutter intensiv mit dem Thema Pflege beschäftigte, ging er näher darauf ein und stellte zwei, drei ergänzende (Fach-)Fragen. Die Managerin musste passen und war entlarvt.

Wenn Sie Geschichten erfinden, begeben Sie sich auf dünnes Eis. Man weiß nie, was für einen Hintergrund der Interviewer hat und ob nicht doch ergänzende, tiefergehende Fragen kommen. Schönen ja, dabei nahe bei der Wahrheit bleiben und nicht vollständig erfinden und lügen.



5 Der Raum-/Zeitfaktor oder auch das Glück spielt eine wichtige Rolle.

Bei aller guten Vorbereitung und Befolgung der schlauen Tipps gibt es keine Garantie auf einen Job. Denn – ich nenne es mal kurz so – „Glück“ spielt eben auch eine nicht unerhebliche
Rolle.

Ein Beispiel hierzu
Der Bewerber A ruft die Personalerin um 10:00 Uhr im Büro an und möchte sich als Kaufmännischer Mitarbeiter bewerben. Die Personalerin sagt ihm direkt ab, da es keine freien Stellen gibt.
Um 10:15 Uhr meldet sich Abteilungsleiter Müller, informiert die Personalerin, dass Frau Schmidt gerade gekündigt habe und er nun Ersatz suche.
Um 10:30 Uhr ruft Bewerber B an und fragt nach Bewerbungsmöglichkeiten. „Super, bewerben Sie sich, es ist eine Stelle als Kaufmännischer Mitarbeiter zu besetzen!“
Das Resultat ist, Bewerber A ist raus, er hatte einen schlechten Raum-/Zeitfaktor.
Bewerber B ist im Prozess, er hatte Glück.



6 Personaler/Führungskräfte sind „faul“ und haben keine Zeit.

Diese Aussage klingt sicher hart, ist schwarz-weiß ausgedrückt und stark überzeichnet. Aber, fehlende Zeit ist in vielen Fällen die Realität! Sowohl PersonalerInnen als auch die jeweiligen Führungskräfte sind am Auswahlprozess beteiligt. Beide, insbesondere die Führungskräfte, haben in der Regel auch noch andere, vermeintlich wichtigere Dinge zu tun, als Personal auszuwählen. Es ist gerade für Führungskräfte manchmal eine lästige Unumgänglichkeit. Deshalb muss alles schnell gehen, auf den Punkt gebracht werden, darf keine Zeit kosten.

Dieser Grundsatz ist die „Mutter aller Regeln“ für mich.

Sehr viele meiner Ratschläge und Tipps basieren – auch wenn es auf den ersten Blick nicht offensichtlich ist – in letzter Konsequenz auf dieser Regel.
Daher ist dann mein Rat, machen Sie es besser so und so und nicht anders!
Weil, Personaler/Führungskräfte sind „faul“ und haben keine Zeit.



7 Personalerinnen/Führungskräfte nehmen sich für das Sichten der Bewerbungsunterlage und das Führen des Interviews recht wenig Zeit.

Aus der vorgenannten Regel resultiert, dass Personaler/Führungskräfte sich für das Sichten der Bewerbungsunterlagen und die Entscheidung Einladung ja/nein nur rund fünf (!) Minuten nehmen. In dieser Zeit schauen sie sich die gesamten Unterlagen an oder besser gesagt, überfliegen sie das Anschreiben, den Lebenslauf und die Zeugnisse!

Sie als BewerberIn müssen es also in dieser kurzen Zeit schaffen, durch entsprechende Gestaltung, Hervorhebung, einen klaren, logischen Aufbau etc. die wichtigen Fakten rüberzubringen und zu überzeugen, sodass Sie eingeladen werden.
Wenn die Entscheidenden nicht ganz überzeugt sind, noch schwanken, dann ist die Entscheidung häufig keine Einladung. Warum? Richtig! Personaler sind „faul“ und haben keine Zeit. Soll ich tatsächlich eine Stunde für ein Interview opfern?

Analoges gilt für das Interview, das je nach Job(-Level) plus/minus eine Stunde dauert. Klare, präzise, auf den Punkt gebrachte Aussagen zu den relevanten Fakten machen! Darauf, wie Sie das in den Unterlagen und im Interview ausgestalten können, wird später noch detailliert eingegangen.



8 Entscheidungen der Personaler/Führungskräfte laufen „Facebook-mäßig“ ab.

Beim Sichten der Bewerbungsunterlagen in den wenigen Minuten nimmt der Entscheider viele Informationen auf, die äußere Optik, den sprachlichen Ausdruck, Rechtschreibfehler im Anschreiben, das Bild, persönliche Daten, fachliche Qualifikation, Zeugnisaussagen, die Seitenanzahl etc.
Bei der Spiegelung an den gestellten Anforderungen der Stelle läuft es im Kopf der Entscheiderin, ich nenne es „Facebook-mäßig“ ab.
Gefällt mir, gefällt mir nicht! Daumen hoch, Daumen runter!
Rechtschreibfehler – Daumen runter. Bild – Daumen hoch. Kaufmännische Lehre – passt, Daumen hoch. Und so weiter …
Nach Durchsicht der Unterlagen steht es dann, ohne Strichliste, eher gefühlt aus dem Bauch, 39 Daumen hoch zu 11 Daumen runter für oder gegen Einladen zum Beispiel.
5 Sterne
Super-Buch - 31.03.2021
Viola Siegl

Der Bewerbungs-Ratgeber ist super!!! Ich habe noch nie ein Bewerbungsbuch gelesen, dass die wichtigen Themen so gut auf den Punkt bringt. Hervorragende, plastische Beispiele! Super-Themen wie "Gehalt" werden top erläutert!Und: die ersten 50 Leser*innen erhalten eine kostenlose Überprüfung der Bewerbungsunterlagen mit individueller Rückmeldung vom Profi (s. S. 108)Also: nix wie ran an die Bewerbung und viel Erfolg! :-)

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