„Günther muss mit!“

„Günther muss mit!“

Die große Reise eines kleinen Teddys in die weite Welt

Uschi Stange


EUR 18,90

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 70
ISBN: 978-3-99146-288-0
Erscheinungsdatum: 16.01.2024
Was für ein Glück für den kleinen Bären Günther: Es geht auf große Reise von Berlin nach New York – auf der er gleich zu Beginn verloren geht. Doch er landet wohlbehütet bei neuen Freunden und erlebt mit ihnen die Stadt – ob er Jule und Mama auch noch wiederfindet?
„Günther muss auch mit!“, ruft Jule, und schwuppdiwupp, wird der kleine weiße Teddy irgendwo aus einer Zimmerecke herausbefördert und landet auf dem Bett, wo sich schon ein kleiner Haufen Zeugs angesammelt hat, den Jule für die große Reise einpacken möchte.
Sehr interessant: Jule ist 16 Jahre alt, Günther („Seit wann und wieso heißt er eigentlich Günther?“, denkt sich Mama, „da hab’ ich wohl etwas verpasst? Der süße, knautschige Teddy war doch schon lange nicht mehr als Kuscheltier im Einsatz. Ja, sogar Schnuffel, auch ein ganz knuddeliger Kollege, war meines Erachtens in der letzten Zeit eher mal auf dem Bett zu sehen als Günther.“) Aber Günther hat wohl etwas Besonderes an sich: Er ist wichtig genug, zu den Dingen zu gehören, die Jule unbedingt mit auf die bevorstehende Reise nach New York mitnehmen möchte.
Und so beginnt ganz überraschend für den kleinen Teddy Günther eine aufregende Reise in die weite Welt. Er wird uns berichten, was er für spannende Abenteuer erlebt:

Oh, was ist denn nun los? So eine Aufregung im Zimmer! Plötzlich schnappt mich Jules Hand und drückt mich und wirbelt mich durch die Luft: „Günther muss auch mit!“ Na sowas! Da freue ich mich aber, so von Jule aus meinem kleinen Schlaf geweckt zu werden! Ich habe jetzt schon eine ganze Weile ruhig und friedlich mit ein paar anderen Kuscheltieren und ein paar besonderen Andenken in einer hübschen Schrankecke zugebracht und an Jules Leben im Schlafzimmer mehr beobachtend teilgenommen. Jetzt bin ich plötzlich wieder ins Leben gepurzelt und lande weich mitten auf dem großen Bett. Jule ist ganz aufgeregt – und ich mittlerweile auch. Das ist ja richtig ansteckend! Jule hüpft herum, schmeißt Klamotten auf das Bett, probiert Pullover und Mützen an. Sie ist gut gelaunt und scheint sich sehr zu freuen. Es soll auf große Reise gehen: Wir fliegen nach New York! Ganz weit weg, da waren wir noch nie. Ganz lange „Flugzeug fliegen“, so viel habe ich schon mitbekommen. Und ich soll mitkommen! Welche Ehre! Ich bin wieder Jules wichtigster Begleiter, Freund, Tröster, Einschlafhilfe – und das nach so langer Zeit. Toll! Ich bin dabei!
Mama lacht: Sie nimmt mich, streichelt mich und freut sich, dass ich auch mitkomme. Scheint also kein Problem zu sein (ja, ja, habe schon mitbekommen: Jedes Gramm zählt! Wie schön, dass Jule mich als ihren Begleiter mitnehmen möchte!). Wir drei gehen übermorgen auf große Reise und fliegen bald ganz lange über unendlich viel Wasser. Amerika soll sehr weit weg sein! Das wird spannend. Ich war schon lange nicht mehr draußen.

Nachdem die ganzen Kleider in dem geöffneten Koffer verschwunden sind, darf ich unter die Bettdecke krabbeln und auf Jules Kopfkissen liegen – Mama hat mich da hingelegt, der Kopf guckt oben aus der Decke heraus, und ich kann dort auf Jule warten. Schon eine Nacht bei Jule schlafen: „Yippie!“
Wir stehen sehr früh auf. Ich darf noch eine Weile auf dem Bett rumliegen, während Jule und Mama sich fertigmachen. Dann schaue ich ihnen zu, wie sie die restlichen Sachen in die Koffer packen und sie endlich zumachen. Jule schnallt mich oben auf ihrem Rucksack fest, so, dass ich die beste Aussicht habe.
Ich bin noch müde und gleichzeitig aufgeregt. Alles geht wie im Flug: das Fahren im Bus (hier schaukelt es ganz ordentlich – Mama sagt, Berliner Busfahrer machen das gern so) und dann mit der S-Bahn. Treppe rauf, Treppe runter: Wie gut, dass ich schön festgemacht bin und nicht herunterfallen kann. Jule hat alle Hände voll zu tun, sie muss Koffer, Rucksack und sich selbst festhalten. Aber Jule kennt das alles schon: Busfahren, S-Bahn-Fahren, so fährt sie ja auch jeden Tag zur Schule. Jetzt hat sie nur noch den Flughafen im Kopf. Fliegen macht sie auch nicht so oft, und diesmal geht es ganz, ganz weit weg. So lange hat auch Mama noch nicht im Flugzeug gesessen.
Mama sagt, in New York geht die Zeit anders. Wenn ich hier in Berlin abends müde werde, trinken die Menschen dort gerade erst ihren Nachmittagstee. In Berlin ist es sechs Stunden später. Und wenn es dort Abend ist, dann wäre es erst mittags bei uns. Aber dann sind wir doch müde, wenn wir eigentlich zuhause Abend haben, und gehen noch lange nicht ins Bett? Da gibt es wohl noch ein schönes Durcheinander!

Im Flugzeug legt mich Jule in ihren Nacken als Kopfkissen – und ich schmiege mich an sie, rieche ihren angenehmen Duft und schaue aus dem Fenster in die Wolken. Wie schön!
Es ist herrlich, aus den Wolken aufzutauchen, und dann ist da nur noch Sonne! Helles Licht über einem weichen Watteteppich aus Wolken. Später sind selbst keine Wolken mehr da, und man kann auch Wasser sehen. Wasser, soweit das Auge reicht, ein großer Ozean! Einmal ist die Aufregung groß, irgendwelche Inseln werden gesichtet. Ich glaube, sie heißen „Azoren“. Die meiste Zeit aber schlafe ich auf dem Flug, es ist schön entspannt.

Nach einem sehr langen Tag kommen wir in New York an. Wir werden am Flughafen abgeholt. Für Jule und Mama ist es sehr spannend, einmal mit dem Auto durch New York zu fahren. Sie wissen gar nicht, wohin sie zuerst schauen sollen. Überall Lichter, Brücken, Wasser, große Häuser. Dann wird es dörflicher. Unser Hotel liegt außerhalb, westlich von Manhattan. Von dort wollen Jule und Mama immer mit dem Bus in die Stadt nach Manhattan fahren. Das ist sozusagen die Stadtmitte von New York, sie ist umgeben von Wasser. Eine langgezogene Halbinsel mitten im Fluss. Das Taxi hält an. Wir sind da. Endlich sind wir in unserem Zimmer. Was für ein großes weiches Bett und sooo viele große Kissen! Alles blütenweiß und duftig. Wir sind alle drei so müde, dass wir es uns gleich dort gemütlich machen. Mama und Jule schlafen auch ganz schnell ein.

Wir stehen am nächsten Morgen sehr früh auf. In den Ferien schläft Jule zuhause meistens länger, aber Mama und Jule sind ganz aufgeregt und wollen die große Stadt New York erkunden.
Ich kuschle mich nochmal schön in die Kissen, als die beiden das Zimmer verlassen. Ich hab’ nur noch ein bisschen vor mich hingedöst, da kommen zwei Frauen rein und beginnen, das Zimmer sauber zu machen und die Betten abzuziehen. Und dann, schwuppdiwupp, bin ich mitsamt den Bettbezügen in einer großen Tasche verschwunden. Ich kann gar nichts sehen und werde eine ganze Weile hin- und hergeschaukelt. Und es fliegt immer mehr Wäsche in die Tasche.
Dann geht es mit dem Aufzug in den Keller. Wir haben Ruhepause, die Kissenbezüge und ich, und es ist schön warm dort.
Als ich das erste Mal in der Waschmaschine gewaschen wurde, hatte Jonas, Jules großer Bruder, Angst um mich. Er wusste, dass Katzen das nicht dürfen. Für sie ist das gefährlich. Teddybären tut aber nix weh und sie müssen nicht atmen. Was für ein Glück! Mama hat ihm verraten, dass Teddybären in der Waschmaschine baden dürfen – und dass das für uns so ist wie ein schöner Traum. Ich habe das tatsächlich auch immer sehr genossen, mich im warmen Wasser zu drehen. Aber das hier im Hotelkeller: Das ist ja eine Riesenwaschmaschine und was für ein großer Badespaß! Hier kann ich tolle Purzelbäume machen, mit all den weichen Decken um die Wette. Jonas ist auch so eine Wasserratte. Wenn er nicht atmen müsste, dann hätten wir hier bestimmt eine große Freude miteinander gehabt!
Als die Maschine wieder stillsteht und eine Frau die Wäsche aussortiert, ist sie ganz überrascht, aber auch sehr erfreut, mich da mittendrin zu entdecken.
„Ja, was machst du süßer Fratz denn hier in meiner Wäsche? Da bist du wohl aus Versehen auf große Reise gegangen?“, sagt sie (wie gut, dass Teddys alle Sprachen verstehen. Sie spricht nämlich englisch, anders als Jule!) und dann rubbelt sie mich mit einem Handtuch schön trocken und streicht mich danach noch glatt. Das tut gut. Und ich denke: Meine liebe Jule vermisst mich bestimmt schon sehr. Ein bisschen vermisse ich sie nämlich auch schon.
Die Frau setzt mich auf einen Wagen mit Rollen. Damit fährt sie mich dann mit vielen Stapeln Wäsche zusammen im Hotel spazieren. Und ich kann dabei gemütlich trocknen und mich etwas umsehen. Das Hotel ist ein großes Haus mit vielen Zimmern und ganz langen Fluren. Die Frau nimmt manchmal Anlauf und hopst mit einem Fuß auf den Wagen. Dann sausen wir ein Stück weit gemeinsam vorwärts. Sie ist zwar schon groß, aber noch nicht besonders alt und ihr macht es wohl auch große Freude. „Jetzt geht’s wieder los, Teddy. Hui!“

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