Das Känguru Lilli

Das Känguru Lilli

Anke Horstkotte


EUR 17,90
EUR 14,99

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 58
ISBN: 978-3-99131-180-5
Erscheinungsdatum: 18.01.2022
Wer bin ich und was ist wichtig im Leben? Kann meine Persönlichkeit mehrere Seiten haben und wo finde ich Gott? Das Känguru Lilli ist vor allem eines: neugierig! Darum stellt es den Tieren des Waldes viele Fragen und versucht so, seinen eigenen Weg zu finden.
Lilli lernt, sich selbst zu lieben

Es war wieder mal einer dieser Tage, wie ihn sicher jeder kennt, an dem nichts gut war. Die Blumen schienen blasser als sonst, der Himmel grauer und Lilli, das kleine Känguru, konnte auch an sich selber nichts entdecken, was ihr gut genug erschien. Nicht einmal das Hüpfen machte ihr heute Spaß. Sie starrte vor sich hin, auf den Boden, schlurfte durch den warmen Sand und kickte missmutig kleine Steine vor sich her.
Als Lilli mal wieder aufschaute, sah sie am Himmel einen Adler fliegen, er schien völlig schwerelos über den Himmel zu schweben. „Oh, wäre das schön, wenn ich doch nur fliegen könnte“, dachte sie. Sie nahm Anlauf und hüpfte mit aller Kraft, soweit sie konnte, aber plumps … da saß sie auch schon wieder auf dem Boden. Lilli war enttäuscht. Wie viel schöner wäre es, wenn sie fliegen könnte, doch sie war nun mal ein Känguru und Kängurus können nur hüpfen. Also hüpfte sie weiter, bis sie an einen Fluss kam.
Während Lilli noch immer betrübt war, dass sie nicht fliegen konnte, schaute sie gedankenverloren ins Wasser. Das Wasser war ganz klar und tiefblau. Lilli konnte sehen, wie die Fische geschmeidig und blitzschnell durchs Wasser schwammen. Als sie das sah, wurde sie noch trauriger, weil schwimmen konnte sie auch nicht. „Oh, wie schön wäre das, wenn ich doch nur schwimmen könnte“, dachte sie und hüpfte weiter.
Als Lilli zu einem großen Baum kam, sah sie auf einem Ast einen Papagei sitzen. Sie blieb staunend stehen und war ganz verzaubert von dem wunderschönen bunten Gefieder des Papageis, so schöne bunte Farben. So einen schönen Vogel hatte sie noch nie gesehen. Vor lauter Staunen hätte sie beinahe ihre Traurigkeit vergessen, doch dann sah sie auf ihr eigenes braunes Fell. Der Bauch war weiß, aber sonst nur langweiliges Braun. „Oh, wie gerne hätte ich auch so ein schönes buntes Fell“, dachte sie und wurde noch ein bisschen trauriger.
„Warum bin ich ausgerechnet ein Känguru geworden?“, fragte sie sich, „und nicht ein Adler, ein Fisch oder so ein wunderschöner Papagei?“
Bei so viel Traurigkeit hatte Lilli gar nicht bemerkt, dass es schon langsam dunkel wurde. Erst als eine Fledermaus dicht an ihrem Ohr vorbeisauste, erschrak sie und schaute auf. Es war schon fast dunkel.
Noch etwas benommen von dem Schreck schaute Lilli der Fledermaus nach, die sie schon nicht mehr sehen konnte. Sie dachte bei sich: „Ach, wenigstens eine Fledermaus hätte ich werden können, die hängt den ganzen Tag bequem und gut versteckt an einem Baum und abends, wenn sie munter wird, ist es so dunkel, dass keiner bemerkt, dass sie braun und hässlich ist.“
Es war schon spät geworden, Lilli hüpfte müde und betrübt darüber, dass sie so gar nicht gut genug war, nach Hause, legte sich in ihr weiches Blätterbett und schlief gleich ein.
Und während sie ganz tief und fest schlief, hatte sie einen merkwürdigen Traum:
Sie saß vor dem Rat der ältesten Kängurus. Die ältesten Kängurus haben in ihrem langen Leben viele Erfahrungen gemacht und viel über das Leben gelernt. Deshalb werden sie von den jüngeren Kängurus um Rat gefragt.
Lilli saß also vor dem Rat der ältesten Kängurus. Gegenüber saßen ihre Freunde Miro, Yuka und Arinja. Ein altes, ehrwürdiges Känguru mit einer dicken Brille auf der Nase sagte gerade: „Das Känguru Lilli will nicht sie selbst sein. Sie will lieber ein Adler, ein Fisch oder ein bunter Papagei sein, selbst eine unscheinbare braune Fledermaus erscheint ihr besser als ein Känguru. Alles erscheint ihr besser als sie selbst. Jedes Känguru weiß, dass es traurig und unglücklich macht, wenn man nur danach schaut, was die Anderen haben oder was sie besser können. Deshalb wird unsere Lilli jetzt von ihren Freunden hören, was sie an ihr lieben, damit sie lernt, sich selbst lieb zu haben.“
Lilli war etwas verlegen und bekam davon ganz rote Ohren. Gleichzeitig spürte sie in ihrer Magengegend ein aufgeregtes Kribbeln.
Zuerst war ihr Freund Miro dran, er stand vor ihr, lächelte sie an und sagte: „Lilli, ich finde dich toll, weil du so viele neugierige Fragen stellst und viele lustige Ideen hast, weil wir gemeinsam spannende Dinge erleben und weil es mit dir einfach mehr Spaß macht.“
Lilli war ganz verblüfft: „Ich habe viele lustige Ideen?“, dachte sie erstaunt und als sie hörte, dass es mit ihr einfach mehr Spaß macht, wurden ihre Ohren noch ein bisschen röter.
Dann stand ihr Freund Yuka vor ihr und sagte: „Und ich mag dich, weil du ehrlich bist, und du bist ein echter Freund, obwohl du ein Mädchen bist …“ Yuka redete nie viel und suchte noch nach den richtigen Worten, für das, was er sagen wollte, aber Lilli wusste, was er meinte, wenn er sagt, du bist ein echter Freund, und sie freute sich darüber.

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