Zeppelin und Severin

Zeppelin und Severin

Zwei Freunde aus verschiedenen Zeiten

Maria Kay


EUR 16,90
EUR 10,99

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 102
ISBN: 978-3-99048-228-5
Erscheinungsdatum: 07.12.2015
Zeppelin, ein Landkind aus einer längst vergangenen Zeit, entdeckt eine Höhle mit einer Zauberuhr, die die Zeit verwandelt. Dort lernt er Severin kennen, einen Stadtjungen aus der Gegenwart. Gemeinsam erforschen sie beide Welten. Viele Abenteuer warten …
Vorwort

Die Geschichte „Zeppelin und Severin, zwei Freunde aus verschiedenen Zeiten“ handelt von der Freundschaft zwischen zwei Knaben im Volksschulalter. Sie erzählt von Severin, einem modernen Stadtkind der Gegenwart und von Zeppelin, einem armen Landkind der Vergangenheit. Diese Kinder lernen sich in einer Felsenhöhle kennen, in der die Zeit verwandelt wird. Zeppelin lebt in einer Zeit vor dreihundert Jahren. Er wohnt mit vielen Geschwistern, den Eltern und mit seiner Großmama in einem kleinen Bauernhaus inmitten von Feldern und Wiesen. Severin lebt im 21. Jahrhundert. Er wohnt mit seinen Eltern und mit Kater Timmi in einem Hochhaus im Zentrum einer verkehrsreichen Großstadt. Zeppelin und Severin treffen sich nicht nur oft in der Zauberhöhle, sondern sie besuchen sich auch gegenseitig in den verschiedenen Zeitaltern, haben spannende Abenteuer und lernen voneinander. Severin erlebt die Natürlichkeit und die Musikalität der Menschen der früheren Zeit. Er erfährt aber auch ihre Nöte. Zeppelin profitiert vom Wissen des schulisch höher gebildeten Freundes. Wenn er Severin besucht, lernt er eine völlig andere Welt kennen.
Natürlich fehlen in dieser Geschichte die Zwerge nicht! Sie bewohnen die Felsenhöhle und verwalten die Zauberuhr. Diese guten Waldzwerge sind die heimlichen und treuen Begleiter der beiden Knaben bei ihren Abenteuern in den verschiedenen Zeitaltern.

Anmerkungen:
Zur besseren Lesbarkeit der Reime stehen die Verse, deren erste Silbe betont ist (Trochäen), ganz am Seitenrand, jene Verse hingegen, deren erste Silbe unbetont ist (Jamben), stehen mit etwas Abstand zum Seitenrand. Ihre Reimart ist „a b a b“. Eine dritte Strophenart mit den Reimen „a a b b“ wird in der Mitte, zentriert dargestellt.

Grundidee zur Illustration: Maria Morschitzky (jun.)

Severin, Zeppelin, dessen Bruder Till, in der alten Zeit ?von links nach rechts

***

1. Zeppelin entdeckt die Zauberhöhle und einen Freund

Zeppelin steht hoch am Berg,
blickt ins Tal, im Sonnenschein.
„Schau, dort steht ein Wichtelzwerg!“,
sagt er leis zum Schwesterlein.
Wie fröhlich laufen sie den Hang hinunter,
vorbei an hohen Tannenbäumen, Föhren;
und dabei singen, jubiliern sie munter.
Von Weitem kann man ihre Lieder hören.

Als sie dann im Tal ankommen,
suchen sie den Zwerg, doch ach!
Dieser ist schon fortgeschwommen –
dort, im kühlen klaren Bach.
Schon bald erblicken sie das Elternhaus –
in einem großen blumenreichen Garten.
Als Mutter winkt, läuft’s Mädchen flink nach Haus’,
doch Zeppelin will auf der Wiese warten.

Die Sonne geht schon unter.
Der Knabe denkt ganz munter:
„Wo ist denn nur das Waldzwerglein?
Es wird bestimmt ganz nahe sein!“

Nicht weit entfernt beim Felsen, nah beim Wald,
sieht Zeppelin ein kleines strahlndes Licht.
Schnell läuft er hin, zu jenem Felsenspalt,
aus dem Licht strahlt und wo ein Waldzwerg kriecht.
„Zwerg, was suchst du denn hier unten?“,
fragt der Bub, doch’s Zwerglein weint.
„Ach, mein Bruder ist verschwunden!
Bitte such ihn, lieber Freund!“

Durch einen engen Spalt geht Zeppelin
in einen weiten Felsenraum hinein.
Ein Zwergenkind spielt in der Höhle drin,
die hell erleuchtet ist – von buntem Lichtschein.
Dort, in dieser Zaubergrotte,
sitzt ein Bub auf einer Bank
und isst seine Jausenbrote.
Zart erklingt lieblicher Klang.

Drei riesige Laternen,
verziert mit Zaubersternen,
beleuchten dieses Felsquartier.
Der fremde Knabe sagt: „Bleib hier!“

„Willst du ein Brot? Ich heiße Severin.“
Er schüttelt freundlich seine braunen Locken,
befreundet sich sogleich mit Zeppelin,
dem lieben Blondschopf mit den Ringelsocken.
„Vorerst sage ich dir nur:
Das hier ist die Zauberhöhle.
Siehst du diese Wunderuhr?
Stets bewacht ein Zwerg die Höhle.
Dreht er das Uhr-Zahnrad, verwandelt er die Zeit.
Du kommst von links, der Vorwelt vor ganz vielen Jahren.
Ich komm von rechts, aus neuer hochmoderner Zeit.
So geh mit mir! Du darfst auf meinem Fahrrad fahren!“

Severin und Zeppelin
gehn zum rechten Felsenausgang.
Zwerge laufen zur Uhr hin.
Jede Stunde tönt ihr Klingklang.

Die Uhr klingt: „Ding Dong, tick, ticktack“,
manchmal wie lauter Glockenschlag,
manchmal wie süßes Glockenspiel.
Die Kinder lauschen mäuschenstill.

Dann verstummt der schöne Klang.
Sie hörn ferne Zwergen-Schreie.
Durch den rechten Felsengang
schlüpfen sie hinaus ins Freie.


21. Jahrhundert, Gegenwart

Die Sonne blendet. Severin nimmt’s Fahrrad.
Doch Zeppelin marschiert lieber zu Fuß.
Sie gehn den Wiesenweg entlang, zur Stadt.
Von ferne sehn sie Häuser, Straße, Bus.
Da, am Wegrand, zwischen Blumen:
Sieh, wie hinter Gräser-Spitzen,
wo ganz kleine Bienen summen,
rote Mützen zart aufblitzen!

Bald kommen sie zur großen breiten Straße.
Dort fahren viele Autos schnell dahin.
Benzinduft! Zeppelin verzieht die Nase
und klammert sich furchtsam an Severin.

Wie sehr fürchtet sich Zeppelin!
Die Autos rasen schnell dahin.
Sie brummen, quietschen, rattern.
Sie sausen schnell und knattern.

„Nur Mut!“, sagt Severin. „Ach! Fürcht dich nicht!
Am Schutzweg können wir hinübergehn!“
Doch Zeppelin erzittert und er spricht:
„Ich hab ja so etwas noch nie gesehn!“
Severin fragt fassungslos:
„Kennst du keine Busse, Mofas,
Lastkraftwagen, keine Autos,
Wohnmobile? Nein, so etwas!“
„Bei uns gibt’s Leiterwägen, Pferdekutschen,
auch viele Fußgänger“, spricht Zeppelin,
„und Reitpferde, die manchmal ausrutschen.“
Sein Freund drängt: „Komm! Die Ampel ist schon grün!“

Beide gehen Hand in Hand
sicher übern Zebrastreifen.
Severin schiebt’s Rad gewandt.
Zeppelin kann nichts begreifen.

„Ich komm aus lang vergangner Zeit!
Bei uns gibt es ja weit und breit
nicht so merkwürdig schnelle Dinge,
kein Hupen, Quietschen, kein Geblinke!“

Nun: Severin winkt. Er sieht seinen Vater.
Er bittet: „Darf ich meinen Freund einladen –
bis morgen früh? Ich zeig ihm meinen Kater!“
Der Vater nickt und reicht ihm Schokoladen.

Dann betreten sie ein Hochhaus,
fahren mit dem schnellen Aufzug.
Zeppelin ruft: „Lasst mich raus!“
Plötzlich gibt es einen Ruck.
Der Aufzug bleibt im zehnten Stockwerk stehn.
Im Gang sehn beide Knaben schon die Mutter,
und als sie in das Vorzimmer hineingehn,
frisst dort ein weißer Kater grad sein Futter.
Severins Mama trägt Bluejeans
und ein T-Shirt mit drei Stern’.
Zeppelin sagt offen: „Bei uns
tragen so was nur die Herrn.“
Nun gibt es Pastasciutta, Schoko-Eis
und Ananaskompott als Abendessen.
Mmh! Zeppelin isst langsam und sagt leis:
„Nanu? Das habe ich noch nie gegessen!“

Und während jeder schmatzt und kaut,
hüpft Timmi auf den Tisch, miaut
und schleckt Zeppelins Teller ab.
Die Mutter räumt’s Geschirr schnell ab.

Severin freut sich darauf,
Kinderfilme anzuschaun,
dreht den Fernsehapparat auf,
wählt den Film mit einem Clown.
Gebannt blickt Zeppelin zum Fernsehbild:
„Wie spannend kunterbunt ist das, wie schön!“,
sagt er und fährt fort, während er im Haar wühlt:
„Nein, so etwas hab’ ich noch nie gesehn!“

Doch die Eltern wollen lieber
Nachrichtenprogramme anhörn.
Kater Tim gibt Nasenstüber,
liebt es, auf dem Schoß zu kauern.
Im Fernsehn sieht man Kräne, schnelle Züge …
Oh! Zeppelin staunt. Er kann nichts verstehn,
denn Flugzeuge am Himmel, Segelflüge …
so etwas hat er ja noch nie gesehn!

Dann sieht man die Kinder ins Bad huschen.
Zeppelin kann’s Wasser nicht aufdrehn.
Da ruft Severin erstaunt beim Duschen:
„Hast du denn noch keinen Wasserhahn gesehn?“

Der Kater will sich auch waschen,
hüpft in die Dusche, um zu planschen,
läuft in den Wohnraum – triefend nass,
wälzt sich am Teppich. Das macht Spaß!

„Geht schnell ins Kinderzimmer!“, spricht der Vater,
„und legt euch nieder! Schlaft wohl; gute Nacht!“
In Severins Bett liegt bereits der Kater.
Oh! Zeppelin frottiert ihn ab und lacht.
Severin schlüpft unter seine Decke.
Zeppelin legt sich am Sofa nieder.
Kater Timmi schnurrt und gähnt ganz träge.
Beide Kinder werden immer müder.

Dann schaltet jemand’s Licht aus. Es wird dunkel.
Nur Severin schläft schon. Der Kater faucht;
und Zeppelin vernimmt leises Gemunkel.
Er sieht, wie nah bei ihm ein Zwerglein auftaucht.

„Zeppelin, ach Zeppelin!
Wo gingst du schon wieder hin?
… liegst in einem fremden Bett!
Geh doch heim! Es ist schon spät.“
„Lauf schnell nach Hause“, flüstert’s kleine Wesen,
„denn deine Mutter sucht dich überall!“
Der Junge hüpft schnell auf. Er hat vergessen,
dass er ja wieder heimgehn muss – ins Tal.

Flink folgt er jenem Zwerglein.
Er will im Dunkeln tapfer sein.
Erfrischt und wieder munter
läuft er die Treppen runter.

Das könnte ihnen auch gefallen :

Zeppelin und Severin

Hubertus von Wick

Der verbotene Park

Buchbewertung:
*Pflichtfelder