Mariechen & Mops

Mariechen & Mops

Ria Maier


EUR 18,90
EUR 15,99

Format: 16 X 23 cm
Seitenanzahl: 56
ISBN: 978-3-99107-606-3
Erscheinungsdatum: 23.06.2021
Mariechen ist ein kleiner Regenwurm mit einem großen Traum und Mops ein Junge auf der Suche nach wahren Freunden. Die Wünsche des ungleichen Paars erfüllen sich und gemeinsam lernen sie, wie wichtig selbst die kleinsten Dinge für die Umwelt sind.
Mariechen

Ich heiße Mariechen.
Ich bin ein Regenwurm und ich lebe in der Erde. Bald habe ich Geburtstag! Zu meinem Geburtstag darf ich mir von meinen Eltern etwas wünschen. Meine Geschwister dürfen das auch.
Mein größter Wunsch ist, AUF der Erde zu leben!
Warum? Weil ich anders bin als meine Familie …



Max

Ich bin Max. Im Kindergarten nennen mich alle Mops. Warum? Weil ich dicker bin als die anderen Kinder. Morgen habe ich Geburtstag!
Zum Geburtstag darf ich mir etwas wünschen.
Ich wünsche mir zum Geburtstag einen Freund, der mich so mag, wie ich bin. Einen Freund, der mit mir draußen in der Natur sein will.
Das wünsche ich mir sehr …



Mariechens Geburtstag

Mariechen hat heute Geburtstag. Sie wird heute ein Jahr alt. Ab heute ist sie ein erwachsener Regenwurm. Zu Mittag macht sie sich auf den Weg nach oben, auf die Erde. Normalerweise haben Regenwürmer keine Füße, sondern kurze Borsten. Mariechen hat Füße, neun Paar. Die vorderen vier Paare sind länger als die hinteren fünf Paare. Sie braucht daher einen größeren Gang, um durchkriechen zu können. Beim Aufwärtsbohren sind ihre zwei Augen ständig voller Erde. Mariechen hat im Gegensatz zu ihrer Familie Augen bekommen: zwei. Sie kratzen und brennen wie Feuer von der Erde. Das Gute daran ist, dass sie damit (wenn sie nicht mit Erde bedeckt sind) gut sehen kann.
Endlich hat sie es geschafft. Sie ist oben!
„Maahh!“, staunt sie.
Sie sieht das erste Mal die Sonne.



Mops Geburtstag

Heute hat Max Geburtstag. Er wird heute sechs Jahre alt. Ab jetzt ist er ein „Erwachsener“ im Kindergarten. Darüber freut sich Mops. In der Früh fährt Mops mit dem Bus in den Kindergarten. Dort angekommen, singen alle für ihn ein Geburtstagslied. Der Obstkuchen schmeckt ausgezeichnet. Nun ist er einer der „Großen“ im Kindergarten. Das macht ihn sehr stolz. Zu Mittag ist er wieder daheim. Später legt sich Mops auf seine Lieblingswiese. Er streckt seine Arme und Beine von sich.
Am Himmel entdeckt er eine Wolke, die aussieht wie ein Fliegenpilz.
„Maahh!“, bestaunt er sie und hofft, dass sein Geburtstags­wunsch in Erfüllung geht.



Begegnung

Mariechen kommt an einem Abhang aus der Erde heraus. Sie staunt über die Helligkeit, die Blumen, über die Wolken und über die schöne Welt, auf der sie nun steht. Sie putzt sich ihre verschmutzten Augen. Wie schön, sie kann gut sehen! Still steht sie da, blickt nach unten und staunt. Auf der Blumenwiese sieht sie einen kleinen Menschen liegen. Er hat die Beine und Hände weit von sich gestreckt. Für sie sieht das aus wie ein großes X mit Kopf. Neugierig ist sie, und aufgeregt sowieso. Sie will herausfinden, wer das ist. Ein wenig hat sie Angst. Trotzdem krabbelt sie entschlossen darauf zu. Mit ihren Füßen geht das sehr gut. Ihre nun ausgestreckten Fühler schieben das Gras zur Seite. Mariechen ist eben anders und hat daher Fühler. Von Weitem hört sie ein gleichmäßiges „Chri-pfui, chri-pfui“. Sie bleibt stehen und horcht genau hin.
Mariechen ist sich ganz sicher. Dieses X mit Kopf ist ein Mensch, der schläft und dabei schnarcht. Bei ihm angekommen, steigt sie ganz vorsichtig auf seinen kleinen Finger. Das Schnarchen verstummt. Mariechen zieht den Kopf ein. Ihre Fühler knicken ein. Sie schließt ihre Augen. Ihre rosaroten Rückenborsten stellen sich auf. Plötzlich wird sie durch die Luft gewirbelt. Oh Schreck! Sie ist eingeklemmt! Sie kann nur schwer Luft holen, weil Regenwürmer durch die Haut atmen. Festgehalten zwischen Daumen und Zeigefinger, baumelt sie in der Luft.
„Maahh!“, bestaunt sie der Mensch. „Wer bist denn du?“
„Bitte setze mich ab, ich kann nicht atmen!“, fleht Mariechen ihn an. Ganz langsam wird Mariechen auf der Brust des Jungen abgesetzt.
„Aaah, tut das gut, danke!“, sagt Mariechen mutig. „Ich heiße Mariechen, bin ein Regenwurm und ich habe heute Geburtstag!“
„Du bist ein Regenwurm? Das glaube ich dir nicht!“, lacht Mops.
„Doch, ich bin ein Regenwurm, nur ein wenig anders geraten als meine Geschwister!“, gibt Mariechen zu.
„Anders sein als in der Familie heißt bei uns, man ist das schwarze Schaf“, erklärt Mops altklug.
„O. K.! Mir ist es egal, wie das bei euch heißt. Ich habe heute Geburtstag und mein Wunsch hat sich erfüllt.“ „Hurra, ich bin auf der Erde!“, schreit Mariechen ihn glücklich an.
„Ich habe auch heute Geburtstag!“, sagt Mops ganz leise.
„Und, hat sich dein Geburtstagswunsch auch erfüllt?“, will Mariechen sofort wissen.
„Noch nicht“, antwortet Mops ruhig.
„Was hast du dir denn gewünscht?“, fragt Mariechen eilig.
„Einen Freund!“, sagt Mops nur.
„Ich möchte dein Freund sein!“, schreit Mariechen heraus.
„Du bist doch ein Mädchen!“, sagt Mops.
„Ja, aber auch ein Junge. Regenwürmer sind Zwitter, also Mann und Frau zugleich!“, erklärt ihm Mariechen eifrig.
„Ohh!“, staunt Mops. „Das habe ich nicht gewusst!“
„Also, darf ich nun dein Freund sein, oder nicht?“, fragt Mariechen leise.
„Ja!“, ist sich Mops sicher.
Und wie aus einem Mund sagen beide zueinander: „Alles Gute zum Geburtstag!“
Beide sehen sich lange stillschweigend an.
Mops sagt schließlich: „Ich muss nach Hause gehen!“
Er setzt Mariechen vorsichtig ab und steht auf.
„Uhh, ist der groß!“, ist Mariechen fasziniert.
„Sehen wir uns morgen an der gleichen Stelle?“, will Mops wissen.
„Ja, ich werde hier auf dich warten!“, erwidert Mariechen und gähnt.
Mops geht heim. Mariechen knurrt der Magen. Sie ist sehr hungrig und auch müde. Mit Genuss verspeist sie junge Löwenzahnblätter. Die schmecken köstlich! Mariechen mag keine verwelkten Pflanzen zum Essen. Ihre Familie schon. Regenwürmer sind nämlich die „Saubermänner“ des Gartens und in der Erde. Sie saugen mit ihrem Mund vermoderte Grashalme, Laub, Blumen und sonstige Dinge in sich hinein, verdauen sie, und hinten kommt dann wieder kostbarer Dünger heraus. Ist das nicht toll?
„Meine Familie ist sehr nützlich für die Erde, aber bin ich auch für etwas nützlich?“, grübelt Mariechen.
Sie versteckt sich schließlich in einem eingeringelten Beinwellblatt und schläft sofort ein.



Der nächste Tag

„Hilfe, die Erde wackelt! Was ist das? Das laute Motoren­geräusch kommt näher! Oh, der Bauer mäht die Wiese! Was mache ich nur?“ Mariechen hüpft sofort aus dem Blatt und läuft los. Der Traktor mit dem Mähwerk nähert sich sehr schnell. Mariechen geraten die Füße durcheinander. Sie stolpert, stürzt, rappelt sich wieder hoch und läuft weiter, so schnell sie kann. Hinter ihr ist ein unerträglicher Lärm. Die Erschütterungen der Erde lassen sie immer wieder vom Boden abheben. Ihre Füße verknoten sich abermals.
„Jetzt ist es vorbei mit mir!“, ist sie sich sicher – und sie setzt instinktiv mit den hinteren Beinen zum Sprung an. Sie springt. Mit dem Kopf voran landet Mariechen auf etwas sehr Hartem.
Mariechen liegt auf einem Stein im Bachbett.
Da braust auch schon das Mähgerät auf der Wiese oben vorbei. Der Sog des Traktors zieht sie beinahe von ihrem Stein hinunter ins Wasser.
„Das war knapp!“, ist Mariechen entsetzt.
Sie spürt eine riesige Beule zwischen ihren Augen wachsen.
Das tut sehr weh. Mariechen wird ohnmächtig. Als sie nach kurzer Zeit wieder zu sich kommt, hört sie verschwommen noch das Motorengeräusch und das Plätschern des Wassers. Benommen rappelt sie sich hoch. In ihrem Spiegelbild erkennt sie die riesige Beule auf ihrer Stirn. „Ich sehe aus wie ein kleiner Dinosaurier!“, ist Mariechen bestürzt.
Sie setzt sich benommen auf. Ihre Beine wackeln.
„Wie komme ich hier wieder weg?“, überlegt sie. Plötzlich wird es ganz dunkel über ihr. Mariechen lässt sich schnell ins Wasser fallen. Geschockt erkennt sie im Wasser liegend einen riesigen Vogel am Himmel, der nun wieder in die Lüfte steigt. Mit letzter Kraft paddelt sie an die Oberfläche und holt tief Luft. Sie klammert sich am Ufer an einen Busch. Mariechen zittert und der Busch zittert auch. Ihre Füße geben nach und sie landet wieder im Wasser. „Das habe ich mir einfacher vorgestellt über der Erde! Ich muss besser auf mich achtgeben!“, denkt Mariechen nun.
Da geht auch schon im Osten die Sonne auf. Sie dringt auch zu Mariechen durch. Mit viel Mühe schafft es Mariechen, ans Ufer zu klettern. Ihr wird warm und sie lässt sich von den Sonnenstrahlen trocknen. Gut versteckt wartet sie nun auf ihren neuen Freund.
Als die Sonne ganz hoch oben am Himmel steht, hört sie Mops rufen.
„Mariechen, Mariechen, wo bist du? Bist du da? Bitte melde dich!“
Mariechen hebt den Kopf aus dem Ufergras.
Mops tritt beinahe auf sie drauf.
„Gott sei Dank, da bist du!“, ist Mops froh.
Sogleich hebt er sie zu sich hoch und setzt sie auf seine Handfläche.
„Wie siehst du denn aus?“, fragt er besorgt.
Mariechen erzählt ihm von den Ereignissen des Vormittags. „Bitte setze mich wieder auf den Boden!“, sagt Mariechen. Mops ist wirklich bestürzt. Er kann den Blick nicht von ihr abwenden. „Du siehst aus wie ein kleiner Dinosaurier!“, sagt er zu ihr.
„Sehr witzig!“, antwortet Mariechen bissig.
„Du hättest mir gestern sagen können, dass dein Vater die Wiese mäht. Um ein Haar hättest du deinen einzigen Freund verloren!“
„Entschuldigung, Mariechen, ich habe vergessen, es dir zu sagen, es tut mir sehr leid!“, antwortet Mops zerknirscht.
Mops legt Mariechen zur Versöhnung wieder in seine Hand und schaukelt sie sanft. Hin und her, hin und her. Eine lange Zeit. Mariechen liegt eingerollt in seiner Hand. Sie fühlt sich gut. Lediglich die Beule am Kopf schmerzt noch ein bisschen.
„Morgen ist das Wetter schön. Machen wir einen Ausflug?“, fragt Mops spontan.
„Wo gehen wir denn hin?“, will Mariechen wissen.
„Das ist eine Überraschung!“, antwortet Mops.
„Oh ja, ich freue mich schon darauf!“, ist Mariechen entzückt.
Später holt Mops von zu Hause eine Heilsalbe und cremt vorsichtig Mariechens Beule damit ein.
Kurz darauf sagt Mariechen: „Es tut gar nicht mehr so weh!“, und ist dankbar dafür.
Der kleine „Dinosaurier“ freut sich bereits irrsinnig auf den nächsten Tag und legt sich schlafen.

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