Lotta will's wissen

Lotta will's wissen

Oma und Lotta entdecken die geheimnisvolle Welt der wilden Kräuter

Waltraud Möhrke


EUR 15,90
EUR 9,99

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 50
ISBN: 978-3-99048-194-3
Erscheinungsdatum: 22.10.2015
Bei einem Frühlingsspaziergang entdeckt Lotta zusammen mit ihrer Oma die geheimnisvolle Welt der wilden Kräuter. Lotta erfährt nicht nur viel Wissenswertes über diese kleinen Wunder der Natur, sondern sie darf sie auch fühlen, schmecken und riechen …
Frühling

„Du kannst gleich deine Schuhe und die Jacke anlassen, ich will in den Wald und nach Bärlauch suchen“, so empfängt Oma Lotta, und die beiden machen sich sogleich auf den Weg. Als sie den Wald betreten, bedeckt ein weißer Schleier von Buschwindröschen den Waldboden. Neben dem Weg plätschert ein kleines Rinnsal, das umsäumt ist von Scharbockskraut, Waldschaumkraut und Schlüsselblumen.
„Der Wald hat sich sein Frühlingskleid angezogen“, bemerkt Oma. „Was heißt das, Oma?“, fragt Lotta. „Diese sogenannten Frühjahrsblüher erscheinen in der Zeit, in der die Bäume noch keine Blätter haben. So kann das Sonnenlicht bis auf den Waldboden gelangen. Die Pflanzen haben dann genug Licht, um zu wachsen und zu blühen. Danach ziehen sie sich wieder bis zum nächsten Jahr in den Boden zurück.“


Scharbockskraut

„Siehst du hier neben dem Rinnsal diese Pflanzen mit den glänzenden Blättern und den vielen kleinen, gelben Sternenblüten? Das ist das Scharbockskraut.“ Oma zupft ein Blättchen und reicht es Lotta. „Probier mal!“ Lotta beißt in das Blättchen. „Hmmm, es schmeckt sauer, aber lecker“, meint sie. „Doch Oma, was ist das für ein Name, Schar…, wie war das?“ „Scharbockskraut, Lotta. Von diesem Namen kommt das Wort Skorbut. Bei dieser schlimmen Krankheit bekommt der Körper zu wenig Vitamin C. Dieses Vitamin steckt in frischem Obst und Gemüse. Die Menschen in früherer Zeit konnten sich Obst und Gemüse nicht einfach im Supermarkt kaufen wie wir heutzutage. Sie mussten in der Natur nach Pflanzen suchen. Aber im Winter wachsen keine Pflanzen. So war diese Krankheit weit verbreitet. Besonders in Ländern, in denen die Menschen zur See fuhren, da auf den Schiffen zu dieser Zeit keine frischen Lebensmittel mitgeführt wurden. Eines dieser Länder sind zum Beispiel die Niederlande. Scheuerbut hieß die Krankheit bei ihnen. Daraus entstand dann im Deutschen der Name Scharbock, später Skorbut.

Beim Scharbockskraut gibt es noch eine Besonderheit. Im Frühjahr wechselt häufig das Wetter. Mal schneit es, mal scheint die Sonne. So können die Bienen wetterbedingt nicht immer fliegen und die Blüten befruchten. Um sich trotzdem zu vermehren, bildet das Scharbockskraut Brutknospen. Wenn wir uns eine Pflanze genau ansehen, warte, ich habe eine Lupe eingesteckt, erkennst du in der Blattachse eine dieser Brutknospen. Siehst du? Und wenn wir hier die Erde beiseitegraben, nur ganz leicht, dann erscheinen an den Würzelchen diese kleinen, ockerfarbenen Knöllchen, die Bulbillen.“ „Die sehen ja aus wie winzige Kartöffelchen!“, ruft Lotta erstaunt aus. „Genau erkannt, Lotta. Diese Minikartoffeln enthalten ebenso wie unsere Speisekartoffeln Stärke und dienen der Pflanze als Reservespeicher.“ „Was heißt Reservespeicher, das verstehe ich nicht so ganz?“ „Die Pflanze braucht für das nächste Jahr Energie, um wieder wachsen zu können. Deshalb speichert sie in diesen Bulbillen Nahrung.“ „Wie wenn Mama mir ein Vesperpaket mitgibt“, jubelt Lotta. „Ganz genau, Lotta. Lass uns einige dieser Blättchen sammeln, um uns zu Hause einen Smoothie zu mixen. Wichtig ist, dass man die Blättchen vor der Blüte sammelt. Wenn das Scharbockskraut blüht, sollte man es nicht mehr essen, da man sonst Bauchschmerzen bekommen kann. Dahinten, im Schatten, da blüht es noch nicht.“
Sie folgen dem Weg immer tiefer in den Wald, bis sie auf eine kleine Lichtung gelangen. Sonnenstrahlen blitzen durch die Bäume und bilden auf dem Boden kleine Sonneninseln.


Lungenkraut

„Diese Blume hier hat ja zwei verschiedenfarbige Blüten, rosa und blaue“, zeigt Lotta erstaunt auf eine Pflanze. „Du hast das Lungenkraut entdeckt. Pflanzennamen haben oft etwas mit dem Aussehen der Pflanze zu tun. Beim Lungenkraut sollen die hellen Flecken hier auf den Blättern an Lungengewebe erinnern, deshalb der Name. Man verwendete die Pflanze als Heilmittel bei Lungenkrankheiten und Husten. Die Farbe der Blüten ändert sich nach der Befruchtung. Wenn die Blüte aufgeht, ist sie rosa, nachdem eine Biene sie besucht hat, wird sie blau. Ein anderer Name für diese Pflanze ist Hänsel und Gretel, rosa für das Mädchen, blau für den Jungen. Wir könnten eigentlich einige Blüten mitnehmen, aber ich habe keinen Beutel dabei. Wenn wir nachher Bärlauch im Eimer haben, riechen die Blüten nur noch nach Bärlauch. Aber lass mal sehen.“


Frauenmantel

Oma schaut sich um und zeigt auch bald auf eine Pflanze mit großen Blättern. Diese sind von lauter glitzernden Tropfen umsäumt. „Hier wächst ja auch Frauenmantel, wie schön! Aus diesen Blättern lassen sich wunderbare Blattkörbchen herstellen, pass auf.“ Sie pflückt ein Blatt und schiebt die beiden Blattenden neben dem Stängel trichterförmig zusammen. Den Blattstängel steckt sie von außen nach innen durch diese Blattenden. Dann sticht sie nochmals nach außen, und fertig ist das Blattkörbchen! Lotta hat genau zugeschaut und bastelt sich auch gleich ein Körbchen.

„Diese Tropfen am Blattrand sehen aus wie Perlen. Ich kann das aber an keiner anderen Pflanze entdecken. Warum findet man sie nur an den Blättern vom Frauenmantel?“, ist ihre Neugierde jetzt geweckt. „Das sind sogenannte Guttationstropfen. Sie entstehen dadurch, dass die Wurzeln Wasser aus dem Boden aufsaugen. Die Pflanze scheidet dieses Wasser wieder aus Öffnungen an den Blatträndern aus. Für die Menschen in früherer Zeit waren diese Tropfen Zaubertropfen und das Wasser, das sich in der Blattmitte sammelt, ein magisches Wasser. Sie konnten sich damals eben nicht erklären, wie sich ohne Regen Wasser bilden konnte. Wenn du magst, kannst du dein Körbchen jetzt mit rosa und blauen Blüten füllen. Ich pflücke ein paar Frauenmantelblätter für unseren Smoothie, dann geht es weiter.“

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