Im Himmel ist was los

Im Himmel ist was los

Petra Pröglhöf


EUR 17,90
EUR 14,99

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 88
ISBN: 978-3-99131-452-3
Erscheinungsdatum: 19.07.2022
Engelchen Sunny und Teufelchen Sam retten nicht die Welt – aber einzelne Menschen, zu denen sie gerufen werden. Nach ihrem Abenteuer ist Sam nicht mehr der, der er war. Eine märchenhaft lebensnahe Geschichte über wahre Freundschaft und Lernfähigkeit.
Es waren einmal ein Engel und ein Teufelchen, die sich im achten Stockwerk des Himmels trafen, welches die Aufschrift „Jobangebot“ hatte. Das Himmelshaus hatte insgesamt dreizehn Stockwerke. Hier arbeiteten die Engel und ihr Team sehr fleißig. Meistens hatten sie einen 24-Stunden-Dienst zu leisten. Aber Gott sei Dank konnten sich die Engel abwechseln, damit jeder von ihnen eine Ruhepause einlegen konnte, um neue Kräfte zu sammeln. Das Teufelchen zog eine Zahl aus dem Briefkasten und setzte sich auf eine Wartebank. Der Engel zog ebenfalls eine Zahl und nahm neben dem Teufelchen Platz. Nach einiger Zeit rümpfte dieses die Nase und murmelte in seinen Bart: „Diese Warterei geht mir ganz schön auf die Nerven. Mir wurde gesagt, dass ich nicht lange warten müsse. Jetzt sitze ich schon eine Stunde hier.“ Der Engel drehte sich um und antwortete ihm mit sanfter Stimme: „Mach dir nichts draus, in diesem Stockwerk muss man lange warten. Es sind sehr viele Jobs zu vergeben. Und die Angestellten müssen diese sehr behutsam verteilen.“ – „Na und, das ist mir doch egal“, antwortete das Teufelchen. „Außerdem hat dich keiner nach deiner Meinung gefragt.“ „Hallo, ich bin Sunny!“ Der Engel streckte dem Teufelchen die Hand entgegen. „Ich heiße Sam, und jetzt lass mich bitte in Ruhe.“ – „Na, das war ja schon ein Anfang. Bist du schon lange im Himmelshaus, Sam?“ – „Nein, ich bin erst seit zwei Wochen hier. Und es gefällt mir einfach nicht. Ich arbeite im Keller in der Postabteilung. Da unten ist es stockfinster und es stinkt nach toten Fischen. Wahrscheinlich hat noch niemand daran gedacht, die Fenster zu öffnen, damit die Räume gut durchlüftet werden.“ – „Ich hätte da einen Vorschlag“, antwortete Sunny. „Wie wäre es, wenn du deine Kollegen erinnerst, öfters die Räume zu lüften? Vielleicht haben sie noch gar nicht daran gedacht, dass das Gehirn mit mehr Sauerstoff leistungsfähiger ist und es mehr Spaß macht, in hellen Räumen zu arbeiten.“ – „Meine Güte, ich bin doch nicht der Babysitter von denen“, murmelte Sam. „Ich habe genug damit zu tun, die Post zu sortieren, und sie dann noch in dreizehn Stockwerken zu verteilen. Es gibt Tage, da habe ich so viel zu tun, dass ich Überstunden leisten muss. Aber die werden nicht bezahlt. Sicher bin ich in den achten Stock bestellt worden, weil sie mir kündigen möchten. Na, was soll’s! Diese Arbeit hat mir sowieso von Anfang an keinen Spaß gemacht.“ Sunny stupste mit ihrem flauschigen Engelsflügel an Sams Schulter und konnte ihm ein Lächeln entlocken: „Du bist ganz schön hartnäckig, Engel.“ – „Es freut mich, dass deine Mundwinkel etwas nach oben gewandert sind.“
„Nimm’s nicht persönlich“, flüsterte Sam. Aber ich bin kein gesprächiger Typ und ein Einzelgänger.
Und das ich im Keller arbeite, hat sicher den Grund, dass mich keiner auf der Erde mag.“ – „Was hast du denn angestellt?“, fragte Sunny neugierig.
„Ich weiß es doch nicht. Aber ich fühle mich immer allein. Doch das macht mir gar nichts aus. Vielleicht bin ich einfach nur ein schlechtes Wesen. Findest du das komisch?“ – „Ach Sam, glaubst du, nur weil ich Flügel habe und ein Engel bin, mache ich keine Fehler?“ – „Natürlich nicht, sonst wärst du ja kein Engel, oder?“ – „So einfach ist das nicht. Aber eines Tages wirst du selbst draufkommen, warum wir hier sind.“ – „Eines muss ich dir schon sagen, Engel: So viel habe ich schon lange nicht mehr gesprochen wie mit dir heute. Keine Ahnung, woran es liegt, aber du gefällst mir irgendwie.“ – „Danke, Sam. Du hast sehr schöne, leuchtende Augen, wenn du lächelst. Es braucht noch etwas Zeit, bis du mit deinen Gefühlen richtig umgehen kannst. Das ist gar nicht so einfach. Mit Geduld wirst du reifen.“ – „Ich verstehe jetzt nicht genau, was du meinst, aber du wirst schon recht haben.“
Zwei Stunden waren bereits vergangen, bis die Nummer, die das Teufelchen gezogen hatte, durch einen Lautsprecher aufgerufen wurde. Sam war nicht mehr sauer. Er hatte die lange Wartezeit ganz vergessen durch die Bekanntschaft mit Sunny. „Viel Glück, Sam!“ Das Teufelchen drehte sich um, weil es sich beim Engel für die Aufmunterung bedanken wollte. Aber der Engel war weg.
Als Sam den Raum betrat, schaute hinter einem Schreibtisch mit aufeinander gestapelten Akten ein hübscher junger Mann mit braunen Haarschopf hervor. „Guten Tag, sagte dieser.“ Das Teufelchen wunderte sich, woher diese Gestalt seinen Namen kannte. Auf dem Namensschild stand: „Himmelsbeauftragter für außergewöhnliche Jobs!“ Sam war irritiert und sagte zu dem Herrn: „Verzeihung, aber ich glaube, ich habe mich in der Tür geirrt! “ – „Nein, hier bist schon richtig, Sam. Bitte nimm Platz.“ Das Teufelchen setzte sich und knabberte vor lauter Aufregung an seinen Fingernägeln und sein Hände zitterten. Nun sagte der Mann: „Ich bin Apollon.“ – „Das ist aber ein schöner Name.“ Sam wusste nicht, was er sonst hätte sagen sollen. Er spürte, wie ein paar Schweißtropfen von seiner Stirn herunterliefen. Apollon stöberte in den Akten und zog die dicke rote Mappe hervor, auf welcher in Großbuchstaben „SAM“ stand. Sam sprudelte ohne nachzudenken heraus: „Okay, ich weiß, ich bin seit zwei Wochen in der Postabteilung, aber ich werde mich bemühen, zu allen freundlicher zu werden. Wenn Sie mir noch eine Chance geben, kann ich mich auch beim Team für mein schlechtes Benehmen entschuldigen. Bitte, bitte, geben Sie mir noch einen Monat Probezeit. BITTE!“
Apollon unterbrach das Teufelchen, damit auch er zu Wort kommen konnte.
„Niemand möchte dir kündigen. Auch das Team möchte nicht, das du gehst. Deine Arbeit hast du bis heute ganz gut gemeistert. Du hast die Chance, neue Erfahrungen zu sammeln. Natürlich nur, wenn du möchtest. Darum bist du auf Anordnung vom Boss zu mir bestellt worden. Sam verstand gar nichts mehr.
Ich habe gedacht, Sie sind der Boss.“ – „Aber nein! Ich bin einer von vielen Angestellten im Himmelshaus. Unser Vorgesetzter arbeitet überall. Keiner von uns weiß, wie er aussieht. Na ja, vielleicht mit ein paar Ausnahmen. Er ist im Urlaub, da er ziemlich erschöpft ist und neue Kräfte sammeln muss für seine vielen Aufgaben. Der Boss, die Menschen auf der Erde nennen ihn auch manchmal Gott, hat sehr viel zu tun. Leider sind ihm in den letzten Wochen ein paar Fehler unterlaufen. Darum hat er unter anderem dich beauftragt, diese wieder zu korrigieren.“ Apollon sagte Sam ruhig und sachlich: „Auch Chefs machen Fehler, weißt du? Sein Computerprogramm ist nach einem Stromausfall abgestürzt. Er hat vergessen, es zu speichern. Nun müssen wir auf der Erde bei den Menschen einiges gutmachen.“ – „Aber ich kann das nicht!“, schrie das Teufelchen verzweifelt.“ Sams Nase wurde ganz rot und er antwortete mit zittriger Stimme: „Ich bin ein Einzelgänger und kann nicht sehr gut mit Menschen umgehen. Wie stellen Sie sich das vor?“ – „Keine Angst, Sam. Du wirst die Aufgaben nicht allein ausführen. Du wirst Unterstützung von jemanden mit viel Erfahrung bekommen und ich bin mir sicher, dass wir mit deinem neuen Partner die richtige Wahl getroffen haben.“
Sam war froh, nicht alleine arbeiten zu müssen, und lehnte sich erleichtert in den Sessel zurück. Er schwitzte nicht mehr so stark und seine Hände hatten aufgehört zu zittern. Plötzlich durchströmte eine Wärme Sams Körper und er fühlte sich zum ersten Mal richtig wohl in seiner Haut. Er wusste nicht, was es war, das ihm dieses Gefühl gab.
Das Teufelchen ging zum Lift und fuhr in den Keller, um seine Arbeit fortzusetzen. Als es unten ankam, waren alle Türen verschlossen. Es hing ein Schild an dem Tor mit der Aufschrift: „Feierabend“. – „Na toll, jetzt ist keiner mehr da. Ich bin viel zu aufgeregt, um schlafen zu gehen.“ Aber Sam wusste nicht, wo er hingehen sollte. Er kannte sich im Himmelshaus noch nicht gut aus. Das Gebäude war riesengroß. Er stieg wieder in den Lift und drückte irgendeinen Knopf. Als er im siebten Stockwerk angelangt war, ging die Tür auf und ein netter Engel mit goldenem Engelshaar stieg ein. „Hi, Sam!“, sagte der schöne Engel. „Du musst unbedingt einen Spaziergang im Sonnengarten machen. Heute gibt es einen fantastischen Sonnenuntergang.“ Sam war schon wieder verwirrt, weil dieser Engel auch seinen Namen kannte. Das Teufelchen lächelte der hübschen Gestalt zu und wünschte ihm einen schönen Abend. Der Engel winkte Sam zu und verschwand im Lift. Das Teufelchen stand nun vor einem großen, gelben Tor, das automatisch aufging. Als es eintrat, traute es seinen Augen nicht. Sam befand sich in einem Garten, wie er noch nie zuvor einen gesehen hatte. An den Bäumen hingen reife Früchte und die Wiese war bedeckt von einem farbenprächtigen Blumenmeer. In der Mitte war die Wiese unterbrochen von einem See, der mit Seerosen geschmückt war. An dem Wegrand standen Bänke, die bemalt waren in Regenbogenfarben. Als Sam am Ende des Gartens ankam, fiel ein Wasserfall vom Himmel herab, in dem sich die untergehende Sonne spiegelte. Sam legte sich auf die bunte Wiese und sprach zu den Vögeln auf den Ästen: „Ich habe bis jetzt nicht gewusst, wie einfach es ist, sich gut zu fühlen.“ Dann schlief Sam ein.
Am nächsten Morgen wachte das Teufelchen durch ein lautes Getöse auf. Es setzte sich auf und bemerkte, dass es die ganze Nacht im Garten geschlafen hatte. Ein kleiner Mann mit einem langen, weißen Bart und großen, grauen Engelsflügeln beugte sich über das Teufelchen: „Guten Morgen, lieber Sam. Hast du gut geschlafen?“ Sam wunderte sich, warum im Himmelshaus jeder Engel seinen Namen wusste. „Guten Morgen, Engel mit den großen grauen Flügeln!“, antwortete Sam ganz verschlafen. „Bist du auch ein Himmelsbeauftragter?“ Der Engel lachte und setzte sich neben Sam. „So ähnlich. Mein Name ist Uriel. Ich arbeite im Sonnengarten. Ich bin dafür zuständig, dass unsere Gäste sich wohl fühlen und ihren Träumen freien Lauf lassen können, wenn sie hier einschlafen.“ – „Aha! du bist also ein Himmelsbeauftragter im Sonnengarten und zuständig, dass der Garten so toll aussieht.“ – „Nicht nur das“, schmunzelte Uriel. „Meine Hauptaufgabe besteht darin, den Menschen auf der Erde Licht in ihre Seele und ihr Herz zu streuen, wenn es Ihnen nicht so gut geht. Wenn ich gerade keinen Schützling betreue, kümmere ich mich um den Sonnengarten, in dem du heute Nacht geschlafen hast. Es tut mir leid, Sam, wenn dich das laute Getöse des Rasenmähers geweckt haben. Aber es ist bereits sieben Uhr morgens und ich benötige eine Stunde, um den Rasen zu mähen. Ich muss mich mit meiner Arbeit beeilen, denn heute wird eine Konferenz im Sonnengarten stattfinden.“ – „Ach so! Was denn für eine Konferenz?“, fragte Sam neugierig. „Das darf ich dir nicht verraten. Unser Boss hat diese Besprechung angeordnet. Wir Erzengel und einige Engel aus anderen Abteilungen werden daran teilnehmen.“ Sam zog seine dunkelbraunen, buschigen Augenbrauen hoch und fragte nach: „Immer wird vom Boss gesprochen! Gestern hat mir Apollon, der Himmelsbeauftragte vom achten Stockwerk, erklärt, dass der Chef wegen Stress im Urlaub sei.“ – „Ja, das war er auch“, entgegnete Uriel.
„Der Boss zeigt sich dann, wenn er es für notwendig hält, oder wenn ein Notfall eintritt. Wir Engel rufen ihn, wenn wir nicht mehr weiterwissen, und holen uns Rat bei ihm.“ – „Na, ich bin gespannt, bis ich alles verstehe, was im Himmelshaus los ist.“
„Lieber Sam, du wirst noch früh genug darauf kommen. Die Geduld wird dich auf den richtigen Weg führen.“ Das Teufelchen grinste und sagte zu Uriel: „Diesen Satz hab ich schon mal gehört. Gestern hatte ich im achten Stockwerk eine supernette Unterhaltung mit einem Engel, wie ich zuvor noch keinen schöneren gesehen habe. Wenn ich es genauer betrachte, hatte ich noch nie eine Unterhaltung mit einem Engel. Habe nicht mal gewusst, dass es welche gibt! Entschuldige, das wollte ich dich schon vorher fragen: Kennst du Sunny?“ Ein wunderschöner weißer Engel mit bunten Flügeln, die mit Blumen verziert sind.“
„Ja, ich kenne Sunny und du wirst sie noch näher kennen lernen. Hab Geduld!“ Sam wollte unbedingt wissen, wo er Sunny finden könnte, aber irgendwie wusste er, dass es bald sein würde. „Oh mein Gott!“, schrie Sam aus vollem Hals!

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Frank Gerhard Kowalew

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