Der kleine Eisbrecher Karl

Der kleine Eisbrecher Karl

Ein neues Leben beginnt

Thomas Ebeling


EUR 18,90
EUR 15,99

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 132
ISBN: 978-3-99131-599-5
Erscheinungsdatum: 25.10.2022
Ein alter, schmutziger und trauriger kleiner Eisbrecher soll zu einem modernen und sauberen neuen Leben erweckt werden. Der spannende Weg bis dorthin wird von seinen Freunden begleitet und von einer kleinen, schlauen Ratte, Fritz, pfiffig für Kinder erzählt.
10.

„Okay“, sagt Karl zu Fritz.
„Du bist hiermit feierlich als meine Bordratte aufgenommen. Du hast den Job. Herzlichen Glückwunsch!“
Fritz strafft seinen Rücken, wackelt mit den Ohren und grinst über das ganze Gesicht vor Freude.
Großartig. Da habe ich heute meinen ersten richtigen Job bekommen und das auf einem so interessanten Schiff. Einem alten Eisbrecher. Ich werde mich dann gleich auf meinen Platz begeben und mich dort einrichten.
Karl erklärt, wo Fritz seinen Platz finden kann.
Neben dem Platz vom Chief gibt es eine kleine Abstellkammer. Hier stehen alle nötigen Utensilien, was der Chief benötigt.
Ein großer Werkzeugwagen, Schränke voller Schmiermittel und vieles mehr. In der Ecke dort steht eine große Holzkiste. Hier hinein krabbelt Fritz und richtet sich mit den vielen Lappen und Stoffresten, welche eigentlich zum Putzen gedacht sind, seine neue Wohnstätte ein. Sehr gemütlich und mit guter Sicht in den Maschinenraum, denn er muss ab jetzt alles im Blick behalten.
Nachdem er fertig ist, flitzt er wieder hoch zur Brücke und setzt sich wieder auf den alten Ledersitz, um Karl zu lauschen. Nun fängt Karl an, von sich zu berichten.

Es sind lange Jahre in Südengland. Die ersten Jahre laufen sehr gut, doch dann, nachdem die ganzen Arbeiten gestoppt worden sind, beginnt die Zeit des Wartens. Dann ist es aber so weit, und Karl wird vorbereitet, um in die neue Werft nach Bremerhaven umzuziehen.
Dazu werden zwei starke Schlepper zu ihm gebracht. Diese Schlepper sind Schiffe, die einen ganz starken Antriebsmotor haben, um Schiffe oder andere große schwimmende Anlagen ziehen oder schieben zu können. Wenn so ein Schlepper ein anderes Schiff hinter sich herzieht, werden dazu starke Trossen verwendet. Trossen sind armdicke Seile, die am Schlepper an Haken eingehängt werden.
So wird Karl dann vorbereitet. Ein starker Schlepper vorneweg und einer hinter Karl her, damit dieser dann Karl festhalten kann, wenn er gebremst werden muss. Karl berichtet ganz genau von seinem Umzug.



11.

Es beginnt an einem milden Spätsommertag. Karl ist klar für die Überführung. Vor ihm der Schlepper Herkules. Er hat ein dickes Seil gespannt, um ihn ziehen zu können. Hinter Karl hat sich der Schlepper Atlas postiert, um im Fall, dass Karl langsamer werden muss, ihn abzubremsen.
Nun soll es losgehen. Am Hafen haben sich viele Menschen versammelt, um das Ereignis beobachten zu können und Abschied von Karl zu nehmen.

Karl ist so viele Jahre in dem Hafen gewesen, dass viele Menschen sagen: „Wenn Karl weg ist, sieht unser Hafen leer aus. Andere sagen wieder, es wird Zeit, da so ein halb fertiges Schiff nicht schön aussieht und der Hafen dadurch immer wie eine große Baustelle wirkt.“ Egal, wer welche Meinung vertritt, sie alle stehen im Hafen und winken Karl zum Abschied.
Die Gruppe mutet wie eine große Karawane an, als es losgeht.
Eigentlich wäre der kleine Eisbrecher Karl lieber selbst gefahren. Und so erinnert er sich an die frühen Zeiten, als er im Nordmeer mit Roberti, der lustigen Robbe, und Waldimare, dem Buckelwal, durch die See gepflügt ist und sie ihre Rennen zu der alten Boje gemacht haben. Aber diese Zeit ist lange vorbei. In den Jahren, die er in dem Hafen verbracht hat, soll er eigentlich neuer und stärker werden. Dazu wird ein neuer großer und moderner Motor eingebaut. Doch weil er dann so viele Jahre warten muss, bis es mit den Arbeiten an ihm weitergeht, ist der Motor nicht mehr funktionstüchtig. Also kann Karl nicht mit eigener Kraft fahren, sondern wird zwischen Herkules und Atlas gespannt und die Reise geht los. Karl ist froh, dass endlich wieder etwas passiert und er freut sich auf eine spannende Zukunft.



12.

Sie werden mit viel Musik vom Hafen verabschiedet. Das weit über die Grenzen der Stadt bekannte Orchester des Seniorenstiftes „Zum heiligen Arnulf von Metz“ spielt auf und sorgt im Hafen für beste Stimmung.

Die zusammengekommenen Einwohner schunkeln und singen aus voller Kehle die altbekannten Lieder wie „Ein Seemann leidet große Not“, „Wir lieben die Wogen“, „Jetzt fahrn wir übern See“ oder „In Junkers Kneipe“ mit. An den Fahnenmasten vom Hafen haben die Kinder vom Kindergarten „Zum lustigen Floh“ selbst gebastelte bunte Wimpel und Fähnchen gehängt und die Erzieherin, Tante Gitta, drückt sich gerade vor Wehmut eine Träne aus dem linken Auge. Auch heute, zum Abschied von Karl, hat sie sich frisch frisiert und ihr Dutt ziert wie ein aufgesetztes Vogelnest ihre Frisur.
Der Herr Pastor läutet aus voller Kraft die beiden Kirchglocken, Isolde und Hedwig, der katholischen Kathedrale St. Josephus, und die Bäckersfrau Brunhilde Westerdorn und ihr Geselle Joshua winken mit ihren Schürzen und erzeugen eine kleine weiße Wolke aus Mehl und Brotkrümeln. Die ganze Gemeinde hat sich im Hafen versammelt, um Karl, den kleinen Eisbrecher, zu verabschieden. Karl hupt ein langgezogenes „Töööööööp“. Dabei hat sich Elke wieder so erschrocken, dass sie vor lauter Schreck auf Karls Schornstein einen weißen Klecks fallen lässt.
Vorneweg stampft voller Stolz Herkules mit seiner kraftstrotzenden Maschine und spannt die Trosse zu Karl, dass man darauf hätte Gitarre spielen können. Hinter Karl sichert Atlas die kleine Karawane ab und sorgt mit Ruhe und Konzentration für die erforderliche Sicherheit. Roberti albert die ganze Zeit rum und planscht neben Karl her. Er springt wie eine Rakete aus dem Wasser, um dann einen richtigen Bauchklatscher zu machen, der im Umkreis von drei Metern alle nassmacht. Dann legt er sich auf den Rücken und winkt den vielen Leuten im Hafen mit seinen Flossen zum Abschied zu. Roberti ist so glücklich, dass es endlich losgeht.
Elke hat sich von dem Schrecken wieder erholt, schmeißt sich in ihre kleine Möwenbrust und steckt ihren Schnabel in den Wind. Sie erinnert sich an früher, als sie auf dem Containerschiff „Ocean Fürste“ nach Schweden gereist ist.
Und der kleine Eisbrecher Karl grinst vor Freude über die Reling und wippt ganz leicht hin und her. Aber nur ganz leicht, denn er will ja Herkules und Atlas nicht ärgern und in ihrer Konzentration stören. Sie haben eine lange Fahrt vor sich und da muss man stets aufpassen.

Sie befinden sich auf halber Strecke und es ist bereits dunkel. Der Mond ist gut zu sehen und die Wolken, welche sich die ganze Zeit über ihnen befunden haben, sind auch schlafen gegangen.
In der Ferne sind keine Positionslichter von anderen Schiffen zu sehen. Es steht ihnen ein ruhiger Abend bevor mit gleichmäßigem monotonem Brummen der Motoren der beiden Begleiter.
Das Meer ist ruhig. Es weht ein leises Lüftchen. Die starken Motoren der Schlepper brummen ihr monotones Lied und alles läuft nach Plan. Die Crews von den Schleppern entspannen sich und genießen die ruhige Fahrt. Karl freut sich auf sein neues Zuhause und fühlt sich sicher zwischen den beiden Kraftpaketen Herkules und Atlas.
Plötzlich verändert sich die Situation so schnell, dass alle hinterher sagen: „Nur gut, dass da dieser Wal war.“
Was ist passiert?
Die Fahrt ist ruhig und alle an Bord gehen ihren gewohnten Aufgaben nach, als plötzlich eine große schwarze Wand neben ihnen erscheint. Bevor alle an Bord realisieren, was das wohl sein mag, schraubt sich vor dem Bug von Herkules ein Wal in die Höhe und knallt mit voller Wucht auf dem Wasser auf, sodass die Wellen das Dreigespann zum Schaukeln bringen. Der Kapitän von Herkules war so erschrocken, dass er fast mit der Nase an seine Frontscheibe gerannt wäre, als er nach vorne schnellte.

Mit weit aufgerissenen Augen sucht er den Wal, aber was er stattdessen erkennt, ist ein großer Fischtrawler, welcher von der Seite direkt Kurs auf ihr Gespann nimmt. Ohne äußere Kennung. Keine Positionslichter. An Backbord ein rotes Licht und an Steuerbord ein grünes Licht. Das ist Vorschrift und zusätzlich muss noch ein weißes Hecklicht, also nach hinten, und ein Toplicht, also nach vorne, vorhanden sein. Aber nichts ist zu sehen. Vollkommen dunkel.
Er ruft seinen ersten Offizier, warum er das nicht bemerkt hat, aber kann keine Antwort mehr abwarten.
Jetzt muss alles ganz schnell gehen.
Er befiehlt: „Atlas, volle Kraft zurück. Wir sind auf Kollision.“
„Herkules mit voller Kraft voraus. Wir müssen uns trennen, sonst rammt uns das unbekannte Schiff.“
Atlas dreht auf volle Kraft zurück und löst sich von dem Gespann. Er muss versuchen so weit wie möglich zurückzukommen, damit der Fischtrawler zwischen Karl und Atlas durchfahren kann.
Karl lässt sein Nebelhorn mit voller Kraft losbrüllen. Auch Herkules und Atlas lassen die Hörner ertönen.
Vom Fischtrawler keine Reaktion. Wie ein Geisterschiff steuert es unbeeindruckt auf die drei zu. Herkules hat Karl voll im Schlepp und zieht mit voller Kraft, um Karl aus dem Kollisionskurs herauszubekommen. Atlas tanzt wie ein Balletttänzer auf der Stelle und versucht, mit voller Kraft der drohenden Kollision nach hinten zu entkommen. „Nur noch Augenblicke bis zum großen Knall“, denken sich alle. Es wird nicht reichen. So kommen sie nicht aus der Kollisionslinie.
Herkules lässt seinen vor Kraft strotzenden Motor aufbrüllen und die Trossen zu Karl drohen zu reißen. Aber dann wäre Karl verloren, denn der Fischtrawler würde Karl direkt in der Mitte durchschneiden. Alle platzen fast vor Anspannung und wissen doch, es ist nicht zu schaffen. Sie sind zu langsam, obwohl alle Maschinen über ihrer Leistungsgrenze arbeiten. Der große Schatten kommt unaufhaltsam weiter auf sie zu.

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