Samy, die kleine Fee

Samy, die kleine Fee

Carmen Scharpf


EUR 22,90

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 38
ISBN: 978-3-99130-477-7
Erscheinungsdatum: 11.04.2024
Die kleine Fee Samy ist so naseweis, dass niemand mehr mit ihr spielen will. Traurig verlässt sie das Feenreich, um die Menschenwelt zu erkunden. Mit dem Jungen Tim und dem Waldtroll Skog besiegt sie die böse Magie des grausamen Zauberers Torgu.
Samy war eine kleine, naseweise Fee. Sie musste immer und überall ihre kleine Nase hineinstecken. Wenn sie mit ihren Freundinnen spielte, war sie ständig dabei, sie über alles auszufragen. So kam es, dass die anderen irgendwann nichts mehr mit ihr zu tun haben wollten. „Immer musst du alles gewusst haben und fragst einem ständig Löcher in den Bauch“, sagten sie zu ihr. „Mit dir wollen wir nicht mehr spielen!“

Samy war sehr traurig deswegen. „Ich kann doch nichts dafür“, weinte sie bitterlich. „Ich bin halt nun mal neugierig, ich kann dagegen einfach nichts tun. Ich muss einfach alles gewusst haben.“ Aber es nutzte nichts. Die anderen wollten sie einfach nicht mehr dabeihaben.

So entschied sich Samy nach langem Überlegen die Feenwelt zu verlassen. Sie hatte beschlossen die Menschenwelt zu erkunden. Heimlich, still und leise brach sie eines Nachts auf. Bescheid gesagt hatte sie keinem. „Sollen sie doch bleiben, wo der Pfeffer wächst“, sagte sie leise vor sich hin.

Als sie in der Menschenwelt ankam, war es bereits helllichter Tag. Sie begann natürlich sofort alles zu erkunden. So verging die Zeit wie im Fluge.

Eines Tages war sie jedoch unaufmerksam. Sie war so vertieft in den Anblick einer wunderschönen Blume, dass sie den kleinen Tim nicht wahrnahm. Dieser hatte die Fee bemerkt und war sofort fasziniert von ihr. Leise, um sie nicht zu erschrecken, schlich er sich zu ihr.

„Wer bist denn du?“, fragte er freundlich. Samy jedoch erschrak ganz fürchterlich. Hatte sie sich doch so viel Mühe gegeben, nicht gesehen zu werden. Nun war es also passiert. Sie war entdeckt worden.

Ängstlich piepste sie: „Ich bin Samy. Bitte tu mir nichts!“ Tim war jedoch nicht im Mindesten daran interessiert, der Fee etwas zuleide zu tun.

Er war ganz aufgeregt und freute sich riesig, dass er eine echte Fee gefunden hatte. „Ich tu dir doch nichts. Du bist doch viel zu schön. Eine echte Fee“, murmelte er vor sich hin. „Das glaubt mir doch kein Mensch!“

Da Samy von der Freundlichkeit des Jungen angetan war, wurde sie mutiger. „Und wie heißt du?“, fragte sie frech heraus. „Ich bin Tim und wohne gleich auf der anderen Straßenseite. Siehst du das urige blaue Haus da drüben? Da wohne ich.“ Er liebte nämlich sein Zuhause. Es war wirklich ein sehr uriges, gemütlich eingerichtetes Haus. Aber das Beste von allem war der Garten. Er war groß und total verwildert, sodass er dort unheimlich gut Verstecken spielen konnte. Und mitten in diesem „Urwald“ befand sich ein kleiner Badeteich. Tim liebte es, dort im Sommer zu baden und zu plantschen. Plötzlich brach Tim in schallendes Gelächter aus. „Ob du das Haus siehst?“, prustete er. „Es ist ja das einzige, das es hier gibt.“ Samy musste miteinstimmen, so mitreißend war Tims Lachen.
„Wo kommst du eigentlich her?“, fragte Tim neugierig. „Ich bin noch nie einer Fee begegnet“, meinte er nachdenklich. „Das liegt wohl daran, dass wir im Feenreich leben, und das ist für Menschen ohne die Hilfe einer Fee nicht zugänglich.“ „Wie kommt es dann, dass du hier bist?“, wollte Tim daraufhin wissen.

So erzählte Samy Tim ihre Geschichte, wie sie sich dazu entschlossen hatte, die Feenwelt zu verlassen. Als sie geendet hatte, brach Tim in schallendes Gelächter aus. Samy war sehr aufgebracht. „Wie kannst du mich einfach so auslachen? Das ist ja die reinste Unverschämtheit“, brauste sie los. „Du unverschämter Bengel.“

Doch Tim hatte sich mittlerweile beruhigt und erklärte ihr: „Es tut mir leid, wenn ich dich gekränkt habe. Aber es ist einfach zu lustig. Bei mir ist es nämlich genauso. Ich bin auch viel zu neugierig. Außer meinem Kater Mario habe ich auch keine Freunde. Und Mario macht es nichts aus. Widersprechen kann er mir ja schlecht. Außer einem Miau kamen noch keine Beschwerden.“

Nachdem sie nun beide herzlich lachen mussten, kamen sie zu der Überzeugung, dass sie sich gesucht und gefunden hatten. Samy ging mit Tim mit. Nachdem sie das Haus mit seinen gemütlichen Nischen und Erkern ausgiebig betrachtet hatte, beschloss sie, bei Tim zu bleiben. Dieser freute sich sehr darüber. Er war eh die meiste Zeit alleine, da er mit seinem Großvater in dem Haus wohnte, und dieser war doch schon ziemlich alt. Seine Eltern waren gestorben, als er noch klein war, und Freunde hatte er ja wegen seiner Neugierigkeit keine. Nur Mario hatte er noch, aber mit dem konnte er sich ja schlecht unterhalten. Glücklicherweise verstanden sich Samy und Mario sofort miteinander. Das Problem war also aus dem Weg geräumt. Danach stellte Tim Samy seinem Großvater vor. Dieser schaute sie fassungslos an. „Dass ich das noch erleben darf“, brachte er verwundert hervor. „Noch eine Fee!“ Samy und Tim sahen ihn erstaunt an. Noch eine Fee? Was hatte das zu bedeuten?

Großvater begann zu erzählen. Als er ein kleiner Junge war, stieß er genau wie Tim zufällig auf eine Fee. Diese wurde, weil sie ein Geheimnis verraten hatte, aus dem Feenreich verstoßen. Auch sie blieb, wie Samy bei Tim, beim Großvater. Eines Tages entdeckte sie aber ein fremder Junge, der Spaß daran hatte, die Fee zu quälen. „Leider starb sie danach“, erzählte der Großvater traurig. „Aber dass ich in meinem Leben noch mal eine Fee kennenlernen darf, hätte ich nie für möglich gehalten.“ Ungläubig schüttelte er den Kopf.

So blieb Samy bei Tim und seinem Großvater. Die beiden machten sich daran, ein Bett und kleine Möbel für sie zu zimmern. Sie hatten viel Spaß dabei. Samy erklärte ihnen genau, wie sie was haben wollte. Am Schluss hatte sie ein Bett, eine Kommode, einen Tisch mit Stuhl und sogar einen kleinen Sessel. Sie war sehr zufrieden und glücklich.

Mit Tim zusammen machte sie eine Erkundungstour durch den Garten. Sie fand ihn großartig. Sie spielten viel im Garten und wurden immer ausgelassener. Selbst Mario hatte große Freude an dem regen Treiben.

Eines Tages kam Samy eine Idee. „Tim“, fragte sie dann, „würdest du eigentlich gerne mal fliegen?“ „Wo soll ich denn hinfliegen, alleine, und wo soll ich denn das Ticket hernehmen?“, fragte er verblüfft. „Nun, es gäbe da so eine Möglichkeit“, schmunzelte sie.
„Ich könnte dir Feenstaub geben. Dann könnten wir gemeinsam fliegen.“ Verblüfft schaute Tim sie an. Auf diese Idee wäre er nie gekommen. „Ja ist das denn möglich?“, fragte er zweifelnd. „Ja selbstverständlich“, strahlte sie ihn an. So machten sie im Garten Probe-Flugstunden. Mario gefiel das allerdings überhaupt nicht. Er verzog sich schnell. Ein fliegendes Herrchen war ihm wohl nicht so ganz geheuer. Tim hatte schnell den Dreh raus, und es machte ihm erstaunlich viel Spaß.

So beschlossen sie zunächst in den nahe gelegenen Wald zu fliegen. Dort mussten sie natürlich erst einmal alles erkunden. Zusammen machte die Neugierigkeit sogar noch mehr Spaß. So traf es sich, dass sie einem Waldtroll begegneten. Anfangs war er ziemlich mürrisch, da er schon viele Jahre alleine in dem Wald lebte und den Umgang mit anderen nicht mehr gewohnt war. Skog war sein Name. Nach einer Weile wurde er umgänglicher. Er brummte zwar noch viel, aber schließlich war er ja auch ein Troll. Samy und Tim fanden, dass er trotz seiner grummeligen Art ein netter Kerl war, und freundeten sich mit ihm an. Nun mussten sie allerdings wieder nach Hause. Sie versprachen ihm aber am nächsten Tag wiederzukommen. Skog musste sich eingestehen, dass er es wider Erwarten schön gefunden hatte, Gesellschaft zu haben. Und so freute er sich schon auf den nächsten Tag. Samy und Tim erzählten in der Zwischenzeit dem Großvater von ihrer neuen Bekanntschaft. Er riet ihnen, vorsichtig zu sein, da man Trollen bekanntlich nicht trauen solle. „Aber sagt mal, wie seid ihr eigentlich in den Wald gekommen? Der Fußmarsch bis dorthin ist sehr beachtlich.“ Mit offenem Mund hörte er zu. „Nur gut, dass wir so abgeschieden wohnen. Nicht auszudenken, wenn euch jemand gesehen hätte. Ein fliegender Junge! Das würde morgen in allen Zeitungen stehen“, meinte er. „Daran haben wir gar nicht gedacht“, gestanden die beiden kleinlaut.

Am nächsten Tag machten sie sich etwas vorsichtiger auf den Weg. Skog wartete schon ungeduldig auf sie. Er zeigte ihnen seine Geheimverstecke und Schätze, die er besaß. Am Ende servierte er ihnen ein wahres Festmahl. Ohne dass es jemand aussprechen musste, wusste jeder von ihnen, dass sie nun Freunde für immer waren. Sie verbrachten die gemeinsame Zeit entweder im Wald, oder sie holten Skog in den Garten. Anfangs weigerte er sich noch zu fliegen. Ein Troll müsse mit beiden Beinen auf der Erde stehen, behauptete er. Doch auf das Bitten und Betteln der beiden versuchte er es dann doch. Und mittlerweile war er sogar ein richtig guter Flieger. Die Gesellschaft der beiden tat ihm gut, selbst der Großvater sagte zu ihm: „Skog, dass ein Troll so nett sein kann wie du, hätte ich nicht gedacht!“ „Ich auch nicht“, murmelte dieser in seinen Bart.

Eines Tages überraschte Samy ihre neuen Freunde, indem sie ihnen verkündete, dass sie einen Ausflug machen würden. Total überrascht fragten sie, wo sie denn hinwolle. „Zu mir nach Hause. Wir reisen ins Feenreich“, erklärte sie stolz. Der Großvater hatte das Gespräch zufällig mitbekommen und fragte nun voller Sorge: „Ist es nicht gefährlich für die beiden? Oder sogar verboten?“ „Aber nein“, lachte Samy. „Wenn eine Fee Besuch mitbringt, ist der herzlich willkommen. Nur leichtfertig darf man niemanden einlassen. Nicht dass er uns schaden möchte. Aber ihr seid ja schließlich meine besten Freunde!“

Über dieses Lob freuten die beiden sich sehr. Nun war die Aufregung natürlich groß. Sie würden ins Feenreich reisen. Was für ein Abenteuer!

Der Tag des Abschieds war da. Der Großvater verabschiedete sich von den dreien. Er wünschte ihnen eine gute Reise und viel Spaß im Feenreich. „Ihr müsst mir alles berichten, wenn ihr wieder zurück seid“, sagte er noch, und schon brachen sie auf.
Es war ein langer Flug, sodass sie total erschöpft an der Grenze zum Feenreich ankamen. Da es schon später Abend war und sie noch ein gutes Stück zurücklegen mussten, beschlossen sie erst morgen weiterzureisen. So zündeten sie an der Grenze ein Lagerfeuer an.

„Ich bin schon ganz aufgeregt“, sagte Samy. „Jetzt war ich so lange fort. Aber freuen tu ich mich auch. Endlich meine Heimat und meine mir lieb gewonnenen Bäume wiederzusehen. Die habe ich wirklich sehr vermisst.“ „Nun wirst du sie morgen ja wiedersehen“, brummte Skog. „Wie du davon schwärmst, bekomme ich glatt auch Heimweh nach meinem Heimatwald.

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