Mathilde

Mathilde

Brigitte Utz


EUR 15,90

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 34
ISBN: 978-3-95840-685-8
Erscheinungsdatum: 18.07.2018
Eine kleine Spinne namens Mathilde wohnt im Zimmer eines Menschenjungen. Vorsichtig sorgt sie dafür, dass sie unentdeckt bleibt, bis eines Morgens ihr Gastgeber viel zu früh wach wird und sie bei ihrem nächtlichen Spaziergang ertappt.
Kapitel 1


Die kleine Spinne Mathilde wohnte bei einem Jungen namens Robert. Robert war für Mathilde aber kein Junge, sondern sie nannte ihn den kleinen Riesen – es gab aber auch einen großen Riesen, das war Roberts Mutter. Robert selbst ahnte nicht, dass Mathilde sein Zimmer als i h r e Welt ansah und ihn als eine Art großes Untier. Mathilde war sehr klug, sie hatte sich ihr Zuhause zwischen Kleiderschrank und Mauer eingerichtet – sie fühlte sich dort sicher. Den Spalt zwischen Schrank und Mauer hatte sie mit einem ihrer künstlerischen Netze bespannt, um damit ihre Mahlzeiten zu sichern. Dahinter bot sich noch genügend Platz für ein gemütliches Mittagsschläfchen oder eine ausgiebige Körperpflege. Mathilde war sehr zufrieden.
Sie begann jeden Morgen mit einem ausgiebigen Frühstück – heute hatte sie 2 Mücken und eine Fliege gefangen. Nachdem sie die Mücken mit Appetit gegessen hatte, war sie satt. Wie sie es gewohnt war, wickelte sie die übrig gebliebene Fliege sorgfältig ein, um sie als Abendessen zu genießen. Danach folgte die Arbeit – ihr Netz musste repariert und erneuert werden. Diese Arbeit kostete sie immer wieder große Mühe und sie zog sich nach der erfolgreichen Tätigkeit zu einem Schläfchen zurück.
Nachmittags verbrachte Mathilde meistens damit, zuzusehen, wie der kleine Riese ihre Welt umgestaltete … sie war schon sehr neugierig, i h r e Welt wieder neu zu entdecken, denn der kleine Riese sorgte immer wieder dafür, dass die Welt von Mathilde jeden Tag anders aussah.
Wenn der kleine Riese sich schlafen gelegt hatte, begann Mathilde, sich für ihren abendlichen Spaziergang herzurichten. Sie bürstete sich die Haare an ihren Beinchen und putzte sich ausgiebig, bevor sie sich auf ihre Abenteuerreise machte. Heute zum Beispiel entdeckte sie einen riesigen Berg, der gestern noch nicht da gewesen war. Vorsichtig näherte sie sich dem Gebirge und fragte sich, ob sie es wohl schaffen würde, den Gipfel zu erklimmen. Schon bei den ersten Schritten bemerkte sie, dass das Gebirge nicht aus hartem Material bestand, sondern sich eher weich anfühlte. Vorsichtig begab sie sich in diese neue Welt. Vor ihr lagen einige Täler und Hügel, die in einem hohen Plateau endeten. Mathilde stellte sich vor, wie atemberaubend der Ausblick auf diesem Gipfel sein müsste. Frohen Mutes machte sie sich auf den Weg, sie war flink und durchquerte die Täler, um dann den Weg auf den Gipfel anzusteuern. Sie stellte fest, dass sie für den Weg auf den Gipfel gar nicht so lange brauchte, wie sie angenommen hatte. Als sie ihr Ziel erreicht hatte, war sie überwältigt von dem Ausblick – so fantastisch hatte sie es sich nicht vorgestellt! Sie konnte fast bis zu ihrem Zuhause sehen, das ganz weit hinter ihr lag. Auch den kleinen Riesen konnte sie beobachten, der in einem Kasten lag, sich aber versteckt hatte unter etwas Riesigem, was für Mathilde aussah wie ein großer Wasserfall. Den zu erkunden, fehlte Mathilde dann aber doch der Mut, der Weg dorthin war zu weit und sie hatte Angst, von dem kleinen Riesen entdeckt zu werden. So genoss sie noch für eine kleine Weile den wunderbaren Ausblick, bevor sie sich wieder auf den Heimweg machte.
Auf ihrem Nachhauseweg entdeckte Mathilde etwas ganz Eigenartiges – es war fast durchsichtig, hatte eine rundliche Gestalt und bei dem Versuch, es zu berühren, sprang es von Mathilde fort. Mathilde entdeckte, dass sie dieses Gebilde vor sich her springen lassen konnte – das machte ihr viel Spaß und so tobte sie mit dem leicht durchsichtigen Etwas durch ihren Spielplatz. Sie entdeckte, dass sie dem Staubbällchen, denn das war es, die Richtung vorgeben konnte.

Ohne es zu wissen hatte Mathilde für sich das Fußballspiel entdeckt. Es machte sehr viel Spaß und Mathilde verbrachte noch eine geraume Zeit mit ihrem neuen Spiel. Als sich die Nacht ihrem Ende neigte, ging Mathilde müde, aber glücklich nach Hause. Sie kuschelte sich in ihr Netz und schlief sofort ein. In ihren Träumen jedoch spielte sie mit dem federleichten, hüpfenden Etwas weiter.
Am nächsten Morgen wurde Mathilde sehr unsanft aus ihrem Schlaf geweckt – ein ohrenbetäubendes OOOsssssKaRRRR riss sie regelrecht aus ihren Träumen. Oje, oje, der große Riese mit Oskar war wieder unterwegs. Mathilde spähte am Rand ihres Netzes um die Ecke. Sie rätselte immer, ob jetzt der große Riese den Oskar führte oder ob Oskar den großen Riesen durch das Zimmer dirigierte. Auf jeden Fall war es eine gefährliche Situation, da Oskar immer irgendwelche Dinge einfach mit seinem langen großen Rüssel in seinen dicken Bauch saugte, was immer mit diesem schrecklichen OOOsssKaRRR-Geräusch verbunden war. Mathilde erschauerte bei dem Gedanken, dass es ihr vielleicht auch so gehen würde.
Sie verhielt sich ganz ruhig und beobachtete, ob die beiden Untiere ihre Wohnung durch Zufall entdecken würden. Aber so wie immer hatten die beiden nur den Boden im Visier – Mathilde wusste, dass ihre Welt danach immer sehr eben war, ähnlich einer Savanne. Das hatte aber auch seinen Vorteil – Mathilde konnte dann blitzschnell bis ans Ende ihrer Welt laufen – dort befand sich ein Fenster von dem aus man ins Weltall schauen konnte. Diese Art von Ausflug konnte die kleine Mathilde aber immer nur dann wagen, wenn der große Riese mit Oskar weg war und der kleine Riese noch nicht da war. Aber heute war etwas anders als sonst: Der große Riese verbot Oskar, Lärm zu machen und begann die Kisten in Mathildes Welt umzustellen. Was war da bloß los? Der große Riese begann vor dem Fenster zum Weltall eine neue große Kiste aufzustellen, mit einer kleineren Kiste, die aussah wie eine Leiter. Mathilde war sehr verwundert und fragte sich, was für eine Funktion diese neuen „Kisten“ hatten.
Mathilde spitzte die Ohren und hörte, wie der große Riese mit Oskar sprach und ihm erzählte dass jetzt für den kleinen Riesen Robert der Ernst des Lebens anfinge – er müsse jetzt in die Schule gehen. „Schule“ – was das wohl war??? Mathilde konnte sich darauf keinen Reim machen. Dann brachte der große Riese noch eine große Tasche – Mathilde wusste, was eine Tasche war, der kleine Riese hatte ein etwas kleineres Exemplar, das er jeden Morgen mitnahm, wenn er das Zimmer verließ. Diese hier war deutlich größer und der große Riese befüllte diese Tasche mit Dingen, die Mathilde noch nicht gesehen hatte. Sie fand das alles sehr spannend und nahm sich vor, heute auf ihren Mittagsschlaf zu verzichten, um nicht zu versäumen, wie der kleine Riese auf die neuen Kisten reagierte. Mathilde war sehr neugierig. Der Abendspaziergang würde heute besonders aufregend werden und Mathilde freute sich schon sehr darauf. Um die Zeit zu überbrücken, begann Mathilde ihren täglichen Pflichten nachzukommen – sie reparierte ihr Netz, kontrollierte ihre Speisekammer und widmete sich ihrer Körperpflege.
Als der kleine Riese nach Hause kam, sprang er vor lauter Freude in dem Zimmer herum, sodass Mathildes Netz anfing zu beben. Mathilde war darüber etwas ärgerlich, sie hatte Sorge, dass ihr Netz Risse bekam – Gott sei Dank passierte das aber nicht. Sie begann, darüber nachzudenken, dass diese „Schule“ ein ganz besonderes Geschenk sein musste, etwa wie eine extra dicke Fleischfliege, die sich manchmal in ihrem Netz verfing. Da konnte Mathilde die Freude des kleinen Riesen gut nachfühlen. Mathilde konnte beobachten, dass der kleine Riese heute nicht so viel im Zimmer umgestaltete, er saß vor der großen neuen Kiste und beschäftigte sich dort mit irgendetwas, Mathilde konnte aber nicht sehen, was er dort tat. Ihre Neugier wurde immer größer, sie konnte es kaum noch erwarten, dass es dunkel wurde und sie sich auf ihren täglichen Ausflug begeben konnte. Endlich aber war es so weit – Mathilde musste heute etwas länger warten, bis sie ihren abendlichen Spaziergang beginnen konnte, denn der kleine Riese war etwas unruhig, er wollte und wollte nicht einschlafen. Vorsichtig machte sich die kleine Spinne auf ihren Erkundungsgang, nicht ohne die große Kiste zu beobachten, in der Robert schlief. Aber alles blieb ruhig, sodass Mathilde die neuen Möbelstücke in aller Ruhe und ganz genau erkunden konnte.
Sie untersuchte zuerst die Kiste, auf der Robert gesessen hatte – sie kletterte die Stuhlbeine hinauf und wieder herunter, unterzog auch die Sitzfläche einer genauen Inspektion, alles fühlte sich sehr glatt an. Blieb noch die größere Kiste, die Mathilde genau anschauen wollte – die hatte vier große Beine, die eine riesige Platte trugen, direkt vor dem Fenster ins All. Als Mathilde die Platte erobert hatte, stellte sie fest, dass man von hier aus einen viieel besseren Blick in das „ALL“ hatte als vorher. Mathilde war von der Erkundung der neuen „Kisten“ etwas müde – sie genoss den Blick in die fremde Welt da draußen, rastete ein wenig und ehe sie es bemerkte, war sie eingeschlafen.
Als sie wieder aufwachte, bemerkte sie, dass es draußen im All schon langsam hell wurde – sie war darüber erschrocken und machte sich schnell auf den Heimweg. Als sie gerade in der Mitte des Zimmers angekommen war, geschah das Unfassbare: Der kleine Riese war aufgewacht, er saß auf dem Rand seiner Kiste und sagte: „OHH!!!“ Er hatte Mathilde entdeckt und zog beide Beine hoch – Mathilde dagegen ergriff Panik – sie rannte rechts herum, dann wieder links, es war, als wären ihre Beinchen irgendwie durcheinandergeraten – so lange bis sie total starr vor Schreck einfach sitzen blieb … Auch der kleine Riese war vor Schreck ganz starr und so schauten sich die beiden einfach nur an.
Robert hatte sich als Erster wieder gefangen, er beäugte die kleine Spinne ganz genau und fragte dann: „Na, wer bist denn du?“ Mathilde konnte ihm ja nicht antworten – der kleine Riese hätte ihre Stimme gar nicht gehört, denn die war viel zu fein für Riesen – egal wie groß oder klein die waren. Mathilde verhielt sich ganz still und hoffte, dass Robert sie nicht gleich zertrampeln würde.
Aber der kleine Riese war nach dem ersten Schreck nur neugierig. Vorsichtig näherte er sich der kleinen Spinne – Mathilde glaubte schon, ihr letztes Stündlein hätte geschlagen und so zwickte sie ihre Augen ganz fest zu und wartete auf das scheinbar unausweichliche Ende ihres Lebens … aber es passierte: NIX …
Ganz vorsichtig öffnete Mathilde ihre Augen und sah zu ihrem Erstaunen, dass sich der kleine Riese ganz in ihrer Nähe auf den Boden gesetzt hatte und sie einfach so ansah. Mathilde war das etwas peinlich, aber der kleine Riese verhielt sich ganz ruhig. Mathilde bemerkte, dass ihre Beinchen wieder „normal“ funktionierten und so getraute sie sich ein ganz kleines Stück näher an Robert heran – immer darauf gefasst, dass sie ganz schnell davonlaufen musste. Aber wieder geschah – nichts!!! Robert aber fragte sich, wie lange diese kleine Spinne wohl schon in seinem Zimmer wohnte und wünschte sich, sie könnte ihm das sagen … und dann fing er an, der kleinen Spinne von sich zu erzählen, von der „Schule“ die er am Morgen zum ersten Mal besuchen sollte. Er erzählte Mathilde von seiner Aufregung, von komischen Dingen wie „Schultüte“ mit Überraschungen und viele Dinge mehr. Mathilde wünschte sich in diesem Moment, sie könnte den kleinen Riesen fragen, was diese Dinge alle bedeuteten – aber es blieb ihr nur, ihm zuzuhören. Robert erzählte Mathilde, dass er in dieser Schule Dinge wie Lesen, Schreiben und Rechnen lernen würde und er sich wünschte, er könnte ihr das nächste Mal mehr über die „Schule“ erzählen. Robert kroch wieder in seine Kiste und überlegte, dass es schön wäre, die kleine Spinne vielleicht wiederzusehen und wieder mit ihr zu sprechen.
Mathilde war ganz schön beeindruckt von dem Gehörten – sie hatte für sich beschlossen, hin und wieder einmal nach dem kleinen Riesen zu schauen und wer weiß – vielleicht wieder einmal mit ihm auf dem Boden zu sitzen und ihm einfach zuzuhören.
Eines aber hatte sie heute gelernt: Sie brauchte sich vor dem kleinen Riesen nicht mehr zu fürchten und so trollte sie sich in ihr Netz und träumte davon, dass sie mit dem kleinen Riesen sprechen könnte.


5 Sterne
Mathilde, ich ich mag dich sehr! - 26.08.2019
Michaela Haas

Pfiffig und mit einer gesunden Dosis Selbsterhaltung zeigt mir Mathilde in Spinnenform!! (Mich ekelten Spinnen eigentlich, aber dank Mathilde hab ich meine Sicht auf die 8-Beinkrabbler ein wenig verrückt), dass das Leben im Kleinen auch zu meistern ist und der Blickwinkel mal ruhig versetzt werden darf. Danke Fr. Utz und.... ich möchte mehr von Mathilde lesen, bitte! Wann??.

4 Sterne
MATHILDE die kleine Spinne - 30.12.2018
Ludwig Grün

Ich bin schon eine ganze Weile "erwachsen" und greife schon lange nicht mehr`nach -großen Büchern-um Lebenssituationen in den Griff zu bekommen. *Ich liebe die Essenz der Märchen.* Mein Dank an die Autorin, die es versteht zwischen den Zeilen, Hinweise zu geben das Leben zu meistern. Es würde mich freuen den Hauptdarstellern der Geschichte wieder zu begegnen, teilzuhaben an ihrer Entwicklung um vielleicht im letzten Band von der Weisheit MATHILDES zu kosten.

5 Sterne
Mathilde, die kleine Spinne - 13.08.2018
Elisabeth Schön

Ich habe das Büchlein bei amazon beim Stöbern entdeckt und für meine Enkeltochter erworben. Wir waren begeistert! So eine liebe Geschichte und so passend. Ein Staubsauger kann nur Ossskarrrr heißen, und dass Mathilde lesen lernt, so wie meine Enkelin gerade, hat sie besonders angespornt, die Geschichte selbst zu lesen. Abgerundet durch die wunderschönen Illustrationen hat Mathilde mir und meiner Enkelin einen lustigen Sommertag beschert!....gibt es von der Autorin noch eine Mathilde Geschichte???

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