König Sven der Bärtige

König Sven der Bärtige

Jalil Reggai


EUR 16,90

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 60
ISBN: 978-3-95840-694-0
Erscheinungsdatum: 05.07.2018
Der Wikingerkönig Sven der Bärtige hat ein Problem: Eines Morgens ist sein Schatten spurlos verschwunden. Das ruft unter seinen Männern ziemliche Erheiterung hervor und der geplante Beutezug wird erstmal vertagt. Das kann Sven nicht auf sich sitzen lassen …
Vor langer Zeit gab es in Skandinavien das Volk der Wikinger. Sie hatten sehr schöne und große Schiffe mit langen Rudern und bunten Segeln. Die größten und schönsten dieser Schiffe bestiegen sie immer nur dann, wenn sie in den Krieg ziehen wollten. Und wenn vor einer fremden Küste eines ihrer Schiffe nur schon von Weitem zu sehen war, verkrochen sich die Leute ängstlich in ihren Häusern, um nicht ausgeraubt zu werden.
Aber die Wikinger zogen nicht jeden Tag in den Krieg, sondern eigentlich nur im Frühling. Den restlichen Teil des Jahres verbrachten sie damit, Holz zu fällen, um damit schöne neue Häuser zu bauen. Auch gingen sie gerne mit ihren kleineren Booten auf die Walfischjagd. Das war fast so gefährlich, wie in den Krieg zu ziehen, aber es machte ihnen bedeutend mehr Spaß.
Eine andere Lieblingsbeschäftigung der Wikinger bestand darin, auf eine der kleinen, baumbewachsenden Inseln zu fahren, um von dort aus die riesigen Seedrachen zu beobachten, die sich im Wasser tummelten. Nur allzu nah durfte man diesen Ungeheuern nicht kommen, da sie nur allzu gerne Feuer spieen und es dabei besonders auf Wikinger abgesehen hatten.

Wie man sehen kann, hatte das skandinavische Völkchen eigentlich sehr viel zu tun und war den ganzen Tag über beschäftigt.
Aber man kann ja schließlich nicht die ganze Zeit über nur in den Krieg ziehen, Holz fällen, Häuser bauen, Wale jagen oder Seedrachen beobachten. Es gab daher auch noch eine sehr wichtige Sache, mit der sich die Wikinger am liebsten von morgens bis abends beschäftigt hätten, nämlich das Geschichtenerzählen.
Besonders die Kinder liebten das Geschich-tenerzählen, und sie waren auch meistens als Erste zur Stelle, wenn es hieß, dass ein neues Abenteuer erzählt werden sollte.
Der größte Geschichtenerzähler von allen Wikingern war Rurik, der als weiser Gelehrter und mächtiger Zauberer weit über die Grenzen Skandinavien hinaus bekannt war. Fast so berühmt wie Rurik selbst, war sein großer bunter Zaubermantel. In ganz Skandinavien gab es keinen Zauberer mit solch einem Mantel, worauf Rurik natürlich besonders stolz war.

An einem warmen Sommernachmittag im August hatten sich wieder einmal alle Kinder des Dorfes um ihn versammelt, um einer seiner Geschichten zu lauschen.
„Seht ihr die Sonne dort oben am Himmel?“, begann er.
„Ihr kennt sie nur als strahlende gelbe Schei-be, aber sie ist auch sehr weise, da sie alles sehen kann, was in der Welt geschieht. Aber sie scheint nicht nur auf unser schönes Skandinavien herab, sondern ebenso auf andere, euch unbekannte Länder und Inseln.“ Hier unterbrach der Zauberer seine Erzählung und zeigte mit wichtiger Miene auf die strahlende Scheibe.
„Hinter der Sonne“, so fuhr er fort, „gab es vor langer Zeit eine kleine Insel, die Burgsund genannt wurde. Es war nur ein winziges Eiland und obwohl es so winzig war, gab es darauf ein kleines Dorf und sogar eine kleine Burg. Dort wohnte und herrschte der Wikingerkönig Sven der Bärtige.
Seine Burg war wirklich nicht sehr groß, aber er war trotzdem sehr stolz darauf und ließ sie immer von seinen bis an die Zähne bewaffneten Soldaten gut bewachen. Die Geschichte, die ich jetzt erzählen will“, sagte Rurik, „begann eigentlich an einem besonders schönen und sonnigen Frühlingsmorgen.
Der kleine König Sven stand an diesem Tag ausnahmsweise einmal sehr früh auf, was er normalerweise sonst nie tat. Er setzte sich also erst einmal im Bett auf und versuchte mühsam die Müdigkeit abzuschütteln. Als er sich so einigermaßen wach geredet hatte, stand er schwerfällig auf und ging zu seinem Wasch-trog.

Dort streckte er sich zuerst selbst im Spiegel die Zunge heraus, um zu sehen, ob sie auch richtig schön rot und gesund war.

Als Nächstes war die Katzenwäsche an der Reihe, aber auch das war an diesem Morgen ungewöhnlich, da Sven kaltes Wasser nicht leiden konnte, weswegen er sich auch meistens lieber gar nicht erst wusch. „Igitt, ist das Wasser aber kalt!“, rief der König, spritzte sich aber weiter tapfer das Wasser ins Gesicht, bis er halbwegs sauber war. „So, jetzt muss ich mir nur noch die Zähne putzen.“

Sven rubbelte sich mit dem Zeigefinger die Zähne einigermaßen gründlich sauber, was er sonst auch nie tat, weil es ihm normalerweise viel zu anstrengend war.
Schließlich schaute er noch einmal sehr zufrieden in den Spiegel und machte sich dann auf den Weg nach unten in den Burghof.

Heute war tatsächlich ein ganz besonderer Tag, denn das neue Jahr hatte begonnen und wie es so üblich war im Frühling, wollten die Wikinger ihr größtes Schiff ausrüsten und es schmücken, um die jährliche Plünderungsfahrt zu unternehmen.
König Sven der Bärtige versammelte alle seine Männer um sich herum und begann mit einer großen Rede, was er immer tat, bevor er in den Krieg zog. „Männer“, sagte er, „wie ihr wisst, wollen wir heute auf Beutefang ausfahren!
Ich selbst werde …“ und weiter kam er nicht, denn plötzlich rief einer der Wikinger: „Der König hat ja keinen Schatten!
Die Sonne scheint, und wir haben alle einen Schatten, nur der König nicht!“
König Sven schaute verdutzt auf den Boden, und tatsächlich: Alle anderen Männer hatten einen schönen, dunklen Schatten, aber seinen eigenen konnte er nicht finden.
Der kleine Wikingerkönig schaute noch immer ganz erstaunt auf den Boden, als er plötzlich das hämische Gelächter der anderen hörte. „Ha, ha, ha, so was haben wir ja noch nie erlebt, ein König ohne Schatten! Oh, sieht das lächerlich aus!
Was für ein König, er hat nicht einmal einen Schatten!“
Die Wikinger krümmten sich vor Lachen und konnten sich gar nicht mehr beruhigen. Nur der arme Sven lachte nicht.
Er stand ganz traurig da und ließ das Geläch-ter über sich ergehen.
Schließlich rief er: „Wenn ihr doch wenigstens nicht so lachen würdet! Ich finde es überhaupt nicht komisch, ein Wikingerkönig ohne Schatten zu sein!“
Aber kaum hatte der Ärmste das gesagt, mussten die Wikinger nur noch lauter lachen. Doch das war noch längst nicht alles, was der arme Sven ertragen musste.




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Silvia Heider

Ich find´s nett, das Alphabet!

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