Die Abenteuer von Tuli und Muli

Die Abenteuer von Tuli und Muli

Franziska Brix


EUR 23,90
EUR 19,99

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 38
ISBN: 978-3-99130-222-3
Erscheinungsdatum: 06.03.2023
Die beiden Langohrkaninchen Tuli und Muli sind neugierig auf die große, weite Welt. Erfahrt, wie sie aus ihrem gemütlichen Stall ausbüxen und allerhand spannende Abenteuer erleben. Werden sie nach dem Besuch der Großstadt den Weg nach Hause wiederfinden?
Wie ihr sicher alle wisst, halten sich die Menschen auf dem Land viele verschiedene Haustiere. So war es auch bei der Familie Novak, die in einem kleinen Dorf lebte. In ihrem Garten gab es einen Kaninchenstall, der voller scheckiger Kaninchen war. Herr Novak kümmerte sich gut um sie, und sein Sohn Wendelin half ihm gerne dabei.
Wendelin ging bereits in die erste Klasse, und jedes Mal, wenn er von der Schule nach Hause kam, ließ er seine liebsten Langohren Tuli und Muli in den Garten, damit sie dort herumlaufen und sich an dem frischen Gras erfreuen konnten.
Muli war ganz schwarz, während Tuli weiß mit einem rostroten Fleck auf der Schnauze war.
Eines Nachmittags warteten sie wieder auf Wendelin und beobachteten dabei die herumfliegenden Vögel.
„Denen geht‘s wirklich gut“, meinte Tuli. „Die können überall hinfliegen, wo sie wollen.“
„Ich würde so gern sehen, wie es in der Stadt aussieht.“
„Mich zieht es auch schon lange dorthin“, gab Muli zu.
„Aber wie kommen wir hier raus?“
„Über den Zaun können wir nicht springen, der ist ja viel zu hoch für uns!“
„Aber wir könnten uns darunter durchgraben!“, warf Tuli ein.
Muli lächelte daraufhin nur schelmisch und sobald Wendelin sie herausließ, begannen sie auch schon, fleißig zu wühlen. Sie hatten es aber ganz und gar nicht leicht mit der Arbeit, weil es seit mehreren Tagen nicht mehr geregnet hatte und der Boden trocken und hart war.
Außerdem mussten sie ständig aufpassen, dass Wendelin sie beim Ausreißen nicht erwischte.
Die anderen Kaninchen schauten neugierig zu, und eines von ihnen fragte: „Warum um alles in der Welt wollt ihr eigentlich weg von hier?“
„Es geht uns doch allen gut hier!“
„Wir bekommen saftige Karotten und können den ganzen Tag auf der faulen Haut liegen.“
Tuli hörte kurz auf zu graben und entgegnete: „Das ist mir aber nicht genug!“
„Wir wollen auch ein paar Abenteuer erleben!“
„Ich glaube nicht, dass wir es heute noch schaffen, dazu sind wir zu langsam“, keuchte Muli.
Kaum hatte er das gesagt, sahen sie schon Wendelin kommen und hoppelten verstohlen vom Zaun weg.
Am nächsten Tag regnete es von früh bis spät, so dass sie nicht in den Garten gehen konnten.
Das machte ihnen freilich gar nichts aus, denn ihre Pfoten waren ohnehin nach der gestrigen Grabtortur noch immer ein wenig wund.
Der heftige Regen prasselte unentwegt auf das Dach des Kaninchenstalls. Tuli und Muli ruhten sich also einfach aus und hörten verschlafen auf das sprudelnde Wasser in der Dachrinne. Es regnete die ganze Nacht in einem fort.
Sie wachten erst spät auf. Da schien wieder die Sonne und sie konnten mit der Arbeit weitermachen.
Sie waren recht froh darüber, dass der Boden nach dem Regen so weich war, und gruben eifrig um die Wette, als Muli plötzlich Tuli anstupste.
„Pass auf, da kommt Wendelins Vater!“
Sie hatten gerade noch Zeit, ihre schlammigen Pfoten auf dem nassen Gras zu reinigen, und schon trug sie Papa Novak wieder zurück zum Kaninchenstall. Das Drahttürchen schloss sich hinter ihnen. Tuli lehnte sich dagegen und meinte: „Uns fehlt nur noch ein kleines Stück und dann …“
„Und dann können wir uns auf den Weg machen“, freute sich Muli.
Am nächsten Tag wurde das Loch unter dem Zaun endlich fertig. Es war zwar klein, reichte aber aus, um hindurch zu schlüpfen.
Rasch hoppelten sie auf das Feld, das sich auf der anderen Straßenseite ausdehnte, und warteten dort stundenlang in sicherer Deckung.
Bald war es dunkel, daher blieben sie die Nacht über zur Sicherheit in ihrem Versteck. In der Früh wurden sie durch das Rattern eines Mähdreschers geweckt, der gerade ein Feld aberntete.
Die Kaninchen hatten so etwas noch nie gesehen und hielten das Ungetüm für ein riesiges Blechmonster.
Also nahmen sie Hals über Kopf Reißaus und flüchteten, so schnell sie ihre Beine trugen.
Sie rannten zum Waldrand, wo zwei Kaninchen mit seltsam langen Ohren auf einem Baumstumpf hockten.
Tuli und Muli betrachteten sie eine Weile und fragten dann neugierig: „Seid ihr auch aus einem Kaninchenstall weggelaufen, um draußen Abenteuer zu erleben?“
„Nein, wir leben hier im Wald.“
„Wir sind keine Kaninchen, sondern Hasen.“
„Mein Name ist Eddy und das ist meine Freundin Elinka.“
„Wir möchten in die Stadt“, sagte Muli.
„In die Stadt?“, wunderte sich Elinka.
„Aber für uns Tiere lauern doch dort an jeder Straßenecke Gefahren.“
„Auch hier im Wald muss man vorsichtig sein“, fügte Eddy hinzu.
„Hier leben viele Füchse, und oft streifen hier Jäger umher.“
„Passt gut auf euch auf!“
Tuli und Muli verabschiedeten sich von ihnen, bevor sie weiter den Waldweg entlanghoppelten.
Plötzlich hörten sie aus der Ferne einen Hund bellen. Die Kaninchen sahen, wie sich ihnen ein Jagdhund näherte.
Schnell duckten sie sich in einen hohlen Baum und waren mucksmäuschenstill.
„Astor!“
„Bei Fuß!“
So erschallte die strenge Stimme des Jägers, dem der Hund gehörte. Astor folgte dem Ruf seines Herrchens sofort und machte gehorsam kehrt.
Die Kaninchen kauerten in ihrem Versteck. Ihnen schlug das Herz bis zum Hals vor lauter Angst. Nach einer Weile kehrte jedoch Stille ein, und Tuli spähte vorsichtig hinaus. Er atmete erleichtert auf und flüsterte beruhigt: „Muli, wir können wieder heraus, sie sind weg.“
Sie fassten sich also ein Herz, krochen heraus und schauten sich wachsam um. „Hoffentlich stößt uns nicht wieder etwas Unangenehmes zu“, seufzten sie.
„Hui, hui, hui!“, hörten sie da plötzlich einen ganz seltsamen Zuruf. Er kam von vier Hasen, die gerade um die Wette liefen. Jeder von ihnen wollte der Schnellste sein, aber gewinnen konnte natürlich nur einer.
„Wow, das war aber ganz schön schnell“, sagte Tuli staunend, als er im Ziel den Sieger sah, einen muskulösen, gut trainierten Hasen namens Arthur.
„Hm, das ist gar nichts, das hätte ich auch geschafft“, meinte Muli neidisch. Es grämte ihn, dass sein bester Freund einen Fremden so bewunderte.
Als Arthur Tuli und Muli erblickte, begann er, sich vor ihnen zu brüsten. „Willst du auch gegen mich antreten?“, fragte er überheblich.
„Klar, gerne!“, antwortete Muli selbstbewusst.
„Ich nicht!“, sagte Tuli. „Ich werde nur zuschauen. Ich kann euch aber gerne das Startkommando geben!“
„In Ordnung!“, stimmte Arthur zu.
„Wir laufen bis zu dieser hohen Fichte dort.“
Tuli ritzte mit einem Stock eine Linie in den Boden und forderte die Wettläufer auf, sich dahinter aufzustellen. Dann nahm er neben den beiden Aufstellung, stemmte die Pfoten in die Hüfte und gab das Startkommando.
„Auf die Plätze, fertig, los!“
Die Hasen schossen wie Pfeile los und hatten Tuli im Handumdrehen weit hinter sich gelassen. Völlig außer Atem kam er ins Ziel, wo die kichernden Hasen auf ihn warteten. Arthur hatte wieder gewonnen und Muli schämte sich, dass er Letzter geworden war.
„Mach dir nichts daraus“, trösteten ihn die Hasen. „Niemand hat Arthur je besiegt.“
„Er ist einfach der Schnellste von uns!“
Muli blieb nichts anderes übrig, als dem Gewinner zu gratulieren und sich mit Tuli auf den Weg zu machen.
Als sie schließlich die Stadt erreichten, war es bereits dunkel. Es hatte wieder zu regnen begonnen. Die Straßenlaternen leuchteten auf den Gehsteig, der im Regen wie ein Spiegel glänzte. Auf der Straße hatten sich große Pfützen gebildet, aus denen es nur so spritzte, als die Autos drüberfuhren.

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