Auf der Insel Meukenia

Auf der Insel Meukenia

Anne-Sofie hat Tomaten auf den Augen!

Marc André Hürbin


EUR 21,90
EUR 13,99

Format: 15 x 20 cm
Seitenanzahl: 216
ISBN: 978-3-99038-512-8
Erscheinungsdatum: 28.08.2014
Meukenia - eine romantische Insel mitten im Meer, fern jeder Zivilisation. Auf den Bäumen tummeln sich Affen, im Meer kann Anne-Sofie schwimmen und Fische angeln. Doch nicht alles ist so friedlich, wie es scheint: In einer verlassenen Goldmine treiben Geldfälscher ihr Unwesen. Und plötzlich tauchen Fremde auf der Insel auf…
… ist gefangen!

Als Anne-Sofie wieder aufwachte, da wusste sie zuerst nicht, wo sie war. Sie glaubte, dass sie zu Hause in ihrem Bett lag. Sie gähnte und wollte sich auf die andere Seite des Bettes drehen, und da merkte sie, dass die Unterlage eine ganz andere war. Sie war immer noch müde und wollte eigentlich noch ein wenig schlafen. Doch plötzlich zuckte sie zusammen.
Irgendetwas war mit ihrem Ohr los. Zehn Sekunden später zuckte sie wieder zusammen. „Lass das, Mutter!“, rief sie, als ob ihre Mutter daran schuld war.
Das Mädchen schlug wieder die Augen auf und sah ein dämmeriges Licht. Es sah nicht wie es erwartet hatte ihre Zimmerdecke, sondern die schwarzen Wände der Höhle, in der sie geschlafen hatte. Ein paar Sekunden später wusste Anne-Sofie, wo sie war.
Doch woher kam das dumpfe Licht? Und was war mit ihrem Ohr los? Das wollte sie jetzt rausfinden.
Als Erstes merkte sie, dass ihre Mutter gar nicht die Person war, die etwas mit ihrem Ohr tat, da sie ja ihre Mutter schon seit Tagen vermisste.
Als Zweites merkte Anne-Sofie, dass ihr … Wieder zuckte das Mädchen zusammen … Und jetzt wusste Anne-Sofie, was mit ihrem linken Ohr los war. Sie befand sich in einer Tropfsteinhöhle. Und von der Decke tropfte Wasser auf sie runter, und zufälligerweise trafen die Tropfen genau auf ihr Ohr.

Ärgerlich darüber wischte sie die Wassertropfen weg und richtete sich auf. Das Mädchen hatte wunderbar auf der weichen Unterlage geschlafen.
Sie gähnte und kratzte sich nachdenklich an ihrem Ohr. Diesmal war es aber nicht das gleiche Ohr, sondern das andere.
Erst jetzt bemerkte sie, dass in der Höhle ein dämmeriges Licht herrschte. Als sie ein scharrendes Geräusch hörte, da drehte sie sich um. Und es war noch etwas anderes, was das Mädchen merkte, nämlich ein eigenartiger Geruch.
Doch was für ein Geruch war es? Und woher kam das Licht? Geschweige denn das scharrende Geräusch?
Anne-Sofie hatte nicht unbedingt Angst, doch sie hatte keine Ahnung, was nun noch alles auf sie zukommen würde, bis sie wieder zu Hause war.
Das Mädchen sah nun in die Richtung, von wo das Geräusch herkam, und sie bekam einen Schreck, der ihr fast den Verstand nahm.
Das Geräusch kam aus der Richtung des Höhleneingangs, wo sie reingekommen war. Ein Stein rollte vor die Öffnung und ihr wurde bewusst, dass sie in der Höhle eingesperrt war!



… und ein eigenartiger Geruch

Sie war gefangen!
Ängstlich sah sie sich nach allen Seiten um. Was war geschehen? – Und wo in aller Welt war sie? – Dass sie noch auf der Insel Meukenia war, dessen war sie sich im Moment auch nicht mehr bewusst!
Anne-Sofie, die noch immer an dem Ort stand, wo sie geschlafen hatte, wurde schwindlig. Hilfe suchend wollte sie sich an etwas festkrallen, doch das war nichts. Schließlich fiel sie auf die Knie. Sie hatte Angst. Doch nach einer Weile ging das Schwindelgefühl wieder weg. Die Angst ließ nach, doch im Großen und Ganzen war sie immer noch ein bisschen da.
Wieder merkte sie den in der Höhle schwebenden Geruch.
Schließlich wusste das Mädchen, was es war. Es war der Geruch von Bienenwachs.
Ein bisschen beruhigte sie das. Vom Geruch her musste es sich um eine Bienenwachskerze handeln. Diesen Geruch gab’s auch manchmal in einer Kirche.
Als Anne-Sofie wieder bei Kräften war, da huschte ein winziges Lächeln über ihr Gesicht. Sie hatte begriffen, dass noch jemand hier drin war, der vielleicht erfreut oder vielleicht eben nicht erfreut darüber war, dass sie in sein Heiligtum – diese Höhle – eingedrungen war. Aber immerhin, es war jemand da!
Doch wer konnte das sein?
War es ihre Mutter? – Nein, das konnte nicht sein. Giovanna und Anne-Sofie waren ja erst seit einem guten halben Jahr auf der Insel. Aber um wen handelte es sich dann?
Das Mädchen dachte angestrengt nach. Da fiel ihr ein, dass mehrere Personen, die auf der Insel waren, vor Kurzem verschwunden waren! Plötzlich fiel dem Mädchen ein, dass sie Ricky und seinen Vater hier in der Schlucht ja gesehen hatte! Waren sie es gewesen, die mit dem Motorboot davongefahren waren? Oder Eddy und Manfred?
Ob es draußen noch regnete und stürmte? Anne-Sofie wollte nachsehen, doch da fiel ihr ein, dass der Weg nach draußen von einem Stein blockiert worden war.
Als sie nachsehen wollte, da passierte ihr das Unglück, dass sie nicht mehr wusste, wo die Öffnung gewesen war.



… und die letzte Tomate!

Eine Stunde lang suchte das Mädchen verzweifelt nach der Öffnung, doch sie konnte sie nicht finden. Den Vorhang fand sie nicht, und den Stein, der davor gerollt worden war, den konnte sie auch nicht finden.
Schließlich gab das Mädchen auf und sank erschöpft auf einen der herumliegenden Steine. Der Schweiß rann ihr in Strömen das Gesicht runter. Sie hatte Durst und Hunger, ihr Magen knurrte und ihre Kehle war trocken. Doch müde war sie nicht, da sie die ganze Nacht ruhig geschlafen hatte. – Schließlich zog sie ihre Jacke aus, da sie ziemlich stark schwitzte.
Nun ging es ihr ein wenig besser. Ihre Atmung beruhigte sich. Sie hatte noch nie so verzweifelt nach etwas gesucht. Sie wäre auch gern in ihr Versteck unter dem Baum zurückgekehrt. Aber das Versteck, das sie selber gebaut hatte, worin man die ganze Insel überblicken konnte, darin wäre sie jetzt am liebsten gewesen. Doch am meisten sehnte sie sich nach der Mutter, aber auch ein bisschen nach dem morgendlichen Unterricht.
Leise vergoss sie ein paar Tränen, doch dem Mädchen war nicht nach Weinen zumute.
Während Anne-Sofie mit dem Ärmel ihre Tränen wegwischte, wanderte ihr Blick die gegenüberliegende Felswand entlang. Und plötzlich entdeckte sie etwas, das dazu führte, dass ihre Augen anfingen zu leuchten.

Auf einem Felsvorsprung der Höhle stand eine mittelgroße rote Tomate und dahinter flackerte eine Kerze, die das spärliche Licht in der Höhle verbreitete.
Wer hatte die Kerze angezündet und dort hingestellt? Und wer hatte all die Tomaten hingelegt? Anne-Sofie glaubte, dass sie für sie gewesen waren, damit sie den Weg bis hierher finden würde! „DOCH WOZU? DOCH WOZU?“ Dieser Gedanke hämmerte in ihrem Hirn und raubte ihr fast den Verstand!
Das Mädchen beschloss nun, obwohl dieser Gedanke in ihrem Kopf nicht verschwand, zuerst die Tomate zu essen; da sie ein bisschen grün war, schmeckte sie nicht besonders lecker. Und die Flüssigkeit in der Tomate stillte nicht ihren Durst, sondern schmeckte in ihrem Mund und auch in ihrer Kehle wie Öl. Aber es beendete das Sich-wie-ausgetrocknet-Fühlen.



… findet den Ausweg aus der Höhle

Wieder hörte Anne-Sofie ein Geräusch! Es war nicht das Geräusch des Steines, der vielleicht vom Eingang wegrollte, sodass sie wieder ins Freie gehen konnte, sondern es klang nach einem rauschenden Murmeln. Es war ein ähnliches Geräusch, wie wenn das Wasser nach dem Baden aus einer Badewanne abgelassen wird.
Das Mädchen beschloss herauszufinden, woher das Murmeln kam.
Das Geräusch klang zwar, als ob es ganz aus der Nähe kommen würde, doch es war trotzdem fast nicht zu hören.
Plötzlich kam von rechts ein Luftzug. Die Kerze flackerte und ihr Licht ging aus! Und das Mädchen konnte sich gerade noch hinter einem vorspringenden Felsen verstecken und kauerte sich da hin.
Nun, es war für einen Moment pechschwarze Dunkelheit.
Doch dann hörte Anne-Sofie ein Schaben und ein Lichtstreifen erhellte die kleine Höhle.
Was war das? Gehörte die Höhle jemandem? Und wenn ja, wem? Waren noch andere Leute auf der Insel, von denen die Einwohner von Meukenia nichts wussten?
Der Lichtstreifen wurde noch ein Stück breiter und sie sah, dass in der Nähe, wo vorher die Kerze gebrannt hatte, eine viereckige Öffnung war, die vorher nicht da gewesen war, doch niemand steckte den Kopf durch die Öffnung. – Das Mädchen hatte Angst, doch diese hielt sich in Grenzen. – Jetzt war das leise Geräusch, das Murmeln, welches Anne-Sofie gehört hatte, um einiges stärker. – Doch Anne-Sofie hörte nicht nur das leise Murmeln, nein, da war auch noch ein tosendes Geräusch, ein Rauschen, doch das schien weiter entfernt zu sein.
Anne-Sofie überlegte, und es schien ein schier langes Überlegen zu sein. Schließlich stand sie auf und ging auf den Lichtstreifen zu.
Als das Mädchen vor der Felswand stand, wo das Licht herkam, da sah sie, dass es so etwas wie eine kleine Tür war, die in der groben Felswand eingelassen und ebenfalls aus Stein war.
Anne-Sofie schaute zuerst vorsichtig durch den Schlitz der Tür, um zu sehen, ob da nicht irgendeine Gefahr bestand. Und dann entdeckte sie, woher das leise Murmeln kam.



… entdeckt die Quelle

Das leise Murmeln kam von einer Quelle. Und das Licht kam von einer Kerze, die hinter der Öffnung stand.
Anne-Sofie kletterte durch die kleine Tür und stand nun neben einem kleinen Bach, der neben ihr dahinfloss. Obwohl die Kerze neben der Öffnung stand, war niemand hier zu sehen. Die Wände waren aus Stein und das Bachbett war voller kleiner Steinchen, doch die musste jemand hier reingetan haben. Wohl damit es besser aussah.
Als das Mädchen sich an die neue Umgebung gewöhnt hatte, da wurde ihr bewusst, dass irgendjemand hier im Gebirge der Insel Meukenia sein Unwesen trieb und sie außerdem hierhergelockt hatte, indem er Tomaten an verschiedenen Stellen hinlegte.
Anne-Sofie konnte sich nicht vorstellen, dass es sich um ihre Mutter handelte. Vom Geschmack der Tomaten nahm sie aber an, dass es die Tomaten von Eddy waren. Eddy selber konnte es, wenn sie es sich recht überlegte, auch nicht sein. Und Manfred hatte sowieso nur seine Fischerei im Kopf. Das Mädchen nahm an, dass es der Druide war. – Doch was tat die Vogelscheuche hier? Irgendetwas suchte sie hier, was es woanders nicht gab? – Und wer waren Ricky und sein Vater? Es war nicht das erste Mal, dass das Mädchen sich das durch den Kopf gehen ließ! Es seufzte, weil es keine Antwort auf all diese Fragen fand.
Hier unten im Felsgestein, da war es bedeutend kühler als in der Höhle.
Wahrscheinlich wegen dieser Quelle, die murmelnd hier unten dahinfloss.
Anne-Sofie bemerkte, dass sie bequem neben diesem Bach entlanggehen konnte. Aber sie wusste nicht, ob sie mit oder gegen die Strömung gehen sollte. Sie beschloss, erstmals der Strömung zu folgen.
Mit der Kerze in der Hand ging sie langsam abwärts. Sie bemerkte, dass der Bach breiter wurde, je weiter sie den Berg hinunterging, und dass das andere Geräusch, das Tosen, zunahm. Und es kam Anne-Sofie so vor, als ob es auch immer näher kam.
Plötzlich merkte Anne-Sofie, dass sie bis zur Hüfte im Wasser stand, und der Bach war jetzt auch fast so breit wie ein Fluss, und die Strömung wurde auch immer stärker. Doch was sollte sie machen, die Strömung riss das Mädchen fast mit … doch in letzter Sekunde …!



… im reißenden Fluss

Anne-Sofie konnte sich in letzter Sekunde noch retten. Sie watete zum Ufer, wo jetzt ein kleines Bord entlangführte. Mit letzter Kraft klomm sie da rauf und hielt sich an einem Felsen fest. Der Fluss floss neben ihr den Berg runter. Immer schneller floss er so dahin. Bis er dann eine Biegung nach rechts machte. Das Getöse, welches Anne-Sofie aus der Ferne gehört hatte, war ganz in der Nähe. Und dann ging die Kerze aus und fiel in den reißenden Fluss.
Was war geschehen? – Wohin floss der Fluss? – Und woher kam das Getöse?
Das Mädchen hatte Angst! Panische Angst! Es hatte sich gerade noch in letzter Sekunde in Sicherheit bringen können. Doch als die Kerze ins Wasser gefallen war, da hatte es die Hoffnung, einen Weg hier rauszufinden, aufgegeben. Irgendjemand hatte das Mädchen bewusst hierhergelockt und eingesperrt. Wer war denn das bloß gewesen? Und wie konnte sie ihn finden, um ihm zu sagen, dass sie unschuldig und rein zufällig hierhergekommen war und er sie deswegen freilassen sollte?
Doch obwohl es Anna-Sofie zuerst so vorgekommen war, als ob es nun, nachdem die Kerze erloschen war, stockfinster war, merkte sie, dass es gar nicht so dunkel war.
Aus irgendeinem Grund schimmerte die Decke über ihr in einem komischen Phosphor-Schein. Als das Mädchen in die Richtung sah, wohin der Fluss floss und eine Biegung nach rechts machte, sah sie, dass dort so etwas wie das Tageslicht schimmerte.

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