Wie entstehen die kleinen Menschen?

Wie entstehen die kleinen Menschen?

Die Außerirdischen wollen auf die Erde

Martin Sieber


EUR 19,90

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 266
ISBN: 978-3-99146-749-6
Erscheinungsdatum: 18.04.2024
Außerirdische sind auf dem Mond gelandet und wollen den Planeten Erde erkunden. Dabei entdecken sie eigenartige Objekte, die Arme und Beine besitzen wie sie selbst und sich flink fortbewegen. Besteht eine mögliche Verwandtschaft zu ihnen?
Vorwort

Die Außerirdischen, die in diesem Sonnensystem „Fuß gefasst haben“, sprechen eine Sprache, die nur sie verstehen. Niemand im Sonnensystem hatte jemals Kontakt mit ihnen. Damit hier in diesem Bericht die Vorgänge, Beobachtungen und Überlegungen der fremden Wesen beschrieben werden können, wird die Sprache der Menschen verwendet.



Teil I

Erste Erkundungen der
„Mission Erde“



1
Das erste Meeting

Der frisch ernannte Leiter der „Mission Erde“, Captain Brown, bereitet sich auf die Eröffnung des ersten Meetings mit seiner künftigen Mannschaft vor, die aus über einem Dutzend Explorern besteht, alle mit einer Spezialausbildung. Anwesend sind auch seine Kollegen vom Leitungsteam sowie Commander C3. Sie sind im großen Konferenzraum der Raumstation „Mission Erde“ versammelt, die vor kurzem auf dem Erdmond gelandet ist. Es geht um das Vorhaben der Explorer, den Planeten S3 zu erkunden, welcher der dritte Planet im Sonnensystem ist (in der Sprache der Menschen ist es der Planet Erde). Die Explorer gehören zu derjenigen Gruppe der extraplanetarischen Lebewesen, die sich „Titaner“ nennen, weil sie der Meinung sind, dass ihre Vorfahren auf dem Mond mit dem Namen „Titan“ auf einer großen Basis gelebt haben. Dieser Mond ist sehr groß und gehört zum Planeten S6, dem sechsten Planeten im Sonnensystem (Planet Saturn). Ursprünglich stammen sie jedoch von einem Exoplaneten eines viel weiter entfernten Sonnensystems.
Captain Brown wirkt wie immer gelassen, keine Spur von Nervosität, aber es ist ihm bewusst, dass dies ein besonderer Tag ist; die Aufmerksamkeit aller ist auf ihn gerichtet. Es ist seine erste Mission und er will sich dafür einsetzen, dass sie erfolgreich verläuft. Dies nicht zuletzt wegen seiner möglichen Beförderung zum Commander, wenn die „Mission Erde“ erfolgreich ist. Damit könnte er Mitglied des Zentralrats werden und wäre somit eine beachtliche Stufe höher als jetzt. Die Chancen dazu beurteilt er positiv. Aber noch wichtiger ist für ihn die faszinierende Herausforderung, die sich auftut, wenn er für die Landung auf der Erde die Erlaubnis bekommt und dann als Leiter der Mission Erde das Geschehen vor Ort ganz in seinen Händen liegt.
Er konnte seine Mitarbeiter für die Mission Erde selbst auswählen und sie werden gemäß seiner Anweisungen die Arbeiten in Angriff nehmen. Nur er wird bestimmen können, wer wie Kontakt zu Lebewesen aufnimmt, falls es solche gibt.
Es ist ihm aber auch bewusst, dass er als Leiter der Mission Erde abgesetzt werden kann, wenn die Mission nicht den erwünschten Verlauf nimmt. Auf der großen Basisstation der Explorer, die sich zusammen mit dem Zentralrat auf dem Planeten Mars befindet, gibt es erfahrene Explorer, die diese Aufgabe gerne übernehmen möchten. Dann ist er auch nicht sicher, ob es in seinem Leitungsteam Mitglieder gibt, die ohne zu zögern in seine Fußstapfen treten würden. In seinem gewohnt sachlichen Ton beginnt Captain Brown:
„Hallo alle von der Mission Erde!“
„Ich begrüße die Leitung und die versammelten Explorer der neuen ‚Mission Erde‘ und speziell auch unseren Gast, Commander C3, der uns vom Zentralrat auf der Marsbasis eine wichtige Botschaft überbringen wird. Wir hier freuen uns, nach einer längeren Pause diese Mission in Angriff nehmen zu dürfen, und das bei einem Planeten, der möglicherweise für uns sehr interessant ist.
Wir alle haben uns für die ‚Mission Erde‘ beworben und sind am Ende eines langen Auswahlverfahrens ausgewählt worden. Das motiviert uns, unser Bestes für das Gelingen der Mission zu geben. Bei bisherigen Explorationen anderer Planeten konnten deren Geologie und, allerdings selten, auch deren Lebewesen erkundet werden. All das hat zu neuen Erkenntnissen geführt, die sehr nützlich sind. Ich hoffe und bin zuversichtlich, dass das auch bei der ‚Mission Erde‘ gelingt. Nun übergebe ich das Wort Commander C3, der uns als Beauftragter des Zentralrats einiges zu sagen hat.“
Commander C3 steht auf und bewegt sich nach vorne zu Captain Brown. Er wirkt etwas zögerlich, nachdenklich, im Gegensatz zu Captain Brown wenig enthusiastisch. Es scheint, als ob ihn etwas bedrücke. Zweifellos hat er von allen am meisten Erfahrung. Dies und seine Seriosität haben ihn zu einem geachteten Commander gemacht. Das war denn auch der Grund dafür, dass der Zentralrat ihn für die Leitung der „Mission Erde“ angesprochen hatte, was er aber ablehnte. Commander C3 bemerkte die enttäuschte Reaktion auf seine Absage hin und anerbot sich deshalb, als Verbindungsmann zwischen dem Zentralrat und dem Leiter der „Mission Erde“ tätig zu sein, was man dankend annahm.
„Hallo Captain Brown und Leitungsteam, hallo Explorer der Mission Erde“, beginnt er. „Als Mitglied des Zentralrats überbringe ich Ihnen heute unsere besten Grüße an alle Mitglieder der ‚Mission Erde‘ und lege Ihnen dar, weshalb diese Mission für den Zentralrat wichtig ist, was Euer Auftrag ist und welche Vorschriften Ihr einhalten müsst. Über die technische Unterstützung wird Sie dann Captain Brown näher informieren.
Nun zuerst zur Bedeutung der ‚Mission Erde‘: Der Zentralrat, stationiert auf dem Mars, ist auf den Planeten Erde aufmerksam geworden. Wir möchten gerne näheres über diesen Planeten erfahren. Erste Beobachtungen haben nämlich ergeben, dass es auf der Erde gewisse Biosignaturen und vermutlich bewegte Objekte gibt, deren Bewegungen auf eine gewisse Intelligenz hinweisen. Analysen der Atmosphäre der Erde zeigten, dass sich darin Kleinstpartikel befinden, die auf mögliches Leben hindeuten. Die Erde kreist in einem günstigen Abstand zur Sonne, nicht zu nahe, aber auch nicht zu weit weg, günstig deshalb, weil die Entstehung von Leben damit möglich ist. Es könnte sein, dass gewisse Lebewesen über Fähigkeiten verfügen, sich auf dem Planeten zu entwickeln und zu überleben. Das möchte der Zentralrat mithilfe der ‚Mission Erde‘ näher erkunden. Bei der Exploration der Erde muss jedoch sorgfältig vorgegangen werden. Es soll vorderhand strikt vermieden werden, dass Lebewesen auf der Erde, so es denn überhaupt welche gibt, unsere Aktivitäten bemerken. Ferner müssen wir uns vor möglichen Gefahren schützen, zum Beispiel vor der kosmischen Hintergrundstrahlung.“
Was er nicht erwähnt, ist eine Entdeckung der Kollegen auf der Marsbasis, über die der Zentralrat vor kurzem informiert wurde. Die Marsbasis hat ein kleines Flugobjekt aufgefangen, eine Art Raumsonde, auf der eine goldene Platte auf der Außenseite montiert war. Auf der Platte waren eigenartige Zeichen eingraviert, die auf die Existenz intelligenter Wesen hindeuten. (Es handelt sich um die „Golden Records“, eine Art galaktische Flaschenpost, den die Voyager 1 und 2 1977 ins All beförderten). Das Flugobjekt mit der Platte wurde durch eine Raumfähre aufgefangen und auf die Marsbasis transportiert, um dort die eingravierte Botschaft zu entschlüsseln, was nicht gelang. Es macht aber den Anschein, dass die Zeichen von intelligenten Wesen stammen, vielleicht von der Erde. Das bestärkt die Absicht, dass die „Mission Erde“ nicht erkannt werden soll.
„Vermutlich ist es die letzte Mission“, fährt er fort, „die der Zentralrat mit uns Explorern durchführen wird. Künftige Landungen auf der Erde oder auf anderen Planeten sollen dann mit hochintelligenten, denkenden Robotern, den DERO, durchgeführt werden, die uns bei solchen Explorationen ebenbürtig oder sogar überlegen sind und sehr schnell lernen. Zurzeit ist man aber mit der Entwicklung dieser denkenden Roboter noch nicht so weit. Um sie besser auf die Anforderungen vorzubereiten, sind die Erkenntnisse der ‚Mission Erde‘, also von Euch allen, unerlässlich. Wenn es nun nach einer längeren Vorbereitungsphase um eine Landung und eine eingehende Erkundung der Erde geht, ist es unerlässlich, dass eine ausgezeichnete und schnelle Verbindung zwischen der Zentrale und den gelandeten Explorern auf der Erde besteht, und dazu ist die Verbindung zum Mars höchst ungeeignet, weil viel zu langsam. Der Erdmond bietet uns aber eine ideale Position für eine Basis, weil er sehr nahe bei der Erde ist und die Verzögerung bei der Informationsvermittlung minimal ist.“
Commander C3 fährt fort: „Nun zur aktuellen Situation hier auf dem Mond: Vor kurzem haben uns Astronomen der Marsbasis über ein Phänomen unterrichtet, wonach der Mond der Erde stets nur eine Seite der Erde zuwendet und die andere Seite von der Erde aus nicht beobachtet werden kann. Das ermöglicht uns, die Basis der ‚Mission Erde‘ auf der Rückseite des Mondes zu errichten, welcher Ausgangspunkt der Explorationen ist.
Der Zentralrat hat deshalb die Raumstation ‚RS Mission Erde‘ auf der Rückseite des Mondes platziert, wo wir uns heute eingefunden haben. Sie wird bis zum Ende der ‚Mission Erde‘ hier stationiert bleiben. Wir sind aber in der Lage, diesen Standort jederzeit zu verändern. Die verschiedenen Teams der Erkundungsstationen, die noch gebildet werden, befinden sich in der Nähe der Raumstation.“
„Nun zum Auftrag: Über folgendes möchte der Zentralrat Informationen und Erkenntnisse erhalten: Energiequellen, Rohstoffe und mögliche Lebewesen sowie deren Fähigkeiten und Intelligenz. Und natürlich möchten wir wissen, ob eine Landung auf dem Planeten Erde eine Bereicherung oder eine Gefahr für uns darstellt, ferner wo die Landung erfolgen könnte und wo eine Basis erstellt werden kann.“
Um die Explorer anzuspornen, teilt er noch mit:
„Wenn einzelne Explorer von Euch besonders wichtige Beobachtungen und Erkenntnisse aufdecken, haben sie vielleicht das Glück, eine Auszeichnung zu erhalten. Die Leitung sammelt diese Erkenntnisse und wird periodisch die Gewinner dieser Auszeichnung bestimmen und an den Meetings verkünden.“
Commander C3 macht noch folgende, nicht unwichtige Bemerkung: „Noch etwas zu den Auszeichnungen für besondere Leistungen: Wenn die Mission Erde gelingt und eine Landung erfolgt ist, dann stellt sich die Frage nach geeigneten Explorern, die ein ihnen zugeteiltes Gebiet überwachen und dort die Aufgaben zur Erkundung umsetzen. Diese Explorer werden zu Distrikt-Verwaltern befördert, wobei bei dieser Beförderung sicher auch Auszeichnungen für besondere Leistungen eine Rolle spielen.“
In ernsterem Ton fährt er fort: „Und nun zu den Vorschriften:
Der Zentralrat muss aufgrund früherer Missionen ein Verbot aussprechen, das sehr wichtig ist und alle Explorer betrifft: Verboten sind die Landung auf der Erde und der direkte Kontakt zu möglichen Bewohnern, es sei denn, Captain Brown erlaubt oder beordert dies. Mit diesen Verboten soll verhindert werden, dass es zu unerwarteten Komplikationen kommt. Dieses Verbot gilt so lange, bis der Zentralrat eine Änderung bekannt gibt. Das Einhalten dieser Verbote wird von der Leitung überprüft. Übertretungen führen zum Ausscheiden aus dem Team und zum Verlust des Explorer-Status.“
Was Commander C3 nicht erwähnt, sind die Überlegungen des Zentralrats bezüglich einer Landung auf der Erde. Er sieht nicht nur deren großen Nutzen, sondern auch mögliche Gefahren für die Explorer und die „Mission Erde“, sobald sie den Boden betreten. Da bestehen verschiedene Gefahren: die Kontamination mit Mikroorganismen, gefährliche kosmische Hintergrundstrahlungen, die Ungewissheit bei Kontakten mit allfälligen Lebewesen und anderes. Deshalb steht auch eine Landung mit einem ihrer denkenden Roboter (DERO) zur Diskussion. Auch darüber äußert sich Commander C3 nicht. Die DERO sind mittlerweile in ihrer Intelligenz, ihren Fähigkeiten und ihrer kommunikativen Kompetenz so weit fortgeschritten, dass sie den Explorern in vieler Hinsicht ebenbürtig sind, teilweise sogar überlegen. Man kann ihnen einen Auftrag erteilen, den sie sehr sorgfältig angehen und auch sogleich Rückmeldungen geben, was sie gerade tun, was sie dabei sehen, ob alles problemlos verläuft oder wo es Schwierigkeiten gibt. Sogar über ihr Befinden geben sie Rückmeldung.
Diese DERO würden mit einer Raumfähre auf der Erde landen und die geplanten Erkundungen tätigen, sodann wieder einsteigen und sich während des Rückfluges in der Eingangsschleuse einer Totalreinigung unterziehen. Während der ganzen Phase stünden sie in stetigem Kontakt zur Basis, die alle Schritte mitverfolgt und aufzeichnet. Bei einer extremen Notsituation könnten der Roboter und auch die Raumfähre zerstört werden. Das wäre der kleinere Verlust, als wenn Explorer betroffen wären.
Ein Problem mit den DERO, diesen denkenden Robotern, ist jedoch, dass sie sich in neuen, ungewohnten Situationen manchmal komisch und eigenwillig verhalten, ja unberechenbar sind. Das könnte dann zu einem Problem werden, wenn sie auf unbekannte Lebewesen stoßen und ihr angelerntes Verhalten nicht mehr adäquat ist. Ein weiteres Problem ist die Kommunikation mit diesen unbekannten Wesen. Die DERO kennen lediglich die Sprache der Explorer.
Commander C3 erwähnt auch nicht, dass auf der Marsbasis in einem Labor eine künstliche Erdoberfläche nachgebildet werden soll, auf der die DERO mit ungewohnten Situationen konfrontiert werden. Ferner soll ein Fahrzeug entwickelt werden, das sich auf der Erdoberfläche bewegen kann. Da aber ungewiss ist, wie „ungewohnte Situationen“ aussehen, muss man zuerst mehr über die Erde wissen. Nun hat der Zentralrat grünes Licht für die „Mission Erde“ gegeben, verbunden mit dem Auftrag an Captain Brown, mehr Informationen über mögliche bewegte Objekte und Lebewesen zu beschaffen, bevor auf der Erde gelandet wird. Ganz bewusst erwähnt er nichts über diese Überlegungen zu den DERO, auch nicht gegenüber Captain Brown. Dieser würde es gar nicht schätzen, wenn nicht er mit seiner Mannschaft zuerst auf der Erde aufsetzen kann, sondern ein Roboter, der angeblich sehr intelligent ist. Deshalb hält sich Commander C3 in dieser Sache zurück und geht auf Captain Brown zu. Er fährt fort:
„Nun übergebe ich das Wort wieder Captain Brown, der alles Weitere in die Hand nehmen wird. Ich bin zuversichtlich, dass die ‚Mission Erde‘ ein Erfolg wird, und vertraue ganz auf Eure Einsatzbereitschaft und Loyalität gegenüber Captain Brown und dem Leitungsteam. Im Namen des Zentralrats bedanke ich mich dafür.“
Er geht zu seinem Platz, dreht sich aber nochmals um und sagt: „Und noch etwas, das wichtig ist: Ihr werdet am Anfang eher eine mühsame Zeit erleben und sehr viel Geduld und Zuversicht benötigen, um bei den langen, oft ergebnislosen Beobachtungen nicht aufzugeben. Das kann sehr langweilig sein, darüber bin ich mir sicher. Erst mit der Zeit, wenn einzelne Beobachtungen miteinander in Verbindung gebracht und Zusammenhänge erkannt werden und sich dadurch erste Aha-Erlebnisse ergeben, wird es interessanter. Zuerst aber braucht es Geduld und Zuversicht. Das wünsche ich Euch.“
Die anwesenden Explorer klopfen mit ihrem rechten Fuß auf den Boden, sodass ein spezielles Geräusch entsteht, das als Zeichen der Anerkennung und Wertschätzung gilt. Sodann ergreift Captain Brown wiederum das Wort:
„Nun folgen noch einige Informationen. Wir werden heute zwei Erkundungsstationen ins Leben rufen, die in zwei verschiedenen Bereichen tätig sind. Später folgen weitere, je nach Bedarf. Diese zwei Erkundungsstationen sind ebenfalls auf der Mondrückseite platziert. Hier in der geräumigen ‚Raumstation Erde‘ wird die Leitung der Mission Erde arbeiten. Die Leitung befasst sich mit Infrastruktur und Logistik, ferner mit der Funktionsfähigkeit von uns Explorern und natürlich mit der Organisation der ‚Mission Erde‘ nach einer allfälligen Landung und anderes mehr. Wir haben einen kleinen Raumflugkörper für die Besuche bei den einzelnen Erkundungsstationen zur Verfügung, ferner einen digitalen Assistenten sowie Roboter und Drohnen für unsere eigenen Aufgaben. Sehr wichtig ist die zweite große Raumstation, die zeitgleich mit uns auf dem Mond gelandet ist. Sie ist zur Landung auf der Erde geplant und entsprechend ausgerüstet. Zurzeit ist sie noch vollgestopft mit digitalen Assistenten, Robotern und anderen Geräten, die wir benötigen.
Jede Erkundungsstation ist mobil und hat drei Räume: einen für die Arbeit, einen für die Synchronisation mit dem zentralen Kontrollorgan und der Energieversorgung, und der dritte ist der Ruheraum, wo wir uns in den Ruhemodus schalten und damit auch Energie einsparen können. Alle Erkundungsstationen haben ebenfalls einen digitalen Assistenten zur Verfügung. Dieser ist ein unbenannter, kleiner Raumflugkörper mit Antrieb, Kamera, Teleskop, Roboter und Drohne und wird von den Explorern gesteuert. Seine Aufnahmen von der Erde werden zur Erkundungsstation übertragen, zu dem er gehört.
Hier in der Raumstation befindet sich auch eine Aufnahmestation für Kollegen, deren Funktion beeinträchtigt ist oder die Beschädigungen sowie Verletzungen erlitten habe. Ferner befinden sich hier eine Reparaturabteilung für alle technischen Geräte und ein Lagerraum. Zur Wartung dieser Geräte kann ich euch noch etwas Erfreuliches mitteilen: Uns wurden zwei Gerätespezialisten zugeteilt. Sie sind vor kurzem von der Basisstation Mars bei uns gelandet, zusammen mit neuesten Geräten, die uns nun ebenfalls zur Verfügung stehen. Die beiden Explorer haben wie wir auf der Marsbasis die Ausbildung absolviert und sind nun der ‚Mission Erde‘ zugeteilt worden. Ich heiße sie willkommen. Sie werden hier auf der Raumstation tätig sein und sich um all unsere Geräte kümmern. Ich bitte die beiden neuen Explorer, ihre Hand nach oben zu strecken, damit man sie erkennen kann.“
Er fährt fort: „Ihr habt es von Commander C3 vernommen: Der Zentralrat ist an der ‚Mission Erde‘ sehr interessiert. Wichtig ist aber auch, dass es dabei nicht zu Komplikationen kommt. Technisch werden wir für unsere Aufgaben mit den besten Geräten ausgestattet und, was ebenso wichtig ist, mit den besten Informatikern. Wir werden unsere sensibelsten Aufnahmegeräte einsetzen können und verfügen über schnelle Rechner mit großer Speicherkapazität, sodass wir viele Aufnahmen erstellen und analysieren können. Wir müssen uns vorderhand auf die Beobachtung beschränken, was unsere Möglichkeiten stark einschränkt, aber das ist nun mal so. Eine Landung auf der Erde steht, wie ihr wisst, zurzeit nicht zur Diskussion.
Es ist uns wichtig, wie bereits gesagt, dass uns intelligente Objekte auf der Erde nicht erkennen können. Wir bleiben deshalb mit unseren Erkundungsstationen auf der Rückseite des Erdmondes stationiert. Da der Mond immer mit derselben Seite der Erde zugewandt ist, ist die Mondrückseite der ideale Platz für uns. Mit den kleinen, unbemannten digitalen Assistenten, ausgerüstet mit Teleskop und Roboter, können wir uns im Raum vor dem Mond flexibel bewegen und Aufnahmen von verschiedenen Standorten erstellen. Unsere digitalen Assistenten sollen jedoch genügend Distanz zur Erde einhalten, um nicht entdeckt zu werden.
Im Anschluss an dieses Meeting werden wir die Zuteilung von je drei Explorern zu den beiden neuen Erkundungsstationen vornehmen. Sie werden mich und die Leitung direkt über ihre Arbeiten informieren. Was jetzt noch ansteht, ist die Vereidigung aller Explorer, die bekunden, dass sie ihre Aufgabe nach bestem Wissen und getreu dem Auftrag ausführen. Commander C3 hat bereits darauf hingewiesen, dass eine Landung und ein Kontakt mit allfälligen Lebewesen auf der Erde nur mit Erlaubnis stattfinden dürfen. Zudem muss folgendes beachtet werden: Alle wichtigen Vorkommnisse und Entdeckungen sind mir und dem Zentralen Kontrollorgan ZKO zu melden. Alle Explorer werden sich regelmäßig für den Datenaustausch mit dem ZKO verbinden und dabei auch ihre Funktionskontrolle durchführen. Bei Problemen muss die Reparaturabteilung aufgesucht werden. Ebenfalls müssen alle Explorer regelmäßig die im Körper angesammelten Abfallprodukte entsorgen. Dazu steht in jeder Erkundungsstation ein spezieller Anschluss zur Verfügung. Ihr kennt ja diesen Vorgang.
Um die ‚Mission Erde‘ zu einem Erfolg zu bringen, müssen wir gewisse Regeln einhalten. Treffen mit anderen Explorern sind nur erlaubt, wenn es sich um die erteilten Aufträge handelt. Bezüglich der Kommunikation wird allen Explorern Meinungsfreiheit zugestanden, sofern es dabei um die Arbeit und die Aufträge geht. Persönliche Bemerkungen und Bewertungen über Kollegen oder die Leitung sind nicht erwünscht. Bei Problemen oder Beschwerden muss man sich ausschließlich an mich wenden. Alle Mitteilungen, Bemerkungen, Kommentare, Ergebnisprotokolle und dergleichen werden im ZKO gespeichert und sind von der Leitung einsehbar. Das betrifft auch alle mündlichen Informationen. Es ist erwünscht, dass die Explorer ein persönliches Tagebuch erstellen. Aber auch das ist von der Leitung einsehbar. Nun bitte ich alle, sich zur Vereidigung auf einer Linie aufzustellen.“
Die Explorer beeilen sich bei dieser Aufstellung. Es ist eine Reihe von beinahe identisch aussehenden Spezialisten, die alle mehr oder weniger gleich groß sind und auch die gleiche Kleidung tragen. Die Ausnahme sind ein Explorer, der deutlich kleiner ist als die anderen, und ein anderer, der größer ist. Vorne an der Brust ist ihre Bezeichnung fixiert, bestehend aus einer Nummer. Captain Brown fährt fort:
„Bei der Vereidigung erklärt jeder Einzelne von Euch, dass er die ihm auferlegten Aufgaben nach bestem Wissen und getreu dem Auftrag ausführen will. Er sagt dazu laut und deutlich ‚Ja ich will‘, hebt seine rechte Hand in die Höhe und berührt mit seiner linken Hand seine Stirn.“
Nun stellt sich Captain Brown vor den ersten Explorer in der Reihe und spricht laut: „Willst du die dir auferlegten Aufgaben nach bestem Wissen und getreu dem Auftrag ausführen?“ Dann wartet er auf die Antwort „Ja ich will“ und schreitet zum Nächsten und so weiter, bis alle ihr „ja“ abgegeben haben.
Nach dieser Zeremonie verabschiedet sich Commander C3, sodann erfolgt die angekündigte Zuteilung der Explorer zu den zwei Erkundungsstationen mit je drei Explorern. Diese Explorer bekommen zur Unterscheidung zusätzlich eine Nummer zugeteilt. (Da sich das Zahlensystem der Explorer vom Zahlensystem der Menschen unterscheidet, wird hier das Zahlensystem der Menschen verwendet). Die Nummerierung ist fortlaufend und beginnt bei 1. Es sind dies:
Erkundungsstation „ES-Geografie“ (ES-Geo) der Erde:
Zuteilung: Explorer 1, 2 und 3. Erkundungsaufgaben: mögliche Landeplätze für die Landung auf der Erde, Bodenbeschaffenheit, Rohstoffe, Energiequellen, mögliche Probleme beim Anflug und nach der Landung, die zu beachten sind. Entfernung der Erde vom Mond, vom Mars, Dauer einer Umkreisung der Erde um die Sonne. Ferner: eigene Erkundungsaktivitäten nach Ermessen der Explorer.
Erkundungsstation „ES-Bewegte Objekte“ (ES-BO):
Zuteilung: Explorer 4, 5 und 6. Aufgaben: Welche Typen von Lebewesen, von bewegten Objekten gibt es? Häufigkeit, Funktion, Kompetenzen, Entwicklungsstand. Welche Bedeutung haben sie für die Explorer? Ferner: eigene Erkundungsaktivitäten nach Ermessen der Explorer.
Captain Brown fährt fort:
„Für die ES-Geo habe ich drei Spezialisten ausgesucht, die eine entsprechende Ausbildung erhalten haben.“ Er ruft sie auf und bittet sie vorzutreten. Sie erhalten nun folgende Bezeichnung: „Explorer 1 ES-Geo“ respektive Explorer 2 respektive 3. Dann heftet er das prächtige Namensschild mit der neuen Bezeichnung an die Brust der Explorer. Das gleiche Vorgehen erfolgt bei den drei Explorern der Erkundungsstation ES-BO mit Explorer 4, 5 und 6.
„Die Explorer der beiden neu gebildeten Erkundungsstationen haben eine Erkundungsstation zur Verfügung, von wo aus sie arbeiten und sich regelmäßig mit dem zentralen Kontrollorgan ZKO verbinden müssen. Zu den Explorern, die jetzt nicht zugeteilt wurden, ist Folgendes zu sagen: Sie stehen in Reserve. Es werden bald weitere Erkundungsstationen gebildet, um mehr Informationen über die Erde zu erhalten. Bis dahin sollen sich diese Explorer mit den neuen Geräten vertraut machen, ferner ihre Informatikkenntnisse erweitern und die Übungen mit den Prüfungsfragen durchgehen.“
„Nun schließe ich dieses Meeting und wünsche allen einen guten Start. Die Mission Erde beginnt jetzt, genau jetzt! Und wenn wir mal nicht im hellen Sonnenlicht sind, sondern im Dunkeln, geht unsere Arbeit trotzdem weiter. Also: an die Arbeit!“
Die Explorer klopfen wiederum anerkennend mit ihrem Fuß auf den Boden und verlassen den Konferenzraum. Einer bemerkt, dass er den Hinweis auf Hell und Dunkel nicht verstanden habe.

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