Elmau

Elmau

Alex Sander


EUR 23,90

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 110
ISBN: 978-3-99130-481-4
Erscheinungsdatum: 18.04.2024
Internationale Kongresse, weltbekannte Städte: Der energetische Heiler Alex betreibt meditative Massage, in der Gruppe und auf Distanz. Seine große Idee: ganz New York zu massieren, die Stadt im Geheimen mit seiner Energie zu umarmen.
Vorwort

Erfrische die Welt mit dem Morgentau deiner Gedanken und der Stille der Harmonie.

Ich wünsche euch eine angenehme Reise durch die Seiten des Buches „Elmau“.


Alexandr Schmidt




Kapitel 1

Am See

Der Zug trug ihn, beflügelt von Inspiration, mit einer Geschwindigkeit von zweihundertachtzig Stundenkilometern Richtung Süddeutschland. Er war erfüllt von Hoffnungen, und der Gedanke, sich auf der Suche nach etwas Neuem zu befinden, ließ ihn nicht los.
Gedanklich stellte er sich auf Schloss Elmau ein! Er dachte an die ältere Frau, die ihm einen großen farbigen Prospekt des Schlosses geschickt hatte, verbunden mit der Einladung, für ein paar Tage Elmau zu besuchen. „Das Leben besteht aus interessanten Begegnungen. Eben darin besteht der Sinn des Lebens“, dachte er, „und auch seine bunte Vielfalt.“
Der Zug hielt am Bahnhof Garmisch-Partenkirchen. Er stieg aus, sah sich um und erkannte unter den wenigen Abholern auf dem Bahnsteig sie – Ingrid. Sie war eine große ältere Frau mit grauen zusammengebundenen Haaren und einer schlanken Figur.
„Hallo Alexander“, sagte sie, „ich bin so froh, dass du gekommen bist und der Zug keine Verspätung hatte. Wie war die Fahrt?“
„Sehr angenehm. Ich habe fast nicht bemerkt, wie die Stunden im Flug vergangen sind.“
Sie gingen zu einem Auto, das sie sofort aus der Stadt hinaus Richtung Schloss Elmau brachte. Er fand gleich Gefallen an der wunderschönen Landschaft und der ruhigen Umgebung. Sie wechselten ein paar Worte und gelangten im Übrigen schweigend zu einem hübschen zweistöckigen Haus am Rande des Dorfes Elmau. Das Schloss hatte er bis dahin nicht zu Gesicht bekommen und auch nicht daran gedacht. Seine Distanziertheit erstaunte ihn schon lange nicht mehr. Was diese Reise bringen würde? Er gab sich dem Gefühl der inneren Ruhe hin, ohne seiner Begleiterin Fragen zu stellen in dem Bemühen, seine innere Welt zu bewahren und nicht zu verschwenden, indem er die Ereignisse und Menschen beobachtete. Er spürte die Dankbarkeit der Menschen, obwohl sich diese nicht immer in Worten ausdrückte. Das war für ihn auch eine Quelle neuer Inspirationen.
Im Haus herrschte eine einfache Atmosphäre. Alles war in Weiß gehalten, und die wenigen Möbelstücke schufen eine angenehme, gemütliche und gleichzeitig unbeschwerte Atmosphäre. Die Gastgeberin verlor nicht viele Worte und verhielt sich respektvoll. Es gefiel ihm auch, dass sie ihm keine Pläne für seinen Aufenthalt in Elmau vorschlug. Er fühlte sich so ruhig, als habe er eine alte Bekannte getroffen und sein halbes Leben an diesem stillen Ort namens Elmau verbracht.
„Alexander“, wandte sie sich an ihn. „Normalerweise wird am Wochenende im Schloss getanzt. Und wenn du möchtest, können wir dorthin gehen. Ich glaube, es wird dir gefallen. Man tanzt dort barfuß zu Klaviermusik.“ „Warum barfuß?“, fragte er. „Um das Parkett nicht zu beschädigen.“ „Ja, wir können gerne hingehen, aber ich weiß ja nicht, was dort getanzt wird.“ „Dann können wir uns einfach hinsetzen und die Musik genießen. Wir haben eine sehr gute Pianistin aus Ungarn. Ich denke, es wird dir gefallen! Da oben steht übrigens dein Bett. Ich bin sicher, du wirst es bequem haben.“ Und sie zeigte auf eine Holztreppe, die direkt aus dem Wohnzimmer nach oben führte. „Und wenn du vor mir aus dem Haus gehst, dann zieh einfach die Tür zu.“
Sie machten es sich auf der Veranda vor dem Haus bequem. Von dort hatte man einen fantastischen Blick: keinerlei Gebäude, freie Sicht bis zu einem riesigen Felsen, der im Licht der untergehenden Sonne in violetten und blauen Tönen leuchtete.
„Hör mal, Ingrid, der Blick von deiner Veranda ist wunderschön, ich würde sogar sagen mystisch. Dazu noch diese Berglandschaft mit dem märchenhaften Felsen, als ob jemand ihn absichtlich eingefärbt hätte.“
„Ja“, antwortete sie, „auch ich mag diese Aussicht sehr! Dort beginnt schon Österreich. Man wollte eigentlich noch ein paar Häuser bauen, aber ich verhinderte die Zerstörung des Panoramas.“
„Beim Anblick dieser Berglandschaft kann man alles vergessen und die Seele baumeln lassen. Man muss noch nicht einmal irgendwohin fahren. Man tritt vor das Haus und hat den märchenhaften Blick“, bestätigte er.
„Gerade heute wird wieder im Schloss getanzt, Alexander. Wollen wir hingehen?“, fragte sie. „Es kommen sogar extra Leute aus München und Österreich, um hier am Abend zu tanzen.“
„Man kann ja mal hingehen“, dachte er. „Einfach Livemusik hören und die Atmosphäre aufsaugen.“
„Aber ich weiß ja nicht, was dort getanzt wird. Daher kann ich nicht versprechen, dass ich tanzen werde.“ „Das ist auch kein Muss“, antwortete sie kurz.
Am Abend betraten sie einen nicht sehr großen, doch gemütlichen Saal mit Parkettboden, in dem am Rand bereits Leutesaßen. Und wie Ingrid gesagt hatte, waren sie alle barfuß. Ein großer grauhaariger Mann von ungefähr sechzig Jahren mit einer stattlichen Figur und einem wohlwollenden Lächeln trat an sie heran.
„Hallo Ingrid, ich freue mich, Sie heute zu sehen. Gehen Sie bitte hinein.“ „Das ist Alexander“, sagte Ingrid. „Sehr angenehm, Alexander. Ich denke, es wird Ihnen bei uns gefallen.“
„Das ist der Leiter unserer Tanzveranstaltung“, flüsterte Ingrid.
Nach zwei bis drei Tänzen sagte Ingrid: „Ich gehe schlafen. Aber du kannst den ganzen Abend über hierbleiben. Da hast du einen Schlüssel. Wenn du zurückkommst, kannst du selbst aufschließen. Ich werde dann schon schlafen. Wecke mich nicht. Alles andere weißt du. Und wenn du morgen vor mir aufstehen solltest, dann wecke mich bitte auch nicht.“
„Verstanden“, erwiderte er kurz. „Ich gehe dann, angenehmen Abend!“ Ingrid entfernte sich.
Eine brünette Frau im Alter von circa fünfunddreißig bis vierzig Jahren setzte sich zu ihm. „In welcher Beziehung stehen Sie denn zu Ingrid?“, fragte sie, ohne sich vorzustellen. „Ich bin ein Bekannter von ihr“, antwortete Alexander. „Aha, ein Bekannter?! Ihr Freund, ja?“, fragte sie wieder aufdringlich.
Ihn ärgerte diese Frage, und er murmelte zur Seite. „Das fängt ja gut an.“
„Ich bin entfernt mir ihr verwandt“. Und er hat beschlossen, die Initiative zu ergreifen. „Und wer sind Sie?“
„Ich?“, antwortete sie erstaunt, als ob es eine Sünde sei, sie nicht zu kennen, „ich bin aus München.“ Und damit war alles gesagt. Und nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: „Ich bin Fürstin.“
„Tatsächlich?“, fragte er nach.
„Ja, übrigens kommen häufig auch Vertreter der österreichischen Elite hierher.“
„Auch Fürsten?“, fragte er spöttisch.
„Sogar noch bedeutender“, antwortete sie.
„Wichtiger geht gar nicht“, spielte er das Spiel mit.
„Oh, sogar das wissen Sie! Aber jetzt noch mal: In welcher Beziehung stehen Sie zu Ingrid?“
„Nun geht das schon wieder los“, dachte er und bereute bereits, die Veranstaltung besucht zu haben.
Die Musik setzte erneut ein und bewahrte ihn davor, irgendwelche Erklärungen abgeben zu müssen. Die Spannung zwischen ihm und seiner Gesprächspartnerin ließ nach, und sie forderte ihn sogar zum Tanzen auf. Er lehnte die Aufforderung ab unter dem Vorwand, den Tanz nicht zu kennen, denn er wollte ihren Stolz nicht verletzen. Dann ging er nach Hause, weil er vorhatte, am nächsten Morgen die Natur um das Schloss herum kennenzulernen.
Wie gewöhnlich wachte er früh auf. Da der Tag im Sommer früh beginnt, wäre es sinnlos, noch länger im Bett zu bleiben. Es drängte ihn ins Freie, um die frische Luft zu genießen und die Umgebung zu betrachten. Es gefiel ihm, dass ringsum Wald war, und intuitiv zog es ihn in das grüne Dickicht. Im Wald stieß er auf einen Bergbach, der höchstens einen Meter tief und dessen kühles Wasser kristallklar war. Er freute sich wie ein Kind über die Frische des grünen Waldes und des Bergbachs. Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. Er zog sich aus und legte sich in den Bergbach. Das kalte Wasser umfloss seinen gebräunten Körper, es umgab ihn und streichelte jeden Muskel. Er schaffte es sogar, mit dem Kopf unterzutauchen. Ihm wurde klar, dass sich die Reise schon allein wegen dieses Gefühls der vollkommenen Freiheit und Freude gelohnt hatte. Sogar ohne Begleitung von irgendwelchen Bekannten! Die Natur war in diesem Moment sein bester Freund. Alles vibrierte im Takt seiner begeisterten Emotionen! Der Wald und der Bach und sein gebräunter Körper! Und er nahm seinen geliebten Fotoapparat, der nicht größer war als seine Handfläche und der auf zahlreichen Reisen sein treuer Begleiter war, und hielt diese Verbindung von Mensch und Natur fest.
„Ja“, dachte er, „die Schönheit der Vibrationen in der Welt kann unterschiedliche Formen und Farben annehmen. Die Bedeutung eines Moments im Leben liegt im Moment selbst! Das Leben besteht aus Momenten. Das Leben eines Menschen – das sind seine Inspirationen und Bestrebungen!“
Mit leichten Schritten ging er noch tiefer in den Wald hinein und wurde belohnt. Vor sich erblickte er einen wunderbaren Waldsee, der von grünem Gras umrahmt war. Nachdem er sich auf der Lichtung aller Kleider entledigt hatte – es waren nicht viele, nur ein T‑Shirt und eine Sporthose –, stürzte er sich ohne Zögern in das kalte Nass des Waldsees. Auch hier war weit und breit niemand zu sehen. Nach dem Baden streckte er sich auf der grünen Wiese aus und gab sich den angenehm warmen Strahlen der aufgegangenen Sonne hin. Er merkte nicht einmal, dass er für einige Minuten eingeschlafen war.
„Oh, es ist das allererste Mal, dass ich hier an meinem Lieblingsort zu so früher Stunde einen Menschen antreffe“, vernahm er eine klangvolle, lachende Stimme.
Davon geweckt, sah er sich um. Vor ihm stand eine sehr junge Frau in einem leichten, fast durchsichtigen gelben Kleid mit kleinen blauen Blümchen darauf. Er drehte sich schnell um, und nachdem er sich mit dem T‑Shirt bedeckt hatte, das ihm sowohl als Handtuch als auch als Unterlage diente, fragte er mit einem gekünstelten Lächeln: „Entschuldigung, ist das ein Privatsee?“ „Nein, nein, ich komme lediglich oft hierher, um zu baden und mich zu sonnen.“ „Und wer sind Sie?“, kam die Frage sofort von beiden Personen. Beide stellten die Frage gleichzeitig und mussten darüber lachen. Lächelnd zeigte sie mit einem Finger auf ihn und fragte:
„Wer zuerst, Sie oder ich?“
„Ich denke, Sie“, antwortete er.
„Ich denke, eher Sie, da Sie wahrscheinlich zum ersten Mal hier sind.“
„Ja, so ist es in der Tat“, bestätigte er. „Ich heiße Alexander.“
„Und ich bin Lora. Kann ich Sie einfach Alex nennen?“
„Ja, das geht in Ordnung“, antwortete er.
„Nun Alex, wie ist das Wasser?“
Mit dieser spontanen Wendung hatte er nicht gerechnet, aber er antwortete mit einem Lächeln:
„Wunderbar und erfrischend kühl.“
„Ich werde jetzt wohl auch einmal in das Wasser tauchen.“ Und nachdem sie sich völlig ausgezogen hatte, schaute sie ihm aufmerksam in die Augen und fragte:
„Passt du auf?“, wobei sie auf ihre Kleider zeigte.
„Ja, natürlich. Aber hier ist sowieso keiner“, antwortete er, erfreut über die Gelegenheit, endlich seine Sporthose anzuziehen. In diesem Moment vergaß er alles und beobachtete nur, wie die junge Frau tauchte und aus dem Wasser sprang. „Geradezu wie eine Meerjungfrau“, dachte er.
Aus dem Wasser gekommen, führte sie das Gespräch mit ihm fort, wobei sie ihre nassen Haare ausdrückte. Und er beobachtete, wie die Wassertropfen gleich durchsichtigen Perlen langsam an ihrem schlanken gebräunten Körper herunterliefen.
Mit einem Lächeln sagte sie, dass sie sich nicht gerne abtrockne, sondern es vorziehe, das Wasser auf ihrem Körper trocknen zu lassen. Danach legte sich das Mädchen auf ein Handtuch und schwieg. Auch er schwieg und schaute über den See auf den ihn umgebenden grünen Wald.
„Alex“, fragte sie, „kannst du mir mein Kleid geben? Die Sonne brennt jetzt doch etwas zu heiß.“
„Na klar“, antwortete er lächelnd und bedeckte sie mit dem leichten Kleid. Sie bemerkten nicht, wie über ihre Unterhaltung und ihr Schweigen fast drei Stunden vergingen.
„Wenn deine Mutter noch jung ist, wie alt bist du dann? Entschuldige bitte die Frage.“
„Oh, ich bin schon sehr alt“, sagte sie mit einer künstlichen Grimasse. „Ich bin schon sechzehn Jahre“, sagte sie und zwinkerte mit den Augen, damit er nicht bemerkte, dass sie schwindelte.
„Warte nur, ich kriege dich dran“, dachte er. „Julia war vierzehn Jahre, als sie Romeo kennenlernte.“
Und plötzlich rückte sie an ihn heran. „Ja, das stimmt, aber woher weißt du das?“ Sie dachte kurz nach und fuhr dann fort: „Ich hätte dir mein Alter sagen können, doch ich hatte Angst, da viele Männer negativ auf meine vierzehn Jahre reagieren. Und manchmal ignorieren sie mich ganz einfach im Kreis meiner Eltern, obwohl sie mich bisweilen anschauen wie eine Statue im Museum.“
„Und wie alt war Romeo, Alex?“
„Romeo war bereits sechzehn Jahre alt.“
„Weißt du“, sagte sie, „mir würde Romeo gefallen, auch wenn er fünfundzwanzig oder dreißig Jahre alt wäre.“ Dabei legte sie ihren rechten Arm um ihn. Er war etwas erstaunt über ihre freundschaftliche Umarmung, beschloss aber, die Selbstbeherrschung nicht zu verlieren, obwohl es ihm die Sprache für einige Sekunden verschlug.
„Ja, was sind wir nur für welche? Warum sind wir so?“, dachte er.
„Was für welche?“, fragte sie, als ob sie seine Gedanken gelesen hätte.
Da wurde ihm bewusst, dass man mit Komplimenten vorsichtig sein musste, zumal sie diese überhaupt nicht brauchte, da sie sich ihrer Jugend und der Schönheit ihres sportlichen Körpers bewusst war.
„Ich bin aus München“, sagte sie, „und verbringe hier die Ferien.“
„Natürlich mit deinen Eltern.“
„Wozu mit den Eltern?“, rief sie aus und stellte mutig einen Fuß nach vorne wie die amerikanische Freiheitsstatue, wenn man von unten schaut.
„Die Alten sind zu Hause geblieben.“
„Alles klar“, antwortete er. „Und wie alt sind die?“
„Nun, Papa ist zwanzig Jahre älter als Mama. Sie ist noch jung, aber sie versteht mich besser als mein Vater, der mich immer vor wilden Männern behüten möchte.“
„Solchen wie mir“, bemerkte Alex beiläufig.
„Nein, du bist zivilisiert, und ich vermute, dass du auch gebildet bist.“
„Ja, aber ich habe noch nicht einmal ein Handtuch.“
„Dafür habe ich eins. Rück etwas näher zu mir heran, dann reicht es für uns beide.“
„Alex, woher weißt du das denn?“
„Was denn?“
„Dass Julia vierzehn und Romeo sechzehn Jahre alt war. Das konnte doch nur Shakespeare wissen, der dieses Paar wahrscheinlich in Verona kennengelernt hat.“
„Das meinst du?“
„Ja, ich habe irgendwo gelesen, dass sich alles dort zugetragen hat.“
„Und ich habe gelesen, dass Shakespeare nie in Verona war und sich das alles nur ausgedacht hat“, sagte er und spürte dabei ihren von der Sonne erwärmten Körper.
„Und was würdest du ihm sagen?“
„Wem?“
„Shakespeare.“
„Nun, ich würde ihm so leise zuflüstern, dass niemand mithören könnte.“ Und sie sah sich ringsherum um.
„Hier bitte“, antwortete er und streckte ihr sein linkes Ohr zu. Und sie näherte sich mit ihrem Gesicht und küsste ihn zärtlich auf die Wange.
„Und jetzt hat Shakespeare dir geantwortet“, sagte er mit einem Lächeln und gab ihr zur Antwort einen leichten Kuss zurück.
Sie lachte und sagte: „Alex, mir scheint, dass ich dich schon lange kenne. Haben wir uns vielleicht schon einmal irgendwo getroffen?“
„Das hätte nur im Kindergarten sein können.“
„Warst du nicht zufällig einmal in München? Vielleicht habe ich dich irgendwo bei uns in München gesehen?“
„Ja, auf der Durchreise.“ „Ach, lass dieses Thema. Wir ähneln uns alle irgendwie in dieser Welt“, sagte er.
„Ja, ja“, sagte sie nachdenklich und verstummte.
„Lass uns schwimmen, Alex“, schlug sie vor und sah ihm in die Augen.
„Ja, natürlich, mein Körper glüht schon wie ein Ofen.“
„Ja, das spüre ich, du willst wohl Pizza darauf backen.“
Mit Anlauf sprangen sie in das kühle Wasser.
Wieder am Ufer, fragte Lora: „Wie bist du denn nach Elmau gekommen? Ich habe gehört, dass es bei euch in Baden-Württemberg auch viele Seen gibt.“
„Ich wurde von der Familie, der Schloss Elmau gehört, eingeladen.“
„Kennst du die ganze Familie?“
„Ich wurde von Ingrid Brooks eingeladen.“
„Tatsächlich? Du kennst Ingrid? Woher kennst du sie denn?“
„Das ist eine andere Geschichte, die ihren Anfang in Wuppertal genommen hat, wo Ingrid eine Heilbehandlung bei mir machte und offenbar Gefallen daran fand. Und nicht nur sie, sondern auch ihre Tochter und ihr Schwiegersohn.“
„Weißt du, meine Vorfahren kannten sie bereits. Ingrid ist eine sehr kultivierte Frau. Ich kann mich nur mit ihr gut unterhalten, mit den anderen nicht so, aber eigentlich kenne ich sie gar nicht richtig.“
„Alex, wo bist du denn im Hotel untergebracht? In welchem Zimmer?“
„Ich wohne nicht im Hotel, sondern bei Ingrid.“
„Bei Ingrid persönlich?“, fragte sie nachdenklich. „Alex, wer bist du eigentlich?“
„Lassen wir dieses Thema. Es ist übrigens schon spät, und du könntest dein Mittagessen im Hotel verpassen.“
„Mit dir ist die Zeit so schnell vergangen. Und ich habe überhaupt keinen Hunger. Am Nachmittag wird die Hitze noch zunehmen, aber wir haben ja den See, nicht wahr, Alex?“
„Lass uns trotzdem zum Schloss gehen, sonst bekommst du noch einen Hitzschlag.“
„Du redest wie mein Vater. Doch nun gut, du hast recht.“
Sie zogen sich rasch an und machten sich unter Scherzen auf den Weg durch den Wald zum Schloss.
Nach Hause zurückgekehrt, zog er sich rasch um und begann einen Imbiss zuzubereiten.
Ingrid kam aus ihrem Zimmer. „Du bist schon da?“
„Ingrid, wir können einen Imbiss auf der Veranda einnehmen.“ Danach schaute er sich in ihrem geräumigen Wohnzimmer um und stellte fest, dass es ganz in Weiß gehalten war. Über einem großen weißen Sofa war ein Bücherregal angebracht. Er trat heran und wurde auf eine Sammlung von zehn Büchern in grünem Einband aufmerksam. Er nahm eines der Bücher und blätterte darin. Das Buch gefiel ihm aufgrund der Thematik, es handelte vom Menschen und der Natur.
„Das ist ja eine richtige wissenschaftliche Abhandlung“, sagte er laut.
„Gefällt es dir?“, fragte sie.
„Oh ja, und ich habe sogar das Gefühl, als ob ich das alles geschrieben hätte. Einfach erstaunlich!“
„Was hast du denn heute Vormittag gemacht?“, fragte sie plötzlich.
„Nun, ich bin in das Wäldchen gelaufen und habe sogar einen kleinen See entdeckt, in dem ich gebadet habe.“
„Bist du in kurzen Sporthosen gelaufen?“, fragte sie.
„Ja“, antwortete er und wunderte sich über die merkwürdige Frage. „Warum fragst du das?“ Und sie sagte nachdenklich: „Auch mein Vater ist in kurzen Hosen gelaufen, wofür er aus der Kirche ausgeschlossen wurde. Er war sehr naturverbunden. Aber die Gesellschaft war in jenen Jahren überaus streng, was das Aussehen betraf. Als du gesagt hast, alles sei so merkwürdig, so als ob du diese Bücher geschrieben hättest, musste ich an meinen Vater denken.“

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