Warum lieben wir Fußball?

Warum lieben wir Fußball?

Die Protokolle von Spiez

Thorsten Purps


EUR 23,90
EUR 14,99

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 334
ISBN: 978-3-95840-981-1
Erscheinungsdatum: 20.01.2020
Was haben Fußball und Erotik gemeinsam? Nichts? Dann werden Sie in diesem Buch eines Besseren belehrt. In „Die Protokolle von Spiez“ nimmt uns der Autor Thorsten Purps unterhaltsam und zugleich facettenreich mit in die Welt des amourösen Rasensports.
I. Ein Anruf von Golo

Das Handy brummte schon zum dritten Mal. Seit Tagen hatte ich den Klingelton unterdrückt, um ungestört ein gutes Buch lesen zu können. Die Vibration hämmerte so unbarmherzig auf dem IKEA-Holzverschnitt, dass ruhiges Schmökern unmöglich war. Platons Meisterdialoge hatten mich in ihren Bann gezogen, nachdem ich endlich die ersehnte Ruhe in den ersten Urlaubstagen gefunden hatte. Mein Akku war leer nach viel zu vielen Terminen vor den Brandenburger Gerichten. Der Beruf als Rechtsanwalt kann selbst die robusteste Natur ganz schön schwächen. Als Retter in der Not reichten oftmals zwölf Stunden am Tag für die Mandanten kaum aus. Besonders die letzte mündliche Verhandlung vor dem Potsdamer Landgericht hatte es in sich gehabt. Vier Zeugen, und alle hatten gelogen, selbst die eigenen. So etwas zerrt an den Nerven. Schon wieder dieses surrende Geräusch auf der Holzplatte. Meine Blicke streiften über den Tisch und blieben plötzlich hängen an der Pinnwand neben dem Kühlschrank. Kaum zu glauben, aber da hing tatsächlich noch ein Foto von Julia, halb verdeckt von alten Postkarten aus aller Herren Länder. Ich war so verliebt in sie. Was für eine Ironie des Schicksals. Der Fußball hatte uns auseinandergebracht. Wie oft hatten wir uns deswegen gestritten. Die Vibration ließ einfach nicht nach. Ich verspürte die Neigung, das digitale Datenwunder abzuschalten. Es war mir offenbar nicht vergönnt, die Stille zu genießen. Welcher Quälgeist war denn da so hartnäckig? Das Retina-Display leuchtete hell auf. Die Vorein-stellungen im System waren zum Glück aufschlussreich. In fetten Buchstaben las ich den Namen GOLO auf dem Handy und legte das Buch beiseite. Eigentlich hatte ich mir fest vorgenommen, mich von kei-ner Menschenseele stören zu lassen. Gerade hatte ich die ersten Zeilen des Symposions gelesen und war verblüfft und gespannt zugleich, was Platon und die Seinen zum Thema Erotik noch alles beisteuern würden. Mir war klar, dass ich kein Fifty Shades of Grey der Antike in den Händen hielt. Wäre es anders gewesen, hätte ich den Kulturbeitrag verärgert weggelegt. Die Inflation von hormonellen Entgleisungen einer jungen Frau aus dem angelsächsischen Raum hatte mich nach der dritten oder vierten Beschreibung von oralem oder analem Sex einfach nur gelangweilt, schon auch deshalb, weil von köstlicher Folter sehr freimütig die Rede war, ohne köstliche Sprache zur Geltung zu bringen. Umso mehr trieb mich die Neugier, welche erotische Dimension in Platons Meisterwerk den Leser fesseln könnte, fast so wie dieses unaufhörliche Zittern auf dem Tisch. Mittlerweile hatte das Handy begonnen, sich selbstständig zu machen, und trat im Vibrationsmodus die Reise gefährlich nahe in Richtung Tischrand an. Der skurrile Anblick dieser Szene amüsierte mich zwar ein wenig, rief in mir jedoch zugleich die Besorgnis hervor, den sündhaft teuren Gegenstand in Kürze in all seinen Bestandteilen vom Boden aufsammeln zu müssen. Somit blieb mir gar nichts anderes übrig, als dem Psychoterror ein Ende zu bereiten, nicht zuletzt auch deswegen, weil das Display einen alten Schulfreund ankündigte. Der Haudegen Golo hatte sich seit über drei Jahren nicht gemeldet. Es schien was Wichti-ges passiert zu sein.
„Mensch Golo, du alter Schwede, das ist ja eine Überraschung. Toll, dass du dich mal wieder meldest. Was gibt’s Neues“, flachste ich und war gespannt, was mein Schulkamerad aus vergangenen Tagen zu berichten hatte. „Hey Dante, du Arbeitstier, hoffe, du hast bald Urlaub“, scherzte Golo zurück. „Schön, mal wieder deine Stimme zu hören“, erwiderte ich und freute mich von ganzem Herzen auf die nächste Zeitreise in die Vergangenheit. Wie lange schon hatte niemand mehr zu mir „Dante“ gesagt. Meinen Spitznamen hatte ich früh verdient. Die Göttliche Komödie von Dante Alighieri konnte ich bereits mit 16 Jahren fast auswendig. Immer, wenn sich eine passende Gelegenheit ergab, zitierte ich aus dem Meisterwerk des Langobarden und erntete dabei oft respektvolle Anerkennung. So bin ich zu meinem Kosenamen gekommen.
Ich mochte Golo sehr. Er war ein herrlicher Spinner und hatte die unverbrauchte Art eines liebenswerten Filous. Dieser große aufgeschossene Typ mit seinen roten Wangen sah auch bei der letzten Begegnung noch immer aus wie ein jung gebliebener Musterschüler, dessen Alterungsprozess kaum sichtbar war, mit Ausnahme seiner grauen Schläfen, die bei der Damenwelt aber gut ankamen. Ständig den Schalk im Nacken und gerne für einen charmanten Fehltritt zu haben. Das letzte Mal traf ich ihn vor meinem Urlaub, es muss im April oder Mai 2015 gewesen sein. Irgendetwas Geheimnisvolles hatte er damals geplant und ständig von einem großen Treffen mit seinen Fußballfreunden gesprochen. Leider hatte ich zu dieser Zeit schon meinen eigenen Tauchurlaub am Roten Meer in Safaga gebucht und konnte nicht dabei sein. Er hatte mich daher von sei-ner Einladungsliste gleich gestrichen. Wenn ich mich recht erinnere, fand die Fußballsause irgendwo in der Schweiz statt. „Du hast Glück, ich fau-lenze seit Tagen fleißig herum und genieße die erste Urlaubswoche in vollen Zügen“, ließ ich Golo wissen. „Was meinst du wohl, was ich ge-rade lese? Das Symposion von Platon, um auf den Spuren der Erotik zu wandeln. Unser alter Griechisch-Lehrer wäre stolz auf mich. Weißt du noch in Werne an der Lippe, die gute Internatszeit, 1978, Griechisch bei Töck, dem unbarmherzigen Rechthaber der Nation?“
Golo lachte herzhaft auf. „Du musst meine Gedanken gelesen haben. Was für ein Zufall. Der Grund meines Anrufs hat durchaus mit genau diesem Thema zu tun. Erinnerst du dich noch an unser letztes Treffen? Damals erzählte ich dir von dieser geplanten Zusammenkunft mit den ehemaligen Mitschülern in der Schweiz zum Thema Fußball und Erotik. Sie waren alle gekommen: Sosse, Magic, Sheriff, Beukeneus, Silver und auch Simis. Ein Festmahl ganz wie einst bei den alten Griechen. Ich muss dir unbedingt davon berichten. Du wirst es mir nicht glauben, aber ich jedenfalls habe es endlich herausgefunden, warum wir alle Fußball so lieben. In der Schweiz haben wir des Rätsels Lösung gefunden. Das Beste daran aber ist, dass wir die Frauen jetzt mit ins Boot nehmen können. Zwischen Erotik und Fußball kein ‚entweder oder‘. Nein! Jetzt nur noch ‚sowohl als auch‘. Es war einfach irre in Spiez. In der Zwischenzeit ist ein Mitschnitt aufgetaucht, der bald im Internet erscheinen soll, und ein Verlag hat auch schon Interesse gezeigt. Das Thema wird jetzt spruchreif. Immer mehr interessieren sich für diese Geschichte und du, lieber Dante, spielst da eine nicht ganz unbedeutende Rolle. Vorher muss ich dich in alle Einzelheiten einweihen, sonst verklagst du mich am Ende noch.“ Wieder dieses unverwechselbare Lachen.
Golo hatte mich neugierig gemacht, auch wenn ich seit langem schon mit dem Thema Fußball haderte, nicht nur, dass meine Beziehung zu Julia daran zerbrochen war. Ich staune plötzlich selbst über mich. Für die schönste Nebensache der Welt ließ ich sie gehen. Was waren das für Grabenkämpfe. Immer wenn gerade meine Borussia aus Dortmund in der Champions League spielte, wollte sie ins Kino oder Essen gehen. Dabei verband mich mit dem Fußball wahrlich nicht nur das Gefühl der Freude. Ständig dieses Auf und Ab der Gefühlswelten nach Sieg und Niederlagen; warum ich mich gerade davon immer wieder so vereinnahmen ließ, war mir schon ewig ein Rätsel. Wie oft war ich für den Rest der Woche bedient und schlechter Laune, wenn mein Lieblingsteam am Wochenende verloren hatte. Wie oft habe ich geflucht auf eine Fehlentscheidung der Schiedsrichter, vor allem, wenn alles an dieser einen Entscheidung hing. Nicht selten erinnerte mich das an diesen skurrilen Ausspruch des schottischen Nationaltrainers Bert Paton, der auf einer Pressekonferenz nach einer 0:7 Niederlage seines Teams gefragt haben soll: „Noch Fragen, bevor ich gehe und mich aufhänge?“ Oder wie oft hatte ich mich mit meiner Liebsten gestritten, wenn es um das Thema Fußball ging. Wer kennt das nicht: Entscheide ich mich für einen romantischen Abend mit der Angebeteten oder schaue ich mir ein Fußballspiel an? Und dann immer wieder diese Anfeindungen gegen die Fußballspieler selbst. Dumm wie Stulle bis zum Verlust der deutschen Sprache. Da fielen ihr sofort die irrwitzigsten Interviews ein. Am liebsten schoss sie gegen Andi Möller: „Mailand oder Madrid, Hauptsache Italien“, oder auch gerne gegen Mario Basler: „Jede Seite hat zwei Medaillen.“ Was hat mich das schon oft Nerven gekostet. Sie hatten es nie verstanden; wie auch, wenn ich es ihr nicht erklären konnte.
„Jetzt mach es nicht so spannend“, tönte ich in die Leitung. „Fußball und Erotik? Wie soll das denn zusammenpassen? Da bin ich ja einmal gespannt. Wenn ich dich richtig verstehe, soll-ten wir uns treffen. Das ist eine sehr gute Idee. Wo bist du gerade?“, fragte ich voller Ungeduld. Ja, es dämmerte mir wieder. Diese Geheimnis-krämerei hatte mich schon damals auf die Palme gebracht. Von einem großen Festmahl der Neuzeit war die Rede gewesen. Ich hatte mich gefühlt wie in einem Testlabor der Neugier, war aber bisher nie eingeweiht worden.
„Ich bin im Craddock hier in Potsdam, in der Dortustraße, sitze mit Magic links neben dem Eingang und trinke ein kühles Blondes.“ „Was, Magic ist auch da?“, fragte ich aufgeregt. „Das ist ja großartig.“ Aus dem Hinter-grund hörte ich ein lautes Hallo und erkannte die Stimme unseres gemeinsamen Schulfreunds auf Anhieb wieder. Ich bekam plötzlich Gänsehaut und konnte es kaum erwarten, die beiden alten Weggefährten wiederzusehen. Es war erst 18:00 Uhr und ich hatte Urlaub. „Nichts lieber als das. Ich komme mit dem Fahrrad und bin in fünf Minuten da. Bestellt mir bitte schon ein Bier, ein Radeberger, das ist das beste, was die da haben. Bis gleich.“
Ich griff meine Lederjacke, rannte die Treppe hinunter und schnappte mir mein Fahrrad. Den Drahtesel hatte ich von den Kollegen zu meinem 50. Geburtstag geschenkt bekommen. So ein schweres Holland-rad, schwarz, drei Gänge ohne Schnickschnack und ohne digi-tale Technik. Ich sprang auf den Sattel und fuhr los. Von der Gutenbergstraße bis zum Craddock ist es ein Katzensprung. Man überquert die Hebbelstraße und fährt am südlichen Rand des Holländerviertels vorbei. Es war ein herrlicher Sommerabend. Windstill und ein Hauch von Lavendelduft zwischen den Lindenbäumen, nicht zu warm, aber warm genug für ein paar kühle Getränke mit alten Freunden. Als Nächstes pas-sierte ich die Friedrich-Ebert-Straße. Reges Treiben und ständig dieser Straßenbahnverkehr. Ich musste abbremsen. Links an der Straßenecke lungerten ein paar Touristen vor einem asiatischen Schnellimbiss, der preisgünstig, aber mit zu vielen Aromastoffen servierte. Um diese Zeit pulsierte das Leben auf der zentralen Begegnungsstätte der Potsdamer Innenstadt. Ein Dönerimbiss neben dem anderen. Mit einigen Betreibern hatte ich mich nach regelmäßigem Verzehr dieser Drehspießspezialität regelrecht verbrüdert. Ich ging meistens zu dem, der ganz in der Nähe eines Dessous-Ladens seine Brotdreiecke anbot. Es ist erstaunlich, wie viele Kunden dieser Anbieter von türkischem Fastfood hatte, dabei sind die anderen Dönerbuden mindestens genauso gut. Was für ein Zufall. Sicher hatte das nichts mit dem prickelnden Anblick von Strapsen und BHs aus Brüsseler Spitze im Schaufenster des benachbarten Reizwäschegeschäfts zu tun.
Die Tram fuhr Richtung Nauener Tor und ich konnte die Straße endlich überqueren. Der Weg führte mich weiter auf der Gutenbergstraße an der Hausnummer 90 vorbei. Hier befand sich einmal mein Lieblingsitaliener, die Osteria La Maiella. Im Hinterhof des Restaurants hatte früher meine Julia gewohnt. Immer wenn ich an dieser Stelle vorbeifuhr, wurde es mir warm ums Herz. Ich liebte diese karierten Tischdecken, den Chef mit seinem Schnitzelfriedhof, den er als Männerbauch vor sich her-schob, und die schnörkellosen Gerichte mit dem Duft von Gewürzen aus Italien. Was mir besonders zusagte, war die Tatsache, dass das Personal Italienisch sprach. Jetzt befindet sich da ein indisches Restaurant, nachdem die horrende Miete den Betreiber in die Flucht Richtung Sizilien geschlagen hatte. Drei Häuser davor wurde noch ein weiterer Dessous-Laden betrieben, der vor Jahren mit einer pikanten Werbeaktion Furore gemacht hatte. Als alle Welt von der Abwrackprämie zur Förderung der angeschlage-nen Automobilindustrie sprach, bot die Inhaberin dieses Ge-schäfts eine Abwrackprämie für ausrangierte BHs an. Das Hinweisschild hatte ich damals fotografiert und so manchen Lacher auf abendlichen Grillpartys gelandet. Man könnte denken, Potsdam sei das Mekka für erotische Unterwäsche, aber weit gefehlt. Die beiden Geschäfte la-gen nur zufällig so dicht beieinander.
Nachdem ich auf dieser Höhe die Gutenbergstraße weiter entlangfuhr, wurde ich ordentlich durchgerüttelt. Der Denkmalschutz war und ist in Potsdam sehr kleinlich, besonders beim Erhalt historischer Kopfsteinpflas-ter. Was sich aber auf diesem Streckenabschnitt an ge-schichtsträchtigen Schlaglöchern noch heute befindet, müsste eigentlich jede Versicherung, vor allem den Kommunalen Schadensausgleich KSA, interessieren. Zum Glück ließ mich einmal wieder mein massives Holland-rad nicht im Stich und ich bog sicher rechts in die Dortustraße ein.



II. Ein Wiedersehen im Craddock

Das Craddock liegt auf der linken Seite und ist meine Stammkneipe. Hier bin ich immer dann, wenn große Fußballspiele auf Sky übertragen werden, vor allem Borussia Dortmund gegen Bayern München.
An einem der Lindenbäume stellte ich mein Fahrrad ab und trat erwartungsfroh ein. Um diese Zeit war wenig los. Im Hintergrund lief Musik von Depeche Mode und das Klappern von Geschirr drang aus der Küche in den Innenraum der Gaststätte. Hier gab es die besten Hamburger weit und breit. Der Bratenduft von gegrilltem Hackfleisch eroberte gleich meinen Geruchssinn und erinnerte mich schmerzlich daran, dass ich heute noch nichts Herzhaftes zu mir genommen hatte. Ich wandte mich nach links und tatsächlich, Golo und Magic saßen da am Eingang und waren in ein Gespräch vertieft. „Heuer Geuer, Reutneu Feuer“, schmetterte ich unser infantiles Begrüßungsritual aus Kindertagen in den Raum. Kaum hatten die beiden das vernommen, johlten sie aus vollem Halse und stießen die halbleeren Gläser kräftig gegeneinander, so dass mancher Hopfentropfen seiner eigentlichen Bestimmung entging und auf dem Tisch landete. Im Nu erhoben sich die beiden Gesellen und umarmten mich von ganzem Herzen. „Mensch Dante, wie lange ist das her, du altes Haus, hast dich kaum verändert“, sagte Magic, immer noch der gut gekleidete Charmeur. Das königsblaue Lacoste-Poloshirt stand ihm gut, er war ganz der Sports-mann geblieben. Auch Golo hatte ich sofort wiedererkannt trotz seiner wilden Frisur, die ich von ihm gar nicht kannte. Mich ermunterte das, ihn gleich auf die Schippe zu nehmen. „Sag mal Golo, aus welchem Grund sitzt dein Friseur eigentlich im Gefängnis?“
„Der war nicht schlecht Dante“, scherzte Golo zurück, wir lachten. „Komm, setz dich zu uns. Das Bier haben wir schon bestellt“, rief mir Golo zu. Der Tre-sen befand sich rechts und dahinter zapfte wie immer Gerry, meis-tens etwas gestresst, weil sein Chef an allen Ecken und Enden sparte, aber immer mit einem freundlichen Lachen auf den Lippen. Ein netter Kerl, leider Bayernfan, aber: Nobody is perfect. Er winkte mir zur Begrü-ßung zu und ließ mich wissen, dass die nächste Runde gleich serviert werden konnte. Ich war gerne hier. Der Charakter einer typischen Pub-Atmosphäre im Stil eines amerikanischen Schnellimbiss-Restaurants sprach mich irgendwie an. Die Holzvertäfelung und kupfernen Bierzapfhähne strahlten eine launige Biergemütlichkeit aus, die zum Wohlfühlen einlud. Über dem Tresen ragten Gläser kopfüber und Spirituosen in Reih und Glied. Von der Decke hingen einfache Kristallglaslampen, die spät abends ein warmes Licht abwarfen. Für den Betreiber hatte es sich gelohnt, einen Sky-Anschluss zu abonnieren. Wie oft hatte ich schon Champions League- Spieler meiner Borussia aus Dortmund mit schweißnassen Händen verfolgt. Meistens war ich mit bester Laune wieder nach Hause gegangen. Für gewöhnlich war ich nicht abergläubisch, aber im Craddock gewann fast immer die Mannschaft, der ich die Daumen drückte.
Was für ein schöner Moment. Ich setzte mich zu den beiden und trat die nächste Zeitreise in die Vergangenheit mit ungewissem Ausgang an. Die Neugier hatte mich gepackt und ich kam gleich auf den Punkt. „Was ist passiert? Ihr beiden hier in Potsdam? Seid ihr beruflich unterwegs oder wollt ihr endlich das Geheimnis um diese mysteriöse Begegnung der ver-rückten Fußballphilosophen von damals in der Schweiz lüften? Du hat-test so etwas angedeutet, lieber Golo. Jetzt spannt mich nicht weiter auf die Folter!“
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