Verdammt auf der Erde zu leben
Marijana Maranini
Leseprobe:
Biografie einer Rebellin
Verdammt auf der Erde zu leben und keine Autobahn führt zu Gott! Vor etlichen Jahren schrieben sich diese Worte als Blitzlicht vor mein Angesicht. Ich war erschrocken ob der Heftigkeit und Klarheit dieses Blitzschreibens. Auf den ersten Schreck folgte ein „Jesses Gott“-Ausruf und lautirres Lachen. Gleich darauf ein unbeschreibliches Stillwerden und Erstaunen. Gleichzeitig sagte ich zu mir: Wie verrückt bist du eigentlich? Fängt so Spinneritis an? Betrügen mich meine Augen? Halluzination? Wunschtraum? Wer war der Blitzproduktionsverursacher? Das Hirn? Die Intuition? Der Geist? Ist es womöglich eine Botschaft vom Höllenfürst? Will er mir mitteilen, dass ich sofort aufhören kann, soll, mit meinem Glauben an Gott, Jesus Christus und die Engel? Aufhören, mit dem Glauben, dass durch Gebete in jeglicher Form uns eine höhere Macht erhört und uns hilft? Wir leben ja ständig im Wissen um das Heilige und Satanische. Im Ja und im Nein. In der Versuchung und dem Einhalt. Himmel, weshalb zückelt und zündelt überhaupt ein Jemand diese Worte vor mein Angesicht? Liegt tatsächlich in meiner tiefsten Seele ein verkümmertes, nicht erlöstes und doch keimendes Samenkorn? Das Thema Gott, ja zugegeben, es ist mein Thema seit Jahrzehnten! Nicht etwa, dass es mich am Schlaf oder sonst wie gehindert hätte in all den Jahren, im Alltäglichen. Nein! Aber irgendwie spielt doch dieses Thema in meinem Leben immer eine wichtige Rolle zumal ich besondere Begabungen und Fähigkeiten geschenkt erhalten habe. Aber wieder zum eigentlichen Thema: Urheber Blitzschreiben. Mein Bitten bei Abendgebeten, es möge sich mir im Traum doch eine Antwort zeigen, betreffs des Blitzschreibers, wurde mir leider nicht erfüllt. Und so bleibt die erste, harte Tatsache bestehen, dass zu Gott keine Autobahn und schon gar kein heißer Draht führt! Oder etwa doch? Eine Antwort auf meine Frage wäre für mich eine totale Erleichterung gewesen.
Nicht dass ich das Buch mit dem doch ketzerisch provozierenden Titel nicht geschrieben hätte. Nein! Dazu habe ich, oder besser gesagt gibt es, zu viele offene Fragen und keine Antworten. Könnte ich den Mitmenschen genau sagen, wer der Initiant des Blitzschreibens gewesen ist, wäre wenigstens eine kleine Klarheit vorhanden! Ja gut. Es macht wohl keinen Unterschied, ob ich die Herkunft des Blitzschreibens bekannt geben kann. Denn so oder so kann mich jeder Mensch, entsprechend seiner Ausgerichtetheit und Überzeugung in Sachen Glaube, als verrückt, schräg und ketzerisch erklären. Die Tatsache jedoch, dass mich die Suche nach der fehlenden Autobahn hin zu Gott beseelt hat und täglich ganz kurz präsent ist, bleibt hartnäckig an mir hängen. Ich will jetzt dieses Gehänge einfach nicht mehr rumschleppen und begebe mich deshalb in meine in mir gespeicherten, ganz persönlichen Bilder, Vorstellungen und Visionen. Es huschen tausende Fragen und auch witzig-wahnsinnige Bilder in meinem Kopf und vor meinen Augen hin und her. Meine Gefühle und Gedanken sind in mir zu einem wild gewordenen, ineinandergreifenden Gefüge entartet. Zu schnell, zu abwechselnd, aber irgendwie auch chaotisch perfekt. Stopp! Stopp! Stopp! So geht das nicht!
Mit eisernem Willen fing ich an, die Gedanken-, Gefühls-, Emotions- und Zwangsgeister, die da umherschwirrten und mich zu beseelen versuchten, in Schach und im Außen zu halten. Mit sehr minimalem Erfolg! Es ist nicht wegzuleugnen, dass mich eine innere Stimme führte, reif werden ließ wie Fallobst, sodass ich die Feder zückte und anfing, über den Zwang, das Verdammtsein, auf dieser Erde leben zu müssen, und der fehlenden Autobahn zu Gott zu schreiben. Wie ferngesteuert schrieb ich immer wieder des Nachts. In der Dunkelheit und Stille, in den Nachtstunden, wurde meine Hand geführt. Die aufzuschreibenden Gedanken flossen wie am laufenden Band. Ich sage jetzt mal, durch mich, meine Hand und auf das Papier. Einmal angefangen, verlor sich in mir das Zeitgefühl. Schnell und teilweise kaum leserlich schrieb ich Wort um Wort, Seite um Seite. Ein Etwas produzierte, ohne dass ich studieren musste. Immer zu, immer weiter und fließender. Ich hatte nicht die Fähigkeit, mein Schreiben zu stoppen. Das Jemand ließ mich nicht ruhen und nicht los, bis ich all das geschrieben hatte, das in dieser Nacht zu Papier gebracht werden musste. Nach einer durchgeschriebenen Nacht wurde mein Akku abgekoppelt und meine Hand gestoppt. Nach derartigen Schreibnächten war ich erfüllt von einer unbeschreiblichen Ruhe, es entfalteten sich in mir die sonderlichsten Fragen und Vorstellungen.
Die Vorstellung alleine, es gäbe sie, die Autobahn zu Gott, belustigt mich aufs Höchste! Sekunden gleich erfasst mich eiskalter Schauer und eine unerklärliche Angst. Panik schnürt mir die Kehle zu! Wieso das denn? Was wäre so fatal, verrückt, wahnsinnig, beglückend, himmlisch oder satanisch, wenn es die Autobahn zu Gott geben würde? Was um Himmels Willen aber erschüttert mich plötzlich dermaßen und greift mir mit eiserner Hand an meine Kehle? Brutal!
Oh Gott! Ich sehe vor meinen Augen Gedränge! Raufereien! Folter, Schlägereien! Krieg! Totschlag! Verdrängung! Häme! Ich höre Geschrei! Flüche! Gebete! Gesang! Musik! Und gleichzeitig spüre ich tief verborgen in mir Vertrauen! Wissensdurst! Neugier! Glück! Frieden und Ruhe! Ehrfurcht und Demut! Es entspricht meinem Wesen, wenn ich jetzt gerade gestehe, dass sich in erster Linie das Negative und Böse immer wieder vordrängen möchte, will und oft auch kann! Dass das Spüren und Sehen des Guten, des Heiligen, des Himmlischen und des Lichtes weiter weg ist und versteckt schlummert. Jedoch immer bereit, geweckt, gelebt und erlebt zu werden. Täglich vierundzwanzig Stunden und über Jahrzehnte hinweg. Bis zum letzten Atemzug.
Also, es ist ja so, dass ich Licht erlebe und Kontakt mit dem himmlischen Personal habe. Ja! Aber auch dann, und das lässt sich nun nicht weg- und schönreden, bilden sich doch hin und wieder destruktive Gedanken! Ich bin überzeugt, dass das himmlische Personal unsere destruktiven Gedanken subito als Schrott betiteln würde. Gedankenschrott! Na gut! Sei es, wie es wolle! Ich begebe mich jetzt wieder in meine spezielle und skurrile Bilderwelt. Stellen Sie sich die gewaltige Menschenmasse und die abertausenden Auto-,
Töff-, Rikschas-, Fahrrad-, Kutschen-, Karren-, Ballon- und Rollstuhlfahrer, Jogger, Läufer, Krüppel an Krücken, an Rollatoren und Spazierenden vor, die alleine aus reinem Wundern und Neugier eine Sonntagsfahrt und Spaziergang zu Gott unternehmen würden! Und, unglaublich die Vorstellung, wie sich alle verschiedenen Gläubigen, Menschen verschiedenster Kultur und Couleur verhalten würden auf der Autobahn zu Gott! Ja, wer hat denn Vorrang? Wer dürfte auf der Überholspur sein? Wer auf der Normalspur? Wer würde verbannt auf dem Pannenstreifen zu fahren, laufen, kriechen müssen? Das Tempo frei zu bestimmen? Der Christ? Der Katholik? Der Jude? Der Islamist? Der Buddhist? Der Muslime? Oder gar der Atheist? Weil er uns zwingend und dringend beweisen möchte, dass es keinen Gott gibt? Wir ins Leere, ins Nirgendwo fahren? Können wir Christen das Gegenteil beweisen? Nur weil wir im Besitz einer Bibel sind und das Geschriebene glauben?
Oh, da gedeiht der schreckliche Gedanke schon wieder, dass wir effektiv auch nur aus der Überlieferung der biblischen Geschichte behaupten, dass es Gott gibt. Aber? Ja, aber! Wer hat ihn wo und wann schon gesehen? Soll ich die Antwort geben? Ja? Verdammt noch mal! Keiner! Es wird gesagt und gepredigt, dass Gott uns immer versteht! Das heißt, dass Gott die Gebete aller Sprachen und Dialekte, egal aus wessen Land, versteht, verstehen kann, ja muss! Auch jede Schrift lesen. Himmel sakra, das ist ja ungeheuerlich! Welch ein Genie! Noch etwas. In den Kirchen ist häufig eine Wand, gespickt mit Wunschzetteln und Bitten, geschrieben an den lieben Gott, die er doch bitte subito oder noch schneller erfüllen möge! Mag Gott in vierundzwanzig Stunden überall sein, um all die Bitten zu lesen? Verrückt! Oder schickt er Engel, die ihm, dem Allmächtigen, die Bitten und Klagen übermitteln? Unglaublich, schon fast extrem, wenn ich jetzt den Gedanken hege, dass Gott innert vierundzwanzig Stunden überprüfen und ermitteln kann, sollte, muss, welchem Erden-Pilger er jetzt eine Bitte erfüllt und welchem nicht! Haben doch auch Mörder innigste Bitten betreffs ihrer baldigen Freilassung oder vielleicht der Vergebung ihrer Tat! Sorry! Das war jetzt aber doch ein Fehldenken meinerseits! Mörder kommen eh alle in die Hölle! So eine Tat kann ja nicht einfach so verziehen werden! Wenn doch, wäre der Diebstahl, Betrug oder Raub ein absolut einfaches Vergehen, Fehlgehen, ein Klacks, das ohne Verzeihung ad acta gelegt werden könnte und nicht im Lebensbuch, zwecks einer Verurteilung durch das Jüngste Gericht beim Sterben, nach dem Tod des irdischen Körpers, ersichtlich oder lesbar ist. Oh, da sehe ich gleich noch den Beichtstuhl! Um Himmels Willen! Wenn Gott die absolute Liebe ist, kann ich doch mit ihm selber über meine Sünden und meine Vergehen feilschen, klagen, heulen, bereuen, erklären, mich rechtfertigen! Wieso muss denn ein Erdenmensch als Zwischenschalter zu Gott dienen? Und dieser Erdenmensch vergibt mir im Namen Gottes? Ich erhalte vom Beichtvater eine nach ihm ermessene Strafe? Tausend Mal das Ave-Maria oder Vaterunser beten? Gott muss ja ein extrem mega riesiges Auf- und Annahmepotenzial haben in Anbetracht dessen, was alleine in unserem kleinen Schweizer Ländle gebeichtet wird! Und? Hört er mir zu, wenn ich tausendmal das Ave-Maria bete und somit Buße tue? Mir stellt sich jede Hirnzelle quer bei dieser absurden Vorstellung! Gott hört vierundzwanzig Stunden lang unser Gelaber, Geleier und dem oft gedankenlosen Vor-sich-hin-Beten zu? Unglaublich und kaum einzuordnen, in welchem Netz wir Erdenmenschen uns verfangen haben oder willig sind, darin zu liegen. Und überhaupt sind wir Menschen, alle, auf der ganzen Welt doch am Lernen! Aus Fehlern lernt man! Was ist denn Sünde? Welche Sünde ist verzeihbar? Ein gemachter Fehler im Leben kann keine Sünde sein! Wir wurden gezeugt, erschaffen und geboren, um auf dieser Erde, nachdem sich Adam und Eva im Paradies leider absolut falsch verhalten haben, zu leben im Schweiße unseres Angesichts! So steht es in der Bibel.
Ich möchte hier ein Beispiel erwähnen. Nein, eigentlich ist es eine Realität, die in Jahren der Weltkriege wie auch heute immer noch existiert. Haben meine Kinder Hunger und die Kirchendiener und Oberhäupter, die ich um Hilfe bitte, erachten es nicht für nötig, mir Geld, Brot, Milch oder Kartoffeln zu geben, kann es doch keine Sünde sein, die unter dem Baum angefaulten, verfaulenden Früchte oder das auf dem Feld liegen gelassene und vergammelnde Gemüse aufzulesen, mitzunehmen, um meinen Kindern den Hunger zu stillen! Das ist eine Frage der zwischenmenschlichen Einstellung, des Macht-Ausübens oder des Mitfühlens letztendlich vom Besitzer des Feldes und des Baumes gegenüber dem Hungernden! Habe ich eine Wohnung, die bitterkalt ist, darf ich im Wald das herumliegende Kleinholz nicht holen zum Heizen? Auf keinen Fall! Das ist Diebstahl! Nein! Das Holz muss verfaulen und vergammeln! Es ist sündhaft und eine Schande, Früchte, Gemüse und Holz vergammeln zu lassen! Ich muss Hunger leiden! Ich muss frieren! Schließlich ist jeder Mensch in den Augen vieler selber schuld, dass er in Armut geraten ist und erbärmlich, hungernd und frierend leben muss! Ja, es gibt eine absolute Minderheit von Menschen, die sich eine Eigenschuld eingestehen müssen betreffs ihres erbärmlichen Daseins. Und die anderen Menschen? Die ohne Eigenschuld dahinvegetieren? Hungern? Dürsten? Krank sind und im wahrsten Sinne des Wortes irgendwo im Getto oder in einer Hütte verrecken? In unterirdischen Kanalisationen. Ohne Beistand! Ohne schmerzlindernde Medikamente! Immer auf der Flucht, von der Polizei entdeckt und missbraucht zu werden. Straßenkinder! Babys! Kleinkinder! Teenies! Alte und Todkranke! In Russland, Bulgarien, Rumänien und vielen anderen Ländern! Welch grandiose, abscheuliche Schande! Verursacht von macht- und geldgierigen, heuchlerischen Menschen! Ich denke auch an die Menschen auf dem Kontinent Afrika, die Hunger leiden, weil Grundnahrungsmittel an der Börse gehandelt werden! Dieses Denken und Handeln ist ja wirklich satanisch, verwerflich und eine wahre Sünde! Und wir wissen, die Menschen, die in bitterster Armut leben, haben keine Lobby! Was predigt die Kirche? Es steht doch geschrieben: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst! Ich weiß, heutzutage ist der Neid gewisser Mitmenschen so groß, dass sie dir selbst den Tod deiner Mutter missgönnen, weil du vielleicht noch ein Hemd erben kannst. Seit Gedenken und den Erzählungen meines Vaters hat sich das Verhalten der Menschen leider Gottes in keiner Weise weder verändert, geschweige denn verbessert! Immer und ewig hat es sie gegeben, die Neider, Hasser, Verfluchter, Sklaventreiber, Mörder, Terroristen, Herrschsüchtigen, Quäler und Größenwahnsinnigen! Und keine Religion hat es bis heute geschafft, Kriege zu verhindern! Keine Religion hat es geschafft, dass der Mensch lernt, in immerwährendem Frieden zu leben. In Achtung und Respekt dem Mitmenschen gegenüberzutreten und ihn auch so zu behandeln! Nein! Im Gegenteil! Die meisten heute noch schwelenden und vollzogenen Kriege sind reine Glaubenskriege. Tötungen, Vergewaltigungen, Verschleppungen und Folter gehören zur Tagesordnung! Wo ist da die Hilfe der obersten Kirchenführer? Hören ihre Untergebenen nicht mehr auf ihr ehrenwertes Wort? Es ist unglaublich, dass eben genau diese Obrigkeiten nach Macht gieren und geilen und diese Kriege letztendlich im Namen Gottes oder Allahs sogar noch gutheißen! Helfen! Hilfe! Ein Fremdwort für viele ach doch so gläubigen, frommen Menschen!
Ein Erlebnis meines Vaters vergesse ich nie! Er hat mir erzählt, dass der Herr Pfarrer ihn tadelte, weil er die Gottesdienste am Sonntag nicht besuchte. Mein Vater, ein rechtschaffener und ehrlicher Mensch, die Grundwerte lebend, hatte sechs Mäuler zu stopfen. Also hat er nebst seiner Arbeit, die er mit weniger als dem Hungerlohn tagtäglich korrekt verrichtete, in bäuerlichen Betrieben oft an Sonntagen die Stall- und Melkarbeit übernommen. Da hat es als Lohn Grundnahrungsmittel gegeben. Frische Milch, Gemüse, Fleisch und Früchte! Welch ein Segen für unsere Familie! Ja, und bei einer Begegnung mit dem Herrn Pfarrer hat der wortwörtlich zu meinem Vater gesagt: „Grüß Gott, wie geht’s?“ Vater: „Ja, es dürfte bessergehen. Bei den Löhnen jedoch nagt man eher am Hungertuch, als dass man sagen kann, es gehe einem gut.“ Der Pfaff: „Jaaa, äää, es ist halt so, kämest du am Sonntag in die Kirche, würde dir Gott auch eher mehr helfen!“ Sakra, hat sich da Vater erzürnt! Seine Antwort war kurz und unmissverständlich: „Pfarrerli, jetzt musst du verdammt aufpassen, was du sagst! Sonst klopfe ich dich! Ich habe noch nie gesehen, geschweige denn gehört, dass Gott einem armen Schlucker nach einem Gottesdienst, nach dem Bitten und Beten, Brot, Kartoffeln, Fleisch und Milch vor die Füße geworfen hat. Adieu!“ Recht hat Vater! Die Kirche gibt nichts, aber auch gar nichts gratis! Und schon gar nicht in selbstloser Weise! Und Gott? Wo würde er einkaufen? Käme Trockenfutter vom Himmel geflogen? Ein Liter Milch im Tetra Pack als Flugobjekt aus der Höhe des Himmels kommend würde mich ja glatt erschlagen. Halleluja! Oh Jesses! In diesem Zusammenhang wird in meinem Hirn sogleich der Gedanke geboren, dass Gott ja Geist ist. Und ein Geist kann ja keinem armen Schlucker und Bettler Essen auf die Erde werfen. Aber ein Geist kann überall sein. Ein Geist ist unsichtbar. Nicht greifbar. Er ist in Afrika und innert einer Billionstelsekunde am Nordpol. Wo finde ich denn Gott, wenn er doch überall sein kann? Ja, ja! Diese unerklärliche, unsichtbare Macht und plötzlich spürbare Kraft! Überall und nicht sichtbar! Spürbar? Ja! Natürlich! Logo! Selber erlebt! Das ist ja das total Verrückteste. Wobei ich ganz ehrlich sagen muss, dass dieses Erlebte nie, nie durch einen menschlichen Zwischenschalter erfolgt ist! Punkt!
So und nun zurück zur Autobahn zu Gott. Wer außer mir würde wohl eine Sonntagsfahrt machen mit dem Ziel, schnell mal bei Gott vorbeizuschauen, Hallo zu sagen, um sich zu vergewissern, dass im Himmel, dem Jenseits noch alle Lichter brennen und die Engel alle im Chor singen? Oder eine Sonntagsfahrt, welche die Überzeugung des Atheisten bestätigen würde, dass es keinen Gott gibt! Oder umgekehrt!
Eine Sonntagsfahrt von Menschen verschiedensten Glaubens! Verschiedenster Hautfarbe! Mit kunterbunter Kleidung, oder auch nackt, und verschiedenster Herkunft, die vor den Toren der Himmelspforte wüste Wortgefechte, Streitereien, Gerangel oder gar kriegerische Handlungen verursachen würden! Oder Menschen, die überwältigt vor Ehrfurcht und Demut reglos dastehen oder den Boden küssend da liegen würden! Und nicht zu vergessen sind die Menschen, die natürlich auch ihren treuen, geliebten Vierbeiner mitnehmen würden! Den Kanarienvogel Polly, die Katze Mitzi, die Kuh Mona, den Hund Boubou, die Geiß Kathy, den Esel Fabulo etc. etc. Verrückt die Bilder, die jetzt gerade in meinem Hirn produziert werden durch diese Gedanken! Unglaublich und nicht beschreibbar die Gefühle und Emotionen, die ich jetzt tief in meinem Innern erlebe und spüre. Unvorstellbar, über wie viele Spuren diese Autobahn verfügen müsste, damit nicht tausende Kilometer lange Staus und Chaos entstehen würden. Menschen, sich befindend auf einem Weg ohne Wegweiser, ohne Richtlinie, ohne Führungsleitlinie und ohne nur eine bestimmende Gesetzmäßigkeit habend! In mir wursteln die Gefühle und Emotionen in tiefsten Ebenen und höchsten Höhen. Die Freude und Lust, die Angst und Panik, diesen Zustand erleben zu dürfen, zu wollen, oder gar mal zu müssen!? Oder aber dieses Hirngespinst, einfach als irrer Wahnsinn und Wahnwitz zu verbannen. Und schon purzeln mir auf die verworfenen Bilder und Vorstellungen tausende Antworten entgegen. Eine eigentlich brutale, doch unheimlich faszinierende, wundersame und auch heilende Vorstellung.
Verdammt auf der Erde zu leben und keine Autobahn führt zu Gott! Vor etlichen Jahren schrieben sich diese Worte als Blitzlicht vor mein Angesicht. Ich war erschrocken ob der Heftigkeit und Klarheit dieses Blitzschreibens. Auf den ersten Schreck folgte ein „Jesses Gott“-Ausruf und lautirres Lachen. Gleich darauf ein unbeschreibliches Stillwerden und Erstaunen. Gleichzeitig sagte ich zu mir: Wie verrückt bist du eigentlich? Fängt so Spinneritis an? Betrügen mich meine Augen? Halluzination? Wunschtraum? Wer war der Blitzproduktionsverursacher? Das Hirn? Die Intuition? Der Geist? Ist es womöglich eine Botschaft vom Höllenfürst? Will er mir mitteilen, dass ich sofort aufhören kann, soll, mit meinem Glauben an Gott, Jesus Christus und die Engel? Aufhören, mit dem Glauben, dass durch Gebete in jeglicher Form uns eine höhere Macht erhört und uns hilft? Wir leben ja ständig im Wissen um das Heilige und Satanische. Im Ja und im Nein. In der Versuchung und dem Einhalt. Himmel, weshalb zückelt und zündelt überhaupt ein Jemand diese Worte vor mein Angesicht? Liegt tatsächlich in meiner tiefsten Seele ein verkümmertes, nicht erlöstes und doch keimendes Samenkorn? Das Thema Gott, ja zugegeben, es ist mein Thema seit Jahrzehnten! Nicht etwa, dass es mich am Schlaf oder sonst wie gehindert hätte in all den Jahren, im Alltäglichen. Nein! Aber irgendwie spielt doch dieses Thema in meinem Leben immer eine wichtige Rolle zumal ich besondere Begabungen und Fähigkeiten geschenkt erhalten habe. Aber wieder zum eigentlichen Thema: Urheber Blitzschreiben. Mein Bitten bei Abendgebeten, es möge sich mir im Traum doch eine Antwort zeigen, betreffs des Blitzschreibers, wurde mir leider nicht erfüllt. Und so bleibt die erste, harte Tatsache bestehen, dass zu Gott keine Autobahn und schon gar kein heißer Draht führt! Oder etwa doch? Eine Antwort auf meine Frage wäre für mich eine totale Erleichterung gewesen.
Nicht dass ich das Buch mit dem doch ketzerisch provozierenden Titel nicht geschrieben hätte. Nein! Dazu habe ich, oder besser gesagt gibt es, zu viele offene Fragen und keine Antworten. Könnte ich den Mitmenschen genau sagen, wer der Initiant des Blitzschreibens gewesen ist, wäre wenigstens eine kleine Klarheit vorhanden! Ja gut. Es macht wohl keinen Unterschied, ob ich die Herkunft des Blitzschreibens bekannt geben kann. Denn so oder so kann mich jeder Mensch, entsprechend seiner Ausgerichtetheit und Überzeugung in Sachen Glaube, als verrückt, schräg und ketzerisch erklären. Die Tatsache jedoch, dass mich die Suche nach der fehlenden Autobahn hin zu Gott beseelt hat und täglich ganz kurz präsent ist, bleibt hartnäckig an mir hängen. Ich will jetzt dieses Gehänge einfach nicht mehr rumschleppen und begebe mich deshalb in meine in mir gespeicherten, ganz persönlichen Bilder, Vorstellungen und Visionen. Es huschen tausende Fragen und auch witzig-wahnsinnige Bilder in meinem Kopf und vor meinen Augen hin und her. Meine Gefühle und Gedanken sind in mir zu einem wild gewordenen, ineinandergreifenden Gefüge entartet. Zu schnell, zu abwechselnd, aber irgendwie auch chaotisch perfekt. Stopp! Stopp! Stopp! So geht das nicht!
Mit eisernem Willen fing ich an, die Gedanken-, Gefühls-, Emotions- und Zwangsgeister, die da umherschwirrten und mich zu beseelen versuchten, in Schach und im Außen zu halten. Mit sehr minimalem Erfolg! Es ist nicht wegzuleugnen, dass mich eine innere Stimme führte, reif werden ließ wie Fallobst, sodass ich die Feder zückte und anfing, über den Zwang, das Verdammtsein, auf dieser Erde leben zu müssen, und der fehlenden Autobahn zu Gott zu schreiben. Wie ferngesteuert schrieb ich immer wieder des Nachts. In der Dunkelheit und Stille, in den Nachtstunden, wurde meine Hand geführt. Die aufzuschreibenden Gedanken flossen wie am laufenden Band. Ich sage jetzt mal, durch mich, meine Hand und auf das Papier. Einmal angefangen, verlor sich in mir das Zeitgefühl. Schnell und teilweise kaum leserlich schrieb ich Wort um Wort, Seite um Seite. Ein Etwas produzierte, ohne dass ich studieren musste. Immer zu, immer weiter und fließender. Ich hatte nicht die Fähigkeit, mein Schreiben zu stoppen. Das Jemand ließ mich nicht ruhen und nicht los, bis ich all das geschrieben hatte, das in dieser Nacht zu Papier gebracht werden musste. Nach einer durchgeschriebenen Nacht wurde mein Akku abgekoppelt und meine Hand gestoppt. Nach derartigen Schreibnächten war ich erfüllt von einer unbeschreiblichen Ruhe, es entfalteten sich in mir die sonderlichsten Fragen und Vorstellungen.
Die Vorstellung alleine, es gäbe sie, die Autobahn zu Gott, belustigt mich aufs Höchste! Sekunden gleich erfasst mich eiskalter Schauer und eine unerklärliche Angst. Panik schnürt mir die Kehle zu! Wieso das denn? Was wäre so fatal, verrückt, wahnsinnig, beglückend, himmlisch oder satanisch, wenn es die Autobahn zu Gott geben würde? Was um Himmels Willen aber erschüttert mich plötzlich dermaßen und greift mir mit eiserner Hand an meine Kehle? Brutal!
Oh Gott! Ich sehe vor meinen Augen Gedränge! Raufereien! Folter, Schlägereien! Krieg! Totschlag! Verdrängung! Häme! Ich höre Geschrei! Flüche! Gebete! Gesang! Musik! Und gleichzeitig spüre ich tief verborgen in mir Vertrauen! Wissensdurst! Neugier! Glück! Frieden und Ruhe! Ehrfurcht und Demut! Es entspricht meinem Wesen, wenn ich jetzt gerade gestehe, dass sich in erster Linie das Negative und Böse immer wieder vordrängen möchte, will und oft auch kann! Dass das Spüren und Sehen des Guten, des Heiligen, des Himmlischen und des Lichtes weiter weg ist und versteckt schlummert. Jedoch immer bereit, geweckt, gelebt und erlebt zu werden. Täglich vierundzwanzig Stunden und über Jahrzehnte hinweg. Bis zum letzten Atemzug.
Also, es ist ja so, dass ich Licht erlebe und Kontakt mit dem himmlischen Personal habe. Ja! Aber auch dann, und das lässt sich nun nicht weg- und schönreden, bilden sich doch hin und wieder destruktive Gedanken! Ich bin überzeugt, dass das himmlische Personal unsere destruktiven Gedanken subito als Schrott betiteln würde. Gedankenschrott! Na gut! Sei es, wie es wolle! Ich begebe mich jetzt wieder in meine spezielle und skurrile Bilderwelt. Stellen Sie sich die gewaltige Menschenmasse und die abertausenden Auto-,
Töff-, Rikschas-, Fahrrad-, Kutschen-, Karren-, Ballon- und Rollstuhlfahrer, Jogger, Läufer, Krüppel an Krücken, an Rollatoren und Spazierenden vor, die alleine aus reinem Wundern und Neugier eine Sonntagsfahrt und Spaziergang zu Gott unternehmen würden! Und, unglaublich die Vorstellung, wie sich alle verschiedenen Gläubigen, Menschen verschiedenster Kultur und Couleur verhalten würden auf der Autobahn zu Gott! Ja, wer hat denn Vorrang? Wer dürfte auf der Überholspur sein? Wer auf der Normalspur? Wer würde verbannt auf dem Pannenstreifen zu fahren, laufen, kriechen müssen? Das Tempo frei zu bestimmen? Der Christ? Der Katholik? Der Jude? Der Islamist? Der Buddhist? Der Muslime? Oder gar der Atheist? Weil er uns zwingend und dringend beweisen möchte, dass es keinen Gott gibt? Wir ins Leere, ins Nirgendwo fahren? Können wir Christen das Gegenteil beweisen? Nur weil wir im Besitz einer Bibel sind und das Geschriebene glauben?
Oh, da gedeiht der schreckliche Gedanke schon wieder, dass wir effektiv auch nur aus der Überlieferung der biblischen Geschichte behaupten, dass es Gott gibt. Aber? Ja, aber! Wer hat ihn wo und wann schon gesehen? Soll ich die Antwort geben? Ja? Verdammt noch mal! Keiner! Es wird gesagt und gepredigt, dass Gott uns immer versteht! Das heißt, dass Gott die Gebete aller Sprachen und Dialekte, egal aus wessen Land, versteht, verstehen kann, ja muss! Auch jede Schrift lesen. Himmel sakra, das ist ja ungeheuerlich! Welch ein Genie! Noch etwas. In den Kirchen ist häufig eine Wand, gespickt mit Wunschzetteln und Bitten, geschrieben an den lieben Gott, die er doch bitte subito oder noch schneller erfüllen möge! Mag Gott in vierundzwanzig Stunden überall sein, um all die Bitten zu lesen? Verrückt! Oder schickt er Engel, die ihm, dem Allmächtigen, die Bitten und Klagen übermitteln? Unglaublich, schon fast extrem, wenn ich jetzt den Gedanken hege, dass Gott innert vierundzwanzig Stunden überprüfen und ermitteln kann, sollte, muss, welchem Erden-Pilger er jetzt eine Bitte erfüllt und welchem nicht! Haben doch auch Mörder innigste Bitten betreffs ihrer baldigen Freilassung oder vielleicht der Vergebung ihrer Tat! Sorry! Das war jetzt aber doch ein Fehldenken meinerseits! Mörder kommen eh alle in die Hölle! So eine Tat kann ja nicht einfach so verziehen werden! Wenn doch, wäre der Diebstahl, Betrug oder Raub ein absolut einfaches Vergehen, Fehlgehen, ein Klacks, das ohne Verzeihung ad acta gelegt werden könnte und nicht im Lebensbuch, zwecks einer Verurteilung durch das Jüngste Gericht beim Sterben, nach dem Tod des irdischen Körpers, ersichtlich oder lesbar ist. Oh, da sehe ich gleich noch den Beichtstuhl! Um Himmels Willen! Wenn Gott die absolute Liebe ist, kann ich doch mit ihm selber über meine Sünden und meine Vergehen feilschen, klagen, heulen, bereuen, erklären, mich rechtfertigen! Wieso muss denn ein Erdenmensch als Zwischenschalter zu Gott dienen? Und dieser Erdenmensch vergibt mir im Namen Gottes? Ich erhalte vom Beichtvater eine nach ihm ermessene Strafe? Tausend Mal das Ave-Maria oder Vaterunser beten? Gott muss ja ein extrem mega riesiges Auf- und Annahmepotenzial haben in Anbetracht dessen, was alleine in unserem kleinen Schweizer Ländle gebeichtet wird! Und? Hört er mir zu, wenn ich tausendmal das Ave-Maria bete und somit Buße tue? Mir stellt sich jede Hirnzelle quer bei dieser absurden Vorstellung! Gott hört vierundzwanzig Stunden lang unser Gelaber, Geleier und dem oft gedankenlosen Vor-sich-hin-Beten zu? Unglaublich und kaum einzuordnen, in welchem Netz wir Erdenmenschen uns verfangen haben oder willig sind, darin zu liegen. Und überhaupt sind wir Menschen, alle, auf der ganzen Welt doch am Lernen! Aus Fehlern lernt man! Was ist denn Sünde? Welche Sünde ist verzeihbar? Ein gemachter Fehler im Leben kann keine Sünde sein! Wir wurden gezeugt, erschaffen und geboren, um auf dieser Erde, nachdem sich Adam und Eva im Paradies leider absolut falsch verhalten haben, zu leben im Schweiße unseres Angesichts! So steht es in der Bibel.
Ich möchte hier ein Beispiel erwähnen. Nein, eigentlich ist es eine Realität, die in Jahren der Weltkriege wie auch heute immer noch existiert. Haben meine Kinder Hunger und die Kirchendiener und Oberhäupter, die ich um Hilfe bitte, erachten es nicht für nötig, mir Geld, Brot, Milch oder Kartoffeln zu geben, kann es doch keine Sünde sein, die unter dem Baum angefaulten, verfaulenden Früchte oder das auf dem Feld liegen gelassene und vergammelnde Gemüse aufzulesen, mitzunehmen, um meinen Kindern den Hunger zu stillen! Das ist eine Frage der zwischenmenschlichen Einstellung, des Macht-Ausübens oder des Mitfühlens letztendlich vom Besitzer des Feldes und des Baumes gegenüber dem Hungernden! Habe ich eine Wohnung, die bitterkalt ist, darf ich im Wald das herumliegende Kleinholz nicht holen zum Heizen? Auf keinen Fall! Das ist Diebstahl! Nein! Das Holz muss verfaulen und vergammeln! Es ist sündhaft und eine Schande, Früchte, Gemüse und Holz vergammeln zu lassen! Ich muss Hunger leiden! Ich muss frieren! Schließlich ist jeder Mensch in den Augen vieler selber schuld, dass er in Armut geraten ist und erbärmlich, hungernd und frierend leben muss! Ja, es gibt eine absolute Minderheit von Menschen, die sich eine Eigenschuld eingestehen müssen betreffs ihres erbärmlichen Daseins. Und die anderen Menschen? Die ohne Eigenschuld dahinvegetieren? Hungern? Dürsten? Krank sind und im wahrsten Sinne des Wortes irgendwo im Getto oder in einer Hütte verrecken? In unterirdischen Kanalisationen. Ohne Beistand! Ohne schmerzlindernde Medikamente! Immer auf der Flucht, von der Polizei entdeckt und missbraucht zu werden. Straßenkinder! Babys! Kleinkinder! Teenies! Alte und Todkranke! In Russland, Bulgarien, Rumänien und vielen anderen Ländern! Welch grandiose, abscheuliche Schande! Verursacht von macht- und geldgierigen, heuchlerischen Menschen! Ich denke auch an die Menschen auf dem Kontinent Afrika, die Hunger leiden, weil Grundnahrungsmittel an der Börse gehandelt werden! Dieses Denken und Handeln ist ja wirklich satanisch, verwerflich und eine wahre Sünde! Und wir wissen, die Menschen, die in bitterster Armut leben, haben keine Lobby! Was predigt die Kirche? Es steht doch geschrieben: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst! Ich weiß, heutzutage ist der Neid gewisser Mitmenschen so groß, dass sie dir selbst den Tod deiner Mutter missgönnen, weil du vielleicht noch ein Hemd erben kannst. Seit Gedenken und den Erzählungen meines Vaters hat sich das Verhalten der Menschen leider Gottes in keiner Weise weder verändert, geschweige denn verbessert! Immer und ewig hat es sie gegeben, die Neider, Hasser, Verfluchter, Sklaventreiber, Mörder, Terroristen, Herrschsüchtigen, Quäler und Größenwahnsinnigen! Und keine Religion hat es bis heute geschafft, Kriege zu verhindern! Keine Religion hat es geschafft, dass der Mensch lernt, in immerwährendem Frieden zu leben. In Achtung und Respekt dem Mitmenschen gegenüberzutreten und ihn auch so zu behandeln! Nein! Im Gegenteil! Die meisten heute noch schwelenden und vollzogenen Kriege sind reine Glaubenskriege. Tötungen, Vergewaltigungen, Verschleppungen und Folter gehören zur Tagesordnung! Wo ist da die Hilfe der obersten Kirchenführer? Hören ihre Untergebenen nicht mehr auf ihr ehrenwertes Wort? Es ist unglaublich, dass eben genau diese Obrigkeiten nach Macht gieren und geilen und diese Kriege letztendlich im Namen Gottes oder Allahs sogar noch gutheißen! Helfen! Hilfe! Ein Fremdwort für viele ach doch so gläubigen, frommen Menschen!
Ein Erlebnis meines Vaters vergesse ich nie! Er hat mir erzählt, dass der Herr Pfarrer ihn tadelte, weil er die Gottesdienste am Sonntag nicht besuchte. Mein Vater, ein rechtschaffener und ehrlicher Mensch, die Grundwerte lebend, hatte sechs Mäuler zu stopfen. Also hat er nebst seiner Arbeit, die er mit weniger als dem Hungerlohn tagtäglich korrekt verrichtete, in bäuerlichen Betrieben oft an Sonntagen die Stall- und Melkarbeit übernommen. Da hat es als Lohn Grundnahrungsmittel gegeben. Frische Milch, Gemüse, Fleisch und Früchte! Welch ein Segen für unsere Familie! Ja, und bei einer Begegnung mit dem Herrn Pfarrer hat der wortwörtlich zu meinem Vater gesagt: „Grüß Gott, wie geht’s?“ Vater: „Ja, es dürfte bessergehen. Bei den Löhnen jedoch nagt man eher am Hungertuch, als dass man sagen kann, es gehe einem gut.“ Der Pfaff: „Jaaa, äää, es ist halt so, kämest du am Sonntag in die Kirche, würde dir Gott auch eher mehr helfen!“ Sakra, hat sich da Vater erzürnt! Seine Antwort war kurz und unmissverständlich: „Pfarrerli, jetzt musst du verdammt aufpassen, was du sagst! Sonst klopfe ich dich! Ich habe noch nie gesehen, geschweige denn gehört, dass Gott einem armen Schlucker nach einem Gottesdienst, nach dem Bitten und Beten, Brot, Kartoffeln, Fleisch und Milch vor die Füße geworfen hat. Adieu!“ Recht hat Vater! Die Kirche gibt nichts, aber auch gar nichts gratis! Und schon gar nicht in selbstloser Weise! Und Gott? Wo würde er einkaufen? Käme Trockenfutter vom Himmel geflogen? Ein Liter Milch im Tetra Pack als Flugobjekt aus der Höhe des Himmels kommend würde mich ja glatt erschlagen. Halleluja! Oh Jesses! In diesem Zusammenhang wird in meinem Hirn sogleich der Gedanke geboren, dass Gott ja Geist ist. Und ein Geist kann ja keinem armen Schlucker und Bettler Essen auf die Erde werfen. Aber ein Geist kann überall sein. Ein Geist ist unsichtbar. Nicht greifbar. Er ist in Afrika und innert einer Billionstelsekunde am Nordpol. Wo finde ich denn Gott, wenn er doch überall sein kann? Ja, ja! Diese unerklärliche, unsichtbare Macht und plötzlich spürbare Kraft! Überall und nicht sichtbar! Spürbar? Ja! Natürlich! Logo! Selber erlebt! Das ist ja das total Verrückteste. Wobei ich ganz ehrlich sagen muss, dass dieses Erlebte nie, nie durch einen menschlichen Zwischenschalter erfolgt ist! Punkt!
So und nun zurück zur Autobahn zu Gott. Wer außer mir würde wohl eine Sonntagsfahrt machen mit dem Ziel, schnell mal bei Gott vorbeizuschauen, Hallo zu sagen, um sich zu vergewissern, dass im Himmel, dem Jenseits noch alle Lichter brennen und die Engel alle im Chor singen? Oder eine Sonntagsfahrt, welche die Überzeugung des Atheisten bestätigen würde, dass es keinen Gott gibt! Oder umgekehrt!
Eine Sonntagsfahrt von Menschen verschiedensten Glaubens! Verschiedenster Hautfarbe! Mit kunterbunter Kleidung, oder auch nackt, und verschiedenster Herkunft, die vor den Toren der Himmelspforte wüste Wortgefechte, Streitereien, Gerangel oder gar kriegerische Handlungen verursachen würden! Oder Menschen, die überwältigt vor Ehrfurcht und Demut reglos dastehen oder den Boden küssend da liegen würden! Und nicht zu vergessen sind die Menschen, die natürlich auch ihren treuen, geliebten Vierbeiner mitnehmen würden! Den Kanarienvogel Polly, die Katze Mitzi, die Kuh Mona, den Hund Boubou, die Geiß Kathy, den Esel Fabulo etc. etc. Verrückt die Bilder, die jetzt gerade in meinem Hirn produziert werden durch diese Gedanken! Unglaublich und nicht beschreibbar die Gefühle und Emotionen, die ich jetzt tief in meinem Innern erlebe und spüre. Unvorstellbar, über wie viele Spuren diese Autobahn verfügen müsste, damit nicht tausende Kilometer lange Staus und Chaos entstehen würden. Menschen, sich befindend auf einem Weg ohne Wegweiser, ohne Richtlinie, ohne Führungsleitlinie und ohne nur eine bestimmende Gesetzmäßigkeit habend! In mir wursteln die Gefühle und Emotionen in tiefsten Ebenen und höchsten Höhen. Die Freude und Lust, die Angst und Panik, diesen Zustand erleben zu dürfen, zu wollen, oder gar mal zu müssen!? Oder aber dieses Hirngespinst, einfach als irrer Wahnsinn und Wahnwitz zu verbannen. Und schon purzeln mir auf die verworfenen Bilder und Vorstellungen tausende Antworten entgegen. Eine eigentlich brutale, doch unheimlich faszinierende, wundersame und auch heilende Vorstellung.