Noch gut davongekommen

Noch gut davongekommen

Kriegs- und Nachkriegsjahre

Gerhard Eberstaller


EUR 18,90
EUR 11,99

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 382
ISBN: 978-3-99048-412-8
Erscheinungsdatum: 24.02.2016

Leseprobe:

Kapitel XXV.

Der Gauleiter von „Oberdonau“. ?Knapp dem Tod entronnen. ?Der Tod Hitlers. Deutschlands Kapitulation.

Der Gauleiter von „Oberdonau“, August Eigruber, war ein extrem widerwärtiger Mensch. Hitler schätzte ihn als einen „Mann von unten“, Goebbels fand ihn zu proletenhaft. Eigruber, ursprünglich Mechaniker, unterschied sich schon auf Grund seines Berufes von den anderen Gauleitern, die der Mittelschicht entstammten, einige waren Akademiker.
Die unmenschliche Härte des Gauleiters und sodann auch Reichsverteidigungskommissars von Oberdonau war allgemein bekannt. Eigruber hatte antinationalsozialistische Kräfte immer wieder grausamst verfolgen lassen. Und er regierte, als ihm gegen Kriegsende die Stadtgerichtsbarkeit übertragen worden war, mit Hilfe von Exekutionskommandos.
Abends im Gasthaus ist täglich das Radio aufgedreht, und so hören wir auch laufend die Reden Eigrubers. Ich erinnere mich noch, wie er in einer seiner ersten von uns gehörten Ansprachen sagte: „Die ersten Verräter hängen an der Brücke von Enns.“
Die Stadtgerichtsbarkeit schritt auch gegen nationalsozialistische Funktionäre ein, die vor den herannahenden Russen nach Oberösterreich geflüchtet waren. Wiederholt wurden Personen gehenkt und ihre Leichen öffentlich zur Schau gestellt. So verbreitete Eigruber bis in die letzten Kriegstage hinein Angst und Schrecken. Schon sein Organ war abstoßend, brutal aggressiv, seine Redeweise primitiv und proletenhaft in der Sprachfärbung.
Nach den Radioreden Eigrubers herrscht im Gasthaus stets kurzfristig eine geradezu lähmende Stille. Erst allmählich und meist zögernd beginnen die Menschen wieder zu sprechen. Aber das Abendessen kann nur zu einer bestimmten Zeit eingenommen werden, so daß die Radioreden gehört werden müssen.
Die allgemeine Stimmung war außerordentlich bedrückend. Eines Tages erzählte mir meine Mutter, daß sie einen furchtbaren Traum gehabt habe. Sie hatte geträumt, daß ich auf Befehl Hitlers von Nazischergen gefoltert worden war.
Unser angenehmes Quartier bei den Margauers müssen wir aus Gründen, die mir nicht mehr in Erinnerung sind, bald verlassen. Wir finden Unterkunft in einem sehr abgewohnten Zimmer des Gasthofes, in dem wir auch essen. Gekocht wird meist schlecht. Es ist, wie meine Mutter wiederholt meint, „ein Saufraß“.
Eines Nachmittags – ich sitze mit meiner Mutter im Zimmer – beginnt sie halblaut auf die Nazis, auf Hitler, „auf diese ganze Verbrechergesellschaft“ zu schimpfen. Plötzlich hören wir am Gang zackige Stiefelschritte. Meine Mutter wird schneeweiß im Gesicht. Die Schritte kommen bedrohlich näher. Wir rechnen damit, daß im nächsten Moment die Türe aufgerissen wird. Aber die Schritte entfernen sich mehr und mehr, bis sie am Ende des Ganges verhallen.
„In Oberdonau wird gestanden und gekämpft“, verkündeten zahllose Plakate. Soldaten, mit denen wir ins Gespräch kommen, sagen uns – hinter vorgehaltener Hand: „Wenn die Amis kommen, werfen wir alle Waffen weg und ergeben uns. Aber bei den Russen kämpfen wir.“
„In Oberdonau wird gestanden und gekämpft“, verkündete Gauleiter Eigruber immer wieder in seinen Ansprachen. Oberdonau galt ja weithin als die letzte Bastion des Nationalsozialismus oder wie es manche volkstümlich ausdrückten: „Oberösterreich war naziverseucht.“
„In Wien sollen die Rot-weiß-roten Fahnen wehen.“ Die Mutter von Georg und Hermann Schreiber macht mir eines Tages leise und mit unterdrückter großer Freude diese Mitteilung. Eine derartige Äußerung in der Öffentlichkeit war sehr gefährlich. Man mußte außerordentlich vorsichtig sein. Zwischen Wien und Oberösterreich gibt es keinen Postverkehr, Nachrichten aus Wien werden durch Weitersagen publik. Die Nachricht dürfte so um den 20. April eingesickert sein.
Der 13. April 1945 gilt als Tag der Befreiung Wiens durch die Rote Armee. Am 27. April wurde im Parlament die Wiederherstellung der demokratischen Republik Österreich proklamiert. Staatskanzler der provisorischen Regierung ist bekanntlich Karl Renner.
Aber im Westen herrscht noch Krieg. Wir erleben auch noch einige Fliegerangriffe. Einmal, als wir uns in einem Eisenbahnzug nach Wels befinden, bleibt der Zug auf der Strecke stehen und kurz darauf hören wir das Dröhnen der feindlichen Maschinen. Zuerst heißt es, daß wir unter die Sitze kriechen sollen. Das hätte sowohl bei Brandbomben, als auch bei Sprengbomben fatal ausgehen können. Bald darauf ertönen Rufe: „Aussteigen, aussteigen, unter den Bäumen verstecken.“ Die Bahnstrecke ist beidseitig von Wald umgeben, in den nun alle rennen und dabei versuchen, sich einigermaßen großflächig zu verteilen, wie wir dies ja als Empfehlung wiederholt gehört und gelesen haben. Nach etwa einer Stunde hören wir von Ferne die Entwarnungssirene und fahren bald darauf mit dem Zug weiter.
Wenige Tage später hatten wir ein schockierendes Erlebnis. Nach einem Fliegeralarm. Entwarnung war gegeben worden. Meine Mutter und ich gingen außerhalb des Ortes über einige Felder spazieren. Plötzlich befand sich ein feindliches Flugzeug über uns und das nur in einer Höhe von ein paar Hundert Metern. Aus diesem Flugzeug löste sich eine silberfarbene Bombe, die in großer Geschwindigkeit direkt auf uns zukam. Meine Mutter riß mich in einer Mulde zu Boden und warf sich über mich. Dann schlug die Bombe auch schon ein, etwa 10 bis 15 Meter von uns entfernt, und wühlte den Erdboden auf. Sand und Steine flogen herum. Aber die Bombe explodierte nicht. Sie stellte sich als leerer Tank heraus, den der Pilot als nutzlose Fracht abgeworfen hatte. Wäre er auf uns gefallen, wären wir auf der Stelle tot gewesen.
Wir schreiben den 30. April 1945. Ich war schlafen gegangen, hatte die Abendnachrichten nicht mehr gehört. Meine Mutter erzählte mir am nächsten Tag, daß Hitler tot war. „Sie haben immer wieder Wagner gespielt, mehrmals die Trauermusik aus der „Götterdämmerung.“ Dann war die Nachricht durchgesagt worden. „Aus dem Führerhauptquartier wird gemeldet, daß unser Führer Adolf Hitler heute Nachmittag in seinem Befehlsstand in der Reichskanzlei bis zum letzten Atemzug gegen den Bolschewismus kämpfend für Deutschland gefallen ist.“ Daß Hitler Selbstmord verübt hatte, habe ich erst nach Kriegsende erfahren. Meine Mutter informierte mich auch, daß „der Führer“ Großadmiral Dönitz zu seinem Nachfolger als Reichspräsident ernannt habe. Die Nachricht schien sie zu beruhigen. „Gott sei Dank ist es nicht einer dieser Verbrecher wie Himmler geworden.“ Sie erzählte mir, daß die im Gasthaussaal Anwesenden geahnt hatten, daß etwas Dramatisches passiert sein mußte – was auf die ohne nähere Ansagen lang gespielte Musik Wagners zurückzuführen war. „Einige der Frauen haben geweint, ja, sie haben gesagt, er war ein guter Mensch. Er hat ja nichts gewußt von den Verbrechen. Das haben ja alles der Bormann und der Himmler gemacht.“ Die Mär, daß Hitler nichts von den Entsetzlichkeiten der Konzentrationslager gewußt, geschweige denn hier Anordnungen oder Befehle geben habe, hielt sich bei manchen noch Monate, ja, sogar Jahre.
„Oberdonau“ wurde nun mit aller Macht auf den Endkampf vorbereitet, unbeschadet der Tatsache, daß ansonsten im Großteil Europas die Waffen bereits niedergelegt waren. Man fürchtete auch eine Besetzung durch die Russen, die durchaus im Bereich der Möglichkeit gelegen war. So hatte auch meine Mutter Überlegungen angestellt, sich mit mir weiter nach dem Westen, ins Salzburgische oder nach Tirol abzusetzen.
Am 30. April hatte Eisenhower als Begegnungslinie mit den Russen die Enns vorgeschlagen, was vom sowjetischen Generalstabchef Marschall Antonov akzeptiert worden war.
Kämpfe gegen amerikanische Truppen waren in verschiedenen Teilen von Oberösterreich ausgetragen worden. Am 5. Mai hatte westlich der Enns der letzte geschlossene deutsche Verband kapituliert. Am 6. Mai nahm Generaloberst Rendulic, der Oberkommandierende der Heeresgruppe Ostmark, Kontakt mit den Amerikanern auf, der in weiterer Folge zur Kapitulation auch dieser Heeresgruppe führte. Ungeachtet dieser Ereignisse gab es noch weitere Kampfhandlungen. Auch als am 7. Mai die allgemeine und bedingungslose Kapitulation der deutschen Streitkräfte unterzeichnet worden war, kämpfte die 3. SS-Panzerdivision im unteren Mühlviertel noch weiter und legte erst in der Früh am 9. Mai die Waffen nieder.
In einer Rundfunkansprache am 8. Mai 1945 hatte Reichspräsident Großadmiral Karl Dönitz sämtlichen deutschen Reichskräften den Befehl zur Kapitulation gegeben. Rund 7,5 Millionen deutsche Wehrmachtsangehörige mußten sich in alliierte Kriegsgefangenschaft begeben. Die Gesamtzahl deutscher Soldaten in alliierter Kriegsgefangenschaft betrug rund 11 Millionen.

Kapitel XXV.

Der Gauleiter von „Oberdonau“. ?Knapp dem Tod entronnen. ?Der Tod Hitlers. Deutschlands Kapitulation.

Der Gauleiter von „Oberdonau“, August Eigruber, war ein extrem widerwärtiger Mensch. Hitler schätzte ihn als einen „Mann von unten“, Goebbels fand ihn zu proletenhaft. Eigruber, ursprünglich Mechaniker, unterschied sich schon auf Grund seines Berufes von den anderen Gauleitern, die der Mittelschicht entstammten, einige waren Akademiker.
Die unmenschliche Härte des Gauleiters und sodann auch Reichsverteidigungskommissars von Oberdonau war allgemein bekannt. Eigruber hatte antinationalsozialistische Kräfte immer wieder grausamst verfolgen lassen. Und er regierte, als ihm gegen Kriegsende die Stadtgerichtsbarkeit übertragen worden war, mit Hilfe von Exekutionskommandos.
Abends im Gasthaus ist täglich das Radio aufgedreht, und so hören wir auch laufend die Reden Eigrubers. Ich erinnere mich noch, wie er in einer seiner ersten von uns gehörten Ansprachen sagte: „Die ersten Verräter hängen an der Brücke von Enns.“
Die Stadtgerichtsbarkeit schritt auch gegen nationalsozialistische Funktionäre ein, die vor den herannahenden Russen nach Oberösterreich geflüchtet waren. Wiederholt wurden Personen gehenkt und ihre Leichen öffentlich zur Schau gestellt. So verbreitete Eigruber bis in die letzten Kriegstage hinein Angst und Schrecken. Schon sein Organ war abstoßend, brutal aggressiv, seine Redeweise primitiv und proletenhaft in der Sprachfärbung.
Nach den Radioreden Eigrubers herrscht im Gasthaus stets kurzfristig eine geradezu lähmende Stille. Erst allmählich und meist zögernd beginnen die Menschen wieder zu sprechen. Aber das Abendessen kann nur zu einer bestimmten Zeit eingenommen werden, so daß die Radioreden gehört werden müssen.
Die allgemeine Stimmung war außerordentlich bedrückend. Eines Tages erzählte mir meine Mutter, daß sie einen furchtbaren Traum gehabt habe. Sie hatte geträumt, daß ich auf Befehl Hitlers von Nazischergen gefoltert worden war.
Unser angenehmes Quartier bei den Margauers müssen wir aus Gründen, die mir nicht mehr in Erinnerung sind, bald verlassen. Wir finden Unterkunft in einem sehr abgewohnten Zimmer des Gasthofes, in dem wir auch essen. Gekocht wird meist schlecht. Es ist, wie meine Mutter wiederholt meint, „ein Saufraß“.
Eines Nachmittags – ich sitze mit meiner Mutter im Zimmer – beginnt sie halblaut auf die Nazis, auf Hitler, „auf diese ganze Verbrechergesellschaft“ zu schimpfen. Plötzlich hören wir am Gang zackige Stiefelschritte. Meine Mutter wird schneeweiß im Gesicht. Die Schritte kommen bedrohlich näher. Wir rechnen damit, daß im nächsten Moment die Türe aufgerissen wird. Aber die Schritte entfernen sich mehr und mehr, bis sie am Ende des Ganges verhallen.
„In Oberdonau wird gestanden und gekämpft“, verkündeten zahllose Plakate. Soldaten, mit denen wir ins Gespräch kommen, sagen uns – hinter vorgehaltener Hand: „Wenn die Amis kommen, werfen wir alle Waffen weg und ergeben uns. Aber bei den Russen kämpfen wir.“
„In Oberdonau wird gestanden und gekämpft“, verkündete Gauleiter Eigruber immer wieder in seinen Ansprachen. Oberdonau galt ja weithin als die letzte Bastion des Nationalsozialismus oder wie es manche volkstümlich ausdrückten: „Oberösterreich war naziverseucht.“
„In Wien sollen die Rot-weiß-roten Fahnen wehen.“ Die Mutter von Georg und Hermann Schreiber macht mir eines Tages leise und mit unterdrückter großer Freude diese Mitteilung. Eine derartige Äußerung in der Öffentlichkeit war sehr gefährlich. Man mußte außerordentlich vorsichtig sein. Zwischen Wien und Oberösterreich gibt es keinen Postverkehr, Nachrichten aus Wien werden durch Weitersagen publik. Die Nachricht dürfte so um den 20. April eingesickert sein.
Der 13. April 1945 gilt als Tag der Befreiung Wiens durch die Rote Armee. Am 27. April wurde im Parlament die Wiederherstellung der demokratischen Republik Österreich proklamiert. Staatskanzler der provisorischen Regierung ist bekanntlich Karl Renner.
Aber im Westen herrscht noch Krieg. Wir erleben auch noch einige Fliegerangriffe. Einmal, als wir uns in einem Eisenbahnzug nach Wels befinden, bleibt der Zug auf der Strecke stehen und kurz darauf hören wir das Dröhnen der feindlichen Maschinen. Zuerst heißt es, daß wir unter die Sitze kriechen sollen. Das hätte sowohl bei Brandbomben, als auch bei Sprengbomben fatal ausgehen können. Bald darauf ertönen Rufe: „Aussteigen, aussteigen, unter den Bäumen verstecken.“ Die Bahnstrecke ist beidseitig von Wald umgeben, in den nun alle rennen und dabei versuchen, sich einigermaßen großflächig zu verteilen, wie wir dies ja als Empfehlung wiederholt gehört und gelesen haben. Nach etwa einer Stunde hören wir von Ferne die Entwarnungssirene und fahren bald darauf mit dem Zug weiter.
Wenige Tage später hatten wir ein schockierendes Erlebnis. Nach einem Fliegeralarm. Entwarnung war gegeben worden. Meine Mutter und ich gingen außerhalb des Ortes über einige Felder spazieren. Plötzlich befand sich ein feindliches Flugzeug über uns und das nur in einer Höhe von ein paar Hundert Metern. Aus diesem Flugzeug löste sich eine silberfarbene Bombe, die in großer Geschwindigkeit direkt auf uns zukam. Meine Mutter riß mich in einer Mulde zu Boden und warf sich über mich. Dann schlug die Bombe auch schon ein, etwa 10 bis 15 Meter von uns entfernt, und wühlte den Erdboden auf. Sand und Steine flogen herum. Aber die Bombe explodierte nicht. Sie stellte sich als leerer Tank heraus, den der Pilot als nutzlose Fracht abgeworfen hatte. Wäre er auf uns gefallen, wären wir auf der Stelle tot gewesen.
Wir schreiben den 30. April 1945. Ich war schlafen gegangen, hatte die Abendnachrichten nicht mehr gehört. Meine Mutter erzählte mir am nächsten Tag, daß Hitler tot war. „Sie haben immer wieder Wagner gespielt, mehrmals die Trauermusik aus der „Götterdämmerung.“ Dann war die Nachricht durchgesagt worden. „Aus dem Führerhauptquartier wird gemeldet, daß unser Führer Adolf Hitler heute Nachmittag in seinem Befehlsstand in der Reichskanzlei bis zum letzten Atemzug gegen den Bolschewismus kämpfend für Deutschland gefallen ist.“ Daß Hitler Selbstmord verübt hatte, habe ich erst nach Kriegsende erfahren. Meine Mutter informierte mich auch, daß „der Führer“ Großadmiral Dönitz zu seinem Nachfolger als Reichspräsident ernannt habe. Die Nachricht schien sie zu beruhigen. „Gott sei Dank ist es nicht einer dieser Verbrecher wie Himmler geworden.“ Sie erzählte mir, daß die im Gasthaussaal Anwesenden geahnt hatten, daß etwas Dramatisches passiert sein mußte – was auf die ohne nähere Ansagen lang gespielte Musik Wagners zurückzuführen war. „Einige der Frauen haben geweint, ja, sie haben gesagt, er war ein guter Mensch. Er hat ja nichts gewußt von den Verbrechen. Das haben ja alles der Bormann und der Himmler gemacht.“ Die Mär, daß Hitler nichts von den Entsetzlichkeiten der Konzentrationslager gewußt, geschweige denn hier Anordnungen oder Befehle geben habe, hielt sich bei manchen noch Monate, ja, sogar Jahre.
„Oberdonau“ wurde nun mit aller Macht auf den Endkampf vorbereitet, unbeschadet der Tatsache, daß ansonsten im Großteil Europas die Waffen bereits niedergelegt waren. Man fürchtete auch eine Besetzung durch die Russen, die durchaus im Bereich der Möglichkeit gelegen war. So hatte auch meine Mutter Überlegungen angestellt, sich mit mir weiter nach dem Westen, ins Salzburgische oder nach Tirol abzusetzen.
Am 30. April hatte Eisenhower als Begegnungslinie mit den Russen die Enns vorgeschlagen, was vom sowjetischen Generalstabchef Marschall Antonov akzeptiert worden war.
Kämpfe gegen amerikanische Truppen waren in verschiedenen Teilen von Oberösterreich ausgetragen worden. Am 5. Mai hatte westlich der Enns der letzte geschlossene deutsche Verband kapituliert. Am 6. Mai nahm Generaloberst Rendulic, der Oberkommandierende der Heeresgruppe Ostmark, Kontakt mit den Amerikanern auf, der in weiterer Folge zur Kapitulation auch dieser Heeresgruppe führte. Ungeachtet dieser Ereignisse gab es noch weitere Kampfhandlungen. Auch als am 7. Mai die allgemeine und bedingungslose Kapitulation der deutschen Streitkräfte unterzeichnet worden war, kämpfte die 3. SS-Panzerdivision im unteren Mühlviertel noch weiter und legte erst in der Früh am 9. Mai die Waffen nieder.
In einer Rundfunkansprache am 8. Mai 1945 hatte Reichspräsident Großadmiral Karl Dönitz sämtlichen deutschen Reichskräften den Befehl zur Kapitulation gegeben. Rund 7,5 Millionen deutsche Wehrmachtsangehörige mußten sich in alliierte Kriegsgefangenschaft begeben. Die Gesamtzahl deutscher Soldaten in alliierter Kriegsgefangenschaft betrug rund 11 Millionen.

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