Muslime und Islamgesetz in Österreich
Band II – Das Gemeinsame steht im Vordergrund
Fuat Sanaç
Leseprobe:
KAPITEL VII
VII PROJEKTE UND VERANSTALTUNGEN
VII.1.a Jubiläum: 100 Jahre Islamgesetz in Österreich (2012)
Im Jahr 2012 (29.06.2012) feierte die IGGiÖ unter der Präsidentschaft von Dr. Fuat SANAC (Prä. 26.06.2011–19.06.2016) das 100‑jährige Jubiläum des Islamgesetzes in Österreich. Diesem 1912 verfassten und als einzigartig in Europa geltenden Gesetz zur rechtlichen Anerkennung des Islam in Österreich widmeten 2012 muslimische Verbände ein besonderes Programm. Ein Höhepunkt war ein Festakt im Wiener Rathaus; ein anderer eine große offizielle Feier im Islamischen Zentrum Wien mit Bundespräsident Dr. Heinz FISCHER.
VII.1.b Vor 100 Jahren wurde der Islam in Österreich anerkannt, Jubiläumsfeierlichkeiten stehen deshalb bevor:
„An das Fremdartige gewöhnt“
Ursprünglich ging es darum, die bosnischen Muslime zu „besänftigen“. Dass der Islam bei uns nicht „daham“ ist, bestritt das Justizministerium schon vor 100 Jahren. Im Vorfeld der Anerkennung des Islams hielt es fest: „Was heute als den kulturellen Anschauungen widersprechend gilt, das widerspricht ihnen nach einiger Zeit schon nicht mehr, weil man sich an das Neue und Fremdartige gewöhnt hat.“ …
Sogar vom Heiligen Stuhl holte man sich eine Zustimmung:
Kardinal-Staatssekretär Merry del Val betrachtete in einem vertraulichen Gespräch die Maßnahme als „ziemlich selbstverständlich“.
Mit einer Reihe von Jubiläumsveranstaltungen feiert Österreich 100 Jahre Islamgesetz. Die Anerkennung des Islam gilt europaweit als einzigartig. Höhepunkt ist ein Festakt am Freitag im Wiener Rathaus, bei dem neben Bundespräsident Heinz Fischer, Wiener Bürgermeister Michael Häupl, Vizekanzler Michael Spindelegger und dem Präsidenten der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) Fuat Sanac auch der Leiter des türkischen Amtes für Religiöse Angelegenheiten, Mehmet Görmez, sowie Mustafa Ceric, der Großmufti von Bosnien-Herzegowina und der Wiener Weihbischof Franz Scharl in Vertretung für Kardinal Christoph Schönborn erwartet werden.
Anlass der Anerkennung war die Annexion Bosnien-Herzegowinas im Jahr 1908. Schon vorher, ab 1878, als Bosnien und die Herzegowina von Österreich-Ungarn okkupiert wurden, de jure aber bis 1908 osmanische Provinzen unter österreichisch-ungarischer Verwaltung blieben, musste man auf die Muslime in Bosnien-Herzegowina Rücksicht nehmen. Alojz Ivanisevic vom Institut für Osteuropäische Geschichte verweist gegenüber der „Wiener Zeitung“ auf außenpolitische Gründe „gegenüber dem Osmanischen Reich, in dem die Muslime in Bosnien-Herzegowina vor der Okkupation eine klare Vorrangstellung gehabt hatten“. Zumindest eine Gleichberechtigung mit anderen Konfessionen sollte man ihnen garantieren. Es galt auch, die bosnischen Muslime zu „besänftigen und für sich zu gewinnen“. Zunächst wurde nämlich gegen die Okkupation und vor allem gegen das Wehrgesetz von 1881 rebelliert, das die Einberufung bosnischer Rekruten vorsah. Zehntausende Muslime wanderten damals ins Osmanische Reich aus, einige kehrten später wieder zurück.
1882 begann man mit der Einberufung bosnischer Rekruten, für die bosnisch-herzegowinischen Infanterie-Einheiten wurden eigene Uniformen gebildet. 1914 gab es vier bosnisch-herzegowinische Infanterieregimenter, die im Krieg eingesetzt wurden.
Eine Novellierung oder Änderung des Gesetzes war überfällig:
Zur Zeit der Anerkennung des Islam lebten etwa 1500 Muslime auf dem Gebiet des heutigen Österreich. Nach dem Ersten Weltkrieg schien das Gesetz zunächst keine Relevanz mehr zu haben. Nur einige hundert, kaum organisierte Muslime lebten hier. Bis 1939 bestand der „Islamische Kulturbund“, in dem sich etwa der bekannte jüdische Konvertit Leopold Weiß Alias Muhammad Assad engagierte. 2008 wurde ihm zum Gedenken ein Platz auf dem Hauptgebäude der Vereinten Nationen gewidmet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs wieder die Zahl heimischer Muslime, erst durch Studenten aus arabischen Staaten, später durch Gastarbeiter aus Jugoslawien und der Türkei. Rund 8000 Muslime lebten 1964 in Österreich. Um die Reaktivierung des Islamgesetzes bemühte sich ab 1971 der 1963 gegründete Verein „Moslemischer Sozialdienst“. 1979 wurde sein Antrag auf Gründung der IGGiÖ bewilligt.
Mit der Zunahme der Muslime in Österreich sind auch die Anforderungen an die IGGiÖ gewachsen. Zurzeit ist eine Novellierung des Islamgesetzes geplant. „Manches ist im alten Islamgesetz nicht enthalten“, betont Richard Potz vom Institut für Rechtsphilosophie, Religions- und Kulturrecht der Universität Wien. „Die Standards der anderen Religionsgemeinschaften werden auch für die Muslime zu normieren sein.“ Zu vielem ist „praktisch nichts geschrieben“, vermerkt auch Präsident Sanac. Er verweist auf Krankenhaus-, Militär- und Universitätsseelsorge, Imame- und Islamlehrerausbildung. Jedes Mal, wenn man sich bisher diesbezüglich an die öffentliche Hand gewandt habe, sei die Antwort gewesen: „Das steht nicht im Gesetz, aber wegen des Gleichheitsgrundsatzes tun wir es.“
VII.1.c 100 Jahre Islam in Österreich
Gegenseitige Respektsbekundungen sowie Appelle für ein weiteres friedliches Zusammenleben hat es Freitagabend bei der Feier „100 Jahre Österreichisches Islamgesetz“ im Rathaus gegeben. Muslime-Präsident Fuat Sanac lobte das heimische Modell.
Ein „schöner, freudiger und wichtiger Anlass“ ist für Sanac das Jubiläum der staatlichen Anerkennung des Islams in Österreich. Das österreichische Modell sei geprägt von gegenseitiger Wertschätzung, der Islam würde von den meisten Menschen als Bereicherung und nicht als Gefahr gesehen. Es bestehe auch kein Grund zur Angst – „auch wenn manche sich das wünschen und manche Kräfte aus diesem irrealen Anlass Kapital schlagen möchten“, so Sanac.
Der Chef des türkischen Religionsamtes, Mehmet Görmez, BP Heinz Fischer, IGGiÖ-Präsident Fuat Sanac und Außenminister Michael Spindelegger (ÖVP)
Die islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) sei das Bindeglied zu den staatlichen Institutionen, meinte deren Präsident: „Die Zusammenarbeit war nicht immer ohne Ecken und Kanten aber immer getragen von gegenseitigem Respekt.“ Abermals äußerte Sanac den Wunsch nach einer Novellierung des Islamgesetzes sowie einer Imame-Ausbildung in Österreich und einer islamisch-theologischen Fakultät, um eine Imame-Ausbildung in Österreich zu ermöglichen.
Fischer: „Pflichte und Gesetze anerkennen“
Bundespräsident Heinz Fischer verwies auf die Wichtigkeit der in Österreich geltenden Rechtsnormen, was ein Miteinander möglich mache. Er betonte nicht zum ersten Mal, dass die Religionsgemeinschaften durch ihre öffentlich-rechtliche Stellung, „die mit der Anerkennung verbundenen Pflichten, insbesondere die im Staat geltenden Gesetze, respektieren und anerkennen müssen.“ Für eine Islamische Glaubensgemeinschaft könne dies durchaus eine Herausforderung sein, allerdings habe sie sich diesen Herausforderungen gestellt.
Aggression und Feindseligkeit gegen Menschen mit anderer Religion erteilte der Bundespräsident eine Absage, er appellierte an einen friedlichen und respektvollen Umgang miteinander. Auch Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP) erteilte jenen eine Absage, die „aus politischen Gründen versuchen, einander aufzuhetzen.“ „Wir brauchen nicht den Gegensatz, sondern ein Miteinander, ein friedliches Miteinander.“ Die Schaffung des Islamgesetzes vor 100 Jahren sei „sehr mutiger Schritt, ein Schritt mit Weitsicht“ gewesen.
Kultusministerin Claudia Schmied (SPÖ) erinnerte an die in Österreich herrschende Trennung von Staat und Religion sowie die im Staatsgrundgesetz verankerte Freiheit von Wissenschaft und Kunst. Zu groben Konflikten zwischen etwa dem Islam und Kunst sei es in Österreich allerdings noch nie gekommen. Und: „Bildung ist wohl das wirksamste Instrument gegen Radikalisierung“, meinte sie.
Festakt mit internationalen Gästen
„Die Religion sollte auch beim Zusammenleben immer ein Teil der Lösung sein und sollte nie als Teil des Problems gesehen werden“, appellierte wiederum Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz (ÖVP) an die Anwesenden. Österreich habe allerdings bereits eine gewisse Tradition, was die Zusammenarbeit zwischen Staat und den unterschiedlichen Religionen betrifft.
Auch internationale Gäste waren zum Festakt ins Rathaus gekommen: Mustafa Ceric, Großmufti von Bosnien und Herzegowina, erinnerte die Muslime daran, die Gesellschaft aktiv mitzugestalten.
Der Präsident des Amtes für religiöse Angelegenheiten der Türkei, Mehmet Görmez, meinte, Europas Werte würden durch mancherorts islamfeindliche Tendenzen auf die Probe gestellt. Trotzdem werde man diesen Test erfolgreich bestehen. (…)
Eine erste spezielle Regelung wurde 1890 mit dem Israelitengesetz geschaffen, welches 2012 novelliert wurde. Protestanten mussten bis 1961, Orthodoxe bis 1967 auf ein solches Gesetz warten. Nach langen Diskussionen und Abwägungen trat am 15. Juli 1912 schließlich das Islamgesetz in Kraft.
Nach Zerfall des Habsburgerreiches wurde dessen Notwendigkeit aber bald wieder infrage gestellt, da die Notwendigen Voraussetzungen mittlerweile fehlten. Trotzdem blieb es dabei. (APA) (Quelle: ORF.at 29.06.2012)
VII.1.d Festakt für Österreichisches Islamgesetz in Wien
Am Freitagabend fand die Feier „100 Jahre Österreichisches Islamgesetz“ im Wiener Rathaus statt. Fuat Sanac, Präsident IGGiÖ, betonte in seiner Rede die Vorbildhaftigkeit des „Österreichischen Modells“ der Anerkennung.
Ein „schöner, freudiger und wichtiger Anlass“ ist für Sanac das Jubiläum der staatlichen Anerkennung des Islams in Österreich. Das österreichische Modell sei geprägt von gegenseitiger Wertschätzung, der Islam würde von den meisten Menschen als Bereicherung und nicht als Gefahr gesehen. Es bestehe auch kein Grund zur Angst – „auch wenn manche sich das wünschen und manche Kräfte aus diesem irrealen Anlass Kapital schlagen möchten“, so Sanac.
Bundespräsident Fischer betonte nicht zum ersten Mal, dass die Religionsgemeinschaften durch ihre öffentlich-rechtliche Stellung, „die mit der Anerkennung verbundenen Pflichten, insbesondere die im Staat geltenden Gesetze, respektieren und anerkennen müssen.“ Für eine Islamische Glaubensgemeinschaft könne dies durchaus eine Herausforderung sein, allerdings habe sie sich diesen Herausforderungen gestellt. Aggression und Feindseligkeit gegen Menschen mit anderer Religion erteilte der Bundespräsident eine Absage, er appellierte an einen friedlichen und respektvollen Umgang miteinander.
Auch Vizekanzler Spindelegger erteilte jenen eine Absage, die „aus politischen Gründen versuchen, einander aufzuhetzen.“ „Wir brauchen nicht den Gegensatz, sondern ein Miteinander, ein friedliches Miteinander.“ Die Schaffung des Islamgesetzes vor 100 Jahren sei „ein sehr mutiger Schritt, ein Schritt mit Weitsicht“ gewesen. (APA | Aktualisiert von Salzburger Nachrichten 31.6.12)
VII.1.e Ausstellung über Geschichte des Islam in Österreich
Das Gedenkjahr zum 100‑jährigen Bestehen des Islamgesetzes in Österreich ist Anlass für eine Ausstellung vom 24. Oktober bis 19. Dezember 2012 in der Wiener Urania. (…)
Überraschende Gemeinsamkeiten
Bei der Schau unter dem Titel „Ostarrichislam“ kommt durchaus Überraschendes zum Vorschein, wie es in einer Presseaussendung heißt: Jahrhundertealte Kirchen im Herzen von Wien oder in den steirischen Bergen weisen islamische Elemente auf, in katholischen Stiften wurden Moscheen als Gartenpavillons in der Barockzeit errichtet, viele Wiener mit deutschen Familiennamen haben osmanische Wurzeln, und in der k. u. k.-Armee kämpften v. a. aus Bosnien-Herzegowina stammende Muslime für Österreich. Dies und noch mehr weist darauf hin, welche vielfältigen Begegnungen zwischen dem Islam und Österreich seit dessen erster urkundlichen Erwähnung als „Ostarrichi“ im Jahr 996 stattfanden. Diese geschahen in friedvoller Weise über Besiedelung, gegenseitigen Kunst- und Kulturaustausch sowie befruchtenden Handel, aber auch durch kriegerische Auseinandersetzungen und Abgrenzung. (…) (Ö1 – Publiziert am 24.10.2012)
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VII PROJEKTE UND VERANSTALTUNGEN
VII.1.a Jubiläum: 100 Jahre Islamgesetz in Österreich (2012)
Im Jahr 2012 (29.06.2012) feierte die IGGiÖ unter der Präsidentschaft von Dr. Fuat SANAC (Prä. 26.06.2011–19.06.2016) das 100‑jährige Jubiläum des Islamgesetzes in Österreich. Diesem 1912 verfassten und als einzigartig in Europa geltenden Gesetz zur rechtlichen Anerkennung des Islam in Österreich widmeten 2012 muslimische Verbände ein besonderes Programm. Ein Höhepunkt war ein Festakt im Wiener Rathaus; ein anderer eine große offizielle Feier im Islamischen Zentrum Wien mit Bundespräsident Dr. Heinz FISCHER.
VII.1.b Vor 100 Jahren wurde der Islam in Österreich anerkannt, Jubiläumsfeierlichkeiten stehen deshalb bevor:
„An das Fremdartige gewöhnt“
Ursprünglich ging es darum, die bosnischen Muslime zu „besänftigen“. Dass der Islam bei uns nicht „daham“ ist, bestritt das Justizministerium schon vor 100 Jahren. Im Vorfeld der Anerkennung des Islams hielt es fest: „Was heute als den kulturellen Anschauungen widersprechend gilt, das widerspricht ihnen nach einiger Zeit schon nicht mehr, weil man sich an das Neue und Fremdartige gewöhnt hat.“ …
Sogar vom Heiligen Stuhl holte man sich eine Zustimmung:
Kardinal-Staatssekretär Merry del Val betrachtete in einem vertraulichen Gespräch die Maßnahme als „ziemlich selbstverständlich“.
Mit einer Reihe von Jubiläumsveranstaltungen feiert Österreich 100 Jahre Islamgesetz. Die Anerkennung des Islam gilt europaweit als einzigartig. Höhepunkt ist ein Festakt am Freitag im Wiener Rathaus, bei dem neben Bundespräsident Heinz Fischer, Wiener Bürgermeister Michael Häupl, Vizekanzler Michael Spindelegger und dem Präsidenten der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) Fuat Sanac auch der Leiter des türkischen Amtes für Religiöse Angelegenheiten, Mehmet Görmez, sowie Mustafa Ceric, der Großmufti von Bosnien-Herzegowina und der Wiener Weihbischof Franz Scharl in Vertretung für Kardinal Christoph Schönborn erwartet werden.
Anlass der Anerkennung war die Annexion Bosnien-Herzegowinas im Jahr 1908. Schon vorher, ab 1878, als Bosnien und die Herzegowina von Österreich-Ungarn okkupiert wurden, de jure aber bis 1908 osmanische Provinzen unter österreichisch-ungarischer Verwaltung blieben, musste man auf die Muslime in Bosnien-Herzegowina Rücksicht nehmen. Alojz Ivanisevic vom Institut für Osteuropäische Geschichte verweist gegenüber der „Wiener Zeitung“ auf außenpolitische Gründe „gegenüber dem Osmanischen Reich, in dem die Muslime in Bosnien-Herzegowina vor der Okkupation eine klare Vorrangstellung gehabt hatten“. Zumindest eine Gleichberechtigung mit anderen Konfessionen sollte man ihnen garantieren. Es galt auch, die bosnischen Muslime zu „besänftigen und für sich zu gewinnen“. Zunächst wurde nämlich gegen die Okkupation und vor allem gegen das Wehrgesetz von 1881 rebelliert, das die Einberufung bosnischer Rekruten vorsah. Zehntausende Muslime wanderten damals ins Osmanische Reich aus, einige kehrten später wieder zurück.
1882 begann man mit der Einberufung bosnischer Rekruten, für die bosnisch-herzegowinischen Infanterie-Einheiten wurden eigene Uniformen gebildet. 1914 gab es vier bosnisch-herzegowinische Infanterieregimenter, die im Krieg eingesetzt wurden.
Eine Novellierung oder Änderung des Gesetzes war überfällig:
Zur Zeit der Anerkennung des Islam lebten etwa 1500 Muslime auf dem Gebiet des heutigen Österreich. Nach dem Ersten Weltkrieg schien das Gesetz zunächst keine Relevanz mehr zu haben. Nur einige hundert, kaum organisierte Muslime lebten hier. Bis 1939 bestand der „Islamische Kulturbund“, in dem sich etwa der bekannte jüdische Konvertit Leopold Weiß Alias Muhammad Assad engagierte. 2008 wurde ihm zum Gedenken ein Platz auf dem Hauptgebäude der Vereinten Nationen gewidmet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs wieder die Zahl heimischer Muslime, erst durch Studenten aus arabischen Staaten, später durch Gastarbeiter aus Jugoslawien und der Türkei. Rund 8000 Muslime lebten 1964 in Österreich. Um die Reaktivierung des Islamgesetzes bemühte sich ab 1971 der 1963 gegründete Verein „Moslemischer Sozialdienst“. 1979 wurde sein Antrag auf Gründung der IGGiÖ bewilligt.
Mit der Zunahme der Muslime in Österreich sind auch die Anforderungen an die IGGiÖ gewachsen. Zurzeit ist eine Novellierung des Islamgesetzes geplant. „Manches ist im alten Islamgesetz nicht enthalten“, betont Richard Potz vom Institut für Rechtsphilosophie, Religions- und Kulturrecht der Universität Wien. „Die Standards der anderen Religionsgemeinschaften werden auch für die Muslime zu normieren sein.“ Zu vielem ist „praktisch nichts geschrieben“, vermerkt auch Präsident Sanac. Er verweist auf Krankenhaus-, Militär- und Universitätsseelsorge, Imame- und Islamlehrerausbildung. Jedes Mal, wenn man sich bisher diesbezüglich an die öffentliche Hand gewandt habe, sei die Antwort gewesen: „Das steht nicht im Gesetz, aber wegen des Gleichheitsgrundsatzes tun wir es.“
VII.1.c 100 Jahre Islam in Österreich
Gegenseitige Respektsbekundungen sowie Appelle für ein weiteres friedliches Zusammenleben hat es Freitagabend bei der Feier „100 Jahre Österreichisches Islamgesetz“ im Rathaus gegeben. Muslime-Präsident Fuat Sanac lobte das heimische Modell.
Ein „schöner, freudiger und wichtiger Anlass“ ist für Sanac das Jubiläum der staatlichen Anerkennung des Islams in Österreich. Das österreichische Modell sei geprägt von gegenseitiger Wertschätzung, der Islam würde von den meisten Menschen als Bereicherung und nicht als Gefahr gesehen. Es bestehe auch kein Grund zur Angst – „auch wenn manche sich das wünschen und manche Kräfte aus diesem irrealen Anlass Kapital schlagen möchten“, so Sanac.
Der Chef des türkischen Religionsamtes, Mehmet Görmez, BP Heinz Fischer, IGGiÖ-Präsident Fuat Sanac und Außenminister Michael Spindelegger (ÖVP)
Die islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) sei das Bindeglied zu den staatlichen Institutionen, meinte deren Präsident: „Die Zusammenarbeit war nicht immer ohne Ecken und Kanten aber immer getragen von gegenseitigem Respekt.“ Abermals äußerte Sanac den Wunsch nach einer Novellierung des Islamgesetzes sowie einer Imame-Ausbildung in Österreich und einer islamisch-theologischen Fakultät, um eine Imame-Ausbildung in Österreich zu ermöglichen.
Fischer: „Pflichte und Gesetze anerkennen“
Bundespräsident Heinz Fischer verwies auf die Wichtigkeit der in Österreich geltenden Rechtsnormen, was ein Miteinander möglich mache. Er betonte nicht zum ersten Mal, dass die Religionsgemeinschaften durch ihre öffentlich-rechtliche Stellung, „die mit der Anerkennung verbundenen Pflichten, insbesondere die im Staat geltenden Gesetze, respektieren und anerkennen müssen.“ Für eine Islamische Glaubensgemeinschaft könne dies durchaus eine Herausforderung sein, allerdings habe sie sich diesen Herausforderungen gestellt.
Aggression und Feindseligkeit gegen Menschen mit anderer Religion erteilte der Bundespräsident eine Absage, er appellierte an einen friedlichen und respektvollen Umgang miteinander. Auch Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP) erteilte jenen eine Absage, die „aus politischen Gründen versuchen, einander aufzuhetzen.“ „Wir brauchen nicht den Gegensatz, sondern ein Miteinander, ein friedliches Miteinander.“ Die Schaffung des Islamgesetzes vor 100 Jahren sei „sehr mutiger Schritt, ein Schritt mit Weitsicht“ gewesen.
Kultusministerin Claudia Schmied (SPÖ) erinnerte an die in Österreich herrschende Trennung von Staat und Religion sowie die im Staatsgrundgesetz verankerte Freiheit von Wissenschaft und Kunst. Zu groben Konflikten zwischen etwa dem Islam und Kunst sei es in Österreich allerdings noch nie gekommen. Und: „Bildung ist wohl das wirksamste Instrument gegen Radikalisierung“, meinte sie.
Festakt mit internationalen Gästen
„Die Religion sollte auch beim Zusammenleben immer ein Teil der Lösung sein und sollte nie als Teil des Problems gesehen werden“, appellierte wiederum Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz (ÖVP) an die Anwesenden. Österreich habe allerdings bereits eine gewisse Tradition, was die Zusammenarbeit zwischen Staat und den unterschiedlichen Religionen betrifft.
Auch internationale Gäste waren zum Festakt ins Rathaus gekommen: Mustafa Ceric, Großmufti von Bosnien und Herzegowina, erinnerte die Muslime daran, die Gesellschaft aktiv mitzugestalten.
Der Präsident des Amtes für religiöse Angelegenheiten der Türkei, Mehmet Görmez, meinte, Europas Werte würden durch mancherorts islamfeindliche Tendenzen auf die Probe gestellt. Trotzdem werde man diesen Test erfolgreich bestehen. (…)
Eine erste spezielle Regelung wurde 1890 mit dem Israelitengesetz geschaffen, welches 2012 novelliert wurde. Protestanten mussten bis 1961, Orthodoxe bis 1967 auf ein solches Gesetz warten. Nach langen Diskussionen und Abwägungen trat am 15. Juli 1912 schließlich das Islamgesetz in Kraft.
Nach Zerfall des Habsburgerreiches wurde dessen Notwendigkeit aber bald wieder infrage gestellt, da die Notwendigen Voraussetzungen mittlerweile fehlten. Trotzdem blieb es dabei. (APA) (Quelle: ORF.at 29.06.2012)
VII.1.d Festakt für Österreichisches Islamgesetz in Wien
Am Freitagabend fand die Feier „100 Jahre Österreichisches Islamgesetz“ im Wiener Rathaus statt. Fuat Sanac, Präsident IGGiÖ, betonte in seiner Rede die Vorbildhaftigkeit des „Österreichischen Modells“ der Anerkennung.
Ein „schöner, freudiger und wichtiger Anlass“ ist für Sanac das Jubiläum der staatlichen Anerkennung des Islams in Österreich. Das österreichische Modell sei geprägt von gegenseitiger Wertschätzung, der Islam würde von den meisten Menschen als Bereicherung und nicht als Gefahr gesehen. Es bestehe auch kein Grund zur Angst – „auch wenn manche sich das wünschen und manche Kräfte aus diesem irrealen Anlass Kapital schlagen möchten“, so Sanac.
Bundespräsident Fischer betonte nicht zum ersten Mal, dass die Religionsgemeinschaften durch ihre öffentlich-rechtliche Stellung, „die mit der Anerkennung verbundenen Pflichten, insbesondere die im Staat geltenden Gesetze, respektieren und anerkennen müssen.“ Für eine Islamische Glaubensgemeinschaft könne dies durchaus eine Herausforderung sein, allerdings habe sie sich diesen Herausforderungen gestellt. Aggression und Feindseligkeit gegen Menschen mit anderer Religion erteilte der Bundespräsident eine Absage, er appellierte an einen friedlichen und respektvollen Umgang miteinander.
Auch Vizekanzler Spindelegger erteilte jenen eine Absage, die „aus politischen Gründen versuchen, einander aufzuhetzen.“ „Wir brauchen nicht den Gegensatz, sondern ein Miteinander, ein friedliches Miteinander.“ Die Schaffung des Islamgesetzes vor 100 Jahren sei „ein sehr mutiger Schritt, ein Schritt mit Weitsicht“ gewesen. (APA | Aktualisiert von Salzburger Nachrichten 31.6.12)
VII.1.e Ausstellung über Geschichte des Islam in Österreich
Das Gedenkjahr zum 100‑jährigen Bestehen des Islamgesetzes in Österreich ist Anlass für eine Ausstellung vom 24. Oktober bis 19. Dezember 2012 in der Wiener Urania. (…)
Überraschende Gemeinsamkeiten
Bei der Schau unter dem Titel „Ostarrichislam“ kommt durchaus Überraschendes zum Vorschein, wie es in einer Presseaussendung heißt: Jahrhundertealte Kirchen im Herzen von Wien oder in den steirischen Bergen weisen islamische Elemente auf, in katholischen Stiften wurden Moscheen als Gartenpavillons in der Barockzeit errichtet, viele Wiener mit deutschen Familiennamen haben osmanische Wurzeln, und in der k. u. k.-Armee kämpften v. a. aus Bosnien-Herzegowina stammende Muslime für Österreich. Dies und noch mehr weist darauf hin, welche vielfältigen Begegnungen zwischen dem Islam und Österreich seit dessen erster urkundlichen Erwähnung als „Ostarrichi“ im Jahr 996 stattfanden. Diese geschahen in friedvoller Weise über Besiedelung, gegenseitigen Kunst- und Kulturaustausch sowie befruchtenden Handel, aber auch durch kriegerische Auseinandersetzungen und Abgrenzung. (…) (Ö1 – Publiziert am 24.10.2012)
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