Eso isches gsii

Eso isches gsii

JAMES ERICH WELTE


EUR 23,90
EUR 14,99

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 478
ISBN: 978-3-99048-370-1
Erscheinungsdatum: 14.01.2016
Seit Juli 1969 schreibt James Erich Welte, Jahrgang 1950, seine Erlebnisse in blaue Hefte. Nun hat er diese zu einer bewegenden Biografie zusammengefasst - entstanden ist ein sehr persönlicher, gefühlsbetonter Einblick in über 45 Jahre Zeitgeschichte.
Erstes Heft


10.7.1969

Jeder, der in einer Blasmusik mitspielt, ist ein kleiner Optimist. Auf jeden Fall ist es ein Hobby, das von jedem etwas abverlangt. Man nimmt Pflichten auf sich, die manchmal nicht leicht zu tragen sind, dafür wird man aber auch königlich belohnt, sei es nun durch ein tolles Fest oder eine unvergessliche Reise. Von Letzterer möchte ich an dieser Stelle ausführlicher berichten, keinen spannenden Abenteuerroman, sondern einfach meine Erlebnisse, sofern sie noch in meiner Erinnerung sind.
Dass im Jahr 1969 eine Musikreise durchgeführt werden sollte, stand schon lange fest. So wurden verschiedene Reiseziele geprüft, bis man sich auf eine Reise ans Mittelmeer, nach Toulon einigte. Ich frohlockte, das war für mich die einmalige Gelegenheit, nach Frankreich und zum ersten Mal ans Meer zu kommen. So wurde bald das Reisedatum und die provisorische Reiseroute festgelegt. Das Anmeldeformular füllte ich natürlich rasch aus, und schon rückte das Reisedatum langsam näher. Nachdem ich die Rechnung pünktlich bezahlt hatte, fing ich zwei Wochen vor der Abreise an, meinen Koffer zu packen. Und dann war der Freitag des Jahres endlich da.


11.7.1969

Am Freitagmorgen musste ich noch im Büro arbeiten, das heißt, ich war im Büro, stürmte kopflos umher und war schrecklich aufgeregt. Auch Herr Fässler, ein Mitarbeiter von mir mit kleinem Bäuchlein, spürte das Reisefieber. Doch endlich wurde es zwölf Uhr und ich konnte nach Hause gehen. Nach dem hastig verschlungenen Mittagessen sprang ich in die Badewanne und packte anschließend unter dem Verlust vieler Schweißtropfen meine Reisetasche. Nachdem an meiner Uniform, die wir alle anziehen mussten, auch nicht das kleinste Stäubchen mehr störte, war ich abfahrtsbereit. Um 15.27 Uhr war die Abfahrt in Kesswil und in Rorschach angekommen, wurde das Gepäck angeschrieben. Und die Abfahrt näherte sich immer schneller. Alle waren aufgeregt und nervös, als es dann endlich hieß: ihr könnt einsteigen. Sofort fassten wir unser Gepäck und stürmten zum Gleis 5, wo unser Zug schon wartete. Wir nahmen einen französischen Wagen in Beschlag, den man für uns reserviert hatte. Wir konnten so bis nach Toulon sitzen bleiben. In unserem Abteil fand sich dann die Clique, mit der ich mir eine abwechslungsreiche Nacht versprach. Neben mir saßen noch der „Lausbub“ Theodor, der deutsche Ernst, der bildhübsche Gerald, der Sohn des Präsidenten Rudolf und der schöne Werner im Abteil. In St. Gallen stiegen dann noch Fritz und Winfried dazu. Anschließend erhielten wir die Billette plus Reiseprogramm. Und so fuhren wir dem großen Abenteuer entgegen.
In Bern stiegen wir aus und spurteten dem Speisewagen entgegen, wo uns ein feines Nachtessen serviert wurde. Und in Lausanne im Spurt wieder 10 Wagenlängen zurück in unseren französischen Wagen, ganz am Schluss des Zuges, das wirkte sich äußerst positiv für die Verdauung aus. In Genf wurde unser Wagen abgehängt, umrangiert und an einen französischen Zug wieder angehängt. Und dann ging’s Volldampf weiter Richtung Meer. Ein Stück hinter Genf meinte plötzlich Gerald: „Packt doch eure Instrumente aus, wir wollen ein bisschen spielen.“ Also packten alle ihre Instrumente aus, und dann ging’s los, zuerst spielten wir bekannte Lieder, doch gegen 1 Uhr wurden die schrägen Klänge immer wilder und „jazziger“. Nach 1–2 Stunden wildem Getöse brachen wir das tolle Konzert aus Rücksicht auf unsere Mitreisenden ab, streckten genüsslich unsere Glieder kreuz und quer durchs Abteil und versuchten, etwas zu schlafen.


12.7.1969

Als es langsam hell wurde, schaute ich angespannt aus dem Fenster, um möglichst viel von dieser mir völlig unbekannten Gegend mitzubekommen. Größtenteils ging’s übers Flachland, das nur von ein paar kleinen Erhebungen unterbrochen wurde. Beidseitig der Bahnlinie waren Bäume gepflanzt worden, ich vermute wegen des starken Windes. Die Sonne erhob sich immer mehr über dem Horizont und wir erlebten in rasanter Fahrt einen herrlichen Sonnenaufgang. Langsam erwachten auch die letzten Siebenschläfer ab unseren Bewunderungsrufen über den herrlichen Sonnenaufgang. Anfänglich stöhnten zwar noch einige über diese unbequeme Nacht – wir hatten leider keinen Couchette-Wagen erhalten –, aber mit der Zeit tauten alle auf und genossen diesen einmaligen Morgen in Frankreich. Plötzlich rief einer: „Schaut, das Meer.“ Alle liefen auf die eine Seite des Wagens, und da war es, das dunkelblaue ruhige und riesige Mittelmeer. So fuhren wir eine Weile dem Meer entlang, bis die Häuser immer dichter wurden und wir uns langsam Marseille näherten. Da erblickten wir riesige Wohnsiedlungen mit über 20 Stockwerken, daneben wimmelte es von kleinen Häusern mit roten Ziegeln. Nach einem kurzen Aufenthalt ging’s weiter nach Toulon.
Nach der Ankunft machten wir uns mit Sack und Instrument zu Fuß auf zu unserem Hotel mitten im Zentrum, dann gab’s zuerst ein feines Frühstück und wir wurden in unsere Zimmer eingeteilt. Ich hatte Zimmer 51 mit zwei französischen Betten, im Bett rechts schliefen Fritz und Winfried, im anderen Bett der schöne Gerald und ich. Nachher machten wir uns auf einen Bummel durch die große Stadt, die ich noch in einer späteren Zeitepoche (1984) besuchen sollte. Schon nach kurzer Zeit fingen wir an zu schwitzen und wir entschlossen uns, baden zu gehen. Also holten wir unsere Badehosen und fuhren mit dem Bus zum warmen Meer, wo wir noch ein paar Musiker aus unserer Gesellschaft trafen, die rot gebrannt im heißen Sand lagen. Das Bad im blauen Meer war äußerst erfrischend und das Salz im Mund und auf den Lippen schmeckte gewöhnungsbedürftig. Gegen Mittag ging’s wieder zurück zum Hotel, wo wir ein 6-gängiges Menü erhielten, das ausgezeichnet schmeckte, wie auch der dazu gereichte, kühle Rotwein. Am Nachmittag machten wir einen Ausflug zum großen Kriegshafen der französischen Marine, wo wir sogar an Deck eines Zerstörers durften. Nach dem Abendessen drängte mich Gerald, ich sollte doch mitkommen, um noch ein paar Beizli kennenzulernen, frustriert lehnte ich jedoch ab, da ich sehr müde war vom ganzen Tag, und ging also rauf ins Zimmer. Ich legte mich sofort ins Bett, und als ich um 1 Uhr erwachte, lagen Fritz und Winfried schon in ihrem Bett, als gerade Gerald zur Tür hereinkam.
Er legte sich zu mir ins Bett und erzählte mir kurz seine Abenteuer von diesem ersten Abend in Toulon, ich hörte nicht richtig zu, genoss nur die Nähe des schwarz gelockten Boys neben mir. Dann ging er mit Winfried wieder raus und ich schlief glücklich ein. Gegen Morgen waren dann aber alle im breiten Bett.


13.7.1969

Nach dem Morgenessen um 8 Uhr gingen wir baden, am Nachmittag sollten wir an einem Konzert in voller Uniform teilnehmen, das dann aber um eine Woche verschoben wurde. Warum, wusste niemand, also badeten wir auch am Nachmittag im kühlen und herrlich erfrischenden Meer. Anschließend gingen wir zusammen in eine Garten-Beiz. Und da hatte ich ein Erlebnis, das ein Meilenstein in meinem jungen Leben bedeutete. Plötzlich stand nämlich vor mir auf dem Tisch ein Bier, obwohl ich sonst ja nie Bier trinke. Also brach ich meinen Vorsatz und trank das herrlich kühle Getränk. Und es war auch nicht das letzte Mal, dass ich auf dieser Reise ein kühles Bier durch die Kehle fließen ließ. Am Abend spielten die „Güllefilter“ auf verschiedenen Plätzen in Toulon. Wir liefen mit und freuten uns an der schmissigen Musik, die sie zum Besten gaben. Es war auch noch am Abend sehr warm, und so kriegten wir bald einen Riesendurst. Also bummelten wir durch das berüchtigte Viertel, bis wir eine ältere Beiz fanden. Wir setzten uns an einen Tisch und ein chinesischer Kellner brachte uns eine Karte, doch wir wollten nur einen Rotwein bestellen. „Hier kann man nur essen“ war sein Kommentar zu unserem Begehren. Also verdrückten wir uns wieder in den nächsten Spunten, wo dann endlich nach einer langen Konversation, vor allem mit den Händen, jeder seine Flasche Wein erhielt. Nachher ging’s weiter durch die dunklen und engen Gassen, bis wir eine verrauchte, kleine Bar fanden, hinter dessen Theke ein netter, großer, blonder Hüne anscheinend auf uns gewartet hatte, denn er empfing uns mit einem vielsagenden Lächeln. Wir tranken Bier und lauschten der heißen Musik. Langsam kamen wir in Stimmung, und gegen 2 Uhr torkelten wir fröhlich in der Stadt umher, bis wir rein zufällig bei unserem Hotel ankamen. Dort bestellten wir noch eine Flasche Wein, setzten uns auf die Straße und stürzten die gequetschten Trauben die trockene und durstige Kehle hinunter. Doch langsam zog es mich ins Bett, und so machte ich mich auf den Weg zu unserem Zimmer. Als ich endlich auf Umwegen im fünften Stock angelangt war, bemerkte ich, dass ich den Schlüssel für mein Zimmer vergessen hatte. Also ging’s wieder runter, fünf Stockwerke, aber diesmal mit dem Lift, denn zufällig war dieses bequeme Fahrzeug nicht defekt. Unten holte ich den Schlüssel vom Aufhängebrett und fuhr dann wieder rauf, um endlich in meinem Zimmer todmüde ins Bett zu fallen. Sofort fing ich an, ganz wild zu träumen, vom blonden Boy hinter der Theke – als plötzlich, ich weiß nicht, was geschah, mir Fritz ein Gipfeli zwischen meine Zähne schob, und dass im tiefsten Schlaf. Ich war ganz ausgetrocknet. Ich erwachte und bat um ein Glas Wasser, das mir Fritz dann auch reichte. Nach dem Runterstürzen des Wassers schlief ich sofort wieder ein.


14.7.1969

An diesem Tag, dem Nationalfeiertag der Franzosen, hatten wir ein strenges Programm zu bewältigen. Um 8 Uhr war das Morgenessen und wir mussten pünktlich aufstehen, um richtig wach zu werden. Darum gingen wir auf den kleinen Balkon hinaus und freuten uns an dem herrlichen Wetter und der erfrischenden Brise. Mit zwei Bussen wurden wir nach La Seyne Sur Mer gebracht, wo wir in voller Montur (sprich Uniform) Aufstellung nahmen und einen Eröffnungsmarsch spielten. Es war sehr heiß und wir produzierten mehr Schweiß, als Speuz aus unseren Blasinstrumenten tropfte. Nach weiteren drei Stücken nahmen wir die Marschaufstellung ein und dann ging’s los. Durch enge Straßen, Gassen und an Märkten vorbei. Plötzlich machten wir kehrt in Form eines Contre-Marsches und dann ging’s das Ganze nochmals in Gegenrichtung zurück. An Märkten vorbei, durch Gassen und enge Straßen, bis wir an einem Denkmal am Meer anlangten und dort wurde ein Kranz niedergelegt zum Gedenken an, … weiß ich nicht mehr. Ein Redner betrat das Podium, und dann wurde es noch heißer. Bis jetzt hatten wir geschwitzt, was wir jetzt machten, kann ich nicht in Worten ausdrücken. Nachdem der schwitzende Redner etwa eine Stunde lang ins Mikro hineingesprochen hatte, war die Hälfte der langen Rede vorbei, und es folgte die zweite Hälfte, dann endlich spielten wir die „Marseillaise“.
Dann im „Symbol of Honor“-Marschtempo wieder auf die Hauptstraße, wo wir ca. zehnmal à la Eintracht-Contre-Marsch durcheinander hindurchtorkelten, ich weiß nicht mehr, wie lange das dauerte, bis wir in einem alten Haus im Marschtempo die Treppen hochkraxelten. Dann kamen wir in einen großen Saal, wo uns der Bürgermeister empfing und uns mit kühlem Champagner überraschte. Dabei erholten wir uns langsam wieder (am nächsten Tag standen wohlwollende Worte über unser grandioses Defilee in der Zeitung). Dann ging’s zurück zu unserem Hotel, wo uns ein herrliches Mittagessen serviert wurde. Der Champagner hat sicher auch dazu beigetragen, dass in Kürze eine Bombenstimmung herrschte im Speisesaal. Wir spielten, sangen und schunkelten und das gesamte Personal machte freudig mit. Am Nachmittag ging’s mit Hemd, Uniformhose und Mütze – wie weise – auf einen Camping- mit Vergnügungsplatz, wo wir den wenigen Zuschauern ein Ständchen brachten. Natürlich waren die Getränke für die immer durstigen Musiker gratis. Am Abend wurde uns ein alter abgetakelter Bus zur Verfügung gestellt, auf dem die Bauernkapelle musizierend und trinkend durch fast ganz Toulon fuhr. Wir gingen zum Hafen hinunter, wo ein Riesen-Feuerwerk stattfinden sollte. Wir trafen da auf Theodor, der meinte, von weiter oben würde das Feuerwerk sicher größer und gigantischer wirken. Also bummelten wir wieder vom Hafen weg in die Stadt hinein, setzten uns auf ein Geländer und harrten der Dinge, die da geschehen sollten. Und plötzlich ging’s los, es war einmalig, der ganze Himmel leuchtete in den verschiedensten Farben und es bildeten sich riesige Wolken von den vielen Raketen. Nach dem Spektakel bummelten wir wieder umher, bis wir zufällig Ernst und Gerald in unserer Stammbeiz trafen. Und schon wieder gab’s ein kühles, erfrischendes Bier. Als wir gegen 2 Uhr ins Hotel zurück wollten, hatte Gerald mit unserem blonden Barkeeper eine kleine Auseinandersetzung wegen der Bezahlung. Zu einer Schlägerei kam es aber glücklicherweise nicht, Gerald hätte wohl alt ausgesehen gegen den blonden Hünen. Im Hotel holte sich jeder eine Flasche Rotwein, wir hatten wohl noch etwas Durst. Auch der betrunkene Gerald, plötzlich war er nämlich verschwunden, und vom fünften Stock kam eine Reklamation, das WC sei immer besetzt. Also fuhren wir mit dem Lift in den Fünften und es stellte sich heraus, dass vermutlich Gerald im WC, dass er von innen verschlossen hatte, schlicht eingeschlafen war. Mit einem Saugnapf schlugen wir die Scheibe ein, holten ihn heraus und legten ihn ins Bett. Er fiel sofort in einen KO-ähnlich Tiefschlaf. (Am nächsten Morgen wusste er von alledem nichts mehr.) Auch ich legte mich neben meinen völlig betrunkenen Beau und schlief sofort ein.



27.11.1986

Donnerstag, 23.00 Uhr. Obwohl das etwas blöde klingt, es ist wohl so, ich kann das nicht anders sagen, zumal es mich seit Tagen beschäftigt und nicht mehr los lässt. Ich nenne es also trotzdem: „ODE an Sergio!“ Wer damit gemeint ist, sollte wohl jedem klar sein, also kann ich gleich beginnen, sofern ich die in meinem Hirn umherschwirrenden Gedanken einigermaßen in den Griff bekommen kann:
Lieber Sergio, du hast morgen (Freitag) deinen letzten Arbeitstag bei der Firma, und, es ist total verrückt, einerseits finde ich es ungemein schade, dass ich den Arbeitstag nicht mehr mit dir verbringen kann, nicht mehr deine manchmal ach so flachen, sehr oft aber auch recht tiefsinnigen Witze genießen kann, dass ich deine einmaligen, ehrlichen und offenen Augen mit dem ach so eindringlichen Blick nicht mehr täglich in mich aufsaugen kann, dass ich deine körperliche Nähe, und wenn sie auch mit noch so großer Distanz zum Ausdruck kam, nicht mehr spüren kann. Andererseits aber, und das ist das eigentlich tragische, glaube ich, dass es für mich das einzige Gute ist, dass ich nicht mehr mit dir zusammenarbeiten darf – muss – kann. Denn in zu vielen Situationen hast du mich verwirrt und abgelenkt, unbeabsichtigt, sicher, aber trotzdem mit einer solchen Intensität, dass ich für Sekunden den Faden verlor, aus meiner Konzentration aufgeschreckt wurde, mit meinen Gedanken wieder mal meilenweit von meinen täglichen Arbeitspflichten entfernt war. Schon frühmorgens wartete ich sehnsüchtig auf das Knallen der Lifttüre, schon unruhig, falls es mal später erklang, dann aber ein Riesenaufsteller, wenn du, fröhlich und aufgestellt wie immer, mit einem kecken Lächeln in mein Blickfeld tratest. Der Tag war gerettet, denn er hat gut begonnen. Klar, dass das kein idealer Zustand für eine produktive Arbeitszukunft ist, und darum auch klar, dass ich froh bin, dass du morgen (Freitag) deinen letzten Arbeitstag hast. Ich weiß nicht, Sergio, ob du das auch gespürt hast (kann ein Mensch, der nicht schwul ist, so was überhaupt spüren?), seit wir uns begegnet sind, vor über acht Jahren, hat es bei mir gefunkt, komisch, nicht? Es war immer ein Riesenaufsteller, wenn ich bei meiner Fahrt zu Filiale dich antraf und du mit mir ins „Prisma“ zu einem Kaffee kamst. Dass es zu einem Besuch in deinem Wohnwagen im Bergell nur einmal gereicht hat, ist natürlich schade, aber ich deute es so, dass du vor mir einfach eine natürliche Angst hattest, dass ich mich voller Begierde auf dich stürzen würde, falls wir Zwei mal allein wären. Wie kannst du nur! Ich mag dich viel zu sehr, als dass ich dich in irgendeiner Weise verletzen würde, als dass ich mich dir in einer von dir nicht gewünschten Form nähern würde! Wo denkst du auch hin! Machs gut, mein lieber Sergio, ich mag dich, für immer!


21.12.1986

Sonntagabend, 22.30 Uhr. Ich liege im Bett, schon. Heute habe ich fast den ganzen Tag mit David verbracht. Er war bei mir, bereits gestern Abend waren wir im Kino. Seit die Verbindung mit seiner Freundin Doris in die Binsen ging, nachdem er ihr sehr viel Geld zugesteckt hat, ist unser Kontakt um einiges intensiver geworden. Ich habe jetzt auch die finanzielle Seite übernommen, das heißt, er gibt mir alles Geld, das er verdient, und ich überlass ihm dann ein Sackgeld. Über Weihnachten gehen wir gemeinsam mit dem Zug nach Kesswil. Als ich Mama von meinem Plan erzählte, war sie sofort einverstanden. Papa und meine Brüder weniger, trotzdem bin ich zuversichtlich und freue mich auf ein paar Weihnachtstage, die mal etwas anders sind und sicher uns allen guttun. Am meisten helfen sie natürlich David, der sonst allein in seinem Zimmer sitzen würde.
Auch habe ich heute meine schon bereits traditionellen Weihnachtskarten (bereits zum dritten Mal) mit einem Foto von mir auf dem Töff verschickt. Es hat mir sehr viel Freude gemacht. Im Weiteren ist in der neusten Ausgabe von „Kontakt“ ein Inserat von mir erschienen, und ich hoffe sehr, dass ich einige Briefe bekomme, vor allem auch in Hinsicht auf Silvester. Im Geschäft gefällt es mir sehr gut, obwohl ich im Moment sehr viel Arbeit habe. Am letzten Mittwoch habe ich den Eisenbahn-Unterbau bei mir montiert, und jetzt kann’s losgehen.

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