Ein erfüllter Traum

Ein erfüllter Traum

Teil 1 – Mit der Segelyacht SAMANTHA in 4 1/2 Jahren um die Welt

Rudolf Zurkirchen


EUR 29,90
EUR 23,99

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 544
ISBN: 978-3-99146-035-0
Erscheinungsdatum: 10.08.2023

Kundenbewertungen:

Nachdem ich endgültig entschieden habe, die Arbeit auf Eis zu legen und endlich meinen Traum zu leben, den ich schon seit 1972 habe, die Welt zu bereisen.
In Düsseldorf an der Bootsmesse habe ich die AMEL SM 2000 gesehen und sofort gewusst, das ist mein Boot. Die Ausstattung ist großartig und das Preis-Leistungs-Verhältnis absolut in Ordnung.

- 16 m lang, 4,6 m breit und 2,05 Tiefgang
- 2 Masten, 20 m hoch, mit einer Gesamt-Segelfläche von 119 m², elektrisch betrieben
- Dieselmotor, 110 HP
- Generator, 7 KW
- Warmwasserboiler, 50 Liter
- Dieseltank, 600 Liter
- Frischwassertank, 1.000 Liter
- Wasserentsalzungsanlage, 50 l/Std.
- Ankerwaschanlage
- Kartenplotter
- Autopilot
- Fernseher
- Radio mit CD-Player
- AIS
- Funkstation
- Kochherd mit 4 Gasflammen
- Kühlschrank
- Tiefkühler
- Waschmaschine
- Geschirrspüler
- Mikrowelle mit Grillfunktion
- 3 Klimaanlagen (Heizen/Kühlen)
- 2 Nasszellen mit elektrischem WC, Lavabo und Dusche
- Decksdusche
- Elektrische Winschen
- und vieles mehr.

Nach zwei Jahren Wartezeit wurde mir die „SAMANTHA“ am 26. Mai 2003 in La Rochelle, Frankreich, übergeben.
Von dort aus habe ich während vieler Monate das Mittelmeer befahren und die schönen Plätze von den Balearen bis in die Süd-Türkei erkundet.
Dann entschied ich mich für die Weltumsegelung.
Angefangen habe ich diese Reise am 3. Januar 2014 und seitdem schipperte ich im Mittelmeer herum, bis ich dann vom 20. November an mit meinem Sohn Patrick von Teneriffa aus über den Atlantik in die Karibik gesegelt bin. Von hier geht die Reise weiter mit Zwischenziel Kuba.
Auf der Insel Dominica feiere ich mit Rita Silvester 2014/2015.
Im Jahr 2014 bin ich etwa 12.000 Seemeilen gefahren und habe viel gesehen, viele neue Leute kennengelernt und auch Freundschaften geschlossen.
Ab 2014 geht es rund. Karibik – Kuba – Belize – Guatemala – San Blas – Panamakanal – Galapagos – Südseeinseln – Neuseeland – Australien – Indonesien – Malaysia – Thailand – Sri Lanka – Madagaskar – La Réunion – Südafrika – Namibia – St. Helena – Brasilien – Karibik – Bermuda – Florida – New York – Azoren – Portugal – Balearen – Spanien – Port Napoleon, Endziel in der Camargue.
75.000 SM habe ich mit der SAMANTHA zurückgelegt. 8 SM vor dem Endziel, Port Napoleon, hat uns (Sohn Philippe und Enkel Louis sind dabei) ein Gewitter erwischt und mit einem Blitzeinschlag wird alles, was elektrisch oder elektronisch ist, kaputt gemacht.

Am 13. August 2019 ist die SAMANTHA am Ziel angekommen, wird aus dem Wasser gehoben, repariert und zum Verkauf vorbereitet.
Für mich hat hiermit ein Lebenstraum und Lebensabschnitt sein Ende gefunden.
Was bleibt, sind die Erinnerungen und der Stolz, diese Herausforderung gemeistert zu haben.
Ich werde immer wieder gefragt, ob es nicht langweilig sei, alleine zu segeln. „Nein“, denn ich bin nur wenig alleine. Freunde kommen Teilstrecken mit, überall trifft man Leute und man sieht und erlebt so viel, dass zur Langeweile gar keine Zeit ist.



Hinweis des Autors


Die in diesem Buch benutzten geografischen Koordinaten dienen lediglich dazu, die Orte auf einer Karte oder auf Google Earth zu finden. Da sich der Meeresgrund ständig ändern kann (Vulkantätigkeiten, Korallenbildungen, Auffüllungen, versenkte Objekte), gilt es, bei einer Anfahrt mit einem Boot seemännische Sorgfalt walten zu lassen.



Januar 2014


Ob ich meine elektrische Zahnbürste vermisse?
Nein. Wenn man um die Welt segeln will, sind andere Sachen wichtiger und man verzichtet auch gerne auf einige unnötige Luxusgüter und Bequemlichkeiten, um dafür neue Erlebnisse und Eindrücke zu bekommen. Trotz allem, der neuesten Elektronik, elektronischen Seekarten, Handy, Skype, E-Mails etc., bleibt es immer noch ein wenig Abenteuer, wenn auch wesentlich weniger als noch zu Kolumbus‘ Zeiten.
Ich freue mich auf diesen neuen Lebensabschnitt. Wie lange er dauern wird, das wissen nur die Götter. Ich weiß lediglich, wann ich starte, und zwar „JETZT“.
Schon 1968 hatte ich den Wunsch, mit einem Segelboot um die Welt zu reisen, doch dann kam mein Sohn Patrick zur Welt und das änderte die Pläne rasch. Dann 1972 flüsterte mir der Wind wieder zu, dass ich nun die Reise antreten soll, aber dann kam ein Jobangebot, das ich nicht ausschlagen konnte, und wieder schlugen die Wurzeln in den Boden.
2003 hörte ich mit der Arbeit in Deutschland auf, kaufte die AMEL SM 2000, taufte sie nach dem ersten Enkelkind auf den Namen SAMANTHA und startete im Mittelmeer, wo ich nach sechs Monaten die SAMANTHA festzurrte und wieder nach Hause fuhr und erneut zu arbeiten begann. Ich war noch nicht reif für den Ruhestand.
Dann aber, 2013, in einem Jahr voller Hektik, mit teilweise bis zu sechs Projekten gleichzeitig zwischen Genf und Zürich, kam ich manchmal an die physischen und psychischen Grenzen, und als Krönung des Jahres 2013 beschlossen wir im September, die letzten sechs Lofts in Wohlen fertig auszubauen. Mein Entschluss ist dann gereift, diese Lofts und alle Projekte bis zum 20.12.2013 komplett abzuschließen und mich dann an diesem Freitag um 1600 in den Ruhestand zu versetzen.
Genau so habe ich es gemacht. Am 21. Dezember bin ich morgens aufgestanden und habe mich gefragt, was ich nun tun soll.
Mit PC-Aufräumen, Files sichern und Neujahrskarten verschicken habe ich die Zeit bis Neujahr verbracht. Nun war es an der Zeit, die Koffer zu packen.
Am Freitag, den 3. Januar, holte Brigitte uns (Rita und mich) ab. Die beiden Frauen haben sich angeboten, mich mit meinem Gepäck (ein großer Rucksack, ein Rollköfferchen, eine große Reisetasche mit Rollen, und ein kleiner Rucksack) nach Genua zu chauffieren, wo ich um 1800 die Fähre besteigen sollte.
Meine große Sorge war, wie ich wohl vom Kai in die etwa zwei bis drei Stockwerke höher gelegene Kabine kommen werde, denn mit all dem Gepäck glich ich eher einem Packesel als einem Segler.
In Genua angekommen, machen wir in der noch weihnachtlich geschmückten Altstadt einen Spaziergang, dann kommt die Stunde des Abschiedes vor dem Fährterminal. Es ist schwer, von Rita Abschied zu nehmen, denn es soll eine lange Zeit sein, bis sie mich dann irgendwo besuchen kommt.
Schade ist, dass sie das Segeln nicht verträgt und mich somit nicht begleiten kann.
Leider hat auch Julia, die Tochter unserer Freunde aus Norddeutschland, mit denen wir mehrmals gesegelt sind, ihre Absicht, mich zu begleiten, absagen müssen, denn sie hat in Australien einen Studienplatz ergattern können, und die freudige Mitteilung am 20. Dezember erhalten. Nun starte ich meine Reise eben allein. Wie es wird, so ganz ohne Begleitung unterwegs zu sein, werden wir sehen, und ihr könnt das in den folgenden Berichten miterleben.
Noch ein letztes Küsschen, ein sanftes Streicheln über die Wange, dann eine Drehung um 180° und vorwärts Marsch zur Fähre.
Dank einer Rolltreppe und eines Lifts erreiche ich ohne Mühe die Kabine. Noch ein Nickerchen, dann ein kleines Bierchen an der Bar und schließlich bediene ich mich im Restaurant (Selfservice). Ich verstehe nicht, dass man scheinbar auf diesen Fähren nur irgendwelche (sicherlich ungelernten) Köche beschäftigt. Das, was ich da auf den Teller geschmissen bekomme, dürfte in einem schweizerischen Knast nicht aufgetischt werden, die würden sonst wegen Verbrechen an der Menschlichkeit verurteilt. Was ich gegessen habe, kann ich euch nicht sagen, es war auf Italienisch angeschrieben, und beim Essen habe ich es auch nicht herausgefunden. Bis auf die öltriefenden Kartoffelstängel, die nennt man bei uns so … wie Pommes.
Die Nacht geht relativ schnell vorbei und um 0800 landet die Fähre plangemäß in Olbia. Mit einem Taxi lasse ich mich zum Bahnhof bringen, wo ich den Zug um 0830 nach Cagliari erwische. Dreieinhalb Stunden Bahnfahrt, durch wolkenverhangenes Gebirge und neblige Landschaften, dann hält der Zug genau nach Fahrplan um 1151 in Cagliari. Zur Bushaltestelle muss ich mein Gepäck nur über die Straße schleppen. Nach Fahrplan geht der Bus um 1230. Ich bin der einzige Passagier, bis dann einige Stationen später noch drei Leute zusteigen. Für 5 Euro kann man in der Schweiz nicht eineinhalb Stunden Bus fahren! In Muravera lasse ich mich in der Nähe des Supermarktes absetzen. Hier kaufe ich noch einiges ein, damit ich die ersten Tage nicht ganz ohne Proviant bin. Nun kommt zum Gepäck noch eine volle Tragtasche dazu. Das geht mit einem Body, zwei Armen und zwei Beinen überhaupt nicht mehr. Ich rufe Giancarlo an, er soll mich mit seinem Taxi abholen und direkt in den etwa vier Kilometer entfernten Hafen zum Schiff bringen.
Alles klappt bestens. Das Boot haben die Angestellten in der Marina, wie per E-Mail gebeten, nahe genug an den Steg verlegt, sodass ich ohne Probleme die SAMANTHA bereits um 1500 entern kann.
Nachdem alles auf dem Boot ist, verstaue ich die Nahrung, die Klamotten und alle anderen Mitbringsel. Bereits um 1700 ist alles soweit bereit, dass ich aufatmen und die Anreise als beendet melden kann. Wasser und Strom sind vorhanden, leider aber funktioniert das WLAN schon wieder nicht. (Ich habe hier höchstens einmal erlebt, dass das WLAN funktioniert hat.)
Abends koche ich eine Portion Teigwaren (Müscheli), die noch als eiserne Reserve in einem Schapp liegen.
Um 1900 ist es bereits dunkel, die Temperatur liegt draußen bei 12°, dank der gut funktionierenden Heizung habe ich im Boot angenehme 20 °C.
Ich wollte noch einige Zeilen lesen, schlafe aber sofort ein. Scheinbar ist der Stress bereits von meinem Körper und Geist abgefallen.
Gute Nacht.

5.1.14
So ganz gut habe ich noch nicht geschlafen. Ungewohnt sind die Geräusche noch. Knirschende Leinen, klappernde Teile usw., sodass ich nicht ganz ausgeruht aufwache. Die erste warme Dusche weckt die Lebensgeister jedoch auf.
Zuerst baue ich das Winterdach über dem Cockpit auf. Damit habe ich über dem Cockpit ein großes Zelt, das mich vor dem draußen tobenden stürmischen Regenwetter angenehm schützt.
Das Frühstück genieße ich, obwohl der Kaffee aus der Espressomaschine noch etwas schal schmeckt. Die Bohnen sind noch vom August und haben trotz Tupperware scheinbar etwas von ihrem Geschmack verloren. Mit Rumdösen, Umräumen und Aussortieren von altem Kram verbringe ich den Sonntag. Als die Wolkendecke am Nachmittag aufreißt, wage ich einen Spaziergang in der Nähe, werde aber böse verregnet. Genüsslich mache ich mich danach im warmen Schiff breit.
So eine Heizung weiß man bei Außentemperaturen von 12 bis 13° zu schätzen.
Zum Abendessen koche ich einen Eintopf von Reis und Erbsen, dazu gibt es Fischstäbchen, bei denen man nicht weiß, aus was sie sind und nach was sie schmecken sollten. Das Paket ist auf Italienisch beschriftet und somit weiß ich nicht, was genau die Erzeuger damit bewerkstelligen wollten.

6.1.14
Heute ist (wäre) eigentlich der erste Arbeitstag im neuen Jahr, nach all den Festtagen, endlich wieder Zeit, etwas zu tun. Nicht so aber in Italien. Heute wird noch nicht gearbeitet, man geht das Jahr langsam an. Ich kann heute auch nichts tun, denn die Werft ist geschlossen. Abwarten.
Abends marschiere ich ins nächste Dorf, zwei Kilometer, um dort einen Fisch zu essen. Nichts ist. Auch diese Pizzeria ist geschlossen. Zurück und selbst kochen. Es gibt Spaghetti und Hamburger. Nicht schlecht.

7.1.14
Es ist bereits 0900, als ich eine sich langsam abzeichnende Aktivität in der Werft feststelle.
Ich finde dann auch Giuseppe, den Werftmeister, mit dem ich das weitere Vorgehen bespreche. Die Marina-Leitung hatte den Kran für heute reserviert, und so kommt Luca ins Spiel. Er ist der Kranführer. Zusammen holen wir die SAMANTHA unter den Kran und dann wird sie herausgehoben. In den Seilen hängend wird geputzt und geschrubbt. Unglaublich, was sich da wieder an Müschelchen und Bewuchs festgekrallt hat.
Ich fange an mit dem Ausbau des Bugstrahlruders (ein Propeller an der Spitze des Schiffs, mit dem man das Boot seitlich bewegen kann). Statt circa zwanzig Minuten brauche ich ganze zwei Stunden für diese Arbeit, denn alles ist total eingerostet und verrottet. Zusammen mit Giuseppe bauen wir das Teil auseinander, um festzustellen, dass die Innereien komplett kaputt sind. Die Kugellager sind gebrochen und die Kügelchen fallen heraus wie Erbsen aus einer Konservendose. Das sieht gar nicht gut aus. Giuseppe will morgen nach Cagliari fahren und die notwendigen Ersatzteile holen.
Diese Nacht bleibe ich auf der SAMANTHA, die in den Kranseilen hängt.
Abends, nach einer Platte Spaghetti Pomodoro, einem Whisky und einer Birne zum Dessert, schaue ich erstmal einen Film auf DVD an.
Marilyn Monroe, nicht schlecht.
Die Nacht ist ruhig. Keine Leinen, die knirschen.

8.1.14
Aufgestanden mit dem erwachenden Tag. Genüssliches Frühstück. Mein erster Kaffee hat die Lebensgeister geweckt. Ich bin eben daran, den zweiten Kaffee in meine Tasse zu füllen, da stellt die Maschine ab. Ein Arbeiter hat das Kabel herausgezogen, um seine Maschine anzustellen. Pech, wäre ich früher aufgestanden!
Nun beginnt das Warten. Guiseppe kommt irgendwann von Cagliari mit den benötigten Teilen. In Italien kann das dauern, auch wenn Cagliari nur eine Stunde entfernt ist. Nachmittags um 1500 kommt Guiseppe. Er hat alle Teile und beginnt auch gleich mit dem Zusammensetzen. Als er fertig ist und das Bugstrahlruder wieder ins Boot eingebaut werden könnte, ist Luca, der Kranführer, bereits nach Hause gefahren.
Also wird es morgen. Nochmals eine Nacht in den Seilen.

9.1.14
Für heute habe ich mit dem Arbeiter ausgemacht, dass er den Stecker erst zieht, wenn ich mit meinem Kaffee fertig bin. So bekomme ich ein gutes und komplettes Frühstück zwischen die Zähne.
Gleich danach beginne ich mit dem Einbau des Bugstrahlruders, ich sagte beginne! Ich werde halb verrückt, das Teil will einfach nicht mehr an seinen Platz, und wie beim Ausbau muss ich mit sanfter Gewalt ran, bis dann endlich die Schraubenlöcher aufeinanderpassen und dann nach circa zwei Stunden der Testlauf beginnen kann. Es funktioniert!
Halleluja!!!!
Nun aber schnell zurück ins Wasser. Vorher habe ich mit Guiseppe noch die Halterung für einen neuen Geschwindigkeitsmesser im Schiffsboden eingebaut. Das war allerdings kein Akt.
Wieder im Wasser und am Steg, am gewohnten Platz festgemacht, baue ich das neue Beiboot (Dingi) hinten auf das Sonnendeck. Das alte Dingi ist für acht Personen und viel zu groß, als dass ich es an Deck platzieren könnte, und nachschleppen ist so eine Sache, wenn Sturm aufkommt, dann kann das Dingi schon mal zu einem Drachen werden und vom Wasser abheben, eine nicht ungefährliche Situation. Das neue kleinere Dingi für vier Personen kann ich leicht handhaben und eben an Deck verzurren.

Das könnte ihnen auch gefallen :

Ein erfüllter Traum

Helmut Hermann

Zeit der hundert Abschiede

Weitere Bücher von diesem Autor

Ein erfüllter Traum

Rudolf Zurkirchen

Ein erfüllter Traum

Buchbewertung:
*Pflichtfelder