Ein Berufsleben für einen gesunden Körper und mentale Stärke

Ein Berufsleben für einen gesunden Körper und mentale Stärke

Eine Anleitung für ein erfülltes Berufs- und Privatleben

Werner Krebs


EUR 33,90
EUR 27,99

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 664
ISBN: 978-3-99130-245-2
Erscheinungsdatum: 03.08.2023

Leseprobe:

Die Namen der genannten und auftretenden Personen wurden zur Wahrung der Persönlichkeitsrechte und Privatsphäre weitestgehend anonymisiert und abgeändert.



Mein erster arbeitsfreier Tag, seit ich in Reno Nevada lebte


Ich saß auf einer Wiese direkt am kleinen See, der für die Wohnanlage, in der wir wohnten, angelegt wurde. Die Sonne schien. Ich war alleine am See und schaute den Enten zu. Mein Geschäftspartner Hans J. arbeitete im Swiss Training. Hans J. hatte ich bei der Ski-Nationalmannschaft kennengelernt.
Er war Skiprofi in Amerika und trainierte im Sommer in Europa. Er trainierte all die Jahre seiner aktiven Zeit bei mir in meinem Fitnesscenter Duc de Rohan in Chur. Hans J. wollte unbedingt ein Fitnesscenter in Amerika aufmachen. Er wollte das Training Center mit mir zusammen aufbauen. Mit vielen Bedenken willigte ich ein. 1984 suchte er eine Stadt in Amerika für unser Projekt. Er hielt die Spielerstadt Reno in Nevada für geeignet. Am 1. Januar 1986 eröffneten wir unser Fitnesscenter.
Während ich am kleinen See saß, versuchte ich, das schöne Wetter und den ersten freien Nachmittag, seit ich in Amerika war, zu genießen. Ich war schon vier Jahre von meiner Frau und den Kindern getrennt und zwei Jahre geschieden. Wir hatten damals, es war das Jahr 1986, zwei kleine Kinder, acht und zehn Jahre alt. Als ich noch in Europa war, hatte ich regelmäßig von meinem Besuchsrecht Gebrauch gemacht. Es war bei jedem Abschied von den Kindern der reinste Horror. Es zerriss mir jedes Mal fast das Herz, wenn ich die Buben abgeben musste. In Amerika musste ich diese schweren Gefühle nun nicht mehr ertragen.
Geschäftlich hatte ich immer sehr viel Erfolg. Schon früh hatte ich mein eigenes Fitnesscenter in Chur, das einen guten Gewinn abwarf. Dann begann ich als Betriebssanierer, marode Betriebe in die Gewinnzone zu führen. Einen riesigen Erfolg verbuchte ich bei einer Sanierung in München, dort sanierte ich ein Ortszentrum mit 200 Wohnungen, einem riesigen Fitnesscenter und einem französischen Restaurant. Mein Bekanntheitsgrad als Betriebsberater sprach sich schnell herum und ich erhielt Sanierungsaufträge, so viel ich wollte. Dann wurde ich zum Gründungspräsidenten der Interessengemeinschaft zur Förderung der Fitness in Europa (IGF) gewählt.



Beratung bei Kieser Training AG


Im Jahre 1985 ging es dem Franchise-Unternehmen Kieser Training AG wirtschaftlich schlecht. Ich berief Werner Kieser gegen den Widerstand vieler Fitnessanbieter in den Vorstand der IGF. Der Widerstand kam von allen Seiten. Er vertrat eine andere Ansicht, wie Fitness angeboten werden sollte. Genau deshalb wollte ich ihn in den Vorstand berufen. Neben dem Vorstand unterhielt die IGF auch einen wissenschaftlichen Beirat. Werner Kieser erteilte mir den Auftrag, seine Franchisenehmer zu beraten, wie sie ihr Geschäft erfolgreicher betreiben könnten. Schnell entschlossen sich seine Franchisenehmer aus St. Gallen, Bern, Luzern, Basel, Chur, Zug und Zürich-Oerlikon zu einer Sanierung, oder Beratung. Das Ganze war unglaublich erfolgreich. In Windeseile rekrutierte ich einen ganzen Sanierungsmitarbeiterstab, den ich selbst aus- und weiterbildete. Bald waren es zehn Mitarbeiter, die mich bei den Sanierungen unterstützten. In dieser Zeit wurde ich das erste Mal so richtig mit Neid konfrontiert. Meine Abmachungen mit den sanierungsbedürftigen Betrieben waren die folgenden: Es wurde von mir mit dem Auftraggeber errechnet, wie viele Mitglieder es brauchte, um die Gewinnzone zu erreichen (Break-even). Bis zu diesem Umsatz arbeitete ich umsonst. Käme das Fitnesscenter aber in die Gewinnzone, würde ich mit 50 % vom Gewinn beteiligt. Die Verträge wurden für ein Jahr abgeschlossen. Ein Beispiel: In Luzern gab es vor meiner Sanierung einen Jahresumsatz von 270.000,– SFr. Der Break-even betrug aber knapp 500.000,– SFr. Das bedeutete, bis zu einem Jahresumsatz von 500.000,– SFr. bekam ich nichts. Erst von einem Umsatz, der über 500.000,– SFr. läge, bekäme ich 50 % Gewinnbeteiligung. Das war natürlich eine tolle Einladung für alle Kieser Franchisebetriebe. Sogar der Betrieb in Zürich-Oerlikon wollte mit mir einen Beratungsvertrag eingehen. Der Inhaber dieses Betriebes sagte damals, er sei schon in der Gewinnzone (1 Mio. Umsatz), aber wenn ich mehr als eine Million Umsatz machen würde, werde er mich auch mit 50 % am Gewinn beteiligen. Er sagte bei der Vertragsunterzeichnung zu mir, dass er nicht glaube, dass ich eine Umsatzsteigerung hinbekäme. Er sei schon so erfolgreich, dass eine Umsatzsteigerung äußerst unwahrscheinlich sei. Ich sagte einfach: Schauen wir mal, kosten würde es ihm ja nichts. Ich würde ja im Erfolgsfall nur die Hälfte meines Erfolgs beanspruchen. Die andere Hälfte meiner Umsatzsteigerung würden ja ihm zugutekommen.
Er war ein ehemaliger Eishockeyspieler und pflegte einen ziemlich luxuriösen Lebensstil. Zur Vertragsunterzeichnung waren wir in einem Restaurant zum Abendessen. Ich bestellte ein Kotelett mit Beilagen und Salat. Ich habe kein besonders gutes Gedächtnis für die Preise von Speisen in Restaurants. Aber diesen Kotelett-Preis habe ich bis heute nicht vergessen. Das Kotelett kostete damals (1984/1985) sage und schreibe 60,– SFr. ohne Salat, Getränke und Dessert. So ein teures Stück Fleisch habe ich vorher noch nie gegessen. Ob das ein gutes Omen für diesen Sanierungsauftrag war?
Bei der Vertragsunterzeichnung in Luzern waren wir auch im Restaurant zum Essen. Der Inhaber fragte mich am Ende des Abends: „Herr Krebs, was denken Sie, welchen Umsatz können Sie während der Vertragsdauer erreichen?“ Ich war zu dieser Zeit unglaublich selbstbewusst und sagte: „Ich schätze so gegen eine Million Schweizer Franken.“ „Was, Sie trauen sich zu, den Umsatz in einem Jahr von jetzt 270.000,– SFr. auf 1.000.000,– SFr. zu steigern?“ „Ja, das traue ich mir zu. Das wäre dann eine Viertelmillion, die ich verdienen würde.“ Ich wies ihn darauf hin, dass er als Auftraggeber übrigens genauso viel Gewinn machen werde. Im vergangenen Jahr habe er 230.000,– SFr. Verlust hinnehmen müssen.
Ich begann mit den Sanierungen und es lief unglaublich erfolgreich. In Luzern erzielte ich einen Umsatz von 950.000,– SFr. und in Zürich-Oerlikon erreichte ich etwas über zweieinhalb Millionen Umsatz. Das bedeutete, dass ich eine Gewinnbeteiligung von 750.000 Franken nur von diesen zwei Betrieben erhalten sollte. Das wurmte den ehemaligen Eishockeyprofi und Franchisenehmer aus Zürich-Oerlikon derart, dass er nach Wegen suchte, um der Zahlung an mich zu entgehen. Er tat sich mit dem von Luzern zusammen. Der von Luzern führte folgende haarsträubende Argumente vor: Ich hätte bei der Vertragsunterzeichnung versprochen, dass ich einen Umsatz von einer Million machen würde. Ich hätte gerade mal 950.000 erreicht. Also hätte ich keinen Anspruch auf Gewinnbeteiligung. Der Vertragspartner aus Zürich weigerte sich ebenfalls zu zahlen. Ich habe vergessen, welche fadenscheinigen Argumente er zur Nichtzahlung ins Feld führte. Aber es war offensichtlich, dass sie mich finanziell ruinieren wollten. Ich musste natürlich meine Mitarbeiter bezahlen. Das gelang mir gerade so, weil die anderen Sanierungsaufträge meine Guthaben anständig bezahlten. Aber ich war natürlich am Rande des finanziellen Ruins. Bei dieser schlechten finanziellen Lage musste ich auch noch zwei Prozesse mit immensen Rechtsanwaltskosten finanzieren. Die Streitsumme betrug eine Million. 250.000 aus Luzern und 750.000 aus Zürich-Oerlikon.
Ich habe die Wohnung in Zürich sofort gekündigt und die Möbel zur Zahlung ausstehender Mieten verpfändet. Auch das Auto habe ich verkauft. Ich hatte buchstäblich nichts mehr, außer die Verpflichtung, jeden Monat Alimente von 3.500 Franken für meine Kinder zu zahlen. Ich hätte natürlich noch die einen oder anderen persönlichen Sachen aus der verpfändeten Wohnungseinrichtung abholen können. Es waren alles Pokale aus meiner sportlichen Karriere als Kunstturner, viele Fotos und sogar Super-8-Filme von den Kindern. Dann hatte ich viele Fotos aus meiner Zeit bei der Schweizer Ski-Nationalmannschaft. Ich war im Betreuungsteam von Wilhelm L. Klaus K., ein klasse Speerwerfer, ging mit mir eine Wette ein, dass ich es nicht schaffen würde, in einem olympischen Zehnkampf innerhalb eines Jahres 6.000 Punkte zu schaffen. Ich trainierte ein Jahr lang und gewann einen eidgenössischen Lorbeerkranz. Weil es eine Wette war, die ich gewann, wurmt es mich bis heute, dass ich nicht mal diesen Lorbeerkranz gerettet habe. Aber ich empfand es damals als Befreiung. Es sollte danach für viele Jahre meine letzte Wohnung gewesen sein. Ich hatte schon bei der Scheidung die ganze Wohnungseinrichtung meiner geschiedenen Frau überlassen. Das war jetzt schon die zweite Wohnungseinrichtung, die ich abgeben musste.



Ich hatte nichts mehr. Mittellos ging ich nach Amerika


Das Jahr 1985 ging zu Ende und ich bereitete mich auf die Auswanderung nach Amerika vor. Irgendwie freute ich mich auf das Neue. Mein Anwalt sagte, dass sich der Prozess gegen die Schuldner sicher länger als ein Jahr hinziehen würde. Ich war zuversichtlich, dass ich in Amerika genauso ein erfolgreicher Geschäftsmann sein würde. Am Tag vor Weihnachten flog ich nach Amerika. Hans J., mein Partner, hatte mit dem Umbau und Einrichtung des Trainingszentrums begonnen. An Heiligabend, so gegen 20.00 Uhr, begann ich mit dem Bau der Rezeption (Empfang). Wir hatten uns schon vorher einen Namen für unser Fitnesscenter überlegt. Ich hatte damals noch eine Trainingsjacke mit der Aufschrift „Swiss-Ski“, analog dazu nannten wir unser Fitnesscenter „Swiss Training“. Wir waren überzeugt, dass dieser Name auch für die Amerikaner ein toller und vertrauensvoller Name sein würde.
Als der Tresen endlich fertig war, brachten wir noch das „Swiss Training“-Schild an der Außenfassade des Gebäudes an und gingen danach, es war schon weit nach Mitternacht, ins Casino Peppermill zum Essen. Es war noch viel zu tun, um Anfang des Jahres 1986 das Swiss Training eröffnen zu können. Wir hatten einen Riesenspaß und waren zuversichtlich, dass wir Erfolg haben würden. Für die Eröffnung planten wir eine große Flyer-Aktion und wir gaben ein halbseitiges Eröffnungsinserat in der größten Zeitung von Reno auf. Die Flyer legten wir unter die Windschutzscheiben der Autos auf dem Parkplatz des Casinos Peppermill. Der Parkplatz verfügte über 4.000 Parkplätze. Wir waren super auf die Eröffnung vorbereitet. Auch für das Kulinarische hatten wir entsprechend gesorgt.
Endlich kam der so sehr ersehnte Eröffnungstag. Als wir morgens um 8.00 Uhr unser Swiss Training eröffneten, stand noch niemand vor der Tür, aber das beunruhigte uns nicht. Um 13.00 Uhr – Hans J. hatte schon Hunger – war immer noch niemand bei uns. Wir begannen dann mit dem Verzehr unserer für potenzielle Kunden vorbereiteten Häppchen. Als gegen Abend immer noch keine Menschenseele unser Fitnesscenter betreten hatte, schwand unsere Zuversicht allmählich aus unseren Gesichtern. Es war 21.00 Uhr, als plötzlich die Tür aufging und ein Mann unser Center betrat. Hans J. kannte ihn und begrüßte ihn mit Namen. Mir hat er ihn als Bankdirektor vorgestellt. Er habe die Kreditfinanzierung für den Kauf der Trainingsmaschinen von der Firma Nautilus gemacht. Er kaufte eine Jahresmitgliedschaft, schaute sich unser Swiss Training ziemlich gelangweilt und oberflächlich an und ging wieder. Das war sein einziger Besuch bei uns. Danach haben wir ihn nie wieder bei uns gesehen. Aber wir sahen ihn ja regelmäßig bei unseren Bankbesuchen, um die Einnahmen einzuzahlen. Es war eine unglaublich schöne Bank. Das Gebäude war früher eine Kirche gewesen. Ich war emotional sehr ergriffen, als ich erfuhr, dass aus einem Gotteshaus eine Bank gemacht worden war.



Mein Verkaufs-Know-how erachtete ich als unerschöpflich


Wie hatten am Eröffnungstag mit dem Verkauf von mehreren Hundert Jahrestrainingsverträgen gerechnet und jetzt hatten wir gerade mal einen einzigen Kunden im Wert von 299 –, $. Hans J. war ziemlich bleich. Ich sagte zu ihm: „Mach dir keine Sorgen. Ich habe Verkaufsmethoden, die sind einmalig. Ab morgen beginnen wir mit dem Telefonmarketing.“ Ich hatte bereits für die Sanierung der Kieser Betriebe Ausbildungsunterlagen erarbeitet und konnte diese nun in Amerika verwenden. Eine Freundin von uns war bei ihrer Scheidung ganz ordentlich abgefunden worden. Sie hatte ein schönes, großes Blockhaus in Sun Valley, Idaho. Sun Valley liegt vier Flugstunden von Reno entfernt. Dazu verfügte Sally über einen Hangar mit einem eigenen Privatflugzeug. Diese Bekannte unterstützte uns. Sie war eine hübsche, sympathische Frau. Sie eignete sich für den Verkauf von Trainingsverträgen. Sally kam immer mit dem Flugzeug zur Arbeit. Sie war so großzügig, dass sie uns ihr Flugzeug jederzeit zur Verfügung stellte. So begannen wir zu dritt, nach dem Alphabet die Einwohner von Reno anzurufen, um sie zu einem Probetraining einzuladen. Ich hatte einen Tagesterminplan vorbereitet, den ich auch schon in Europa verwendet hatte, und los ging’s.
Schon gegen Mittag war unser Tagesterminplan voll mit Terminen für Probetrainings. Alle freuten sich, unser Trainingszentrum kennenzulernen. „Siehst du, Hans J.“, sagte ich voller Stolz, „wir werden Erfolg haben.“ Wir freuten uns auf die kommenden Tage. Jeden Tag erwarteten wir 50 Besucher für ein Probetraining. Hans J. machte sich Sorgen, wie wir es schaffen sollten, die nächste Zeit so viele Telefonanrufe entgegenzunehmen und gleichzeitig die Besucher für Probetrainings zu betreuen. Ich erklärte ihm, wie wir es organisieren würden, damit es klappte. Damit waren seine Sorgen schon mal etwas reduziert.
Den nächsten Tag erwarteten wir mit großer Spannung. Wir hatten schon um 6.00 Uhr morgens drei Probetrainings eingetragen. Unsere Öffnungszeiten waren von 6.00 Uhr bis 24.00 Uhr. Obwohl wir Termine vereinbart hatten, kam fast niemand zum Probetraining. Von den 50 vereinbarten Probetraining-Terminen kamen drei bis vier Gäste. Demnach musste eine bessere Idee her, um neue Mitglieder zu werben. Für mich war das gar kein Problem. Sofort hatte ich eine neue Idee. Ich sagte zu Hans J. und unserer Mitarbeiterin: „Wir telefonieren einfach nach. Sobald ein Termin verstrichen ist und der Besucher nicht erschienen ist, rufen wir ihn an.“ Gesagt, getan, und siehe da, sie freuten sich, dass wir sie anriefen. „Oh ja, sorry, mir kam gerade dies und jenes dazwischen, darum war ich verhindert und konnte nicht kommen.“ „Hätten Sie denn jetzt gerade Zeit, zu kommen?“, haben wir gefragt. Sie antworteten häufig: „Ja klar, das ist ja toll! Dann bis gleich, ich freue mich auf Sie!“ Aber gekommen sind diese Gäste trotzdem nicht.
So gingen die Tage ins Land und wir hatten überhaupt nichts in der Kasse. Ich brauchte ja unbedingt Geld, um die Alimente zu zahlen. Wir konnten uns auch keine weiteren Mitarbeiter leisten. Hans J. brauchte seinen achtstündigen Schlaf, um einsatzfähig zu sein. Jede Nacht, nachdem wir das Center geschlossen hatten, gingen wir zum Essen ins Casino Peppermill. Wir warteten, bis der Abendbüfett-Preis zum Frühstückspreis wechselte. Das Büfett war Tag und Nacht geöffnet und auch mit dem gleichen Essen aufgefüllt. Der Abendpreis für das Essen „à discrétion“ betrug 4,75 Dollar. Um 1.00 Uhr nachts wechselte der Preis auf 99 Cent. Auch diesen Preis konnten wir uns nach dem Geschäftsgang eigentlich nicht leisten, aber etwas essen mussten wir ja. Um halb zwei Uhr in der Nacht gingen wir dann endlich ins Bett. Ich habe mich bereit erklärt, dass ich das Center am Morgen um 6.00 Uhr aufmachen würde. Da habe ich gelernt, mit vier Stunden Schlaf auszukommen. Etwa um 14.00 Uhr bin ich dann für 20 Minuten ins Solarium gegangen. Da habe ich auch immer noch einige Minuten schlafen können. Der finanzielle Druck stieg fast ins Unermessliche. Jeden Monat wurde ich nachts von meiner Ex-Frau wegen ausstehender Alimente angerufen. Sie war unnachgiebig und hatte überhaupt kein Verständnis für meine Lage. Ich wusste, jetzt musste eine richtig gute Idee her.



Ich wusste, die Casinos beschäftigen viele Mitarbeiter


Das ist die Lösung, dachte ich. Die Idee war, dass ich verschiedene Casinos besuchen und mit den Personalabteilungen vereinbaren würde, dass alle Mitarbeiter für eine gewisse Zeit kostenlos bei uns trainieren dürften. Zu Hans J. sagte ich nur, dass ich die ultimative Idee hätte. Wir würden damit zu sehr vielen Trainingsmitgliedern kommen. „Ich bin heute Nachmittag dann mal weg und berichte dir heute Abend von meiner neuen Verkaufsstrategie.“ „Klasse“, erwiderte Hans J. mit skeptischer Tonlage.
Ich ging ins Comstock-Casino. Es war ein sehr großes Casino und ich nahm an, dass dort sicher über 200 Mitarbeiter beschäftigt waren. Ich hatte Glück, dass der Casino-Manager mich empfing. Na ja, vielleicht nicht nur Glück. Ich sagte natürlich, dass ich aus der Schweiz kam. Das hat ihn beeindruckt und ich weiß inzwischen, dass er sich Zeit genommen hat, weil ich Schweizer bin und er unsere Schweiz sehr mochte. Jedenfalls habe ich ihm vorgeschlagen, seinen Mitarbeitern eine dreimonatige Trainingsmitgliedschaft zu schenken. Er war sofort begeistert. Er rief seinen Personalchef zu sich und sagte, dass er mir eine Namens- und Adressliste von allen Mitarbeitern geben solle. Wir freuten uns über das Besprochene und ich wartete noch auf die Namensliste. Nach kurzer Zeit kam der Personalchef und überreichte mir die Liste. Es war ein für die damalige Zeit üblicher Endlospapier-Computerausdruck. Jede zweite Zeile war blau hinterlegt. Ich dachte zuerst: „Der hat für jeden Mitarbeiter eine ganze Seite ausgedruckt!“ Als ich dann näher hinsah, bemerkte ich, dass auf jeder Zeile ein Name stand. Etwas verdutzt fragte ich, wie viele Mitarbeiter er denn habe. Er sagte: „Knapp 4.000.“ Mir wurde fast schwindelig und meine Knie drohten wegzuknicken. Jetzt hätten wir ein Besucherpotenzial von 4.000 Personen, die zum Training kämen. Wir bräuchten diese Menschen nur noch zu begeistern und sie würden in den drei Gratismonaten zusätzlich ihre Freunde und Bekannten mitbringen. Diese könnten wir dann derart für unser Training begeistern, dass sie sich auch für eine Jahresmitgliedschaft entscheiden würden.

Die Namen der genannten und auftretenden Personen wurden zur Wahrung der Persönlichkeitsrechte und Privatsphäre weitestgehend anonymisiert und abgeändert.



Mein erster arbeitsfreier Tag, seit ich in Reno Nevada lebte


Ich saß auf einer Wiese direkt am kleinen See, der für die Wohnanlage, in der wir wohnten, angelegt wurde. Die Sonne schien. Ich war alleine am See und schaute den Enten zu. Mein Geschäftspartner Hans J. arbeitete im Swiss Training. Hans J. hatte ich bei der Ski-Nationalmannschaft kennengelernt.
Er war Skiprofi in Amerika und trainierte im Sommer in Europa. Er trainierte all die Jahre seiner aktiven Zeit bei mir in meinem Fitnesscenter Duc de Rohan in Chur. Hans J. wollte unbedingt ein Fitnesscenter in Amerika aufmachen. Er wollte das Training Center mit mir zusammen aufbauen. Mit vielen Bedenken willigte ich ein. 1984 suchte er eine Stadt in Amerika für unser Projekt. Er hielt die Spielerstadt Reno in Nevada für geeignet. Am 1. Januar 1986 eröffneten wir unser Fitnesscenter.
Während ich am kleinen See saß, versuchte ich, das schöne Wetter und den ersten freien Nachmittag, seit ich in Amerika war, zu genießen. Ich war schon vier Jahre von meiner Frau und den Kindern getrennt und zwei Jahre geschieden. Wir hatten damals, es war das Jahr 1986, zwei kleine Kinder, acht und zehn Jahre alt. Als ich noch in Europa war, hatte ich regelmäßig von meinem Besuchsrecht Gebrauch gemacht. Es war bei jedem Abschied von den Kindern der reinste Horror. Es zerriss mir jedes Mal fast das Herz, wenn ich die Buben abgeben musste. In Amerika musste ich diese schweren Gefühle nun nicht mehr ertragen.
Geschäftlich hatte ich immer sehr viel Erfolg. Schon früh hatte ich mein eigenes Fitnesscenter in Chur, das einen guten Gewinn abwarf. Dann begann ich als Betriebssanierer, marode Betriebe in die Gewinnzone zu führen. Einen riesigen Erfolg verbuchte ich bei einer Sanierung in München, dort sanierte ich ein Ortszentrum mit 200 Wohnungen, einem riesigen Fitnesscenter und einem französischen Restaurant. Mein Bekanntheitsgrad als Betriebsberater sprach sich schnell herum und ich erhielt Sanierungsaufträge, so viel ich wollte. Dann wurde ich zum Gründungspräsidenten der Interessengemeinschaft zur Förderung der Fitness in Europa (IGF) gewählt.



Beratung bei Kieser Training AG


Im Jahre 1985 ging es dem Franchise-Unternehmen Kieser Training AG wirtschaftlich schlecht. Ich berief Werner Kieser gegen den Widerstand vieler Fitnessanbieter in den Vorstand der IGF. Der Widerstand kam von allen Seiten. Er vertrat eine andere Ansicht, wie Fitness angeboten werden sollte. Genau deshalb wollte ich ihn in den Vorstand berufen. Neben dem Vorstand unterhielt die IGF auch einen wissenschaftlichen Beirat. Werner Kieser erteilte mir den Auftrag, seine Franchisenehmer zu beraten, wie sie ihr Geschäft erfolgreicher betreiben könnten. Schnell entschlossen sich seine Franchisenehmer aus St. Gallen, Bern, Luzern, Basel, Chur, Zug und Zürich-Oerlikon zu einer Sanierung, oder Beratung. Das Ganze war unglaublich erfolgreich. In Windeseile rekrutierte ich einen ganzen Sanierungsmitarbeiterstab, den ich selbst aus- und weiterbildete. Bald waren es zehn Mitarbeiter, die mich bei den Sanierungen unterstützten. In dieser Zeit wurde ich das erste Mal so richtig mit Neid konfrontiert. Meine Abmachungen mit den sanierungsbedürftigen Betrieben waren die folgenden: Es wurde von mir mit dem Auftraggeber errechnet, wie viele Mitglieder es brauchte, um die Gewinnzone zu erreichen (Break-even). Bis zu diesem Umsatz arbeitete ich umsonst. Käme das Fitnesscenter aber in die Gewinnzone, würde ich mit 50 % vom Gewinn beteiligt. Die Verträge wurden für ein Jahr abgeschlossen. Ein Beispiel: In Luzern gab es vor meiner Sanierung einen Jahresumsatz von 270.000,– SFr. Der Break-even betrug aber knapp 500.000,– SFr. Das bedeutete, bis zu einem Jahresumsatz von 500.000,– SFr. bekam ich nichts. Erst von einem Umsatz, der über 500.000,– SFr. läge, bekäme ich 50 % Gewinnbeteiligung. Das war natürlich eine tolle Einladung für alle Kieser Franchisebetriebe. Sogar der Betrieb in Zürich-Oerlikon wollte mit mir einen Beratungsvertrag eingehen. Der Inhaber dieses Betriebes sagte damals, er sei schon in der Gewinnzone (1 Mio. Umsatz), aber wenn ich mehr als eine Million Umsatz machen würde, werde er mich auch mit 50 % am Gewinn beteiligen. Er sagte bei der Vertragsunterzeichnung zu mir, dass er nicht glaube, dass ich eine Umsatzsteigerung hinbekäme. Er sei schon so erfolgreich, dass eine Umsatzsteigerung äußerst unwahrscheinlich sei. Ich sagte einfach: Schauen wir mal, kosten würde es ihm ja nichts. Ich würde ja im Erfolgsfall nur die Hälfte meines Erfolgs beanspruchen. Die andere Hälfte meiner Umsatzsteigerung würden ja ihm zugutekommen.
Er war ein ehemaliger Eishockeyspieler und pflegte einen ziemlich luxuriösen Lebensstil. Zur Vertragsunterzeichnung waren wir in einem Restaurant zum Abendessen. Ich bestellte ein Kotelett mit Beilagen und Salat. Ich habe kein besonders gutes Gedächtnis für die Preise von Speisen in Restaurants. Aber diesen Kotelett-Preis habe ich bis heute nicht vergessen. Das Kotelett kostete damals (1984/1985) sage und schreibe 60,– SFr. ohne Salat, Getränke und Dessert. So ein teures Stück Fleisch habe ich vorher noch nie gegessen. Ob das ein gutes Omen für diesen Sanierungsauftrag war?
Bei der Vertragsunterzeichnung in Luzern waren wir auch im Restaurant zum Essen. Der Inhaber fragte mich am Ende des Abends: „Herr Krebs, was denken Sie, welchen Umsatz können Sie während der Vertragsdauer erreichen?“ Ich war zu dieser Zeit unglaublich selbstbewusst und sagte: „Ich schätze so gegen eine Million Schweizer Franken.“ „Was, Sie trauen sich zu, den Umsatz in einem Jahr von jetzt 270.000,– SFr. auf 1.000.000,– SFr. zu steigern?“ „Ja, das traue ich mir zu. Das wäre dann eine Viertelmillion, die ich verdienen würde.“ Ich wies ihn darauf hin, dass er als Auftraggeber übrigens genauso viel Gewinn machen werde. Im vergangenen Jahr habe er 230.000,– SFr. Verlust hinnehmen müssen.
Ich begann mit den Sanierungen und es lief unglaublich erfolgreich. In Luzern erzielte ich einen Umsatz von 950.000,– SFr. und in Zürich-Oerlikon erreichte ich etwas über zweieinhalb Millionen Umsatz. Das bedeutete, dass ich eine Gewinnbeteiligung von 750.000 Franken nur von diesen zwei Betrieben erhalten sollte. Das wurmte den ehemaligen Eishockeyprofi und Franchisenehmer aus Zürich-Oerlikon derart, dass er nach Wegen suchte, um der Zahlung an mich zu entgehen. Er tat sich mit dem von Luzern zusammen. Der von Luzern führte folgende haarsträubende Argumente vor: Ich hätte bei der Vertragsunterzeichnung versprochen, dass ich einen Umsatz von einer Million machen würde. Ich hätte gerade mal 950.000 erreicht. Also hätte ich keinen Anspruch auf Gewinnbeteiligung. Der Vertragspartner aus Zürich weigerte sich ebenfalls zu zahlen. Ich habe vergessen, welche fadenscheinigen Argumente er zur Nichtzahlung ins Feld führte. Aber es war offensichtlich, dass sie mich finanziell ruinieren wollten. Ich musste natürlich meine Mitarbeiter bezahlen. Das gelang mir gerade so, weil die anderen Sanierungsaufträge meine Guthaben anständig bezahlten. Aber ich war natürlich am Rande des finanziellen Ruins. Bei dieser schlechten finanziellen Lage musste ich auch noch zwei Prozesse mit immensen Rechtsanwaltskosten finanzieren. Die Streitsumme betrug eine Million. 250.000 aus Luzern und 750.000 aus Zürich-Oerlikon.
Ich habe die Wohnung in Zürich sofort gekündigt und die Möbel zur Zahlung ausstehender Mieten verpfändet. Auch das Auto habe ich verkauft. Ich hatte buchstäblich nichts mehr, außer die Verpflichtung, jeden Monat Alimente von 3.500 Franken für meine Kinder zu zahlen. Ich hätte natürlich noch die einen oder anderen persönlichen Sachen aus der verpfändeten Wohnungseinrichtung abholen können. Es waren alles Pokale aus meiner sportlichen Karriere als Kunstturner, viele Fotos und sogar Super-8-Filme von den Kindern. Dann hatte ich viele Fotos aus meiner Zeit bei der Schweizer Ski-Nationalmannschaft. Ich war im Betreuungsteam von Wilhelm L. Klaus K., ein klasse Speerwerfer, ging mit mir eine Wette ein, dass ich es nicht schaffen würde, in einem olympischen Zehnkampf innerhalb eines Jahres 6.000 Punkte zu schaffen. Ich trainierte ein Jahr lang und gewann einen eidgenössischen Lorbeerkranz. Weil es eine Wette war, die ich gewann, wurmt es mich bis heute, dass ich nicht mal diesen Lorbeerkranz gerettet habe. Aber ich empfand es damals als Befreiung. Es sollte danach für viele Jahre meine letzte Wohnung gewesen sein. Ich hatte schon bei der Scheidung die ganze Wohnungseinrichtung meiner geschiedenen Frau überlassen. Das war jetzt schon die zweite Wohnungseinrichtung, die ich abgeben musste.



Ich hatte nichts mehr. Mittellos ging ich nach Amerika


Das Jahr 1985 ging zu Ende und ich bereitete mich auf die Auswanderung nach Amerika vor. Irgendwie freute ich mich auf das Neue. Mein Anwalt sagte, dass sich der Prozess gegen die Schuldner sicher länger als ein Jahr hinziehen würde. Ich war zuversichtlich, dass ich in Amerika genauso ein erfolgreicher Geschäftsmann sein würde. Am Tag vor Weihnachten flog ich nach Amerika. Hans J., mein Partner, hatte mit dem Umbau und Einrichtung des Trainingszentrums begonnen. An Heiligabend, so gegen 20.00 Uhr, begann ich mit dem Bau der Rezeption (Empfang). Wir hatten uns schon vorher einen Namen für unser Fitnesscenter überlegt. Ich hatte damals noch eine Trainingsjacke mit der Aufschrift „Swiss-Ski“, analog dazu nannten wir unser Fitnesscenter „Swiss Training“. Wir waren überzeugt, dass dieser Name auch für die Amerikaner ein toller und vertrauensvoller Name sein würde.
Als der Tresen endlich fertig war, brachten wir noch das „Swiss Training“-Schild an der Außenfassade des Gebäudes an und gingen danach, es war schon weit nach Mitternacht, ins Casino Peppermill zum Essen. Es war noch viel zu tun, um Anfang des Jahres 1986 das Swiss Training eröffnen zu können. Wir hatten einen Riesenspaß und waren zuversichtlich, dass wir Erfolg haben würden. Für die Eröffnung planten wir eine große Flyer-Aktion und wir gaben ein halbseitiges Eröffnungsinserat in der größten Zeitung von Reno auf. Die Flyer legten wir unter die Windschutzscheiben der Autos auf dem Parkplatz des Casinos Peppermill. Der Parkplatz verfügte über 4.000 Parkplätze. Wir waren super auf die Eröffnung vorbereitet. Auch für das Kulinarische hatten wir entsprechend gesorgt.
Endlich kam der so sehr ersehnte Eröffnungstag. Als wir morgens um 8.00 Uhr unser Swiss Training eröffneten, stand noch niemand vor der Tür, aber das beunruhigte uns nicht. Um 13.00 Uhr – Hans J. hatte schon Hunger – war immer noch niemand bei uns. Wir begannen dann mit dem Verzehr unserer für potenzielle Kunden vorbereiteten Häppchen. Als gegen Abend immer noch keine Menschenseele unser Fitnesscenter betreten hatte, schwand unsere Zuversicht allmählich aus unseren Gesichtern. Es war 21.00 Uhr, als plötzlich die Tür aufging und ein Mann unser Center betrat. Hans J. kannte ihn und begrüßte ihn mit Namen. Mir hat er ihn als Bankdirektor vorgestellt. Er habe die Kreditfinanzierung für den Kauf der Trainingsmaschinen von der Firma Nautilus gemacht. Er kaufte eine Jahresmitgliedschaft, schaute sich unser Swiss Training ziemlich gelangweilt und oberflächlich an und ging wieder. Das war sein einziger Besuch bei uns. Danach haben wir ihn nie wieder bei uns gesehen. Aber wir sahen ihn ja regelmäßig bei unseren Bankbesuchen, um die Einnahmen einzuzahlen. Es war eine unglaublich schöne Bank. Das Gebäude war früher eine Kirche gewesen. Ich war emotional sehr ergriffen, als ich erfuhr, dass aus einem Gotteshaus eine Bank gemacht worden war.



Mein Verkaufs-Know-how erachtete ich als unerschöpflich


Wie hatten am Eröffnungstag mit dem Verkauf von mehreren Hundert Jahrestrainingsverträgen gerechnet und jetzt hatten wir gerade mal einen einzigen Kunden im Wert von 299 –, $. Hans J. war ziemlich bleich. Ich sagte zu ihm: „Mach dir keine Sorgen. Ich habe Verkaufsmethoden, die sind einmalig. Ab morgen beginnen wir mit dem Telefonmarketing.“ Ich hatte bereits für die Sanierung der Kieser Betriebe Ausbildungsunterlagen erarbeitet und konnte diese nun in Amerika verwenden. Eine Freundin von uns war bei ihrer Scheidung ganz ordentlich abgefunden worden. Sie hatte ein schönes, großes Blockhaus in Sun Valley, Idaho. Sun Valley liegt vier Flugstunden von Reno entfernt. Dazu verfügte Sally über einen Hangar mit einem eigenen Privatflugzeug. Diese Bekannte unterstützte uns. Sie war eine hübsche, sympathische Frau. Sie eignete sich für den Verkauf von Trainingsverträgen. Sally kam immer mit dem Flugzeug zur Arbeit. Sie war so großzügig, dass sie uns ihr Flugzeug jederzeit zur Verfügung stellte. So begannen wir zu dritt, nach dem Alphabet die Einwohner von Reno anzurufen, um sie zu einem Probetraining einzuladen. Ich hatte einen Tagesterminplan vorbereitet, den ich auch schon in Europa verwendet hatte, und los ging’s.
Schon gegen Mittag war unser Tagesterminplan voll mit Terminen für Probetrainings. Alle freuten sich, unser Trainingszentrum kennenzulernen. „Siehst du, Hans J.“, sagte ich voller Stolz, „wir werden Erfolg haben.“ Wir freuten uns auf die kommenden Tage. Jeden Tag erwarteten wir 50 Besucher für ein Probetraining. Hans J. machte sich Sorgen, wie wir es schaffen sollten, die nächste Zeit so viele Telefonanrufe entgegenzunehmen und gleichzeitig die Besucher für Probetrainings zu betreuen. Ich erklärte ihm, wie wir es organisieren würden, damit es klappte. Damit waren seine Sorgen schon mal etwas reduziert.
Den nächsten Tag erwarteten wir mit großer Spannung. Wir hatten schon um 6.00 Uhr morgens drei Probetrainings eingetragen. Unsere Öffnungszeiten waren von 6.00 Uhr bis 24.00 Uhr. Obwohl wir Termine vereinbart hatten, kam fast niemand zum Probetraining. Von den 50 vereinbarten Probetraining-Terminen kamen drei bis vier Gäste. Demnach musste eine bessere Idee her, um neue Mitglieder zu werben. Für mich war das gar kein Problem. Sofort hatte ich eine neue Idee. Ich sagte zu Hans J. und unserer Mitarbeiterin: „Wir telefonieren einfach nach. Sobald ein Termin verstrichen ist und der Besucher nicht erschienen ist, rufen wir ihn an.“ Gesagt, getan, und siehe da, sie freuten sich, dass wir sie anriefen. „Oh ja, sorry, mir kam gerade dies und jenes dazwischen, darum war ich verhindert und konnte nicht kommen.“ „Hätten Sie denn jetzt gerade Zeit, zu kommen?“, haben wir gefragt. Sie antworteten häufig: „Ja klar, das ist ja toll! Dann bis gleich, ich freue mich auf Sie!“ Aber gekommen sind diese Gäste trotzdem nicht.
So gingen die Tage ins Land und wir hatten überhaupt nichts in der Kasse. Ich brauchte ja unbedingt Geld, um die Alimente zu zahlen. Wir konnten uns auch keine weiteren Mitarbeiter leisten. Hans J. brauchte seinen achtstündigen Schlaf, um einsatzfähig zu sein. Jede Nacht, nachdem wir das Center geschlossen hatten, gingen wir zum Essen ins Casino Peppermill. Wir warteten, bis der Abendbüfett-Preis zum Frühstückspreis wechselte. Das Büfett war Tag und Nacht geöffnet und auch mit dem gleichen Essen aufgefüllt. Der Abendpreis für das Essen „à discrétion“ betrug 4,75 Dollar. Um 1.00 Uhr nachts wechselte der Preis auf 99 Cent. Auch diesen Preis konnten wir uns nach dem Geschäftsgang eigentlich nicht leisten, aber etwas essen mussten wir ja. Um halb zwei Uhr in der Nacht gingen wir dann endlich ins Bett. Ich habe mich bereit erklärt, dass ich das Center am Morgen um 6.00 Uhr aufmachen würde. Da habe ich gelernt, mit vier Stunden Schlaf auszukommen. Etwa um 14.00 Uhr bin ich dann für 20 Minuten ins Solarium gegangen. Da habe ich auch immer noch einige Minuten schlafen können. Der finanzielle Druck stieg fast ins Unermessliche. Jeden Monat wurde ich nachts von meiner Ex-Frau wegen ausstehender Alimente angerufen. Sie war unnachgiebig und hatte überhaupt kein Verständnis für meine Lage. Ich wusste, jetzt musste eine richtig gute Idee her.



Ich wusste, die Casinos beschäftigen viele Mitarbeiter


Das ist die Lösung, dachte ich. Die Idee war, dass ich verschiedene Casinos besuchen und mit den Personalabteilungen vereinbaren würde, dass alle Mitarbeiter für eine gewisse Zeit kostenlos bei uns trainieren dürften. Zu Hans J. sagte ich nur, dass ich die ultimative Idee hätte. Wir würden damit zu sehr vielen Trainingsmitgliedern kommen. „Ich bin heute Nachmittag dann mal weg und berichte dir heute Abend von meiner neuen Verkaufsstrategie.“ „Klasse“, erwiderte Hans J. mit skeptischer Tonlage.
Ich ging ins Comstock-Casino. Es war ein sehr großes Casino und ich nahm an, dass dort sicher über 200 Mitarbeiter beschäftigt waren. Ich hatte Glück, dass der Casino-Manager mich empfing. Na ja, vielleicht nicht nur Glück. Ich sagte natürlich, dass ich aus der Schweiz kam. Das hat ihn beeindruckt und ich weiß inzwischen, dass er sich Zeit genommen hat, weil ich Schweizer bin und er unsere Schweiz sehr mochte. Jedenfalls habe ich ihm vorgeschlagen, seinen Mitarbeitern eine dreimonatige Trainingsmitgliedschaft zu schenken. Er war sofort begeistert. Er rief seinen Personalchef zu sich und sagte, dass er mir eine Namens- und Adressliste von allen Mitarbeitern geben solle. Wir freuten uns über das Besprochene und ich wartete noch auf die Namensliste. Nach kurzer Zeit kam der Personalchef und überreichte mir die Liste. Es war ein für die damalige Zeit üblicher Endlospapier-Computerausdruck. Jede zweite Zeile war blau hinterlegt. Ich dachte zuerst: „Der hat für jeden Mitarbeiter eine ganze Seite ausgedruckt!“ Als ich dann näher hinsah, bemerkte ich, dass auf jeder Zeile ein Name stand. Etwas verdutzt fragte ich, wie viele Mitarbeiter er denn habe. Er sagte: „Knapp 4.000.“ Mir wurde fast schwindelig und meine Knie drohten wegzuknicken. Jetzt hätten wir ein Besucherpotenzial von 4.000 Personen, die zum Training kämen. Wir bräuchten diese Menschen nur noch zu begeistern und sie würden in den drei Gratismonaten zusätzlich ihre Freunde und Bekannten mitbringen. Diese könnten wir dann derart für unser Training begeistern, dass sie sich auch für eine Jahresmitgliedschaft entscheiden würden.
5 Sterne
Ein Berufsleben für einen Gesunden Körper und Mentale Stärke  - 24.10.2023
L.Fankhauser

Es ist ein hoch interessantes Buch..Herr W.Krebs konnte so viel in seinem Leben erreichen.Dank seinem starken Willen und Durchhaltevermögen..Trotz des grossen Erfolges,,blieb Werner Krebs immer Bodenständig und Bescheiden.Ich kann das Buch herzlichst weiter empfehlen!

5 Sterne
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5 Sterne
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