Eigentlich wollte ich gar nicht Lehrer werden ...

Eigentlich wollte ich gar nicht Lehrer werden ...

Doris Muhr


EUR 13,90
EUR 8,99

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 84
ISBN: 978-3-99048-176-9
Erscheinungsdatum: 04.02.2016

Leseprobe:

Vorwort

„Die Bildung liegt nicht im Wissen, sondern in der geistigen Fähigkeit, die Harmonie zwischen sich und der Welt herzustellen und zu erhalten.“
Peter Roseggers Weisheiten kommen einem in den Sinn, liest man die Lebenserfahrungen von Frau Professorin Mag. Doris Muhr-Engler. Sie schildert darin in aller Offenheit all das, was sie bewegte, sich zunächst für den Lehrberuf zu entscheiden und dann die Stationen an der Universität, ihre „Ersten Gehversuche“ bis zu ihren „Zukunftsvisionen“, mit denen sie diesen Bogen nach Beendigung ihrer aktiven Dienstzeit schließt. 
Wir alle wissen nur zu gut, dass das Kostbarste, was wir anderen Menschen anvertrauen können, unsere eigenen Kinder sind, dass wir uns aber im Alltag immer wieder beim Verurteilen der Lehrer ertappen. Ja, anstatt dass wir alles tun, damit unsere Kinder von den bestens ausgebildeten, bestens motivierten und engagiertesten LehrerInnen und ProfessorInnen betreut werden, ist unsere allzu oft zerstörerische Gesellschaft offensichtlich nicht in der Lage, zu dieser Zielerreichung erfolgreich beizutragen. Umso wertvoller ist der vorliegende Beitrag in Form dieser Publikation einer Gymnasialprofessorin. Sie stellt damit doch unter Beweis, dass sie während ihrer Ausbildung und ihrer nahezu vierzigjährigen beruflichen Tätigkeit engagiert, motiviert und verantwortungsvoll als Pädagogin vorgegangen ist und gehandelt hat. Ein wohltuend erfreuliches Beispiel, das unsere günstigstenfalls lahmen oder allzu oft halbherzigen Bemühungen, das Image unserer LehrerInnen zu verbessern, beflügeln möge.
Frau Mag. Doris Muhr, geb. Engler, können wir bei ihren Schilderungen gar mannigfach erleben: als Tochter in der Situation einer angehende Maturantin, als Studentin, dann eben als angehende Lehrerin bzw. Professorin, als Schikursbegleiterin, Klassenvorständin, Prüferin inclusive Prüfungsvorbereiterin, als Schularbeiten-Korrektorin, als Betreuungslehrerin, als Personalvertreterin, als Landesfachkoordinatorin und auch als Mentaltrainerin. Später in ihrer Berufslaufbahn – und ihr Beruf erweist sich tatsächlich als Berufung im besten Sinne dieses Wortes – gewährt sie auch Einblicke in ihre Funktion als Schulleiterin, damit auch verbunden als Balleröffnerin und – Freud und Leid sind oft dicht beieinander – als Trauerrednerin. Auch die berufliche Tätigkeit ihres Ehemannes als erfolgreicher Professor an der Technischen Universität Graz tritt in dieser Bilanz ihrer verschiedenen Funktionsarten zutage, indem sich Doris Muhr als Hochschulvorbereiterin für die ihr anvertrauten MaturantInnen bewährt.
Aber auch als Mutter dreier heranwachsender Söhne muss sie ihre Frau stehen und – wie wir hier ebenfalls wieder sehen können – erfolgreich. Ja, vor dreißig, vierzig Jahren war es wahrscheinlich noch schwerer, Beruf und Familie mit Kindern gut unter einen Hut zu bringen als vielleicht heute.
Wir sehen aber auch, dass die in die Tat umgesetzte bildungspolitische Revolution der Sechzigerjahre: „In jedem Bezirk Österreichs eine zur Matura führende höhere Schule“ glücklicherweise sehr wohl einhergeht mit einer großen zur Verfügung stehenden Anzahl von gut ausgebildeten und engagierten und ebenso gut motivierten Lehrpersonen. Gerade heute, wo eine große Pensionierungswelle von LehrerInnen und ProfessorInnen bevorsteht, ist es wichtig, best practice auch in Buchform verfügbar zu haben. Dieses gute, ja eben beste Beispiel möge wiederum im wahrsten Sinne des Wortes Schule machen, ohne solche berufenen PädagogInnen wäre die Schule gar nicht möglich. Auch am Schluss dieses Vorwortes steht daher nochmals Peter Rosegger: „Das Wort Erziehung sollte man ausstreichen, das Wort Vorbild sollte man dafür hinsetzen.“ Genau dafür steht in herausragender Weise Frau Professorin Mag. Doris Muhr.
Hofrat Dr. Peter Piffl-Percevic, September 2014


Einleitung

Dieses Buch ist entstanden auf Grund von Ermunterungen eines jungen Kollegen für Deutsch und Biologie, mit dem ich öfter ins Gespräch kam.
Nach der einen oder anderen Anekdote aus meinem Lehrerdasein meinte er, ich sollte das unbedingt aufschreiben.
Da ich meinem Gedächtnis altersbedingt nicht mehr zu hundert Prozent vertraue, habe ich mich entschlossen, die „Highlights“, aber auch die Sorgen und Nöte einer Lehrenden aufzuschreiben.
Vielleicht machen diese Gedanken ja auch Mut, diesen Beruf zu ergreifen und mit Freude auszuüben, ohne drohendes Burn-out am Ende.
Die Lehrenden unter Ihnen, die Sie diesen Text lesen, werden sich sicher in so mancher Situation wiederfinden.
Die jungen KollegInnen unter Ihnen können sehen beziehungsweise lesen, dass man sich in diesem Beruf sehr gut weiterentwickeln und verändern kann, wenn Neugier und Selbstkritik mit von der Partie sind.
Um niemandem zu nahe zu treten, habe ich keine Namen genannt.
Mein besonderer Dank gilt meinem Lektor.


Eigentlich wollte ich gar nicht …

„Was willst du denn nach der Matura angehen, Medizin? Ist aber schwer für ein Mädchen …“, sagte mein Vater, selbst Mediziner und Absolvent eines humanistischen Gymnasiums. Ich besuchte ein Gymnasium im ländlichen Bereich mit sechsjährigem Latein und acht Jahren Englisch.
Damals gab es Gymnasien mit naturwissenschaftlichem oder sprachlichem Schwerpunkt und davon nicht allzu viele, besonders in den ländlichen Gegenden waren die Einzugsgebiete sehr groß. Man versuchte also, möglichst viele sprachliche oder naturwissenschaftliche Grundlagen an die SchülerInnen weiterzugeben, sodass ein Studium – Medizin, Technik, Geisteswissenschaften, Jus … – möglich war. Die Schwerpunkte dabei waren Latein auf der einen Seite (Medizin, Pharmazie, Jus …), die Naturwissenschaften (Mathematik, Physik, Chemie, Darstellende Geometrie …) auf der anderen.
Nach bestandener Reifeprüfung und auf Grund meiner Lieblingsfächer und Noten – ich interessierte mich eher für Sprachen als für Zahlen – wollte ich Sprachen studieren, und zwar am Dolmetscherinstitut; aber mit dem „Schuldienst“ hatte ich – nach acht Jahren „Knechtschaft“ – wohl überhaupt nichts am Hut.
Der Unterricht, die Hausaufgaben, die Schularbeiten waren zu dieser Zeit ganz anders aufgebaut. Unterricht war Zuhören, Schreiben (nach Diktat oder von der Tafel), Lesen (in den diversen Lehrbüchern, die von uns SchülerInnen nur ausgeliehen werden konnten; niemand hatte das Geld, alle Schulbücher kaufen zu können. Also organisierten die Eltern Bücherbestände, die von den jeweiligen Jahrgängen geliehen werden konnten).
Schriftliche Hausaufgaben gab es reichlich, ebenso wie Zeichenaufgaben (Geographie, Biologie …). Diese Aufgaben wurden dann in der nächsten Stunde eingesammelt und kontrolliert, öfter auch benotet.
Schularbeiten wurden nie angesagt. Der/die Lehrende erschien eines Schultages mit dem Schularbeiten-Hefte-Stapel und los ging’s. Man musste also „fast“ – soll heißen, wir waren’s natürlich nicht immer, hatten aber ein gutes Gefühl, wann die nächste Schularbeit auf uns zukommen würde –, am Laufenden sein. Was bedeutete, dass wir SchülerInnen auch die Wochenenden dazu benutzen mussten, uns entsprechend vorzubereiten.
Trotzdem fanden sich Lieblingsfächer, wo diese Vorbereitungen nicht nur „Pflicht“ waren.
Englisch war meine Lieblingssprache, auch wenn ich diese Fremdsprache nach den damaligen Unterrichtsmethoden – wir mussten übersetzen und auswendig lernen – nicht sprechen konnte; als zweite Sprache schien mir Spanisch richtig und wichtig im Hinblick auf die Wirtschaft, den Tourismus in Spanien, aber auch in Südamerika, auch wenn ich diese Sprache erst lernen musste.
Mit dem Einverständnis meiner Eltern begann die große Freiheit – ante portas universitatis: Endlich selbst über den Tag entscheiden können, Freunde treffen, ausgehen, niemand, der sagt, wann du zu Hause zu sein hast, … Herrlich! Natürlich war auch alles neu und unbekannt, man musste sich um alles selbst kümmern und fragen, fragen, fragen …
Ein Jahr später, in einem meiner ersten Proseminare, erwählte mich die britische Lektorin zur Gesprächspartnerin und ich – oh, wie peinlich – konnte nur sehr „karg“ antworten. Da wusste ich, dass ich Englisch nicht gut sprechen konnte, wohl aber eine Menge über Literatur und Sprachgeschichte gelernt hatte. So boten sich die langen Sommerferien an, meine mündliche Sprachkompetenz – wie man heute sagen würde – in Good Old England aufzupolieren.
In der zweiten, neuen Sprache machte ich gute Fortschritte.
Vor meiner Abreise ergab ein Gespräch mit meinem Spanisch-Professor: „Fräulein, was wollen Sie mit Ihren Sprachkenntnissen denn später anfangen?“ Meine Vorstellung war eine Position in einer Botschaft, wo man meine Sprachkenntnisse brauchen und schätzen würde.
Der Professor holte mich milde lächelnd in die Wirklichkeit zurück, indem er fragte: „Kennen Sie denn jemanden in einer Botschaft?“ Ich antwortete wahrheitsgemäß mit „Nein“. Worauf der Professor mein zukünftiges Berufsleben als das einer Sekretärin mit Fremdsprachenkenntnissen – „zwei englische Briefe pro Woche“ – skizzierte und meinte, ob ich da nicht besser an der philosophischen Fakultät (Lehramt!!!) aufgehoben sei, da ich ja außerdem den Wunsch geäußert hätte, einmal eine Familie zu haben.
Mit diesem erstaunlichen Gespräch im Koffer flog ich nach England, schaltete auf Englisch um und übte mich in der Konversation mit meinen englischen Freunden.
Nach meiner Rückkehr – ich konnte nun perfekt „konversieren“ – musste das Problem meiner beruflichen Karriere gelöst werden.
In ausführlichen Gesprächen mit meinen Eltern – beide, auch meine Mutter, Mediziner – kamen wir überein – meine Mutter sagte zwar: „Oh Gott, in unserer Familie ist doch bis jetzt noch keiner Lehrer geworden!“ – dass ich das Studium wechseln und die „Lehrerei“ angehen sollte.
Blieb das Problem des zweiten Faches – man musste ja in zwei Fächern die Lehramtsprüfungen ablegen – und Spanisch war als Zweitfach damals nicht möglich. Ich wollte aber unbedingt eine zweite Sprache dazuhaben, also was tun?
Französisch hatte ich in der Schule nicht gelernt, ich hatte allerdings sechs Jahre Lateinunterricht gehabt und recht gute Noten bekommen.
Ergo fiel meine Wahl auf Italienisch.
Gesagt, getan – hier begannen die Schwierigkeiten. Im Grundkurs, zusammen mit vierzig anderen StudentInnen, war ich nicht in der Lage, diese Sprache zu erlernen. Nun war guter Rat teuer …
Über eine Lektorin an der Universität bekam ich schließlich die Chance, vier Wochen bei ihren Freunden in Rom zu sein.
Ich hatte in der Zwischenzeit meinen Mann kennen und lieben gelernt und fuhr deswegen – schweren Herzens – in die Ewige Stadt, um Italienisch zu lernen.
Die Familie, die mich aufnahm, war befreundet mit den Freunden dieser Grazer Lektorin, aber kein Familienmitglied sprach auch nur ein Wort Deutsch. So war ich gezwungen, die paar Vokabeln, die ich bisher gelernt hatte, zusammen mit Gesten und Gebärden einzusetzen und ihre Anzahl möglichst schnell zu erweitern. Ich hatte sehr viel Freizeit und nahm mir für jeden Tag eine Sehenswürdigkeit Roms vor. Allein die wunderschönen Brunnen und Plätze – Fontana di Trevi, Piazza Navona, Piazza di Spagna, Piazza della Conciliazione … – begeisterten mich immer wieder aufs Neue. Die Kirchen und Museen waren weitere Höhepunkte dieses Aufenthaltes. Das Leben „all’italiana“ lernte ich bei meiner Familie kennen, die sich wirklich bemühte, mein Italienisch aufzubessern.
Eines Tages wollte ich mit der Straßenbahn auf einen der Hügel Roms gelangen, um dort ein Museum zu besuchen. Ich bat den Schaffner, mir zu sagen, wann ich aussteigen sollte … nach geraumer Zeit fragte ich nach. Der Schaffner antwortete in einem Schwall von Worten, von denen ich nur verstand, dass die Haltestelle schon längst vorüber sei … Ich brauchte fast drei Stunden, um wieder in „bekanntes Gebiet“ zu gelangen.
Meine römische Familie war entsetzt über mein „Abenteuer“ und brachte mir – im Nachhinein natürlich – bei, was ich hätte sagen sollen.

Wieder in Österreich, konnte ich über eine Studienkollegin Privatstunden bei einer alten Dame bekommen, die in Salzburg – früher – den OpernsängerInnen Italienisch beigebracht hatte, sodass sie wussten, was sie sangen. Die Signora – eine Italienerin mit Grazer Ehemann – sehr liebenswürdig, aber gleichzeitig auch hartnäckig – sah und hörte sofort –, sie sprach nur Italienisch mit mir – wo ich sprachlich stand. Sie hat mich dort abgeholt und mit entsetzlichen Übungen aus einem uralten, verstaubten Lehrbuch traktiert. Sie war lieb, aber unnachgiebig, und ich musste Übungen und Vokabeln lernen, wie in der Schule. Wir sprachen aber auch über Salzburg und die SängerInnen, über das Wetter und die Politik, über meine und ihre Familie, über andere Leute etc. …
Langsam wurde ich sprachlich sicherer. Die Signora hat mein Studium bis zur Lehramtsprüfung begleitet und wurde nicht müde, mich für ihre Muttersprache zu begeistern.
In Englisch ging es mir sehr gut – sprachlich – und so konnte ich beide Lehramtsprüfungen in beiden Sprachen, trotz des Wechsels, nach zehn Semestern positiv abschließen.


Erste Gehversuche

Ich hatte inzwischen geheiratet und freute mich auf mein erstes Dienstjahr, das Probejahr.
Im Anschluss an die Lehramtsprüfungen musste jede/r ein Jahr an einer Schule seine Fächer in je einer Klasse unterrichten, wobei sie/er von einer/einem erfahrenen Kollegin/Kollegen begleitet, beraten, beobachtet wurde. Diese Betreuungslehrer/innen nahmen uns Jungvolk ohne praktische Erfahrungen „an die Hand“ und zeigten uns aus ihrer Warte, „wie’s geht“.
Während des Studiums waren praktische Erfahrungen nicht an der Tagesordnung, die Pädagogik fiel einem am Ende des Studiums regelrecht auf den Kopf – man musste zwar eine pädagogische Lehramtsprüfung machen, die entsprechenden Inhalte – das tägliche Brot eines jeden Kollegen/einer jeden Kollegin – versuchte man möglichst rasch zu lernen, um dann die Lehramtsprüfung einigermaßen bestehen zu können.
Die Didaktikkenntnisse „erwarben“ wir in ein paar Hospitationsstunden, soll heißen, wir hatten keine Ahnung.
So war das Probejahr, dieses erste Jahr Praxis nach den Lehramtsprüfungen, ein Sprung ins kalte Wasser.
Mit Italienisch als Zweitfach schickte man mich 1973 an ein Grazer Gymnasium, lauter Buben –, damals waren die Gymnasien in Mädchen- und Bubenschulen unterteilt – und ich war sehr zufrieden, dass ich nicht an eine Schule außerhalb von Graz kam, wohin ich mit dem Auto fahren musste.
Natürlich hatte ich keine Ahnung, was mich erwartete. Meine „Einführende“ – so nannte man die BetreuungslehrerInnen – in Englisch postierte mich in einer vierten Klasse, wo ich meine ersten Gehversuche als Lehrerin unternahm und mich gleich wunderte, wie lange es dauerte, bis die Schüler das machten, was ich von ihnen wollte.
Fremdsprachen wurden damals über Bücher, Tonbänder, nachgesprochene Dialoge, Übungen auf der Tafel, Hausübungen, Vokabelüberprüfungen … unterrichtet, der Schwerpunkt lag also auf dem Schriftlichen. Die SchülerInnen mussten sehr viel lesen und schreiben, eher weniger
sprechen, was mich damals schon störte.
In Italienisch gab mir mein „Einführender“ eine siebente Klasse, lauter junge Männer. „Sie werden das schon richtig machen“ –, das waren alle „Infos“, die ich von ihm bekam. Ich selbst war nicht so euphorisch, vor allem, weil sich in der ersten Stunde herausstellte, dass ein Schüler aus Südtirol kam und diesen „Sprachvorteil“ weidlich ausnutzte, um mich bloßzustellen.
Ich war so verzagt, dass ich weinend nach Hause fuhr, in der Meinung, das Falsche studiert zu haben.
Durch den tröstlichen Zuspruch meines Mannes – er ist Elektrotechniker an der Technischen Universität und hat mit der Schule nichts zu tun – kam mir aber eine Idee, wie ich das Problem lösen könnte. Ich baute den Südtiroler in meinen Unterricht ein und hatte von da an keine Schwierigkeiten mehr.
Neben den Unterrichtsstunden studierte ich am Dolmetscherinstitut weiter, um sprachlich noch besser zu werden, und konnte nach diesem Jahr auch die Ausbildung zum „Übersetzer in Italienisch“ positiv abschließen.
Ich „ersann“ meine ersten Schularbeiten und korrigierte sie unter dem wachsamen Auge meiner Betreuungslehrerin, fragte die KollegInnen und wurde immer mehr in den Lehrkörper integriert.
Der Direktor des Gymnasiums war sich seiner Sache offenbar nicht ganz sicher, denn eines Tages, als ein Schüler während einer Diskussion ins WC wollte, und ich ihn mit einer Handbewegung losschickte, ohne das Gespräch zu unterbrechen, und er die Tür öffnete, stand der Direktor mit dem Ohr an der Tür, um zu lauschen.
Nach dem Besuch des Landesschulinspektors in meinen Stunden – ich war ziemlich aufgeregt, wusste aber, dass er Italienisch konnte, und baute auch ihn in meinen Unterricht ein – beendete ich mein Probejahr mit Glanz und Glorie, feierte dazwischen meine Sponsion und war neugierig auf meine erste „wirkliche“ Stelle.

Vorwort

„Die Bildung liegt nicht im Wissen, sondern in der geistigen Fähigkeit, die Harmonie zwischen sich und der Welt herzustellen und zu erhalten.“
Peter Roseggers Weisheiten kommen einem in den Sinn, liest man die Lebenserfahrungen von Frau Professorin Mag. Doris Muhr-Engler. Sie schildert darin in aller Offenheit all das, was sie bewegte, sich zunächst für den Lehrberuf zu entscheiden und dann die Stationen an der Universität, ihre „Ersten Gehversuche“ bis zu ihren „Zukunftsvisionen“, mit denen sie diesen Bogen nach Beendigung ihrer aktiven Dienstzeit schließt. 
Wir alle wissen nur zu gut, dass das Kostbarste, was wir anderen Menschen anvertrauen können, unsere eigenen Kinder sind, dass wir uns aber im Alltag immer wieder beim Verurteilen der Lehrer ertappen. Ja, anstatt dass wir alles tun, damit unsere Kinder von den bestens ausgebildeten, bestens motivierten und engagiertesten LehrerInnen und ProfessorInnen betreut werden, ist unsere allzu oft zerstörerische Gesellschaft offensichtlich nicht in der Lage, zu dieser Zielerreichung erfolgreich beizutragen. Umso wertvoller ist der vorliegende Beitrag in Form dieser Publikation einer Gymnasialprofessorin. Sie stellt damit doch unter Beweis, dass sie während ihrer Ausbildung und ihrer nahezu vierzigjährigen beruflichen Tätigkeit engagiert, motiviert und verantwortungsvoll als Pädagogin vorgegangen ist und gehandelt hat. Ein wohltuend erfreuliches Beispiel, das unsere günstigstenfalls lahmen oder allzu oft halbherzigen Bemühungen, das Image unserer LehrerInnen zu verbessern, beflügeln möge.
Frau Mag. Doris Muhr, geb. Engler, können wir bei ihren Schilderungen gar mannigfach erleben: als Tochter in der Situation einer angehende Maturantin, als Studentin, dann eben als angehende Lehrerin bzw. Professorin, als Schikursbegleiterin, Klassenvorständin, Prüferin inclusive Prüfungsvorbereiterin, als Schularbeiten-Korrektorin, als Betreuungslehrerin, als Personalvertreterin, als Landesfachkoordinatorin und auch als Mentaltrainerin. Später in ihrer Berufslaufbahn – und ihr Beruf erweist sich tatsächlich als Berufung im besten Sinne dieses Wortes – gewährt sie auch Einblicke in ihre Funktion als Schulleiterin, damit auch verbunden als Balleröffnerin und – Freud und Leid sind oft dicht beieinander – als Trauerrednerin. Auch die berufliche Tätigkeit ihres Ehemannes als erfolgreicher Professor an der Technischen Universität Graz tritt in dieser Bilanz ihrer verschiedenen Funktionsarten zutage, indem sich Doris Muhr als Hochschulvorbereiterin für die ihr anvertrauten MaturantInnen bewährt.
Aber auch als Mutter dreier heranwachsender Söhne muss sie ihre Frau stehen und – wie wir hier ebenfalls wieder sehen können – erfolgreich. Ja, vor dreißig, vierzig Jahren war es wahrscheinlich noch schwerer, Beruf und Familie mit Kindern gut unter einen Hut zu bringen als vielleicht heute.
Wir sehen aber auch, dass die in die Tat umgesetzte bildungspolitische Revolution der Sechzigerjahre: „In jedem Bezirk Österreichs eine zur Matura führende höhere Schule“ glücklicherweise sehr wohl einhergeht mit einer großen zur Verfügung stehenden Anzahl von gut ausgebildeten und engagierten und ebenso gut motivierten Lehrpersonen. Gerade heute, wo eine große Pensionierungswelle von LehrerInnen und ProfessorInnen bevorsteht, ist es wichtig, best practice auch in Buchform verfügbar zu haben. Dieses gute, ja eben beste Beispiel möge wiederum im wahrsten Sinne des Wortes Schule machen, ohne solche berufenen PädagogInnen wäre die Schule gar nicht möglich. Auch am Schluss dieses Vorwortes steht daher nochmals Peter Rosegger: „Das Wort Erziehung sollte man ausstreichen, das Wort Vorbild sollte man dafür hinsetzen.“ Genau dafür steht in herausragender Weise Frau Professorin Mag. Doris Muhr.
Hofrat Dr. Peter Piffl-Percevic, September 2014


Einleitung

Dieses Buch ist entstanden auf Grund von Ermunterungen eines jungen Kollegen für Deutsch und Biologie, mit dem ich öfter ins Gespräch kam.
Nach der einen oder anderen Anekdote aus meinem Lehrerdasein meinte er, ich sollte das unbedingt aufschreiben.
Da ich meinem Gedächtnis altersbedingt nicht mehr zu hundert Prozent vertraue, habe ich mich entschlossen, die „Highlights“, aber auch die Sorgen und Nöte einer Lehrenden aufzuschreiben.
Vielleicht machen diese Gedanken ja auch Mut, diesen Beruf zu ergreifen und mit Freude auszuüben, ohne drohendes Burn-out am Ende.
Die Lehrenden unter Ihnen, die Sie diesen Text lesen, werden sich sicher in so mancher Situation wiederfinden.
Die jungen KollegInnen unter Ihnen können sehen beziehungsweise lesen, dass man sich in diesem Beruf sehr gut weiterentwickeln und verändern kann, wenn Neugier und Selbstkritik mit von der Partie sind.
Um niemandem zu nahe zu treten, habe ich keine Namen genannt.
Mein besonderer Dank gilt meinem Lektor.


Eigentlich wollte ich gar nicht …

„Was willst du denn nach der Matura angehen, Medizin? Ist aber schwer für ein Mädchen …“, sagte mein Vater, selbst Mediziner und Absolvent eines humanistischen Gymnasiums. Ich besuchte ein Gymnasium im ländlichen Bereich mit sechsjährigem Latein und acht Jahren Englisch.
Damals gab es Gymnasien mit naturwissenschaftlichem oder sprachlichem Schwerpunkt und davon nicht allzu viele, besonders in den ländlichen Gegenden waren die Einzugsgebiete sehr groß. Man versuchte also, möglichst viele sprachliche oder naturwissenschaftliche Grundlagen an die SchülerInnen weiterzugeben, sodass ein Studium – Medizin, Technik, Geisteswissenschaften, Jus … – möglich war. Die Schwerpunkte dabei waren Latein auf der einen Seite (Medizin, Pharmazie, Jus …), die Naturwissenschaften (Mathematik, Physik, Chemie, Darstellende Geometrie …) auf der anderen.
Nach bestandener Reifeprüfung und auf Grund meiner Lieblingsfächer und Noten – ich interessierte mich eher für Sprachen als für Zahlen – wollte ich Sprachen studieren, und zwar am Dolmetscherinstitut; aber mit dem „Schuldienst“ hatte ich – nach acht Jahren „Knechtschaft“ – wohl überhaupt nichts am Hut.
Der Unterricht, die Hausaufgaben, die Schularbeiten waren zu dieser Zeit ganz anders aufgebaut. Unterricht war Zuhören, Schreiben (nach Diktat oder von der Tafel), Lesen (in den diversen Lehrbüchern, die von uns SchülerInnen nur ausgeliehen werden konnten; niemand hatte das Geld, alle Schulbücher kaufen zu können. Also organisierten die Eltern Bücherbestände, die von den jeweiligen Jahrgängen geliehen werden konnten).
Schriftliche Hausaufgaben gab es reichlich, ebenso wie Zeichenaufgaben (Geographie, Biologie …). Diese Aufgaben wurden dann in der nächsten Stunde eingesammelt und kontrolliert, öfter auch benotet.
Schularbeiten wurden nie angesagt. Der/die Lehrende erschien eines Schultages mit dem Schularbeiten-Hefte-Stapel und los ging’s. Man musste also „fast“ – soll heißen, wir waren’s natürlich nicht immer, hatten aber ein gutes Gefühl, wann die nächste Schularbeit auf uns zukommen würde –, am Laufenden sein. Was bedeutete, dass wir SchülerInnen auch die Wochenenden dazu benutzen mussten, uns entsprechend vorzubereiten.
Trotzdem fanden sich Lieblingsfächer, wo diese Vorbereitungen nicht nur „Pflicht“ waren.
Englisch war meine Lieblingssprache, auch wenn ich diese Fremdsprache nach den damaligen Unterrichtsmethoden – wir mussten übersetzen und auswendig lernen – nicht sprechen konnte; als zweite Sprache schien mir Spanisch richtig und wichtig im Hinblick auf die Wirtschaft, den Tourismus in Spanien, aber auch in Südamerika, auch wenn ich diese Sprache erst lernen musste.
Mit dem Einverständnis meiner Eltern begann die große Freiheit – ante portas universitatis: Endlich selbst über den Tag entscheiden können, Freunde treffen, ausgehen, niemand, der sagt, wann du zu Hause zu sein hast, … Herrlich! Natürlich war auch alles neu und unbekannt, man musste sich um alles selbst kümmern und fragen, fragen, fragen …
Ein Jahr später, in einem meiner ersten Proseminare, erwählte mich die britische Lektorin zur Gesprächspartnerin und ich – oh, wie peinlich – konnte nur sehr „karg“ antworten. Da wusste ich, dass ich Englisch nicht gut sprechen konnte, wohl aber eine Menge über Literatur und Sprachgeschichte gelernt hatte. So boten sich die langen Sommerferien an, meine mündliche Sprachkompetenz – wie man heute sagen würde – in Good Old England aufzupolieren.
In der zweiten, neuen Sprache machte ich gute Fortschritte.
Vor meiner Abreise ergab ein Gespräch mit meinem Spanisch-Professor: „Fräulein, was wollen Sie mit Ihren Sprachkenntnissen denn später anfangen?“ Meine Vorstellung war eine Position in einer Botschaft, wo man meine Sprachkenntnisse brauchen und schätzen würde.
Der Professor holte mich milde lächelnd in die Wirklichkeit zurück, indem er fragte: „Kennen Sie denn jemanden in einer Botschaft?“ Ich antwortete wahrheitsgemäß mit „Nein“. Worauf der Professor mein zukünftiges Berufsleben als das einer Sekretärin mit Fremdsprachenkenntnissen – „zwei englische Briefe pro Woche“ – skizzierte und meinte, ob ich da nicht besser an der philosophischen Fakultät (Lehramt!!!) aufgehoben sei, da ich ja außerdem den Wunsch geäußert hätte, einmal eine Familie zu haben.
Mit diesem erstaunlichen Gespräch im Koffer flog ich nach England, schaltete auf Englisch um und übte mich in der Konversation mit meinen englischen Freunden.
Nach meiner Rückkehr – ich konnte nun perfekt „konversieren“ – musste das Problem meiner beruflichen Karriere gelöst werden.
In ausführlichen Gesprächen mit meinen Eltern – beide, auch meine Mutter, Mediziner – kamen wir überein – meine Mutter sagte zwar: „Oh Gott, in unserer Familie ist doch bis jetzt noch keiner Lehrer geworden!“ – dass ich das Studium wechseln und die „Lehrerei“ angehen sollte.
Blieb das Problem des zweiten Faches – man musste ja in zwei Fächern die Lehramtsprüfungen ablegen – und Spanisch war als Zweitfach damals nicht möglich. Ich wollte aber unbedingt eine zweite Sprache dazuhaben, also was tun?
Französisch hatte ich in der Schule nicht gelernt, ich hatte allerdings sechs Jahre Lateinunterricht gehabt und recht gute Noten bekommen.
Ergo fiel meine Wahl auf Italienisch.
Gesagt, getan – hier begannen die Schwierigkeiten. Im Grundkurs, zusammen mit vierzig anderen StudentInnen, war ich nicht in der Lage, diese Sprache zu erlernen. Nun war guter Rat teuer …
Über eine Lektorin an der Universität bekam ich schließlich die Chance, vier Wochen bei ihren Freunden in Rom zu sein.
Ich hatte in der Zwischenzeit meinen Mann kennen und lieben gelernt und fuhr deswegen – schweren Herzens – in die Ewige Stadt, um Italienisch zu lernen.
Die Familie, die mich aufnahm, war befreundet mit den Freunden dieser Grazer Lektorin, aber kein Familienmitglied sprach auch nur ein Wort Deutsch. So war ich gezwungen, die paar Vokabeln, die ich bisher gelernt hatte, zusammen mit Gesten und Gebärden einzusetzen und ihre Anzahl möglichst schnell zu erweitern. Ich hatte sehr viel Freizeit und nahm mir für jeden Tag eine Sehenswürdigkeit Roms vor. Allein die wunderschönen Brunnen und Plätze – Fontana di Trevi, Piazza Navona, Piazza di Spagna, Piazza della Conciliazione … – begeisterten mich immer wieder aufs Neue. Die Kirchen und Museen waren weitere Höhepunkte dieses Aufenthaltes. Das Leben „all’italiana“ lernte ich bei meiner Familie kennen, die sich wirklich bemühte, mein Italienisch aufzubessern.
Eines Tages wollte ich mit der Straßenbahn auf einen der Hügel Roms gelangen, um dort ein Museum zu besuchen. Ich bat den Schaffner, mir zu sagen, wann ich aussteigen sollte … nach geraumer Zeit fragte ich nach. Der Schaffner antwortete in einem Schwall von Worten, von denen ich nur verstand, dass die Haltestelle schon längst vorüber sei … Ich brauchte fast drei Stunden, um wieder in „bekanntes Gebiet“ zu gelangen.
Meine römische Familie war entsetzt über mein „Abenteuer“ und brachte mir – im Nachhinein natürlich – bei, was ich hätte sagen sollen.

Wieder in Österreich, konnte ich über eine Studienkollegin Privatstunden bei einer alten Dame bekommen, die in Salzburg – früher – den OpernsängerInnen Italienisch beigebracht hatte, sodass sie wussten, was sie sangen. Die Signora – eine Italienerin mit Grazer Ehemann – sehr liebenswürdig, aber gleichzeitig auch hartnäckig – sah und hörte sofort –, sie sprach nur Italienisch mit mir – wo ich sprachlich stand. Sie hat mich dort abgeholt und mit entsetzlichen Übungen aus einem uralten, verstaubten Lehrbuch traktiert. Sie war lieb, aber unnachgiebig, und ich musste Übungen und Vokabeln lernen, wie in der Schule. Wir sprachen aber auch über Salzburg und die SängerInnen, über das Wetter und die Politik, über meine und ihre Familie, über andere Leute etc. …
Langsam wurde ich sprachlich sicherer. Die Signora hat mein Studium bis zur Lehramtsprüfung begleitet und wurde nicht müde, mich für ihre Muttersprache zu begeistern.
In Englisch ging es mir sehr gut – sprachlich – und so konnte ich beide Lehramtsprüfungen in beiden Sprachen, trotz des Wechsels, nach zehn Semestern positiv abschließen.


Erste Gehversuche

Ich hatte inzwischen geheiratet und freute mich auf mein erstes Dienstjahr, das Probejahr.
Im Anschluss an die Lehramtsprüfungen musste jede/r ein Jahr an einer Schule seine Fächer in je einer Klasse unterrichten, wobei sie/er von einer/einem erfahrenen Kollegin/Kollegen begleitet, beraten, beobachtet wurde. Diese Betreuungslehrer/innen nahmen uns Jungvolk ohne praktische Erfahrungen „an die Hand“ und zeigten uns aus ihrer Warte, „wie’s geht“.
Während des Studiums waren praktische Erfahrungen nicht an der Tagesordnung, die Pädagogik fiel einem am Ende des Studiums regelrecht auf den Kopf – man musste zwar eine pädagogische Lehramtsprüfung machen, die entsprechenden Inhalte – das tägliche Brot eines jeden Kollegen/einer jeden Kollegin – versuchte man möglichst rasch zu lernen, um dann die Lehramtsprüfung einigermaßen bestehen zu können.
Die Didaktikkenntnisse „erwarben“ wir in ein paar Hospitationsstunden, soll heißen, wir hatten keine Ahnung.
So war das Probejahr, dieses erste Jahr Praxis nach den Lehramtsprüfungen, ein Sprung ins kalte Wasser.
Mit Italienisch als Zweitfach schickte man mich 1973 an ein Grazer Gymnasium, lauter Buben –, damals waren die Gymnasien in Mädchen- und Bubenschulen unterteilt – und ich war sehr zufrieden, dass ich nicht an eine Schule außerhalb von Graz kam, wohin ich mit dem Auto fahren musste.
Natürlich hatte ich keine Ahnung, was mich erwartete. Meine „Einführende“ – so nannte man die BetreuungslehrerInnen – in Englisch postierte mich in einer vierten Klasse, wo ich meine ersten Gehversuche als Lehrerin unternahm und mich gleich wunderte, wie lange es dauerte, bis die Schüler das machten, was ich von ihnen wollte.
Fremdsprachen wurden damals über Bücher, Tonbänder, nachgesprochene Dialoge, Übungen auf der Tafel, Hausübungen, Vokabelüberprüfungen … unterrichtet, der Schwerpunkt lag also auf dem Schriftlichen. Die SchülerInnen mussten sehr viel lesen und schreiben, eher weniger
sprechen, was mich damals schon störte.
In Italienisch gab mir mein „Einführender“ eine siebente Klasse, lauter junge Männer. „Sie werden das schon richtig machen“ –, das waren alle „Infos“, die ich von ihm bekam. Ich selbst war nicht so euphorisch, vor allem, weil sich in der ersten Stunde herausstellte, dass ein Schüler aus Südtirol kam und diesen „Sprachvorteil“ weidlich ausnutzte, um mich bloßzustellen.
Ich war so verzagt, dass ich weinend nach Hause fuhr, in der Meinung, das Falsche studiert zu haben.
Durch den tröstlichen Zuspruch meines Mannes – er ist Elektrotechniker an der Technischen Universität und hat mit der Schule nichts zu tun – kam mir aber eine Idee, wie ich das Problem lösen könnte. Ich baute den Südtiroler in meinen Unterricht ein und hatte von da an keine Schwierigkeiten mehr.
Neben den Unterrichtsstunden studierte ich am Dolmetscherinstitut weiter, um sprachlich noch besser zu werden, und konnte nach diesem Jahr auch die Ausbildung zum „Übersetzer in Italienisch“ positiv abschließen.
Ich „ersann“ meine ersten Schularbeiten und korrigierte sie unter dem wachsamen Auge meiner Betreuungslehrerin, fragte die KollegInnen und wurde immer mehr in den Lehrkörper integriert.
Der Direktor des Gymnasiums war sich seiner Sache offenbar nicht ganz sicher, denn eines Tages, als ein Schüler während einer Diskussion ins WC wollte, und ich ihn mit einer Handbewegung losschickte, ohne das Gespräch zu unterbrechen, und er die Tür öffnete, stand der Direktor mit dem Ohr an der Tür, um zu lauschen.
Nach dem Besuch des Landesschulinspektors in meinen Stunden – ich war ziemlich aufgeregt, wusste aber, dass er Italienisch konnte, und baute auch ihn in meinen Unterricht ein – beendete ich mein Probejahr mit Glanz und Glorie, feierte dazwischen meine Sponsion und war neugierig auf meine erste „wirkliche“ Stelle.
1 Sterne
Selbstgefällig - 20.05.2021
Lehrerin, die aufhören will

Die Autorin feiert sich selber. Ich fühle mich daneben minderwertig.

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