Alter Ego - Weg zur Gesundheit

Alter Ego - Weg zur Gesundheit

Silvio Kospic


EUR 16,90
EUR 13,99

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 38
ISBN: 978-3-99131-398-4
Erscheinungsdatum: 05.12.2022
Silvio Kospics Leben ist kein einfaches – er leidet unter Multipler Sklerose. Aufgeben kommt für ihn aber so gar nicht infrage. Und so sucht er nicht nur nach alternativen Heilmethoden, sondern auch nach spirituellen Einsichten.
ALTER EGO
Silvio Kospic

Meine Autobiografie ist ein Bild meines harten Lebens, ein Bild meines Kampfes und Leidens, meines dornigen Weges, die Vorteile des Lebens einzuatmen. Trotz aller Bedrohungen, die ein häufiger Begleiter des Menschen sind, sagte ich ein großes NEIN und atmete weiter die Luft dieser
Erde ein.
Mein Name ist Silvio Kospic, heute bin ich 35 Jahre alt und ich möchte Ihnen von meinen schwierigen Jahren erzählen und wie ich letztendlich durch wahre Liebe lernen durfte, damit richtig umzugehen und auch zu einem großen Teil sogar meine schlimme Krankheit zu besiegen.
Über ein Fernstudium hatte ich meine Handelsakademie-Ausbildung abgeschlossen und das Maturastadium erreicht und wollte ursprünglich ein Studium beginnen – doch ein größeres Problem mit meiner eingeschränkten Sehfähigkeit machte mir das zunichte. Schließlich absolvierte ich eine dreijährige Kellnerlehre im Weissen Rössl am Wolfgangsee.
Im Laufe der Zeit bemerkte ich, dass meine Hände in gewissen Situationen manchmal zu zittern begannen, wobei es mir unmöglich war, dieses Zittern unter Kontrolle zu halten – und diese bedauerliche Situation verschlimmerte sich sogar zusehends.
Ich habe so normal gelebt wie alle jungen Leute. Mir ist nie in den Sinn gekommen, dass ich ernsthaft krank werden könnte. Sport war mein Leben. Ich genoss meine Jugend und konnte nicht verstehen, wie grausam das Leben war, wie schnell es Licht in Dunkelheit verwandeln konnte.
Erst Jahre später, als jene kleinen Einschränkungen einfach kein Ende fanden, entschloss ich mich, ärztlichen Rat einzuholen. Ich erinnere mich an den Moment, als ich im Flur stand und der Arzt mir die Diagnose mitteilte. Das waren schreckliche Momente.
Ein ganzes Ärzteteam von mehreren beigezogenen Spezialisten stellte bei mir „Progressive Multiple Sklerose“ fest – eine Krankheit, die sich bei mir im Laufe der Jahre sogar noch verschlimmern würde. Sie meinten, dass bei fortschreitender Erkrankung damit gerechnet werden müsse, dass sich der Zustand innerhalb von drei Jahren verschlechtern und meine Beweglichkeit so eingeschränkt sein werde, dass ich nach dieser Zeit letzten Endes auf einen Rollstuhl angewiesen sein würde – eine für mich ganz, ganz schreckliche Aussicht! Ich wollte dies anfangs ja gar nicht wahrhaben und keinesfalls hinnehmen, ja, ich konnte es gar nicht so richtig glauben. Als es mir dann aber klar wurde, zog es mir richtiggehend den Boden unter den Füßen weg.
Nun, die Situation war nun mal so und ich schmiedete Pläne, wie ich sowohl mit Hilfe der traditionellen Medizin als auch auf anderen Wegen der Krankheit zu Leibe rücken könnte. Denn ich war der Ansicht, was immer auch im Leben daherkommen möge, würde ich mich niemals aufgeben, sondern dagegen ankämpfen und mit wirklich allen Mitteln versuchen, dagegen anzugehen; denn aufzugeben und mich einfach dem Krankheitsbild zu ergeben, nein, das kam für mich absolut nicht infrage. Dazu war mein Kampfgeist immer schon zu stark gewesen. Ich wollte, so gut es nur ging, dagegen ankämpfen, nicht den Kopf in den Sand stecken und nicht darauf warten, bis mit meiner Beweglichkeit alles zu Ende war. Es war mir klar, dass vor allem regelmäßige sportliche Betätigung meinen Krankheitsverlauf günstig beeinflussen konnte, und so gewöhnte ich mir an, oft schwimmen zu gehen, mich möglichst viel an der frischen Luft aufzuhalten und überhaupt meinen Körper zu trainieren, so gut es nur ging. Diese körperlichen Aktivitäten konnten in meiner Lage sicher nicht schaden. Und tatsächlich: Nach längerer Zeit bemerkte ich wahrlich eine wesentliche Verbesserung meines Zustandes und wertete dies als kleinen Erfolg!
Ich konnte verstehen, dass meine Hände in dieser Phase noch zitterten, aber die Krankheit hatte sich nicht verschlechtert und von einem Leben in einem Rollstuhl war ich meilenweit entfernt. Demnach hatte ich ein durchaus positives Gefühl!
Mein Geist, der darauf aus war, dass mein Körper heilt, dachte oft an die Ärzte, die mir die Diagnose gaben. In diesem Wunsch, besser zu werden und nicht an einen Rollstuhl zu denken, sprach ich oft mit mir selbst:
„Letzten Endes sind ja auch Ärzte nur Menschen; sie wissen zwar um eine Krankheit und verstehen sie auch, aber ihre Erkenntnisse sind dennoch oftmals nicht der Weisheit letzter Schluss.“
Wie meinte doch einmal ein weiser Mensch so zutreffend:
„Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als der Mensch jemals zu erträumen vermag!“
Doch zurück zu meiner Situation: Mir war irgendwie instinktiv klar, dass ich nur dann einen nachhaltigen positiven Einfluss auf meinen Körper erzielen würde, wenn ich versuchte, eine gewisse Regelmäßigkeit in mein Leben einfließen zu lassen. Und tatsächlich: Ich wurde damit zwar nicht urplötzlich gesund, aber es trat kein direktes Fortschreiten der Krankheit mehr auf und mein Zustand verbesserte sich zusehends.
Wenn ich heute zu meinen laufenden Kontrolluntersuchungen komme, begegnen mir immer wieder ob meines guten Zustandes gleichermaßen Staunen und Ungläubigkeit. Immer wieder denke ich mir: Wenn man mit eingeschränkter Gesundheit zu leben lernt, ist man doch irgendwie auch beschenkt. Denn man lernt dadurch, auch mit scheinbar unabänderlichen Schwierigkeiten fertig zu werden und Dinge hinzunehmen, die man nur langsam ändern kann!
Ja, so paradox es klingen mag: Durch dieses Leben mit einer Krankheit, die mir größte Schwierigkeiten bereitete, habe ich so viel für mich Neues erfahren und kennengelernt. Ich glaube, ich bin dadurch sogar gereift, indem ich jetzt eine andere, tiefere Sichtweise auf die Dinge des Lebens habe.
Ich versuchte, Hilfe nicht nur in der traditionellen Medizin zu finden, sondern auch in der Alternativmedizin. So traf ich unter anderem in Mondsee mit Schamanen aus vier Kontinenten zusammen. Einer dieser Schamanen war schon fortgeschrittenen Alters und er erklärte sich dazu bereit, mich zu empfangen. Bei diesem Treffen gestattete er mir drei Fragen, die ich bei ihm frei hätte. Prinzipiell erklärte er mir, dass ich mich zwischen zwei wichtigen Dingen zu entscheiden hätte: Zwischen einem kurzen Leben in materiellem Reichtum oder einem langen, in dem ich vorwiegend spirituelle Einsichten in mein Dasein haben würde. Angesichts dieser beiden Alternativen entschied ich mich in voller Überzeugung für die zweite, denn ein möglichst langes Leben zu haben, ist für mich wesentlich erstrebenswerter. In meiner Begegnung mit ihm stellte ich dem Schamanen folgende Fragen: Meine erste war, weshalb ich die Krankheit überhaupt bekommen hätte. Seine Antwort darauf war, dass mein Urgroßvater, der in den Grausamkeiten des zweiten Weltkriegs verstorben war, mir schon den richtigen Weg weisen sollte und er dies ja auch für mich tun wolle.
Meine zweite Frage lautete, ob ich überhaupt gesund werden würde. Seine Antwort war ein klares „Ja!“ – zwischen dem dreißigsten und vierzigsten Lebensjahr würde ich gesund werden. Die dritte Frage, die ich stellte, war, wie es um meine Zukunft bestellt sei. Wie würde sie wohl aussehen? Würde sie gut und aussichtsreich sein? Würde ich allein bleiben? Er lächelte und meinte, das habe er mir doch schon gesagt, ich müsse mich eben entscheiden zwischen einem kürzeren Leben in materiellem Reichtum oder einem langen, reich an spirituellen Einsichten. Er sagte auch, ich würde eine Frau treffen, die mit mir in perfektem Einklang sein werde. Dies alles hörte ich sehr gerne und mein Herz öffnete sich; ich hatte gehört, ich würde in der Zukunft nicht alleine sein, sogar eine für mich perfekte Frau würde ich finden, und das machte mich glücklich.
Und der Schamane? Er lächelte, als er in mein Gesicht blickte. Was er sich wohl dabei dachte? Es sollte sein Geheimnis bleiben. Ich spürte aber, dass er mir ganz allgemein gesehen sehr wohlwollend begegnet war. Nun, wahrlich, diese bereichernde Zusammenkunft mit einem „großen“ Menschen voller Erfahrungen und mir bisher eher unbekannten Fähigkeiten und Begabungen berührte mich sehr und aus heutiger Sicht muss ich sagen, dass dieses Treffen mit dem Schamanen für mein weiteres Leben wirklich entscheidend war. Und noch eines: Er hatte wahrlich in allem recht, was er mir erzählt hatte.
Es gibt eigentlich nur noch eines, worauf ich hier und heute sehnsüchtig warte: Auf eine vollständige Genesung meines Körpers, und dies hatte mir der Schamane ja auch vorausgesagt.
Dennoch wollte ich auch andere Methoden austesten, denn mein Wunsch, wieder vollständig geheilt zu sein, war wohl übermächtig und ich wollte ganz einfach nicht bis zum vierzigsten Lebensjahr warten, wieder vollständig gesund zu sein. Meine Mutter schlug mir nach einer Recherche verschiedener Therapiemöglichkeiten, die sie im Internet gefunden hatte, vor, eine Therapie mit Aminosäuren zu versuchen, die zu dieser Zeit unter der Leitung von russischen Ärztinnen in Zypern angeboten wurde. Nach einem etwas längeren Flug kam ich dort an. Die Umgebung sagte mir sofort sehr zu. Es war sonnig und warm und ich war umgeben von einer Luft, in der man das Meer riechen konnte, kurzum: Die Umgebung auf dieser Insel war überaus einladend, ja geradezu herrlich!
Die Therapie an sich war allerdings sehr anstrengend. Alle vier Stunden musste ich Eiweißpräparate einnehmen, die sich nach einiger Zeit positiv auf den Organismus auswirken sollten. Nun gut, ich tat, wie mir aufgetragen wurde, doch auch nach geraumer Zeit konnte ich keine wesentliche Verbesserung meines Krankheitsbildes feststellen und enttäuscht flog ich wieder zurück ins mir mittlerweile zur Heimat gewordene Österreich.
Nein, diese Therapie hatte mir nicht entscheidend helfen können, aber ich hatte wenigstens das herrliche Mittelmeerklima ausgekostet, was mein Weltbild selbstverständlich auf bestimmte Weise erweiterte.
Eine andere Therapiemöglichkeit war eine sogenannte „Parasitentherapie“. Dahinter stand die Ansicht, dass oral eingenommene Parasiten gegen meine Krankheit ankämpfen und dabei mein angegriffenes Immunsystem wiederherstellen sollten.
Ich wollte eben, dass meine Myelinschicht im Rückenmark nicht weiter durch die Krankheit angegriffen würde, doch bedauerlicherweise konnte ich auch mit Hilfe dieser Therapie keine tatsächliche Verbesserung feststellen.
Ein anderer Versuch, den ich in Österreich unter Einbeziehung heimischer Ärzte unternahm, war die Akupunktur.
Viele Fachärzte sind ja auch heute noch der Meinung, dass sie durchaus auch bei Multipler Sklerose ein probates Mittel zur Heilung sein kann. Also nichts wie hinein in dieses Vergnügen. Wenn es vielleicht nicht heilen sollte, so würde es mir ja auch nicht schaden! Doch leider wurde ich wieder enttäuscht, auch dieses Heilverfahren konnte bei mir nicht den ersehnten Heilerfolg bringen.
Wie auch immer, ich wollte, will und werde nie aufgeben. Das denke ich heute wie schon damals: Aufgeben gibt es bei mir nicht! Über das Studium einschlägiger Literatur hatte ich von einer südamerikanischen Heilpflanze gehört, die unter dem Namen Ayahuasca bekannt ist. Sie kommt vor allem im Amazonasgebiet vor, namentlich in Brasilien, Peru und im nördlichen Chile. Die Ureinwohner aus jenem großen Gebiet befassen sich schon sehr lange mit vielen Therapiemöglichkeiten zur Heilung diverser Krankheiten. Ich begab mich also mit großer Hoffnung nach Peru; vielleicht würde ich dort wichtige Erkenntnisse nicht nur über meine Gesundheit, sondern auch über mein eigentliches Wesen und Sein gewinnen.
Die Pflanze, die in dieser Therapie verwendet wird, wird vierundzwanzig Stunden lang vorbereitet, gekocht und dann eingenommen.
Nach circa dreißig Minuten verspürt man einen starken Brechreiz und man ist gezwungen, sich zu übergeben – und das sehr ausgiebig. Die Pflanze ist eine Art „Droge“ zur Selbsterkennung.
Nun, ich ging diesen Weg mit allen Konsequenzen und kam dabei zu wirklich erstaunlichen Erkenntnissen. Ich konnte tatsächlich in einem für mich ganz neuen Bewusstsein herausfinden, was eigentlich die Quintessenz meines Lebens war und ist, und ich konnte alle nur erdenklichen Möglichkeiten einer wie auch immer gearteten gesundheitlichen Verbesserung meines Gesundheitszustandes sehen.
Ich erkannte in der Folge wirklich eine neue Dimension meines Daseins, ich öffnete wie in Trance verschiedene Türen, fand dort mir unbekannte, oft angsteinflößende Wesen und es wurde mir irgendwie klar, worauf es in meinem Leben tatsächlich ankommt und worin meine Sinnerfüllung besteht: Das Beste aus meinen Möglichkeiten zu machen, unbeirrbar meinen Weg zu gehen und mich nicht durch irgendwelche Ängste oder Befürchtungen davon abbringen zu lassen.
Erst Stunden später kam ich wieder zu mir, aber ich hatte ein angenehmes Empfinden. Ja, durch diese Erfahrung ist mir einiges in meinem und über mein Leben klar geworden. Ich sehe heute alle Dinge, die mich früher oft belasteten, weitaus gelassener, erlebe das Schöne viel bewusster und sehe auch meiner Zukunft voll Vertrauen entgegen.
Diese Erfahrung hat mich sehr beeinflusst und für mein Leben wesentliche Entscheidungen gebracht; denn tatsächlich ist für mich seit dieser Zeit nicht nur das Äußerliche (finanzieller und damit materieller Wohlstand, Ausbildung, sonstige daraus resultierende Annehmlichkeiten) bestimmend für die Einschätzung eines Menschen geworden, sondern mindestens gleich bedeutsam auch das Dahinterstehende (seine jeweiligen Absichten, sein Wesen, die Eigenschaften, die ihn ausmachen).
Es ist leider ja oft so, dass von zehn Menschen oftmals nur einer in Wahrheit es auch wert ist, dass man sich eingehender mit ihm beschäftigt. Leider ist die Welt nun mal so. Sie ist eben durch und durch materialistisch geprägt. Im Grunde genommen gibt es für mich keine „schlechten“ Menschen, nur minderwertige Absichten und Meinungen, unabhängig von der Vergangenheit des jeweiligen Menschen. Jeder ist meiner Meinung nach und letzten Endes „seines Glückes Schmied“.
Ich denke, nun ist es an der Zeit, auf die „Liebe meines Lebens“, auf meine Frau einzugehen; denn durch sie und ihre bedingungslose Zuneigung hat sich mein Leben entscheidend zum Guten gewandelt. Als ich sie zum ersten Mal sah, verspürte ich ganz tief in mir überwallende, tiefe Gefühle, so unglaubwürdig dies vielleicht für einen Außenstehenden klingen mag; ich wusste sofort, dass sie die Liebe meines Lebens ist.
Was hat sich nicht alles durch sie zum Besseren gewandelt – mein gesamtes Dasein hat sich verändert! Ich sah und erkannte wieder einen tiefen Sinn in meinem Leben, verschwunden waren meine früheren Ängste und Befürchtungen; und nur durch sie geschah es, dass sich mein gesamtes Leben zum Guten wandelte, ja, sie schien mich irgendwie auf Anhieb perfekt zu ergänzen. Diese Gefühle hatte ich schon ganz am Anfang, als wir einander kennenlernten und mit jedem Tag mit ihr wachsen sie auf besondere Art und Weise.
Oftmals ist es ja wirklich sonderbar im Leben: Gerade wenn man, aus welchen Gründen auch immer, glaubt, nicht mehr weiter zu wissen und alles rund um einen selbst schlimm läuft, dann stellt sich plötzlich oft unerwartet das Gute ein.
Dass dies auch mit mir geschah, machte mich glücklich und so ist es auch in der Gegenwart. Es ist schwierig für mich, hier in Worten auszudrücken, von welch grundlegender Bedeutsamkeit und dankbarer Inbrunst die tiefe Empfindung zu meiner tollen Frau ist.
Es ist für mich an der Zeit zu erzählen, wie ich sie eigentlich kennenlernen durfte. Meine Mutter sah damals einen TV-Bericht, in dem ganz allgemein über Multiple Sklerose und deren Auswirkungen auf das Leben mit dieser Krankheit gesprochen wurde. Und zufällig traf sie die Mutter meiner späteren Frau in einer anderen, nahen Stadt; sie war damals in Begleitung ihrer Tochter, weil diese sie eben nicht alleine fahren lassen wollte. Auch ich war mit meiner Mutter unterwegs und per Zufall ergab es sich, dass wir einander begegneten. Mein erster Eindruck war: Was für ein faszinierendes Mädchen, ja, ich sah sie wie einen Engel aus Fleisch und Blut, so sehr beeindruckte sie mich. Auch sie fand mich offensichtlich sympathisch und so unterhielten wir uns mehrere Stunden lang über Gott und die Welt. Je mehr wir miteinander sprachen, umso mehr wollten wir beide voneinander wissen. Die Zeit stand für uns still und die ganze Umgebung war für uns beide bedeutungslos geworden. Wir hatten mehrere Stunden miteinander verbracht, aber die Zeit war wie im Flug vergangen. Sie war genau wie ich an Multipler Sklerose erkrankt und so konnte sie gut verstehen, wie ich mich manchmal gefühlt hatte. Eine Gemeinsamkeit auf so vielen Ebenen! Das verband uns. Dennoch sorgte ich mich anfangs sehr. Wie würde sich die Krankheit in den kommenden Jahren weiterentwickeln? Wie würde sich unsere Beziehung gestalten, wenn immer das Schreckgespenst der Multiplen Sklerose buchstäblich über uns schwebte?
Ich hatte viele Sorgen und dachte ganze Nächte lang darüber nach, aber ich fand dazu zunächst keine Lösung, denn die Frage nach einer gemeinsamen Zukunft machte mir Angst. Wäre es nicht besser, hier und heute noch keine diesbezügliche Entscheidung zu treffen? Die Sorgen um meine spätere Frau waren zu übermächtig. Und so entschied ich mich, vorerst alles noch beim Alten zu lassen. Nach vier Tagen, in denen ich alles immer wieder hin- und her wälzte, entschied ich mich ganz spontan, ihr telefonisch einen Heiratsantrag zu machen. Sie schien zwar anfangs überrascht, aber im Verlauf des Gesprächs erklärte sie mir, dass sie ja genau wie ich empfinde und sie gerne meine Frau werden wolle.
Ich war so glücklich und mein gesamtes Leben drehte sich von jenem Zeitpunkt an ins Positive. Ich hatte aus heiterem Himmel einen wunderbaren Menschen gefunden. Wir hatten zwar beide mit unserer Krankheit zu kämpfen, aber gemeinsam würden wir diese bestimmt meistern und richtig damit umgehen und sie in der Folge auch besiegen. Endlich sah auch ich wieder eine richtige Zukunft vor mir, nicht, wie bislang, allein, sondern zusammen mit einer wunderbaren Frau. Diese Liebe hat sich wirklich bis zum heutigen Tag erhalten – ja, sie ist sogar gewachsen, größer und auch reifer geworden. Und bis zum heutigen Tag haben wir es nie bereut, ernsthaft zusammengekommen zu sein – trotz meiner anfänglichen Bedenken.
Ja, so geht es oftmals im Leben: Aus einer anfangs so beängstigenden Lage kann sich in jedem Augenblick, zu jedem Zeitpunkt eine totale Änderung zum Guten hin ergeben. Es mag zwar unglaublich und visionär klingen, aber ich glaube fest daran, dass man wirklich die Fähigkeit in sich trägt, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen und tatsächlich nahezu jede gewünschte und ersehnte Änderung zu bewirken.

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