Steine der Macht - Band 4

Steine der Macht - Band 4

Die goldene Kugel im Untersberg

Stan Wolf


EUR 16,90
EUR 10,99

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 236
ISBN: 978-3-99026-911-4
Erscheinungsdatum: 18.10.2012
Wolf und Linda entdecken am Obersalzberg ein unterirdisches Labor des dritten Reiches. Der General aus der Station im Untersberg ermöglicht ihnen einen Besuch auf einer Basis in einer fernen Vergangenheit. Mit Claudia kann Wolf auf einer Adriainsel einen Kristall des Ordo Bucintoro bergen, mit dessen Hilfe sie die goldene Kugel im Untersberg finden.
Kapitel 15

Die Neun Unbekannten

Nachdem Wolf und Linda ihren Kurzbesuch auf der Insel Atlantis erst einmal verarbeitet hatten, erinnerte sich Wolf an ein Buch mit dem Titel „Die Neun Unbekannten“, das er schon vor Jahrzehnten gelesen hatte. Es stammte aus der Feder des Freundes vom Rosenkreuzer Baron. Dieser Autor war mit Sicherheit auch jener, welcher die Schriftrollen in den Flaschen in der Höhle am Untersberg versteckt hatte. Diese Rollen hatte Wolf zusammen mit Linda im Vorjahr gefunden.
Sowohl in dem Buch als auch auf den Rollen aus der Höhle war von einer geheimnisvollen Station im Untersberg die Rede. Mysteriöse Kapuzenmänner kamen darin vor und ein Gerät, mit dem man sich zu anderen Stationen beamen konnte. Auch von einer massiven Zeitverlangsamung in der Station war dort zu lesen.
„Was meinst du“, fragte Wolf Linda, „es scheint doch so, als wäre dieser Schriftsteller schon vor vielen Jahren ebenfalls hier im Berg in der Station des Generals gewesen. Alles, was dieser Autor in seinem Manuskript und auch in dem Buch beschreibt, weist doch eine ziemliche Ähnlichkeit mit unseren Erlebnissen auf?“
„Ja, du hast recht“, erwiderte Linda, „sogar die neun Kapuzenmänner kommen in seiner Geschichte vor, nur eben nicht als verschwundene Brüder der Illuminaten, sondern als beinahe unsterbliche Weltenlenker, die fast alles auf dieser Erde sehen und auch kontrollieren können.“
Wolf überlegte: „Solche Eigenschaften und Möglichkeiten wurden doch seit jeher den erleuchteten Brüdern nachgesagt. Vielleicht hat sich der Autor nicht so deutlich über diese Bruderschaft zu schreiben getraut. Wer weiß? Vor dreißig Jahren war das möglicherweise ein Risiko für ihn? Mag sein, dass er deshalb seine Geschichte verschleiert und verschlüsselt niedergeschrieben hat.“ Wolf überlegte einen Moment und fuhr fort: „Weißt du was? Wir werden einfach Becker dazu fragen. Ich bin mir sicher, dass der uns weiterhelfen kann.“
„Ausgerechnet Becker, den Illuminaten, möchtest du zu diesem brisanten Thema befragen?“, zweifelnd warf Linda Wolf einen fragenden Blick zu, worauf dieser antwortete:
„Du weißt doch ebenso gut wie ich, dass Becker kein richtiger Illuminat ist. Der hat Zugang zu diesen Brüdern, genauso, wie er zur Bundesregierung und dem BVT einen direkten Zugang hat. Er ist einer von den „Anderen“ und diese „Anderen“ dürften Leute aus der Zukunft sein, deren Tätigkeit hier in unserer Gegenwart nur sehr subtiler Natur sein kann. Ich werde ihn anrufen.“
Sonderbarerweise wollte sich Becker diesmal nicht am alten Illuminatensitz beim Schloss Aigen mit ihnen treffen, sondern schlug vor, dass sie zum Gasthof „Latschenwirt“, welcher tief versteckt im Untersbergwald liegt, kommen sollten. Der Latschenwirt war ein vornehmes kleines, aber rustikales Landgasthaus. Als Termin schlug er den kommenden Mittwoch um sechzehn Uhr vor. Am Nachmittag unter der Woche waren da bestimmt nur wenige Gäste anwesend und das würde bedeuten, dass sie sich dort relativ ungestört unterhalten konnten.
Als Wolf und Linda am Parkplatz im Wald ankamen, war dieser vollkommen leer. Kein einziger Wagen war dort abgestellt. „Siehst du“, meinte Wolf, „ich glaube, wir werden heute ganz alleine im Gasthaus sein. Und Becker müsste auch gleich kommen, es ist ja bereits vier Uhr nachmittags.“
Umso erstaunter waren sie, als sie die rustikale Gaststube betraten, denn Becker saß bereits an einem runden Tisch und erwartete die beiden.
Wolf wunderte sich. Wie war Becker hierhergekommen? Vermutlich mit dem Taxi, fiel ihm als einzig mögliche Erklärung dazu ein, denn zu Fuß wäre es doch sehr weit gewesen.
„Wir wollten Sie heute etwas fragen“, begann Wolf. Der Illuminat lächelte und unterbrach ihn:
„Sie möchten unbedingt wissen, ob der Schriftsteller damals auch die Station des Generals betreten hat? Es lässt Ihnen keine Ruhe. Sie haben die Antwort aber ohnehin schon selbst herausgefunden. Ich kann Ihnen daher nur bestätigen, dass es so war. Auch dass er nicht alle Einzelheiten über seine Besuche im Berg niedergeschrieben hat, ist richtig. Er wollte aber der Nachwelt unbedingt etwas von seinen Erlebnissen mitteilen, deshalb hat er einen Roman daraus gemacht. Fragen Sie den General direkt nach ihm, bestimmt wird er Ihnen etwas dazu sagen.“ Linda schaute Becker mit einem etwas entsetzten Gesichtsausdruck an und sagte:
„Wie konnten Sie wissen, was Wolf Sie fragen würde?“
Anstatt eine Antwort zu geben, lächelte Becker nur geheimnisvoll:
„Die Zeit ist bald gekommen, da werden all diese Dinge ans Tageslicht kommen. Sie werden es selbst erleben.“
„Können Sie mir etwas mehr zu den Erlebnissen des Schriftstellers sagen?“, wandte sich Wolf wieder an Becker.
„Nun gut. Dieser Autor hatte ja im Krieg ein für ihn seltsames Erlebnis, als er eine unserer Stationen auf einem Berg in Norwegen durch „Zufall“ entdeckte. Er hielt uns offenbar für Außerirdische. Wir ließen ihn in dem Glauben, da es für ihn keinen Unterschied machte, dass wir stattdessen aus der Zukunft kamen. Als er dann in späteren Jahren hier in der Nähe des Untersberges wohnte, interessierte er sich naturgemäß für die Sagen und Erzählungen rund um diesen Berg. Er begann, zu recherchieren und zu suchen. Dabei stieß er auf den General und seine Station. Dort wurden ihm die Dimensionstore gezeigt und er durfte auch einige der Basen besuchen. Offenbar musste er dem General zusichern, dass er nichts von der Existenz der SS-Leute im Berg veröffentlichen würde. So entstand dann schließlich auch sein Roman „Die Neun Unbekannten.“ Er hat auch vom Verschwinden der neun Illuminaten in der Vollmondnacht am siebenundzwanzigsten Juli 1798 gewusst. Das war mit ein Grund dafür, dass die Kapuzenmänner in seiner Erzählung vorkommen. Aber wie gesagt, Sie haben es eigentlich selber herausgefunden, denn schon damals, als Sie die Schriftrollen des Autors in der Höhle entdeckt haben, wurde Ihnen klar, dass er mehr gewusst haben musste.“
Wolf nickte nur stumm. Er hatte ja mittlerweile die Manuskriptrollen des Autors studiert und Einzelheiten darin gefunden, welche im Roman nicht ersichtlich waren. Wolf fiel noch etwas ein. Sein Bekannter Udo hatte doch vor Jahren diesen Roman unter einem anderen Titel als Neuauf­lage herausgebracht. Offensichtlich mit gleichem Inhalt. Zur Originalausgabe des ursprünglichen Autors gab es jedoch einen einzigen, aber entscheidenden Unterschied. Die Wegbeschreibung zum Eingang in die Station am Untersberg war spiegelbildlich angegeben. Ob das ein Zufall war?
Der alte Pfarrer vom kleinen Dorf am Fuße des Untersberges hatte doch auch von „Spiegelwelten“ in Verbindung mit dem Untersberg gesprochen. Sollte auch dies Zufall sein?
Und hatte ihn nicht Becker vor einigen Wochen auf den Spiegel der Isais hingewiesen? Diesen würde er brauchen, um mit Claudia den Eingang zur Halle mit der goldenen Kugel zu finden.
Wieder schien Becker Wolfs Gedanken erraten zu haben: „Ja, es hat etwas mit dem Spiegel zu tun. Der ‚Spiegel der Isais‘ wird Sie leiten.“
Dieser Satz von Becker riss Wolf aus seinen Überlegungen und erschrocken blickte er zu Becker: „Welcher Spiegel?“, fragte er den Illuminaten.
„Sie haben ihn doch bereits. Die Silberplatte, Sie brauchen doch nur die Rückseite etwas aufzupolieren. Vorher sollten Sie die Platte allerdings zur Kirche nach Maria Eck bringen. Halten Sie sie bei dem Brunnen vor der Kirche in das Wasser und im Kerzenraum unter der Orgel über die Flammen der Lichter. Ein Mönch, der in der Kirche eine kleine Predigt halten wird, wird unbewusst den Segen darüber sprechen, wenn Sie die Platte in der Hand halten. Achten Sie auf die Abbildungen der Madonna auf der Mondsichel. Es handelt sich dabei in Wahrheit nicht um eine Mondsichel, aber das werden wir selbst herausfinden müssen. Machen Sie ein Bild davon und zeigen Sie es auch Ihren Freunden. Danach sollten Sie mit der Seilbahn auf den Gipfel des nahe gelegenen Berges Hochfelln hi­nauffahren. Dort, wo schon der bekannte Prophet Irlmaier einst sein „Schlüsselerlebnis“ gehabt hat, wird auch Ihnen die Erkenntnis zuteilwerden, wie die Silberplatte als Spiegel gebraucht werden muss. Sie werden ganz alleine in der Gondel auf den Berg hinauffahren. Das ist ein besonderer Ort. Irlmaier erhielt an diesem Berg sozusagen seine Initiation. Am besten, Sie nehmen Claudia auf dieser Fahrt nach Maria Eck mit, denn sie wird ja auch mit dabei sein, wenn Sie in den Untersberg hineingehen werden.“
Linda schaute etwas verstört. Da sollte es plötzlich Claudia sein, welche Wolf in den Berg begleiten sollte? Aber schließlich kannte sie Claudia gut, waren sie beide doch Mitglieder des Isais-Ringes.

...

Kapitel 20

Die Schwarze Dame Julia

Wieder einmal wurde Wolf von einem Fremden kontaktiert. Der Mann behauptete am Telefon, aus dem norddeutschen Raum zu kommen, und er hätte eine wichtige Mitteilung. Er wollte sich mit Wolf alleine im alten Gasthof treffen und ihm dann dort alles Notwendige erzählen. Die Zusammenkunft fand bereits einige Tage später statt. Der Mann war mittleren Alters und erklärte, dem alten „Ordo Bucintoro“ nahezustehen. Dieser Orden, der schon seit mehr als einhundert Jahren nicht mehr existieren sollte, hatte seinen letzten Sitz auf der Glasbläser-Insel Murano in der Lagune von Venedig gehabt.
„Wie ich in Erfahrung gebracht habe, sind Sie auf der Suche nach den Geheimnissen der Schwarzen Steine. Die „Herren vom Schwarzen Stein“, welche mit Isais zu tun hatten, gehörten diesem Orden an.“
Wolf unterbrach den Mann: „Und Sie meinen, die „Herren vom Schwarzen Stein“ gibt es auch heute noch?“
Der Fremde nickte. „Sehr wohl gibt es diese Vereinigung. Sie bezeichnen sich heute als die Hüter des Schwarzen Steines und auch als die Erben der Templer. Ihre Suche ist nicht unentdeckt geblieben und ich bin daher gesandt worden, Ihnen eine Information zu überbringen, die Ihnen dabei helfen wird, Ihr Wissen um die Zusammenhänge in Verbindung mit Isais, dem Schwarzen Stein und dem Untersberg zu vervollkommnen.“
„Dann sind Sie auch ein Mitglied dieses Ordens?“, fragte Wolf.
„Nicht direkt“, antwortete der Mann, „ich bin lediglich der Überbringer der Botschaft. Aber nun hören Sie gut zu. Sie müssen noch einmal nach Murano fahren. Aber diesmal nicht zu der alten Villa, in welcher der Ordo Bucintoro seinen Sitz hatte. Nein, gehen Sie in die große Basilika auf Murano. Dort in der Kirche Maria e Donato finden Sie auf der rechten Seite, kurz vor dem Altar, eine Steinplatte zwischen den Mosaikbildern am Boden. Auf dieser befindet sich so etwas wie eine Karte. Eine Karte vom Umriss einer Insel. Auch sehen Sie darauf das Symbol der Tempelritter. Fotografieren Sie diese Steinplatte und mit etwas Glück werden Sie dann das Versteck eines Kultgegenstandes ausfindig machen können. Die Herren vom Schwarzen Stein haben schon vor Jahrhunderten einen sehr sicheren Ort dafür ausgewählt.
Dieser Gegenstand befindet sich auf einer Insel in der Adria. Es handelt sich um eine sehr kleine Insel, welche keinen Hafen besitzt und auch keine Straßen. Und doch leben dort Menschen. Früher hatten die Venezianer auf dieser Insel einen Stützpunkt.“
Das klang für Wolf jetzt wieder einmal nach Abenteuer. Er würde sich natürlich auf die Suche machen.
Er bedankte sich und bat den Mann noch um seine ­E-Mail-Adresse, damit er ihm später von seiner Suche berichten könnte.
Zuerst nach Venedig und dann eine Insel suchen, deren Umrisse er erst in der Kirche von Murano sehen würde, das schien ziemlich kompliziert zu sein. Zumindest dann, wenn er dorthin mit dem Auto fahren würde. Wie sollte er diese Insel finden, wenn er sie erst einmal identifiziert hatte? Zudem sollte es ja dort keinen Hafen und keine Straßen geben. Kurzerhand entschloss sich Wolf, diese Reise mit der Cessna zu machen. Erstens ging es wesentlich schneller und zweitens konnte er sich aus der Luft ganz gut ein Bild davon machen, was diese Insel betraf.
Linda, welcher noch immer der Schock vom letzten Flug mit Wolf in den Knochen saß, hätte er nur schwer dazu bewegen können, ihn zu begleiten.
Sie hatte nach dem Flugabenteuer vor mehr als drei Jahren noch immer ein ungutes Gefühl, was das Fliegen betraf.
Claudia hingegen, die ja ebenfalls beim Isais-Ring mit dabei war und außerdem noch nie in einem Sportflugzeug gesessen hatte, freute sich riesig, als Wolf sie fragte, ob sie mit dabei sein wolle. Es sollte ja ein ganz normaler Flug werden und davor hatte sie auch keine Angst.
Da dieses Mal doch größere Entfernungen über das Meer geflogen werden mussten, nahm Wolf eine stärkere Maschine als damals mit Linda.
„Du brauchst dich nur in den Flieger zu setzen und kannst dir nachher von oben die Landschaft und die Berge ansehen“, meinte Wolf zu ihr, als sie ihn fragte, ob sie ihm irgendwie helfen könnte.
Den Flugplan nach Venedig hatte er schon am Tag zuvor am PC aufgegeben und noch ein paar Sachen eingepackt. Denn sollte das Wetter schlecht werden, konnte es leicht geschehen, dass eine Alpenüberquerung beim Rückflug nicht mehr möglich war und sie für ein paar Tage im Süden abwarten mussten.
Dann war es so weit. Früh am Morgen zogen die beiden die Cessna 182 aus dem Hangar und ließen das Flugzeug noch volltanken. Doch kaum, dass sie im Cockpit saßen, zog überraschend ein Gewitter auf und entlud sich direkt über dem Flughafen von Salzburg. So hieß es also vorerst warten. Für Wolf war das aber eine gute Gelegenheit, seiner Co Pilotin die vielen Instrumente, Hebel und Tasten zu erklären. „Und all diese Knöpfe hier, weißt du wirklich auswendig, wofür die alle gut sind?“ Mit einem fragenden Blick schaute Claudia zu Wolf.
„Keine Angst, ich fliege jetzt schon seit über zwanzig Jahren und kenne das Flugzeug mittlerweile ganz gut“, gab er der jungen Frau zur Antwort.
Nach einer halben Stunde war das Gewitter vorübergezogen. Es regnete zwar noch, was aber für Wolf kein Hindernis war, den Tower per Funk um Starterlaubnis zu fragen.
„Cleared for takeoff runway 16, Wind variable, five knots“ kam über die Kopfhörer, welche beide bereits aufgesetzt hatten.
Zügig schob Wolf den Gashebel nach vorne und schon nach weniger als dreihundert Metern hob die kleine Cessna bei strömendem Regen von der Startbahn in Salzburg ab.
Claudia, anfangs recht interessiert, schloss nach dem Start kurz ihre Augen. Als sie sie wieder öffnete, staunte die junge Frau: „Wir sind ja schon so hoch oben.“
„So ist das nun mal“, erwiderte Wolf, „Flugzeuge fliegen halt einmal in der Luft. Du brauchst aber keine Angst zu haben, runter sind alle noch gekommen. So oder so.“
Das hätte er besser nicht zu Claudia gesagt, denn bei der ersten minimalen Turbulenz hielt sie sich so stark an seinem rechten Arm fest, sodass Wolf nur noch mit der linken Hand steuern konnte.
Nach einer halben Stunde hatten sie bereits den Alpenhauptkamm überflogen und das Wetter war mittlerweilewunderschön geworden.
Jetzt hatte sich Claudia bereits an die Höhe gewöhnt und begann, sich in Ruhe die Seen und Berge von oben anzusehen.
Sie erreichten den italienischen Luftraum und nach einer weiteren Viertelstunde kam schon Venedig in Sicht. Der kleine Flugplatz St. Nikola auf dem Lido wurde angeflogen. Als sie im Endanflug bereits tief über dem Friedhof und den anschließenden Zypressen zur Landebahn flogen, war Claudias Flugangst endgültig vorüber. Sanft setzte Wolf die Cessna auf dem Rollfeld auf. Sie ließen die Maschine an der Parkfläche stehen und gingen zur Anlegestelle, von wo aus sie mit dem Schiff auf die Insel Murano hinüberfuhren.
Claudia war schon des Öfteren in Venedig gewesen und wusste daher auch, dass auf Murano die Glasbläser zu Hause waren. Als sie Wolf fragte, ob sie sich so eine Manufaktur ansehen könnten, meinte er nur kurz: „Dazu werden wir leider keine Zeit haben, denn wenn wir diese Steinplatte wirklich finden sollten, dann möchte ich unbedingt heute noch nach dieser geheimnisvollen Insel suchen.“
Die Fahrt nach Murano dauerte fast eine halbe Stunde. Sie fanden auch rasch den Weg zur Kirche Maria e Donato. Zielstrebig ging Wolf in der Basilika nach vorne und suchte den Boden mit den Mosaikbildern ab. Da sah man zwei Hähne, welche an einer Stange einen gefesselten Fuchs trugen. „Das bedeutet Aufmerksamkeit geht vor Schlauheit“, erklärte er Claudia. „So sollten wir es auch tun. Schauen wir uns einfach alles aufmerksam an, dann kommen wir vielleicht ans Ziel.“
Langsam, immer auf die Mosaike am Boden achtend, gingen die beiden Schritt für Schritt durch das alte Gotteshaus. Es war nicht sehr hell im Kirchenschiff, doch nach wenigen Minuten hatten sich ihre Augen an das düstere Licht gewöhnt.
Claudia fand als Erste die beschriebene Steinplatte zwischen den Mosaikbildern am Kirchenboden, obwohl sie nicht sehr groß war. Aber der jungen Frau waren die Umrisse der Insel mit dem darüber eingezeichneten Templerkreuz sofort aufgefallen.
Wolf eilte zu Claudia und fotografierte jede Einzelheit der Platte, als plötzlich eine sehr schöne, dunkel gekleidete Frau mittleren Alters direkt hinter ihnen stand und sie in gutem Deutsch ansprach.
„Schauen Sie auch hier, auf der rechten Seite der Platte.“ Sie deutete mit ihrer Hand auf den Boden, „das „Ouroboros“, das Zeichen der doppelten Unsterblichkeit.“
Wolf erschrak, als er die Dame in Schwarz so unverhofft hinter sich erblickte. Er war sogleich von ihrer Schönheit und Anmut berührt. Wer war sie und wo kam sie so plötzlich her? Hatte sie etwa gesehen, dass er und Claudia hier in der Kirche etwas suchten? Woher wusste sie das?
Diese Fragen gingen ihm durch den Kopf und dennoch konnte er seinen Blick nicht von dieser Frau, die eine überirdische Ausstrahlung besaß, abwenden.
Claudia fasste sich zuerst und fragte die Dame: „Was sollen wir mit diesem Zeichen, das eine Schlange zeigt, die sich selbst in den Schwanz beißt. Was bedeutet das?“
„Das ist, wie ich bereits gesagt habe, das Zeichen der doppelten Unsterblichkeit. Sie werden rasch begreifen, was es bedeutet. Sie werden es auch auf dieser Insel finden, die eine Tagesreise von hier entfernt liegt.“
„Was? Eine Tagesreise?“, rief Wolf und schaute un­sicher nochmals auf die Steinplatte mit der Insel, deren Umrisse ihm irgendwie bekannt vorkamen. Das musste Unije sein. Ein kleines Eiland fünfzig Kilometer südöstlich der Hafenstadt Pula. Ja, er war sich sicher. Als Pilot, der schon des Öfteren in dieser Gegend über das Meer geflogen war, kannte er die Umrisse der Insel, auf welcher sich nur ein einziger kleiner Ort befand. Ja, das musste Unije sein. Aber was meinte die schwarze Frau mit „einer Tagesreise“?
Sie schien seine Gedanken zu lesen und sprach: „Zur Zeit der Dogen benötigte man mit dem Schiff einen Tag, um dorthin zu gelangen.“
Die Dame stand im Halbdunkel der Säulen und trotzdem konnte er ihr überaus anmutiges Gesicht sehen. Wer war sie und woher kam die Frau? Was hatte sie mit der Zeit der Dogen zu tun, die regierten doch in Venedig vor vielen Jahrhunderten?
„Wer sind Sie, wenn ich Sie das fragen darf?“, kam es fast wie von selbst über Wolfs Lippen.
„Nennen Sie mich Julia, ich bin gekommen, um Ihnen bei Ihrer Suche behilflich zu sein. Halten Sie auf der Insel nach der Mauer mit dem Stein, auf dem das Ouroboros-Symbol angebracht ist, Ausschau. Sie befindet sich auf der gegenüberliegenden Seite des Ortes, nahe am Meer.“ Sie trat einen Schritt zurück in den Schatten der Säulen. Wolf ging ihr nach und wollte noch weitere Einzelheiten von ihr erfragen. „Julia, ich hätte da noch eine Frage an Sie“, rief er in die Dunkelheit. Doch da war niemand mehr in der Kirche außer Claudia und ihm.
5 Sterne
Der General bereitet sich auf den Endkampf in Europa vor... - 20.10.2014
Lutz Eikelmann

... las ich schon im August 2014 auf dem Werbeflyer zu Band 6. Nun ja, ich bin gespannt, was diesbezüglich in dem Buch zu lesen ist. Es ist allerdings zu befürchten, daß derartige Inhalte auch von "Anderen" wahrgenommen werden. Schräg ist, daß Band 5 von reichsdeutschen Flugscheibenbasen im Irak spricht und nur wenige Monate später im Irak wieder der Bär zu toben beginnt, wenn auch unter dem militärischen Vorwand einer aus dem Nichts aufgetauchten ISIS- bzw. IS-Bedrohung, die sehr inszeniert wirkt. Vielleicht sollte sich der interessierte Zeitgenosse einmal die Frage stellen und ihr nachgehen, wer die IS-"Terroristen" denn eigentlich finanziert, sofern sie überhaupt existieren und nicht nur ein für die Propaganda in unseren Nachrichten geschaffener Vorwand für militärische Aktivitäten im Irak und in Syrien darstellen. Sollten die "Steine der Macht"-Romane jedoch so realistisch sein, daß sie die nächsten Brennpunkte internationaler militärischer Konflikte prognostizieren, dann werden sie noch ganz andere Kreise ziehen.

5 Sterne
Steine der Macht zieht Kreise... - 20.10.2014
Lutz Eikelmann

Daß eine Romanreihe ihre Leserschar findet, freut den Autor und den Verlag und ist für sich genommen nichts Ungewöhnliches, auch wenn natürlich nicht jede Romanreihe erfolgreich wird. Die Romanreihe "Steine der Macht" zieht jedoch nicht nur die Kreise einer wachsenden Leserschar im deutschsprachigen Raum D-A-CH und sogar darüber hinaus, sie zieht nicht nur mehr und mehr Leser zum Untersberg, die vor Ort sich Originalschauplätze dieser Romane anschauen, nein, im Jahr 2014 startete eine Romanreihe ("Der General des letzten Batallions"), die sich ganz klar auf die "Steine der Macht"-Romane bezieht und das Leben des (laut Stan Wolf!) aus einer unterirdischen Basis im Untersberg heraus wirkenden Generals Dr.Ing.Hans Kammler seit den 1940er Jahren beleuchtet. Daß dabei viele Aspekte im Leben des Generals thematisiert werden, die Stan Wolf mehr oder weniger unbeachtet läßt, macht "Der General des letzten Batallions" zu einer spannenden Ergänzung. Zugleich ist das aber auch eine besondere Form der Anerkennung der Romanreihe "Steine der Macht", denn welche Romanreihe in der kleinen Nische des Buchmarktes, in dem "Steine der Macht" für eine wache und interessierte Leserschar attraktiv ist, kann von sich schon behaupten, daß andere Bücher sich mit ihr auseinandersetzen?!?

5 Sterne
Das Märchen von der goldenen Kugel - 20.10.2014
Lutz Eikelmann

Nicht nur, daß es in der Salzburger Innenstadt nahe des Doms eine gigantische goldene Kugel zur Schau gestellt wird ---- eine ähnliche fand sich vor wenigen Jahren noch auf dem Teich im Kopf der der Irminsul entsprechenden Parkanlage von Schloß Benrath in Düsseldorf, was kein Zufall ist, da es einen klaren Zusammenhang von Irminsul und Untersberg gibt ----, nein, es gibt noch im arabischen Sprachraum ein uraltes Märchen von einer goldenen Kugel (u.a. in dem Sachbuch des Südafrikaners Paul Thomas: "Das Paradies gab es doch" erwähnt!) , welches meiner Ansicht nach im Zusammenhang des mit dem Untersberg verbundenen Themen-Komplexes betrachtet werden muß. Vermutlich symbolisiert die goldene Kugel die Harmonisierung des weiblichen Prinzips mit dem männlichen Prinzip. Wie das arabische Märchen berichtet, wurde die Kugel vor geraumer Zeit in zwei Hälften getrennt, die eines Tages jedoch wieder vereint werden, was dann die Heilung der Welt einleitet. Schwer vorstellbar in einer Zeit, in der ideologische Manipulatoren Männer und Frauen gemäß des Prinzips "Teile & herrsche!" gegeneinander aufhetzen?!? Vielleicht sollten sich die Geschlechter besser nicht gegeneinander aufhetzen lassen, sondern sich zusammen tun... sprich die beiden Kugelhälften wieder vereinen! Und das nicht nur für die kurzen Glücksmomente sexuellen Miteinanders, sondern im gesamten Leben. Geben die goldenen Kugeln in Düsseldorf und Salzburg und Stan Wolfs Hinweis auf eine goldene Kugel im Untersberg einen Hinweis darauf, daß die Heilung der Welt schon begonnen hat, auch wenn sie auf der vordergründigen Ebene immer tiefer in Chaos, militärische Eskalation, Bürgerkriege, Revolutionen, Anarchie und die Eskalation des "jeder gegen jeden" zu versinken scheint?!? Meine Intuition sagt ein klares JA! Daß der Untersberg mit dem Orient in engster Verbindung steht, ist ein roter Faden, der sich durch alle Bände der Romanreihe "Steine der Macht" zieht. Von daher sollten auch die Überlieferungen des Orients im Untersberg-Kontext beleuchtet werden. Auf die Heilung...

5 Sterne
Sehr gut und spannend geschrieben! - 11.06.2013
Eveline

Die Geschichte ist sehr spannend geschrieben. Und wie der Autor sagt, jeder soll sich das herausnehmen, was er für sich als richtig empfindet!

5 Sterne
Band IV, Steine der Macht - 26.11.2012
Harry Winter

Wieder mal spannend geschrieben, der Autor steigert sich von Band zu Band, die vorherigen Themensprünge finden immer besser zusammen, man kann das Ziel schon fast ahnen, ob der Fülle schon fast im Telegrammstil, packende und mitreißende Schreibweise, fast lief es wie ein Film im Kopfkino, ganz so, wie man sich ein gutes Buch wünscht, und dann, mittendrin, aus, Ende, Schluss.Ich hätt ins Buch beißen können!!!Ganz ehrliches, heftiges Kompliment!

5 Sterne
wunderbar zu lesen - 18.11.2012
Monika

In zwei Tagen ist das Buch verschlungen, genauso schnell wie die drei vorherigen. Mit liebevoller Schreibweise, einfach erzählt, lässt uns Stan Wolf teilhaben an seinen Abenteuern, die unglaublich erscheinen. Ich freue mich auf weitere Bände und hoffe, er hört nicht auf zu erzählen. Vielen Dank Stan Wolf!

5 Sterne
absolut lesenswert - 30.10.2012
Pelikan

Auch der vierte Band von Stan Wolf ist absolut lesenswert! In gewohnt spannender Manier nimmt er den Leser mit in eine schier unglaubliche Erlebniswelt, die außergewöhnlich fantastisch zu sein scheint.Es macht sehr viel Spaß, in diese Abenteuer einzutauchen und mit den sympathischen Protagonisten auf die Reise zu gehen, Geheimnisse zu entdecken.Die Lektüre macht Lust auf mehr.

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