Pax erzählt

Pax erzählt

Petra Ohl


EUR 18,90
EUR 11,99

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 182
ISBN: 978-3-99107-718-3
Erscheinungsdatum: 29.07.2021

Leseprobe:

Vorwort

Wer einen Hund aus dem Tierheim bei sich aufnimmt, muss sich darüber klar sein, dass dieser neue Gefährte meistens schon seine ganz eigene, mehr oder weniger längere Geschichte hat.
Das ist zumeist eine Geschichte der Missachtung, der Verachtung, der Gewalt in verschiedensten Ausprägungen.

Man wird also zumeist keinen unbekümmerten, Pfötchen gebenden, unkomplizierten und bestens sozialisierten Gefährten erhalten, sondern eine komplizierte, ganz eigene Persönlichkeit.
Der Hund aus dem Tierheim hat zumeist schon eine unendliche, unvorstellbare Leidensgeschichte hinter sich.

Soviel Leid kann und will kein Mensch ertragen, wie diese dennoch lieben und treuen Gefährten schon ertragen mussten.

Es heißt ja nicht von ungefähr „Der Hund bleibt dir im Sturme treu, der Mensch nicht mal im Winde“. Wie wahr! Sie, mit allen mehr oder weniger komplizierten Geschichten aus der Vergangenheit, ein Recht auf Liebe und Geborgenheit.

Denn das benötigen sie, mehr als jeder andere, ganz dringend und notwendig.

Sie hingegen geben unendlich viel im vertrauten Umfeld zurück: bedingungslose Liebe und deutliche Mitteilungen.

Es heißt für Zweibeiner nur: ständige Bewusstheit, zusehen und zuhören.

Somit kann der Mensch in seiner Menschwerdung, seinem Reifungsprozess stets nur ein Lernender sein, was wohl auch seiner Bewusstheit und Reifung im menschlichen Miteinander nur förderlich sein kann.

Die missachtete, geschundene, gequälte, aussortierte und weggeworfene Kreatur schenkt ihm die Möglichkeit zur Wahrhaftigkeit!




Ein tief yon Herzen
kommender Dank geht vor allem an:

Im Garten der Finca Costoula
Dornbrach-Stoupi

Frau Sabine Weinzierl
Frau Sybille Koch
Frau Dr. Astrid Patzak-Theen

Nach Kostendeckung geht
der Gewinn zu 50 Prozent
an das Tierheim in Chania/Kreta
unter der Leitung von
Frau Costoula Dornbrach-Stoupi.



Darf ich mich vorstellen?

Mein Name ist Pax! Jaja – ich bin auch tatsächlich so ein ganz Friedlicher … schließlich bin ich ja meinem Namen verpflichtet. Meine Vergangenheit und mein genaues Alter sind selbst mir eigentlich unbekannt. Unbekannt ist mir natürlich ebenfalls, wo und mit wem ich wohl als Welpe gelebt habe.

Die Tierärztin, zu der ich an meinem ersten Tag hier mitging, meinte, ich wäre wohl so drei bis vier Jahre alt, das sähe man schon an meinen Zähnen (nun gut – einen Zahn habe ich mir abgebrochen – muss wohl so ein getrocknetes Rinderohr gewesen sein, an dem ich irgendwann geknabbert hatte).


Da offensichtlich meine Lebensgeschichte eine Reihung von Fragezeichen ist, bleiben wir am besten bei den Fakten:

Ich komme aus Chania auf Kreta. Irgendwann, irgendwo fand mich ein freundlicher Zweibeiner schwer verletzt und brachte mich ins Tierheim. Eine ehrenamtliche Tierärztin operierte aus meinem Kopf mehr als zwanzig Schrotkugeln heraus. Ich bin blind.

Schließlich blieb ich lange in dem Tierheim, zusammen mit mehreren hundert Hunden; die meisten von ihnen waren sehend und wurden manchmal auch lästig zu mir als nicht Sehendem. Aber ich wurde gut versorgt, hatte ununterbrochen Gesellschaft und manchmal kam auch Besuch zu uns.

Am Stephanitag vergangenen Jahres war dann ein Wirbel. Zu viert wurden wir reisefertig gemacht und zum Flughafen gebracht. Leider kam Costoula, die Leiterin des Tierheims, nicht mit zu unserem Ziel. Sie war mir doch vertraut, und ich hatte so manche Streicheleinheit von ihr bekommen. Aber jedenfalls: Ich hatte schon Tage vorher gespürt, dass sie sich für mich freute – warum, das wusste ich noch nicht …

In München erwartete uns zum Glück eine Freundin, die ich schon von Besuchen her kannte. Und dann ging es weiter – jetzt weiß ich, dass es Salzburg war, unser Ziel. Puh – war ich müde! Die beiden neuen Zweibeiner freuten sich spürbar riesig über meine Ankunft. Ich erkundete noch ein wenig die unbekannte Umgebung und wusste, dass ich noch Vieles lernen würde. Schließlich suchte ich mir dann beruhigt eine dunkle Ecke (dort lag ein weiches großes Kissen) und schlief ohne Angst ein.



A bisserl krank

Unerwartet und unerwünscht konnte ich mit einem Mal nicht mehr so kräftig bellen, wie ich wollte.
Meine kräftige Stimme war nicht mehr so tenoral wohlklingend, und überdies war meine markante Nase ein wenig trockener als sonst. Hmmm – und niesen musste ich, sodass immer einer meiner beiden „hatschi“ sagen musste. Aber gut: Herrli ging sofort mir zur Frau Doktor (zu allem Überfluss regnete es!). Die schaute sich kundig meinen Hals an und stellte fest, dass er so rot war, wie er sich für mich anfühlte. Da hab ich halt eine Spritze bekommen und dann Tabletten für daheim.

Nach ausgedehnten Spielen mit meiner Kleinen war mir nicht zumute … aber nach Schlaaafen … Am sicher köstlichen Mittagfressen habe ich später nur mal genippt, während Kari wie immer alles verschlungen hat. Bloß auf meine „Nur-für-dich-Pax“-Streifen vom Hähnchenfilet konnte ich doch nicht verzichten. Danach umfingen mich wieder Morpheus’ Arme, und den Mittagsschlaf habe ich mal locker ausgedehnt bis zum Abend.

Hatte ich das Mittagsfressen verschmäht (obwohl es gut roch), so habe ich das Abendfressen nicht mal ignoriert (was der stärkste Ausdruck für Gleichgültigkeit ist). Nachdem wir den Spaziergang am Nachmittag ausgelassen hatten (ich schlief ja schließlich … und werde da natürlich auch nicht geweckt), wurde es jetzt am Abend doch Zeit für mich, noch mal kurz in den Regen zu gehen. Na ja, meine Große hat mir ja auch Mut gemacht, dass wir nur kurz um die Ecke auf unsere Wiese und dann gleich wieder heimgehen würden. So war es!

In der Nacht habe ich mich zur Ruhe begeben auf dem gemütlichen Sofa im Wohnzimmer. Frauli hatte es auch vorsorglich fein vorbereitet mit einem Baumwolltuch, nicht zu warm und nicht zu kühl. Hei – war das gut! So habe ich wenigstens ruhig und ausgiebig schlafen können – man sagte mir, ich hätte gelächelt wie ein Schmunzelhase. Ich? Hase??? Soll das ein Witz sein???

Am nächsten Tag war es ähnlich wie am Vortag: Halsschmerzen, Regen, Müdigkeit, Appetitlosigkeit, keine Lust zum Spielen. Nee, nee – es gab aber morgens Leberwurst (da war wohl meine Medizin drin) und Kari bekam auch eine Kugel davon (wohl eher ohne Medizin – aber so wurde sie nicht neidisch). Mmmh – das war lecker und außergewöhnlich.

Wir sind auch an diesem Tag nicht weit gegangen – nur für die notwendigen Geschäfte. Das war mir sehr recht, und ich habe es auch von mir aus angezeigt. Das funktioniert auch ohne große Worte. Herrli und Kari habe ich auch ohne Rebellion Gassi gehen lassen nach einem wenigstens angedeuteten Widerstand.

Als sie dann endlich weg waren, habe ich nur so ganz diskret meinen Kopf am Küchenschrank hochgereckt, und Frauli wusste sofort, wo meine Interessen lagen.
Es ging ja um die berühmten „Nur-für-dich-Pax“-Streifen!
Jaaa – die habe ich mir dann auch schmecken lassen … in Maßen, aber immerhin.

Die beiden kamen ja ohnehin bald wieder, und spielen konnte ich auch schon wieder ein wenig, ohne Übertreibung.

Am dritten Tag war ich sogar schon ein wenig unternehmungslustiger beim morgendlichen Gassi-Gehen.
Es ist von unschätzbarem Vorteil, wenn man (wie ich) jeden Zentimeter kennt. Haben wohl die sehenden Zwei- und Vierbeiner schon mal alles so genau wahrgenommen?
Ich kenne alle Steine und Grashalme, weiß genau, in welcher Ecke die besten sind. Und ich kenne alle Visitenkarten, denen ich meine natürlich hinzufüge „Pax war auch wieder hier“!



Anliegen

Wenn mir so allmählich schwant, dass ich vielleicht und unter gewissen Umständen eventuell ein ganz dringendes Anliegen haben könnte, dann lege ich mich für alle Fälle schon mal ganz gemütlich vor die Wohnungstür. Der Ort ist ohnehin bedeutsam, weil man von dort aus alle Bewegungen im Haus mitverfolgen kann. So bin ich immer auf dem letzten Stand der Dinge und gestatte mir, sie hier und da zu kommentieren mit meinem Bellen. Wenn die alle
wüssten, wie sanft, friedvoll und angstvoll ich eigentlich bin …

Auf freundliche Anfragen, ob ich denn nicht Gassi gehen wolle, das wäre doch „ganz gscheit“, reagiere ich erst mal gar nicht.
Nicht mal ignorieren ist dann meine Devise, nicht mal ignorieren! Aber ich höre sehr wohl … ich höre sogar zu … nur bin ich dann manchmal zu faul, da ich es ja gerne gemütlich habe – oder aber ich versuche gerade noch, es aufzuschieben. Ich als großer Manndi kann das ja. Das sieht bei dem kleinen Krokodil ganz anders aus, und Frauli muss dann alles wieder richten. Gerne macht
sie das bestimmt nicht, aber immer mit ganz großer Geduld.

Na also. Ihr wisst schon, ein wenig Schonfrist gibt oder gäbe es für mich wohl, wäre da nicht das Anliegen, das sich hin und wieder doch meldet. Frauli kennt mich da schon, und nach einer ganzen Weile zieht sie einfach schon mal ihr Kleidi an und legt meines ermunternd über mich. Dann tue ich erst mal so, als wäre da nichts und lege mich wieder gemütlich hin. Tja – auf einmal finde ich dann mein Kleidi über meinem Kopf, und Frauli steckt mir sogar noch im Liegen den rechten Fuß durch mein Geschirr. Raffiniert!!!

Ich tue einfach so, als wäre ich nicht da – aber dazu habe ich keine Chance. Ich bin durchschaut, ganz klar. Sobald dann der Satz kommt „Pax, du bist doch ein gscheiter Manndi, komm Pax, sei kein Frosch“, dann bin ich schon zu meinem Glück gezwungen quasi. Und wo ich eh schon durchschaut bin in meiner Taktik, stehe ich auch flugs auf.
Rasch gehen wir dann aus unserer Wohnung … und dann setze ich mich erst einmal auf die oberste Stufe.

Erst hat Frauli mich dann immer aufgehoben. Und was macht sie nun???
Sie setzt sich einfach neben mich und suggeriert mir, wie fein es wäre, jetzt ein Laki und ein Haufi auf der Wiese zu machen – fein und gscheit!
Nun jaaa – das ist schließlich überzeugend!
Tja, gehen wir also. Wenn es ihr Freude macht – mir sowieso, weil ich ja mittlerweile ein seeehr dringendes Anliegen habe.

Wenn wir erst mal unten sind, dann lasse ich mir durchaus auch noch die Zeit herauszufinden, wer denn nun hier war: Man muss sich ja erst mal wieder orientieren und sammeln innerlich.

Den Weg kenne ich im Schlaf schon auswendig, hier kommen ohnehin immer dieselben Vierbeiner vorbei, die mich aber nicht sonderlich interessieren. Aber dann – wie ein Wirbelwind – dann geht’s zu unserer Wiese.
Wiesen sollte ich besser sagen, denn ich bin ja nicht auf eine beschränkt.

So weit, so gut. Nach dem „Geschäftlichen“ habe ich ein ganz anderes Anliegen: zurück zur Kleinen zum Spielen!

Vorwort

Wer einen Hund aus dem Tierheim bei sich aufnimmt, muss sich darüber klar sein, dass dieser neue Gefährte meistens schon seine ganz eigene, mehr oder weniger längere Geschichte hat.
Das ist zumeist eine Geschichte der Missachtung, der Verachtung, der Gewalt in verschiedensten Ausprägungen.

Man wird also zumeist keinen unbekümmerten, Pfötchen gebenden, unkomplizierten und bestens sozialisierten Gefährten erhalten, sondern eine komplizierte, ganz eigene Persönlichkeit.
Der Hund aus dem Tierheim hat zumeist schon eine unendliche, unvorstellbare Leidensgeschichte hinter sich.

Soviel Leid kann und will kein Mensch ertragen, wie diese dennoch lieben und treuen Gefährten schon ertragen mussten.

Es heißt ja nicht von ungefähr „Der Hund bleibt dir im Sturme treu, der Mensch nicht mal im Winde“. Wie wahr! Sie, mit allen mehr oder weniger komplizierten Geschichten aus der Vergangenheit, ein Recht auf Liebe und Geborgenheit.

Denn das benötigen sie, mehr als jeder andere, ganz dringend und notwendig.

Sie hingegen geben unendlich viel im vertrauten Umfeld zurück: bedingungslose Liebe und deutliche Mitteilungen.

Es heißt für Zweibeiner nur: ständige Bewusstheit, zusehen und zuhören.

Somit kann der Mensch in seiner Menschwerdung, seinem Reifungsprozess stets nur ein Lernender sein, was wohl auch seiner Bewusstheit und Reifung im menschlichen Miteinander nur förderlich sein kann.

Die missachtete, geschundene, gequälte, aussortierte und weggeworfene Kreatur schenkt ihm die Möglichkeit zur Wahrhaftigkeit!




Ein tief yon Herzen
kommender Dank geht vor allem an:

Im Garten der Finca Costoula
Dornbrach-Stoupi

Frau Sabine Weinzierl
Frau Sybille Koch
Frau Dr. Astrid Patzak-Theen

Nach Kostendeckung geht
der Gewinn zu 50 Prozent
an das Tierheim in Chania/Kreta
unter der Leitung von
Frau Costoula Dornbrach-Stoupi.



Darf ich mich vorstellen?

Mein Name ist Pax! Jaja – ich bin auch tatsächlich so ein ganz Friedlicher … schließlich bin ich ja meinem Namen verpflichtet. Meine Vergangenheit und mein genaues Alter sind selbst mir eigentlich unbekannt. Unbekannt ist mir natürlich ebenfalls, wo und mit wem ich wohl als Welpe gelebt habe.

Die Tierärztin, zu der ich an meinem ersten Tag hier mitging, meinte, ich wäre wohl so drei bis vier Jahre alt, das sähe man schon an meinen Zähnen (nun gut – einen Zahn habe ich mir abgebrochen – muss wohl so ein getrocknetes Rinderohr gewesen sein, an dem ich irgendwann geknabbert hatte).


Da offensichtlich meine Lebensgeschichte eine Reihung von Fragezeichen ist, bleiben wir am besten bei den Fakten:

Ich komme aus Chania auf Kreta. Irgendwann, irgendwo fand mich ein freundlicher Zweibeiner schwer verletzt und brachte mich ins Tierheim. Eine ehrenamtliche Tierärztin operierte aus meinem Kopf mehr als zwanzig Schrotkugeln heraus. Ich bin blind.

Schließlich blieb ich lange in dem Tierheim, zusammen mit mehreren hundert Hunden; die meisten von ihnen waren sehend und wurden manchmal auch lästig zu mir als nicht Sehendem. Aber ich wurde gut versorgt, hatte ununterbrochen Gesellschaft und manchmal kam auch Besuch zu uns.

Am Stephanitag vergangenen Jahres war dann ein Wirbel. Zu viert wurden wir reisefertig gemacht und zum Flughafen gebracht. Leider kam Costoula, die Leiterin des Tierheims, nicht mit zu unserem Ziel. Sie war mir doch vertraut, und ich hatte so manche Streicheleinheit von ihr bekommen. Aber jedenfalls: Ich hatte schon Tage vorher gespürt, dass sie sich für mich freute – warum, das wusste ich noch nicht …

In München erwartete uns zum Glück eine Freundin, die ich schon von Besuchen her kannte. Und dann ging es weiter – jetzt weiß ich, dass es Salzburg war, unser Ziel. Puh – war ich müde! Die beiden neuen Zweibeiner freuten sich spürbar riesig über meine Ankunft. Ich erkundete noch ein wenig die unbekannte Umgebung und wusste, dass ich noch Vieles lernen würde. Schließlich suchte ich mir dann beruhigt eine dunkle Ecke (dort lag ein weiches großes Kissen) und schlief ohne Angst ein.



A bisserl krank

Unerwartet und unerwünscht konnte ich mit einem Mal nicht mehr so kräftig bellen, wie ich wollte.
Meine kräftige Stimme war nicht mehr so tenoral wohlklingend, und überdies war meine markante Nase ein wenig trockener als sonst. Hmmm – und niesen musste ich, sodass immer einer meiner beiden „hatschi“ sagen musste. Aber gut: Herrli ging sofort mir zur Frau Doktor (zu allem Überfluss regnete es!). Die schaute sich kundig meinen Hals an und stellte fest, dass er so rot war, wie er sich für mich anfühlte. Da hab ich halt eine Spritze bekommen und dann Tabletten für daheim.

Nach ausgedehnten Spielen mit meiner Kleinen war mir nicht zumute … aber nach Schlaaafen … Am sicher köstlichen Mittagfressen habe ich später nur mal genippt, während Kari wie immer alles verschlungen hat. Bloß auf meine „Nur-für-dich-Pax“-Streifen vom Hähnchenfilet konnte ich doch nicht verzichten. Danach umfingen mich wieder Morpheus’ Arme, und den Mittagsschlaf habe ich mal locker ausgedehnt bis zum Abend.

Hatte ich das Mittagsfressen verschmäht (obwohl es gut roch), so habe ich das Abendfressen nicht mal ignoriert (was der stärkste Ausdruck für Gleichgültigkeit ist). Nachdem wir den Spaziergang am Nachmittag ausgelassen hatten (ich schlief ja schließlich … und werde da natürlich auch nicht geweckt), wurde es jetzt am Abend doch Zeit für mich, noch mal kurz in den Regen zu gehen. Na ja, meine Große hat mir ja auch Mut gemacht, dass wir nur kurz um die Ecke auf unsere Wiese und dann gleich wieder heimgehen würden. So war es!

In der Nacht habe ich mich zur Ruhe begeben auf dem gemütlichen Sofa im Wohnzimmer. Frauli hatte es auch vorsorglich fein vorbereitet mit einem Baumwolltuch, nicht zu warm und nicht zu kühl. Hei – war das gut! So habe ich wenigstens ruhig und ausgiebig schlafen können – man sagte mir, ich hätte gelächelt wie ein Schmunzelhase. Ich? Hase??? Soll das ein Witz sein???

Am nächsten Tag war es ähnlich wie am Vortag: Halsschmerzen, Regen, Müdigkeit, Appetitlosigkeit, keine Lust zum Spielen. Nee, nee – es gab aber morgens Leberwurst (da war wohl meine Medizin drin) und Kari bekam auch eine Kugel davon (wohl eher ohne Medizin – aber so wurde sie nicht neidisch). Mmmh – das war lecker und außergewöhnlich.

Wir sind auch an diesem Tag nicht weit gegangen – nur für die notwendigen Geschäfte. Das war mir sehr recht, und ich habe es auch von mir aus angezeigt. Das funktioniert auch ohne große Worte. Herrli und Kari habe ich auch ohne Rebellion Gassi gehen lassen nach einem wenigstens angedeuteten Widerstand.

Als sie dann endlich weg waren, habe ich nur so ganz diskret meinen Kopf am Küchenschrank hochgereckt, und Frauli wusste sofort, wo meine Interessen lagen.
Es ging ja um die berühmten „Nur-für-dich-Pax“-Streifen!
Jaaa – die habe ich mir dann auch schmecken lassen … in Maßen, aber immerhin.

Die beiden kamen ja ohnehin bald wieder, und spielen konnte ich auch schon wieder ein wenig, ohne Übertreibung.

Am dritten Tag war ich sogar schon ein wenig unternehmungslustiger beim morgendlichen Gassi-Gehen.
Es ist von unschätzbarem Vorteil, wenn man (wie ich) jeden Zentimeter kennt. Haben wohl die sehenden Zwei- und Vierbeiner schon mal alles so genau wahrgenommen?
Ich kenne alle Steine und Grashalme, weiß genau, in welcher Ecke die besten sind. Und ich kenne alle Visitenkarten, denen ich meine natürlich hinzufüge „Pax war auch wieder hier“!



Anliegen

Wenn mir so allmählich schwant, dass ich vielleicht und unter gewissen Umständen eventuell ein ganz dringendes Anliegen haben könnte, dann lege ich mich für alle Fälle schon mal ganz gemütlich vor die Wohnungstür. Der Ort ist ohnehin bedeutsam, weil man von dort aus alle Bewegungen im Haus mitverfolgen kann. So bin ich immer auf dem letzten Stand der Dinge und gestatte mir, sie hier und da zu kommentieren mit meinem Bellen. Wenn die alle
wüssten, wie sanft, friedvoll und angstvoll ich eigentlich bin …

Auf freundliche Anfragen, ob ich denn nicht Gassi gehen wolle, das wäre doch „ganz gscheit“, reagiere ich erst mal gar nicht.
Nicht mal ignorieren ist dann meine Devise, nicht mal ignorieren! Aber ich höre sehr wohl … ich höre sogar zu … nur bin ich dann manchmal zu faul, da ich es ja gerne gemütlich habe – oder aber ich versuche gerade noch, es aufzuschieben. Ich als großer Manndi kann das ja. Das sieht bei dem kleinen Krokodil ganz anders aus, und Frauli muss dann alles wieder richten. Gerne macht
sie das bestimmt nicht, aber immer mit ganz großer Geduld.

Na also. Ihr wisst schon, ein wenig Schonfrist gibt oder gäbe es für mich wohl, wäre da nicht das Anliegen, das sich hin und wieder doch meldet. Frauli kennt mich da schon, und nach einer ganzen Weile zieht sie einfach schon mal ihr Kleidi an und legt meines ermunternd über mich. Dann tue ich erst mal so, als wäre da nichts und lege mich wieder gemütlich hin. Tja – auf einmal finde ich dann mein Kleidi über meinem Kopf, und Frauli steckt mir sogar noch im Liegen den rechten Fuß durch mein Geschirr. Raffiniert!!!

Ich tue einfach so, als wäre ich nicht da – aber dazu habe ich keine Chance. Ich bin durchschaut, ganz klar. Sobald dann der Satz kommt „Pax, du bist doch ein gscheiter Manndi, komm Pax, sei kein Frosch“, dann bin ich schon zu meinem Glück gezwungen quasi. Und wo ich eh schon durchschaut bin in meiner Taktik, stehe ich auch flugs auf.
Rasch gehen wir dann aus unserer Wohnung … und dann setze ich mich erst einmal auf die oberste Stufe.

Erst hat Frauli mich dann immer aufgehoben. Und was macht sie nun???
Sie setzt sich einfach neben mich und suggeriert mir, wie fein es wäre, jetzt ein Laki und ein Haufi auf der Wiese zu machen – fein und gscheit!
Nun jaaa – das ist schließlich überzeugend!
Tja, gehen wir also. Wenn es ihr Freude macht – mir sowieso, weil ich ja mittlerweile ein seeehr dringendes Anliegen habe.

Wenn wir erst mal unten sind, dann lasse ich mir durchaus auch noch die Zeit herauszufinden, wer denn nun hier war: Man muss sich ja erst mal wieder orientieren und sammeln innerlich.

Den Weg kenne ich im Schlaf schon auswendig, hier kommen ohnehin immer dieselben Vierbeiner vorbei, die mich aber nicht sonderlich interessieren. Aber dann – wie ein Wirbelwind – dann geht’s zu unserer Wiese.
Wiesen sollte ich besser sagen, denn ich bin ja nicht auf eine beschränkt.

So weit, so gut. Nach dem „Geschäftlichen“ habe ich ein ganz anderes Anliegen: zurück zur Kleinen zum Spielen!

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