Jetzerla. Frau mit Vergangenheit sucht Mann für die Zukunft

Jetzerla. Frau mit Vergangenheit sucht Mann für die Zukunft

Marie Likisch


EUR 16,90
EUR 10,99

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 230
ISBN: 978-3-99038-708-5
Erscheinungsdatum: 18.03.2015

Leseprobe:

Über dieses Buch

Mein Roman erzählt von mir: Ich bin eine 40-jährige Mama mit Kindern, einem Expartner, von dem die Kinder sind, und einem Expartner, mit dem ich eine Affäre hatte. Das Buch handelt von meinen Flirtversuchen und den Menschen um mich herum. Ich lebe in einem Dorf in Bayern und leide unter starkem Liebeskummer. Außerdem suche ich per Internet einen Mann. Diese Internetsuche nimmt momentan in meinem Leben einen breiten Raum ein. Darum wird sie auch im Roman ziemlich ausführlich beschrieben. Daneben erzähle ich von meinem Alltag: von den Kindern, meinen Freundinnen, sämtlichen Bekanntschaften, von unserer Kapelle und meiner Einstellung zum Glauben und zur Welt. Der Roman wurde in der Zeit von November 2013 bis Februar 2014 verfasst. In einer Zeit des totalen Gefühlschaos. In einer Zeit des seelischen Elends und der Liebesqualen. Und in einer Zeit, in der ich mich untröstlich fühlte. Er spiegelt meine Seele, mein Herz und meine Einstellung. Also meine Geisteshaltung und meine Gefühle. Es sollte ein Unterhaltungsroman mit einigen ernsten Themen sein. Ich weiß nicht, wie das heißt, weil ich eigentlich so was noch nie gefunden habe. Das heißt jedoch nicht, dass es so was nicht gibt. Ich las es halt noch nicht. Entweder war ein Buch nur witzig und beschwingt oder es war nur ernst und nachdenklich. Der Text soll beides sein. Außerdem wollte ich keine fiktiven Figuren erfinden. Ich meine, das Leben bietet genug Stoff, um Bände zu füllen. Es ist aufregend und spannend. Ich finde eine echte Geschichte schöner als erfundene Horrorgeschichten und Krimis oder sonstigen Abhandlungen, die im realen Leben eigentlich niemand erleben will oder kann. Darum nahm ich einfach mein Leben und beschrieb meine Wahrnehmung: von dem, was äußerlich stattfand und was sich innerlich bei mir abspielte und sich wiederum im Äußeren spiegelte. Meinen Roman schrieb ich aus einer Seelennot heraus. Dies spiegelt sich in den vielen Gedankensprüngen. Durch mehrmalige Korrektur versuchte ich, Holprigkeiten und mangelnde Logik zu glätten. Allerdings ist der Rummelplatz des Lebens nicht immer ein langweiliges Karussell, sondern auch eine Achterbahnfahrt. Und eigentlich wäre es mir in einem beschaulichen Wald viel lieber als im Getümmel des Jahrmarkts. Meine Lebensphilosophie und mein Glaube werden auch in dem Buch wiedergegeben. Vielleicht entwickelte ich darin auch meine ganz eigene Lebensphilosophie. Diese ist wieder die Voraussetzung für mein Leben und mein Leben ist wieder eingebettet in ein uraltes, sich weiterentwickelndes System und in Strukturen. Strukturen, die mir oft nicht gefallen und die ich bewusst machen will. Oder Glaubensinhalte, die mir sehr gefallen. Ursprünglich war das Buch für meine Kinder gedacht. Aus vorrangig ideellen, aber auch materiellen Gründen möchte ich es jedem Menschen, den es interessiert, zugänglich machen.
Nüchtern und kurz und in der Umkehrung betrachtet, handelt das Buch von mir: einer Hausfrau, die Geld braucht und sehr hohe Ideale hat und zumindest versucht, diese auf ihre Art umzusetzen. Punkt.
Alles Weitere ergibt sich für den interessierten Leser oder die interessierte Leserin von selbst.


Ich und die Menschen um mich herum

Jetzerla sitze ich gerade an meinem Laptop im Wohnzimmer. Mein Exmann und drei meiner Töchter sitzen mit auf dem Sofa. Sie schauen heute, Samstag um 19 Uhr, in der ARD das Sportstudio. Gerade kommen Ausschnitte aus dem Spiel 1. FC Nürnberg gegen Wolfsburg. Es endet 1:1. Fußball ist das Thema, das meine Kinder interessiert. Alle vier Mädchen und die zwei Buben spielen im Verein des Nachbardorfes. Der Vater, also mein Ex-Lebensgefährte, auch. Sie fühlen sich in ihren Mannschaften sehr wohl und es bereitet ihnen sichtlich Spaß, sich körperlich auszupowern. Der Kontakt zu den anderen Mitspielerinnen tut ihnen gut. Und das Miteinander ist lustig. Heute waren die drei Großen mit ihrem Fußballteam im Stadion in Nürnberg, um genau dieses Spiel live zu sehen. Zuerst sahen sie das Spiel, dann die Ausschnitte dazu. Ich weiß nicht, warum sie sich das noch mal reinzogen. Es ist wahrscheinlich entspannter im warmen Wohnzimmer, als in der Kälte etwas anzuschauen. Und so können sie das Spiel dann noch mal Revue passieren lassen. Und alles, was sie nicht mitkriegten, wird ihnen dann vor Augen geführt. Sie können so das Spiel zweimal erleben. Ob das einen Sinn macht, frage ich mal nicht. Ich muss ja nicht alles wissen. Die Trainer hatten diese Fahrt organisiert. Die Mädels, Tessa, Nina und Naomi, 15, 13, und 12 Jahre, zogen sich warm an, um bei diesen kalten Temperaturen im November auch durchzuhalten. Niemand wollte zähneklappernd dastehen. Eine lange Unterhose, Winterstiefel, Mütze, Winterjacke und Handschuhe waren Pflicht. Die Mädels sind Teenager mit langen Haaren und unterscheiden sich kaum von den anderen Kindern in diesem Alter. Irgendwie, denke ich, sind von den Interessen und Wünschen her so ziemlich alle Jugendlichen gleich. Natürlich gibt es Individualität bei meinen Kindern. Die möchte ich jetzt hier nicht so genau beschreiben. Bei den Darlegungen ihrer Eigenheiten und Besonderheiten, Stärken und Schwächen hätte ich ziemlich viel Widerstand; sie sähen darin wahrscheinlich auch ihre Persönlichkeitsrechte zu sehr verletzt.
Also, ich war vor einem Jahr mit einer Freundin auch im Stadion. Ziemlich spontan und überraschend. Meine Freundin Linda und ich brachten unsere Jungs zum Fußballtraining. Ich fragte sie, was sie heute Abend noch machen werde. Sie erzählte mir, dass sie ins Fußballstadion gehe. Ihr Mann besitzt wie sie eine Dauerkarte und konnte nicht mit. Sie fragte: „Willst du mit?“ Ich war ganz perplex. Hörte sich interessant an. Ich war bisher auch erst einmal im Sommer in der Arena bei einem Fußballspiel. Ich sagte zu. Weil die Zeit so knapp war, konnte ich nicht heimfahren und eine lange Skihose anziehen. Die Kinder wurden von Lindas Mann geholt. Also fuhren wir bei einem Sportgeschäft in Schwabach vorbei und besorgten uns eine. Ich hatte nicht mal Geld. Linda lieh mir auch das. Dann ging es nach Nürnberg. Es war schon beeindruckend, wie etwa 40.000 Menschen ins Fußballstadion strömten, um ein kleines, rundes Leder zu beobachten. Der ganze Aufmarsch erinnerte mich an einen Kult, eine Art religiöse Handlung, etwa wie eine katholische Messe. Es wurden Lieder gespielt, die an Hymnen erinnerten. Es war die ersten 10 Minuten auch ganz leise. Irgendwie hatte ich das anders in Erinnerung. Linda klärte mich auf, dass es vor Kurzem einen Eklat bei einem Fußballspiel gegeben hätte um Pyruswerfen usw. Es wurde eine Strafe verhängt. Das nächste Fußballspiel fand ohne Publikum statt. Und dass es jetzt einen Protest gebe, der auf die gespenstische Ruhe bei einem Spiel ohne Publikum hinweisen solle. Es gab Transparente mit folgendem Text: „Ohne Stimme keine Stimmung.“ Also, den Sinn, friedlich einen Fußballkampf zu beobachten, habe ich schon kapiert. Jeder Beteiligte soll etwas davon haben und unversehrt das Stadion wieder verlassen können. Es ist ja ein sportliches Kräftemessen zum puren Vergnügen, dient der Unterhaltung und dem Spaß. Disziplin und friedliches Verhalten der Spieler und der Zuschauer sind für das Gelingen einer Veranstaltung das A und O.
Endlich betraten die mit Spannung erwarteten Halbgötter in kurzen Hosen und Trikots (in zwei verschiedenen Farben) zusammen mit Kindern den Altar des Fußballplatzes. Die meisten erhoben sich. Die Vereinshymnen wurden gespielt. Ich glaube, es gab auch Vereinsfahnen. Alle Spieler begrüßten sich gegenseitig, ein Ritual. Sie fingen dann beim Anpfiff zu spielen an. Der Stadionsprecher kommentierte alles und auf einer großen Leinwand wurden Ball und Spieler noch mal gezeigt. Irgendwann, ich glaube so nach gefühlten 10 Minuten, ging dann das Gegröle los. Es richtete sich alles nach dem Tanz des kleinen runden Leders. Ging er in ein Tor, wurden die Arme hochgeworfen und ein Jubel brach aus. Die anderen schauten betreten, jammerten oder fluchten. Ging er in das andere Tor, war das umgekehrt. Ich kam mir innerhalb dieser Fangemeinde vor wie eine „Transuse“. Oder anders fränkisch „Dotschn“. Wie eine Exotin, die den Inhalt und das Wesentliche dieser Veranstaltung nicht erfasst. Die irgendwie unbeteiligt und emotionslos dabeisitzt und keine Freude daran hat. Die nicht weiß, um was es sich dreht. Na ja, das habe ich immerhin kapiert: was Rundes, das mit Körpereinsatz in was Eckiges soll. Ich war eine Art Spaßbremse, die jedoch in der Masse nicht auffiel. In dieser Horde kümmerte sich eh keiner um mich. Nur Linda unterhielt sich mit mir und das auch nur in Maßen. Auch verständlich. Schließlich sind ja nur wir zwei befreundet und die anderen kenne ich nicht. Und schließlich wollte sie das Spiel konzentriert verfolgen. Sie war voll auf das Geschehen auf dem Platz fixiert und davon fasziniert. Wahrscheinlich war sie mit meinem Geplapper in dieser Situation leicht genervt oder sogar überfordert.
Die Fans der auswärtigen Mannschaft waren nicht in so einer großen Anzahl vertreten, dass sie besonders auffielen. Es waren nur wenige Zuschauer blau gekleidet. In der Fankurve des 1. FCN hatten sich alle kostümiert, mit Mützen und Schals in den Vereinsfarben. Linda begrüßte alle Leute um unsere Sitzplätze herum mit einem Handschlag. Sie marschiert schon Jahrzehnte lang regelmäßig ins Stadion und kennt deshalb die Leute. War echt spannend, die Atmosphäre mitzukriegen. Weshalb Linda so emotional und begeistert mitgeht, ist mir immer noch ein Rätsel. Aber ich habe ja auch nie behauptet, ein wirklicher Fußballfan zu sein. Und weswegen die anderen Zuschauer da auch so emotional mitgehen, begreife ich nicht. Es ist erstaunlich, welche laute Stimmen Leute haben können. Auf jeden Fall macht ihnen das Singen Spaß. Und manche Texte fand ich tatsächlich auch cool. Auch das Geschimpfe versetzte mich in Erstaunen. Manches hatte ich bis dahin noch nie gehört. Was es alles an Schimpfwörtern gibt ist schon eine Wissenschaft für sich. Es war auf jeden Fall ein Erlebnis, unter so einer großen Menschenmasse zu sein und ein Spiel verfolgen zu dürfen. Für meine Kinder war es das heute auch.
Eigentlich war jetzt geplant, dass die Mädels zu einem Konzert ins Jugendheim in der Nachbarstadt gehen. Es wird aber nichts, weil sie von dem Stadionbesuch zu k. o. sind. Na ja, so erspar ich mir den Taxidienst. Das Dumme ist nur, dass ich das fest geplant habe und jetzt gleich meine Freundin Tatjana mitfahren will. Ich will ihr jetzt auch keinen Korb geben, schließlich hat sie sich ja bereit erklärt, mich zu begleiten, und ich unterhalte mich ganz gerne mit ihr. Sie läutet.
Nach der Begrüßung beschlossen wir, nach Schwabach zu fahren. Dort setzten wir uns in ein Café. Ziemlich gemütlich dort; es stehen Ledersofas mit Kissen herum. Das Publikum ist ziemlich jung. Manche sitzen sich gegenüber und spielen trotzdem mit ihren Handys. Ich sage zu diesen Dingern „Meerschweinchen“; weil sie so liebevoll gestreichelt, mit Strom und Geld versorgt werden und ständig Aufmerksamkeit brauchen. Außerdem kann mit ihnen ebenfalls viel Mist, zumindest inhaltlich, produziert werden. Tatjana und ich wundern uns, weswegen diese Dinger mehr Aufmerksamkeit und Wertschätzung als der Mensch gegenüber erfahren. Aber wir müssen nicht alles verstehen. Wir zumindest unterhalten uns prächtig; ich glaube, die Leute von den Nachbartischen lauschen zeitweise mit. Wir kommen vom Hundertsten ins Tausendste. Die Themen waren sehr vielfältig; grob skizziert: von Gott und der Welt. Und ausnahmsweise geht es nicht um den Vater meiner Kinder und meinen Expartner. Ich denke, Tatjana ist erleichtert, dass ich sie nicht mit diesen Themen belaste; sie hat in dieser Hinsicht schon viel aushalten müssen. Beim Rausgehen laufen wir an der Tafel vorbei. Dies ist ein Laden für bedürftige Menschen, die hier billig Lebensmittel erwerben können. Ich rege mich furchtbar auf, dass die Kirche und der Staat sich so einig sind und das unterstützen. Ich entwickle meine eigene Philosophie dazu: Die Menschen sollten stattdessen ein gerechtes Gesellschaftssystem schaffen, in dem es keine Parallelgesellschaften gibt. Ein Angriff auf die Menschenwürde ist das. Völlig daneben und die wenigsten checken das. Es checken nur die was, die es betrifft. Und die anderen fühlen sich dann nicht angesprochen. Außerdem machen angeblich Starke dieses System. Gebildete, nicht unbedingt emotional Intelligente, die sich damit selbst einen Platz in der Gesellschaft schaffen. Je mehr Wissen und Intelligenz sie haben, umso mehr Einkommen teilen sie sich zu. Leider schaffen sie es bisher nicht, die Schwachen mitzuziehen. Die Schwachen sind die, die dieses System nicht checken oder nicht dazu befähigt wurden, es zu checken. Wollen die Starken die Schwachen nicht mitziehen oder können sie es nicht? Sitzen bleiben in der Schule ist ja auch ganz normal. Wer das nicht kann, was der Lehrer wissen will, hat es verpatzt. Muss manchmal auch etwas anderes abgefragt werden? Und gesellschaftlich sitzen zu bleiben, macht niemandem etwas aus. Es wird von den Sitzenbleibern und den Beurteilern hingenommen. Ich wünsche mir eine Gesellschaft ohne Sitzenbleiber. Eine Gesellschaft, in der Gott das Wertesystem darstellt. Zum einen möchte ich nicht, dass meine Kinder zu den Sitzenbleibern gehören. Und für andere Kinder möchte ich es auch nicht.
Darum schreibe ich auch dieses Buch. Für meine Kinder und für andere Kinder oder deren Mütter oder Väter und Menschen, die es interessiert. Ich denke, was die Wünsche der Eltern angeht, sind alle gleich: Sie wünschen ihren Kindern ein langes, glückliches Leben. Und zum Glück gehören nun mal: ein ideeller Hintergrund, Familie und Freunde und materielle Sicherheit. Glaubenssätze, nach denen jede/r sein/ihr Leben ausrichtet. Meine Glaubenssätze orientieren sich grob umrissen an Jesus und der Bibel.
Der Vater meiner Kinder heißt Hannes. Wir lernten uns kennen als ich 23 war und er 25. Wir waren sofort ineinander verliebt. Er war mein erster Freund und damit meine erste große Liebe. Zusammen haben wir die Kinder. Leider war Hannes die letzten sechs Jahre nicht sehr gesprächig; seine Themen im Leben waren seine biologische Landwirtschaft und sein Nachwuchs. Jedoch klappte es körperlich zwischen uns immer ziemlich gut. Wir hatten wunderschönen Sex. An den denke ich immer noch gerne zurück. Unsere Körper und Bewegungen waren wie füreinander geschaffen. Im Alltag gingen meine Wünsche und Bedürfnisse ziemlich unter. Schließlich hatten wir es beide satt, miteinander zu leben. Es war für mich eine ziemliche Erleichterung. Ich hielt dieses Schweigen von ihm nicht mehr aus. Ich redete ja, hielt Referate und Vorlesungen. Immerhin hörte er zu. Aber dass er darauf aus Interesselosigkeit und Erschöpfung nicht reagierte, ärgert mich bis heute.
Wir haben uns nun darauf geeinigt, dass er wegen der Kinder jeden Abend zum Abendessen kommt, die Kinder mit ins Bett bringt, sich mit den Großen beschäftigt und dann gegen 22.00 Uhr wieder fährt. Sonntags unternimmt er etwas mit seinem Nachwuchs; je nach Interessenlage teilen wir die Kinder auf. Ich finde, wir managen das ziemlich modern. Den Kindern gefällt es so und ich glaube, ihnen geht es gut dabei.


Ich und der Beginn ?meiner Internet-Partnersuche

Und nun mehr zu mir. Ich bin zurzeit Single. Hätte aber gerne einen Partner an meiner Seite, eine Schulter zum Anlehnen, jemanden zum Kuscheln und Liebhaben und vor allem einen Gesprächspartner. Ich würde gern mein Leben mit einem geeigneten Mann teilen. Einem Mann, der zu mir passt und den die Kinder als Kumpel oder Freund ansehen können. Darum bin ich vor ein paar Tagen in eine Internet-Partnerbörse, logischerweise im Internet, gegangen. Sie heißt „Statuspartner.de“. Ich musste ziemlich viele Fragen beantworten, damit mir ein Profil erstellt werden konnte. Beruf: Sozialpädagogin; zurzeit Hausfrau. Alter: 40 Jahre; Bundesland: Bayern; Anzahl der Kids: 6; Kinderwunsch: grundsätzlich vorstellbar (natürlich nur bei der perfekten Liebe, da ich ja schon viele habe); Ehrungen, Auszeichnungen: Laut meiner Kinder die beste Taxifahrerin der Welt. (Es ist wirklich so; ich bin ziemlich gutmütig und kutschiere die Kinder nach ihren Wünschen. Meistens sind dies: von der Schule abholen und zu Hobbys fahren. Manchmal auch Kino oder Ausflugsprogramm. Am liebsten gehen meine Teens aber shoppen. Da darf ich dann ausnahmsweise als Zahlmeisterin mit; dazu will ich gar nicht viel sagen.) Augenfarbe: blau; Haarfarbe: braun; Größe: 175 cm; Gewicht: ein paar Pfunde zu viel. (Dies entspricht schon der Wahrheit; die Wahrheit ist aber auch, dass ich schon über ein Jahr beim Abnehmen mit einem Diätprogramm bin und ständig auf mein Essen achten muss. Immerhin habe ich schon über 15 kg abgenommen; bin aber noch nicht am Ziel. Es ist ein problematisches Thema, weil ich ja nicht gerne über meine Disziplinlosigkeit erzähle. Außerdem bin ich eine Frustesserin und bei Problemen schlucke ich zuerst etwas hinunter. Es beruhigt mich dann. Ich muss mich ständig zusammennehmen und am Riemen reißen.) Wie sehen andere Sie? Andere bezeichnen mich als sympathisch. Meine Vorlieben sind Zeitungen, Musik, Gesang, Tanz, Badminton und Wintersport. Ich gehe gerne aus und entspanne mich. Was erwarte ich von einer Beziehung? Toleranz, den anderen so nehmen, wie er ist. Gegenseitiges Verstehen, Vertrauen, Offenheit und Ehrlichkeit, Liebe und Zuneigung. Es gibt noch eine Kurzanalyse der Persönlichkeit nach einem Ergänzungs- und Ähnlichkeitsprinzip. Nähe und Distanz; Autarkie und Versorgung; Dominanz und Unterordnung; Schicksals- und Wachstumserwartung; Kommunikationsfähigkeit, Einfühlungsvermögen; Konfliktfähigkeit und Stressverarbeitung werden untersucht. Meine Analyse wird zu der des Idealpartners gestellt. Ich meldete mich bei dieser Partnervermittlung für ein Jahr an und muss dafür Gebühren bezahlen. Dafür sieht der potenzielle Partner erst mein Bild, wenn ich es freigebe. Es hört sich alles toll an. Ich startete gleich bei 25 Männern eine Anfrage. Nach einigen Tagen sah ich auch, dass ich einige Interessenten hatte, die in meinem Profil stöberten. Allerdings hatte ich bisher noch keine Anfrage.
Jetzt endlich: Eine Nachricht ist in der Mailbox. Es heißt: „Freuen Sie sich über eine neue E-Mail. Dieser Herr hat Ihnen eine Nachricht mit etwa 70 Wörtern geschickt.“ Ich freue mich. Ich bin sogar ein bisschen aufgeregt. Erwartungsfroh und kribbelig. Ich werde aufgefordert, schnell in mein neues Postfach zu schauen. Ich bin gespannt auf den Inhalt. Er lautet: „Hallo, danke für deine nette Anfrage. 6 Kinder – wow. Ich kenn nur eine Familie, die so viel hat. Leider ist es so, dass ich mich vor 4 Wochen mit einer Statuspartner-Frau getroffen habe und es sich seitdem gut anfühlt. Sie wohnt hier auch um die Ecke. Ich möchte mich jetzt voll auf sie konzentrieren. Antworte trotzdem, da das ja seriös sein sollte. Ich wünsche dir dasselbe Glück. Viele Grüße Philipp.“ Das klingt ziemlich nett; schade, dass er schon vergeben ist. Oder ist es nur ein Vorwand? Ich will mal nicht so misstrauisch sein. Ist ja eigentlich gemein, so etwas zu unterstellen. Und wenn ich ihm nicht gefallen habe, könnte er mir das auch sagen. Wir kennen uns ja gar nicht und er hat keinerlei Verbindlichkeiten und Verpflichtungen mir gegenüber. Ein klitzekleines bisschen schade ist es schon. Es wäre jedoch ein Wunder, wenn schon bei der ersten Mail ein Date herausspringen würde. Tut es ja nicht. Es kann jetzt nur noch besser werden; es ist schließlich erst der Beginn meiner Suche.

Über dieses Buch

Mein Roman erzählt von mir: Ich bin eine 40-jährige Mama mit Kindern, einem Expartner, von dem die Kinder sind, und einem Expartner, mit dem ich eine Affäre hatte. Das Buch handelt von meinen Flirtversuchen und den Menschen um mich herum. Ich lebe in einem Dorf in Bayern und leide unter starkem Liebeskummer. Außerdem suche ich per Internet einen Mann. Diese Internetsuche nimmt momentan in meinem Leben einen breiten Raum ein. Darum wird sie auch im Roman ziemlich ausführlich beschrieben. Daneben erzähle ich von meinem Alltag: von den Kindern, meinen Freundinnen, sämtlichen Bekanntschaften, von unserer Kapelle und meiner Einstellung zum Glauben und zur Welt. Der Roman wurde in der Zeit von November 2013 bis Februar 2014 verfasst. In einer Zeit des totalen Gefühlschaos. In einer Zeit des seelischen Elends und der Liebesqualen. Und in einer Zeit, in der ich mich untröstlich fühlte. Er spiegelt meine Seele, mein Herz und meine Einstellung. Also meine Geisteshaltung und meine Gefühle. Es sollte ein Unterhaltungsroman mit einigen ernsten Themen sein. Ich weiß nicht, wie das heißt, weil ich eigentlich so was noch nie gefunden habe. Das heißt jedoch nicht, dass es so was nicht gibt. Ich las es halt noch nicht. Entweder war ein Buch nur witzig und beschwingt oder es war nur ernst und nachdenklich. Der Text soll beides sein. Außerdem wollte ich keine fiktiven Figuren erfinden. Ich meine, das Leben bietet genug Stoff, um Bände zu füllen. Es ist aufregend und spannend. Ich finde eine echte Geschichte schöner als erfundene Horrorgeschichten und Krimis oder sonstigen Abhandlungen, die im realen Leben eigentlich niemand erleben will oder kann. Darum nahm ich einfach mein Leben und beschrieb meine Wahrnehmung: von dem, was äußerlich stattfand und was sich innerlich bei mir abspielte und sich wiederum im Äußeren spiegelte. Meinen Roman schrieb ich aus einer Seelennot heraus. Dies spiegelt sich in den vielen Gedankensprüngen. Durch mehrmalige Korrektur versuchte ich, Holprigkeiten und mangelnde Logik zu glätten. Allerdings ist der Rummelplatz des Lebens nicht immer ein langweiliges Karussell, sondern auch eine Achterbahnfahrt. Und eigentlich wäre es mir in einem beschaulichen Wald viel lieber als im Getümmel des Jahrmarkts. Meine Lebensphilosophie und mein Glaube werden auch in dem Buch wiedergegeben. Vielleicht entwickelte ich darin auch meine ganz eigene Lebensphilosophie. Diese ist wieder die Voraussetzung für mein Leben und mein Leben ist wieder eingebettet in ein uraltes, sich weiterentwickelndes System und in Strukturen. Strukturen, die mir oft nicht gefallen und die ich bewusst machen will. Oder Glaubensinhalte, die mir sehr gefallen. Ursprünglich war das Buch für meine Kinder gedacht. Aus vorrangig ideellen, aber auch materiellen Gründen möchte ich es jedem Menschen, den es interessiert, zugänglich machen.
Nüchtern und kurz und in der Umkehrung betrachtet, handelt das Buch von mir: einer Hausfrau, die Geld braucht und sehr hohe Ideale hat und zumindest versucht, diese auf ihre Art umzusetzen. Punkt.
Alles Weitere ergibt sich für den interessierten Leser oder die interessierte Leserin von selbst.


Ich und die Menschen um mich herum

Jetzerla sitze ich gerade an meinem Laptop im Wohnzimmer. Mein Exmann und drei meiner Töchter sitzen mit auf dem Sofa. Sie schauen heute, Samstag um 19 Uhr, in der ARD das Sportstudio. Gerade kommen Ausschnitte aus dem Spiel 1. FC Nürnberg gegen Wolfsburg. Es endet 1:1. Fußball ist das Thema, das meine Kinder interessiert. Alle vier Mädchen und die zwei Buben spielen im Verein des Nachbardorfes. Der Vater, also mein Ex-Lebensgefährte, auch. Sie fühlen sich in ihren Mannschaften sehr wohl und es bereitet ihnen sichtlich Spaß, sich körperlich auszupowern. Der Kontakt zu den anderen Mitspielerinnen tut ihnen gut. Und das Miteinander ist lustig. Heute waren die drei Großen mit ihrem Fußballteam im Stadion in Nürnberg, um genau dieses Spiel live zu sehen. Zuerst sahen sie das Spiel, dann die Ausschnitte dazu. Ich weiß nicht, warum sie sich das noch mal reinzogen. Es ist wahrscheinlich entspannter im warmen Wohnzimmer, als in der Kälte etwas anzuschauen. Und so können sie das Spiel dann noch mal Revue passieren lassen. Und alles, was sie nicht mitkriegten, wird ihnen dann vor Augen geführt. Sie können so das Spiel zweimal erleben. Ob das einen Sinn macht, frage ich mal nicht. Ich muss ja nicht alles wissen. Die Trainer hatten diese Fahrt organisiert. Die Mädels, Tessa, Nina und Naomi, 15, 13, und 12 Jahre, zogen sich warm an, um bei diesen kalten Temperaturen im November auch durchzuhalten. Niemand wollte zähneklappernd dastehen. Eine lange Unterhose, Winterstiefel, Mütze, Winterjacke und Handschuhe waren Pflicht. Die Mädels sind Teenager mit langen Haaren und unterscheiden sich kaum von den anderen Kindern in diesem Alter. Irgendwie, denke ich, sind von den Interessen und Wünschen her so ziemlich alle Jugendlichen gleich. Natürlich gibt es Individualität bei meinen Kindern. Die möchte ich jetzt hier nicht so genau beschreiben. Bei den Darlegungen ihrer Eigenheiten und Besonderheiten, Stärken und Schwächen hätte ich ziemlich viel Widerstand; sie sähen darin wahrscheinlich auch ihre Persönlichkeitsrechte zu sehr verletzt.
Also, ich war vor einem Jahr mit einer Freundin auch im Stadion. Ziemlich spontan und überraschend. Meine Freundin Linda und ich brachten unsere Jungs zum Fußballtraining. Ich fragte sie, was sie heute Abend noch machen werde. Sie erzählte mir, dass sie ins Fußballstadion gehe. Ihr Mann besitzt wie sie eine Dauerkarte und konnte nicht mit. Sie fragte: „Willst du mit?“ Ich war ganz perplex. Hörte sich interessant an. Ich war bisher auch erst einmal im Sommer in der Arena bei einem Fußballspiel. Ich sagte zu. Weil die Zeit so knapp war, konnte ich nicht heimfahren und eine lange Skihose anziehen. Die Kinder wurden von Lindas Mann geholt. Also fuhren wir bei einem Sportgeschäft in Schwabach vorbei und besorgten uns eine. Ich hatte nicht mal Geld. Linda lieh mir auch das. Dann ging es nach Nürnberg. Es war schon beeindruckend, wie etwa 40.000 Menschen ins Fußballstadion strömten, um ein kleines, rundes Leder zu beobachten. Der ganze Aufmarsch erinnerte mich an einen Kult, eine Art religiöse Handlung, etwa wie eine katholische Messe. Es wurden Lieder gespielt, die an Hymnen erinnerten. Es war die ersten 10 Minuten auch ganz leise. Irgendwie hatte ich das anders in Erinnerung. Linda klärte mich auf, dass es vor Kurzem einen Eklat bei einem Fußballspiel gegeben hätte um Pyruswerfen usw. Es wurde eine Strafe verhängt. Das nächste Fußballspiel fand ohne Publikum statt. Und dass es jetzt einen Protest gebe, der auf die gespenstische Ruhe bei einem Spiel ohne Publikum hinweisen solle. Es gab Transparente mit folgendem Text: „Ohne Stimme keine Stimmung.“ Also, den Sinn, friedlich einen Fußballkampf zu beobachten, habe ich schon kapiert. Jeder Beteiligte soll etwas davon haben und unversehrt das Stadion wieder verlassen können. Es ist ja ein sportliches Kräftemessen zum puren Vergnügen, dient der Unterhaltung und dem Spaß. Disziplin und friedliches Verhalten der Spieler und der Zuschauer sind für das Gelingen einer Veranstaltung das A und O.
Endlich betraten die mit Spannung erwarteten Halbgötter in kurzen Hosen und Trikots (in zwei verschiedenen Farben) zusammen mit Kindern den Altar des Fußballplatzes. Die meisten erhoben sich. Die Vereinshymnen wurden gespielt. Ich glaube, es gab auch Vereinsfahnen. Alle Spieler begrüßten sich gegenseitig, ein Ritual. Sie fingen dann beim Anpfiff zu spielen an. Der Stadionsprecher kommentierte alles und auf einer großen Leinwand wurden Ball und Spieler noch mal gezeigt. Irgendwann, ich glaube so nach gefühlten 10 Minuten, ging dann das Gegröle los. Es richtete sich alles nach dem Tanz des kleinen runden Leders. Ging er in ein Tor, wurden die Arme hochgeworfen und ein Jubel brach aus. Die anderen schauten betreten, jammerten oder fluchten. Ging er in das andere Tor, war das umgekehrt. Ich kam mir innerhalb dieser Fangemeinde vor wie eine „Transuse“. Oder anders fränkisch „Dotschn“. Wie eine Exotin, die den Inhalt und das Wesentliche dieser Veranstaltung nicht erfasst. Die irgendwie unbeteiligt und emotionslos dabeisitzt und keine Freude daran hat. Die nicht weiß, um was es sich dreht. Na ja, das habe ich immerhin kapiert: was Rundes, das mit Körpereinsatz in was Eckiges soll. Ich war eine Art Spaßbremse, die jedoch in der Masse nicht auffiel. In dieser Horde kümmerte sich eh keiner um mich. Nur Linda unterhielt sich mit mir und das auch nur in Maßen. Auch verständlich. Schließlich sind ja nur wir zwei befreundet und die anderen kenne ich nicht. Und schließlich wollte sie das Spiel konzentriert verfolgen. Sie war voll auf das Geschehen auf dem Platz fixiert und davon fasziniert. Wahrscheinlich war sie mit meinem Geplapper in dieser Situation leicht genervt oder sogar überfordert.
Die Fans der auswärtigen Mannschaft waren nicht in so einer großen Anzahl vertreten, dass sie besonders auffielen. Es waren nur wenige Zuschauer blau gekleidet. In der Fankurve des 1. FCN hatten sich alle kostümiert, mit Mützen und Schals in den Vereinsfarben. Linda begrüßte alle Leute um unsere Sitzplätze herum mit einem Handschlag. Sie marschiert schon Jahrzehnte lang regelmäßig ins Stadion und kennt deshalb die Leute. War echt spannend, die Atmosphäre mitzukriegen. Weshalb Linda so emotional und begeistert mitgeht, ist mir immer noch ein Rätsel. Aber ich habe ja auch nie behauptet, ein wirklicher Fußballfan zu sein. Und weswegen die anderen Zuschauer da auch so emotional mitgehen, begreife ich nicht. Es ist erstaunlich, welche laute Stimmen Leute haben können. Auf jeden Fall macht ihnen das Singen Spaß. Und manche Texte fand ich tatsächlich auch cool. Auch das Geschimpfe versetzte mich in Erstaunen. Manches hatte ich bis dahin noch nie gehört. Was es alles an Schimpfwörtern gibt ist schon eine Wissenschaft für sich. Es war auf jeden Fall ein Erlebnis, unter so einer großen Menschenmasse zu sein und ein Spiel verfolgen zu dürfen. Für meine Kinder war es das heute auch.
Eigentlich war jetzt geplant, dass die Mädels zu einem Konzert ins Jugendheim in der Nachbarstadt gehen. Es wird aber nichts, weil sie von dem Stadionbesuch zu k. o. sind. Na ja, so erspar ich mir den Taxidienst. Das Dumme ist nur, dass ich das fest geplant habe und jetzt gleich meine Freundin Tatjana mitfahren will. Ich will ihr jetzt auch keinen Korb geben, schließlich hat sie sich ja bereit erklärt, mich zu begleiten, und ich unterhalte mich ganz gerne mit ihr. Sie läutet.
Nach der Begrüßung beschlossen wir, nach Schwabach zu fahren. Dort setzten wir uns in ein Café. Ziemlich gemütlich dort; es stehen Ledersofas mit Kissen herum. Das Publikum ist ziemlich jung. Manche sitzen sich gegenüber und spielen trotzdem mit ihren Handys. Ich sage zu diesen Dingern „Meerschweinchen“; weil sie so liebevoll gestreichelt, mit Strom und Geld versorgt werden und ständig Aufmerksamkeit brauchen. Außerdem kann mit ihnen ebenfalls viel Mist, zumindest inhaltlich, produziert werden. Tatjana und ich wundern uns, weswegen diese Dinger mehr Aufmerksamkeit und Wertschätzung als der Mensch gegenüber erfahren. Aber wir müssen nicht alles verstehen. Wir zumindest unterhalten uns prächtig; ich glaube, die Leute von den Nachbartischen lauschen zeitweise mit. Wir kommen vom Hundertsten ins Tausendste. Die Themen waren sehr vielfältig; grob skizziert: von Gott und der Welt. Und ausnahmsweise geht es nicht um den Vater meiner Kinder und meinen Expartner. Ich denke, Tatjana ist erleichtert, dass ich sie nicht mit diesen Themen belaste; sie hat in dieser Hinsicht schon viel aushalten müssen. Beim Rausgehen laufen wir an der Tafel vorbei. Dies ist ein Laden für bedürftige Menschen, die hier billig Lebensmittel erwerben können. Ich rege mich furchtbar auf, dass die Kirche und der Staat sich so einig sind und das unterstützen. Ich entwickle meine eigene Philosophie dazu: Die Menschen sollten stattdessen ein gerechtes Gesellschaftssystem schaffen, in dem es keine Parallelgesellschaften gibt. Ein Angriff auf die Menschenwürde ist das. Völlig daneben und die wenigsten checken das. Es checken nur die was, die es betrifft. Und die anderen fühlen sich dann nicht angesprochen. Außerdem machen angeblich Starke dieses System. Gebildete, nicht unbedingt emotional Intelligente, die sich damit selbst einen Platz in der Gesellschaft schaffen. Je mehr Wissen und Intelligenz sie haben, umso mehr Einkommen teilen sie sich zu. Leider schaffen sie es bisher nicht, die Schwachen mitzuziehen. Die Schwachen sind die, die dieses System nicht checken oder nicht dazu befähigt wurden, es zu checken. Wollen die Starken die Schwachen nicht mitziehen oder können sie es nicht? Sitzen bleiben in der Schule ist ja auch ganz normal. Wer das nicht kann, was der Lehrer wissen will, hat es verpatzt. Muss manchmal auch etwas anderes abgefragt werden? Und gesellschaftlich sitzen zu bleiben, macht niemandem etwas aus. Es wird von den Sitzenbleibern und den Beurteilern hingenommen. Ich wünsche mir eine Gesellschaft ohne Sitzenbleiber. Eine Gesellschaft, in der Gott das Wertesystem darstellt. Zum einen möchte ich nicht, dass meine Kinder zu den Sitzenbleibern gehören. Und für andere Kinder möchte ich es auch nicht.
Darum schreibe ich auch dieses Buch. Für meine Kinder und für andere Kinder oder deren Mütter oder Väter und Menschen, die es interessiert. Ich denke, was die Wünsche der Eltern angeht, sind alle gleich: Sie wünschen ihren Kindern ein langes, glückliches Leben. Und zum Glück gehören nun mal: ein ideeller Hintergrund, Familie und Freunde und materielle Sicherheit. Glaubenssätze, nach denen jede/r sein/ihr Leben ausrichtet. Meine Glaubenssätze orientieren sich grob umrissen an Jesus und der Bibel.
Der Vater meiner Kinder heißt Hannes. Wir lernten uns kennen als ich 23 war und er 25. Wir waren sofort ineinander verliebt. Er war mein erster Freund und damit meine erste große Liebe. Zusammen haben wir die Kinder. Leider war Hannes die letzten sechs Jahre nicht sehr gesprächig; seine Themen im Leben waren seine biologische Landwirtschaft und sein Nachwuchs. Jedoch klappte es körperlich zwischen uns immer ziemlich gut. Wir hatten wunderschönen Sex. An den denke ich immer noch gerne zurück. Unsere Körper und Bewegungen waren wie füreinander geschaffen. Im Alltag gingen meine Wünsche und Bedürfnisse ziemlich unter. Schließlich hatten wir es beide satt, miteinander zu leben. Es war für mich eine ziemliche Erleichterung. Ich hielt dieses Schweigen von ihm nicht mehr aus. Ich redete ja, hielt Referate und Vorlesungen. Immerhin hörte er zu. Aber dass er darauf aus Interesselosigkeit und Erschöpfung nicht reagierte, ärgert mich bis heute.
Wir haben uns nun darauf geeinigt, dass er wegen der Kinder jeden Abend zum Abendessen kommt, die Kinder mit ins Bett bringt, sich mit den Großen beschäftigt und dann gegen 22.00 Uhr wieder fährt. Sonntags unternimmt er etwas mit seinem Nachwuchs; je nach Interessenlage teilen wir die Kinder auf. Ich finde, wir managen das ziemlich modern. Den Kindern gefällt es so und ich glaube, ihnen geht es gut dabei.


Ich und der Beginn ?meiner Internet-Partnersuche

Und nun mehr zu mir. Ich bin zurzeit Single. Hätte aber gerne einen Partner an meiner Seite, eine Schulter zum Anlehnen, jemanden zum Kuscheln und Liebhaben und vor allem einen Gesprächspartner. Ich würde gern mein Leben mit einem geeigneten Mann teilen. Einem Mann, der zu mir passt und den die Kinder als Kumpel oder Freund ansehen können. Darum bin ich vor ein paar Tagen in eine Internet-Partnerbörse, logischerweise im Internet, gegangen. Sie heißt „Statuspartner.de“. Ich musste ziemlich viele Fragen beantworten, damit mir ein Profil erstellt werden konnte. Beruf: Sozialpädagogin; zurzeit Hausfrau. Alter: 40 Jahre; Bundesland: Bayern; Anzahl der Kids: 6; Kinderwunsch: grundsätzlich vorstellbar (natürlich nur bei der perfekten Liebe, da ich ja schon viele habe); Ehrungen, Auszeichnungen: Laut meiner Kinder die beste Taxifahrerin der Welt. (Es ist wirklich so; ich bin ziemlich gutmütig und kutschiere die Kinder nach ihren Wünschen. Meistens sind dies: von der Schule abholen und zu Hobbys fahren. Manchmal auch Kino oder Ausflugsprogramm. Am liebsten gehen meine Teens aber shoppen. Da darf ich dann ausnahmsweise als Zahlmeisterin mit; dazu will ich gar nicht viel sagen.) Augenfarbe: blau; Haarfarbe: braun; Größe: 175 cm; Gewicht: ein paar Pfunde zu viel. (Dies entspricht schon der Wahrheit; die Wahrheit ist aber auch, dass ich schon über ein Jahr beim Abnehmen mit einem Diätprogramm bin und ständig auf mein Essen achten muss. Immerhin habe ich schon über 15 kg abgenommen; bin aber noch nicht am Ziel. Es ist ein problematisches Thema, weil ich ja nicht gerne über meine Disziplinlosigkeit erzähle. Außerdem bin ich eine Frustesserin und bei Problemen schlucke ich zuerst etwas hinunter. Es beruhigt mich dann. Ich muss mich ständig zusammennehmen und am Riemen reißen.) Wie sehen andere Sie? Andere bezeichnen mich als sympathisch. Meine Vorlieben sind Zeitungen, Musik, Gesang, Tanz, Badminton und Wintersport. Ich gehe gerne aus und entspanne mich. Was erwarte ich von einer Beziehung? Toleranz, den anderen so nehmen, wie er ist. Gegenseitiges Verstehen, Vertrauen, Offenheit und Ehrlichkeit, Liebe und Zuneigung. Es gibt noch eine Kurzanalyse der Persönlichkeit nach einem Ergänzungs- und Ähnlichkeitsprinzip. Nähe und Distanz; Autarkie und Versorgung; Dominanz und Unterordnung; Schicksals- und Wachstumserwartung; Kommunikationsfähigkeit, Einfühlungsvermögen; Konfliktfähigkeit und Stressverarbeitung werden untersucht. Meine Analyse wird zu der des Idealpartners gestellt. Ich meldete mich bei dieser Partnervermittlung für ein Jahr an und muss dafür Gebühren bezahlen. Dafür sieht der potenzielle Partner erst mein Bild, wenn ich es freigebe. Es hört sich alles toll an. Ich startete gleich bei 25 Männern eine Anfrage. Nach einigen Tagen sah ich auch, dass ich einige Interessenten hatte, die in meinem Profil stöberten. Allerdings hatte ich bisher noch keine Anfrage.
Jetzt endlich: Eine Nachricht ist in der Mailbox. Es heißt: „Freuen Sie sich über eine neue E-Mail. Dieser Herr hat Ihnen eine Nachricht mit etwa 70 Wörtern geschickt.“ Ich freue mich. Ich bin sogar ein bisschen aufgeregt. Erwartungsfroh und kribbelig. Ich werde aufgefordert, schnell in mein neues Postfach zu schauen. Ich bin gespannt auf den Inhalt. Er lautet: „Hallo, danke für deine nette Anfrage. 6 Kinder – wow. Ich kenn nur eine Familie, die so viel hat. Leider ist es so, dass ich mich vor 4 Wochen mit einer Statuspartner-Frau getroffen habe und es sich seitdem gut anfühlt. Sie wohnt hier auch um die Ecke. Ich möchte mich jetzt voll auf sie konzentrieren. Antworte trotzdem, da das ja seriös sein sollte. Ich wünsche dir dasselbe Glück. Viele Grüße Philipp.“ Das klingt ziemlich nett; schade, dass er schon vergeben ist. Oder ist es nur ein Vorwand? Ich will mal nicht so misstrauisch sein. Ist ja eigentlich gemein, so etwas zu unterstellen. Und wenn ich ihm nicht gefallen habe, könnte er mir das auch sagen. Wir kennen uns ja gar nicht und er hat keinerlei Verbindlichkeiten und Verpflichtungen mir gegenüber. Ein klitzekleines bisschen schade ist es schon. Es wäre jedoch ein Wunder, wenn schon bei der ersten Mail ein Date herausspringen würde. Tut es ja nicht. Es kann jetzt nur noch besser werden; es ist schließlich erst der Beginn meiner Suche.

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