Helene Bandelberg - die verlorene Rose

Helene Bandelberg - die verlorene Rose

Historischer Roman

Klaus S. Blechner


EUR 16,90
EUR 10,99

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 132
ISBN: 978-3-948379-60-5
Erscheinungsdatum: 08.09.2020
Die junge selbstbewusste Helene strebt nach einem Leben in Freiheit, doch durch staatlich verordnete Zwänge in der Zeit der NS-Diktatur sollte sich ihr weiterer Lebensweg dramatisch ändern, denn durch üble Nachrede wird sie in eine "Irrenanstalt" eingewiesen.
1. Helenes Geburt, Kindheit und Jugend

Ort der Handlung:
Oberhausen/Lirich, Zeche „Concordia“
Bergbausiedlung „Glück auf!“

Zeit:
Ende April 1906

Wie ein verspäteter himmlischer Gruß teilten die goldenen Lichtspeere einer milden Frühlingssonne das Halbdunkel der winzigen Schlafkammer der vor wenigen Minuten von ihrer vierten Tochter entbundenen Marie Luise Bandelberg und zauberten – nach einem Kontrollblick auf das Neugeborene – jetzt endlich ein schüchternes Lächeln in das immer noch mädchenhaft blasse Antlitz der Mutter.
„Ach ja, mein Fritz, ich weiß, du hast gewiss – nach drei Engeln – diesmal fest auf einen kleinen Bengel gehofft! Aber wenn ich sehe, wie viele der besten jungen Männer schon so früh in der Dunkelheit des Pütts verschwinden, um danach – nur wenige Jahre später – mit schwarzer Lunge wieder ans Tageslicht zurückzukehren, so hätte ich unserem Sohn ein solches Schicksal auch niemals gewünscht!“
„Oh meine tapfere Marie! Glaub mir, ich bin doch nur froh und dankbar, dass ihr beide hier gesund und munter seid und das Kindbettfieber dich verschont hat!“, platzte es jetzt aus Vater Friedrichs tiefstem Herzen heraus.
Es gab in diesem Moment nur die pure Dankbarkeit und die größte Erleichterung für den jungen Familienvater und Steiger der Zeche „Concordia“ in Oberhausen an diesem milden Frühlingstag, dem 26. April 1906!
Das geradezu magersüchtige rote Ziegelhäuschen mit Stallanbau der Bandelbergs in der neuen Bergbausiedlung „Glück auf!“ der Zeche „Concordia“ im Stadtteil Lirich platzte jetzt endgültig aus allen Nähten, denn neben den nun vier Bandelberg-Töchtern und ihren Eltern musste es auch noch der hochbetagten Steigerwitwe Anna Burdenski und ihrer geliebten „Kosa Lisa“, einer schneeweißen Milchziege, Platz zum Leben bieten.
Das eineinhalbgeschossige dürftig eingerichtete Bergarbeiterdomizil mit der Hausnummer 312 war längst bis in die letzte schräge Dachkammer ausgebucht und der handwerklich begabte Familienvater stellte seit Langem Überlegungen an, ob er nicht den „Heuboden“ im Anbau in ein weiteres „Kinderzimmer“ verwandeln könnte.
„Im nächsten Urlaub werde ich mit ‚Jupp‘ und ‚Theo‘, meinen besten Kumpels, hier anrücken, damit ‚Lieschen‘ und ‚Friedchen‘ endlich aus dem feuchten Keller herauskommen!“
Dieses Versprechen gab er nun seiner Marie und der staunenden Hebamme bekannt, und die vierfache Mutter wusste, auf das Wort ihres Friedrich war schon felsenfest Verlass!
„Schau, Fritz, welche hohe Stirn unser kleines Schätzchen schmückt: Es wird ganz gewiss eine sehr gescheite und praktische Frau!“, stellte Mutter Marie nun ihre neugeborene Daumenlutscherin dem stolzen Vater und den älteren Töchtern vor.
„Ich fände, ‚Helene‘ wäre ein recht passender Name für unser Nesthäkchen, oder?“
„Nun lassen wir es mal gut sein mit ’ner Lene Bandelberg“, brummte Vater Friedrich zustimmend.
Und damit hieß die hübsche vierte Tochter der Bandelbergs „Helene“, welch hohe Verpflichtung!
Die dunkelblond gelockte und quicklebendige stupsnasige Lene erwies sich in der Tat als ein sehr verständiges, doch dabei eigenständiges Mädchen, ohne größere Probleme in der häuslichen wie schulischen Erziehung: Nach der 6. Klasse der Volksschule Oberhausen/Lirich kam Helene mit einem Zeugnis nach Hause, das den Notendurchschnitt aller Schwestern deutlich übertraf.
„Nur in Reli hat mir der alte Weißbrot eine blöde Vier verpasst, weil ich ihm nicht glauben wollte, dass die ganze Welt in nur sieben Tagen entstanden sein soll!“
„Dieser Mensch ist ungerecht und nie im Leben ein guter Christ!“, entrüstete sich Helene. „Der hat doch nur seine ganz speziellen Lieblinge, nämlich die, die ihm immer wie Papageien alles nachplappern! Pfui Teufel, welch ein Schmierentheater, aber nicht mit mir!“
Helene wollte sich und ihren Idealen jedenfalls treu bleiben, ganz gleich wie der Herr Prediger ihre ganz persönliche Einstellung zur „Hölle“, zum „Himmel“ – und das viele Unrecht dazwischen – bewerten und verurteilen mochte.
Auf diese Weise hatte diese schultägliche Auseinandersetzung mit dem greisen Prediger Helenes Willenskraft und ihr Rechtsbewusstsein schon früh geweckt und ihr damit offenbar eine überaus eigenständige Persönlichkeit beschert.
Helenes ältere Schwester Elfriede (das „Friedchen“) war – vermutlich durch einen Geburtsschaden – ein wenig geistig zurückgeblieben.
Sie konnte demzufolge erst mit 8 Jahren eingeschult werden und hatte auch danach erhebliche Schwierigkeiten, das Lesen, Schreiben und Rechnen zu erlernen …
Helene und ihre Schwestern halfen ihr, so gut sie nur konnten, aber im rauen Schulalltag war „Friedchen“ natürlich ein leichtes Opfer von Hohn, Spott und Ausgrenzung:
„Seht doch mal das Friedchen, kein Hirn und kein Tittchen!“, intonierten eines Tages einige fiese Rüpel von „Rudis Klopperbande“, als Elfriede gemeinsam mit ihren Schwestern gerade den Heimweg von der Liricher Volksschule zu ihrem Elternhaus antrat.
„So, das reicht! Die knöpfen wir uns vor! Luise, hol dort drüben vom Kohlenhändler einen Eimer mit Eierkohle! Anni, schnapp du dir dort den alten Straßenbesen und ich werde die große Plattschüppe schwingen!“, dirigierte unmissverständlich Helene jetzt ihre Schwestern.
Und innerhalb weniger Augenblicke hatte sich der kleine Trupp braver Schulmädchen in ein kampfbereites „Trio infernale“ zur Verteidigung ihrer behinderten Schwester verwandelt.
Dieses furiose „Dreigestirn“ versetzte ab sofort die „Saujungs“ von „Rudis Klopperbande“ mit gezielten Eierkohlewürfen sowie gekonnten Besenstiel- und Schüppenattacken in wahrhaft panischen Schrecken, sodass sie unter dem militärischen Rückzugs-Kommando Rudis, nämlich „Volle Deckung und dann: Rette sich, wer kann!“ blitzartig die Flucht antreten mussten.
Kein Wunder, dass unsere Helene von den Liricher Kindern bald als „Kriemhild von Bandelberg“ geadelt wurde.
Die beste Waffe aber gegen eine geschlechtliche Unterdrückung – so glaubte Helene fest – ist wohl die Bildung:
Und so quengelte und drängelte sie so lange bei ihren Eltern, bis diese schließlich ihre Genehmigung zum Besuch einer höheren Bildungsanstalt, einem sogenannten „Lyzeum“ für Mädchen im Alter von 12–18 Jahren erteilten!
Am 1. April 1918 wurde Helene Bandelberg – übrigens als einziges Mädchen ihres Jahrgangs aus der Bergmannssiedlung – ins Schülerverzeichnis des ersten „Lyzeums“ in Oberhausen aufgenommen.
Ihre großen Schwestern konnten Helene allerdings von nun an nicht mehr bei den Schularbeiten zur Seite stehen, denn Latein, Englisch oder höhere Mathematik wurde an Volksschulen bis dato nicht unterrichtet.
„Na Lenchen, du hast heute wieder solch ein gefährlich schönes Leuchten in deinen Augen!“, bemerkte Mutter Marie wiederholt, wenn ihr 16-jähriger Teenager gegen 17:00 Uhr von seinem Naturkunde-Kurs nach Hause kam.
„Habt ihr Backfische etwa heute wieder dem ‚süßen Eddi Eisenstein‘, eurem jungen Assessor für Bio und Chemie, nach dem Herzen geschmachtet?“
Marie Bandelberg kannte ihre Zopfträgerinnen mit all ihren individuellen „Zickereien“, gerade so, wie es eine gute Mutter denn auch wissen sollte.
So wusste sie auch, dass die propere Luise ihren Klassenlehrer häufig die letzten Schritte bis zur Klassentür begleitete und ihm dabei liebend gerne seine hochheilige Lehrertasche trug.
„Igittigitt! Wer gut schmiert, der gut fährt!“, war der recht eindeutige Kommentar aus Helenes Mund, als sie von dieser „Kriecherei“ Wind bekam.
„Selbst ist die Frau!“, war dagegen ihre klare Maxime und dementsprechend legte sie besonders im „Sport“ und in den „Naturwissenschaften“ richtig los und gehörte bald zu den Besten ihres Jahrgangs.
Ende März 1926 konnte Helene jedenfalls von sich sagen, dass sie die erste Bandelberg mit einem sehenswerten Reifezeugnis sei und somit sogar die Chance hätte, ein Studium beginnen zu
können.
„Alte Geschichte“ interessierte sie brennend: Der wundervolle kulturelle Aufstieg der Menschheit, gefesselt von den festen Regeln und Versprechungen der großen Weltreligionen, welch faszinierende Studienobjekte warteten da auf sie …
„Also, Lenchen, schlag dir das bloß aus dem Kopf, mit einem langjährigen Studium ohne jede Garantie auf ein regelmäßiges Einkommen! Ne, ne! Dein Vater ist kein Bergwerksbesitzer oder Hüttenfabrikant, er heißt auch nicht ‚Krupp‘ oder ‚Thyssen‘, sondern Bandelberg! Helene, dein Vater und ich waren immer heilfroh, wenn wir euch alle satt bekommen haben!“
Dies war das überdeutlich mahnende „Veto“ ihrer stets pragmatisch denkenden und handelnden Mutter Marie, dem hatte selbst ein so willensstarkes Persönchen wie Helene es war vorerst nichts Überzeugendes entgegenzusetzen.
Ein Seitenblick auf den beruflichen Werdegang ihrer Schwestern konnte die Worte ihrer Mutter nur noch bestätigen:
Martha, Helenes älteste Schwester, hatte ohne jedes Murren eine Schneiderlehre absolviert; Luise war gegenwärtig in der Ausbildung zur „Hutmacherin“ und das Nesthäkchen Anna Maria bediente – mit einer langen weißen Schürze dekoriert – im vornehmen Feinkostladen „Künzel“ in der Marktstraße eine anspruchsvolle Kundschaft. Und selbst das „liebe Friedchen“ – da ohne Schulabschluss – konnte sich noch als „Haushaltshilfe“ bei den Gärtners, einer sehr begüterten Familie mit Lebensmittel-Spedition so einige „Naturalien“ verdienen.
„Wenn ich’s recht bedenke, kann ich nicht in diesen schweren Zeiten auf Kosten meiner tüchtigen Eltern und fleißigen Geschwister ein langjähriges Studium beginnen!“
In diesem Moment hielt Helene sich ganz ehrlich und selbstkritisch einen großen Spiegel vor:
„Aber vielleicht finde ich beruflich doch wenigstens etwas, das über ‚Ackerbau und Viehzucht‘ hinausgeht, nichts Handfestes produziert, aber dafür meine geistigen Gaben und Interessen herausfordert …!“, resümierte Helene ernsthaft.
„Ich glaube, ich muss jetzt endlich die Haustür meines kleinen Elternhauses weit öffnen und mich hinauswagen ins wirkliche Leben!“



2. Helenes erste Liebe

„Erstklassig geführte Anwaltskanzlei im Raum Bielefeld sucht junge zuverlässige Frau zur Ausbildung als ‚Rechtsanwalts- und Notar-Gehilfin‘ mit Aufstiegsmöglichkeit zur ‚Büroleitung‘:
Bewerbungen (bis 30.04.1926) an Rechtsanwalts- und Notar-Sozietät Dr. jur. Dietrich Düsterwald und Siegfried Schönborn, Bielefeld, Ostpark 10.“

„Versuch macht klug!“, dachte Helene nach der Lektüre dieser Offerte, die sie im „Oberhauser Stadtboten“ entdeckt hatte und kümmerte sich umgehend um ein passendes Foto für ihre dünne Bewerbungsmappe. Nach weniger als einer Woche hatte sie schon alle notwendigen Papiere zusammen und schickte dann ihren Bewerbungsbrief per Eilboten nach Bielefeld.
„Wenn die mal überhaupt antworten“, orakelte ihre Schwester Luise (die „Hutmacherin“). „Für mich wär’ dat sowieso nix: Dat Bielefeld is’ doch woll ein Stück kalte Heimat oder?“
Und als nach vier Wochen nicht einmal eine Eingangsbestätigung von Helenes Bewerbungsmappe eingetroffen war, hatten wohl inzwischen alle Bandelbergs die Hoffnung auf eine Zusage aus Bielefeld aufgegeben …
Jedoch weitere 14 Tage später geschah das kleine Wunder:
„He, schönen guten Tag, wer von euch Grazien ist denn wohl Fräulein Helene Bandelberg?“, befragte eines Samstagmorgens Mitte Mai ein absolut elegant gekleideter junger Mann in einem dunkelblauen Anzug und silbernen Hut eine Schar von Nachbarskindern der Bandelbergs unmittelbar gegenüber der Toreinfahrt zum Haus Nr. 312.
„Falls Sie etwa Helene suchen, die ist gerade mal beim Bäcker. Den Bandelbergs ist wohl wieder mal das Brot ausgegangen. Aber sie wohnt doch gleich hier drüben in der Nummer 312 im Keller.“, klärte die couragierte Lieselotte Kempowski, eine Nachbarstochter, den noblen jungen Fremden jetzt auf.
„Ah so, vielen herzlichen Dank! Dann will ich mal bei den Eltern dieser jungen Dame vorstellig werden und dort auf die Besagte warten, was?!“ antwortete der so vornehm gekleidete Fremde der Kinderschar und verschwand schon bald im Torbogen des Bandelbergschen Hauses.
Genau in diesem Moment kam Helene um die Ecke, zwei Brote und eine große Tüte Brötchen vor der Brust tragend, und wurde natürlich von ihren besten Freundinnen schon sehnsüchtig erwartet.
„Du Lenchen, da ist eben gerade so ein ganz feiner Pinkel hier aufgetaucht, der hat genau nach dir gefragt und is getz bei euch inner Bude: Wat der wohl im Schilde führt? Kannste uns nachher mal verraten, sonst platzen wir hier noch, verstehste?!“
Oh, oh, wie ein geölter Blitz war Helene jetzt aber in ihrer kleinen Kellerbude verschwunden, um sich in Windeseile umzuziehen.
„Helene, kommst du mal bitte schnell in die gute Stube!“, meldete sich die Stimme ihrer Mutter Marie in einem sehr resoluten Ton. „Hier ist Besuch für dich!“
Ein letzter Blick in den Kommodenspiegel und Helene war bereit zum ersten Auftritt: Ihr dunkelblondes Haar in „Bubikopf-Frisur“ kräuselte sich lebenslustig um ihr ovales Mädchengesicht mit den seidig leuchtenden braunen Augen und der typischen kleinen Stupsnase aller Bandelberg-Töchter.
„Das, liebe Helene, ist Herr Rechtsanwalt Schönborn aus Bielefeld. Stell dir vor, Herr Schönborn hatte hier in Mühlheim einen Termin und hat wegen deiner Bewerbung heute einen Abstecher zu uns gemacht, um dich zuerst persönlich kennenzulernen.“
„Einen schönen guten Tag, Fräulein Bandelberg. Wir haben Ihre Bewerbung aus gut einem Dutzend anderer ausgewählt und mein Seniorpartner, Herr Dr. Düsterwald, hat mich gebeten, Sie – bei Gefallen – einzuladen, in unserer Bielefelder Kanzlei zunächst ein dreimonatiges Praktikum probeweise zu starten, das dann eventuell später in eine reguläre zweijährige Lehre zur ‚ReNo-Gehilfin‘ übergehen könnte. Was halten Sie davon?“
„Welche Frage!“, dachte Helene und ihr Herz schlug ihr bis zum Halse: So froh und glücklich war sie über dieses solide Angebot des jungen Anwalts.
„Oh, das gefällt mir natürlich sehr, Herr Schönborn, wann darf ich denn nach Bielefeld anreisen?“, wollte sie jetzt bald wissen.
„Am liebsten würde ich Sie gleich mitnehmen, aber Sie haben sicher noch einige Vorkehrungen zu treffen, schätze ich … Wenn wir uns aber – gemeinsam mit Ihren Eltern – einig sind, werde ich mich in Bielefeld schon einmal um eine kleine Wohnung für Sie kümmern, Fräulein Bandelberg. Für heute darf ich mich aber nun verabschieden und Ihnen sagen, dass ich mich auf eine Zusammenarbeit mit Ihnen sehr freue!“
Mit diesen klaren Worten gab der junge Jurist Helene und ihren Eltern die Hand – und das wirkte wie ein Treue-Versprechen – und verließ wieder das kleine Haus der Bandelbergs …
Und wie es sich für einen Juristen gehört – hielt der junge Notar tatsächlich Wort: Nur eine Woche später erhielt Helene sowohl den Arbeitsvertrag als auch ihre neue Adresse in Bielefeld zugesandt. Sie würde demnächst in der Fröbelstraße Nr. 33, das heißt ganz in der Nähe ihres Büros am Ostpark eine kleine Zweizimmerwohnung in einem Anbau bewohnen, sogar mit eigenem Hauseingang.
„Endlich unabhängig von Eltern und Geschwistern, welche Freiheit!“, freute sie sich auf ihr neues Heim.
„Ich habe mir gedacht: Am Anfang fehlt es an so vielen Dingen, darum sollte Ihre Wohnung schon möbliert sein. Wir könnten uns für die Zeit Ihrer Ausbildung mit 50 % der Mietkosten beteiligen, Fräulein Bandelberg!“, versüßte ihr Herr Schönborn darüber hinaus den Einzug in das neue Domizil.
Voller Stolz berichtete Helene ihren Eltern von ihrer ersten kleinen Wohnung:
„Ich wohne zwar mitten in der Großstadt, aber schaue von meinem Küchenfenster ins Grüne, einen alten Obstgarten, der mir hoffentlich im Herbst einige leckere Früchte schenkt!“, jubelte sie.
Am 01. Juni 1926 startete Helene offiziell in ihr „neues Leben“: An diesem Tage begrüßte sie nämlich ihr Senior-Chef, Herr Dr. jur. Dietrich Düsterwald, an ihrem zukünftigen Arbeitsplatz.
„Herzlich willkommen in unserer Kanzlei, Fräulein Bandelberg! Ich hoffe, mein junger Kollege hat Ihnen Ihr häusliches und berufliches Nest hübsch weich gepolstert. Was mir als ‚altem Hasen‘ jedoch äußerst wichtig erscheint, ist, dass jeder Mitarbeiter in unserer Kanzlei sich zu strengster Geheimhaltung aller Personaldaten und Fakten verpflichtet fühlen sollte, die ihm bei der alltäglichen Fallbearbeitung bekannt geworden sind. Diese Pflicht zur absoluten Verschwiegenheit, liebes Fräulein Bandelberg, möchte ich Ihnen hier und heute ganz eng ans Herz legen! Ansonsten dürfen Sie gerne immer höflich und freundlich zu unseren Klienten sein. Konflikte überlassen Sie bitte mir oder meinem jungen Kollegen. Doch genug der Mahnung für heute, ich wünsche Ihnen einen reibungslosen Start und stets gute Zusammenarbeit! Prosit, Fräulein Bandelberg!“

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