Eine vergnügliche Reise durch den Lebensdschungel

Eine vergnügliche Reise durch den Lebensdschungel

Kurzgeschichten

Eva Salvarani


EUR 18,90

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 60
ISBN: 978-3-99146-422-8
Erscheinungsdatum: 06.11.2023
Zutiefst vergnügliche Vignetten, die den Absurditäten des Lebens auf den Grund gehen. Von Coronaviren, alltäglichen Missverständnissen und beruflichen und privaten Problemen einer – nicht von ungefähr! – Sarkasti genannten Figur wird augenzwinkernd berichtet.
Virus XXL


„Bist du schon mutiert?“, fragt der Virus XL2 seinen Nachbarn XL1. „Nein, noch nicht“, krächzt XL1. „Ich habe Halsschmerzen und mein Immunsystem ist momentan geschwächt. Es ist daher gefährlich, jetzt zu mutieren. Eine Überlebensfrage aus meiner Sicht. Außerdem will ich nicht aggressiv werden, diese Gefahr besteht auch. Ich habe einigen Mutierten meine Freundschaft gekündigt. Sie haben mich kurz nach ihrer veränderten Erbsubstanz verprügelt. Ein Jammer. Außerdem bin ich gegen das Klonen. Ich will meine Erbsubstanz behalten und sie nicht teilen oder kopieren.“

„Fürchtest du dich vor der Impfung?“, will XL2 von seinem viralen Freund XL1 wissen. „Ja, sehr, denn dann bin ich isoliert und kann dich nicht mehr treffen. Es kann noch mehr passieren. Wenn Infektionsstellen identifiziert werden, verlieren wir möglicherweise an Fitness. Wie siehst du das?“ „Keine Ahnung“, antwortet XL2. „Aber noch bin ich gut trainiert.“

„Wie geht es deinem Stoffwechsel?“, erkundigt sich XL2. „Ich habe leider keinen eigenen“, bedauert XL1, „dazu muss ich erst eine Zelle befallen und mein Erbgut vermehren. Und Schmuggeln liegt mir nicht. Auch Kopierfehler, wie sie dabei oft vorkommen, widersprechen meinem Perfektionismus.“

XL2 ist enttäuscht, irritiert und wird ungeduldig. „Du bist feige und unmodern, mutieren ist in und ein Gamechanger.“ XL1 will davon nichts hören. Er ist zu sehr mit seinem Erkältungsvirus beschäftigt.

Viren sind Nichtlebewesen und haben kein Gehirn, liest man. Offenbar ist da bei XL1 und XL2 ein grober Fehler passiert. Denn sie können denken. XL2 hat in GESTERN AKTUELL gelesen, dass ein mutierter Virus vom Menschen auf ein Tier oder umgekehrt springen kann. Das klingt interessant. Die Vorstellung, ein Tier als seinen Wirt auszuwählen, fasziniert ihn. Trotzdem überlegt er: Was ist für mich reizvoller? Die Spezies Mensch oder die vielfältige Tierwelt?
XL2 ist sehr neugierig und kann es kaum erwarten, seine Feinde, die Antikörper, zu überlisten.

XL1 gurgelt inzwischen mit einer antiviralen Lösung. Hoffentlich gehen meine Halsschmerzen bald weg, denkt er und setzt sich auf ein sonniges Fensterbrett.
XL2 gesellt sich neben ihn. Für einen letzten Augenblick, denn die Gedanken an Vermehrung und Mutation fesseln ihn zu sehr. Und drängen ihn, dieses Ziel rasch zu realisieren.
Doch vorher möchte er noch sein Aussehen kennenlernen.
Sein 360-Grad-Blick fällt auf ein eingeschaltetes Elektronenmikroskop. Mit einem Virensalto hechtet er drauf.

Sein Körper gleicht einer Kaulquappe mit einem langen Schwanz. Seine Oberfläche leuchtet neonfarben. Endlich weiß er, wie er aussieht. Nicht übel, findet er.
Nach zwei Minuten wird es dort ungemütlich. Die Glasplatte ist glitschig und es gibt zu viele Elektronen. Eine virale Kommunikation ist mangels Kollegen unmöglich. Jetzt ist er bereit, rasch sein Erbgut zu vermehren und zu mutieren.
Neben dem Mikroskop steht ein neuer Fotokopierer. Wie mag das Ding funktionieren? Mit technischen Geräten konnte XL2 nie umgehen. Ist das Kopieren meines Erbgutes damit gefährlich?, fragt er sich. Das Internet vergleicht einen solchen Prozess mit einem Kopiergerät. Nun dann. Er beschließt, das Risiko einzugehen.
Die Beschreibung des Kopierers Type Corona 5 umfasst 50 Seiten. Leider unbrauchbar, da die Seiten in coronischer Sprache herausgerissen sind. Schade! Offenbar hat ein anderer Erreger seine Idee schon ausprobiert.
XL2 drückt die Tasten Farbe, Vergrößerung 100 % und die Anzahl 400. Mutig hüpft er auf die Glasplatte des Gerätes und genießt das grelle Licht beim Kopiervorgang.
Doch Ozon wird frei und XL2 bekommt Kopfschmerzen. Dann übergibt er sich. Er nimmt noch wahr, wie sich sein Erbgut immer und immer wieder kopiert und teilweise auch zur Größe XXL mutiert. Ob sich die neuen Viren auf Menschen oder Tiere stürzen, erlebt er nicht mehr.



Entenjagd am Donaukanal


Der Mann zog ein Messer. Ein großes Messer. Markus sah die Klinge blitzen. Was wollte der Chinese mit dem Messer? Markus hatte Angst. Große Angst. Es war bereits finster. Vereinzelt waren Straßenabschnitte beleuchtet. Die Gegend, in der sich Markus befand, war nicht zum Spazierengehen am Abend geeignet.
Markus begann zu schwitzen. Der Chinese mit dem Messer kam näher. Markus begann zu laufen. Er rannte die Stufen zum Donaukanal hinunter. Der Mann war direkt hinter ihm. Markus stolperte. Er blickte sich um. Der Chinese war verschwunden. Erleichtert rappelte sich Markus wieder auf. Er erbleichte.
Der Verfolger kam von vorne auf ihn zu. Das Messer hielt er in seiner ausgestreckten Hand. Markus griff in seine Tasche. Er holte eine Laserpistole hervor und blendete den Chinesen, der wie versteinert stehen blieb. Markus sprintete denselben Weg zurück. Vor ihm war ein großes Denkmal. Eine Reiterstatue. Als Schüler war er sie oft hinaufgeklettert.
Er hörte Schritte. Der Verfolger war wieder da und lief auf ihn zu. Markus bezwang blitzschnell die Statue. Oben angekommen, zückte er sein Handy und rief die Polizei.
Im Nu war das Denkmal von Polizeiautos umstellt. Blaulicht blinkte. Der Chinese war noch immer da. Sein Messer hatte er weggesteckt.
Die Beamten stellten ihn zur Rede. Der Chinese sagte aus, er wäre für sein Restaurant auf Entenjagd gegangen.



Karriereleiter TI-BETT


Abseits jeder Realität. Die Latte der Karriereleiter war hochgelegt. Sehr hoch. Doch er durfte die Hoffnung nicht verlieren, sie zu erreichen.
An Hochmut dachte er nie. Er lebte auf dem Land, hatte seine Wohnung sehr steril eingerichtet. Luxus war für ihn noch kein Thema. In seinem Domizil standen sieben Tische und unterschiedlich hohe Betten. Jeder Tisch hatte eine andere Farbe. Das brachte Abwechslung in seinen Alltag.
Montags frühstückte er immer am roten Tisch. Freitags am hellblauen. Auch die Betten wechselte er täglich. Nach einer Nacht auf einer harten Matratze im Stockbett freute er sich auf ein bequemes Boxspringbett. Die meisten seiner Freunde fanden das skurril. Und sie beneideten ihn, weil er so kreativ war.
Die Latte. Die hohe Latte der Karriereleiter. Fast hätte er sie vergessen.
Er schwang sich in sein Auto und fuhr zum nächsten Baumarkt. Die Auswahl an Leitern war enorm. Er entschied sich für eine hellblaue Holzleiter. Hellblau war seine Lieblingsfarbe. Sie erinnerte ihn an das Meer, wolkenlosen Himmel und sein Lieblingsgetränk, Curaçao.
Glücklicherweise passte sie haarscharf auf seinen Anhänger. Leider nicht in den Aufzug. Er keuchte samt der Leiter die Stufen bis zum ersten Stock hinauf und lehnte sie in seiner Wohnung an die Wand. Was er übersehen hatte: Die Leiter hatte nur eine Sprosse – die oberste. Was tun?
Also stapelte er daneben abwechselnd seine Tische und Betten übereinander zu einem Turm. Immer die hohe Latte der Leiter als Ziel vor Augen. Er nannte seine Tisch-Bett-Kombination TI-BETT.
TI-BETT wackelte gefährlich. Karriere machen ist auch riskant, dachte er. Also los.
Mühsam und vorsichtig erklomm er sein Möbel-Patchwork. Noch ein Bett und zwei Tische musste er überwinden, dann war er auf gleicher Höhe mit der Sprosse der Leiter. Fast geschafft. Nur noch ein Schritt nach rechts.
Doch das intensive Blau der Leiter verwirrte seine Sinne. Er sah sich am Strand der Malediven nach einem Seepferdchen bücken. Es war gelb wie die Sonne und zappelte im seichten Wasser. Doch auf einmal wechselte die Leiter die Farbe. Sie war jetzt braun. Jetzt kannte er sich nicht mehr aus. Ihm wurde schwindlig und er verlor das Gleichgewicht. Mit ihm fiel sein selbst gebastelter Turm krachend in sich zusammen. Nur die braune Karriereleiter lehnte unerreichbar wie angenagelt an der Wand.



800.000 Euro verloren?


Mit angehaltenem Atem räumt Sarkasti ihre zehn überreifen Ziegenkäse aus dem Kühlfach. Der Geruch war bestialisch. Doch bevor sie die Käse entsorgt, vergewissert sie sich, ob der Lottoschein nicht zufällig dazwischen gerutscht ist.
Leider Pech gehabt.
Sarkasti hatte schon mal ihren Lippenstift irrtümlich ins Gemüsefach gelegt. Deshalb wollte sie auch jetzt sicher sein.

Sie spielt bereits zum vierzigsten Mal Lotto. Vielleicht gewinne ich diesmal, hofft sie und beginnt, als optimistisch denkender Single, den Schein weiter zu suchen. Wo könnte er sonst sein, hab ich ihn nur verlegt oder doch verloren, überlegt sie.

Hat Sarkasti ihn zwischen ihren Dessous vergraben? Aus Angst, dass ihn ihre Putzfrau finden könnte, wäre das denkbar. In ihrer Unterwäsche-Lade herrscht das große Chaos, seitdem Adonis sie verlassen hat. Slips umarmen BHs, Netzstrümpfe verstricken sich mit Seidentops und ihre Bodys sind offenbar untrennbar ineinander verliebt. Sarkasti entleert die Lade. Wieder kein Lottoschein zu sehen.
Sie denkt angestrengt nach und versucht, sich an den gestrigen Tag detailliert zu erinnern. In der Früh erwarb sie in der Trafik den Lottoschein. Anschließend besuchte sie das Café Optimisti, ihr Stammlokal. Sie bestellte Maroni-Reis mit Schlagobers und einen Kakao. Gleich nach der Bestellung füllte sie den Lottoschein aus und steckte ihn in das Außenfach ihrer roten Handtasche.
Zu Hause angekommen, wechselte sie ihr Outfit. Sarkasti hatte für nachmittags eine Einladung zu einer Modenschau. Zu diesem Event wollte sie perfekt gestylt sein. Sie wählte ein weißes Kleid, einen schwarz-weißen Seidenschal, weiße Schuhe und ihre neue, weiße Straußenleder-Handtasche. Sie kippte den Inhalt aus ihrer roten Handtasche in die weiße.
5 Sterne
Humorvolle Kurzgeschichten mit tieferem Sinn - 17.01.2024
Claudia B. A.

In diesem kleinen Buch liest man Kurzgeschichten, die die Autorin dem Leben abgeschrieben hat. Eigene, beobachtete und erzählte Erlebnisse hat Eva Salvarani mit Humor und einer kleinen Prise Sarkasmus in schnell lesbare Geschichten verpackt. Man soll sich aber nicht von der leichten Feder täuschen lassen, denn die Wirkung ist satirisch nachhaltig. In den lockerflockigen Storys entdeckt man eigene ähnliche Erlebnisse, sie sorgen für vergnügliche Aha-Erlebnisse. Der Vergleich mit Ephraim Kishon kommt also nicht von ungefähr. Illustriert ist der Band mit Cartoons des bekannten Karikaturisten Geronimo, der den Stil der Geschichten mit flotten Strichen unterstreicht. Das Buch ist ein wunderbares kleines Gastgeschenk für liebe Freunde.

5 Sterne
Klein & fein - ironische Kurzgeschichten auf hohem Niveau - 09.12.2023
Michael K.

In den meisten Erzählungen führt die Protagonistin Sarkasti den Leser im Eiltempo durch ihre unkonventionellen, kauzigen, ausgefallenen und bizarren Erlebnisse. Kurios sind auch die dazugehörigen Bildgeschichten . Eine zauberhafte literarische Kreation. Unbedingt empfehlenswert.

5 Sterne
In der Kürze liegt die Würze - skurrile Kurzgeschichten im Nu gelesen - 09.12.2023
Verena

Endlich ein dünnes, extrem lustiges und schwungvolles Buch, das man in weniger als 60 Minuten fertig gelesen hat. Und aufgrund des geringen Gewichtes kann man es überall bequem mitnehmen. Die Texte sind sehr amüsant, phantasievoll und anspruchsvoll geschrieben. Trotzdem ist es leicht lesbar. Entzückend sind die kreativen, farbigen Cartoons, die entweder an Anfang oder am Ende einer jeden Geschichte stehen und dem Buch noch einen besonderen Pepp geben. Auch für gestresste Berufstätige bestens geeignet, um mal kurz abzuschalten und sich bezaubern zu lassen. 100% Weiterempfehlung.

5 Sterne
Satirische Alltagsgeschichten - 19.11.2023
Chris

Kurze humorvolle Alltagsgeschichten umrahmt mit einzigartigen Illustrationen von Geronimo. Nach kurzem Stirnrunzeln und einem verschmitzten Lächeln, findet man sich doch in der ein oder anderen Situation wieder. Eva Salvarani hat in sechzehn Kurzgeschichten satirisch Erlebnisse zusammengefasst, die einem eine erheiternde Lesezeit garantieren.

5 Sterne
Klein, aber Satire vom Feinsten - 12.11.2023
Jaro Kratky

In Ihrem Erstlingswerk begibt sich Autorin Eva Salvarani gemeinsam mit dem Cartoonisten Geronimo auf sehr unterhaltsame Weise in die Höhen und Tiefen des heutigen Daseins. Ich habe mit diesem Büchlein einen vergnüglichen Abend verbracht und mich gefragt, wer findet sich da nicht wieder? 100% Empfehlung!

Das könnte ihnen auch gefallen :

Eine vergnügliche Reise durch den Lebensdschungel

Willibald Rothen

Wahr ist alles, was nicht erlogen

Buchbewertung:
*Pflichtfelder