Die fremde Zeit in mir

Die fremde Zeit in mir

Rudolf Schmidt


EUR 23,90
EUR 14,99

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 76
ISBN: 978-3-903067-41-7
Erscheinungsdatum: 29.10.2015
Nach einem Autounfall liegt ein Mann bewusstlos am Ufer eines Baches. In diesem Zustand erlebt er eine Realität abseits seines normalen Lebens. Die Menschen darin sind ihm auf rätselhafte Weise vertraut und doch fremd. Traum und Wirklichkeit verschwimmen …
Vorwort

Der Autor erzählt von einem Mann, 41 Jahre alt, der auf der Heimfahrt von der Arbeit unverschuldet einen Autounfall erleidet. Er zieht sich eine schwere Kopfverletzung zu und fällt in eine tiefe Bewusstlosigkeit. In dieser Zeit bis zur Rettung des Verunfallten schreibt der Autor im zweiten Teil dieses Romans über die abenteuerlichen Erlebnisse, die der Verletzte wie in einem Film scheinbar erlebt.



1. TEIL


Ein Jogger läuft wie jeden Tag früh am Morgen und bei jedem Wetter einen Bach entlang. An einer nahen Ortschaft mit einer kleinen Kirche läuft er vorbei und bei einer Pferdekoppel legt er wie immer eine Rast ein und schaut den grasenden Pferden zu.
Nicht weit entfernt sieht er die zum Teil schon gemähten, goldgelb glänzenden Kornfelder in der morgendlichen Sonne.
Danach läuft er über die noch vom Tau feuchte Wiese nach Hause.

Es ist Gert, um den es sich in diesem Roman handelt

Gert wohnt mit seiner Familie in einem schönen Landhaus nicht weit von dieser kleinen Ortschaft entfernt, an der er jeden Tag als Jogger vorbeiläuft.
Er ist 41 Jahre alt und seine sehr hübsche Frau Hana ist um fünf Jahre jünger. Ihre zwei Kinder, Sohn Clemens und Tochter Tamara, sind 13 und 12 Jahre alt.

Alle vier sitzen gemütlich beim Frühstück. Im Hintergrund hört man von einer CD „Mozarts kleine Nachtmusik“. Sie reden über die vergangenen Tage und freuen sich auf ein sonniges Wochenende. Sie unterhalten sich auch noch über den Film, den sie gestern Abend im Kino gesehen hatten. Es war ein historischer Film. Abenteuerliche Kostümfilme schauen sie sich sehr gerne an. Schon in seiner Jugendzeit hatte Gert zu diesen Filmen eine starke Neigung. Diese bunten Kostüme, die geschmückten Kutschen und die Kämpfe mit Degen oder Schwert übten eine besondere Anziehung auf ihn aus. Als er seine Frau kennenlernte, war er sehr froh, dass sie denselben Hang zu diesen Filmen hatte.

Die ganze Familie ist sehr musikalisch. Hana ist Musiklehrerin, und Mozart hört sie am liebsten. Sie erinnert ihren Mann: „Bitte denk daran, Clemens am Nachmittag von der Schule abzuholen und zum Klavierunterricht zu fahren, aber ich werde dich mittags noch einmal daran erinnern. Heute werde ich den Musikunterricht früher beenden und dir dein Lieblingsessen, Fleischknödel mit warmem Sauerkraut, zum Mittagessen kochen! Ich hoffe, du bist wie immer am Freitag pünktlich um 12.00 Uhr zu Hause?“
Gert erwidert: „Ich freue mich schon sehr darauf, nur wenn ich daran denke, wird der heutige halbe Arbeitstag gleich viel angenehmer. Ich komme pünktlich nach Hause, ich werde mich beeilen. Wir können uns am Abend darüber unterhalten, ob wir am Sonntag bei Schönwetter mit den Kindern einen kleinen Ausflug unternehmen und anschließend ins nahe gelegene Gasthaus ‚zum grünen Apfel‘ essen gehen, dort gibt es die beste Hausmannskost!“ Er schaut seine Frau mit einem liebevollen Lächeln an.
Hana mit einem gespielten strengen Blick: „Bitte fahre vorsichtig, man kann nicht genug aufpassen bei diesem Verkehr! Denk nur an den Vertreter von eurer Filiale, der ist auch immer sehr vorsichtig gefahren und jetzt läuft er mit einem Gipsbein herum.“

Hana mahnt die Kinder zur Eile: „Der Schulbus wird gleich da sein!“
Das kleine Hauskätzchen der Familie schaut der aufkommenden morgendlichen Hektik eine Zeitlang zu, aber dann wird es ihr anscheinend zu viel und sie geht ganz stolz, das Schwänzchen kerzengerade aufgestellt, in die Küche.

Clemens ist ein sehr begabter Schüler, und die ganze Familie ist sehr stolz auf sein Talent. Er hat auch schon einige Lieder komponiert. Mitschüler nennen ihn „den kleinen Mozart“. Tamara, seine jüngere Schwester, nimmt regelmäßig Gesangsunterricht. Sie hat eine sehr schöne Stimme und möchte einmal Schlagersängerin werden. Auch Gert ist sehr musikalisch, er hat ein paar Semester Musik studiert und wenn es die Zeit zulässt, spielt er an seinem weißen Klavier, das er von seinem Schwiegervater anlässlich seines vierzigsten Geburtstags geschenkt bekommen hat, sehr gerne. Eigentlich wollte Gert bevor er Hanna kennenlernte Musiker werden, aber es wird nie so, wie man sich sein zukünftiges Leben als junger Mann vorstellt. Auch Klemens darf auf diesem Klavier so oft spielen, wie er möchte.

Gert verabschiedet sich von seiner Frau: „Schönen Vormittag.“ Er drückt sie an sich, gibt ihr einen zärtlichen Kuss und flüstert ihr noch etwas ganz Vertrauliches ins Ohr.
Sie zu ihm: „Du weißt, um was ich dich gebeten habe!“
Gert: „Ich verspreche es dir!“ Den zwei Kindern gibt er noch ein kleines Küsschen. „Bis Mittag!“, ruft er.
Bei der Haustüre begegnet er der sehr korpulenten Putzfrau, die ihm sehr unsympathisch ist. Aber nach ihrem bösen Gesichtsausdruck zu schließen beruht diese Einstellung auf Gegenseitigkeit. Wahrscheinlich deswegen diese Abneigung, weil sich Gert einmal erlaubt hat, sie zu kritisieren. Sie kommt einmal in der Woche das Haus reinigen. Mit seiner Frau versteht sie sich aber sehr gut. Gert grüßt sie nur kurz, dann geht er mit schnellen Schritten aus dem Haus.
Sein Auto steht vor der Garage. Er steigt ein, winkt aus dem geöffneten Fenster seiner Frau, die beim Fenster steht, zu, seine Frau winkt ihm zurück und schaut zugleich mit einem verstohlenen Blick zum Nachbar – Balkon, wo Herr Berger, circa 45 Jahre alt, mit einer Goldkette um den Hals und nur mit einer kurzen Pyjamahose bekleidet mit einem freundlichen verschmitzten Lächeln zu ihr herüberblickt. Gert sieht es und macht sich seine Gedanken.

Für Gert ist es sehr angenehm, dass es nicht weit ist zu seiner Firma. Sie befindet sich etwas außerhalb einer Großstadt. Bei durchschnittlichem Frühverkehr eine relativ kurze Fahrt von ungefähr 30 Minuten.

In der Firma angekommen ist der erste Weg natürlich sofort in sein Büro. Die Post durchschauen, eingehende Aufträge sichten und dringende Anrufe tätigen. Es ist eine sehr gut gehende Zulieferfirma für Computerteile. Sein Schwiegervater Dr. Hemmer, ein stattlicher, Mann immer elegant angezogen mit etwas Übergewicht und mit einer goldenen Taschenuhr im Jackett, ist der Inhaber dieses Unternehmens und Gert ist sein Stellvertreter.
Es herrscht ein buntes Durcheinander wie jeden Freitag, dem letzten Arbeitstag dieser Woche. Man spürt unter den Kollegen eine gewisse Hektik, jeder ist mit seinen Gedanken bei Freunden, der Familie oder bei sonstigen Freizeitgestaltungen.
Es wird ein warmes, sonniges Wochenende werden und ein jeder denkt wahrscheinlich dasselbe: „So bald wie möglich raus aus dem Haus.“

Gert geht gegen Mittag an der offenen Tür des Chefbüros vorbei.
Dr. Hemmer gibt seiner Sekretärin Frau Berghof, einer hübschen Frau Ende dreißig mit langen, brünetten Haaren, wahrscheinlich noch ein paar wichtige Anweisungen für die nächste Woche. Gert denkt: „Ich komme später vorbei.“

Tom, der Verkaufsleiter der Firma, kommt aus dem Nebenbüro, huscht noch schnell in das Büro von seiner jungen Kollegin Nina und wünscht ihr ein schönes Wochenende mit einem zärtlichen Klaps auf den Po. Sie schaut ihn mit einem bösen Blick an und zischt: „Das kannst du dir halt nicht abgewöhnen!“ Und schon mit einem etwas zärtlicheren Blick: „Was ist, wenn jemand hereinkommt? Die Tür ist offen, du weißt, wie die Kollegen gleich reden!“
Gert befindet sich gerade auf dem Gang neben diesem Büro und tut aber so, als ob er nichts gesehen hätte und geht rasch vorbei. Tom ist ein guter Freund, auch privat haben sie schon viel unternommen. Tom ist ebenfalls verheiratet und hat genau wie Gert zwei Kinder. Voriges Jahr waren sie gemeinsam mit ihren Familien im Urlaub.
Gert muss sich öfter ein Lächeln verbeißen, weil Tom sehr oft mitten in einem Gespräch die linke Oberlippe unbewusst nach oben zieht. Für ihn ist es ein sehr belustigender Anblick und entspricht einer gewissen Komik. Gert weiß von Tom, dass er, bevor er heiratete, bei einer Laiengruppe mitwirkte. Tom wäre gerne ein bekannter Schauspieler geworden, aber so wie bei Gert wird im Leben nicht alles so, wie man es sich vorstellt.

Gert geht noch ins Büro zu seinem Schwiegervater. Die Sekretärin Frau Berghof sitzt noch beim Chef mit leicht geröteten Wangen, steht aber gleich auf, als Gert das Zimmer betritt. Sie wünscht ihrem Chef und Gert ein schönes Wochenende und verlässt schnell das Büro. Dr. Hemmer ruft ihr noch nach: „Auch ein schönes Wochenende!“, streicht sich genüsslich über die Lippen und schreibt noch schnell eine Notiz in seinen Kalender. Ob sie nur dienstlich geredet haben, kann Gert nicht beurteilen, er erinnert sich aber an das zweideutige Gerede von ein paar Mitarbeitern der Firma …

Sie unterhalten sich über die zunehmende Auftragslage, was beide natürlich sehr wohlwollend bewerten. Dr. Hemmer erwähnt, dass in den nächsten Tagen eine Firmenfeier geplant ist. Er ersucht Gert, für diesen Anlass ein passendes Lokal zu finden. „Es ist immer ein besonderer Grund zu feiern, wenn das Unternehmen positiv bilanziert“, meint er.
Der Schwiegervater schickt schöne Grüße an seine Tochter und an die zwei Enkelkinder Tamara und Clemens. Gert wünscht seinem Schwiegervater guten Wind. Er ist ein leidenschaftlicher Segler und bei schönem Wetter unternimmt er sehr oft mit Freunden einen Törn auf dem nahegelegenen See.

Gert geht noch in ein anderes Büro zu seinen beiden Kollegen Hannes und Werner. Beide sind von kräftiger Statur, richtige Athleten. Hannes hat meistens einen sehr ernsten, etwas derben Gesichtsausdruck, er ist aber ein ausgesprochen netter und kollegialer Mensch. Er ist noch nicht lange verheiratet, aber wie man so hört, soll seine Ehe nicht sehr glücklich sein.
Werner ist eher ein ruhigerer Typ, aber in der Firma sehr beliebt. Beide trainieren dreimal in der Woche in einem Fitness-Studio, um vielleicht noch mehr Muskeln zu bekommen. Auch Gert trainiert öfter mit. Es geht ihm aber nicht darum, Muskelmasse aufzubauen, sondern um die körperliche Kondition stabil zu halten.
Sie reden noch über die beruflichen Geschehnisse der letzten Tage und auch von gestern Abend. Sie waren mit ein paar Kolleginnen und Kollegen in einem gemütlichen Gasthaus und darüber muss natürlich noch ausführlich gesprochen werden … Dann verabschieden sie sich mit den besten Wünschen.
Gert ruft Hannes zu, der schon in der offenen Tür steht: „Nach deinem müden Gesichtsausdruck zu schließen bist du gestern Abend aber nicht gleich nach Hause gegangen?“ Hannes: „Du hast recht, es wäre besser gewesen ich hätte es getan.“ Er verdreht die Augen. „Schönes Wochenende!“
Gert weiß natürlich, dass Hannes eine heimliche Freundin hat.

Schnell geht Gert an der Tür der beiden Buchhalter der Firma vorbei, sie sind ansonsten sehr reserviert und sitzen meistens mit gesenkte Köpfen und verschlafenen Augen vor dem Schreibtisch. Sie schließen sich bei jeder Veranstaltung aus, sind aber sehr tüchtig. Aber heute rufen sie sehr freundlich: „Ein schönes Wochenende!“
Gert ruft etwas überrascht zurück: „Ebenfalls ein schönes Wochenende!“ und geht aber schnell weiter.

Neben seinem Büro sind die zwei Kolleginnen von der Registratur noch in ihre Arbeit vertieft, zumindest scheint es so. Die Tür ist offen und Gert begrüßt sie. Am Anfang des Gespräches reden sie dienstlich und später übers Wochenende. Beide erzählen, dass sie auf den Bauernhöfen ihrer Eltern bei der Erntearbeit mithelfen werden.
Irgendwie findet nicht nur Gert, sondern auch die Kollegen von der Abteilung die beiden Mitarbeiterinnen etwas komisch. Sie sind beide 30 Jahre alt, nicht verheiratet, sind immer gleich angezogen und tragen immer dieselbe Frisur. Die sicher schon sehr langen blonden Haare tragen sie jeweils zu einem großen Knoten zusammengesteckt. Hinter vorgehaltener Hand meint der eine oder andere Kollege, dass sie lesbisch sind, aber das ist wahrscheinlich nur ein Gerücht. Gert verabschiedet sich nach ein paar Minuten plaudern von ihnen mit den besten Wünschen zum Wochenende.

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