Verfluchte Seele: Gebannt in der Finsternis

Verfluchte Seele: Gebannt in der Finsternis

Andrea Herbert


EUR 22,90
EUR 18,99

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 594
ISBN: 978-3-99131-368-7
Erscheinungsdatum: 11.08.2022
Luzifer ist stärker als je zuvor. Als die Apokalypse bevorsteht, kämpfen Mike und Trish verzweifelt um die Rettung der Menschheit. Nur ein großes Opfer kann die dunklen Mächte noch aufhalten. Doch sind die beiden bereit, den Preis dafür zu zahlen?

~ Fluch ~


Prolog

Mein Name ist Mike. Ich bin ein Dämon, genauer gesagt, ein Vampir. Es ist aber nicht so, dass ich herumlaufe und den Menschen das Blut aussauge, das tue ich schon lange nicht mehr. Im Gegensatz zu dem, was oft an Mythen über Dämonen verbreitet wird, haben auch wir eine Seele. Jedes Geschöpf hat eine Seele. Die Frage ist nur, was man aus seinem Leben macht.
Wer Gutes tut, wird am Ende auch etwas Gutes bekommen. Wer sich aber für das Böse entscheidet, der wird bestraft. Am Ende des Lebens wird über das Schicksal jeder Seele entschieden. Entweder sie ist dann hell oder eben dunkel. Was nach dem Leben noch kommt, weiß ich nicht genau. Nur so viel kann ich sagen, die guten Seelen werden erlöst, die dunklen Seelen eben nicht. Wie die Erlösung aussieht, weiß ich nicht, denn erlöst bin ich noch nicht. Allerdings hat jeder die Chance seine Seele zu retten, selbst wenn er oder sie ein Dämon sein oder werden sollte. Es kommt nur darauf an, wie man lebt und welche Entscheidungen man trifft. Sollte am Ende das Gute überwiegen, dann kann man sich freuen, denke ich.
Leider gibt es auch Seelen, die nur schwer erlöst werden können, weil sie aus der Dunkelheit erschaffen und deshalb stärker an diese gebunden wurden. Die Seele meiner Freundin Trisha, der Liebe meines Lebens, ist eine von diesen Seelen. Jetzt erzähle ich, wie ich versucht habe, Trishas Seele, vor der Dunkelheit zu retten.


Kapitel 1

Rick Tanner saß in seiner Stammkneipe. Am selben Platz an der Bar wie jeden Abend, an dem er nicht arbeiten musste. Er trank den letzten Schluck aus der Bierflasche und stellte sie wieder auf den Tresen. Dann stand er auf und nickte Jordan, dem Barkeeper, zu. Dieser lächelte kurz und blickte dem 40-jährigen nach als er die Bar verließ.
Draußen angekommen nahm Rick eine Marlboro aus der Schachtel in seiner Manteltasche und zündete sie mit einem Streichholz an. In diesem Moment musste er über das Klischee lächeln, das er gerade bediente. Er sah kurz die Straße in beide Richtungen hinunter. Es war nichts zu sehen. Aber sein Gefühl sagte ihm, dass etwas im Argen lag. In jeder seiner Zellen konnte er förmlich spüren, dass etwas Großes geschehen würde. Allerdings hatte er nicht die geringste Ahnung wo und wann. Der überdimensional große Mond, der in den letzten Wochen jede Nacht am Himmel stand, schien seine Ahnung zu bestätigen. Nicht einmal die Experten der Nachrichtensender konnten dieses Phänomen erklären. Wissenschaftler behaupteten zwar immer wieder, dass dies nur eine optische Täuschung sei, bei der die verschmutzte Luft eine Rolle spielte, aber Rick hatte ein ungutes Gefühl bei der ganzen Sache. Mit diesen Gedanken konnte er sich momentan allerdings nicht beschäftigen. Jetzt musste er zuerst das tun, was er gelernt hatte. Rick Tanner musste Detektiv spielen. Damit verdiente er schließlich sein Geld. Und auch wenn er im Moment keine Aufträge hatte, würde sich schon bald wieder etwas ergeben. Das Böse verschwand nicht so einfach von heute auf morgen, das wusste er mit Sicherheit. Es war durchaus möglich, dass er mitten in der Nacht einen Anruf erhielt und sofort mit Ermittlungen beginnen musste. Diesen Ablauf hatte er schon oft mitgemacht. Keiner brauchte ihn dann, wenn er Zeit im Überfluss hatte, aber sobald er sich etwas anderes vorgenommen hatte, wartete ein dringender Fall auf ihn. Manchmal sogar mehrere gleichzeitig. Aber so war das Leben, Rick hatte sich hierfür ja selbst entschieden.
Er ging nach Westen die Straße hinunter. Rick hätte sich zwar ein Taxi nehmen können, doch ein kleiner Spaziergang an der frischen Luft hatte noch niemandem geschadet. Und in seinem Alter sollte man genug Bewegung in seinen Tagesablauf einplanen, das wusste er. Er würde nicht jünger werden, die grauen Strähnen in seinem schwarzen Haar erinnerten ihn jedes Mal daran, wenn er in den Spiegel blickte. Von Tag zu Tag fiel es ihm schwerer, seinem körperlichen Altern davon zu laufen. An der Highschool war er ein durchtrainierter Fullback gewesen, doch in den letzten Jahren hatte er immer wieder ein neues Wehwehchen bemerkt, das ihn auf sein stetes Älterwerden hinwies. Er nahm sich immer wieder vor, Sport zu machen und so das Altern seines Körpers hinauszuzögern, aber meistens fehlte ihm die Zeit. Er hatte es oft versucht, aber kaum hatte er seine Tasche gepackt und sich auf den Weg gemacht, hatte sein Handy geklingelt. Wenn also schon keine Zeit war, um ins Fitnessstudio zu gehen, dann konnte er wenigstens ab und an zu Fuß zu seinen Informanten laufen. Einer davon hatte seinen Unterschlupf nicht weit von der Kneipe. Also lief Rick in den Teil der Stadt, in dem er Garret vermutete. Im alten Industrieviertel, das wusste er, waren seine Chancen am besten, um den fast immer zuverlässigen Informanten zu finden. Der Kerl wusste immer, ob gerade etwas vor sich ging, von dem der Detektiv wissen sollte und mit etwas Glück hatte er auch Lust, darüber zu sprechen.
Rick lief die dunkle menschenleere Straße entlang. Nur wenige Laternen warfen ihr Licht auf den Asphalt. Ständig zerstörten Halbstarke die Lampen, indem sie Steine danach warfen oder mit geklauten Kanonen darauf schossen. Wenn er so darüber nachdachte, war es schon traurig, wie nötig es manche Jugendlichen doch hatten, Aufmerksamkeit zu erlangen und sich stark zu fühlen. Als Rick jung war, hätte ihm sein alter Herr gehörig in den Arsch getreten, wenn er von Vandalismus seines Sohnes erfahren hätte. Aber diese Zeiten waren lange vorbei. Vor einigen Jahren hatte die Stadt dann damit aufgehört, die beschädigten Glühbirnen jede Woche zu ersetzen und die Laternen zu reparieren. Einer seiner Bekannten aus der Stadtverwaltung Detroits hatte ihm gesagt, dass man es einfach für zu teuer hielt und sie deshalb nur noch alle acht bis zehn Wochen kontrollierte. Noch eine Sache, die es früher nicht gegeben hätte. Als er jung war, wollte sich jeder mit einer nach außen hin perfekt scheinenden Stadt identifizieren. Die Privatgrundstücke waren in einem annehmbaren Zustand gewesen und das öffentliche Eigentum war nur vom gesellschaftlichen Abschaum beschädigt worden, der dann auch angemessen bestraft worden war. Doch mit dieser Stadt ging es, wie mit dem Rest des Landes, wirtschaftlich und gesellschaftlich bergab.
Obwohl Ricks Gedanken immer wieder begannen, um den Niedergang der Gesellschaft und der heutigen Jugend im Besonderen zu kreisen, hatte er seine Umgebung genau im Blick. Er wusste, dass jeden Augenblick irgendwer aus einer Seitenstraße springen und ihm an die Gurgel gehen konnte. Er war so oft nachts unterwegs, dass er mittlerweile die meisten Geräusche problemlos zuordnen konnte. Ja, sein Job war nicht einfach, die Bezahlung schlecht und die Arbeitszeiten ließen ihm kaum die Möglichkeit ein Privatleben zu führen, aber irgendwer musste es machen. Und am besten machte es jemand, der Ahnung von der Materie hatte. Und Ahnung hatte er. Schon als Kind hatte er zur Polizei gehen wollen und nach dem Abschluss war er auch sofort an der Akademie aufgenommen worden. Allerdings hatte Rick schnell gemerkt, dass die Polizei mehr Regeln zu befolgen hatte als die Verbrecher und deswegen war es schwierig, die großen Fische ins Netz zu bekommen. Nach zehn Jahren in Uniform schied er aus dem Polizeidienst aus und machte sich als Privatdetektiv selbständig. In diesem Job musste er sich wesentlich seltener an unnütze Vorschriften halten und hatte keinen Vorgesetzten, dem er Rechenschaft schuldig war. Er fand zwar immer noch, dass die Arbeitsbedingungen nicht wirklich hilfreich waren, um ein geregeltes Leben zu führen, aber wenigstens hatte er freie Hand, wenn es darum ging, die Unschuldigen zu schützen.
Nach einer Viertelstunde kam er an einem baufälligen Gebäude an, das bis vor wenigen Jahren als Lager einer Baufirma gedient hatte. Er stand vor dem Eingang der Halle und blickte nach oben. In einem der Räume im obersten Stockwerk des dreistöckigen Lagerhauses brannte Licht. Garret war also zu Hause. Rick stieg die zwei Stufen zum Eingang hoch und betrat die Halle durch die schwere Metalltür. Von den Einrichtungsgegenständen war nicht viel übrig geblieben. Was die Firma bei der Schließung nicht weggeschafft hatte, war über die Jahre von Obdachlosen und anderen Angehörigen der Unterschicht mitgenommen worden. Die Treppe, die Rick jetzt hinauf ging, bestand aus rostigen Metallstreben. Deswegen setzte er langsam und vorsichtig einen Fuß vor den anderen. Jedes Mal, wenn er diese Ruine betrat, rechnete er damit, dass ihm der ganze Laden auf den Kopf fallen würde. Die Stufen quietschten bei jedem Schritt. Aber Rick hatte sich sowieso schon damit abgefunden, dass er sich an seinen alten Bekannten mit den Reißzähnen nicht anschleichen konnte. Er wollte nur den Treppenaufstieg überleben und nach dem Gespräch heil wieder nach draußen kommen. Am liebsten mit der ein oder anderen nützlichen Information, das war alles.
Im dritten Stock angekommen, wandte er sich nach links. Durch den Spalt unter der Tür am Ende des Ganges sah er Licht schimmern. Rick ging darauf zu und stellte sich vor die Tür. Dass er nicht klopfen brauchte, war ihm klar. Garret wusste, wer zu Besuch kam. Egal wie leise man sich bewegte, einem wie Garret konnte man nicht entkommen. Der Dämon hatte ein Gehör wie eine Fledermaus. Falls der Kerl bereit war zu reden, würde er ihn hereinlassen. Andernfalls war es Rick lieber, der Typ würde durch das Fenster verschwinden. Wenn es sich vermeiden ließ, legte sich Rick nicht mit dem Vampir an. Das hatte schon bei seinem ersten Treffen mit Garret dazu geführt, dass der Detektiv im Krankenhaus aufgewacht war. Also wartete er nur, bis die Tür aufgemacht wurde. Im Normalfall dauerte das keine Minute.
Wenige Augenblicke später wurde die schwere Tür auch schon aufgerissen und er stand einem schmächtigen Kerl gegenüber, mit blondem Haar und einem breiten gekünstelten Grinsen im Gesicht. Rick konnte sich nicht erinnern, dass Garret über die Jahre seinen Stil auch nur im Geringsten geändert hatte oder auf irgendeine Art gealtert wäre. Sogar die Klamotten waren dieselben wie jedes einzelne Mal, wenn er hier vorbeikam, ein brauner Wollpullover und dunkelblaue Jeans. Offensichtlich war der Informant gewillt ein Gespräch zu führen, aber nicht wirklich erfreut, den Detektiv wiederzusehen. Doch Rick war klar, Wenn ihm jemand helfen konnte, dann Garret. Der Umgang mit ihm war zwar nicht gerade leicht, aber er wusste immer, was vor sich ging.
„Was zur Hölle wollen Sie hier, Tanner? Raus damit, ich habe nicht viel Zeit!“
Garrets Begrüßung war netter, als der Detektiv erwartet hatte.
„Ich dachte, ich komm mal vorbei und schau, wie es dir so geht“, gab er mit einem Lächeln zurück.
„Natürlich“, sagte sein Gegenüber trocken, das Lächeln war nun verschwunden. Garret machte einen Schritt zur Seite und ließ den Detektiv in die Wohnung. Der Informant selbst ging mit schnellen Schritten in Richtung der Matratze, die er als improvisiertes Bett auf dem Boden nahe der nördlichen Wand liegen hatte.
„Weißt du, Garret, ich hab ein dumpfes Gefühl in der Magengegend. In letzter Zeit sind hier komische Dinge vorgefallen. Naja, da hab ich mir gedacht, du könntest mir vielleicht ein paar Informationen geben“, während er sprach, schaute er sich genau in dem Raum um und behielt auch seinen Gesprächspartner im Blick. Eine Überraschung war das Letzte, was Rick jetzt gebrauchen konnte.
„Wenn Sie von den Morden sprechen, dann kann ich Ihnen bedauerlicherweise nicht helfen“, Garret hatte jetzt wieder ein breites Grinsen im Gesicht. Diesmal schien mehr Gefühl darin zu stecken als bei der Begrüßung.
„Ach, wirklich? Wenn jemand weiß, was hier vor sich geht, dann doch wohl du. Los, spuck es aus! Wer entführt und ermordet diese jungen Männer?“
Ricks Blick war starr auf seinen Informanten gerichtet. Er wusste, dass er ihn nicht einen Moment aus den Augen lassen durfte.
„Gut, hören Sie mir zu“, das Lachen war nun einer ernsten Miene gewichen.
„Das ist zu groß für Sie, Tanner. Es gibt Mächte in dieser Welt, die um einiges stärker sind als alles, was Sie bisher gesehen haben. Dabei sollten Sie es belassen. Wäre besser für Ihre Gesundheit.“
Rick warf einen Blick zurück, der Garret sagte, dass die Informationen keinesfalls ausreichend waren.
„Tanner, dass ich Ihnen nichts darüber erzähle, heißt keineswegs, dass ich Sie beschützen will, weil ich Sie mag. Im Gegenteil, ich kann Sie nicht im Geringsten ausstehen und ihr Tod wäre eine echte Erleichterung für mein Leben. Ich werde Ihnen nichts sagen, weil es Ihnen sowieso nicht hilft“, er blickte Rick direkt in die Augen.
„Zu schade, aber ich fürchte, es ist bereits zu spät. Das Ende hat schon begonnen und niemand wird den Ausgang dieses Mal beeinflussen können!“
Mit diesen Worten drehte sich Garrett zum Fenster um und rannte los. Rick wusste, dass er ihn nicht aufhalten konnte, deswegen versuchte er es auch nicht. Es war nicht das erste Mal, dass einer seiner Informanten keine Lust auf eine weiterführende Konversation hatte. Sein Blick folgte Garret, als dieser mit einem mächtigen Satz durch das geschlossene Fenster sprang. Die Scheibe zerbarst in kleine Scherben und Rick musste sein Gesicht wegdrehen, um nicht verletzt zu werden. Der Detektiv schüttelte sich mit einer leichten Drehung das Glas vom Mantel, ging zum Fenster und blickte hinaus, doch Garret konnte er nirgends entdecken. Der kleine Bastard hatte sich auf theatralische Weise in vollem Tempo aus dem Staub gemacht und der Art seines Abgangs nach zu urteilen, würde er auch in der nächsten Zeit nicht wieder zurückkommen.
Tanner trat nun seinerseits den Rückweg an. Ihm war klar, dass er jetzt anders an Informationen über dieses ominöse Ereignis kommen musste, das angeblich bevorstand. Der Besuch hier hatte ihm nicht wirklich weitergeholfen. Das etwas Größeres im Busch war, hatte Rick schon vorher geahnt. Was auch immer das Ende sein sollte, das nicht abzuwenden war, konnte er sich nicht im Geringsten erklären. Garret würde sich nun eine längere Zeit nicht mehr sehen lassen, der war wieder abgetaucht. Rick hasste Vampire, er hasste sie wirklich!
Als der Detektiv wieder nach Hause in sein Appartement kam, stand die Sonne bereits hoch am Himmel. Er hatte in dieser Nacht einen weiten Fußmarsch zurückgelegt, aber so gut wie nichts Neues herausgefunden. Keiner seiner Informanten hatte ihm etwas sagen können oder wollen. Wie er unglücklicherweise herausfinden musste, waren die meisten von ihnen bereits abgehauen. Dieser Umstand bestätigte seine Ahnung. Es war sicher, dass in der nächsten Zeit etwas Weltbewegendes geschehen würde.
Jetzt aber wollte er nur noch ins Bett. Seine Füße schmerzten. Um seine Quellen aufzusuchen, war er nicht nur durch die halbe Stadt gelaufen. Er hatte auch einige Meilen in der Kanalisation zurücklegen müssen. Dämonen waren eben schwer zu finden und wenn man sie gefunden hatte, waren sie verdammt schwer zu befragen.
Rick öffnete die Tür und betrat sein Appartement. Im Wohnzimmer ließ er den Trenchcoat auf die Rückenlehne seines alten Sessels fallen und streifte sich die Schuhe von den Füßen. Ihm fielen die Augen schon zu, wenn er nur an sein Bett dachte. Durch die Fenster schien die Sonne, doch eigentlich konnte er den Weg zum Schlafzimmer auch blind finden. Rick war sich sicher, nach ein paar Stunden Schlaf würde er weiter machen, es gab noch einige Plätze, an denen er mögliche Informanten finden konnte. Er knöpfte sein Hemd auf und öffnete seinen Gürtel. Dann griff er mit der rechten Hand nach der Tür, die ihn von seiner wohlverdienten Ruhe trennte.
Als er gerade den Knauf drehte, hörte er ein Klopfen an der Eingangstür. Nein, nicht jetzt! Er konnte es nicht glauben. Wieso? Wer zur Hölle konnte das sein? Er hielt den Türknauf einen Augenblick lang fest und fragte sich, ob er das Klopfen einfach ignorieren sollte. Einfach ins Bett gehen und schlafen. Würde er erst liegen, könnte der Typ da draußen so laut klopfen, wie er wollte. So müde wie der Detektiv war, könnte ihn nicht einmal eine Explosion unter seinem Bett wecken, wenn er erst schlief. Rick holte tief Luft und machte kehrt. Er konnte es nicht ignorieren. Das war schon immer sein Problem gewesen. Wenn jemand seine Hilfe brauchte, war er da. Verdammt! Er hasste das! Deswegen hatte ihn schon seine Frau vor vier Jahren verlassen. Der Privatdetektiv hatte immer versucht allen zu helfen. Dabei hatte sich seine Frau Gina vernachlässigt gefühlt und war mit einem ihrer Kollegen durchgebrannt.
An der Eingangstür angekommen holte er nochmals tief Luft und knöpfte sein Hemd wieder zu. Langsam drehte er den Knauf und öffnete die Tür. Bei seinem ersten Blick durch den größer werdenden Spalt blieb ihm fast die Luft weg. Da stand eine junge Frau. Lange, dunkelbraune Haare, braune Augen und ein Traumkörper. Ihr weißer Pullover war tief ausgeschnitten und die dunkelblauen Jeans saßen hauteng. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wer sie war. Sie war ihm noch niemals zuvor begegnet, an diese Frau hätte er sich hundertprozentig erinnert. Das Gesicht jedes Menschen, und jeder Kreatur, mit der oder dem er in seinem Leben zu tun gehabt hatte, war in seinem Kopf abgespeichert. Aber das Bild einer schönen Frau brauchte er nicht erst bewusst zu speichern, in der Beziehung war er wie jeder andere heterosexuelle Mann auf Erden. Rick war nun wieder hellwach und Willens, alles über die schöne Unbekannte herauszufinden.
„Guten Tag, Miss. Wie kann ich Ihnen helfen?“
„Hi“, begann die Schönheit und fragte dann: „Sind Sie Rick Tanner?“
„Ja, der bin ich“, er lächelte.
„Gut“, sie erwiderte sein Lächeln.
„Sie sind meine einzige Hoffnung.“

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