Schatten des schwarzen Lichts (Band 1)

Schatten des schwarzen Lichts (Band 1)

Seele und Cyberware

Peter Jakkyl


EUR 17,90
EUR 10,99

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 328
ISBN: 978-3-99038-920-1
Erscheinungsdatum: 31.03.2016
Eine Gruppe musste in die Kriminalität abtauchen und wird ohne Gnade vom Gesetz gejagt. Für ihre Auftraggeber sind sie jedoch austauschbare Ware, also darf es kein Scheitern geben, denn in dieser Welt lauern zahlreiche Gefahren.
Warum immer auf den Boden werfen?

„Und wie zum Teufel soll ich hier was erkennen?“ JC Denton lag auf dem Dach eines Hochhauses und spähte hinunter in eine Menge, die sich wie eine zähflüssige Masse über die Straßen bewegte. Er versuchte sich auf seinen Auftrag zu konzentrieren. Das schwarze Fadenkreuz des Zielfernrohres strich über die Menschen und Metamenschen. Er suchte nach der Person, die er ausschalten sollte. Der Auftrag lautete einen Mann, einen Menschen, der für einen Sicherheitskonzern arbeitete, den Kopf wegzublasen. Da ihn ein gewisser anderer nicht leiden konnte. Der „Gewisse andere“, hatte genug Geld, um sich die Dienste eines Profis zu leisten. Wie, wann, wo, war dem Auftraggeber Mister Jonson vollkommen egal. JC hatte eine genaue Beschreibung des Mannes und mehr brauchte er nicht. Aber es war unmöglich die Zielperson zu erkennen. Überall flogen Luftschlangen und Konfetti durch die Luft, die seine Sicht zusehends erschwerten. Die Leute aller Rassen auf den Straßen waren eher hinderlich als hilfreich. JC war es ziemlich egal, wenn jemand vor seinem Ziel stand. Seine Waffe war stark genug, um das Projektil nicht einmal durch eine massive Wand von der Flugbahn ablenken zu lassen. Zu allem Überfluss begann es auch noch ziemlich stark zu regnen. Es blitzte. In dem kurzen Lichtblitz wirkte es, als ob JC gar keine Augen in den Höhlen hatte. Er hatte sich die Cyberaugen schwärzen lassen. Als es noch stärker zu regnen begann, entfalteten auf den Straßen die Leute ihre Regenschirme und jetzt war JC sprichwörtlich am Arsch. „Verfluchter Scheißdreck. Und jetzt!? Warum ist den die gesamte Welt gegen mich? Ich bin doch nur ein bisschen kriminell.“ JC spähte noch etwas umher, aber es war zwecklos. Er versuchte es dann auch mit der Thermalsicht. Doch die schimmernden Wärmesilhouetten, die sich durch die Regenschirme zeichneten, halfen ihm überhaupt nicht weiter. Der Regen durchweichte JCs schulterlanges, schwarzes Haar und dicke Tropfen rannen ihm über die Stirn. Das schwarze Barrett 121 begann nun zu glänzen. Das mochte er gar nicht. Der Lauf glitzerte und das konnte für ein geübtes Auge seine Position verraten. Er hatte den Lauf zwar mit Imprägnierspray präpariert, aber Regen war eben Regen. Da half alles nichts. Die Imprägnierflüssigkeit wurde einfach weggeregnet. Der Waffe selbst machte das ganze Wasser überhaupt nichts aus. Sie hatte zusammen mit JC schon Schlimmeres durchgemacht. „Verflucht. Ich werde mir was Besseres überlegen müssen.“ Er klappte die Zweibein-Schützenhilfe, die unter dem Lauf befestigt war nach hinten und erhob sich langsam. JC zog das Kabel aus seiner Datenbuchse, das er mit dem Zielfernrohr verbunden hatte. Er hätte ja nur zu gerne die Schlagzeilen der Seattle News gesehen, wenn er geschossen hätte. Er schloss kurz die Augen und stellte sich die Zeilen vor.
‚Lonestar findet toten Körper auf Straße. Die Parade des wieder kandidierenden Bürgermeisters Montgomery Higgins verfällt ins Chaos. Die Behörden gehen von einem Scharfschützen aus. Die faustgroße Eintrittswunde der betreffenden Person ließ die Leute in Panik geraten. Die Austrittswunde hatte die Größe einer Wassermelone. Das Projektil konnte bis jetzt noch nicht geborgen werden, da es mindestens 10m tief im Asphalt steckt. Lonestar-Ballistiker vermuten ein Hochgeschwindigkeitsgeschoss.‘
JC grinste in sich hinein. Die Projektile, die er für diesen Auftrag verwendete, waren 6 x 22 cm groß und durchschlugen einfach alles, was so dumm war, sich in den Weg zu stellen. Das Barrett Modell 121 feuerte mit doppelter Überschallgeschwindigkeit und nicht einmal eine gepanzerte Limousine war davor sicher. Er grinste noch etwas breiter. Doch das Lächeln erstreckte sich nicht auf seine kalten, emotionslosen Cyberaugen. Er war stolz auf seine Waffen- und Munitionssammlung. Vor allem hatte er für das Barett mehrere Munitionstypen zur Auswahl. Vollmantelgeschosse, panzerbrechend. Splittergeschosse. Dum-Dum-Geschosse. Geschosse, die beim Aufprall detonierten und noch so einiges Spielzeug. Zwar passten in das Magazin nur vier Schuss, aber das reichte ihm. Die größeren Magazine für zehn Schuss lagen bei ihm zu Hause auf dem Küchentisch. Aber man konnte eben nicht schießen, wenn man kein Ziel hat. JC warf einen kurzen Blick in den Himmel. Schwarze Wolken ließen keinen einzigen Stern durchblicken. Er fragte sich, ob er bei dieser Sintflut, die sich aus dem Himmel ergoss, eine Zigarette anzünden konnte. Tatsächlich schaffte er es. Nach zwei tiefen Zügen steckte er das Kabel in eine Innentasche seines bodenlangen, schwarzen Ledermantels, der im Wind schwer wehte. Die silbernen Zeichnungen an den Schultern erinnerten ihn jedes Mal aufs Neue an einen Horrorfilm. Er sah auf seine Stiefel. Die Hose hing über einem Paar Springerstiefel, 20 Loch hoch und an den Außenseiten glitzerten vier großen Schnallen. Er brauchte zwar ewig, bis er in den Dinger drinnen war, aber dafür hatten ihm die Stahlkappen schon einige Dienste geleistet. JC drehte sich zur Tür um, durch die er auf das Dach gekommen war. Die ihm aber im selben Moment entgegensprang und auf ihn zuflog. JC reagierte rasend schnell, um nicht von der Tür vom Dach gefegt zu werden. Er bewegte sich mindestens dreimal so schnell wie ein normaler Elf. Wie in Zeitlupe sprang er auf die Seite und rollte sich ab. Hinter einem hüfthohen Lüftungsverteiler ging er in Deckung. Das konnten nur die Cops sein. Diese Art, eine Tür zu öffnen, war ganz in ihrem Stil. Aber wie um Himmels willen wussten sie, dass er hier war? „JC Denton! Ich weiß, dass sie hier sind. Sie haben keine Chance zu entkommen. Wir sind in der Überzahl und ihr Fluchtweg ist versperrt.“ JC erkannte die Stimme, Sergeant Slow. Einer der „korrekteren“ Bullen, die herum liefen. JC saß in der Falle. Er konnte keinen Blick über den Verteiler riskieren. Es hatten gewiss alle die Waffen im Anschlag und waren sicher bereit ihm den Kopf weg zu schießen. Aufs Sterben hatte er keine Lust. Aber wer hat das schon? „O.k! O.k Gibt’s nicht eine Möglichkeit für mich hier rauszukommen ohne Knast?“ Ein schallendes Gelächter kam als Antwort. „Fragen kann man ja mal“, dachte JC. „Nein, das glaube ich nicht, aber sie könnten ja mal einen Vorschlag machen!“ JC grübelte „Ich könnte sie … bestechen.“ „Dieses blöde Lachen.“ „Was haben Sie, was Sie glauben, das ich haben möchte?“ „m… Geld!“ Der Cop lachte erneut. JC nutzte die Zeit. Er beobachtete seine Umgebung. Auf die Straße springen kam nicht in Frage. Seine Sprungmotoren waren nicht stark genug, um einen Sprung aus dieser Höhe zu dämpfen. In dem gegenüberliegenden Gebäude schloss jemand die Vorhänge. Die Spiegelung des Daches war im Fenster gerade so zu erkennen. Das brachte ihn auf eine Idee. „Warten Sie. Geben Sie mir 2 Minuten Bedenkzeit.“ „Wofür?“ „Zum Denken!“ „Was wollen Sie in ihrer Situation schon groß bedenken?“, raunte der Cop. „Tja. Ob ich mich ergebe oder gleich selbst erschieße.“ „Also gut, du sollst deine Minuten haben, Denton.“ JC blickte auf das Fenster gegenüber der anderen Straßenseite. In seinen Augen summte ein kleiner Motor. Das Fenster wurde viele Male vergrößert. Er sah seine eigene Position und dann die der anderen Cop’s. Slow stand in der Mitte des Daches. Zu seiner Rechten waren drei weitere Bullen. Zwei hatten M4 Karabiner. Dann war da noch ein weiterer mit einem LAW-Raketenwerfer auf der Schulter. Links neben Slow waren noch zwei weitere Cops, sie standen in derselben Linie mit der Tür. Einer war bewaffnet mit einer P90. Der Andere hatte eine deutsche, taktische Sturm MP. „Verfluchte Scheiße, das ist etwas zu viel Bewaffnung.“ Doch da er die Knarren aller kannte und wusste wie sie funktionierten, entwarf er sofort einen Plan. JCs taktischer Computer errechnete in Millisekunden die Bewegungen, die die Cops machen könnten. „O.k. Ich glaub, ich werde mich nicht erschießen. Ich komm raus.“ Langsam streifte er das Barrett von der Schulter und nahm es mit der rechten Hand am Griff. Er hob es langsam in die Höhe. Dann stand er noch langsamer auf. Beide Hände in den sternenlosen Himmel gestreckt ging er auf Slow zu. „Das war aber jetzt sehr langsam. Kommen Sie her … das ist nahe genug, Denton. Lassen Sie das Gewehr auf den Boden fallen.“ „Nein“, sagte JC eiskalt. „Was nein?“ „Nein insofern, dass mir dann meine gesamte Zieleinrichtung verbogen wird. Ich werd’s auf den Boden legen.“ „Na gut, aber keine hektischen Bewegungen.“ In JCs Blickfeld blendete er nun das rote Fadenkreuz seiner Smart Verbindung ein, verschiedene Entfernungsdaten erschienen. Er blickte auf Slow. Er war 2 Meter entfernt. Aber ihn interessierte mehr der Trottel mit dem Raketenwerfer, der war 8 Meter entfernt und zielte genau auf JC. JC ging in die Knie und berührte mit der Spitze seines Gewehrlaufes den Boden. Dann schaltete er die Reflexbooster wieder ein. Nun verschwamm alles in Zeitlupe. JC sprang nach vorne und im nächsten Moment schoss er genau in die Mündung des Raketenwerfers. Ein leises Zischen und das Projektil fegte durch die Luft und in die Mündung hinein. Die Rakete, die geladen war, explodierte in weißlichem Licht. Alle drei Stars, die in der Nähe standen, wurden durch die Luft geschleudert. Der Raketenschütze wurde sogar vom Dach geworfen, die anderen beiden fingen noch im Flug Feuer. Das konnte nur eine Phosphor-Rakete gewesen sein. JC duckte sich unter dem ausgestreckten Arm von Slow hindurch, dessen Hand nun eine Pistole enthielt, und rammte ihn nach vorne. Das Barrett ließ er fallen. Für einen weiteren Schuss musste er repetieren, dafür hatte er nicht die Zeit. Das dumpfe „Klonk“, das der Stahl verursachte, als das Gewehr auf den Boden fiel, schmerzte in JC’s Seele. Er mochte seine Waffe. Waren nicht alle Scharfschützen mit ihren Gewehren irgendwie … verheiratet? Slow war schon herumgedreht und JC packte ihn um den Hals. Er presste Slows Rücken an seine Brust und nutzte ihn als menschlicher Schutzschild. JC hatte plötzlich ein eigenartiges Gefühl, so als ob er nach hinten gedrückt wurde. JC kämpfte dagegen an, drückte sich selbst etwas nach vorne. Das Gefühl wurde stärker. Die beiden anderen Cop’s hatten offenbar begriffen, was vorgefallen war. Etwas durchgeschüttelt wegen der Explosion eröffneten sie das Feuer. JC sah die Projektile auf sich zurasen und in die Panzerweste von Slow einschlagen. Er warf sich mit samt dem Bullen auf die Seite. JC fühlte ein Kribbeln in den Armen und Beinen. Selbst in seinem Kopf. Seltsamerweise im Bereich um seine Festplatte herum. Er griff im Flug nach seiner Ares Predator 3 und schoss zurück. Das Fadenkreuz bewegte sich auf die Stirn des einen Cop’s und im nächsten Moment war da schon ein Loch. Der andere Cop blickte kurz zu seiner Rechten und das war ein Fehler. Im nächsten Moment brach ein weiteres von JC’s Projektilen in seine Schläfe. Die Boltpatrone splitterte sich innerhalb seines Schädels auf und verarbeitete sein Gehirn zu Brei. Dann schlugen er und Slow auf dem Boden auf. Slow blinzelte und starrte JC genau ins Gesicht, der nun auf seiner Brust saß und die Waffe in dessen Mund gesteckt hatte. Slow blinzelte noch mal. „Verdammt noch mal. Was war das gerade für ’ne verfluchte Scheiße?“, sagte JC mit eisiger Ruhe. „Mmbf … mmm …!“ „Was?“, grinste JC und fixierte Slow. Mit seinen Knien drückte er Slow’s Ellenbogen auf den Boden. Er griff an sein linke Halfter, holte eine zweite Ares heraus und legte die Mündung unter Slow’s Kinn. Langsam nahm er die Pistole, die er in der rechten Hand hielt, aus dem Mund des Bullen. „Sie dummes Arschloch!“, fluchte und schrie Slow, während er in das blasse Gesicht von JC blickte. JC sah ihn nur an. Er hatte ein schräges Lächeln aufgesetzt, das den Cop anscheinend immer wütender machte, während der Regen auf das Gesicht des Bullen prasselte. „Och, warum so mürrisch? Machen wir es so, ich stelle Ihnen eine Frage, und wenn mir die Antwort gefällt, werden Sie vielleicht überleben.“ Aus JCs Pferdeschwanz hatten sich durch das Gefecht einige Strähnen gelöst. Das Wasser rann daran herunter und tropfte auf Slow’s Stirn. „Also. Erste Frage: Wie viele Leute warten im Treppenhaus?“ Slow öffnete den Mund. „50“, sagte er knapp. Das konnte nicht stimmen. „Gut, das hat mir nicht gefallen und deshalb werden Sie sterben.“ „NEIN WARTEN SIE.“ „Wenn jetzt nicht etwas Informatives kommt, bist du tot, Sternchen. Sie sind mir im Weg.“ Slow starrte ihn nur böse an. JC war es jedoch egal, ob der Cop noch irgendwelche Infos hatte. JC war es egal, ob Slow noch eine Familie hatte. JC war alles egal. Dieser Lonestar-Bulle, der schon zweimal versucht hatte, ihn zu schnappen. Nun hatte JC die Gelegenheit ihn ein für alle Mal aus dem Weg zu räumen. Außerdem war er JC im Weg und er hielt ihn nur unnötig auf. So drückte er einfach ab. Mit einem lauten Knall verteilte sich Gehirn auf dem Dach. Es brach aus der Schädeldecke und zeichnete die Spuren des Einschusses. Auf den verzweifelten Ausdruck, der immer noch in den offenen Augen des Cops stand, achtete JC nicht. Er stand auf und blickte sich um. Er war doch normalerweise schneller und was war das für ein eigenartiges Kribbeln? So, als ob er aus seinem Körper herausgezogen würde. Vielleicht lag das an der neuen Software, die er sich auf seine Festplatte geladen hatte. Der taktische Computer half ihm die Bewegungen des Feindes voraus zu sehen. JC kümmerte sich jedoch im Moment nicht um dieses Gekribbel. Er schnappte sich sein Gewehr, hängte es sich wieder über seine Schulter und lud die Ares neu. Seine Zigarette schwamm nutzlos in einer Wasserpfütze herum. Er überlegte kurz, ob er sich eine Neue anzünden sollte, doch er entschied sich dagegen. Dann spurtete er los in Richtung Tür. Die zweite Ares war wieder in seinem linken Hüfthohlster. Wie eine Spezialeinheit näherte er sich dem Treppenhaus. JC ging schnell die Stufen hinunter. Im Treppenhaus, einige Stockwerke tiefer, waren Leute postiert. JC griff mit der linken Hand unter den langen Ledermantel und zog eine Granate hervor. Er hakte den Ring, an dem der Sicherungsstift befestigt war, an dem Halfter ein und zog kräftig. Das elendigliche Ding löste sich nur schwer. Er dachte kurz an die Kriegsfilme, die er gesehen hatte und musste schmunzeln. In den Filmen zogen die Soldaten den Splint immer mit den Zähnen heraus. Das Problem war, dass das nicht möglich war, denn man würde sich das Gebiss herausreißen. Er ließ den zweiten Sicherungssplint wegschnappen. Das helle „Klink“ war im gesamten Treppenhaus zu hören. Unten im Treppenhaus schrie jemand: „Granate!“ JC warf die Granate nach unten. Sie schlug auf eine Stufe, sprang schräg in die Höhe und explodierte. Binnen Sekunden breitete sich schwarzer Qualm aus. Die gesamte Sicht war buchstäblich vernebelt. JC rannte los. Er schaltete auf Thermalsicht und nahm nun von allem nur noch Thermoumrisse wahr. Er sprang die Stufen hinunter und erledigte einen Cop, der ihm gerade den Rücken zudrehte, durch einen Genickschuss. Er fiel nach vorne und auf zwei weitere Lonestar-Bullen, die ihn aufzufangen versuchten. JC sprang mithilfe seiner Sprungmotoren über die anderen Bullen hinweg, bremste ab und visierte die beiden an. Seine Mündung gab zwei weitere Projektile frei. Beide Cop’s wurden im Kopf getroffen. Die Helme, die sie trugen, schützten sie in keinster Weise vor JCs Geschossen. Er kurvte eine weitere Etage hinunter. Siebter Stock. Er musste in den vierten. „Verflucht. Wo ist der vierte? Na ja. Vermutlich weiter unten.“ Auf der Treppe erwarteten ihn drei weitere Cop’s. Durch den Qualm hatten sie JC nicht bemerkt. Er feuerte erneut zweimal. Die Projektile trafen den Ersten mitten in sein Gesicht. Der zweite Schuss prallte von irgendetwas ab. JC hörte ein metallisches Geräusch, als der Querschläger sich auf eine andere Flugbahn machte. Die Lonestar’s eröffneten das Feuer. Keiner konnte JC sehen, jedoch wurde die Wand am oberen Treppenende durchlöchert. Es blieb nicht viel Zeit, JC musste seinen Wagen erreichen, bevor die Verstärkung das gesamte Treppenhaus stürmte. Er blickte noch einmal schnell um die Ecke. Die Thermalumrisse der Cops waren schwächer als üblich. Beide hatten Stahlschilde. Lonestar hatte wohl eine Antiterroreinheit gerufen. Die Verstärkung war offensichtlich schon da. JC hatte nur eine Wahl. Er nahm das Barrett von der Schulter, repetierte und steckte das Kabel wieder ein. Dann zielte er mit der Waffe um die Ecke ohne seine Position zu verlassen. Das Bild des Zielfernrohres blendete er in einem kleinen Fenster am rechten oberen Rand seines Blickfeldes ein. Es zeigte ihm die Wärme der Polizisten. JC schaltete den Zoom auf die niedrigste Stufe und zielte auf den Körper des Bullen, der ihm am nächsten stand. JC drückte ab. Der Schuss hallte im Treppenhaus wider. Der Lichtblitz des Mündungsfeuers erhellte die Szenerie. Der Cop wurde von den Füßen gerissen. Das Projektil war durch die Stahlplatte geschlagen und auch durch die rückwärtige Wand gerast und dann irgendwo hin. JC repetierte und drückte erneut ab. Dem zweiten Cop erging es nicht anders. Auch er segelte ähnlich einer Marionette nach unten. JC lud wieder durch. Er hatte noch einen Schuss im Magazin des Scharfschützengewehrs. Warum und wann er den Schallunterdrücker vom Lauf genommen hatte, wusste er nicht. Er atmete ein und stand schnell auf. Die kurze Pause machte ihm jetzt erst bewusst, wie sehr der Rauch im Hals kratzte. Schreie drangen unten von der Straße herauf. Das Scharfschützengewehr wieder auf der Schulter, setzte er den Sprint in den vierten Stock fort. Im Magazin seiner Ares befanden sich noch drei Schuss, die er sofort in die nächsten Cops verfrachtete. Der Schlitten seiner Waffe sprang zurück und klinkte sich ein. Die schwere Körperpanzerung hatte diesem Bullen auch nichts gebracht. Der Rauch war nun nicht mehr so undurchdringlich dick. Endlich erreichte er das Stockwerk, in das er wollte. JC spurtete den langen Gang entlang und schaltete wieder auf normale Sicht. Während er lief, hielt er seine Waffe mit dem Lauf schräg in die Höhe. Das Magazin glitt heraus und er fing es auf. Schnell legte er ein Neues ein. So wie es eingerastet war, schnappte der Schlitten wieder nach vorne und die Waffe war wieder schussbereit. Er rannte bis zu einer Tür mit der Nummer 42 A und trat diese ein. Zumindest versuchte er es. Die Tür war anscheinend verstärkt. Er schoss auf das Schloss und warf sich dann noch einmal dagegen. Mit einem Krachen stolperte er in eine Küche und sah drei Menschen. Das letzte Mal war die Wohnung noch unbewohnt gewesen. Ein Mann, etwas kräftiger gebaut und mit einem Golfschläger bewaffnet, stand vor JC. Dahinter waren eine Frau mittleren Alters und ein kleiner Junge, der sich an, wahrscheinlich seine Mutter, klammerte. JC’s taktischer Computer meldete, dass von dem Golfschläger-Mann eine gewisse Bedrohung ausging. „Halt, ich warne Sie! Wenn Sie meiner Familie etwas antun, werde ich Sie wie einen Golfball benutzen. Mein Handicap liegt bei 3.“ JC sagte das gar nichts, er war nicht gerade der Profigolfer schlechthin. Er hatte nur einmal gespielt und musste dann aber feststellen, dass er besser schießen konnte. Doch mit drei schweren Schritten durchquerte er den Raum. Aus JCs linker Hand schossen zwischen jedem Knöchel, Sporne heraus. Zentimeterlang, Kohlefaser, Teleskop und tödlich scharf. Mit einer Bewegung schlug er den Schläger in der Mitte durch. Die gesamte Familie wich an die Küchenkästen zurück, während die Stücke des Schlägers auf dem Teppich herumrollten. Der Vater hob aber dennoch die Fäuste. „Sie bekommen meine Familie nicht einmal über meiner Leiche.“ Er sprach ängstlich, aber bestimmt. Der Mann hatte Courage. „Hey, beruhigen Sie sich. Ich will nichts von Ihrer Familie, solange Sie mir nicht in die Quere kommen. Ich will nur ein Fenster benutzen.“ JC senkte die Stimme zu einem tiefen bedrohlichen, roboterähnlichen Ton. „Werden Sie mir in die Quere kommen?“ Der Mann schluckte, schüttelte aber sofort den Kopf. „Gut“, sagte er und griff in seine Hosentasche. JC holte einen Credstick heraus, den er auf den Tisch warf. „Ich entschuldige mich für die Tür, das dürfte auch für das Fenster reichen. Sie haben mich nie gesehen. Wenn doch, schneide ich Ihnen alles ab, was irgendwie von Nutzen sein könnte.“ Bei diesen Worten schwang JC die Sporne vor der Nase des Mannes hin und her. Dann ging er in einen, zum Schlafzimmer gewordenen Raum und schlug das Fenster ein. Er blickte hinunter auf die Straße. Das Gebäude gegenüber war gut 30 Meter entfernt. Er schoss auf ein anderes Fenster, stieg auf den Rahmen und stieß sich ab. Die Sprungmotoren in seinen Beinen erledigten den Rest. Er flog beinahe durch das zerbrochene Fenster einen Stock tiefer. Er rollte sich ab und rannte zur Eingangstür, öffnete sie, indem er sich dagegen warf, und spurtete das Treppenhaus hinunter. Bis zu einer Hintertür, die wiederum verschlossen war. „Warum hatten die Menschen nur dieses blöde Bedürfnis alle Türen zu verschließen? Wenn jemand irgendwo rein will, ist es ihm doch vollkommen egal, ob die Tür verschlossen war oder nicht.“ JC schoss wieder das Schloss auf und befand sich nun in der dunklen Gasse, in der sein Auto stand. Er öffnete die Tür, verstaute das Barrett unter der Rückbank und startete den Motor seines alten, klapprigen, zwei türigen Golfs. Der Motor erwachte noch klappriger zum Leben und er fuhr den Verkehrsregeln entsprechend die düstere von Laternen gesäumte Straße entlang.

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