Sarinos von Unique

Sarinos von Unique

Walter Aschacher


EUR 23,90
EUR 19,99

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 204
ISBN: 978-3-99146-183-8
Erscheinungsdatum: 29.06.2023
Sarinos erwacht nach einem Besuch bei Freunden mit einem Brummschädel in einer ihm unbekannten Holzhütte. Was ist geschehen? Langsam versucht er sich zu erinnern, kommt aber nicht weit. Mutig erkundet er die neue Umgebung – und das Abenteuer nimmt seinen Lauf.
Sarinos


Sarinos erwachte mit schrecklichen Kopfschmerzen. Beim Versuch aufzustehen, sank er augenblicklich mit schmerzverzerrtem Gesicht wieder zurück auf das Bett. Er hielt die Augen fest geschlossen und umfasste seinen Kopf mit beiden Händen. Mühsam überlegte er, woher diese Schmerzen nur kommen konnten. Am Abend zuvor war er bei Freunden zu Besuch und hatte ein paar Gläschen getrunken. Aber die konnten nicht der Grund dafür sein, denn er erinnerte sich noch daran, dass er schon früh, aber nicht betrunken, mit seinem Auto nach Hause gefahren war. Doch ab diesem Zeitpunkt hatte er keinerlei Erinnerung mehr. Während er so überlegte, spürte er etwas Sonderbares an beiden Handrücken, wie Haare, ganz fein und warm.
Plötzlich war er hellwach und sprang mit einem Satz aus dem Bett. Ein unbekannter Anblick bot sich ihm, denn er befand sich in einer alten Holzhütte. Einer Hütte, die aus robusten dicken Baumstämmen gebaut worden war. An der Rückwand stand ein Bett aus einfachen Brettern mit einem Strohsack als Matratze und einigen Fellen darauf. Links vom Bett an der Wand war ein Fenster und davor standen ein Tisch und ein Sessel. Neben dem Fenster an einem Regal hingen ein Topf aus Eisen samt Deckel, ein Holzteller, eine Holzschüssel sowie eine Gabel und ein Löffel aus Holz. An der Wand gegenüber vom Bett war eine Tür, daneben befanden sich ein leerer Haken und eine große Truhe. Langsam ging er zum Fenster und blickte hinaus, wobei er nicht viel sehen konnte, denn alles war nur weiß. Im Fenster war kein Glas, obwohl es so aussah und man hindurchsehen konnte. Auch konnte man nicht hindurchgreifen, irgendetwas war da, was er sich aber nicht erklären konnte. Auf dem Weg zur Tür warf er einen Blick in die Truhe, die jedoch leer war. Danach öffnete er sie und trat hinaus ins Freie. Ungefähr zwei Meter von der Hütte entfernt erblickte er eine weiße, milchige Substanz, die sich rund um die Hütte und auch darüber ausbreitete. Vorsichtig streckte er die Hand aus, um diese Substanz zu berühren. Aber man spürte nichts, fast so, als wollte man eine Rauchwolke anfassen. Daraufhin fasste er sich ein Herz und ging in diesen weißen Nebel hinein. Nach zwei Schritten war er hindurch und ein weites grünes, leicht hügeliges Land erstreckte sich vor ihm. Seine Hütte befand sich am Rand einer weitläufigen Ebene, die so groß war, dass über einhundert seiner Hütten Platz gehabt hätten. Richtung Süden fiel das Land gemächlich ab und weit unten sah man einen See und viele Bäume, wobei die Sicht leider nicht sehr gut war. Fast so, als schaue man durch einen grauen Filter. Nach Westen erstreckte sich ein weites, hügeliges Land, auf dessen nördlicher Seite sich eine Felswand nach oben zu ziehen begann. Wobei sich der Hügel ungefähr einen Kilometer Richtung Westen nach oben erstreckte und am höchsten Punkt etwa fünfzig Meter hoch war. Ganz oben am Rande des Abgrundes sah man einen riesigen Baum. Nördlich der Hütte war in etwa fünfhundert Metern Entfernung ein großer Wald, der sich von oberhalb des Hügels bis über die ganze östliche Seite hinunter zu dem See erstreckte. Viele Tiere sah man über das ganze Land verteilt: Hasen, Wildschweine, große Bisons und Vögel so ähnlich wie Hühner. Als er die Tiere genauer betrachtete, die alle einen grünen oder gelben Lebensbalken über dem Kopf hatten, erinnerte ihn das an die Spiele, die er mit seinen Freunden nächtelang gespielt hatte. Konnte es sein, dass er irgendwie in so eine ähnliche Welt hineingeraten war? Aber wie sollte so etwas möglich sein? Doch genauso musste es sein, denn warum hatten alle Tiere einen Lebensbalken über ihrem Kopf so wie in seinen Spielen. Es waren auch einige rote Balken zwischen all den Tieren zu erkennen, die zu den Bullen der Bisons gehörten. Rot bedeutete immer Gefahr, da diese Tiere sehr angriffslustig waren und man ohne Vorwarnung von ihnen angegriffen wurde, sollte man ihnen zu nahe kommen. Vor den grünen Lebensbalken musste man sich nicht in acht nehmen, da sie absolut harmlos waren, genau wie die gelben, die sich neutral verhielten und einen nicht beachteten. Außerdem konnte er noch weitere rote Balken ausmachen, die allerdings zu Raptoren gehörten, die vereinzelt umherstreiften und alles erlegten und fraßen, was kleiner war als sie. Sie waren etwas kleiner als die Bisons, griffen allerdings trotzdem alte und schwache Tiere an. Das hieße also für ihn, sich hier sehr vorsichtig zu bewegen, wenn er die Gegend erkundete und jede Möglichkeit zu nutzen, um in Deckung zu bleiben. Vor allem aber diese aggressiven Tiere so weit wie möglich zu umgehen. Als er sich so umsah, flog ihm eine kleine Biene, oder was es auch immer war, ins Gesicht. Er stolperte zurück und schlug mit seiner linken Hand zu, um sie zu verscheuchen.
Plötzlich öffnete sich ein kleines Fenster etwa einen halben Meter vor seinem Gesicht. Erschrocken stürzte er dabei rücklings zu Boden. Doch das Fenster, das aussah wie ein Display, verschwand nicht und da war ein Bild von ihm darauf, als er noch jung war, und sein Name stand darunter. Darunter las er Level 1 und seine Werte. Stärke, Ausdauer, Beweglichkeit, Treffsicherheit, Intelligenz und Willenskraft, die alle um fünf Punkte erhöht waren. Die Fünf leuchtete in Grün, das bedeutete, dass diese fünf Punkte noch nicht ausgerüstet waren. Man musste sie bestätigen, damit die Zahl grau dargestellt wurde, damit die Erhöhung angerechnet wurde und Sarinos davon profitieren konnte. Langsam berührte er das Fenster wieder, bewegte es nach oben und es verschwand wieder. Als er mit der Hand wieder von oben nach unten strich, erschien das Fenster erneut. Dann bewegte er es nach links, wobei die nächste Seite erschien. Auf der stand ganz oben „Kampf“ und darunter wurden verschiedene Kämpfer aufgelistet. Krieger, Krieger Tank, Paladin, Paladin Tank, Schütze, Druide, Druide Heiler, Priester, Priester Heiler und Schamane. Tank waren die Schutzschilde jeder Gruppe, sie blockten an vorderster Reihe den Schaden mit ihren Schilden ab. Es gab sechs verschiedene Magierichtungen, die man erlernen und mit den Skillpunkten weiter erhöhen konnte. Da waren die vier Elemente Feuer, Erde, Luft und Wasser sowie Dunkelheit und Lichtmagie. Danach besah sich Sarinos noch einmal seine Werte, die genau beschrieben wurden, wenn man sie antippte. Je mehr Stärke man hatte, umso mehr Schaden konnte man mit seinen Waffen an den Gegnern anrichten. Auch konnte man mehr in sein Lager aufnehmen, je stärker man wurde. Je höher die Ausdauer war, umso länger konnte man kämpfen, laufen oder auch andere Arbeiten verrichten. Beweglichkeit war sehr wichtig zum Ausweichen, um so Fernangriffen entgehen zu können. Je höher die Beweglichkeit war, umso schneller konnte man sich bewegen, was im Kampf sehr nützlich sein konnte. Vor allem wenn man den Gegnern ausweichen musste. Auch die Treffsicherheit war natürlich sehr wichtig für alle Fernkämpfer und musste so schnell wie möglich auf die Höchststufe einhundert geskillt werden. Intelligenz war eines der wichtigsten Attribute für die Magiebegabten, da man durch sie die verschiedensten Zauber erlernen konnte und diese dann durch die Erhöhung mit den Skillpunkten auch immer stärker wurden. Willenskraft war für die Regeneration der Magie sowie für die Lebenspunkte zuständig. Je höher man sie geskillt hatte, desto schneller erholten sie sich wieder, was einem im Kampf schon mal das Leben retten konnte. Alle diese Werte konnte man mit seinen Skillpunkten, die man für die Steigerung des Levels bekam, weiter erhöhen. Das Level stieg durch die Erfahrungspunkte, die man für das Töten der Gegner oder das Ausführen von Arbeiten bekam. Denn für jeden erlegten Gegner bekam man Erfahrungspunkte, je stärker oder auch je höher das Level des Gegners war, desto mehr Punkte bekam man dafür. Das galt auch für Arbeiten, die man erledigte. Je schwerer die Aufgabe, desto höher waren die Erfahrungspunkte, die man bekam. Auf der dritten Seite stand dann ganz oben Berufe, die gleich darunter aufgelistet wurden. Bau1 war zum Aufbauen von Gebäuden, Bau2 war zum Erstellen von Einrichtungsgegenständen sowie Gebrauchsgütern. Bauer1 war für die Aufzucht und Haltung von Tieren, Bauer2 war für den Anbau von Obst und Gemüse, Bauer3 war für den Anbau von Korn. Dann gab es noch Holzfäller, Jäger, Fischer, Förster, Steinmetz, Schmied, Alchemist, Koch, Schneider und so weiter.
Wo war er hier nur hingeraten und was hatte das alles zu bedeuten? Schlief er noch und träumte das alles nur, oder war er gestorben und nun in dieser Welt gelandet? Da er sich auf das alles keinen Reim machen konnte, konzentrierte er sich wieder auf sein Display vor ihm. Weil er in seinen Spielen immer Fernkämpfer bevorzugt hatte, tippte er mit der linken Hand auf Schütze. Doch nichts passierte, erst als er es mit der rechten Hand versuchte, öffnete sich ein kleines Fenster, in dem zu lesen war: „Schütze auswählen Ja/Nein“. Es war ihm während des Durchsehens der Seiten bereits aufgefallen, dass die linke Hand für das Öffnen und Schließen des Fensters sowie für das Durchblättern und die rechte Hand für das Bestätigen der jeweiligen Aktion zuständig war, die man durchführen wollte. Er tippte nun mit der rechten Hand auf Ja – und ein weiteres Fenster öffnete sich, auf dem stand: „Öffnen Sie Ihre Truhe“. Er ging zurück in seine Hütte und öffnete die Truhe, wodurch sich wieder ein Fenster öffnete: „Alles aufnehmen“ oder „Alles ausrüsten“. Ein Tipp auf Alles ausrüsten und schon hatte er Stiefel, Hose, Hemd, Weste, Kappe, Handschuhe, Bogen und Köcher sowie einen Dolch am Körper ausgerüstet. Wobei alle Gegenstände gewisse Werte, Fähigkeiten oder Resistenzen gegen verschiedene Magiearten erhöhten. Sogar das An- und Ausziehen war in dieser Welt hier ganz einfach. Man öffnete das Display, wählte im Menü das Teil aus und drückte auf Ausrüsten oder Ablegen. Auch konnte man sich ein Set zusammenstellen und es dann ganz einfach alles auf einmal ausrüsten oder ablegen. An seinem Gürtel war ein kleiner Beutel befestigt, der, wie er vermutete, sein Geld oder was auch immer man hier verwendete, enthielt. Er war fest am Gürtel angebracht, damit man ihn nicht entfernen konnte, und zum Öffnen musste man ihn nur zweimal antippen. Als Sarinos ihn öffnete, war er doch etwas erstaunt, da sich nicht nur ein paar Kupfermünzen darin befanden, sondern auch noch etwas an Ausrüstung. Das war ein Lager und kein Geldbeutel, wie er anfangs gedacht hatte. Erst da fiel ihm auf, dass die Kleidung, die er kurz vorher noch getragen hatte, verschwunden war. Denn genau die befand sich nun in diesem Beutel. Als er sich die neue Ausrüstung angelegt hatte, wurde seine alte Kleidung in seinem Lager abgelegt. Eine ganze Weile blätterte er noch in diesem Display und prägte sich die Sachen, die da standen und die er sicher noch sehr oft brauchen würde, genau ein. Dann widmete er sich etwas genauer seiner Auswahl, dem Schützen.



Der Schütze


In seinem Display stand auf der ersten Seite bei Beruf „Schütze“. Auf der zweiten konnte man aus verschiedenen Fähigkeiten auswählen, wofür er leider noch keine Skillpunkte hatte. Da konnte man Kochen, Verbergen, Verborgenes aufspüren, Klarsicht und Identifizieren aktivieren und mit seinen Skillpunkten verbessern. Er schloss das Display und sah sich ein wenig in der Nähe seiner Hütte um. Man sah nirgends eine Menschenseele, nur lauter Tiere und sonst nur weites Land, Hügel und Wälder. Da er sich nun für den Schützen entschieden hatte, nahm er seinen Bogen und ging los, um, etwas damit zu erlegen. Das war ein sehr mühsames Unterfangen, da die meisten Pfeile ihr Ziel verfehlten und er sie immer wieder einsammeln musste, wenn sie ihm ausgingen. Dass man das besser machen sollte, bevor sie einem ausgingen, wurde ihm schmerzlich bewusst, als er einen der Hasen nur verletzte und dieser plötzlich auf ihn zugestürmt kam. Da er keine Pfeile mehr hatte, konnte er ihn auch nicht stoppen – und das Tier verbiss sich in seinem Bein. Er konnte es jedoch dank seines Dolches töten und somit wieder von seinem Bein entfernen. Glücklicherweise hatte seine Hose aus recht festem Leder das meiste abgefangen und ihn vor einer schlimmeren Verletzung bewahrt. Nur mühsam gelang es ihm, ein paar dieser kleinen und flinken Hasen zu erlegen. Wobei die Tiere nach ihrem Tod verschwanden und immer wieder ein wenig nützliches Zeug sowie Fleisch und ein paar Münzen liegen ließen. Sogar Ausrüstungsgegenstände sowie Waffen konnten dabei sein, was man ganz einfach mit „Alles aufnehmen“ in seinem Lager einlagern konnte. Nach endlosen vier Stunden hatte er endlich Level drei erreicht und setzte alle bekommenen Skillpunkte auf die Trefferwertung. Schon funktionierte das Schießen mit dem Bogen um einiges leichter, da er endlich seine Beute auch traf. Damit schaffte er es bis zum Abend auf Level vier. Immer bedacht darauf, ja keinem der roten Lebensbalken zu nahe zu kommen. Die Jagd hatte ihm so viel Spaß gemacht, dass der Tag wie im Flug vergangen war und er langsam Hunger verspürte. Zum Glück hatte er noch nicht alle Punkte vergeben und konnte so noch Kochen erlernen, um sich etwas zu essen machen zu können. Im Kochmenü, das er durch das Erlernen mitgeliefert bekam, standen auch einige Rezepte und darunter glücklicherweise auch eines, wie man Hasen zubereitete, da er ja noch keine anderen Tiere gejagt hatte. Dafür benötigte er neben einigen Kräutern auch noch eine Frucht namens Erdknolle. Da er Kochen erlernt hatte, bekam er auch eine weitere Fähigkeit, mit der er Kräuter und Beilagen aufspüren konnte. Als er sich nun ein wenig umsah, konnte er allerlei Kräuter und andere Beilagen erspähen, die er vorher nicht bemerkt hatte. Erdknolle war ein Gemüse, das der Kartoffel glich, oder eher einer Mischung aus Kartoffel und Karotte. Als er einiges an Kräutern und Gemüse gesammelt hatte, begab er sich wieder zu seiner Hütte. Ein Topf war in der Hütte zu finden, sowie Teller und Besteck. Das Kochen war hier eine einfache Sache und ging recht schnell, auch schmeckte es nicht schlecht. Jedoch musste man erst einmal herausbekommen, wie es funktionierte. Man tippte einfach zweimal auf den Deckel seines Kochtopfs, worauf sich das Kochmenü öffnete und man ein Rezept auswählen konnte, das man bereits kannte. Um das herauszufinden, benötigte er allerdings fast eine Stunde und war schon kurz davor, den Topf gegen die Wand zu schleudern. Hatte man ein Rezept ausgewählt, musste man noch die Zutaten bestätigen, die man allerdings auch schon in seinem Lager haben musste, danach Deckel drauf und der Topf übernahm den Rest. Man konnte sogar mit einem höheren Level eigene Rezepte erstellen und in seinem Kochmenü abspeichern. Je nach Kochskill variierte die Kochdauer, wobei die einfachen Rezepte in ein paar Minuten fertig waren und man sein Essen genießen konnte. Genau wie in seinem vorherigen Leben: erst probieren, dann lesen. Denn peinlicherweise hatte er im Nachhinein gesehen, dass die Anleitung für den Kochtopf im Menü unter „Kochen“ stand. Müde, aber dennoch irgendwie zufrieden, ging er in seine Hütte, hängte seinen Bogen neben der Tür an den Haken und legte sich auf das Bett. Viele Sachen gingen ihm noch durch den Kopf, bevor er einschlief. Ist das jetzt mein neues Leben hier, wie bin ich hierhergekommen, sehe ich meine Familie wieder, meine Freunde …
Der Morgen graute gerade, als Sarinos erwachte und noch ein wenig über den letzten Tag nachdachte. Er konnte sich noch immer keinen Reim darauf machen, was passiert und wie er hierhergekommen war. Mit einem Satz sprang er aus dem Bett und wunderte sich noch, dass es so einfach und schmerzfrei funktionierte. Zuletzt war es eher mühsam gewesen, da er nicht mehr ganz so jung war und jede Bewegung bereits schmerzte. Doch das war alles wie weggeblasen und er war voller Kraft und Tatendrang. Zum Frühstück gab es die Reste vom Abendessen, so gestärkt nahm er seinen Bogen und machte sich auf den Weg hinunter zum See. Als er ihn nach einer Stunde erreichte, bot sich ihm ein herrlicher Anblick. Ein großer, fast runder dunkelblauer See lag vor ihm mit sicher vierhundert Metern Durchmesser. Etwa fünfzig Meter Richtung Westen begann ein Tal, das steil abfiel und um einiges tiefer lag, in dem riesige Bäume standen. Das Tal war etwa zweihundert Meter breit, einen Kilometer lang und war von drei Seiten durch senkrecht abfallende Felswände eingegrenzt. Ein Wald aus Bäumen mit einem Durmesser von fünf bis acht Metern und einer Höhe von sechzig bis neunzig Metern. Von seiner Hütte aus sah man nur sechs bis acht Meter hohe Bäume, der Rest verschwand in diesem Tal, das man von da oben nicht sehen konnte. Es konnte nur von der Seeseite her betreten werden und augenscheinlich tummelte sich viel Wild darin, da man immer wieder welches durch die Bäume beobachten konnte. Obwohl so riesige Bäume hier standen, kam das Sonnenlicht recht oft bis auf den Boden, der aber dennoch recht kahl war. Nur zwischendurch waren immer wieder Lichtungen, die mit sattem grünem Gras bewachsen waren. Auf der Ostseite vom See vorbei zog sich der Wald von oberhalb seiner Hütte aus bis so weit nach unten, wie er sehen konnte. Unterhalb davon war schönes freies Weideland, soweit das Auge reichte. Als er einen Blick in den See warf, erschrak er so sehr, dass er rücklings zu Boden fiel. Er rappelte sich auf, ging wieder zum Wasser und sah noch einmal hinein. Es konnte doch unmöglich sein. Ungläubig tastete er mit beiden Händen sein Gesicht ab, denn er sah plötzlich wieder aus wie mit zwanzig Jahren. Nun wunderte es ihn nicht mehr, dass er keine Schmerzen mehr hatte und herumspringen konnte wie in seiner Jugend. Mit einem Meter siebzig war er jedoch nicht der Größte und hatte auch noch ein paar Kilo zu viel auf den Rippen. Doch wie er das Leben hier kennengelernt hatte, würden die bald verschwunden sein. Da er keine Ahnung und auch noch nicht die Hoffnung hatte herauszufinden, wie das alles passiert war, akzeptierte er die Tatsache erst mal, dass er nun hier war und versuchte, sein Leben so gut wie möglich zu meistern. Da er nun auch das Kochen beherrschte, fand er immer wieder Zutaten für seine Gerichte. Bevor er den Rückweg antrat, sah er sich noch ein wenig im Hochwald um, so wie er ihn getauft hatte. Lange Lianen hingen von den Bäumen und konnten vielleicht einmal von Nutzen sein, dachte er. Die Bäume sahen aus wie perfekt geschnittene riesige Bonsai-Bäume, die alle ineinander verschlungen und verwachsen waren. Es war ein herrlicher Anblick, und sie erinnerten ihn mit ihren verkrüppelt gewachsenen Ästen irgendwie an die Wälder in den Märchenfilmen, die er gesehen hatte. Als Sarinos wieder in Richtung seiner Hütte ging, sah er nur die weiße Halbkugel, die sie umhüllte. Als er sie erreichte, fiel sein Blick oben auf den Hügel an der Felswand und den großen Baum. Da man von da oben sicher einen tollen Ausblick hatte, machte er sich gleich auf den Weg, die Gegend da zu erkunden. Auf der Ebene unterhalb der Felswand graste eine Herde von circa einhundertfünfzig dieser Bisons. Auch auf dem Weg nach oben waren einige unterwegs, wobei die Bullen zum Glück etwas weiter weg waren und die anderen ihm aus dem Weg gingen. Der Hügel war an die dreihundert Meter breit und fiel auf der rechten Seite wieder leicht ab. Nur je höher er anstieg, umso steiler wurde der Abhang auf der rechten Seite und die letzten zwanzig Meter gingen wieder senkrecht nach unten. Als er näher zum Baum kam, sah er, dass er große rote Früchte trug und die Bisons die auf dem Boden liegenden genüsslich fraßen. Kurz bevor er ihn erreichte, ertönte plötzlich ganz in der Nähe Kampflärm. Ein riesiger Bulle mit blutunterlaufenen Augen, der so aussah wie die Bisons, aber fast doppelt so groß wie die anderen war, griff die Bisons an, die ihm zu nahe gekommen waren und tötete sie. Sarinos kletterte schnell auf den Baum, auf den man zum Glück leicht hinaufkam. Doch das riesige Monster war glücklicherweise weit genug von ihm entfernt und hatte ihn nicht bemerkt. Das war ein furchteinflößendes Vieh und hatte die fünf Bisons im Nu erledigt. Immer ein Auge auf das Tier werfend, sah er sich die Umgebung an. Man konnte von hier oben sehr weit sehen, leider wurde die Sicht, je weiter weg es war, immer dunkler und man konnte kaum noch etwas erkennen. Der Baum stand ziemlich nahe am Abgrund, sodass seine Äste auf zwei Seiten schon ein wenig darüber hinausragten. Der Hügel endete hier oben so abrupt, als hätte man ihn einfach abgeschnitten und den Rest weggebracht. Die Früchte auf dem Baum waren so groß wie kleine Kürbisse und hatten einen Geschmack wie Kirschen. Schnell nahm er einige der Kirschfrüchte in sein Lager auf und schlich sich vorsichtig wieder in Richtung seiner Hütte. Da er an diesem Tag noch nicht allzu viel gemacht hatte, ging er noch einmal hinaus und schoss noch Hasen, Wildschweine und Vögel, bis es Abend wurde. Obwohl er erst spät angefangen hatte zu leveln, schaffte er es dennoch bis zum Abend auf Level sechs. Er wollte es sich nicht eingestehen, aber es gefiel ihm hier und es machte ihm einen Heidenspaß, mit seinem Bogen auf die Jagd zu gehen, dabei Level um Level zu steigen und seine Werte zu verbessern. Es war so ein ganz anderes Leben als das von früher, voller Hektik und Zeitdruck. So endete nun der zweite Tag wieder mit Hasenbraten, da er schnell gemacht und er schon ziemlich müde war. Zufrieden und satt begab sich Sarinos zu Bett und freute sich schon auf den nächsten Tag.



Leveln und Monstertöten


Dieses Land war einfach wunderschön, der Regen fiel hier anscheinend nur nachts und am Tage war es immer angenehm warm. Irgendwie hatte Sarinos auch das Gefühl, dass immer dieselbe Temperatur herrschte und es nur nachts ein wenig kühler wurde. Er war viel unterwegs und hatte es mittlerweile in der ersten Woche auf Level zehn geschafft. Doch der Gedanke an das Vieh auf dem Hügel ließ ihn irgendwie nicht mehr los. Als er das letzte Mal von dem Monster auf dem Hügel zurückgekehrt war, war ihm eingefallen, dass er bei den Fähigkeiten auch etwas über Klarsicht gelesen hatte, mit der man etwas über seine Gegner erfahren konnte. Natürlich hatte er sie gleich erlernt, und da auch die schmackhaften Früchte zur Neige gingen, machte er sich wieder auf den Weg nach oben. Am Baum angekommen, nutzte er die Klarsicht, um etwas über das Monster herauszufinden, doch leider war sein Wert noch zu niedrig und er musste schweren Herzens einige Punkte investieren, um ihn zu erhöhen. Nun konnte er endlich herausfinden, wie stark er war. Ein Rare Gegner Level fünfunddreißig mit sehr viel Leben und verdammt stark. Er überlegte kurz, Elite Gegner waren die besonders starken und Rare waren noch um einiges stärker und gefährlicher. Also musste er höllisch aufpassen, um den zu schaffen und vor allem weiter leveln, um stärker zu werden. Die fünf Bisons hatten ihm zwar auch etwas Schaden zugefügt, aber das war kaum der Rede wert. Aber wie sähe es aus, wenn er das Monster in die Schlucht stürzen könnte, wo ihn einhundertfünfzig dieser Bisons erwarteten. Da die Bisons ganz wild auf die Früchte von diesem Baum waren, müsste man sie doch anlocken können, überlegte er. Und weil sie sich anscheinend nicht ausstehen konnten und sofort zum Angriff übergingen, wenn sie sich zu nahe kamen, sollte sein Plan doch funktionieren.
5 Sterne
Spannende Geschichte - 26.01.2024

Sehr spannende Geschichte. Ein Muss für jeden Gamer und Fantasy-Fan!

5 Sterne
Sehr spannend bis zum Schluss - 24.08.2023
Hannes Hofer

Man hat sofort das Gefühl, selbst in dieser Welt zu sein. Die Geschichte dahinter ist von der Ersten bis zur letzten Seite sehr spannend.

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