Jenny aus dem Nirgendwo: Die Gebieter des Feuers

Jenny aus dem Nirgendwo: Die Gebieter des Feuers

Fantasy aus der Ukraine

Viktor Nochkin


EUR 15,90

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 316
ISBN: 978-3-99146-047-3
Erscheinungsdatum: 19.12.2023

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Prolog


Die Pfütze war so kalt wie der Blick eines Geldverleihers. Jenny bemerkte benommen einige Eisstückchen, die in der Dunkelheit rot glänzten. In der glitschigen Oberfläche spiegelten sich die Flammen. Jenny, die in dem schmutzigen Wasser lag, spürte die Kälte kaum. Knisternd verbrannten die Trümmer des Planwagens, die Dutzende Schritte weit verstreut lagen. Berge von Bühnenkostümen qualmten, zitternde Flämmchen umrissen verkohltes Stroh, glimmende Bretter vergingen in Rauch, und der Widerschein des Feuers entriss der Dunkelheit bald ein Bild der Zerstörung, bald erlaubte er der tiefschwarzen Nacht, Jennys verbrennendes Glück zu verbergen.

In der rot beleuchteten Dunkelheit zeichneten sich Gestalten ab, die sich bewegten. Einige Menschen wanderten wie verloren umher und bedeckten ihre Gesichter mit den Ärmeln und Schößen ihrer Mäntel, auf denen poliertes Metall glänzte. Die Silhouetten zitterten und verschwammen in Rauchwolken. Hin und wieder sprachen die Leute und ihre Stimmen verrieten weder Erstaunen noch Schrecken angesichts dessen, was geschehen war. Die Stadtwache, verstand Jenny, das ist die Wache. Für die war das Geschehen auf dem Platz einfach nur Arbeit.

Jenny lag im eisigen Wasser und wollte nicht aufstehen. Würde sie aufstehen, die Soldaten herbeirufen und die Aufmerksamkeit auf sich lenken, so bedeutete das, sie müsste an diesem gleichgültigen Umhergehen zwischen den qualmenden Trümmern des Planwagens und den verbrannten Körpern teilnehmen. Auf irgendwelche Fragen antworten, die mit ruhiger Stimme gestellt wurden. Nein, das ist nichts für mich, besser in der Pfütze bleiben. Da blieb eine der dunklen Gestalten nicht weit entfernt von Jenny stehen. Der Wachsoldat bedeckte sein Gesicht mit seinem Mantel, während er mit der anderen Hand den Rauch von sich wedelte.
„Ich verstehe es nicht“, sagte er heiser.
Wie klug er ist, dachte Jenny. Er hat sofort das Wesentliche erfasst. Der Wachsoldat ließ den Arm sinken und nieste. In dem purpurfarbigen Licht betrachtete Jenny sein Gesicht. Es war ganz jung, mit einem schmalen schwarzen Schnäuzer unter einer geröteten Nase. Seine Augen tränten vom Rauch und er rieb sie mit seinen Fäusten.
„Ich verstehe es nicht“, wiederholte der Wachsoldat.
„Was kann so heftig brennen? Selbst jetzt kann man hier nicht atmen!“
„Wer weiß, was fahrende Künstler in ihren Wagen mit sich führen“, antwortete ein anderer Soldat mit gepresster Stimme. Er stocherte mit dem Schaft der Hellebarde in dem Kohlehaufen, der Haufen fiel auseinander und ließ eine Funkenwolke aufstieben. Dem Wachsoldaten wehte glühende Hitze entgegen und er trat eilig zur Seite.

Neben Jenny schmolz der letzte Eisbrocken und drehte sich als sauberer runder Fleck inmitten des Wassers, auf dem feine schwarze Asche schwamm. Hufgeklapper erklang, im zitternden, rauchigen Dunst erschien eine wuchtige Silhouette, quietschend öffnete sich die Tür der Kutsche. Die Gestalten im Rauch bewegten sich schneller und sammelten sich an der Kutsche. Unter dem Huf des Pferdes zerbrach etwas mit lautem Knall, augenblicklich loderte eine Flamme auf, glimmende Trümmer flogen zur Seite. Im aufflammenden Licht kam die Seite der Kutsche zum Vorschein. Trübe glänzte dunkler Stahl, der von Nietenreihen durchschnitten wurde. Eines der herumfliegenden Trümmer klatschte auf die Pfütze neben Jenny. Sie sprang unwillkürlich hoch und tauchte sogleich in die erstickende Hitze ein. Solange sie in dem eisigen Wasser gelegen hatte, hatte sie nicht gespürt, wie heiß es war. Die mit Ruß gefüllte, glühend heiße Luft klebte förmlich auf den Wangen, die Augen tränten. Jenny bedeckte das Gesicht mit den Innenflächen ihrer Hände, die nach dem Eisbad noch kühl waren.
Die Wachsoldaten hatten sich alle an der Kutsche versammelt. Am rechteckigen Türeingang, der von innen erleuchtet war, erschien ein Neuankömmling, ein mittelgroßer, stämmiger Mann. Er musste ein ranghoher Vorgesetzter sein, denn die Wachsoldaten wandten die Augen nicht von ihm ab. Offenbar bemerkte Jenny niemand, mit Ausnahme des jungen Wachsoldaten mit dem schwarzen Schnäuzer. Er schaute unsicher auf die Kutsche, dann aber entschloss er sich um und ging auf Jenny zu.

„Fräulein, sind Sie wohlauf? Sind Sie aus diesem Planwagen?“
„Ja“, konnte das Mädchen nur heiser hervorbringen. Jetzt rieb auch sie sich die Augen mit den Fäusten, von denen schmutziges Wasser tropfte. Der Wachsoldat zog eilig seinen Mantel aus und warf ihn Jenny über die Schultern. Inzwischen hatte der bedeutende Herr sie nämlich bemerkt und gab den Soldaten den Befehl, zu einem entfernten Bereich der Brandstätte zu laufen, wo Hilfe notwendig wäre. Er selbst verließ den mit Stahlplatten gepanzert Wagen und eilte, mit dem Stock auf die Kohlen klopfend, zu Jenny. Unter seinen schweren Stiefeln stoben Funken und Asche drehte sich in winzigen trüben Wirbeln. Als er näherkam, schaute er sich verstohlen um, als wolle er sich davon überzeugen, dass seine Untergebenen, die von ihm fortgeschickt worden waren, Jenny auch nicht bemerkt hatten. Sie waren sehr schnell ausgerückt, woraus Jenny schloss, dass der kleingewachsene Herr über große Autorität verfügte. Wie alle sich beeilen, seinem Befehl nachzukommen, dachte sie.
„Sergeant, ist das das ein Mädchen aus der verunglückten Theatertruppe?“
„Jawohl, Herr Präfekt!“
„Bring sie in meinen Wagen. Und denk daran, du hast sie nicht gesehen! Niemand darf wissen, dass ein Augenzeuge bei uns ist …“
Der Sergeant mit dem Schnurrbart legte vorsichtig seinen Arm um Jenny und geleitete sie zum Wagen. Sein Arm war fest, Jenny spürte die Berührung durch den nassen Stoff des Mantels gut. Unter anderen Umständen wäre es ihr wahrscheinlich angenehm gewesen, wenn ein so hübscher junger Mann, mit einem so schön glänzenden Brustschutz und schwarzem Schnäuzer sie zartfühlend gestützt hätte … aber noch wahrscheinlicher wäre es gewesen, dass Jenny sich geniert und versucht hätte, sich freizumachen. Doch jetzt war ihr alles egal. Also, fast egal. Sie ging folgsam mit dem Sergeanten mit und das schmutzige Wasser, das von der Kleidung unter dem fremden Mantel auf die Kohlen strömte, zischte, warf Blasen und verwandelte sich sofort in Dampfwölkchen. Wenn diese kalten Ströme nicht gewesen wären, hätte sie nicht durch die rauchenden Kohlen zu dem Wagen gehen können.
Die vor den gepanzerten Wagen gespannten Pferde schnaubten und schüttelten die Köpfe in den Rauchschwaden. Eines von ihnen stampfte nervös mit den Hufen und der Wagen bewegte sich ein wenig fort. Der Sergeant mit dem schwarzen Schnäuzer griff Jenny unter den Arm und half ihr, einzusteigen. Aus dem Qualm tauchte der stämmige Präfekt auf und drängte Jenny zur Eile.
„Schneller, schneller, mein Fräulein! Niemand darf dich sehen! Sergeant, du auch! Schnell mir nach! Und mach die Tür zu! Tempo!“
Das Innere war beinahe leer, bis auf eine Öllampe an der Decke und lange Bänke, vom Alter nachgedunkeltes Holz unter einer groben Polsterung. Die Wände, derselbe Stahl, der unter dem Licht der Lampe trübe widerstrahlte, und gleichmäßige Reihen von Schrauben. Der Sergeant schloss krachend die Tür und sogleich wurde es kühler. Er setzte Jenny auf die Bank und nahm, auf ein Zeichen des Präfekten hin neben ihr Platz. Der Vorgesetzte ließ sich auf die Bank gegenüber plumpsen, klopfte mit dem schweren Stock auf den Boden, beugte sich vor und betrachtete Jenny.
Erst jetzt blickte sie den Vorgesetzten der Wachsoldaten richtig an. Den Mann, der hier die Anweisungen erteilte. Der Präfekt war schon älter, man konnte sogar sagen, alt. Für Jenny waren alle Männer über vierzig alt und dieser ganz bestimmt. Grauhaarig, faltig, sehr breitschultrig, aber nicht groß. Außerdem hatte er eine merkliche Glatze, die im trüben Licht glänzte. Unter dem stechenden Blick des Präfekten wurde Jenny etwas unangenehm zumute, sie rutschte so weit zurück, wie es die Breite der Bank erlaubte und hüllte sich fester in den fremden Mantel, an dem schon feuchte Flecken erschienen.
„Ich bin der Präfekt des Nord-West-Bezirks, mein Name ist Eduard Kwestin“, stellte sich der Mann vor.
„Die gesamte hiesige Wache untersteht mir und ich werde die Verbrecher suchen, die dich heute Nacht überfallen haben. Verstanden? Du musst mir die Wahrheit sagen und nichts verbergen. Denn ich vertrete das Gesetz und ich bin dein einziger Schutz. Hilf mir und ich werde dir helfen. Wie heißt du, mein Kind? Wer bist du und woher kommst du?“
„Jennifer“, stammelte Jenny, „aus dem Nirgendwo.“
Jennifer aus … woher kam sie? Jennifer aus dem Nirgendwo. Das hätte sie möglicherweise nicht laut sagen sollen. Für alle Fälle schielte sie auf den Sergeanten mit dem schwarzen Schnurrbart. Jedenfalls war er ein sympathischer junger Mann. Männer wie er kamen einem ins Unglück geratenen Mädchen immer zur Hilfe … und er hatte ihr ja schon den Mantel angeboten. Aber der junge Mann schwieg und blickte auf das vergitterte Fenster des Wagens. Doch den Präfekten stellte auch diese kurze Antwort zufrieden. Er nickte. Dann schwieg er und der stechende Blick seiner farblosen Augen durchbohrte die Zeugin unablässig.
„Also, Kind, erzähl, was dir gestern passiert ist“, sagte der Präfekt und verlangte nach einer Pause.
„Ich will alles von Anfang bis Ende hören, vom Morgen an. Erzähl unverzüglich, solange die Ereignisse noch frisch in deinem Kopf sind.“
Und Jennifer besann sich. Gestern war ein sehr langer Tag gewesen.




Teil 1: Im Schatten des Vulkans



Kapitel 1: Ein sehr langer Tag


Wohlerzogene Mädchen zeigen sich vor den Leuten nicht ohne Rock. Wohlerzogene Mädchen reisen nicht auf dem Dach eines Planwagens. Sie sitzen zu Hause und seufzen schwer, während sie aus dem Fenster starren. Jennifer kannte kein anderes Zuhause als den Planwagen von Papa Burmal. Sie liebte es, auf dem Dach des behäbigen Fuhrwerks zu liegen und die vorbeifliegenden Wolken anzuschauen, was natürlich einem so langweiligen Geschöpf wie einem wohlerzogenen Mädchen nicht in den Kopf käme. Und was Röcke anging, so hätte dasselbe wohlerzogene Mädchen schön ausgesehen, wenn es im Rock auf dem Seil getanzt hätte. Und die gesamte brüllende, lärmende Menge von unten hinaufgeglotzt hätte. Und gerade damit beschäftigte sich Jenny, mit Seiltanz über dem Platz, auf dem Papa Burmal mit seinen Zöglingen auftrat.

Jetzt war er unterwegs zum großen und berühmten Eweron, der Hauptstadt des Reiches. Jenny wird den Vulkan sehen, wird die Paläste der Gebieter des Feuers sehen, den Hafen, wo die Schiffe aus aller Welt anlegen. Ihr könnt mich mal, ihr wohlerzogenen Mädchen, dachte sie. Niemals im Leben werdet ihr die Wunder von Eweron durch eure dreckigen Fenster sehen. Zum Betrachten der Wunder ist das Dach eines Planwagens wesentlich besser geeignet. Auch Papa Burmals Fuhrwerk konnte einem wie ein Wunder erscheinen. Das sperrige, zwei Etagen hohe Konstrukt knarrte und schwankte im Fahren, aber rollte störungsfrei, gezogen von vier Pferden, eine Meile nach der anderen hinter sich zurücklassend. Dieser Wagen war Jennys Haus, solange sie sich erinnern konnte, und das galt auch für alle Übrigen. Der Wanderschauspieler Papa Burmal nahm unterwegs verlassene Kinder auf und die Familie wurde immer größer. Jenny war die Letzte und Jüngste.

Sie waren eine Familie, sie waren die Truppe des Wandertheaters Burmal und ganz gleich, wen man fragte, jeder würde sagen, dass es kein schöneres Leben geben konnte. Die Vorstellungen gefielen dem Publikum, aber es kam niemals viel Geld dabei heraus. Nur gerade so viel, um sich mit allem Nötigen für den nächsten Platzwechsel zu versorgen. Aber jetzt versprach Papa, dass ihnen schließlich ein derartiger Erfolg lachen werde, dass sie Pausbacken bekommen würden. Er habe ein neues Theaterstück verfasst, das unbedingt Erfolg haben müsse. Dafür wäre es aber notwendig, in die Hauptstadt, nach Eweron, zu fahren. Denn dort würde leicht verdientes Geld in die Taschen fließen.

Auf dem Wagendach liegend und mit einem Bein wippend, das über den Rand herunterhing, betrachtete Jenny die Wolken und träumte von den Wundern der Hauptstadt, die schon bald vor ihr auftauchen würden. Unter ihr schwammen die Kronen der kurzgewachsenen Bäume vorbei, die Spitzen der Wegpfosten mit nachgedunkelten Brettern, auf denen man den Namen der Stadt schon nicht mehr lesen konnte. Ja, aber wozu lesen? Hier führten alle Wege nach Eweron. Jennys frei baumelnde Ferse wurde gekitzelt. In so einer Höhe konnte bestenfalls ein Troll ihren Fuß erreichen, aber Jenny schaute nicht einmal nach. Sie wusste auch so, wer dazu groß genug war.
„Na was!“, sagte sie träge und zog das Bein hoch. An den frei gewordenen Rand der Bodenplatte klammerte sich erst eine Hand, dann noch eine und schließlich erschien das grinsende Gesicht Eriks. Er war nur etwas älter als Jenny, Papa hatte ihn einige Monate vor Jenny in die Familie aufgenommen. Erik und Jenny, die Jüngsten der Truppe, hielten immer zusammen. Der Bruder hatte sich hochgezogen und durch das enge Fensterchen der zweiten Etage des Wagens hindurchgezwängt. Genau so, wie Jenny es getan hatte. Er legte sich neben sie und schaute ebenso in den Himmel.
„Was denkst du?“, fragte er.
„Gibt’s bald Krieg?“
„Jungen haben nur den Krieg im Sinn“, erklärte Jenny.
„Was ist, träumst du davon, in die Armee einzutreten?“
„Ich würde schon gerne“, sagte Erik seufzend.
„Aber wie kann ich euch verlassen? Ohne mich seid ihr doch verloren! Außerdem schaffe ich es nicht, rechtzeitig auf dem Schlachtfeld zu sein. Unsere Truppen werden schnell mit den Südbarbaren fertig werden. Und ich lande in einer gottverlassenen Garnison und werde da hängen bleiben und vergammeln. Nein, das kommt für mich nicht in Frage. Warte …“, sagte er und hielt dann einen Moment inne, bevor er weitersprach: „Was ist das für ein Lärm?“
„Da schreien die Ausrufer, wo ist hier der große Held Erik, der Unbesiegbare? In der Armee wartet man auf ihn, ohne diesen mächtigen Krieger entschließen sich die Lords nicht, gegen die Antreiber des Windes vorzugehen“, sagte Jenny spöttisch.
Erik setzte sich auf und starrte auf den Weg. Jenny richtete sich ebenfalls auf den Ellbogen hoch. Der Weg führte über ein Flüsschen, darüber war eine Brücke. Und unter der Brücke brüllten Trolle. Genauer gesagt, brüllte einer, laut und durchdringend. Er lärmte wie ein Steinfall im Gebirge, während ein anderer Troll unverständlich und hohl wie rollende Kiesel plapperte. Da erschienen die Streithähne unter der Brücke. Jenny verstand, dass der Lautere der Herr der Brücke zu sein schien und den anderen verjagen wollte.
„Hau ab!“, knurrte der Riese.
„Das ist eine sehr kleine Brücke und ich komme hier sehr gut allein zurecht! Ich brauche keine Helfer! Das ist meine Brücke, die zuerst die meines Vaters war und davor die meines Großvaters. Ich halte sie selbst in Ordnung, kapiert?“
Papa Burmal zog die Zügel an und die Pferde blieben am Rand der Brücke stehen. Der Troll hatte nicht gelogen, er hielt seine Brücke in bester Ordnung, das Bauwerk sah stabil und sauber aus. Der ortsfremde Riese ließ den Kopf hängen und wich zurück, als der Herr der Brücke über die Böschung zum Wagen kletterte, um das Geld für die Überfahrt zu kassieren. Papa stieg vom Kutschbock, zog einen Brotfladen heraus, der in ein Handtuch gewickelt war. Er brach ihn in zwei Hälften, wog sie ab und reichte dem Brückenaufseher das größere Stück. Der Troll grunzte zustimmend, biss einen ordentlichen Happen ab, strich liebevoll mit dem Ärmel über das Geländer, wischte den Staub ab und stampfte auf, während er das Brot kaute. Burmal überlegte und brach das ihm verbliebene Brotstück in zwei gleiche Teile. Er reichte das eine Stück dem wandernden Troll und riet ihm: „Geh in die Hauptstadt, nach Eweron! Dort werden Männer für das Heer angeworben, man braucht Arbeiter als Ersatz für die Eingezogenen. Wenn es stimmt, was die Leute sagen, dann bricht der Krieg jeden Augenblick aus, das bedeutet, für starke Arme gibt es mehr Arbeit.“
„Danke“, sagte der Troll verlegen, der ein so unerwartetes Geschenk bekommen hatte.
„In Trochomors Namen“, brummte Burmal.
Trochomor hieß der Gott der Wege, der Landstreicher und der Bettler. Im Wagen verehrte man ihn und Papa vergaß nicht, in seinem Namen mildtätig zu sein. Der Wagen fuhr krachend über die Brücke. Der Troll ging neben ihm her und führte ein höfliches Gespräch mit Papa. Zuerst sprachen sie über den baldigen Krieg, doch dann gingen sie zu langweiligen Themen über, wie dem Zustand der Straßen, der Regelung der Erhaltung der Brücken, die Aussichten auf die Ernte. Jenny hörte nicht mehr zu. Dann flammte über dem Horizont ein blutroter Feuerschein auf. Eweron kam näher. Jenny stieß Erik mit dem Ellbogen an und beide starrten auf den Vulkan, der sich über dem Punkt des Horizonts erhob, wo sich das graue Band des Weges zwischen den Feldern und Gehölzen verlor.

***

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