Apocalypse: Aufbruch in eine neue Welt

Apocalypse: Aufbruch in eine neue Welt

Matthias Mohs


EUR 18,90
EUR 11,99

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 308
ISBN: 978-3-99107-621-6
Erscheinungsdatum: 11.05.2021
Nach dem weltweiten Inferno aufgrund des Dritten Weltkrieges ist eine Gruppe Überlebender aus Nahrungsmittelmangel dazu gezwungen, ihren sicheren Bunker zu verlassen, um auf der nahezu verwaisten Erde einen Neuanfang zu wagen.
Kapitel 1: Der Bunker

Vor 15 Jahren lag die Welt in Trümmern. Nach dem Dritten Weltkrieg, sah es so aus, als würde es nie einen vierten geben können. Über dreiviertel der Weltbevölkerung wurde vernichtet und ein Großteil der Erdoberfläche war durch die Verstrahlung und den Fallout nicht mehr bewohnbar. Andere Teile der Welt waren zwar äußerlich von Bomben verschont worden, jedoch löschten biologische und chemische Waffen die Menschen aus, ohne Gebäude oder Einrichtungen zu zerstören. Eine große Anzahl von ganzen Tierarten war ausgelöscht worden und die Nahrungsquellen für die übrig gebliebenen Menschen waren sehr begrenzt. Eine kleine Anzahl an Menschen hatte nur überlebt, da vor dem Krieg riesige unterirdische Bunkeranlagen gebaut wurden, um die wichtigen Persönlichkeiten zu schützen. Da die Bomben aber ohne jede Vorwarnung fielen, kam fast keiner der Politiker oder Wissenschaftler jemals dort an. Nur die Menschen, die sich in unmittelbarer Nähe dieser Anlagen befanden, konnten noch Zuflucht suchen. Es begann ein neues Leben im Verborgenen: Unter der Erde. Zu Beginn konnten sich die Menschen in den Bunkern noch mit Funk miteinander verständigen. Daher wussten sie, dass es noch weitere Menschen gab als die, mit denen man im Bunker festsaß. Doch relativ schnell verstummten die anderen Stimmen.
Man wusste jedoch nicht, ob das daran lag, dass diese keine Nahrung mehr hatten oder der Bunker die Strahlung nicht mehr abhalten konnte, die Luftzufuhr abgeschnitten wurde, die Menschen verrückt geworden waren oder einfach das Funkgerät seinen Geist aufgegeben hatte. Man saß in einem Gefängnis aus Beton und Stahl und hatte keine Ahnung, was vor den Türen des Bunkers vor sich ging. Vielleicht waren sie ja die letzten Menschen auf der Erde, man konnte es nicht wissen. Die Bunkeranlage wurde damals für 1000 Menschen errichtet und hatte eine eigene saubere Wasserzufuhr, unzählige Konserven und Trockennahrung. Zuflucht konnten in diesem Bunker jedoch nur 62 Menschen finden. Im Laufe der Jahre waren noch 14 Kinder geboren worden. Diese hatten noch nie die Sonne gesehen oder frische Atemluft eingeatmet. Sie wurden in ein Gefängnis unter der Erde geboren.
Jetzt, nach 15 Jahren, tauchte jedoch ein unlösbares Problem auf. Zwar konnten die Menschen immer auf frisches Wasser zurückgreifen und hatten einen eigenen Reaktor, der sie mit Strom versorgte und die Luftfilteranlagen betrieb, jedoch ging ihnen langsam die Nahrung aus und sie mussten sich einen Weg überlegen, um an eine neue Nahrungsquelle zu kommen. Nachdem sich die Menschen tagelang im Bunker aus dem Weg gegangen waren, rief David McAron durch die Lautsprechanlage eine Sitzung im Besprechungsraum des Bunkers ein. David war 37 Jahre alt und war, bevor die Bomben fielen, bei der Armee. Er war mit seiner Einheit eingesetzt, um den Bunker zu verteidigen und niemanden ohne gültige Papiere passieren zu lassen und gegebenenfalls ihn auszuschalten. Die Mitglieder seiner Einheit waren jedoch noch vor dem Angriff von ihrer Position geflüchtet, um noch Zeit mit ihren Familien zu verbringen. Nur David und sein bester Freund Charly waren dortgeblieben. Als die Menschen kamen, missachteten sie ihre Befehle und ließen sie in die Bunkeranlage.
An diesem Abend trafen sich alle Einwohner und David trat vor sie: „Schönen guten Abend, meine Freunde. Wie ihr alle wisst, gehen uns leider nach 15 Jahren in Isolation die Lebensmittel aus.“ Sofort darauf begannen die Leute zu diskutieren und es wurde lauter im Publikum. „Ruhe, meine Freunde, Ruhe. Ich weiß, dass euch das sehr beunruhigt, aber das ist eine Sache, die wir nicht aussitzen können. Wir müssen jetzt handeln, solange wir noch bei Kräften sind und unsere Reserven noch etwas reichen.“ „Aber was sollen wir denn machen? Es gibt hier unten einfach keine weiteren Lebensmittel oder Tiere“, hörte man aus dem Publikum rufen. „Das weiß ich, daher habe ich mir die einzige Möglichkeit überlegt, die uns bleibt. Einer muss sie ja mal aussprechen. Wir müssen nach draußen“, sagte David. In einem Kanon hörte man dieselbe Frage durch den Raum klingen: „Bist du verrückt?“ „Ich weiß, es hört sich sehr gewagt an, aber uns bleibt keine andere Möglichkeit. Da nehme ich doch lieber das Risiko an der Oberfläche auf mich, als hier unten langsam zu verhungern. Ich melde mich freiwillig für diese Mission. Wir müssen Nahrung finden“, erwiderte David. „Ich schließe mich dir an“, sagte sein Kumpel Charly. „Vielen Dank, mein Freund. Wer meldet sich noch? Wir haben 10 Strahlenanzüge, 2 Sturmgewehre, 1 Schrotflinte und 3 Pistolen, falls wir uns draußen verteidigen müssen, gegen wilde Tiere oder mögliche andere Überlebende, die verrückt geworden sind.“ Alle wichen den Blicken von David aus und es herrschte absolute Ruhe. „Ich komme mit!“, hörte man aus der hintersten Ecke des Raumes. Es war Michael Redville. Ein Junge, der einen Monat, nachdem sie die Bunker-Türen versperrt hatten, geboren wurde. Seine Mutter war vor den Angriffen schwanger geworden und bei seiner Geburt gestorben. „Das finde ich sehr tapfer von dir, aber du bist noch zu jung, Michael. Du wirst erst noch 15“, sagte ihm David. „Es ist doch egal, wie alt ich bin. Nachdem meine Mutter gestorben war, habt ihr euch alle um mich gekümmert. Ihr seid meine Familie geworden und ich will euch etwas zurückgeben. Außerdem kenne ich die Welt draußen nur von Erzählungen und den Büchern, die ich hier im Bunker gelesen habe. Wenn ich sie nicht langsam mal zu Gesicht bekomme, weiß ich nicht mehr, wofür ich überhaupt überlebt habe. Du hast mir doch alles beigebracht, was ich zum Überleben brauche.“ Das stimmte, David hatte ihn wie einen Sohn aufgezogen, obwohl er auch erst 22 Jahre alt war, als das alles begann. Er hatte ihm Lesen und Schreiben beigebracht, wie man mit Waffen umgeht, eine Kampfsportart, die David bei der Armee gelernt hatte, und alles, was er sonst noch wusste. „Okay, du hast recht. Du bist kein Kind mehr und auf dich kann ich mich verlassen. Damit wären wir zu dritt. Zehn Leute können mit. Wollt ihr wirklich einfach auf euren Tod warten?“, fragte David in die Menge. „Wir machen mit!“, hörte man aus der aufgewühlten Gruppe. Es waren James Tuddler und seine beiden Söhne Steve und Ed. Vor dem Angriff war James Mechaniker gewesen und hatte sein Leben lang sehr hart gearbeitet. Auch hier im Bunker hat er sich um die meisten Reparaturen gekümmert und war immer eine große Hilfe. Er war 52 und seine beiden Söhne 20 und 23. Ihre Mutter war zur Zeit der Angriffe beruflich in Washington und sie wussten nicht, was aus ihr geworden war. Aber sie machten sich keine großen Hoffnungen, dass sie es noch in einen Bunker geschafft hatte. „Vielen Dank, James, und auch an deine Söhne. Eure Hilfe ist mir sehr wichtig. Damit hätten wir noch vier Plätze für unseren kleinen Ausflug frei.“ „Ach was soll’s!“, hörte man eine Frauenstimme sagen, „ich komme auch mit. Ob ich nun hier verrecke oder wenigstens noch einmal die Sonne sehe.“ „Vielen Dank, Mary“, sagte David, „auf dein vorlautes Mundwerk hätte ich auch ungerne verzichtet.“ Mary Summers war eine 55-jährige Journalistin, die schon alles in ihrem Leben gesehen hatte. Sie hat über Serienmörder, Kriege und Unfälle berichtet. Sie konnte man durch nichts mehr erschüttern. „Dann kann ich wenigstens noch was für die Nachwelt, falls es eine geben sollte, aufschreiben und nicht nur „Geschichten aus der Gruft – Die Bunkerstory“. Die zukünftigen Leser sollen ja auch was von der Außenwelt erfahren und nicht nur lesen, wie ein Haufen Menschen irre geworden ist, weil sie beim Däumchen drehen verhungert sind“, gab Mary zum Besten. Nach weiteren Diskussionen fanden sich auch noch drei weitere Freiwillige. Darunter waren der alte Jerkins, ein sehr hasserfüllter Mann, der seine ganze Familie verloren hatte und danach verbittert wurde. Er war 69 Jahre alt, aber an sich noch sehr fit und agil. Er hatte sein Leben lang als Lkw-Fahrer gearbeitet und hatte sich schon auf seinen Vorruhestand gefreut, aber dann kam ihm leider ein Krieg dazwischen. Er war gerade auf seiner Tour, als es passierte, und zu seinem Glück in der Nähe dieser Anlage.
Außerdem meldeten sich noch Isabell O’Flannery, eine 33-jährige Frau aus Irland, die vor dem Krieg ein Auslandssemester an der Universität in Nevada gemacht hatte. Sie wollte eigentlich Ärztin werden und jetzt war sie vielleicht der einzige Mensch auf der Erde, der wenigstens etwas medizinisches Grundwissen hatte. Der Letzte der Gruppe war Ethan Curtis. Ein sehr verschlossener Mann, der die meiste Zeit für sich alleine blieb und Bücher las. Er war 45 Jahre alt. Er hatte nie erzählt, was er vor dem Krieg gemacht hatte. Damit war das „Expeditionsteam“ vollständig.
Die Gruppe traf sich am nächsten Tag, um ihren Plan zu besprechen. Es mussten noch einige Vorkehrungen getroffen und zusätzlich ein genauer Termin festgelegt werden.
„So, meine Freunde, da sind wir nun. Ich möchte mich noch einmal recht herzlich bedanken, dass ihr mir helfen wollt und euer Schicksal selbst in die Hand nehmt. Wir haben noch einiges zu besprechen. Ich würde sagen, dass wir so schnell wie möglich starten sollten. Wir sollten gleich morgen losziehen“, sagte David zur Gruppe. „Ist das nicht ein bisschen übereilt?“, fragte Jerkins mit seiner aggressiven Art. „Noch haben wir ein paar Konserven. So können wir etwas für den Weg mitnehmen und die Menschen, die hierbleiben, haben auch noch etwas. Wir sollten gleich morgen früh unsere Rucksäcke packen. Wir brauchen nur das Nötigste: Verpflegung für den Weg, viel nichtkontaminiertes Wasser, die Waffen und die Strahlenanzüge und vor allem einige Geigerzähler. Stellt euch das Ganze als Erkundungstour vor. Wir müssen erst einmal sehen, wie es draußen aussieht und was uns erwartet. Vielleicht gibt es ja Orte, wo die Strahlung nicht so hoch ist und wo wir uns neu ansiedeln können.“ „Glaubst du echt, dass es noch Orte gibt, wo Menschen überleben können? Das wäre ja herrlich. Einfach aus dem Bunker raus und neu anfangen. Vielleicht treffen wir ja sogar auf andere Menschen“, sagte Michael in freudiger Erwartung. „Wer weiß, aber wir sollten uns nicht zu viele Hoffnungen machen“, erwiderte David. „Was ist mit den Waffen? Wir haben nur sechs Waffen und sind zehn Leute?“, wollte Charly wissen. „Ich will auf jeden Fall keine. Ich bin Pazifist und habe schon zu oft gesehen, was diese Dinger anrichten können. Ich nehme jetzt einfach mal stark an, dass wir zusammenbleiben werden, und falls irgendein Tier kommt oder ein scheiß Irrer, dann sollten sechs Waffen doch reichen“, sagte Mary. „Wer kann überhaupt mit einer Waffe umgehen? Es wäre nicht schlecht, wenn wir uns nicht gegenseitig über den Haufen schießen würden, weil irgendwer nicht mit seiner Waffe zurechtkommt. Also, wer von euch hat Erfahrung damit?“, fragte David. Sofort gingen die Arme von der ganzen Tuddler Familie hoch. Auch Michael und Charly meldeten sich und zu Davids Erstaunen meldete sich auch der stille Ethan. David fiel auf, dass sich, mit ihm, sieben Leute meldeten. Aber bevor er etwas sagen oder machen konnte, sagte Ethan: „Schon gut, nehmt ihr die Waffen. Ich komme auch so gut zurecht.“ David klatschte in die Hände und sagte: „So, Freunde, dann hätten wir das ja geklärt. Wir treffen uns morgen Mittag um 12 Uhr an den großen Stahltüren des Bunkers. Bereit zum Abmarsch. Verbringt noch etwas Zeit mit euren Freunden und Partnern, ich kann euch nämlich nicht sagen, wie lange ihr sie nicht mehr sehen werdet.“ „Wenn überhaupt“, flüsterte Isabell.

Am nächsten Tag begab sich David zu den Toren, um die anderen zu treffen, jedoch war er überrascht, was ihn da erwartete. Sein Team war zwar vollzählig da, aber zusätzlich auch noch eine aufgebrachte Gruppe von Menschen, die hierblieben. „Ihr könnt ja gerne verschwinden, ihr Verräter, aber die Lebensmittel bleiben hier. Ich habe beobachtet, wie ihr aus dem Vorratskeller Konserven geklaut habt. Ihr kommt doch eh nur 10 Meter weit und dafür braucht ihr nichts zu essen!“, schrie einer der Männer aus der Gruppe und wurde danach von vielen Zwischenrufen unterstützt. „Bleibt ganz ruhig, Freunde, wir haben hier doch eine so lange Zeit friedlich zusammengelebt und wir wollen doch nur uns allen helfen. Wir werden versuchen, eine neue Nahrungsquelle zu finden, das kann aber etwas dauern und für den Weg brauchen wir etwas Verpflegung“, versuchte David die aufgebrachte Menge zu beschwichtigen. „Du scheiß Laberkopf! Wir werden euch doch nie wiedersehen, selbst wenn ihr etwas findet, und jetzt packt das Essen wieder aus, bevor wir uns die Lebensmittel mit Gewalt holen müssen!“, brüllte jemand aus der Gruppe aggressiv. „Das können wir leider …“, fing David an zu sagen, als der Mann auf ihn losging. David war gut ausgebildet und es war ein Leichtes für ihn, den Mann mit einem gezielten Schlag außer Gefecht zu setzen. Der Mann ging zu Boden wie ein Sack Kartoffeln, jedoch beruhigte das die Situation nicht sonderlich. Auf einmal stürmte die Menge auf das Team von David zu und sie konnten eine Mischung aus Hass und Angst in ihren Augen sehen. Plötzlich hallte ein ohrenbetäubender Knall durch den Bunker. Jeder hatte ein starkes Piepen auf den Ohren und war fast etwas benommen, was vielleicht aber durch den Schreck kam. „Jetzt reicht mir die Scheiße aber hier! Wir wollen euch Wichsern das beschissene Leben retten und ihr Affen wollt uns nicht einmal ein paar Konserven mitgeben, oder was?“, schrie Charly voller Unverständnis und Hass, mit der noch rauchenden Pistole in seiner Hand. „Ihr geht jetzt zurück in eure Unterkünfte und wir versuchen, uns allen den verdammten Arsch zu retten!“ Langsam wich die Gruppe vorsichtig zurück. Zwei von ihnen nahmen den immer noch bewusstlosen Mann vom Boden mit. Langsam gingen sie rückwärts den langen Gang zurück. „Das werdet ihr noch bereuen!“, sagte einer, „kommt hier bloß nicht wieder heulend angelaufen, wenn ihr merkt, dass es da draußen nichts mehr gibt außer Tod und Verderben.“ Als die Gruppe um die Ecke war, drehte sich der alte Jerkins zu der Gruppe und sprach: „Diese undankbaren Hunde! Sollen sie hier doch alle verrecken. Da will man helfen und dann so was.“ „Sie sind einfach nur nervös und aufgeregt, da nach 15 Jahren eine große Veränderung ansteht. Sie wissen, dass wir die letzte Chance für uns alle sind. Theoretisch gesehen, sind wir eine Art letzte Hoffnung für sie, aber stell dir vor, wir kommen wieder und haben schlechte Nachrichten: Dann war es das! Es gibt dann keine Überlebenschance mehr für uns. Das wird den anderen langsam bewusst“, sagte Isabell mit ruhiger Stimme. „Ich will ja hier nicht die Schweine wild machen, aber wir sollten vielleicht langsam mal unsere Ärsche in Bewegung setzen, bevor die anderen auf die Idee kommen, sich noch mal so nett von uns zu verabschieden“, warf Mary in den Raum. „Ja da wirst du wohl recht haben. Die Tore bestehen aus zwei Doppeltüren. Wir müssen erst durch die erste, diese verschließt sich dann wieder hinter uns. Dann steigen wir in einen Schwerlastfahrstuhl und fahren acht Stockwerke nach oben. Dort befindet sich die letzte Stahltür die uns von draußen trennt“, erläuterte David. „Charly, gehst du bitte an die Türsteuerung und öffnest sie bitte. Ich hoffe, dass die Elektrik noch funktioniert.“ „Klar mach ich das, ich will endlich aus diesem Betonsarg raus!“, antwortete er. Charly lief zur Steuerung und betätigte sie. Mit einem lauten Knall entriegelte sich die Tür und die beiden Signallampen links und rechts von der Tür begannen zu blinken. „Es funktioniert noch!“, rief Charly voller Begeisterung. Langsam öffneten sich die tonnenschweren Stahltüren.
Michael ging als Erster durch die geöffneten Türen, da er den Geigerzähler hatte. Die anderen warteten gespannt. Michael verschwand im Dunkeln. „Alles in Ordnung, Michael?“, fragte Mike in den dunklen Raum. Aber es kam nichts zurück. „Michael?“, rief jetzt auch sein Freund Steve. Plötzlich ging das Licht im nächsten Raum an und alle schreckten zusammen. „Alles bestens! Hab bloß nach dem Lichtschalter gesucht. Die Strahlungswerte sind hier absolut im grünen Bereich. Kommt rein in die gute Stube“, teilte Michael den anderen mit. Langsam gingen alle in den nächsten Raum. Charly schloss die Türen wieder hinter ihnen. David ging zu dem riesigen Aufzug, der Platz für mindestens 60 Menschen bot. „So eine Scheiße. Der beschissene Aufzug funktioniert nicht. Ich werde mich mal umschauen, ob es auch einen anderen Weg nach oben gibt“, fluchte David. „Ich schau mir das mal an. Es gibt nichts, was ich nicht reparieren kann!“, verkündete James. David kam wieder und offenbarte der Gruppe, dass er keinen anderen Weg nach oben gefunden hätte. „Dann habe ich nach 15 Jahren wenigsten mal wieder einen anderen Raum gesehen, über den ich etwas sch …“, versuchte Mary den anderen zu sagen, als sie plötzlich von einem herrlichen Geräusch unterbrochen wurde. Der Fahrstuhl kam von oben nach unten gefahren und gab ein heftiges Quietschen von sich. „Ich hab es hinbekommen! Auf dem Rückweg kann ich ihn ja noch ’ne Runde ölen. Das Quietschen ist ja widerlich!“, verkündete James feierlich. „Stark gemacht, Dad!“, sagte Steve. „Echt ’ne Spitzenleistung, James. Ich dachte schon, unser kleiner Trip würde hier schon enden“, rief David. Als der Fahrstuhl angehalten hatte, sagte Jerkins: „Hereinspaziert, hereinspaziert! Nächster Halt: Erdoberfläche!“ Alle stiegen gut gelaunt in den Fahrstuhl. James drückte den Knopf nach oben und mit einem kräftigen Ruck setzte sich der Fahrstuhl in Bewegung. In Richtung Himmel. Als er oben ankam, stoppte er genauso heftig, wie er losgefahren war. Die Türenöffneten sich und Michael suchte mit einer Taschenlampe, die er sich klugerweise in den Rucksack gepackt hatte, nach den Lichtschaltern. Er betätigte sie und der Raum begann sich zu erhellen. Einige Lampen zerplatzten sofort, aber es reichte aus, um alles zu erkennen. Es war eine große Halle mit Decken, die mindestens 10 Meter hoch waren, und am Ende waren zwei riesige Stahltüren. Wie in Trance bewegte sich die Gruppe darauf zu. Keiner sprach einen Ton. Das war für alle der Moment der Wahrheit. David und Charly gingen zu der Tür. David ging nach rechts und Charly ging nach links zu den Konsolen, welche die Türen steuerten. „3, 2, 1!“, zählte David herunter und dann betätigten beide gleichzeitig die Steuerung. Anschließend ertönte eine ohrenbetäubende Sirene und Wahnleuchten begannen zu leuchten. David und Charly gingen, mit den Augen auf die großen Türen gerichtet, zu der Gruppe zurück. Alle standen jetzt, mit ihren Strahlenanzügen bekleidet, vor der Tür und warteten voller Anspannung auf das Ungewisse, das sie erwartete. Langsam öffneten sich die Türen mit einem lauten Donnern. Alle hielten den Atem an. Durch die erste Lücke zwischen den beiden drang ein gleißendes Licht, wodurch alle geblendet waren. Als die Türen komplett geöffnet waren, standen alle schweigend vor dem Ausgang aus ihrem Zuhause für 15 Jahre. Die 10 Leute standen dicht zusammengedrängt vor der riesigen Öffnung und wirkten wie verloren. Da ihre Augen so helles Licht nicht mehr gewohnt waren, starrten alle in das helle, leuchtend weiße Ungewisse. Michael wagte den ersten Schritt in Richtung Neuland und der Rest folgte ihm zögerlich.



Kapitel 2:
Der Aufbruch in das Unbekannte

Es dauerte etwas, bis sich ihre Augen an die strahlende Sonne gewöhnt hatten, aber als es so weit war, schauten sich alle gründlich um. „Sieht nicht sonderlich anders aus, als an dem Tag, als wir reingegangen sind“, sagte Mary. „Der Eingang zum Bunker liegt ja auch außerhalb der Zivilisation und zwar mitten in der Wüste. Ich habe mit dem Auto am Doomsday ca. 20 min hierher gebraucht. Ach da steht die alte Kiste ja sogar“, sagte James und zeigte dabei auf ein ziemlich heruntergekommenes Autowrack, welches schräg neben dem Bunkereingang parkte. „Das Ding hat auch schon mal bessere Zeiten erlebt. Wie sieht es eigentlich mit den Strahlenwerten aus, Michael?“, fragte David, während er seinen Blick vom Auto auf Michael schwenkte. „Leicht erhöht, aber nicht bedrohlich hoch. Scheint kein angemessenes Ziel gewesen zu sein, dieses Niemandsland“, antwortete Michael völlig gelassen. „Ich will mich ja nicht beschweren, aber hat jemand eine Karte und einen Kompass? Die Straßen sind völlig von Sand bedeckt und ich habe keine Ahnung, wo wir hinmüssen. Ist ja auch schon ein paar Jahre her“, merkte Isabell mit Blick auf die Soldaten an. „Also ich habe keinen, aber ich glaube, dass ich noch ungefähr weiß, wo es langgeht“, erzählte David und blickte zu Charly rüber. „Schaut mich nicht so an, ich habe auch keinen. Wer hat denn vor 15 Jahren damit gerechnet, dass wir noch ’nen Kompass brauchen?“, rechtfertigte sich Charly. Die Blicke der Gruppe streiften planlos durch die wüstenartige Steppe. „Wollen wir jetzt auf gut Glück gehen, oder was? Das kann ja heiter werden“, meckerte der alte Jerkins. „Ich habe einen und ich weiß, dass der nächste Ort süd-westlich von hier gelegen ist“, erklärte Ethan mit seiner trockenen, aber ernsten Art. Alle schauten ihn verblüfft an, damit hätte keiner gerechnet. „Und da sind Sie sich sicher?“, fragte Steve zweifelnd. „100 prozentig. Ich kenne mich mit so etwas ganz gut aus. Können wir jetzt gehen?“, antwortete Ethan mit fordernder Stimme. „Na ja, dann ist ja alles klar. Sie führen, wir folgen“, ließ David die anderen und vor allem Ethan wissen. Langsam trottete die Gruppe los. „Ich hoffe, Sie wissen, was Sie tun!“, flüsterte James zu Ethan, aber der reagierte nicht darauf und ging mit großen Schritten voraus.

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