2080 - Eine bessere Welt

2080 - Eine bessere Welt

Erinnerungen aus der Zukunft

Claus-Peter Ganssauge


EUR 18,90
EUR 11,99

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 244
ISBN: 978-3-99107-309-3
Erscheinungsdatum: 09.12.2020
Wir schreiben das Jahr 2080. Auf sechs Jahrzehnte zurückblickend, erzählt eine Zeitzeugin, zu welch gewaltigen Leistungen die Menschheit fähig ist, wenn es um ihr eigenes und das Überleben der Erde geht. Wie es möglich wurde, das Weltklima zu retten, wird hier erlebt.
Sinneswandel

Wir schreiben das Jahr 2080. Ich bin die älteste Enkelin des Buch-Autors von: „Zukunft? – Ja, wir schaffen das!“, der als Initiator des unterirdischen Fernverkehrs und Wiederentdecker der Hochgeschwindigkeits-Transrapid-Schwebebahn anstelle der umweltschädlichen Kurzstrecken-Flüge gilt.
Sein wichtigstes Anliegen war, zunächst Mittel und Wege zu finden, wie man die aus dem Gleis geratene Umwelt wieder zur Normalität zurückführen könnte und was man in letzter Minute tun müsste, bevor es dafür zu spät ist.
Er hatte dabei auch die Idee, die Hochgeschwindigkeits-Bahnstrecken unter die Erde zu verlegen und diese Tunnelstrecken luftleer zu pumpen, wodurch ohne jeden Luftwiderstand Geschwindigkeiten von bis zu 1.000 km/h erreicht werden können und dies auch noch völlig abgasfrei und ohne die Natur zu verschandeln.
Nachdem diese Idee nach langen Debatten und großem finanziellen Aufwand endlich Gestalt angenommen hatte, war das der entscheidend wirksame Schlag gegen die luftverschmutzenden Kurzstrecken-Flüge, die ja heute weitgehend verboten sind, sofern sie noch mit Kerosin-Treibstoffen betrieben werden.
Die Fluggesellschaften haben ihn dafür natürlich nicht sehr geschätzt.
Er hatte in seinem Buch viele Anstöße gegeben, das vorhandene technische Wissen zu nutzen, um die Welt mit Hilfe der gewaltigen Sonnen-Energie vor der Vergiftung und Überhitzung zu bewahren und dabei auch noch öde Wüsten neu zu beleben. Leider ist mein Opa kurz nach dem Erscheinen seines Buches gestorben. Er durfte den Erfolg seines Werkes nicht mehr erleben.
Ich will hier berichten, welche tiefgreifenden Veränderungen ich sowohl in der technischen Entwicklung, als auch im Denken und Handeln der Menschen erlebt habe und wie weit die Visionen meines Großvaters inzwischen zu Fakten geworden sind.
Jetzt bin ich 80 Jahre alt und erfreue mich noch bester Gesundheit. Möglicherweise habe ich meine Gesundheit auch meinem verehrten Opa zu verdanken, der die Menschen „fünf Minuten vor Zwölf“ zusammen mit der Greta-Thunberg-Bewegung wachgerüttelt hat. Nur durch konkrete politische Maßnahmen, den sofortigen Einsatz modernster technischer Möglichkeiten und eine umweltschonende Lebensweise war die Erde noch vor der sicheren Unbewohnbarkeit zu retten.
Die Durchsetzung der weltweit notwendigen, verbindlichen Gesetze und Verhaltensregeln hat allerdings Jahrzehnte gedauert – trotz deutlich spürbarer negativer Klima-Veränderungen.
Die Häufung der Wetterkatastrophen und ihre Folgen waren zunächst nur allmählich spürbar, mit der Zeit wurden sie aber immer stärker für alle Erdteile zur Bedrohung.
Die Einsicht, dass wir Menschen selbst durch das umweltschädliche Verhalten einer schnell anwachsenden Weltbevölkerung die Verursacher sind, erfolgte leider erst, als die Klimaveränderungen schon weit fortgeschritten waren.
Dann endlich hatte die geschundene Natur auch dem letzten verbohrten Politiker klar gemacht: Wir haben die obere Grenze der Bevölkerungsdichte und auch das Ende der Resourcen-Verschwendung nicht nur erreicht, sondern bereits überschritten. Entweder verhalten wir uns ab sofort so, wie es die Natur unseres Planeten verkraften kann, oder wir gehen alle unter, nachdem wir die einst reichlich verfügbaren Rohstoffe verschwenderisch verbraucht haben und die landwirtschaftlichen Anbauflächen nicht mehr alle Menschen ausreichend ernähren können.
Dann endlich einigte sich die politische Vertretung der Weltbevölkerung auf die erforderlichen Beschlüsse.
Ohne die strikt einzuhaltenden Verhaltensregeln, die die UNO-Weltregierung den Menschen im Jahr 2028 verordnen musste, würde die Erde wahrscheinlich heute so aussehen, wie seinerzeit die Osterinsel, deren Lebensgrundlage die damaligen Bewohner durch ihre ungezügelte Vermehrung selbst vernichtet hatten.
Ich habe in dem Buch meines Großvaters von diesem Drama gelesen, das aufgrund der heutigen Bevölkerungsdichte auf die ganze Erde übertragbar wäre.
Zum besseren Verständnis all der notwendigen Einschränkungen und weltweiten Regulierungsmaßnahmen wiederhole ich hier die damaligen Beschlüsse, die ich mir aus der Zeitung ausgeschnitten hatte:

Präambel:
Es geht um die Bewohnbarkeit unseres Planeten Erde!
Politik und Wissenschaft bekräftigen hiermit einmütig: Die Grenzen des Wachstums sind erreicht. Nur durch die strikte Einhaltung der folgenden Beschlüsse kann die Welt vor dem Untergang/der Unbewohnbarkeit gerettet werden. Mit dem Erlass zusätzlicher adäquater nationaler Gesetze wird dies auch gelingen.
Wir erkennen, dass die beschlossenen Maßnahmen schmerzliche Einschnitte für die Automobilindustrie und ihre Zulieferer, die Luftfahrtindustrie nebst Zulieferern und die Luftfahrt selbst sowie für die Flughäfen bedeuten werden.
In Abwägung aller hiermit verbundenen Probleme und in Abstimmung mit allen der UNO angehörenden Ländern mussten in Anbetracht des Ernstes der Lage die nachstehenden schweren Entscheidungen getroffen werden.
Die gemeinsame Finanzierung der erforderlichen und weit gehenden Umstellungen und Investitionen erfolgt nach einem Quotensystem, das entsprechend der Wirtschaftskraft der einzelnen Länder ermittelt wurde.

Es darf ab sofort kein Fahrzeug (Pkw, Lkw oder Kraftrad sowie Motorboot) mit Verbrennungsmotor jeglicher Art für den Straßenverkehr neu zugelassen werden. Erlaubt sind lediglich Fahrzeuge mit Elektro- oder Brennstoffzellen- oder anderen abgasfreien Antrieben. Hybrid-Autos dürfen noch bis 31. 12. 2030 neu zugelassen werden. Der Gebrauch von Fahrzeugen mit ausschließlich Verbrennungsmotoren (Pkw, Lkw, Krafträder und Motorboote) ist ab 1. 1. 2032 verboten. Von obigen Verboten ausgenommen sind landwirtschaftliche Maschinen und Traktoren, Maschinen des Hoch- und Tiefbaus sowie des Bergbaus.
Fahrzeugen, deren Baujahr vor dem Jahre 2017 liegt, wird die Straßen-Zulassung ab 1. 1. 2030 entzogen.
Jedes Gebäude über 2,20 Meter Höhe mit Flachdach, einer Dachfläche ab 50 Quadratmetern und/oder einer Ausrichtung zwischen Südost und Südwest muss spätestens bis 31. 12. 2030 mit einer Solaranlage des Standards 5/25 ausgestattet sein, anderenfalls werden gerichtlich noch festzusetzende Ordnungsstrafen verhängt. Die Finanzierung erfolgt durch staatliche Kredite, die durch die erzielten Stromabführungs-Einnahmen oder bei Eigenverwendung durch Raten abbezahlt werden können. Die Gemeinden haben für die Ableitung der erzeugten Strommengen zu den staatlichen oder privaten Stromnetzen zu sorgen, soweit kein vollständiger Eigenverbrauch vorliegt.
Zwecks Reduzierung der Abstrahlung von Heizungs- oder Kraftwerks-wärme in die Atmosphäre werden alle Gemeinden mit einer Größe ab 20.000 Einwohnern angewiesen, klima-adäquate Verordnungen zu erlassen, die die erlaubte und noch festzulegende Wärme-Abstrahlung je Quadratmeter Außen-Fassade regelt. Gegebenenfalls sind nachträgliche Gebäude-Isolierungen anzuordnen. Wird dies nicht befolgt, sind innerhalb einer angemessenen Frist Ordnungsstrafen zu erteilen.
Öl-Heizungen, die vor dem 1.1. 2008 eingebaut wurden, sind durch Wärmepumpen- oder andere abgasfreie Heizsysteme zu ersetzen. Öl-Heizungen werden ab 1. 1. 2032 gänzlich verboten. Abgasarme Erdgasheizungen bleiben bis auf Weiteres erlaubt.
Der Flugverkehr zwischen Orten, die weniger als 1.000 Kilometer von einander entfernt liegen, wird verboten. Bewohnte und unbewohnte Inseln dürfen nur noch mit Schiffen angefahren werden, die als abgasfrei oder abgasarm zugelassen wurden. Die Normen für das Prädikat „abgasarm“ erlässt das Welt-Schifffahrtsamt.
Fracht- und Passagierschiffen wird der Antrieb durch Rohöl ab 1. 1. 2030 verboten. Sie unterliegen ab diesem Zeitpunkt der Abgaskontrolle derjenigen Länder, in denen sie registriert sind. Schiffe, die den Abgasvorschriften bei Anlandung in Häfen des Geltungsbereiches dieses Gesetzes nicht entsprechen, sind zu beschlagnahmen.

Kerosin, als Treibstoff von Motorflugzeugen aller Arten und Typen, wird mit einer Sondersteuer von 20 Prozent vom Einkaufspreis belastet. Der Erlös daraus ist zweckgebunden und darf nur für Zwecke der Luftverbesserung verwendet werden. Diese Maßnahme dient dem Ziel, abgasfreie Treibstoffe für die Luftfahrt zu entwickeln.

Das Abholzen jeglicher Wälder, auch die Reduzierung von Waldflächen aller Art, bedarf der Genehmigung einer inzwischen installierten, übergeordneten internationalen Forstbehörde. Das Fällen jedes Baumes mit einem Stammumfang über dem Boden ab zwei Metern ist genehmigungspflichtig und muss durch die Anpflanzung von drei Ersatzbäumen gleicher Art kompensiert werden. Die Gemeinden sind verpflichtet, entsprechende Baumschutz-Satzungen zu erlassen.

Alle Länder werden verpflichtet, amtlich bevollmächtigte Kommissare zur Kontrolle der Wasserqualität von Flüssen und Seen sowie des Grundwassers einzusetzen, die entsprechend der bereits festgelegten Qualitätsstandards gegf. Maßnahmen einzuleiten haben, die das Überleben von Süßwasserfischen in allen Gewässern ermöglicht.

Familien, die ab 1. 1. 2031 mit mehr als zwei Kindern unter fünf Jahren registriert werden, unterliegen ab 1. 1. 2032 einer Sondersteuer. Evtl. Kindergeld-Zahlungen entfallen ab dem vierten Kind vollständig. Ausnahmeregelungen können für Mehrlingsgeburten getroffen werden.

Trotz erheblichen Widerstandes sowohl der Evangelischen als auch der Katholischen Kirche sowie der ansässigen islamischen Verbände sind in Anbetracht des Ernstes der Lage von den Unterzeichner-Ländern angemessene Abtreibungs-Gesetze – soweit noch nicht geschehen – zu erlassen.

Koma-Patienten dürfen nicht länger als 21 Tage durch lebenserhaltende Maßnahmen behandelt werden.

Alle diplomatischen Vertretungen außerhalb Europas sind angewiesen, ihre Gastländer darauf hinzuweisen, dass ab 2035 keinerlei Zuschüsse und Hilfsgelder mehr gezahlt werden, wenn in den betreffenden Ländern ein Bevölkerungszuwachs von mehr als drei Prozent innerhalb von drei Jahren, gerechnet ab 1. 1. 2033, festgestellt wird. Um dies kontrollieren zu können, werden die UNO-Behörden beauftragt, unter der Federführung einer noch zu benennenden Firma ein Welt-Meldeamt einzurichten, dem weltweit alle örtlichen Einwohner-Meldeämter, Passämter und statistischen Landesämter elektronisch angeschlossen werden müssen. Den Ländern, die sich diesem Kontrollinstrument verweigern, sind nach einer angemessenen Frist alle Zuschüsse, Ausschuss-Mitgliedschaften und Stimmrechte zu sperren.

Auf Grund der notwendigen und zunehmenden Kommunikation zwischen den Ländern der Welt wird beschlossen, (amerikanisches) Englisch als Pflicht-Zweitsprache zu akzeptieren. Während der gesamten Schulzeit ist Englisch als Pflichtfach in die Lehrpläne aufzunehmen. Darüber hinaus wird empfohlen, Englisch bereits in den Kindertagesstätten – soweit möglich – zu sprechen. Den Universitäten wird nahegelegt, alle Vorlesungen auf Englisch abzuhalten. Alle wissenschaftlichen Lehrbücher sollten auch in englischer Sprache verfügbar sein.

Die vorliegenden Maßnahmen wurden aus der Notwendigkeit heraus beschlossen, dass ein langfristiges Überleben der Menschheit nur noch möglich ist, wenn
eine weitere zahlenmäßige Vermehrung der Weltbevölkerung rigoros gestoppt wird,
der Ausstoß aller umweltschädlichen Abgase weltweit auf nahe Null vermindert wird und
die sauerstoffspendende Pflanzenwelt in ihrer Gesamtheit weltweit erhalten bleibt.

In den Folgejahren hat es noch einige zusätzliche weltverbindliche Gesetze gegeben, die vor allem die Reinhaltung der Weltmeere zum Schutze ihrer Bewohner betrafen. Eines der wichtigsten Anliegen war: Wie bekommen wir die schädlichen Kunststoffe wieder aus dem Wasser heraus?
Es war lange Zeit ein Rätsel, woher die winzigen Kunststoff-Partikel stammen, die in großer Anzahl die Meere belasten und von der maritimen Tierwelt mit der Nahrung aufgenommen und nur teilweise wieder abgegeben werden. Inzwischen weiß man:

Die Kleidung der Menschen enthält in zunehmendem Maße synthetische Kunststoffe anstatt wie früher Wolle oder Baumwolle, weil Kunststoffe billiger sind und sich leichter maschinell verarbeiten lassen. Die Reinigung der Textilien erfolgt vorwiegend in Waschmaschinen, die die Kleidungsstücke am Ende des Waschvorganges schleudern. Hierbei entsteht mit jedem Schleudergang Abrieb im Bereich von Mikropartikeln, die mit dem Schmutzwasser in die Kanalisation und anschließend in die Klärwerke – soweit vorhanden – gelangen. Diese Partikelchen sind so winzig, dass kein Filter eines Klärwerkes sie zurückhalten könnte. So werden sie als „sauberes“ Wasser in die Flüsse entlassen, mit denen sie dann ins Meer gelangen.
Aufgrund dieses Problems erlassene Gesetze schreiben jetzt vor, dass nur noch Kunststoffe für Textilien verwendet werden dürfen, die von tierischen Mägen – welcher Art auch immer – verdaut werden und somit unschädlich wieder ausgeschieden werden können. Unmengen von Plastiktüten, -Bechern und -Verpackungen schwimmen aber immer noch unverrottet im Meerwasser herum. Allmählich werden sie von den Wellen in kleine Stücke zerteilt, die in die Mägen der Meerestiere gelangen und nicht wieder ausgeschieden werden. Die Folge ist, dass diese Tiere – vor allem Meeresvögel – langsam verhungern, weil ihre Mägen keine Nahrung mehr aufnehmen können. Obwohl schon viel unternommen wurde, ist dieses Problem bis heute noch nicht vollständig beseitigt.

Das schwierigste Vorhaben des ganzen, 2028 beschlossenen Maßnahmenkataloges war offenbar, die ungebremste Vermehrung der Menschen zu stoppen, denn dagegen hatten sich fast alle Religionen der Erde gestemmt. Die späte Einsicht, wie wichtig und richtig diese scheinbar brutale Maßnahme war, kam allerdings wirklich erst in letzter Minute, und immer noch gibt es Widerstände zu überwinden, die aber im Interesse aller Menschen gebrochen werden müssen.
Die Erde verkraftet kein weiteres Bevölkerungs-Wachstum! Und tatsächlich wurde ja eine praktikable Lösung gefunden. Doch dazu später ein paar Worte.
Den damals beschlossenen Maßnahmen und ihrer konsequenten Umsetzung haben wir es auch zu verdanken, dass wir in Großstädten wieder saubere Luft atmen können, die uns vor Lungenkrankheiten oder noch Schlimmerem bewahrt.
Ich könnte dieses Buch auch in Englisch schreiben, denn inzwischen ist dies als Weltsprache unsere zweite Muttersprache geworden, in der sich dank Internetverbindungen die ganze Weltbevölkerung miteinander unterhalten und vor allem verständlich machen kann. Ich schreibe es aber trotzdem auf Deutsch, weil ich ja in Deutschland geboren bin und hier mein ganzes Leben verbracht habe – mit Ausnahme der Zeiten, in denen ich auf Reisen war.
Seit meiner Pensionierung als Lehrerin, und zum Teil auch vorher schon, unternehme ich Reisen in die ganze Welt. Ich wollte immer gern neue Kulturlandschaften besichtigen, wo früher öde Wüsten waren. Die positiv veränderte Lebensweise der Völker dort beobachten zu können, wo früher Hunger und Elend herrschten, ist ja auch für sich allein schon ein willkommener Reiseanlass. Von einigen werde ich hier berichten.
Ich habe auf meinen Reisen fleißig Tagebuch geführt, was mir beim Schreiben dieses Buches als Gedächtnishilfe sehr nützlich sein wird.
Eigentlich habe ich das jetzt nicht ganz richtig formuliert, denn wer schreibt denn heutzutage noch? Ich habe in mein Smartphone meine täglichen Reise-Erlebnisse hineingesprochen, Smarty hat das Gehörte in Text verwandelt. Diese Texte habe ich dann zu Hause ausgedruckt und für eine spätere Auswertung gesammelt. Einige meiner Reiseberichte sind auch schon veröffentlicht worden.
Mein ganzes bisheriges Dasein habe ich in einer Zeit ständiger Veränderungen und Auflagen gelebt, die sich die höchste Vertretung der Menschheit, die UNO, selbst verordnet hat, um den begrenzten Lebensraum Erde vor der Selbstzerstörung zu bewahren.
Die inzwischen geschaffene Weltregierung sorgt für weltweit erforderliche Gesetzesvorbereitung und die spätere Umsetzung.
Ich gebe zu, dass ich immer mit der Angst gelebt habe, ob es auch wirklich gelingt, den Lebensraum Erde als Wohnstätte der Menschen noch zu retten. Nahe genug waren wir ja schon an einem Punkt, wo alles gekippt wäre, sodass die Erde heute so ähnlich aussähe wie der Mars – oder eben wie die Osterinsel. Aber der Mars ist ja inzwischen auch schon mit einigen vollautomatischen Forschungsstationen besetzt worden, die herausfinden sollen, ob eine spätere Besiedelung mit Hilfe wissenschaftlich-technischer Methoden möglich werden kann.
Aber heute bin ich überzeugt: Die Erde zu retten, als vordringlichste Aufgabe der vergangenen Jahrzehnte, das haben wir, das heißt alle Länder gemeinsam, weitgehend geschafft. Ja, wir haben es nach enormen, weltweit koordinierten Anstrengungen aber auch mit einigen Rückschlägen tatsächlich hinbekommen, unseren Planeten Erde für die Menschheit noch für lange Zeit bewohnbar zu erhalten.
Ich fand es immer interessant, in meinem Leben Zeuge der natürlichen und der verordneten Verhaltens-Veränderungen zu sein – Veränderungen, die in fast alle Bereiche der menschlichen Zivilisation hineinreichen und deutliche Umdenkungsprozesse eingeleitet haben. Es gibt da einige Themen, die mich als ehemalige Lehrerin unmittelbar betreffen oder mich zumindest besonders interessiert haben.
Zunächst einmal betrifft das die schon am Anfang des vorigen Jahrhunderts sichtbar gewordenen Wandlungen in der Denk- und Verhaltensweise der Menschen. Dafür gibt es eine ganze Reihe von Beispielen.
Jahrtausendelang haben die Männer das Überleben ihrer Familien mit mehr oder weniger Erfolg gesichert und daneben aber auch viel Schaden angerichtet. Vor allem haben sie immer wieder Kriege geführt, Menschen getötet oder zu Krüppeln verletzt oder Hungersnöte verursacht. Seit dem 20. Jahrhundert haben sich aber mehr und mehr tatkräftige und meist akademisch gebildete Frauen in der Gesellschaft emanzipiert und mitbestimmt, was getan oder unterlassen werden soll.
Ich bin der Meinung, dass jetzt die Intelligenz das bestimmende Element der menschlichen Entwicklung ist, und darin sind viele Frauen den Männern überlegen. Die Vorherrschaft der Männer aufgrund ihrer natürlichen Muskelkraft ist Vergangenheit, weil dank der Erfindung hilfreicher Maschinen die Körperkraft keine Rolle mehr im täglichen Leben spielt.
Sogar die deutsche Sprache hat sich infolge der Emanzipierung der Frauen gewaltig gewandelt, allerdings nicht immer zum Vorteil der Sprachkultur. Doch die Zeit heilt Wunden. Nach einigen Jahrzehnten sprachlicher Auswüchse hat sie wieder zu alter Schlichtheit – wenn auch mit vielen neuen Wörtern – zurückgefunden.
Als meine Eltern heranwuchsen, kämpften die Frauen immer noch – und das schon seit Jahrzehnten – um ihre Gleichberechtigung im politischen, wissenschaftlichen, kirchlichen und wirtschaftlichen Leben. Das ging zwar schrittweise voran, aber doch für viele Menschen – jedenfalls in Deutschland – viel zu langsam.
Es war ein Anliegen, vor allem von den Parteien mit weiblichem Schwerpunkt, eine Gleichberechtigung auf allen Gebieten des Zusammenlebens durchzusetzen und dies schließlich als Selbstverständlichkeit zu betrachten.
Zugegeben, manche Frauenbewegungen haben die Emanzipation auch stark übertrieben. Es war wohl schon immer so, dass erfolgreiche Bewegungen gern über ihr Ziel hinausschießen. „Emanzen“, wie man die aktivsten Vertreterinnen auch verächtlich nannte, wollten erreichen, dass auch der Sprachgebrauch eine vollzogene Frauen-Emanzipation deutlich zum Ausdruck bringt. So müsste also auch – wenigstens hier in Deutschland – die Sprache erkennbar emanzipiert werden und erreichen, dass für alle Funktionen, Berufe, Titel oder Tätigkeiten, an denen Männer und Frauen gleichermaßen beteiligt sind (oder noch werden sollen), auch weibliche Wortformen einbezogen werden.
Das ist ihnen zunächst auch weitestgehend in zwei Stufen gelungen.
Damals war von „Gleichstellung“ die Rede. Es gab sogar in vielen Behörden Gleichstellungs-Beauftragte. Und eine solche Gleichstellung sollte auch mit unserer Sprache passieren. Zum Beispiel: Politiker sollten nun PolitikerInnen, Wähler WählerInnen, Bürger BürgerInnen usw. usw. heißen. Als Lehrerin (nein!! Nicht LehrerIn!) habe ich mich immer gewehrt, meinen „SchülerInnen“ solchen Unsinn beizubringen. Und ich habe mit meiner Meinung auch Recht behalten. Dieser Auswuchs weiblicher Geistesblitze hat sich nicht durchgesetzt und ist bald wieder verschwunden.

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