Vogelgezwitscher mit Magie

Vogelgezwitscher mit Magie

Brigitte E. Amft-Obermaier


EUR 19,90

Format: 13,5 x 21,5 cm
Seitenanzahl: 150
ISBN: 978-3-99107-017-7
Erscheinungsdatum: 27.11.2023
Unterschiedlichste heitere Erlebnisse kombiniert mit vielen Tier- und vor allem Vogelcharakteren. Naturverbundenheit nimmt innerhalb der Gedichte und Kurzgeschichten einen hohen Stellenwert ein. Sie sind Ausdruck für Gelassenheit, Harmonie und Hoffnung.
Vorwort


Vita ist die Geduld, vereinbart mit den Gedanken-Spuren der Sparsamkeit.

Bin ich unscheinbar? Eigentlich nicht. Im ersten Moment habe ich das Gefühl: „Ich bin unscheinbar!“ – Nein, denn kein Mensch ist unscheinbar.
Hinter unserer ledernen oder samtweichen Hülle, genannt Haut, fahren die Nervenstränge, die Adern und Venen durch unseren Körper. Bis ganz hinunter in die Füße, in die Breite bis zu den Händen oder ganz hinauf, genannt der Kopf. Der Kopf hat in seiner weichen inneren Gehirnmasse Kniffe und Pfiffe voller Ideen gespeichert. Die wollen hinaus, aus dem Wolkenpatchwork, durch unsere Masken der Eitelkeit, und sie zeigen diese mal brav oder in Kapriolen.
Nichts scheint so, wie es ist. Harmlos ist der Morgen, der bereits beim Aufwachen unser Gehirn mit saftigen Gedanken bestückt hat. In Wirklichkeit sind wir auf unsere Dienerschaft angewiesen, und wir wissen nicht im Voraus, was mit dem heutigen Tag passiert. Abgesehen von den Verabredungen, die sich seit Längerem im Gedächtnis festgebrannt haben und hinauswollen.
Habe ich etwas vergessen, das in einer ganz anderen Schublade ist?
Obwohl wir uns das Gehirn zermartern, wie die Körner unter dem Mühlstein, finden wir nicht immer die richtigen Buchstaben für ein ausgefallenes Wort zur richtigen Zeit. Die Gehirnboten lassen nicht jeder Silbe und jedem Gedanken den Vortritt. Erst die frisch gestalteten Worte purzeln aus mir heraus, dann die wichtigen Gedankenspuren. War das die richtige Reihenfolge?
„Hallo Gehirn, du bist mein Wolkenpatchwork, lass die Gedankenspuren wie Sonnenstrahlen in alle Richtungen sprießen.“
Es kann sein, dass der Gehirn-Erklärer unsere Gedanken in Sparten aufteilt. Ernst oder beschaulich, hilfreich oder unbekümmert, aufmunternd oder sogar redegewandt. Vielleicht gibt es gewisse Schubladen, in denen die Gehirn-Anweisungen, also die verschiedenen Gedankenspuren nach Zeit, Ort und Namen sortiert. Ganze Sätze vielleicht, die wir so plötzlich ausspucken, ohne zu ahnen, was wir eigentlich sagen wollten.
„Ok“, sage ich, „Lassen wir die Dinge der Weisheit oder die unvorhergesehenen Worte gelten, einfach so dastehen – oder lasse ich sie im Raum der Möglichkeit tanzen?“
„Fasse dich kurz“, heißt es immer wieder, wenn ich die eigenen Gedankenspuren selbst zu Tage bringen will. Mal sehen, was meine Gedanken für mich parat haben.



Den Anfang verplempert


Was Gott als Anfang für uns sah,
Zeigt sich täglich durch Müh und Plag.
Ein neuer Anfang zeigt das neue Jahr.
Tagtäglich beginnen wir aufs Neuʼ den Tag.

Frühmorgens zum Anbeginn die Sonne
Es vertreibt die Dunkelheit der Nacht.
Auch wenn wir es nicht wollen –
Der neue Anfang ist ungewollt gemacht.

Ich kann in den alten Trott verfallen.
Das Einerlei von gestern wiederholen.
Gedanken, die aufeinanderprallen.
Nicht vergessen – das Atem holen.

Was könnten wir heute wirklich tun?
Welchen Anfang soll ich umsetzen?
Verwirrungen schwirren durch den Raum.
Zerplatzen wie Luftballonfetzen.

Ich hole mein Kalenderblatt.
Was habʼ ich da notiert?
Dies oder jenes oder – anstatt
Wiederum der Neuanfang rotiert.

Da schlägt die Kirchturmuhr Punkt Zehn.
Ich habʼs vergessen, welch Malheur.
Ich wollte doch zum Einkaufen gehʼn.
Sonderangebote gibt es keine mehr.

Das Heute hatte keinen guten Start.
Es war ein erfolgloser Ausklang.
Verplempert habʼ ich den langen Tag.
Morgen suchʼ ich einen neuen Anfang.



Reise durch Ismaning voller Magie


Als Biggi nach Ismaning heiratete, kannte sie nicht nur die Stadt München.
Sie ließ sich von dem Ort Ismaning voller Magie einfangen.
Voller Tatendrang schrieb sie all ihre Erlebnisse auf und malte dazu:

Die S-Bahn brachte Biggi direkt zum Geschehen.
Biggi war nicht allein unterwegs.
Es begleitete sie eine Spinne.



Spatz und Spinne


Die Spinne hangelte sich am seidenen Faden von der S-Bahn-Decke herab. Nichts ahnend stand ein blonder Jüngling darunter. Die S-Bahn setzte sich in Fahrt. Der Faden samt Spinne schaukelte hin und her. Die Spinne roch menschliche Ausdünstungen. „Ein ideales Revier für mein Vorhaben.“, dachte die Spinne. Ein paar Zentimeter über dem blonden Haupt, suchte sie sich für ihr Nest einen Platz aus, bei gleichmäßiger Fahrt spann die Spinne weiter ihr Werk. Die S-Bahn bremste, das Schaukeln verstärkte sich. Der Jüngling bewegte sich zur Türe und stieg aus. Die Spinne beklagte sich. „Jetzt ist mein Revier flöten gegangen.“ Ein neues Ziel hatte sie noch nicht trotzdem spann sie weiter.
Ein junges Mädchen schob ihr Fahrrad in die S-Bahn. Sofort nahm die Spinne sie ins Visier. „Dunkle Haare – das gefällt mir ebenso gut! Ein passendes Netz ist schnell gewebt.“ Der Faden wurde länger und länger. Die Spinne erreichte nach mehrmaligem Schaukeln die Lenkstange des Fahrrads. Sie band ihren Faden daran. Zufrieden blickte die Spinne sich um.
Sie beschloss, ein weiteres Ziel mit dem Faden zu verbinden und schnellte in die Richtung Fahrradglocke. Das Mädchen war mit dem Fahrplan beschäftigt. Die Spinne frohlockte. Sie spann ihren Faden drum herum. „Punkt zwei erreicht. Na dann, auf zur nächsten Etappe.“
Die Fahrradlampe schien eine gute Station zu sein. Über das schmale schwarze Lampenkabel hatte sie ihr Ziel schnell erreicht. Den Faden um die Lampe herum und flugs zurück zur Fahrradglocke.
Oh, ja, die Spinne war sehr flink.
Die nächste Haltestelle kam in Sicht. Die Spinne ließ sich nicht vom vielen Stimmengewirr in der S-Bahn stören. Ein Luftzug wehte herein. Die Spinne hielt sich fest. Das Mädchen steuerte das Fahrrad auf den Bahnsteig. Die Spinne fühlte den kühlen Wind und säuselte im Spinnen-Jargon: „Jetzt beginnt ein neues Abenteuer für mich.“
Ein Spatz sah die Spinne und schnäbelte: „Sieh dich vor, mit deinen dünnen Spinnenbeinen.“ Der Spatz breitete weit seine Flügel aus, er war bereit.
Was dann geschah?
Erzählʼ ich ein andermal.

Biggi spazierte durch die magische Gemeinde Ismaning.
Am Weiher sah Biggi einen kleinen Jungen. In sich gekehrt stand er selbstvergessen da. In der flachen Hand hatte er einen Stein, den ließ er nach kurzer Zeit in das Wasser fallen.



Wasser und Stein


Der Stein fiel aus der Hand.
Bahnte sich den Weg nach unten.
Es wirkt die Anziehungskraft.
Bis er ist ganz drunten.
Dringt durch das kühle Nass.
Dem Kinde macht es Spaß.
Sieht ihn eintauchen.
Wird jauchzen.
Punkte, Kreise, Ringe gleiten,
Sich auf dem Wasser ausbreiten.

Verschwunden der Stein vom Kind.
Es wehte nur noch der Wind.
Hinab in die Tiefe auf den Grund.
Zum Seestern, farbig und bunt.
Der Stein wurde größer und wuchs.
Auf einer Blume die Biene rastete.
Die Wellen wurden stärker, gehoben.
Das Wasser wölbte sich nach oben.
Der Stein füllte sich mit Luft.
Die Biene ein Plätzchen sucht.
A-ah, der Stein, im Wasser, mittendrin.
Wäre ideal, da wollte die Biene hin.
Die Biene hat einen Stachel, klein.
Der roch nach Honig, besonders fein.
Der Stein war die Haut nicht gewohnt.
Hauchdünn wie ein Luftballon.
Vorsicht war die oberste Pflicht.
Der Luftballon bekam einen Stich.
Der Stein wurde zum steinernen Fall.
Zuerst Luftballon, dann ein Knall.
Nichts blieb übrig, leider nein.
Vergangenheit, geplatzt, der Stein.

Da es gerade Frühjahr war, sah Biggi viele Gänse
und Raben.
Sie unterhielten sich laut und Biggi verstand nur das Wort „verwässern“.
Neugierig war Biggi schon, wie Raben und Gänse
etwas verwässern wollten.
Erstaunt wich Biggi zur Seite, um keine nassen Füße zu bekommen.

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